Am 30. Oktober 2012 fand in Hennef die ordentliche Hauptversammlung der CONET Technologies AG für das Geschäftsjahr 2011/12 (bis 31.3.) statt. Rund fünfzehn Aktionäre und Gäste, unter ihnen Alexander Langhorst für GSC Research, hatten sich in den Räumen der Gesellschaft eingefunden, um sich über die weiteren Zukunftsaussichten des Unternehmens zu informieren.
Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Jürgen Niemeier eröffnete die Hauptversammlung und übergab nach dem Verlesen der üblichen einleitenden Hinweise und Formalien und der Entschuldigung seiner beiden krankheitsbedingt abwesenden Aufsichtsratskollegen das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Rüdiger Zeyen.
Bericht des VorstandsNach Begrüßung der Teilnehmer durch den Vorstandsvorsitzenden Herrn Zeyen erläuterte zunächst Finanzvorstand Wilfried Pütz das Zahlenwerk für das abgelaufene Geschäftsjahr 2011/2012 (31.3.). Der Vergleich mit den Vorjahreszahlen wird dabei nach seiner Angabe durch verschiedene Konsolidierungseffekte erschwert, die aus den getätigten Akquisitionen der Jahre 2010 und 2011 resultieren. So sind in 2010/2011 die Zahlen der damaligen Akquisition der heute unter CONET Business Consultants GmbH firmierenden Gesellschaft nur zeitanteilig enthalten. Im Rechenwerk des abgelaufenen Jahres sind die Zahlen der übernommenen Quest Softwaredienstleistung GmbH nur für sechs Wochen enthalten.
Ausweislich des Geschäftsberichts lagen die Umsatzerlöse im Berichtszeitraum bei 57,58 (Vj. 44,55) Mio. Euro. Angesichts der beschriebenen Konsolidierungseffekte fokussierte sich Herr Pütz in seinen Erläuterungen auf die Ergebnisentwicklung. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit lag bei 2,02 (Vj. 1,82) Mio. Euro, unter dem Strich ergibt sich mit 1,225 Mio. Euro ein Jahresüberschuss fast auf dem Niveau des Vorjahres mit 1,297 Mio. Euro. Dieses Ergebnis bewertete der CONET-Finanzchef positiv und verwies darauf, dass im Vorjahr noch ein einmaliger positiver Effekt in Höhe von 0,3 Mio. Euro enthalten war, der sich in 2011/2012 nicht wiederholt hat. Zusammen mit dem bestehenden Bilanzgewinnvortrag beläuft sich der Bilanzgewinn auf 3,14 nach 2,19 Mio. Euro im Vorjahr.
Die Veränderungen auf der bilanziellen Ebene resultieren nach Auskunft von Herrn Pütz im Wesentlichen aus der Akquisition der QUEST Softwaredienstleistung GmbH, welche zwar in der Gewinn- und Verlustrechnung nur zeitanteilig, in der auf den Stichtag bezogenen Bilanz jedoch vollumfänglich berücksichtigt ist. Hierdurch erklärt sich auch der Anstieg der Bilanzsumme auf 38,25 nach zuvor 21,02 Mio. Euro. Um die Dimensionen zu verdeutlichen verwies er darauf, dass QUEST ein Unternehmen mit Umsatzerlösen in einer Größenordnung von rund 50 Mio. Euro ist und über ein Forderungsvolumen gegenüber Kunden in zweistelliger Millionen Euro Höhe verfügt. Diesen Forderungen an Kunden stehen entsprechende Verbindlichkeiten auf der Lieferantenseite gegenüber. QUEST vermarktet freiberufliche IT-Fachleute an Unternehmen, die dieses Personal für Projekte o. Ä. benötigen. Der Bruttorechnungsbetrag geht im Rechenwerk dann in die Forderungen ein, der Tagessatz, der den vermittelten IT-Leuten zu zahlen ist, taucht entsprechend auf der Verbindlichkeitenseite auf. Die Zahl der Mitarbeiter wuchs von durchschnittlich 349 auf 368 Personen und lag per 30.09.2012 bei rund 430 zuzüglich von rund 20 Auszubildenden.
Die getätigte Akquisition schlägt sich auch auf der Eigenkapitalebene deutlich nieder. Diese ist von 40 Prozent per 31.03.2011 auf 24 Prozent per 31.03.2012 gesunken. Zukünftig soll sich diese jedoch wieder nach oben entwickeln. Das Ergebnis je Aktie lag im abgelaufenen Geschäftsjahr bei 0,43 Euro nach 0,46 Euro im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Um die Liquidität der Gesellschaft zu schonen, schlagen Vorstand und Aufsichtsrat vor, für das abgelaufene Geschäftsjahr keine Dividende auszuschütten und den Bilanzgewinn auf neue Rechnung vorzutragen.
Mit der Entwicklung des Aktienkurses der CONET Technologies AG in den vergangenen Monaten zeigte sich Herr Pütz nicht zufrieden. Insbesondere der seit Sommer 2012 deutlich von rund 6 auf im Tief rund 3 Euro gesunkene Aktienkurs ist nach seiner Aussage weder von hohen Handelsvolumina getrieben gewesen, noch operativ nachvollziehbar. Zuletzt hat sich der Kurs wieder stabilisiert und leicht nach oben bewegt. Herr Pütz zeigte sich zuversichtlich und überzeugt davon, dass sich der Kurs in 2013 wieder in Richtung des alten Levels entwickeln wird.
Im zweiten Teil der Vorstandsausführungen gab Vorstandschef Zeyen einen Überblick über die aktuelle Unternehmensstruktur und die in den verschiedenen adressierten Märkten verfolgte Strategie. Auch Herr Zeyen bezeichnete den jüngsten Kursrückgang als in der Substanz nicht nachvollziehbar. Nach den Akquisitionen der Jahre 2010 und 2011 sieht er die CONET Technologies AG heute gut und breit im Markt aufgestellt. Als ein mittelständisches IT-Unternehmen mit einem angepeilten Jahresumsatz von mehr als 100 Mio. Euro im laufenden Geschäftsjahr und über 400 Mitarbeitern ist man bei Ausschreibungen von Projekten auch in der Lage mit den großen Anbietern im Markt zu konkurrieren.
Über die Tochtergesellschaften deckt CONET nach Vorstandsangabe ein breites Spektrum an Dienstleistungen und Lösungen im IT-Markt ab. Die CONET Solutions beschäftigt sich mit der Softwareentwicklung und Leistungen im Bereich Kommunikation und IT-Infrastruktur. In der CONET Business Consultants sind alle SAP-Themen sowie die Beratung der Kunden und die Implementierung von SAP-Systemen beim Kunden angesiedelt. Die im Berichtsjahr übernommene QUEST Softwaredienstleistung GmbH tritt im Markt unter dem Label „Recruiter und Know-how-Broker” auf und stellt nach Aussage von Herrn Zeyen eine sehr gute Ergänzung und Abrundung des Leistungsportfolios dar.
Im Zusammenhang mit der QUEST-Akquisition verspricht sich der Vorstand für die Zukunft einige interessante Impulse. Ungeachtet der Übernahme werden die CONET und auch QUEST ihr originäres und jeweils angestammtes Geschäft weiter betreiben und ausweiten. In Zusammenarbeit mit QUEST ist es beabsichtigt, die dortigen Kontakte zu bestehenden Großkunden aus dem Bankenbereich zu nutzen, um diese Kundengruppe auch für CONET zu erschließen. Ein dritter positiver Effekt wird aus dem guten Zugang von QUEST zum Markt für IT-Fachkräfte erwartet. Hierdurch wird es CONET ermöglicht, künftig bei Projekten verstärkt auch freiberufliche Fachkräfte einzusetzen, und auch der Zugang zu Personal verbessert sich, da der Markt hier laut Vorstand weiterhin angespannt ist.
Neue Aktivitäten neben QUEST sind der Einstieg in das Projektgeschäft in Österreich und die Etablierung eines kleinen Standorts vor Ort. Bei den Tochtergesellschaften Accelsis und CONET Services sollen das Ergebnis weiter verbessert und die bestehenden Strukturen weiter verschlankt und optimiert werden. Ebenfalls geplant ist die Etablierung von Lösungen, die nicht mehr als Projekt vom Kunden erworben werden, sondern bei denen die Bezahlung über ein nutzungsabhängiges Entgelt erfolgt. Denkbar ist so etwas z.B. beim Einsatz von Softwarelösungen für Reisebuchungsportale o. Ä. Ziel ist es, dem Kunden eine bessere Lösung als bisher zu bieten und dann neben der nutzungsabhängigen Zahlung für getätigte Buchungsvorgänge auch in höherem Maße am Erfolg des Kunden dort zu partizipieren. Ein derartiges Geschäftsmodell bei bestimmten Lösungen bietet laut Vorstandschef natürlich überproportionale Erfolgschancen, sicherlich ist jedoch auch das Risiko deutlich höher.
Ziel ist es nach Aussage von Herrn Zeyen, die CONET Group in der Zukunft noch besser im Markt zu positionieren, sich bietende Chancen im Markt zu nutzen und dabei Mehrwerte für die Anteilseigner zu schaffen.
Die Zahlen für das erste Halbjahr 2012/2013 befinden sich aktuell in der Zusammenstellung, so dass diese aktuell noch nicht genannt werden können. Nach derzeitigen Erkenntnissen zeichnet sich jedoch ab, dass die anspruchsvollen Ziele nicht ganz erreicht werden konnten. Als Gründe hierfür nannte der Vorstandsvorsitzende unerwartete Mehraufwendungen bei einzelnen Großprojekten sowie die eingetretenen und nicht von CONET zu verantwortenden Verschiebungen in einzelnen Projekten. Hierdurch konnten diese in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres nur als halbfertige Erzeugnisse, nicht aber bereits komplett abgerechnet werden, so dass naturgemäß die kalkulierte Marge noch nicht buchhalterisch vereinnahmt wurde.
Ebenfalls ist das Zahlenwerk stark von der Integration der QUEST in den CONET-Konzern geprägt. Bei der neuen Tochtergesellschaft sind zudem Aufwendungen für die Eröffnung von neuen Standorten in München und Düsseldorf entstanden. In Düsseldorf konnten bereits erste Aufträge akquiriert werden, der Standort in München ist im August eröffnet worden. Aktuell geht Herr Zeyen davon aus, dass QUEST im laufenden Jahr die eigenen Ziele nicht ganz erreichen wird, die endgültigen Zahlen werden wohl etwa ein Viertel unterhalb der bisherigen Erwartungen liegen.
Abschließend fasste Herr Zeyen zusammen, dass er das Unternehmen auf einem positiven Kurs sieht und CONET nach seiner Einschätzung für die kommenden ein bis drei Jahre gut gerüstet ist.
Allgemeine AusspracheAls einziger Redner im Rahmen der Generaldebatte meldete sich Aktionär Wilm Müller zu Wort und beantragte, nicht den gesamten Bilanzgewinn auf neue Rechnung vorzutragen, sondern einen Teilbetrag zum Erwerb einer Aktie der Reederei Herbert Ekkenga zu verwenden und diese unter allen Anteilseignern zu verlosen. Überdies beantragte er Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten, da im Vorjahr nicht über seine Anträge gesondert abgestimmt worden ist. Der Versammlungsleiter verwies darauf, dass die von Herr Müller vorgeschlagene Verlosung einer Aktie der Reederei Herbert Ekkenga AG eine Sachausschüttung darstellen würde, welche bei der CONET Technologies AG laut Satzung jedoch nicht möglich ist. Vor diesem Hintergrund kann dieser Antrag nicht zur Abstimmung gestellt werden. Die Anträge zur Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat sind nach Auskunft des Versammlungsleiters Gegenstand der Tagesordnung, so dass die Aktionäre diese durch entsprechende Stimmabgabe unterstützen können.
AbstimmungenNach Beendigung der allgemeinen Aussprache um 11:56 Uhr wurde die Präsenz mit 1.650.000 Stamm- und 872.777 stimmrechtslosen Vorzugsaktien festgestellt. Die Präsenz bezogen auf das Gesamtkapital lag bei 83,267 Prozent des Grundkapitals. Sämtliche Beschlussvorlagen der Verwaltung wurden einstimmig verabschiedet.
Im Einzelnen beschlossen wurde der Vortrag des Bilanzgewinns in Höhe von 1.658.236,29 Euro auf neue Rechnung (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Festsetzung der Aufsichtsratsvergütung für das Geschäftsjahr 2011/2012 (TOP 5), sowie ab dem Geschäftsjahr 2012/2013 (TOP 6), die Wahl der Herren Thomas Herbst, Unternehmensberater, Bad Soden/Ts., Dr. Burkhard Immel, Rechtsanwalt, Bad Soden/Ts. sowie Hans-Jürgen Niemeier, Diplom-Mathematiker, Köln, in den Aufsichtsrat der Gesellschaft (TOP 7), die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 8), sowie die Wahl der DHPG Dr. Harzem & Partner KG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft, Bonn, zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2012/2013 (TOP 9).
Der Aufsichtsratsvorsitzende konnte die Hauptversammlung nach etwas über einer Stunde Dauer um 12:23 Uhr schließen.
FazitOperativ ist CONET Technologies AG gut unterwegs. Nicht zuletzt die Übernahme der QUEST Softwaredienstleistung GmbH ermöglicht das Erreichen einer neuen Umsatzdimension jenseits der 100 Mio. Euro Marke im jetzt laufenden Geschäftsjahr. Neben einer Ausweitung des Geschäftsvolumens ergeben sich aus der Akquisition aber auch greifbare operative Vorteile und Synergien. Neben der besseren Verfügbarkeit der im IT-Sektor ohnehin sehr knappen Resource geeigneten Personals will man auch bestehende Cross-Selling-Potenziale bei bisherigen QUEST-Kunden aus dem Bankenbereich nutzen. Diese Strategie klingt aussichtsreich und sollte in den kommenden Jahren zu positiven Effekten auf der Umsatz- und Ergebnisseite führen.
Der Kursrückgang seit Sommer 2012 auf im Tief rund 3,00 Euro erscheint auch dem Verfasser übertrieben und fundamental nicht gerechtfertigt. Möglicherweise hat sich am Markt eine gewisse Enttäuschung darüber ergeben, dass keine Dividende ausgeschüttet wird. Dieser Schritt erscheint angesichts der deutlichen Ausweitung des Geschäftsvolumens zur Stärkung der Innenfinanzierungskraft jedoch sehr sinnvoll und ist absolut nachvollziehbar. Bezogen auf das 2011/2012er EpS von 0,43 Euro wird die CONET Technologies Aktie beim aktuellen Kurs von rund 4 Euro mit einem KGV von knapp unter 10 bewertet und erscheint damit angesichts des Wachstums doch deutlich unterbewertet. Auf mittlere Sicht hält der Verfasser einen Anstieg des Kurses auf um die 6 Euro für durchaus realistisch und angemessen. Spätestens ab dem Geschäftsjahr 2013/2014 wird auch die Akquisition QUEST in vollem Umfang auf der Ergebnisseite ihren Beitrag leisten können, schon im laufenden Geschäftsjahr dürfte der Umsatz dank der ganzjährigen Konsolidierung die 100 Mio. Euro Umsatzmarke übertreffen können.
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Veröffentlichungsdatum:
07.11.2012
-
10:50
Redakteur:
ala