Jüngst hat die Hawesko Holding AG ihre vorläufigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2012 veröffentlicht. So kletterten die Umsatzerlöse im Konzern (ohne Steuern) um 9,0 Prozent auf 448,6 (Vj. 411,4) Mio. Euro. Das EBIT des Hawesko-Konzerns bewegt sich auf Basis der vorläufigen Zahlen bei 25,9 (26,7) Mio. Euro. Infolge einer voraussichtlich auf 27 (31) Prozent absinkenden Steuerquote dürfte sich der Konzernjahresüberschuss nach Steuern und Anteilen Dritter im Bereich von 20,3 (17,9) Mio. Euro bzw. rund 2,26 (1,99) Euro je Aktie bewegen.
Über die aktuelle Geschäftslage, die weiteren Aussichten und die Strategie des im SDAX notierten Unternehmens sprach Alexander Langhorst von GSC Research mit dem Hawesko-Vorstandsvorsitzenden Alexander Margaritoff.
Margaritoff: “Hawesko ist für seine sehr aktionärsfreundliche Dividendenpolitik bekannt und wird diese Politik weiterhin fortsetzen”
GSC Research: Sie haben jüngst die vorläufigen Zahlen für das Jahr 2012 vorgelegt. Wie zufrieden sind Sie mit dem Erreichten?
Margaritoff: Wir liegen mit dem Umsatzzuwachs um 9 Prozent auf 449 Mio. Euro und einem EBIT von 25,9 Mio. Euro etwas unter unseren eigenen Zielsetzungen mit einem angestrebten Umsatzzuwachs um 10 Prozent und einem Konzern-EBIT von 28,5 Mio. Euro. Grund hierfür war vor allem das untypisch verlaufende Weihnachtsgeschäft.
GSC Research: Könnten Sie das bitte einmal genau erläutern und auch unseren Lesern ein Gefühl für die Bedeutung des Weihnachtsgeschäfts bei Hawesko vermitteln?
Margaritoff: Wie im Handel insgesamt ist das Weihnachtsgeschäft für Hawesko von hoher Bedeutung, nicht nur auf der Umsatz- sondern auch auf der Ergebnisseite. Um ein Gefühl dafür zu bekommen müssen Sie bedenken, dass wir rund ein Drittel unseres Jahresumsatzes und oft die Hälfte unseres Jahresergebnisses im vierten Quartal erzielen.
Insoweit sind untypische Verläufe des Geschäfts immer ein möglicher Belastungsfaktor und wirken sich entsprechend bei Umsatz- und Ergebnis aus. In 2012 hatten wir es mit sehr späten Bestelleingängen sowie einer Softwareumstellung im Versandhandel zu tun. Daher konnte ein Teil der Umsätze nicht realisiert werden, die Bemühungen, den Rückstand rechtzeitig vor den Feiertagen aufzuholen, waren außerdem mit zusätzlichem Aufwand verbunden.
GSC Research: Sie haben die zunehmende Bedeutung des Versandhandels bereits angesprochen. Wie sind Sie hier aufgestellt und wohin wird sich das Geschäft in der Zukunft weiter entwickeln?
Margaritoff: Unser Versandhandelssegment konnte in 2012 deutlich zulegen und einen Zuwachs um 34,4 Prozent verbuchen. Hauptgrund für diese sehr dynamische Entwicklung ist die erstmalige Konsolidierung des Spanienwein-Spezialisten Wein & Vinos in unserer Bilanz. Mit der Entwicklung unseres klassischen Versandvertriebes beim Hanseatischen Wein- und Sekt-Kontor sowie mit unserem Weinversand nach Schweden unter dem Namen „The Wine Company“ sind wir insgesamt jedoch auch zufrieden.
Im jetzt laufenden Jahr 2013 steht die Arbeit an verbesserten Konzepten für das Online-Geschäft im Versandhandelssegment ganz oben auf unserer Tagesordnung. Wir sind bereits mit vier verschiedenen Internet-Plattformen die Nr. 1 im weltweiten Online-Weinhandel, aber die Entwicklung in diesem Bereich ist so rasant, dass wir nach wie vor stark in dieses Segment investieren, um unseren Vorsprung nicht nur zu halten, sondern weiter auszubauen. Auch lassen die Kunden sich heutzutage jedoch nicht mehr auf einen bestimmten Vertriebskanal festlegen, daher besitzt die immer engere Verzahnung zwischen dem Online- und unserem klassischen Versandgeschäft sowie dem stationären Geschäft hierbei die oberste Priorität.
GSC Research: Am bekanntesten ist sicherlich Ihr Bereich stationärer Einzelhandel, der unter Marke Jacques’ Wein-Depot firmiert. Wie zufrieden sind Sie dort mit der Geschäftsentwicklung?
Margaritoff: Unser stationäres Geschäft hat sich in 2012 auch positiv entwickelt und konnte um 3,8 Prozent bzw. auf vergleichbarer Fläche um 2,4 Prozent zulegen. Somit war 2012 das siebte Jahr in Folge mit flächenbereinigtem Wachstum. Auch für das laufende Jahr rechnen wir hier mit einer weiterhin positiven Entwicklung und Effekten aus der weiteren Verzahnung zwischen On- und Offlinegeschäft.
GSC Research: Im Großhandelsbereich entwickelte sich das Geschäft hingegen schwächer als im Vorjahr, hier belastet die gesunkene Nachfrage aus Fernost. Wird sich dieser Trend auch in 2013 noch weiter fortsetzen?
Margaritoff: Der Rückgang um 2,6 Prozent in unserem Großhandel ist vor allem dem Nachfragestillstand nach Spitzenbordeaux-Weinen aus dem fernen Osten und insbesondere aus China geschuldet. Diese Entwicklung haben wir schon das Jahr 2012 über gesehen. Hiervon ist unsere Tochtergesellschaft Chateau Classic entsprechend betroffen. Anders als in den Boomjahren 2010 und 2011 sind die Kunden aus Fernost nicht mehr bereit, die sehr hohen Preise für Spitzenweine von damals zu bezahlen. Wir rechnen zwar nicht mit einer baldigen Rückkehr zu dieser Euphorie, glauben aber, dass sich die Nachfrage im Laufe des Jahres 2013 von ihrem jetzigen Tief erholt.
GSC Research: Wirkt sich dies bei Hawesko auch im Zahlenwerk unter Bestandsbewertungen aus?
Margaritoff: Eine kleine Auswirkung ist in dem vorläufigen 2012er EBIT von 25,9 Mio. Euro verarbeitet, da wir noch einen Bestandsüberhang aus der sehr starken Marktphase in 2011 hatten. Im laufenden Geschäftsjahr 2013 erwarten wir eine Normalisierung des Geschäfts und damit keine Effekte mehr aus der Bestandsbewertung.
GSC Research: Trotz eines Sondereffektes können Sie dank einer von 31 auf 27 Prozent sinkenden Steuerquote einen höheren Konzerngewinn ausweisen. Dieser dürfte bei 20,3 Mio. Euro bzw. 2,26 Euro je Aktie nach zuletzt 17,9 Mio. Euro bzw. 1,99 Euro je Aktie liegen. Dürfen sich die Aktionäre angesichts des gestiegenen Ergebnisses auch auf eine steigende Dividende freuen?
Margaritoff: Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass der Dividendenvorschlag erst auf Basis der testierten und vom Aufsichtsrat festgestellten Zahlen erfolgen kann. Ich kann aber so viel sagen: Hawesko ist für seine sehr aktionärsfreundliche Dividendenpolitik bekannt und wird diese Politik weiterhin fortsetzen.
GSC Research: Jüngst war der Presse zu entnehmen, dass der Bierabsatz in Deutschland auch in 2012 erneut zurückgegangen ist. Beim Wein ist seit Jahren eine gegenläufige Tendenz zu beobachten. Wird Deutschland immer mehr ein Land der Weintrinker?
Margaritoff: -Lacht-. Diese Entwicklung kann man in der Tat schon seit einigen Jahren beobachten. Ob Deutschland nun zu einem Land der Weintrinker wird, vermag ich nicht abschließend zu beurteilen. Sicher ist jedoch, dass sich die Konsumgewohnheiten verglichen mit vor zwanzig Jahren deutlich gewandelt haben und heute auch gerne einmal zu einem guten Wein gegriffen wird. Laut Daten des Deutschen Weininstituts (DWI) ist der deutsche Weinmarkt in 2012 um 1,2 Prozent gewachsen, und setzt damit seine Zuwachsraten erneut fort. Natürlich freut es uns als Weinhändler, dass sich der Markt in unsere Richtung entwickelt, aber wir sind in 2012 mit einem absoluten Zuwachs von 12,9 Prozent gegenüber 2011 deutlich stärker als der Gesamtmarkt gewachsen.
GSC Research: Auffallend ist Ihr mit knapp 90 Prozent sehr hoher Anteil des Deutschlandgeschäfts. Planen Sie hier in der Zukunft zusätzliches Wachstum und/oder Akquisitionen im Ausland?
Margaritoff: Ihre Beobachtung ist zutreffend, unser Deutschland-Anteil hat sich von 86 Prozent in 2011 auf 89 Prozent in 2012 erhöht. Angesichts des zum Teil sehr schwierigen konjunkturellen Umfeldes in anderen europäischen Märkten und Regionen fühlen wir uns mit unserer aktuellen Aufstellung im Grundsatz sehr wohl. Insbesondere im Großhandelsbereich sind wir bereits seit einigen Jahren auch im Ausland unterwegs und tätigen Zukäufe zur Arrondierung unserer Position im internationalen Weinmarkt. Jüngst haben wir beispielsweise unsere Auslandspräsenz durch den Zukauf von einem Weinhandel in der Westschweiz weiter ausgebaut. Diese Strategie ausgesuchter Zukäufe werden wir auch in der Zukunft weiter fortsetzen.
GSC Research: Mit welcher Entwicklung rechnen Sie für das jetzt laufende Geschäftsjahr?
Margaritoff: Wir gehen von weiteren Zuwachsraten aus und rechnen mit einer weiteren Umsatz- und Ergebnissteigerung auch in 2013. Eine konkrete Prognose werden wir wie üblich im Rahmen der Vorlage unserer Bilanz am 7. Mai 2013 vorlegen.
GSC Research: Herr Margaritoff, vielen Dank für das Gespräch und wir wünschen weiterhin viel Erfolg.
Veröffentlichungsdatum:
08.02.2013
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10:38
Redakteur:
ala