Am 1. August 2012 fand in München die ordentliche Hauptversammlung der MERKUR BANK KGaA statt. Im Gegensatz zu vielen Banken konnte die Gesellschaft im vergangenen Jahr ein neues Rekordergebnis vermelden. Rund 150 Aktionäre und Gäste, unter ihnen Thorsten Renner für GSC Research, hatten sich im Konferenzzentrum München um 11 Uhr eingefunden, um sich über die weiteren Zukunftsaussichten zu informieren. Der Aufsichtsratsvorsitzende Hans Jakob Zimmermann eröffnete die Hauptversammlung und übergab nach dem Verlesen der üblichen Formalien das Wort an den Vorsitzenden der Geschäftsleitung Dr. Marcus Lingel.
Bericht der GeschäftsleitungEr kann von einer äußerst positiven Geschäftsentwicklung berichten, hob Dr. Lingel hervor. Dabei hatte das Jahr 2011 durchaus zwei Gesichter. Der guten Entwicklung bei den deutschen Industrieunternehmen stand die anhaltende Schuldenkrise in Europa gegenüber. Die massiven Staatsschulden haben sich auch in den Zahlen vieler Banken bemerkbar gemacht. Aus diesem Grund mussten viele Banken die Risiken in ihren Geschäften abbauen. Nach Meinung von Dr. Lingel konnte die MERKUR BANK von dieser Entwicklung profitieren.
Nach dem Rekordergebnis in 2010 konnte dieses im vergangenen Jahr noch einmal gesteigert werden. Der Jahresüberschuss verbesserte sich auf 2,9 Mio. Euro. Das Geschäft steht auf den vier strategischen Säulen Firmenkunden, Privatkunden, Leasingrefinanzierung und Bauträgerzwischenfinanzierung. Im Bereich der Firmenkunden konzentriert sich die Gesellschaft auf mittelständische Firmenkunden. Den Vorteil im Bereich Privatkunden sah Dr. Lingel in der Positionierung als Universalbank mit einer unabhängigen Produktpalette. Daneben konzentriert sich das Unternehmen auf die Refinanzierung mittelständischer Leasinggeschäfte. Im vierten Bereich fokussiert sich die Gesellschaft auf die Finanzierung wohnwirtschaftlicher Immobilienprojekte. Regional betrachtet liegt der Schwerpunkt auf München und Stuttgart.
Als Erfolgsfaktoren machte Dr. Lingel die Punkte Verlässlichkeit, Langfristigkeit, Kompetenz und Leistungsfähigkeit aus. Das Unternehmen ist hauptsächlich in Bayern präsent, allerdings wurde nun ein neuer Standort in Plauen eröffnet. Laut Dr. Lingel verzeichnete die MERKUR BANK im letzten Jahr ein Neugeschäftsvolumen von fast 600 Mio. Euro. Die Provisionserträge wuchsen auf 9,9 Mio. Euro, während die Risikovorsorge gesenkt werden konnte. So verblieb ein Jahresüberschuss von 2,9 Mio. Euro entsprechend 0,55 Euro je Aktie. Allein seit 2009 hat sich das Ergebnis je Aktie damit um 150 Prozent verbessert.
Nach den Worten von Dr. Lingel stellt sich die Marktlage im Bauträgergeschäft weiterhin positiv dar. Dabei liegt die Zahl der neu geschaffenen Wohnungen immer noch unter dem Bedarf. Dies führt zwar zu steigenden Preisen, der niedrige Zins belebt aber weiter das Geschäft. Nach einer verhaltenen Aktivität zum Jahresauftakt belief sich das Neugeschäftsvolumen im Bauträgergeschäft auf 433 Mio. Euro. Durch einen neuen Partner im Bauträgergeschäft können die Kunden nun noch besser bedient werden und die Eigenkapitalbelastung wird geringer, betonte Dr. Lingel.
Auch die Leasingbranche hatte im vergangenen Jahr eine gute Auslastung. Das Neugeschäft belief sich in 2011 auf fast 110 Mio. Euro. Im Bereich Firmenkunden sah Dr. Lingel noch enormes Wachstumspotenzial, nachdem das Neugeschäftsvolumen bei knapp 60 Mio. Euro lag. Laut Dr. Lingel kam es im Segment Privatkunden zu Änderungen in den letzten Jahren. Besonderen Wert legt die Gesellschaft auf Beratung und so konnte das Depotvolumen auf gut 70 Mio. Euro gesteigert werden.
Der Zinsüberschuss sank bei einer Zinsspanne von 2,8 Prozent auf 20,2 Mio. Euro. Bei einer Cost-Income-Ratio von unter 60 Prozent sah Dr. Lingel die MERKUR BANK hervorragend aufgestellt. Die Risikovorsorge verringerte sich von 5,2 auf 2,7 Mio. Euro. Sehr erfreulich entwickelte sich die Eigenkapitalrendite vor Steuern, die von 14,9 auf 20,7 Prozent zulegte. Des Weiteren vermeldete Dr. Lingel einen leichten Anstieg der Eigenmittel auf 62,1 Mio. Euro. Wie er ergänzte, ist dies ein wichtiger Punkt im Hinblick auf die höheren Eigenkapitalanforderungen nach Basel III.
Die Stärkung des Kernkapitals soll durch die Thesaurierung von Gewinnen und die Aufstockung des Fonds für allgemeine Bankrisiken erfolgen. Zur weiteren Stärkung hat die Gesellschaft auch Kapitalmaßnahmen in die Tagesordnung der Hauptversammlung aufgenommen, um die Anforderungen erfüllen zu können. Laut Dr. Lingel sind die Kosten für eine Anleihe im Rahmen von Kapitalmaßnahmen deutlich geringer.
Zufrieden zeigte sich Dr. Lingel mit der Entwicklung des Aktienkurses, der sich mittlerweile auf rund 5,20 Euro erhöht hat. Neben der Baader Bank als Designated Sponsor hat die Gesellschaft auch Better Orange als Kommunikationsagentur eingesetzt. In Summe hat die MERKUR BANK die Herausforderungen des vergangenen Jahres sehr gut gemeistert, wofür Dr. Lingel allen Mitarbeitern dankte.
Nach der Veröffentlichung des Halbjahresberichts war Dr. Lingel auch für das Gesamtjahr sehr positiv gestimmt. Angesichts des stabilen Umfelds in Deutschland sah er im Bereich Firmenkunden noch Wachstumspotenzial. Im Bereich Privatkunden hat die Gesellschaft die Strategie konsequent fortgesetzt und so entwickelte sich das Filialgeschäft sehr dynamisch. Obwohl man im Leasingsegment im Neugeschäft vorsichtig agierte, verzeichnete man unter dem Strich trotzdem einen positiven Start, so Dr. Lingel.
Bei einer etwas gesunkenen Bilanzsumme konnten die Kundenforderungen im ersten Halbjahr bei knapp 700 Mio. Euro gehalten werden. Einen kräftigen Anstieg um 31 Prozent auf 89,9 Mio. Euro verzeichnete das Depotvolumen. Allein in Plauen konnten hier 6 Mio. Euro generiert werden. Auch das Neugeschäft bei den Firmenkunden legte um 5,0 Prozent zu. Obwohl sich die Zinsmarge leicht verringerte, kam das Zinsergebnis auf 10,4 Mio. Euro voran. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit kletterte auf 2,29 Mio. Euro. Bedingt durch eine höhere Steuerbelastung blieb das Ergebnis nach Steuern mit 1,15 Mio. Euro nahezu unverändert, berichtete Dr. Lingel. Die MERKUR BANK bleibt eine sehr solide aufgestellte Privatbank und wird sich mit ihren Stärken am Markt durchsetzen. Entsprechend zeigte sich Dr. Lingel zum Ende seiner Ausführungen sehr zuversichtlich, das Ergebnis im Gesamtjahr auf einem hohen Niveau halten zu können.
Allgemeine DiskussionDaniel Bauer als Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e. V. (SdK) zeigte sich sehr erfreut über das letzte Geschäftsjahr, vor allem weil sich die Gesellschaft vom Trend der Bankenbranche absetzen konnte. Auch die Cost-Income-Ratio sah er auf einem hervorragenden Niveau. Da im vergangenen Jahr noch einmal Rückstellungen gebildet wurden, bat Herr Bauer um nähere Ausführungen zum Schadensfall 2006. Um alle erkennbaren Risiken abzudecken, wurden noch einmal 0,24 Mio. Euro den Rückstellungen zugeführt, berichtete Bankdirektor Claus Herrmann. In Summe wertete er den Fall aber nicht als existenziell bedeutend für die Bank.
Da der Großaktionär Scholz einige Aktien verkauft hat, erkundigte sich Herr Bauer nach den weiteren Plänen. Herr Scholz hat sich mit dem Thema Verkauf der Aktien beschäftigt. Allerdings will er auch weiterhin dem Unternehmen als Großaktionär zur Verfügung stehen und mögliche Kapitalmaßnahmen mitmachen, teilte der Aufsichtsratsvorsitzende mit.
Im Hinblick auf die Eröffnung der Filiale in Plauen wollte der SdK-Sprecher wissen, ob weitere Neueröffnungen vorgesehen sind. Herr Herrmann wertete Plauen als Pilotprojekt. Sollten dort gute Erträge erzielt werden, dann hielt er es auch für möglich, weitere Märkte zu erschließen.
Weitere Fragen von Herrn Bauer drehten sich um das Bauträgergeschäft und eine mögliche Erweiterung der Strategie. Der Schwerpunkt im Bauträgergeschäft liegt klar auf München, erklärte Dr. Lingel und beurteilte die weitere Entwicklung an den Immobilienmärkten positiv. Auch die Risikostruktur hielt er derzeit für ausgesprochen gut. Trotzdem soll der Bereich nicht weiter ausgebaut werden, um das dortige Risiko nicht zu erhöhen. Eine Erweiterung der bestehenden Geschäftssäulen hielt Dr. Lingel für nicht angebracht.
Interesse bekundete Herr Bauer daran, wie das Neugeschäft refinanziert werden soll. Bei der Refinanzierung sah Dr. Lingel kein Problem auf die Gesellschaft zukommen. Er konnte sich in der Zukunft aber steigende Kosten der Refinanzierung vorstellen.
Überrascht zeigte sich Herr Bauer von der Tatsache, dass sich der Aufsichtsrat dem Vorschlag zu TOP 8 nicht angeschlossen hat. Aufgrund unterschiedlicher Auffassungen im Aufsichtsrat zu diesem Punkt schloss sich der Aufsichtsrat in Summe dem Vorschlag nicht an, erklärte der AR-Vorsitzende Zimmermann.
Andreas Breijs von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e. V. (DSW) erkundigte sich nach der Marge im Firmenkunden- und Privatkundengeschäft. Die Margen können nicht direkt vergleichen werden, da die Eigenkapitalerfordernisse in den Bereichen unterschiedlich ausfallen, erklärte Dr. Lingel. Zudem gelingt es der Gesellschaft, über das Firmenkundengeschäft auch Privatkundengeschäft zu erschließen.
Angesichts der Rechtsform einer KGaA wollte Herr Breijs wissen, ob eine Überführung in eine AG angestrebt wird. Das Geschäftsmodell bietet derzeit sehr gute Chancen, die gerade aus der Rechtsform resultieren. Aus diesem Grund hielt Dr. Lingel einen Wechsel der Rechtsform für nicht angebracht.
Angesprochen auf die Auswirkungen von Basel III meinte Dr. Lingel, man beschäftigt sich damit, denn das Gesetzgebungsverfahren sollte schon längst abgeschlossen sein. Bis Ende des Jahres erwartete er aber keine Entscheidung.
Herr Stauffenberg war über die relativ hohe Steuerquote im ersten Halbjahr 2012 überrascht. Dr. Lingel ging jedoch davon aus, dass sich die Steuerquote im Gesamtjahr noch deutlich reduziert.
AbstimmungenNach dem Ende der Aussprache konnte Herr Zimmermann direkt zu den Abstimmungen überleiten. Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 13.235.200 Euro, eingeteilt in 5.170.000 Aktien, waren 4.354.086 Aktien entsprechend 84,22 Prozent vertreten. Bis auf TOP 8 wurden die Beschlüsse im Sinne der persönlich haftenden Gesellschafter gefasst. Bei der Dividendenausschüttung von 0,40 Euro (TOP 3) gab es jedoch gut 16 Prozent Gegenstimmen und auch die Entlastung des Aufsichtsrats erfolgte bei immerhin 43 Prozent Neinstimmen.
Im Einzelnen beschlossen die Aktionäre die Feststellung des Jahresabschlusses (TOP 2), die Ausschüttung einer Dividende von 0,40 Euro (TOP 3), die Entlastung der persönlich haftenden Gesellschafter (TOP 4), die Entlastung des Aufsichtsrats (TOP 5), die Wahl von Ernst & Young zum Abschlussprüfer (TOP 6) und die Ermächtigung zur Ausgabe von Gewinnschuldverschreibungen (TOP 7).
Da die Ermächtigung zur Ausgabe von Wandelschuldverschreibungen unter TOP 8 nicht beschlossen wurde, stimmte der persönlich haftende Gesellschafter Siegfried Lingel der Gewinnausschüttung nicht zu, so dass keine Dividende ausgeschüttet wird.
Nach drei Stunden wurde die Hauptversammlung gegen 14:00 Uhr beendet.
Fazit und eigene MeinungDie MERKUR BANK KGaA konnte sich vom allgemeinen Bankentrend absetzen und ein neues Rekordergebnis erwirtschaften. Auch die Aktionäre sollten an dieser erfreulichen Geschäftsentwicklung in Form einer Dividende von 0,40 Euro partizipieren. Allerdings bestehen innerhalb des Aufsichtsrats wieder unterschiedliche Auffassungen, die sich auch schon in der Tagesordnung zur Hauptversammlung niederschlugen. Nachdem der Großaktionär und Aufsichtsratsmitglied Scholz TOP 8 abgelehnt hatte, verweigerte der persönlich haftende Gesellschafter seine Zustimmung zur Gewinnausschüttung, um das Kernkapital der Gesellschaft zu stärken.
Unabhängig davon liefen die Geschäfte auch in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres rund. Vor diesem Hintergrund ist die Aktie der MERKUR BANK durchaus interessant, es bleibt nur zu hoffen, dass sich die Streitigkeiten im Aktionärskreis wieder beruhigen.
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Veröffentlichungsdatum:
09.08.2012
-
10:30
Redakteur:
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