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Interview mit Dr. Rolf Hollander und Dr. Olaf Holzkämper (Vorstandsvorsitzender und Finanzvorstand von CEWE COLOR) - “Wir bedrucken alles, was sich nicht wehren kann”
Die Produkte von Europas führenden Fotofinisher CEWE COLOR mit Sitz in Oldenburg sind nicht zuletzt dank der in den vergangenen Jahren deutlich ausgeweiteten Werbeaktivitäten inzwischen einer großen Zahl von Verbrauchern ein Begriff. Eng verbunden ist diese Entwicklung von einem reinen technischen Dienstleister hin zu einem Anbieter einer breiten Palette persönlicher Fotoprodukte für jeden Anlass mit dem Siegeszug des CEWE FOTOBUCHS.

Am Rande der diesjährigen Hauptversammlung von CeWe in Oldenburg sprach Alexander Langhorst von GSC Research mit dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Hollander und Finanzvorstand über die aktuellen Trends im Markt und die künftigen Wachstumsfelder des Unternehmens.


Dr. Hollander: “Wir bedrucken alles, was sich nicht wehren kann”


GSC Research: Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2013 haben Sie unter dem Strich ja mit einem deutlichen Minus abgeschlossen. Wie zufrieden sind Sie mit dem Erreichten?

Dr. Hollander: Die Umsatz- und Ergebnisentwicklung im ersten Quartal lag genau im Rahmen unserer Unternehmensplanung. Unser Geschäft ist saisonal geprägt und in den ersten Monaten eines Jahres schreiben wir stets einen Verlust. Positiv zu werten ist der Umstand, dass es uns gelungen ist, den Fehlbetrag im Jahresvergleich sogar zu verringern.

GSC Research: Können Sie die Saisonalität Ihres Geschäfts für unsere Leser einmal näher erläutern und ein Gefühl für die ungefähre Umsatz- und Ergebnisverteilung über das Gesamtjahr vermitteln?

Dr. Hollander: Sehr gerne. Schon früher, als wir noch das klassische Foto-vom-Film Geschäft betrieben haben, hatten wir eine klare Saisonalität mit Schwerpunkt im zweiten und vor allem dritten Quartal, also der klassischen Urlaubszeit. Diese Saisonalität hat sich seit Einführung des CEWE FOTOBUCHS und der Vielzahl weiterer attraktiver Produkte, die mit den Fotos versehen werden können wie z.B. Kalender, Grußkarten oder Wanddekorationen, ganz klar ins vierte Quartal verschoben. So haben wir im Fotofinishing etwa in 2012 allein im vierten Quartal über 37 Prozent unseres Umsatzes und sogar 90 Prozent unseres Ergebnisses erwirtschaftet.

GSC Research: Eine Reihe von Handelsunternehmen, zuletzt auch METRO haben das Geschäftsjahr vom Kalenderjahr auf ein Geschäftsjahr endend mit dem 30. September umgestellt, um das wichtige Weihnachtsgeschäft direkt in das erste Quartal zu verlagern und die Prognosegenauigkeit zu verbessern. Ist dies auch eine denkbare Option für CEWE?

Dr. Holzkämper: Derartige Überlegungen haben wir derzeit nicht, wir beobachten aber diese Tendenz ebenfalls sehr genau.

GSC Research: Kommen wir zurück auf den Trend zu höherwertigen Produkten im Fotobereich, aus denen Sie bessere Margen realisieren wollen. Um welche Art von Produkten handelt es sich dabei konkret?

Dr. Hollander: Hier geht es im Wesentlichen um das CEWE FOTOBUCH, Fotokalender, Grußkarten und Wanddekorationen.Bei diesen Produkten hat sich in den letzten Jahren die für unsere Kunden verfügbare Vielfalt der Artikel deutlich erhöht, zudem bieten wir diese auch in hochwertigeren Ausführungen an. Ebenso haben wir das Angebotsspektrum insgesamt verbreitert und bieten inzwischen persönliche Fotoprodukte für jeden Anlass. Darüber hinaus können Sie Ihre Bilder auf eine Leinwand drucken lassen oder hinter Acryl. Unsere Produktentwickler testen ständig neue Ideen für zusätzliche oder verbesserte Produkte, so dass auch künftig mit spannenden und Freude bringenden Neuheiten zu rechnen ist. Etwas flapsig formuliert, CEWE kann alles bedrucken was sich nicht wehren kann.

GSC Research: In der Vergangenheit ist es CEWE ja sehr gut gelungen den Wandel von der analogen zur digitalen Fotografie zu vollziehen, auch die deutliche Erweiterung der Produktpalette zu fotonahen Produkten wie dem Fotobuch hat sich aus heutiger Sicht als richtig erwiesen. Inzwischen geht aber bei Ihnen auch die Zahl der Digitalfotos schon wieder leicht zurück, wie wollen Sie auf diese Entwicklung reagieren?

Dr. Hollander: Ihre Beobachtung ist richtig, insbesondere bei den klassischen Fotos ist dies deutlich zu beobachten. So sinkt die Zahl der Bestellungen hier inzwischen. CEWE reagiert darauf mit einem Mix aus Maßnahmen. Wir setzen wie schon beschrieben auf höherwertige Produkte im Bereich der Fotobücher und fotonahen Produkte, um auf diese Weise trotz sinkender Fotozahlen insgesamt unseren Umsatz und unsere Marge weiter zu halten und möglichst noch auszuweiten.

Daneben setzen wir aber auch konsequent und frühzeitig, wie unsere Aktionäre das von CEWE gewohnt sind, auf neue Trends und hier ganz besonders auf die immer weiter steigende Verbreitung von Smartphones und Tablet-PCs wie das iPad von Apple. Neu ist z.B. die Einbindung von digitalen Inhalten in Fotobüchern, die über einen sogenannten QR-Code im Fotobuch direkt mit einem mobilen Endgerät abgerufen werden. Aktuell an den Start gegangen ist auch die CEWE Fotowelt App für iPhone, iPad und Android Geräte. Auch auf diesem Gebiet haben wir noch viele interessante Produktideen in der Entwicklungspipeline. Zusätzliche Chancen eröffnen sich uns auf diesem Gebiet auch durch die enge Zusammenarbeit mit unseren Partnern wie Samsung, Microsoft usw. Mit einem eigenen Entwicklerteam sind wir ebenfalls sehr gut und leistungsfähig aufgestellt.

GSC Research: Sehen Sie auch noch interessante Betätigungsfelder neben dem Stammgeschäft Foto?

Dr. Hollander: Erhebliche Chancen erwarten wir auch aus unserem vor einigen Jahren gestarteten zweiten Standbein, dem Online Druck. Dieses Geschäftsfeld passt gut zu unseren Fotoaktivitäten, da wir hier durch den großen Erfolg der Fotoprodukte sehr viel Erfahrungen im Digitaldruck sammeln konnten, von denen wir in diesem ergänzenden Geschäft profitieren. Im letzten Jahr haben wir uns dann mit der Akquisition von Saxoprint auch im Bereich des online angebundenen Offset-Drucks weiterentwickelt.

GSC Research: Können Sie unseren Lesern einen Eindruck vom dortigen Markt- und Wettbewerbsumfeld geben?

Dr. Hollander: Die Druckbranche, insbesondere für die von uns angebotenen Leistungen wie z.B. Geschäftsberichte, Präsentationsunterlagen und Werbematerialen, ist in Deutschland und auch in den angrenzenden europäischen Ländern sehr fragmentiert und geprägt von kleinen und vorwiegend regional tätigen mittelständischen Unternehmen. Der Trend bei Auftraggebern, vor allem wenn es sich um größere und große Unternehmen oder Institutionen handelt, geht aber immer mehr hin zu leistungsfähigen und ebenfalls größeren Partnern auf Anbieterseite, die z.B. die Belieferung aller Niederlassungen im Inland und möglicherweise auch im europäischen Ausland verlässlich darstellen können.

Hier hat CEWE natürlich aus dem klassischen Geschäft entsprechende Erfahrungen, angesichts der von uns bearbeiteten Mengen können wir unseren Kunden im Digitaldruck im Gesamtleistungspaket natürlich ein besseres Preis-/Leistungsverhältnis bieten.

GSC Research: Die Digitaldruckaktivitäten haben Sie in 2012 mit der Saxoprint-Akquisition weiter ausgebaut und auch die Umsätze in dieser Sparte auf 43 Mio. Euro deutlich erhöht. Dennoch schreibt der Bereich rote Zahlen, wann können die Aktionäre hier mit positiven Ergebnisbeiträgen rechnen?

Dr. Hollander: Auch wenn der Online Druck noch keinen positiven Ergebnisbeitrag liefert, sind wir in dieser Sparte voll im Plan. Wir könnten heute schon beim EBIT für den Online Druck positiv sein, wenn wir unsere Werbekosten reduzieren würden. Wir setzten jetzt aber auf Wachstum und investieren ganz bewusst ins Marketing, um unseren Marktanteil weiter auszubauen.

GSC Research: Nach dem von der Hauptversammlung beschlossenen Formwechsel wird das Unternehmen künftig unter dem Namen CeWe Stiftung & Co. KGaA firmieren. Es ist recht ungewöhnlich, bei einer börsennotierten Gesellschaft den Namensbestandteil “Stiftung” zu finden, rechnen Sie hier nicht mit Irritationen in der Außenwirkung?

Dr. Hollander: So ungewöhnlich ist es ja in Deutschland nicht, hinter einer Vielzahl bekannter Firmen stehen letztlich Stiftungen. In unserer Kommunikation nach außen treten wir natürlich weiterhin mit dem unseren Kunden bestens bekannten Markennamen CEWE bzw. CEWE COLOR auf. An den Eigentumsverhältnissen ändert sich letztlich ja nichts und die Investoren können auch in der Zukunft davon ausgehen, dass wir unsere solide, nachhaltige und vorausschauende Unternehmensstrategie weiter fortsetzen werden.

Dr. Holzkämper: Auch die Resonanz am Kapitalmarkt auf unseren Schritt ist durchaus positiv ausgefallen. Seitens der Kunden und Investoren ist der Begriff Stiftung nach dem uns zugegangenen Feedback im Übrigen ganz überwiegend positiv besetzt und wird mit nachhaltigem und soliden Wirtschaften verbunden, eben genau dem, wofür CEWE auch schon bisher gestanden hat.

GSC Research: Neben der Kursentwicklung der Aktie ist aus Sicht der Anleger natürlich auch die Frage der direkten Ergebnisbeteiligung - sprich der weiteren Dividendenpolitik ein ganz wichtiges Entscheidungskriterium bei ihren Dispositionen. Sind hier künftig Veränderungen zu erwarten?

Dr. Holzkämper: Diese Frage kann ich mit einem klaren Nein beantworten. Unsere Aktionäre kennen die CEWE Aktie als einen verlässlichen Dividendenzahler, der auch in den Zeiten des Umbaus unseres Geschäfts stets die Anteilseigner angemessen am Ergebnis beteiligt hat. Die bisherige Positionierung unserer Aktie am Markt als attraktiver Dividendenwert wollen unverändert fortsetzen.

GSC Research: Welche Erwartungen haben Sie an den weiteren Verlauf des Jahres 2013?

Dr. Holzkämper: Ausgehend vom guten Start in das laufende Jahr rechnen wir mit einem weiter steigenden Umsatz. So rechnen wir mit einem Wachstum beim Online Druck um 40 Prozent auf 60 Mio. Euro, so dass der Konzernumsatz um bis zu 5 Prozent auf 510 bis 530 Mio. Euro zulegen kann. Aufgrund der angesprochenen Investitionen in den Online Druck soll auch 2013 das EBIT im Bereich von 27 bis 33 Mio. Euro liegen und das Ergebnis je Aktie einen Wert zwischen 2,44 und 3,06 Euro je Aktie erreichen.

GSC Research: Herr Dr. Hollander, Herr Dr. Holzkämper wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen weiterhin viel Erfolg.

Veröffentlichungsdatum: 14.06.2013 - 12:30
Redakteur: ala
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