Am 12. Juni 2012 fand um 10 Uhr wie gewohnt im Congress Centrum Hamburg (CCH), in diesem Jahr in Saal 2, die diesjährige ordentliche Hauptversammlung der Jungheinrich AG statt. Hierzu hatten sich knapp 400 Aktionäre, Aktionärsvertreter sowie Gäste und Pressevertreter eingefunden, unter ihnen Mario-David Balda von GSC Research. Der Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Peddinghaus eröffnete in seiner Funktion als Versammlungsleiter pünktlich um 10 Uhr die Hauptversammlung mit der Vorstellung der Tagesordnung. Nach Erledigung der Formalitäten übergab der Aufsichtsratsvorsitzende das Wort an den Vorstandsvorsitzenden.
Bericht des VorstandsDer Vorstandsvorsitzende Hans-Georg Frey begann seinen Vortrag mit der Vorstellung einiger wichtiger Investitionsprojekte. So wurde im Dezember 2011 der Grundstein für das neue Ersatzteilzentrum in Kaltenkirchen gelegt. Ein neues Produktionswerk wird im chinesischen Qingpu nahe Shanghai errichtet und auch an deutschen Standorten werden neue Gebäude errichtet. Insgesamt investiert Jungheinrich in diesem und dem nächsten Jahr rund 100 Mio. Euro in strategisch wichtige Projekte, um das Unternehmen krisenfest zu machen und auf Wachstum auszurichten.
In 2011 konnte Jungheinrich nach mehreren schwierigen Jahren zu alter Umsatz- und Ertragsstärke zurückkehren. Der Umsatz stieg im abgeschlossenen Geschäftsjahr um 300 Mio. Euro bzw. 17 Prozent auf 2,12 Milliarden Euro. Das EBIT legte um 49 Prozent auf 146 Mio. Euro zu. Der Weltmarkt bei Flurförderzeugen wies in Europa, Asien und Nordamerika Wachstumsraten über 20 Prozent auf. Besonders stark präsentiert sich der asiatische Markt mit Verkaufszahlen über dem Niveau von 2007, Europa liegt immer noch unter dem Vorkrisenniveau, was aber zukünftiges Potenzial im Kernmarkt impliziert.
Das Segment der „Verbrenner“ hat einen Marktanteil von 47 Prozent, hier ist Jungheinrich noch schwach vertreten. Aber auch das bedeutet großes Potenzial, das mit neuen Produkten gehoben werden soll. Andererseits bietet auch der Trend im besonders wichtigen Markt China vom Verbrennungs- zum Elektromotor ebensolche Wachstumschancen. Ziel von Jungheinrich ist es, dauerhaft zu den drei größten Anbietern der Intralogistik zu gehören. Die Position als Nummer drei weltweit wurde in den letzten Jahren gefestigt und ausgebaut, in Europa hält man weiterhin Rang zwei hinter Kion.
Bei der Profitabilität liegt Jungheinrich „nachhaltig über viele Jahre hinweg“ auf Platz eins, wie CEO Frey bekräftigte. In 2011 stiegen der Auftragseingang um 13 Prozent und der Auftragsbestand im Neugeschäft um 17 Prozent. Nahezu alle Geschäftsfelder trugen zum Wachstum bei. Besonders bedeutsam waren die Dienstleistungen wie Kundendienst und Mietgeschäft mit einem Umsatzanteil von 40 Prozent. Beim EBIT gelang mit 146 Mio. Euro das höchste operative Ergebnis der Firmengeschichte, womit die EBIT-Rendite mit 6,9 Prozent wieder Vorkrisenniveau erreichte.
Auch die Kennzahl ROCE erreichte mit 26,2 Prozent einen neuen Spitzenwert. Mit einer bereinigten Eigenkapitalquote von 43 Prozent ist fast wieder das Niveau von 2008 erreicht und somit eine solide Basis für die Weiterentwicklung des Geschäfts. Das Ergebnis nach Steuern übertraf mit 106 Mio. Euro erstmals die 100-Millionen-Euro-Marke, ein Plus von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr. An dieser Entwicklung sollen auch die Aktionäre beteiligt werden, dementsprechend wird eine Erhöhung der Dividende auf 0,76 Euro je Vorzugsaktie und 0,70 Euro je Stammaktie vorgeschlagen.
Die Ertragssteigerungen spiegeln sich allerdings in keiner Weise im Aktienkurs. Die Jungheinrich-Aktie gab in 2011 um 36 Prozent nach und performte somit schlechter als die deutschen Aktienindizes. Anders sah es in 2012 aus, hier konnte wieder ein Plus von 27,3 Prozent verzeichnet werden.
Die Marktentwicklung im laufenden Jahr war regional stark unterschiedlich, Westeuropa musste Rückgänge hinnehmen, Osteuropa und Nordamerika legten zu. Per April 2012 stiegen bei Jungheinrich der Auftragseingang um 7 Prozent und der Konzernumsatz um 11 Prozent.
Damit verfügt das Unternehmen über eine gute Startposition für das Gesamtjahr. Die Vorausschau zeigt Auftragseingänge für zwei bis drei Monate auf solidem Niveau. Somit ist beim Umsatz in 2012 sogar noch eine leichte Steigerung gegenüber 2011 möglich. Beim Ergebnis soll das Niveau des Vorjahres gehalten werden. Risiken bestehen weiterhin durch die Staatsschuldenkrise im Euroraum und den USA. Ein Arbeitsschwerpunkt in diesem Jahr wird neben dem neuen Werk in Qingpu Indien sein. In diesem rasant wachsenden Markt wird Jungheinrich zukünftig mit seiner 32. eigenen Vertriebsgesellschaft präsent sein.
Allgemeine DiskussionDie Generaldebatte eröffnete auch in diesem Jahr Joachim Siemers von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e. V. (SdK). Er konstatierte ein „beeindruckendes Ergebnis im Geschäftsjahr 2011“. Nicht zum ersten Mal sei bei Jungheinrich „alles besser gelaufen als prognostiziert“, die präsentierten Geschäftszahlen „bedürfen keines weiteren Kommentars, sie sind einfach gut“. Die Ausschüttung auf Rekordniveau und die Dividendenrendite können sich sehen lassen und das Unternehmen kann sich das auch leisten. Auch der Start in das neue Jahr sei gut gelungen, daher war er sich „ziemlich sicher“, fügte er an den Vorstand gewandt hinzu, „dass Sie uns wieder positiv überraschen werden“.
Dank des sehr informativen Geschäftsberichtes und des ausführlichen Lageberichts blieben ihm nur zwei konkrete Fragen. Die eine betraf Marktverschiebungen durch die aktuelle große Übernahme in Japan und die andere die Tochtergesellschaft in China und wie dort gesichert werden könne, über qualifizierte und loyale Mitarbeiter zu verfügen.
Dr. Steffen Kraus von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz e. V. (DSW) kündigte angesichts des sehr guten Ergebnisses und der erfreulichen Dividende ebenfalls einen „durchaus positiv geprägten Redebeitrag“ an. Die Jungheinrich-Aktie sah er als unterbewertet an, hier verwies er auch auf die positiven Analysteneinschätzungen. Er fragte nach dem markenrechtlichen Schutz in China und etwaigen chinesischen Partnern vor Ort, einer Risikoeinschätzung zu Brasilien und Griechenland, der Anlage der hohen liquiden Mittel und etwaigen noch vorhandenen Verlustvorträgen.
Nach der Vorführung des obligatorischen Hauptversammlungsfilms folgte die Antwortenrunde. CEO Frey berichtete, dass in Japan eine neue Firma namens Unicarrier entstanden sei. Hitachi und Nissan haben hier ihre Gabelstaplersparten zusammengelegt, was zu einer gewissen Marktbereinigung führen wird. Die Auswirkungen auf Jungheinrich „gehen fast gegen Null“, da diese Unternehmen in Europa kaum vertreten waren. Die Führungspositionen in China seien mit deutschen und chinesischen Mitarbeitern besetzt, das Mitarbeiterentwicklungsprogramm werde auch auf China und die dortigen potenziellen Führungsnachwuchskräfte übertragen.
Das Werk in China sei eine 100 Prozent-Tochtergesellschaft, ebenso die Vertriebsgesellschaft, ein Partner sei hier auch nicht erforderlich. Der markenrechtliche Schutz in China erfolge durch sehr aktive Patentanmeldungen, auch auf diesem Arbeitsgebiet entwickle sich eine vernünftige Rechtskultur. Zudem befinden sich in China nicht die modernsten Jungheinrich-Fahrzeuge in der Produktion. In Brasilien „gab es schon ganz andere Zeiten“, die Währung und die Regierungen seien jetzt relativ stabil.
Der Markt Griechenland sei „nicht gestorben“, vielmehr werde versucht, die Tochter zumindest auf ein ausgeglichenes Ergebnis zu bringen, aktuell fallen noch kleine Verluste an. CFO Dr. Volker Hues ergänzte, dass die liquiden Mittel sehr konservativ mit kurzen Laufzeiten angelegt seien und auch in dieser Höhe beibehalten werden sollen. Verlustvorträge wurden in 2010 wieder aktiviert, die von der AG nutzbaren Verlustvorträge liegen aktuell noch im zweistelligen Millionenbereich, wörtlich: „größer 50 Mio. Euro“.
AbstimmungenNach Ende der Aussprache konnte zu den Abstimmungen übergegangen werden. Die Präsenz auf der Hauptversammlung wurde mit allen 18.000.000 Stammaktien und mit 2.049.396 der insgesamt 16.000.000 Vorzugsaktien, also 12,81 Prozent, bekannt gegeben. Alle Tagesordnungspunkte wurden – da bekanntlich nur die Stammaktionäre stimmberechtigt sind - ohne Gegenstimmen angenommen, auch Enthaltungen waren keine zu verzeichnen.
Im Einzelnen waren dies die Verwendung des Bilanzgewinns für das Geschäftsjahr 2011 (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4) sowie die Wahl der Deloitte & Touche GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Hamburg, zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2012 (TOP 5).
Die Hauptversammlung wurde um 12:05 Uhr offiziell beendet.
FazitDie Jungheinrich AG setzte in 2011 den positiven Trend aus dem Vorjahr nahtlos fort. Unter all den guten Zahlen ragen die 38 Prozent mehr Dividende besonders hervor. Beim Ergebnis beeindruckt, dass hier ein EBIT-Plus von 49 Prozent auf 146 Mio. Euro erwirtschaftet werden konnte, obwohl die Investitionen drastisch von 33 auf 52 Mio. Euro hochgefahren wurden. Das ist durchaus als Versprechen für die Zukunft zu sehen.
Dass der Aktienkurs hier in 2011 nicht mithalten konnte, überrascht nur auf den ersten Blick. Wie in unserem Bericht zur Vorjahres-HV nicht unerwähnt blieb, stellte der starke Kursanstieg in den zwölf Monaten zuvor einen gewissen Vertrauensvorschuss der Anleger dar. Dieser musste erst mit konkreten Ergebnissen unterlegt werden, was freilich auch gelang.
Somit ist die Aktie in die Bewertung passgenau hineingewachsen und hat jetzt angesichts der weiteren positiven Aussichten wieder Potenzial nach oben. Zudem dürfte es wohl kaum eine Gesellschaft geben, in der sich stimmrechtslose Vorzugsaktionäre dank der stets fairen Behandlung des Streubesitzes so gut aufgehoben fühlen wie bei Jungheinrich.
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Veröffentlichungsdatum:
14.06.2012
-
15:12
Redakteur:
mba