Am 26. Juli 2012 fand in München die 9. ordentliche Hauptversammlung der RENERCO Renewable Energy Concepts AG statt. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen hatte RENERCO auch im vergangenen Jahr ein erfreuliches Ergebnis erwirtschaftet. Rund 30 Aktionäre und Gäste, unter ihnen Thorsten Renner für GSC Research, hatten sich im Convention Center eingefunden, um sich nach dem Squeeze-out-Verlangen des Großaktionärs über die aktuelle Entwicklung der Gesellschaft zu informieren. Der Aufsichtsratsvorsitzende Roland Schuler eröffnete die Hauptversammlung und übergab nach dem Verlesen der üblichen Formalien das Wort an den Vorstandssprecher Matthias Florian Taft.
Bericht des VorstandsZu Beginn seiner Ausführungen ging Herr Taft auf die aktuelle Situation der erneuerbaren Energien in Europa ein. Zusammenfassend sah er, auch bedingt durch unvorhergesehene Tarif- und Gesetzesänderungen, kein leichtes Umfeld. Ende Juni 2012 kam es zu einer Novellierung des EEG mit deutlichen Kürzungen im Hinblick auf die Photovoltaik. Auch der Netzausbau hinkt deutlich den Plänen hinterher. Nach Ansicht von Herrn Taft werden wohl noch tausende Kilometer neue Leitungen benötigt. Erschwerend schlägt dann auch noch die Finanzkrise zu Buche, die besonders die Märkte in Spanien, Italien und Griechenland trifft. Trotz aller Schwierigkeiten wähnte Herr Taft die erneuerbaren Energien weiter auf dem Vormarsch.
Zu den Meilensteinen des vergangenen Jahres zählte der Vorstandssprecher die verstärkte Internationalisierung. So konnten Projekte in Polen, Frankreich, Italien und Großbritannien realisiert werden. Darüber hinaus gelang der Mehrheitserwerb am spanischen Windpark La Muela. Neben den Fortschritten bei den Geothermiekraftwerken konnte RENERCO auch drei Projekte aus dem Rahmenvertrag mit RWE npower übernehmen. Bei einigen Projekten kam es im letzten Jahr, auch witterungsbedingt, zu Verzögerungen, so dass die Planungen nicht ganz erreicht wurden. Mit einem Jahresüberschuss von 3,5 Mio. Euro in der AG zeigte sich Herr Taft aber trotzdem zufrieden.
Im Segment Wind war Deutschland mit einem Zubau von 2,1 Gigawatt europäischer Spitzenreiter. Der Bereich Offshore entwickelt sich jedoch äußerst schleppend. Von den bis 2030 geplanten 25.000 Megawatt waren bis Jahresende erst 200 Megawatt entsprechend 0,8 Prozent realisiert, berichtete Herr Taft. In Summe waren die erneuerbaren Energien im abgelaufenen Jahr schon mit 20 Prozent an der Bruttostromerzeugung in Deutschland beteiligt.
In der Gruppe erzielte RENERCO bei einer Gesamtleistung von 154,7 Mio. Euro einen Überschuss von 19,3 Mio. Euro. Laut Herrn Taft konnte der Windpark St. Fraigne im zweiten Quartal 2011 in Betrieb genommen werden. Auch die Windparks Voyennes und Gunzenhausen wurden im ersten Quartal 2012 in Betrieb genommen. Während Voyennes bereits an einen Investor veräußert ist, soll der Verkauf von Gunzenhausen auch noch im laufenden Jahr erfolgen. Mit dem Windpark Kamionka konnte das erste Projekt in Polen realisiert werden, so der Vorstandssprecher.
Derzeit befinden sich auch noch einige Windparks in Großbritannien in der Entwicklung. Wie Herr Taft weiter ausführte, müssen diese Projekte aber spätestens bis 1. April 2013 realisiert sein, da sonst ungünstigere Konditionen zum Tragen kommen. Das Projekt Everswinkel II soll spätestens im kommenden Jahr veräußert werden. Laut Herrn Taft wird man noch ein weiteres Projekt von RWE npower in Großbritannien übernehmen.
Im vergangenen Jahr realisierte RENERCO im Solarbereich die Projekte Maisach und Michelin Reifenwerke. Beide Projekte konnten bereits im vierten Quartal veräußert werden. Als sehr attraktiv erachtete Herr Taft die verstärkte GÜ-Tätigkeit. Angesichts der Gesetzeslage können in Deutschland Groß- und Freiflächen mit über 10 Megawatt im Bereich Photovoltaik nicht mehr realisiert werden. Durch die gesetzlichen Veränderungen kam es laut Herrn Taft zu Tarifsenkungen von bis zu 50 Prozent. Aus diesem Grund wird RENERCO den Fokus stärker auf die Dachflächen legen.
In Frankreich muss man sich gemäß den Vorgaben an Ausschreibungsverfahren beteiligen. Hier gelang es dem Unternehmen, einige Projekte in die Pipeline zu bekommen, gab der Vorstandssprecher bekannt. Italien und Spanien hielt Herr Taft für durchaus schwierig, da neben der Belastung durch die Finanzkrise in Italien auch noch eine geringere Förderung durchgesetzt wurde. Dagegen sah er in Großbritannien und Dänemark durchaus interessante Einspeiseregelungen.
Im Geschäftsfeld Geothermie wurde beim Projekt Dürrnhaar nun die Pumpe eingebaut und der Vorstandssprecher war zuversichtlich, dass das Projekt im Herbst den Regelbetrieb aufnehmen kann. Beim Projekt Kirchstockach verläuft die Entwicklung derzeit entsprechend den Planungen. Aus der Projektfinanzierung konnten bereits erste Mittelzuflüsse vereinnahmt werden. Daneben hat RENERCO Projektrechte auf vier Feldern zu einem guten Preis verkauft, nachdem für die Zukunft keine eigenen Bohrungen mehr geplant sind, betonte Herr Taft.
Die Umsatzverteilung im vergangenen Jahr entfiel jeweils fast hälftig auf Wind und Photovoltaik. Größere Bedeutung gewinnen nach den Worten von Herrn Taft die Servicedienstleistungen. Hier konnte RENERCO den Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr um 16,4 Prozent auf 3,3 Mio. Euro steigern. In der AG ist der Jahresüberschuss jedoch deutlich gesunken. In der Gruppe verzeichnete RENERCO beim Ergebnis nach Steuern einen kräftigen Anstieg von 6,4 auf 19,3 Mio. Euro.
Der Erwerb von 40 Prozent am Windpark La Muela erfolgte zu rund 20 Mio. Euro. Die bereits vorhandenen Anteile wurden dann neu bewertet, womit laut Herrn Taft stille Reserven gehoben wurden. In Jever und Salzgitter eröffnete die Gesellschaft neue Regionalbüros, wobei sich Jever besonders für die Projektakquise zuständig zeigte. In der Gruppe beschäftigt RENERCO derzeit 119 Mitarbeiter, was auch zu steigenden Personalkosten führte. Im Zuge der Kapitalerhöhung stieg das Eigenkapital in der RENERCO AG auf 78,7 Mio. Euro. Wie Herr Taft weiter mitteilte, belief sich der Jahresüberschuss in der AG auf 3,5 Mio. Euro, woraus eine Dividende von 0,02 Euro je Aktie ausgeschüttet werden soll.
Nach Aussage des Vorstandssprechers wird sich die Gesellschaft auch zukünftig auf stabile Märkte konzentrieren. Während er für das Segment Solar eine eher verhaltene Entwicklung voraussagte, war er für den Bereich Wind weiterhin zuversichtlich. Auch bedingt durch die noch stärkere Internationalisierung schätzte Herr Taft die weiteren Aussichten positiv ein. Allerdings wird der Bereich Geothermie nicht mehr zu den Tätigkeitsschwerpunkten zählen. Im Bereich Wind will sich RENERCO noch stärker auf gute Standorte konzentrieren, betonte der Vorstandssprecher. Innerhalb der Märkte ging Herr Taft von einer weiteren Konsolidierung aus. Dabei rechnete er auch mit erneuten Kosteneinsparungen im Segment Wind. Wie Herr Taft betonte, muss jedoch der Vorrang der erneuerbaren Energien erhalten bleiben, da sonst keine Chance auf die Umsetzung der Energiewende besteht.
Im April unterbreitete die BayWa r.e GmbH ein Übernahmeangebot zu 3,24 Euro je Aktie, informierte der Vorstandssprecher. Nach seinen Worten zeigte die Aktie in den vergangenen Jahren eine sehr gute Performance, seit Gründung der RENERCO im Jahr 2003 (damaliger Aktienkurs ca. 0,60 Euro) waren es sogar mehr als 500 Prozent. Die BayWa r.e GmbH erfüllt mit einem Anteilsbesitz von über 95 Prozent die Voraussetzungen für einen Squeeze-out. Über das Verlangen dazu wurde der Vorstand im vergangenen Monat unterrichtet, so Herr Taft. Aktuell wird die Unternehmensbewertung von Ernst & Young durchgeführt. Als Angemessenheitsprüfer wurde bereits Ebner Stolz Mönning Bachem vom Gericht bestellt. Da die Unternehmensbewertung noch nicht abgeschlossen ist, wird es vermutlich im Herbst eine außerordentliche Hauptversammlung zum Squeeze-out geben, teilte der Vorstandssprecher zum Ende seiner Ausführungen mit.
Allgemeine DiskussionHerrn Mayer interessierte, was von Unternehmensseite getan werden kann, damit ein differenzierter Umgang mit der Einspeisevergütung erfolgt. Nach Aussage von Herrn Taft ist man durchaus bemüht, entsprechende Optimierungen und einen differenzierten Umgang mit der Einspeisevergütung hinzubekommen. In Teilen wird dies auch bereits umgesetzt. Im Hinblick auf die Geothermieprojekte wollte der Aktionär wissen, ob auch die Abwärme genutzt wird. Herr Taft führte aus, dass derzeit noch keine konkrete Wärmeauskopplung stattfindet. Die hohe Stromvergütung sichert bereits eine grundlegende Wirtschaftlichkeit. Sowohl am Standort Kirchstockach als auch Dürrnhaar wird aber bereits an konkreten Projekten zum Absatz von Wärme gearbeitet, um die Projekte weiter zu entwickeln.
Sowohl Herr Mayer als auch Dr. Westermayer baten um nähere Auskünfte zum Einsatz der Speichertechnologie. Die jetzige Speichertechnologie hielt Herr Taft für noch nicht ausreichend zuverlässig und darüber hinaus für zu teuer, um sie sinnvoll einzusetzen. In ein oder zwei Jahren sah er aber durchaus einen Markt dafür, wenn auch bei kleineren Lösungen. Herr Mayer empfand es als unanständig, treue Aktionäre aus dem Unternehmen einfach herauszuschmeißen. Nach seiner Ansicht hat diese Möglichkeit erst der „korrupte Gesetzgeber“ eröffnet. Herr Schuler sah dies dagegen als ein vom Gesetzgeber legitimiertes Mittel, um die Konzernstruktur zu optimieren.
Dr. Westermayer dankte allen Mitarbeitern und dem Vorstand für die sehr gute Arbeit im vergangenen Jahr. Nach seiner Ansicht hatte der Vorstand Schwierigkeiten, das Geschäft nicht zu blendend darzustellen, um keine bösen Blicke vom Großaktionär zu ernten. Auch er hielt das geplante Herausdrängen der Aktionäre für unfair und bat den Aktionär, die ins Auge gefasste Maßnahme noch einmal zu überdenken.
Vor dem Hintergrund der baldigen Inbetriebnahme der Geothermieprojekte verlangte Dr. Westermayer Angaben zu Investitionen und möglichen Erlösen. Das Engagement von RENERCO umfasst die Beteiligung am Joint Venture SGG. An das Joint Venture sind nach Angabe des Vorstands noch Darlehen in Höhe von 17 Mio. Euro ausgereicht. Der dortige Verlustvortrag kann innerhalb der Gruppe nicht genutzt werden, da es sich um ein 50:50-JointVenture mit Hochtief handelt und somit gar nicht konsolidiert wird. Zukünftig wird von einer positiven Gewinnentwicklung ausgegangen, jedoch muss das Projekt erst einmal ins Laufen gebracht werden, weshalb Herr Taft keine genaueren Angaben machen konnte.
In diesem Zusammenhang wollte der Aktionär wissen, wieso sich die Inbetriebnahme in Dürrnhaar verzögert hat. Da es bei einem anderen Projekt zu Problemen mit der Pumpe kam, agierte RENERCO in diesem Punkt etwas vorsichtiger. Nachdem der Einbau nun aber erfolgreich erfolgte, sollte der Betrieb nun bald aufgenommen werden, hoffte Herr Taft. Angesichts einer neuen Steuer in Spanien sah Dr. Westermayer ein dortiges Engagement durchaus kritisch. Die Steuer ist bis jetzt noch nicht eingeführt, wie der Vorstandssprecher mitteilte. Er glaube vor dem Hintergrund der guten Voraussetzungen für Wind und Photovoltaik aber nachhaltig an den spanischen Markt.
Durch die Verschiebung einiger Projekte im Bereich Wind vermutete Dr. Westermayer eine Gewinnverschiebung ins laufende Jahr. Deshalb forderte er eine genaue Prognose für das Gesamtjahr. Herr Taft bestätigte eine Umsatz- und Ergebnisverschiebung ins laufende Jahr. Eine konkrete Prognose für das Gesamtjahr wollte er jedoch nicht abgeben. Befragt nach dem Thema Windgas meinte Herr Taft, angesichts eines Wirkungsgrads von 40 Prozent rechne sich dies noch nicht. In Zukunft könnte dies aber sehr wohl ein Thema werden.
AbstimmungenNach dem Ende der Aussprache konnte Herr Schuler direkt zu den Abstimmungen überleiten. Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 47.778.727 Euro waren 46.338.274 Euro entsprechend 97,07 Prozent vertreten. Die Beschlüsse wurden alle mit mindestens 99 Prozent Jastimmen im Sinne der Verwaltung gefasst. Dies waren die Ausschüttung einer Dividende von 0,02 Euro (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4) und die Wahl von Deloitte & Touche zum Abschlussprüfer (TOP 5).
Fazit und eigene MeinungDie RENERCO Renewable Energy Concepts AG verzeichnete in der Gruppe ein äußerst erfolgreiches Geschäftsjahr. Das Ergebnis nach Steuern stieg auf 19,3 Mio. Euro, obwohl sich einige Projekte im Windbereich noch ins laufende Jahr verschoben. Gegenüber dem Vorjahresniveau von 6,3 Mio. Euro bedeutet dies eine Verdreifachung, was aber wegen der Neubewertung von La Muela nicht direkt auf die operative Leistungsfähigkeit schließen läßt. Angesichts der hohen Gesamtleistung darf die Gesellschaft auch sehr erwartungsfroh auf 2012 blicken.
Allerdings können die Aktionäre nicht mehr lange von der guten Entwicklung profitieren. In den letzten Monaten erhöhte BayWa den Anteil auf über 95 Prozent, so dass in den nächsten Monaten der schon angekündigte Squeeze-out auf die Agenda rückt. Derzeit laufen bereits die Tätigkeiten für die Unternehmensbewertung. Die Informationen zu den Zahlen der RENERCO-Gruppe sind aktuell äußerst dünn gehalten. Da sich der Kurs aber immer noch um das Übernahmeangebot vom April bewegt, sollten die Aktien auf jeden Fall weiter gehalten werden.
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Veröffentlichungsdatum:
30.07.2012
-
10:30
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