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HV-Bericht 3U Holding AG - Rekordgewinn dank LambdaNet-Verkauf – operativ läuft es allerdings nicht so gut
Die 3U Holding AG hatte für den 31. Mai 2012 zur Hauptversammlung in das Vila Vita Hotel & Residenz Rosenpark nach Marburg eingeladen. Etwa 40 Aktionäre und Gäste hatten sich dort eingefunden, darunter Matthias Wahler für GSC Research, um sich über die weiteren Perspektiven der Management- und Beteiligungsgesellschaft zu informieren


Bericht des Aufsichtsrats

Der Aufsichtsratsvorsitzende Ralf Thoenes eröffnete die Versammlung um 11 Uhr und teilte als erstes mit, dass Finanzvorstand Michael Göbel nach schwerer Krankheit am 8. März 2012 verstorben ist. Ebenso wie der Vorstandssprecher und Großaktionär Michael Schmidt zeigte er sich davon tief betroffen, zumal Herr Göbel noch kurz davor auf dem Weg der Besserung schien.

Als seinen Nachfolger hat der Aufsichtsrat am 14. März 2012 Christoph Hellrung berufen. Dieser war zuvor schon jahrelang CFO bei verschiedenen Tochtergesellschaften gewesen und damit prädestiniert für diese Aufgabe. Außerdem wurde Andreas Odenbreit, der zunächst nur interimistisch die Aufgaben von Herrn Göbel übernommen hatte, fest in den Vorstand integriert.

Im Anschluss erläuterte Herr Thoenes die Formalien und informierte über den Aufsichtsratsbericht und die Grundzüge der Vorstandsvergütung. Im Anschluss übergab er das Wort an den Vorstand.


Bericht des Vorstands

Die 3U Holding ist, wie Herr Schmidt eingangs darlegte, ursprünglich als reines Telekommunikationsunternehmen gestartet und war einer der Pioniere nach der Deregulierung dieses Marktes. Seitdem wurde das Unternehmen kontinuierlich weiterentwickelt und der Wandel vorangetrieben, um die Strukturen für ein langfristiges Wachstum zu schaffen. Mit dem Verkauf der LambdaNet GmbH wurden nun die finanziellen Freiräume geschaffen, um den Konzernumbau noch schneller umzusetzen.

Das zentrale Thema des vergangenen Jahres war wie angekündigt der Ausbau der Erneuerbaren Energien. Ein Meilenstein war die Errichtung eines Solarparks im niedersächsischen Adelebsen. Auf einer Freifläche von 26 Hektar erreicht dieser eine Leistung von 10,2 MWp. Außerdem steht eine Hallenfläche von 27.000 qm zur Verfügung. Das Investitionsvolumen summiert sich auf über 20 Mio. Euro und die Finanzierung erfolgte zunächst ausschließlich über Eigenmittel. Mittelfristig sollen 80 Prozent der Summe durch Fremdkapital ersetzt werden.

Die technische Inbetriebnahme des Solarparks wurde Herrn Schmidt zufolge noch vor dem Jahresende vollzogen. Damit hat sich die 3U noch die Einspeisevergütung des Jahres 2011 gesichert. Die Belegung der Freilandfläche wurde Ende Februar 2012 begonnen und ist mittlerweile fast fertig gestellt. Erste Erträge daraus erwartet der Vorstandssprecher ab dem dritten Quartal. Derzeit laufen nach seiner Aussage Gespräche mit Interessenten über die Anmietung der Hallenfläche. Ab dem dritten Quartal erwartet der Vorstand eine stabile Vermietungssituation.

Die Gruppe betätigt sich außerdem im Bereich Cloud Computing. Herr Schmidt sieht darin einen der Megatrends der IT-Welt mit ganz erheblichen Wachstumschancen. Die 3U hat sich mit ihrer Tochter Segal Systems GmbH, heute firmierend unter Weclapp GmbH, schon frühzeitig mit diesem Thema auseinandergesetzt. Die Weclapp bietet vor allem Business Apps für den Mittelstand an und Insider bescheinigen dem Unternehmen in diesem Bereich eine führende Rolle. Nicht ohne Stolz berichtete Herr Schmidt, dass die Weclapp vor kurzem zum „Cloud Newcomer 2012“ gekürt worden ist. Er sieht darin jedoch erst den Anfang der Erfolgsstory.

Im Anschluss erläuterte Herr Schmidt das Zahlenwerk, das maßgeblich von der Veräußerung der LambdaNet GmbH geprägt war. Durch den Wegfall dieses Geschäftsbereichs reduzierte sich der Konzernumsatz auf 77,3 (Vj. 82,4) Mio. Euro, während allein im fortgeführten Bereich ein Zuwachs von 33,5 Prozent auf 63,3 (47,4) Mio. Euro realisiert werden konnte. Im Segment Telefonie sind die Umsätze zwar gesunken. Durch kräftige Zuwächse im Bereich der Erneuerbaren Energien konnte dies jedoch mehr als kompensiert werden.

Die Ertragslage war maßgeblich bestimmt von der Veräußerung der LambdaNet, die am 31. Mai 2011 abgeschlossen worden ist. Daraus resultierte ein einmaliger Ergebnisbeitrag von 27,4 Mio. Euro. Das EBITDA schnellte deshalb auf 28,5 (Vj. 6,4) Mio. Euro nach oben und das Konzernergebnis beträgt 26,6 (5,8) Mio. Euro. Das Ergebnis je Aktie errechnet sich mit 0,70 (0,15) Euro.

Herr Schmidt sprach dann einige Worte zu den einzelnen Segmenten. In der Telefonie entwickelte sich der Umsatz rückläufig auf 37,5 (Vj. 44,4) Mio. Euro. Ab der Jahresmitte war trotz des nach wie vor schwierigen Marktumfelds wieder ein Aufwärtstrend zu verzeichnen. Trotz der geringeren Erlöse ist es gelungen, das EBITDA auf 5,2 (3,7) Mio. Euro zu steigern. Durch ein geringeres Finanzergebnis und eine erhöhte Steuerbelastung wurde dies jedoch wieder aufgezehrt. Das Periodenergebnis blieb stabil bei 4,7 Mio. Euro.

Im Segment Services sind nach den Worten des Vorstandssprechers die Vertriebs- und Vermarktungsressourcen der Gruppe zusammengefasst. Bisher werden diese Leistungen noch überwiegend konzernintern eingesetzt. Künftig ist jedoch eine verstärkte externe Vermarktung vorgesehen. Vor allem wegen höherer Personal- und Entwicklungskosten weist dieser Bereich bei einem Umsatz von 4,3 (Vj. 3,4) Mio. Euro mit minus 0,3 (minus 0,2) Mio. Euro ein negatives EBITDA aus.

Im Segment Erneuerbare Energien konnte der Umsatz durch die Erweiterung der Produktpalette auf 25 (Vj. 2,7) Mio. Euro ganz erheblich gesteigert werden. Wie Herr Schmidt erklärte, hatte die 3U im März 2011 mit einem etablierten Berliner Unternehmen einen Rahmenvertrag zur Abnahme von PV-Modulen mit einem Auftragswert von bis zu 18,5 Mio. Euro für das Jahr 2011 abgeschlossen. Aufgrund der Turbulenzen in diesem Markt konnte dieses seinen Verpflichtungen aber nicht voll nachkommen.

Für die 3U führte dies zu erheblichen Mehraufwendungen. Zum Teil konnten die Module nur unter dem Einstandspreis verkauft werden. Den Schadenersatzforderungen wird der inzwischen insolvente Handelspartner nicht nachkommen können. Der Vorstand sah sich deshalb gezwungen, die Forderungen gegen dieses Unternehmen komplett wertzuberichtigen. Zusätzlich belastet in dem Geschäft der erhebliche Preisverfall. Trotz des deutlichen Umsatzanstiegs verzeichnet das Segment deshalb ein negatives EBITDA von minus 3,4 (minus 1) Mio. Euro.

Das Segment Breitband/IP umfasste laut Herrn Schmidt im vergangenen Jahr nach dem Verkauf der LambdaNet nur noch die nicht fortgeführten Aktivitäten. Ab 2012 wird die Segmentberichterstattung entsprechend angepasst.

Die Konzernbilanz war ebenfalls stark geprägt von dem Beteiligungsverkauf. Durch den hohen Ertrag ist das Eigenkapital auf 63,1 (Vj. 40,5) Mio. Euro deutlich gestiegen und die Eigenkapitalquote erreichte bei einer Bilanzsumme von 75,5 (78) Mio. Euro 82,5 (51,7) Prozent. Die liquiden Mittel erhöhten sich, getrieben vor allem von dem Mittelzufluss von 27,4 Mio. Euro aus dem LambdaNet-Verkauf, auf 33,4 (29,1) Mio. Euro.

Nachdem sich der Cashbestand mit dem Verkauf zunächst sehr stark erhöht hatte, wurde ein Teil der Mittel im Folgenden für die Finanzierung der PV-Aktivitäten und den Aufbau neuer Geschäftsbereiche verwendet. Außerdem hat der Vorstand 3,92 Millionen eigene Aktien erworben. Die eigenen Anteile werden gemäß den IFRS-Richtlinien vom Eigenkapital abgesetzt.

Im ersten Quartal 2012 ist der Umsatz auf 23,2 (Vj. 19,1) Mio. Euro weiter gestiegen, obwohl im Vorjahreszeitraum noch 8,5 Mio. Euro aus den nicht fortgeführten Aktivitäten enthalten waren. Dazu beigetragen haben vor allem Zuwächse im Wholesale-Geschäft im Telefonie-Bereich, die allerdings eine geringe Marge aufweisen. Bei den Erneuerbaren Energien führte die massive Unsicherheit zu einer starken Kundenzurückhaltung und Erträge aus dem Solarpark wird es erst ab dem dritten Quartal geben. Das EBITDA wird deshalb mit minus 0,9 (plus 2,6) Mio. Euro negativ ausgewiesen. Das Periodenergebnis liegt mit minus 0,8 (plus 0,7) Mio. Euro ebenfalls im Minus. 

Mit der Entwicklung der Aktie war Herr Schmidt überhaupt nicht zufrieden. Der Kurs befindet sich nun schon seit langer Zeit in einem Seitwärtstrend, was im vergangenen Jahr ausreichte, um die Indizes outzuperformen. Nach Überzeugung von Herrn Schmidt spiegelt der Kurs aber nicht den wahren Unternehmenswert wider. Analysten teilen diese Meinung. Schließlich notiert die Aktie bei weniger als der Hälfte des Buchwerts von 1,58 Euro und nur knapp über dem Cashbestand.

Vorstand und Aufsichtsrat schlugen der Hauptversammlung vor, eine Dividende von 0,03 Euro auszuschütten. Insgesamt entspricht dies einem Betrag von 1,06 Mio. Euro und damit fast dem kompletten Bilanzgewinn. Wie Herr Schmidt darlegte, hatte der im Konzern sehr gewinnträchtige Verkauf der LambdaNet im Einzelabschluss nur eine geringe Auswirkung. Der Verkaufspreis entsprach nahezu dem Buchwert.

Der Firmenchef kam dann zum Ausblick. Die Telefonie wird nach seiner Aussage in der Gruppe weiter eine tragende Rolle spielen. Die neuen Segmente Services und Erneuerbare Energien gewinnen aber zunehmend an Bedeutung und sollen weiter ausgebaut werden. Der Vorstand ist überzeugt, dass die 3U Gruppe mit dieser Struktur gut aufgestellt ist. Er kann aber verstehen, dass ihm in letzter Zeit viel Skepsis entgegen schlägt, ob hohe Investitionen im Bereich der Erneuerbaren Energien gerade jetzt der richtige Weg sind.

Herr Schmidt wies in diesem Zusammenhang zunächst darauf hin, dass der Begriff „Erneuerbare Energien“ bei der 3U recht breit definiert wird. Mit einer Fünf-Säulen-Strategie will er einen möglichst großen Teil der Wertschöpfungskette abdecken und gleichzeitig das Risiko durch Diversifikation verringern. An den einzelnen Gesellschaften der Gruppe zeigte er dies beispielhaft auf. Neu gegründet werden soll nun noch eine Beratungs- und Planungsgesellschaft, um das unter anderem bei der Errichtung des Solarparks gesammelte Know-how auch extern anbieten zu können.

Obwohl sich die Gruppe noch immer im Transformationsprozess befindet und das Umfeld unsicher ist, wagte Herr Schmidt eine Prognose. Für 2012 erwartet er einen Umsatz zwischen 62 bis 72 Mio. Euro, ein EBITDA zwischen 2 bis 3 Mio. Euro und einen Jahresüberschuss von 0,5 bis 1,5 Mio. Euro. In 2013 sollen die Erlöse dann 75 bis 80 Mio. Euro betragen, das EBITDA 5 bis 7 Mio. Euro erreichen und ein Überschuss von 0,5 bis 2 Mio. Euro erwirtschaftet werden.


Allgemeine Aussprache

In der Diskussion sprach zunächst Herr Müller-Blohm als Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW). Ihm folgten Herr Tassler von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. (SdK), der mehr als 4 Prozent des Grundkapitals vertrat, und zwei Kleinaktionäre.

Die Sprecher der Schutzgemeinschaften waren mit den Kennzahlen des Berichtsjahres überhaupt nicht zufrieden. Beide verwiesen auf den rückläufigen Umsatz und das negative EBITDA in den beiden neuen Bereichen Services und Erneuerbare Energien. Im hart umkämpften und entsprechend margenschwachen Telefonie-Markt sahen sie keine größeren Perspektiven. Mit der LambdaNet hat der Vorstand nach Meinung von Herrn Tassler das Tafelsilber verkauft.

Kritisch werteten die Aktionärsschützer vor allem, dass der Vorstand nun verstärkt in die Erneuerbaren Energien investieren will. Mit Blick auf die Kürzung der Solarförderung, die diversen Insolvenzen in der Branche und die wachsende Konkurrenz aus China schien es Herrn Müller-Blohm der völlig falsche Zeitpunkt, um dieses Engagement auszubauen. Er konnte nicht erkennen, wie die 3U sich in diesem Markt attraktiv positionieren will.

„Das Unternehmen ist schon heute attraktiv“, entgegnete Herr Schmidt. Wie er darlegte, fußt das Geschäft mit den Erneuerbaren Energien auf fünf Säulen, deckt große Teile der Wertschöpfungskette in diesem Bereich ab und soll noch weiter ausgebaut werden. Er sieht die 3U gut positioniert, um vom langfristigen Megatrend der Erneuerbaren Energien profitieren zu können. Die Energiewende steht schließlich nach wie vor ganz oben auf der politischen Agenda.

Weiter informierte der Vorstandsvorsitzende auf Nachfrage von Herrn Müller-Blohm, dass über das Joint Venture in China sehr kostengünstige Komponenten produziert werden können. Die Forschung und Entwicklung findet im Wesentlichen in Deutschland statt und die Ergebnisse werden nur in Teilschritten in die Produktion in China eingebracht.

Die Vermutung des DSW-Sprechers, dass die 3U nicht mehr als 66 Prozent an dem Joint Venture erwerben darf, ist, wie Herr Odenbreit darlegte, nicht korrekt. Die Beteiligung lokaler Partner ist in China zwar gewünscht, aber nicht zwingend erforderlich. Das Joint Venture lebt jedoch von der Kooperation, ja die 3U profitiert sogar vom Wissen des chinesischen Partners. Know-how-Transfer ist in diesem Fall ausdrücklich gewünscht.

Weiterhin war Herrn Müller-Blohm aufgefallen, dass im Servicebereich ein Großteil des Umsatzes innerhalb des Konzerns erwirtschaftet wird, was Herr Schmidt bestätigte. Die Abrechnung erfolgt jedoch, wie er betonte, zu marktüblichen Konditionen. Nennenswerte externe Umsätze erwartet er für die Weclapp GmbH in der zweiten Jahreshälfte und signifikante Erlöse außerhalb der Gruppe ab 2013.

Herr Tassler meinte sich zu erinnern, dass sich die 3U schon einmal von der LambdaNet trennen wollte, damals aber zu einem weit höheren Preis von 70 Mio. Euro; jetzt konnte nicht einmal mehr die Hälfte dieses Betrages vereinnahmt werden. Er wollte wissen, welches Ergebnis mit dieser Beteiligung ausgehend vom ursprünglichen Kaufpreis erzielt worden ist. Es könnte schließlich in der Zwischenzeit Abschreibungen auf den Beteiligungswert gegeben haben.

In seiner Antwort bestätigte Herr Schmidt, dass er vor fünf Jahren schon einmal in den Verkaufsprozess eingestiegen ist. Damals hatte ein Experte tatsächlich einen Unternehmenswert von 70 Mio. Euro errechnet, allerdings verfügt die LambdaNet über hohe Verbindlichkeiten. Der Equity Value belief sich deshalb auch damals nur auf 35 Mio. Euro.

„In den letzten Jahren haben wir immer gesagt, dass wir die Beteiligung zu einem attraktiven Preis verkaufen würden“, informierte Herr Schmidt. Aktiv auf der Suche war er allerdings nicht. Als sich nun die Möglichkeit geboten hat, hat der Vorstand diese ergriffen. Mit dem Verkaufserlös soll nun das verbliebene Geschäft mit den Erneuerbaren Energien und der Servicebereich schneller ausgebaut werden.

In der AG stand die Beteiligung, wie im Anschluss Vorstandsmitglied Christoph Hellrung erläuterte, mit einem Buchwert von 24,6 Mio. Euro. Bei einem Verkaufspreis von 25 Mio. Euro zuzüglich einer Kaufpreisanpassung von 0,4 Mio. Euro ergab sich deshalb im Einzelabschluss nur ein kleiner Gewinn von 0,8 Mio. Euro. Abschreibungen hat es keine gegeben. Der Buchwert entsprach den Anschaffungskosten. Der Mittelzufluss belief sich auf 27,4 Mio. Euro.

Im Konzern ergab sich hingegen ein Ergebnisbeitrag von 28,3 Mio. Euro aus den nicht fortgeführten Aktivitäten. Der erhebliche Unterschied zur AG ergibt sich daraus, dass die LambdaNet seit dem Kauf im Jahr 2004 bis zur Restrukturierung in 2009 noch Verluste geschrieben hat. Durch den Verkauf konnten deshalb auf Konzernebene außerordentliche Erträge verbucht werden. Die Gesellschaft wies außerdem ein negatives Eigenkapital auf. Der Finanzvorstand sieht den erzielten Verkaufspreis deshalb auf jeden Fall als Erfolg.

Herr Tassler sah für die Gesellschaft insgesamt keine Zukunftsperspektiven. Die Liquidation schien ihm deshalb der beste Weg, um die die verbliebenen Vermögenswerte zu sichern. Er forderte die übrigen Aktionäre auf, gegen die Entlastung des Aufsichtsrats zu stimmen. Statt der Entlastung des Vorstands forderte er, dem Führungsgremium das Vertrauen zu entziehen.

Darüber hinaus stellte er einen Gegenantrag zu Punkt 2 der Tagesordnung. Statt über eine Dividende von 0,03 Euro sollte die Hauptversammlung danach über eine Ausschüttung von 0,50 Euro im Rahmen einer Kapitalrückzahlung beschließen. Dies entspräche nach seiner Rechnung in etwa der Hälfte des Konzernjahresüberschusses und damit den Vorstellungen der SdK.

Zudem missfiel Herrn Tassler Punkt 7 der Tagesordnung, der die Ermächtigung des Vorstands zum außerbörslichen Erwerb von eigenen Aktien vorsah. Seiner Meinung nach verstößt dies gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz. Herr Odenbreit konnte dies nicht erkennen. Gegebenenfalls will er genau prüfen, ob es sich um eine zulässige Ungleichbehandlung handelt.

Im Übrigen sah der SdK-Mann die Gefahr, dass der Vorstandssprecher, der mit mehr als 20 Prozent an der 3U beteiligt ist, auf diesem Weg seine Anteile an die Gesellschaft veräußern könnte. An so etwas habe man, wie Herr Schmidt beteuerte, überhaupt nicht gedacht. Es gibt keinerlei Pläne in diese Richtung. Um dies sicherzustellen, ergänzte er selbst über einen Gegenantrag, dass der Erwerb von Aktien von Aktionären, die zugleich Mitglieder von Organen der Gesellschaft sind, ausgeschlossen ist.

Aktionär Wilke war weniger kritisch. Seiner Ansicht nach sollten die Aktionäre mit Blick auf das Umfeld um TK-Markt froh sein, dass beim Verkauf der LambdaNet überhaupt noch der Buchwert erzielt werden konnte. Die Prognose des Vorstands, was mit dem verbliebenen Geschäft in den nächsten Jahren verdient werden soll, empfand er allerdings auch als enttäuschend.

Interessant fand er die Frage, welche Pläne der Vorstand mit den bereits erworbenen eigenen Aktien verfolgt. Beim letzten Mal wurden diese Anteile eingezogen, was ihm auch diesmal am sinnvollsten erschien, nachdem die Aktie deutlich unter Buchwert notiert. Diesbezüglich ist, wie Herr Schmidt darlegte, noch keine Entscheidung getroffen. Die Einziehung wäre natürlich eine Option.

Als deutlich überhöht kritisierten die beiden Aktionärsschützer die Vorstandsvergütung von insgesamt 928 TEUR. Sie konnten nicht nachvollziehen, wieso die maximal mögliche variable Komponente gezahlt wurde. Von einer erfolgreichen Geschäftsentwicklung kann schließlich keine Rede sein. Der Aufsichtsrat schien ihnen mit insgesamt 158 TEUR, davon 90 TEUR als variabler Anteil, ebenfalls überbezahlt.

Wie Herr Schmidt darlegte, stellt das variable Vorstandsgehalt auf das Konzernergebnis ab. Auf dieser Ebene wurden sowohl die quantitativen wie auch die qualitativen Ziele erreicht. Die Gruppe ist heute breiter und solider aufgestellt als vor einem Jahr. Betreffend die Aufsichtsratsvergütung verwies Herr Odenbreit auf den entsprechenden Hauptversammlungsbeschluss und die Corporate-Governance-Grundsätze.


Abstimmungen


Herr Thoenes verkündete die Präsenz mit 13.127.067 Aktien. Bezogen auf das aktuelle Grundkapital von 39.237.786 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, und bei Berücksichtigung der eigenen Anteile entsprach dies einer Quote von 33,46 Prozent.

Alle Beschlüsse wurden mehrheitlich gefasst. Bei den TOP 2, 4 und 6 lag die Zustimmungsquote jedoch nur bei 87 Prozent und bei TOP 3 wegen der Stimmrechtsausschlüsse lediglich bei 58 Prozent. Der Vorstandsvorsitzende Michael Schmidt ist mit einer Beteiligung von 22,9 Prozent zugleich Großaktionär. 

Im Einzelnen beschloss die Hauptversammlung über die Dividende von 0,03 Euro (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der BDO zum Abschlussprüfer (TOP 5) und die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien über die Börse (TOP 6) und außerbörslich (TOP 7). Der Erwerb von Aktien von Aktionären, die zugleich Organmitglieder sind, wurde als Ergebnis der Debatte ausgeschlossen.

Die Gegenanträge von Herrn Tassler kamen nicht mehr zur Abstimmung. Mit der Entlastung des Vorstands bestand kein Bedarf mehr, über einen Vertrauensentzug zu beschließen. Und bei der Zahlung einer Dividende von 0,50 Euro im Rahmen einer Kapitalherabsetzung war sich die Verwaltung ohnehin unsicher, ob dieser überhaupt zulässig gewesen wäre. Die Hauptversammlung darf unter diesem Punkt nur über den Bilanzgewinn beschließen.

Nach etwa sieben Stunden schloss der Vorsitzende die Versammlung.


Fazit

2011 war auf den ersten Blick ein sehr erfolgreiches Jahr für die 3U Holding AG. Allerdings speist sich der hohe Konzerngewinn von 26,6 Mio. Euro ausschließlich aus dem Ergebnisbeitrag von rund 27 Mio. Euro aus der Veräußerung der LambdaNet GmbH. Das Ergebnis je Aktie ist mit 0,70 Euro fast so hoch wie der Börsenkurs. Nach HGB wurde allerdings wenig mehr als der Buchwert erzielt. Für die AG ergibt sich deshalb nur ein Jahresüberschuss von 1,3 Mio. Euro, der über die Dividende von 0,03 Euro zum größten Teil ausgeschüttet wurde.

Eine höhere Zahlung wäre auch nicht zu rechtfertigen gewesen. Im fortgeführten Geschäft läuft es nicht so gut. In der Telefonie fällt es zunehmend schwer, annehmbare Margen zu erzielen. Im Bereich der Erneuerbaren Energien, der deutlich ausgebaut werden soll, sind die Perspektiven sehr unsicher. Und der Servicebereich befindet sich noch im Aufbau. In der Diskussion kam es deshalb zu kritischen Nachfragen, wie es mit der 3U Holding weitergehen soll.

Vom Vertreter der SdK kam der Vorschlag, die Gesellschaft zu liquidieren. Völlig abwegig ist der Gedanke nicht. Die Aktie notiert nur bei der Hälfte des Buchwerts, der sich in der Liquidation zumindest zu großen Teilen realisieren lassen müsste. Alternativ muss der Vorstand zeitnah zeigen, dass mit dem verbliebenen Geschäft doch Geld verdient werden kann. Gelingt dies, hat die Aktie Potenzial auf eine Kursverdopplung. Der enorme Abschlag zum Buchwert von 1,58 Euro scheint jedenfalls übertrieben.


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Veröffentlichungsdatum: 05.06.2012 - 10:56
Redakteur: mwa
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