Drucken HV-Bericht CEWE COLOR Holding AG

Die CEWE COLOR Holding AG lud am 6. Juni 2012 zu ihrer diesjährigen Hauptversammlung in das Park Hotel Bremen. Gut 300 Aktionäre, Aktionärsvertreter, Gäste und Pressevertreter fanden sich hierzu ein, unter ihnen auch Mario-David Balda von GSC Research. Pünktlich um 10 Uhr eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende Hubert Rothärmel die Veranstaltung mit der Vorstellung des Podiums und der Erledigung der üblichen einleitenden Formalien. Im Anschluss daran übergab er das Wort an den Vorstand für den Lagebericht.


Bericht des Vorstands

Der Vorstandsvorsitzende Dr. Rolf Hollander berichtete über „ein gutes Jahr 2011“ des „führenden europäischen Foto-Dienstleisters“. Das CEWE-Geschäftsmodell basiert auf den drei Geschäftsfeldern Online Druck-Service sowie Foto-Einzelhandel und Foto-Dienstleistung und den drei Vermarktungsplattformen CEWE, viaprinto und saxoprint. Bei den Technologien kam durch die Übernahme der saxoprint Offsetdruck für Großkunden hinzu.

Durch die starken Handelsmarken erreicht CEWE die Kunden, die Handelspartner investieren in Distribution und Marketing. Neue Vertriebswege gibt es durch Internet-Händler und Systempartner. Die Insolvenz von Schlecker kann vom Unternehmen „gut verarbeitet“ werden und spielt somit keine große Rolle. Im industriellen Fotofinish ist CEWE COLOR Technologieführer.

Bei den Neuheiten stellte CEO Hollander das Fotobuch im Mini-Format mit individuell gestaltbarem Softcover, das hochglanzveredelte Fotobuch in weiteren Formaten und das Fotobuch auf glänzendem Fotopapier vor. Zudem bietet CEWE eine „100 Prozent Zufriedenheits“-Garantie an, bei Unzufriedenheit erhält der Kunde ein neues Produkt oder das Geld zurück. Auch bei Fotokalendern, Grußkarten, Großformaten, Leinwand und Posterdruck gibt es neue Produkte mit den genannten Eigenschaften bzw. mit neuen Formaten.

Im Marketing-Bereich stechen besonders die Aktionen an Flughäfen und mit einigen Airlines heraus. So konnte die gestützte Markenbekanntheit des CEWE Fotobuchs in Deutschland bereits von 28 auf 44 Prozent erhöht werden. Der Rückgang bei Fotos von Filmen betrug in 2011 31,7 Prozent, der Anstieg bei Digitalfotos betrug 5,5 Prozent. So blieb die Gesamtzahl der Fotos mit 2,5 Milliarden konstant.

Beim wichtigsten Produkt aus dem Hause CEWE COLOR, den Fotobüchern, betrug das Plus 18,6 Prozent auf 5,1 Millionen Stück. Der Gesamtumsatz stieg um 5,0 Prozent auf 469,0 Mio. Euro, das EBIT um 7,0 Prozent auf 30,1 Mio. Euro. Das Nachsteuerergebnis erhöhte sich sogar um 35,5 Prozent auf 18,6 Mio. Euro, wodurch auch in diesem Jahr wieder eine Dividende „in erfreulicher Höhe“ ausgeschüttet werden kann.

Finanzvorstand Dr. Olaf Holzkämper ergänzte zum Zahlenwerk, dass das Weihnachtsquartal mittlerweile das Sommerquartal als mengenstärkstes abgelöst hat. Noch deutlicher zeigt sich das beim Gewinn, da die Produkte im Weihnachtsgeschäft höherwertiger und margenstärker sind. Die Eigenkapitalquote reduzierte sich trotz der verlängerten Bilanz nur minimal auf 41,9 Prozent, ein „hervorragender Wert“.

Der Free Cashflow stieg um fast 18 Prozent auf über 30 Mio. Euro. Auch die Kapitalrentabilität konnte erhöht werden. So kletterte die hierfür relevante Kennzahl ROCE auf starke 19,8 Prozent. Die CEWE COLOR-Aktie behauptete sich auch 2011 gut in turbulentem Umfeld. Das Interesse an der Aktie steigt, das durchschnittliche Handelsvolumen legte zu.

Die Aktionärsstruktur blieb annähernd unverändert, 34,1 Prozent der Aktien halten Vorstand und Aufsichtsrat, 60,5 Prozent befinden sich in Streubesitz. Bei der Dividende kann eine erneute Erhöhung auf 1,40 Euro je Aktie vorgeschlagen werden. Die Zahl der Analysten, die die Aktie verfolgen, ist mit zehn sehr hoch und es gibt einheitlich positive Analystenurteile.

Vorstandskollege Andreas F.L. Heydemann referierte zum Thema Nachhaltigkeit, dass das Unternehmen als eines der ersten im SDAX eine Nachhaltigkeitsberichterstattung startete. In 2012 wurde der dritte Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht, zudem hat CEWE COLOR ein professionelles Compliance-System aufgesetzt. Das Unternehmen zeigt dabei Verantwortung entlang der gesamten Wertschöpfungskette, bekräftigte er.

Zu den Innovationen erläuterte Technikvorstand Dr. Reiner Fageth, dass 39 Prozent des Fotofinishing-Umsatzes aus Produkten kommen, die jünger als vier Jahre sind. Die hochattraktive CEWE-Webseite spielt bei der Vermarktung eine große Rolle, auch Apps wurden bereits entwickelt. Die Nutzung von Smartphones zur Bestellung von Bildern in Labors stieg bereits auf einen Anteil von 3,8 Prozent. Ab Juli wird an den Kiosken auch das Drucken von Bildern aus sozialen Netzwerken unterstützt.

Im Rahmen des Ausblicks formulierte CEO Hollander klare Ziele. Das erste Quartal brachte einen „ordentlichen Umsatzzuwachs“, das Ergebnis war wie immer im ersten Quartal negativ. Zudem mussten 0,7 Mio. Euro Forderungen an Schlecker wertberichtigt werden. Die Prognose für das Gesamtjahr 2012 geht von einem Umsatz von 500 bis 525 Mio. Euro aus, einem EBIT von 27 bis 33 Mio. Euro, einem Nachsteuerergebnis 16 bis 20 Mio. und einem Ergebnis je Aktie von 2,44 bis 3,06 Euro. Entsprechend erwartet der Vorstand wieder eine „Dividende auf gutem Niveau”.


Allgemeine Diskussion

Die Aussprache eröffnete RA Dr. Peer Koch von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW). Er fragte nach der Marktanteilsentwicklung bei Fotobüchern, den Gesamtinvestitionen in die Portale viaprinto und saxoprint und den Aussichten dort, Risiken aus der Insolvenz von Kodak, den Beratungsleistungen des Abschlussprüfers und dem Einsatz von Recyclingpapier.

Heiko Barkemeyer sprach für die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. (SdK). Er kündigte seitens der SdK an, heute allen Tagesordnungspunkten zuzustimmen. Die Zahlen für 2011 „sind durchgängig gut“ und es wird „eine gute Dividende gezahlt“, somit sei „das Geld hier gut angelegt“. Die Ziele wurden in den meisten Fällen nicht nur erreicht, sondern sogar übertroffen.

Seine Fragen betrafen die wesentlichen Fremdwährungseffekte, die hohe Zahl der Labore und die Vorteile hieraus im Vergleich zu größeren Einheiten, sowie die Pläne hinsichtlich der rückerworbenen Aktien. Die hohe Ausschüttungsquote sei erfreulich, rutschte zwar erstmalig unter 50 Prozent des Jahresergebnisses, hier bat er um eine Prognose zur zukünftigen Entwicklung. Den designierten AR-Vorsitzenden Korte forderte er dazu auf, sich der von ihm in den Vorjahren kritisierten „winkeladvokatischen Unternehmenskonstruktion“ anzunehmen.

Aktionärsvertreter Dr. Lachmann interessierte sich für die Planungen bei der akquirierten saxoprint, den Kaufpreis und dessen Finanzierung. Aktionär Reichel fragte nach den Expansionsplänen in weitere Länder.

Ohne Beratungspause konnten die Fragen beantwortet werden. Mit zwölf Laboren, davon fünf in Deutschland, erläuterte der Vorstand, verfüge CEWE COLOR über eine gute Struktur, um zügig liefern zu können. Der Marktanteil beim Fotofinishing und beim Fotobuch in Deutschland liegt bei 40 Prozent. Die wesentlichen Fremdwährungseffekte in 2011 betrafen die schwedische Krone und der Schweizer Franken.

Das Ziel einer stabilen Dividende gelte weiterhin, die Ausschüttungsquote sei dabei keine Zielgröße. Zur Verwendung der rückerworbenen Aktien gibt es noch keine konkreten Pläne, alle gesetzlichen Optionen stünden hier offen. Die gesamten Beratungsleistungen lagen in 2011 bei 4,2 Mio. Euro, der Anteil des Abschlussprüfers hieran machte 0,45 Mio. Euro aus. Recyclingpapier wird im geringen Maße im Officebereich eingesetzt, bei Verpackungen fast ausschließlich. Für den Fotodruck ist Recyclingpapier nicht geeignet.

Die Risiken aus der Insolvenz von Kodak seien vernachlässigbar gering, da man ohnehin bereits auch auf einen zweiten Lieferanten gesetzt habe und auch andere Materialen verwende. Der Bereich Onlinedruck erzielte im ersten Quartal 6,9 Mio. Euro Umsatz und ein EBIT von minus 1,2 Mio. Euro. Die Investitionen für die Übernahmen im Onlinedruck-Bereich lagen bei 31 Mio. Euro.

Die saxoprint-Übernahme wurde aus dem operativen Cashflow finanziert, de Kaufpreis lag inklusive der am Ergebnis orientierten Komponenten bei 28 Mio. Euro. Die Marken viaprinto und saxoprint würden weitergeführt. Weitere Übernahmen seien nicht geplant. Die Unternehmenskonstruktion mit der Stiftung, der Holding und der OHG sei im Geschäftsbericht umfassend dargestellt.

Die Struktur funktioniere hervorragend und sei auch „klug überlegt“, sie verbinde die Vorteile von Familien- und Aktiengesellschaften. Expansionspläne in weitere Länder wie beispielsweise die Türkei würden zwar geprüft, „aber man muss nicht überall sein“. Im Moment stehe im Fokus, „den Onlinedruck auf die Beine zu stellen“, in fünf Jahren werde hier ein Umsatzbeitrag von 100 Mio. Euro erwartet.


Abstimmungen

Nachdem die Generaldebatte um 13:30 Uhr beendet war, konnte umgehend in die Abstimmungsvorgänge eingetreten werden. Die Präsenz wurde zuvor mit 4.576.600 von insgesamt 7.380.020 Aktien festgestellt, vertreten waren somit 62,01 Prozent des Grundkapitals. Alle Tagesordnungspunkte wurden mit Zustimmungsquoten nahe 100 Prozent bei maximal 52.144 Gegenstimmen verabschiedet.

Diese betrafen die Verwendung die Verwendung des Bilanzgewinns zur Ausschüttung einer Dividende von 1,40 Euro je Aktie (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der COMMERZIAL TREUHAND Gesellschaft mit beschränkter Haftung Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft, Oldenburg, zum Abschlussprüfer und Konzernabschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2012 (TOP 5) und Wahlen zum Aufsichtsrat (TOP 6).

Um 14:20 Uhr beendete der Versammlungsleiter die Hauptversammlung.


Fazit

Auch die diesjährige Hauptversammlung der Oldenburger Fotospezialisten brachte den Aktionären überwiegend gute Nachrichten, besonders erfreulich natürlich die Dividendenerhöhung auf 1,40 Euro je Aktie. Positiv war zudem, wie immer bei CEWE COLOR, die klare, konkrete und aussagekräftige Prognose. Selbiges gilt für die sehr zügige und umfassende Beantwortung der gestellten Fragen im Rahmen der Hauptversammlung.

Der Versammlungsort im altehrwürdigen Park Hotel zu Bremen ist gewiss nicht optimal, die Verhältnisse sind beengt und die Plätze teils sehr sichtbehindert. Aber die Aktionäre bevorzugen dieses Ambiente sichtlich dennoch, auch wenn der Autor dieses Berichts bei der Suche nach einer Steckdose letztlich das Notebook auf den Knien hatte und auf die bereitgestellten Tische verzichten musste. Verzichten mussten die Aktionäre auch auf nennenswerte Kursgewinne, aber das könnte sich bei einer erneuten Erfüllung der Prognosen schnell ändern.


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Veröffentlichungsdatum: 11.06.2012 - 11:02
Redakteur: mba