WKN:
564760
ISIN:
DE0005647606
Straße, Haus-Nr.:
Tiergartenstraße 17,
D-40237 Düsseldorf, Deutschland
Telefon:
+49 (0)211 / 683022

Internet: www.effecten-spiegel.com

IR Ansprechpartner:
Frau Marlis Weidtmann
[email protected]
HV-Bericht Effecten-Spiegel AG - Kann sich dem schwierigen Börsenumfeld nicht völlig entziehen – Absturz der Aktie aber übertrieben
Die Hauptversammlung der Effecten-Spiegel AG fand am 25. Mai 2012 wie gewohnt in der Stadthalle in Düsseldorf statt. Mit etwa 250 Aktionären und Gästen, darunter Matthias Wahler für GSC Research, hatten sich weniger Teilnehmer als sonst eingefunden. Dies dürfte daran gelegen haben, dass zeitgleich im nahen Congress-Centrum die Aktionäre der Klöckner & Co SE tagten.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Udo Christochowitz eröffnete die Versammlung um 10:30 Uhr, erläuterte die Formalien und stellte die Personen auf dem Podium vor. Vorstand und Aufsichtsrat waren komplett zugegen. Im Anschluss übergab er das Wort an Alleinvorstand Marlis Weidtmann.


Bericht des Vorstands

Wie üblich begann Frau Weidtmann ihre Ausführungen mit einem Überblick über das Börsenumfeld des vergangenen Jahres. Nach einem freundlichen Start ergriff die Anleger nach ihrer Aussage in der zweiten Jahreshälfte in Anbetracht der ausufernden Schuldenkrise eine regelrechte Panik und der DAX begab sich auf eine rasante Talfahrt. In 30 Tagen ging die Performance von drei Jahren verloren und der VDAX schrammte mehrmals an die Marke von 50 Punkten heran.

Zunehmend reifte im vergangenen Jahr bei den Anlegern die Kenntnis, dass es im Investmentbereich keine sicheren Häfen mehr gibt. Selbst Staatsanleihen mutierten zum Teil zu Zockerpapieren und auch die Notierungen von Gold und Silber wiesen zeitweise kräftige Kursabschläge auf. Eine breite Streuung der Anlagen schützte unter diesen Umständen nicht vor Verlusten und selbst erfahrene Hedgefonds-Manager haben zum Teil viel Geld verloren.

„Die Effecten-Spiegel AG konnte sich diesem Abwärtssog nicht entziehen“, leitete Frau Weidtmann dann zur eigenen Geschäftsentwicklung über. Im Umlaufvermögen mussten 2,3 Mio. Euro abgeschrieben werden und im Anlagevermögen 2,2 Mio. Euro, wovon mehr als die Hälfte auf die Positionen RWE und SMA Solar entfielen.

Geschuldet ist dies nach Meinung von Frau Weidtmann den kopflosen Entscheidungen der Politik beim Thema Energiewende. Nach wie vor ist völlig unklar, wie der Umbau genau aussehen soll. Frau Weidtmann hält die Kursabschläge bei den Versorgern aber mittlerweile für übertrieben. Die RWE-Aktie ist so niedrig bewertet wie nie zuvor und notiert weit unter dem Eigenkapital, obwohl sogar noch umfangreiche stille Reserven in Form von Kohlevorräten vorhanden sind.

In der Solarbranche hat nach Einschätzung der Firmenchefin das große Sterben erst begonnen. Politisch induziert gab es in den letzten Monaten einen regelrechten Kahlschlag. Nachdem die Unternehmen ohnehin schon unter dem enormen Preisverfall durch den weltweiten Wettbewerb zu leiden hatten, wird die radikale Kürzung der Förderung nach Meinung von Frau Weidtmann nun dazu führen, dass in Deutschland nur noch hochwertige Leistungen erhalten bleiben.

Die SMA Solar steht als Weltmarktführer im Bereich der Wechselrichterhersteller in dem schwierigen Umfeld noch relativ gut da. Das Geschäft entwickelt sich zwar auch rückläufig. In 2011 schrumpfte die operative Marge auf 14 (Vj. 25) Prozent. Dies ist aber immer noch das zweitbeste operative Ergebnis der Firmengeschichte und stellte unter den widrigen Marktbedingungen eine sehr respektable Leistung dar.

Aktuell baut die SMA Solar Frau Weidtmann zufolge nun weltweit die Vertriebsstrukturen aus und arbeitet an neuen Produktlösungen, unter anderem im Bereich der Speicherlösungen. Außerdem ist der Markt für Solarwechselrichter extrem technologiegetrieben, was den Einstieg für neue Wettbewerber erschwert. Die SMA Solar wird nach ihrer Überzeugung zu den Gewinnern der Branchenkonsolidierung gehören.

Bei den Basisinvestments im Effecten-Spiegel-Depot hat es nach ihrer Aussage nur geringe Veränderungen gegeben. Auf einige Positionen ging sie im Folgenden näher ein. Bei Porsche hat Frau Weidtmann bei der Kapitalerhöhung im April die Bezugsrechte zum Teil verkauft und die Erlöse genutzt, um neue Aktien zu beziehen. Es befinden sich nun 55.000 Porsche-Aktien im Depot.

Die Firmenchefin wollte gar nicht verhehlen, dass es bei diesem Unternehmen auch Risiken gibt. Ihrer Überzeugung nach nimmt die Porsche-Story aber wieder Fahrt auf, und es wird immer deutlicher, dass ein integrierter Konzern entsteht. Sie verwies in diesem Zusammenhang auf die Einladung zur Porsche Hauptversammlung Ende Juni, auf der sich der Vorstand die Genehmigung einholen will, das Geschäft entlang der automobilen Wertschöpfungskette auszubauen.

Vossloh ist Frau Weidtmann zufolge neben Bilfinger Berger einer der Infrastrukturwerte im Portfolio. Die Kursschwäche dieser Aktie hat sie zum Ausbau der Position genutzt. Nach ihrer Überzeugung wird Vossloh vom weltweiten Wachstum des Schienenverkehrs profitieren. Interessant findet sie den Einstieg des Ex-Chefs von Knorr-Bremse zu einem Kurs über dem des Effecten-Spiegels. Er hält mittlerweile 20 Prozent an Vossloh, seine weiteren Pläne sind allerdings unklar.

Auch bei Lanxess hat Frau Weidtmann den Bestand aufgestockt. Neu aufgebaut hat sie außerdem eine Beteiligung an der Brenntag AG. Als einziger global agierender Chemikalienhändler verfügt dieses Unternehmen nach ihrer Ansicht über großes Potenzial und ist überdies wenig konjunkturanfällig. Ferner hat die Firmenchefin in McDonalds-Aktien investiert. Allen Gesundheitsbewegungen zum Trotz weist der US-Konzern ein stetiges Wachstum auf und durch den Ausbau der regionalen Angebote soll das Geschäft weiter angekurbelt werden.

Weiter informierte Frau Weidtmann, dass sie die restlichen Anteile an der Ariba Inc. zu einem Kurs über 25 US-Dollar komplett veräußert hat, nachdem die Aktie im Februar 2011 nach mehr als zehn Jahren endlich wieder den Einstandskurs erreicht hatte. Dass nun die SAP vor wenigen Tagen ein Übernahmeangebot zu einem Preis von 45 US-Dollar unterbreitete, ist bitter, war aber überhaupt nicht absehbar gewesen.

Bei dem Investment in die dänische Danisco AS war das Timing deutlich besser. Der US-Chemiekonzern Dupont unterbreitete ein Übernahmeangebot zu 700 dänischen Kronen entsprechend 93,85 Euro, was für den Effecten-Spiegel den doppelten Einstandskurs bedeutet. Das Silber-Engagement hat Frau Weidtmann im Hype des vergangenen Jahres veräußert und ist so nicht nur der scharfen Korrektur entgangen (Details siehe Bericht Vorjahr), sondern konnte auch hier 100% Kursgewinn realisieren.

Bei den Beteiligungsgesellschaften haben sich keine größeren Veränderungen ergeben. Bei der GSC Holding AG wurde nach ihrer Aussage der längst überfällige Restrukturierungsprozess eingeleitet, was bereits erste positive Ergebniseffekte hatte. Der Jahresfehlbetrag verringerte sich in 2011 auf 17 (Vj. 86) TEUR. Matthias Schrade ist als Vorstand ausgeschieden und widmet sich seinen politischen Ambitionen. Er bleibt GSC Research aber als freier Mitarbeiter und Aktionär verbunden.

Die Effecten-Spiegel AG hat ihm im März 2012 35.000 GSC-Aktien verkauft und die Beteiligung damit von 21,87 auf 16,87 Prozent reduziert. Im April 2012 wurde der Vorstand der GSC Holding AG dann um Norbert Paulsen erweitert. Er ist ebenfalls ein großer Aktionär der Gesellschaft und hat nach dem Ausscheiden von Herrn Schrade auch die Chefredaktion des nebeneffecten-Briefes übernommen. In Kooperation mit GSC plant Frau Weidtmann nun die Herausgabe eines Aktienführers für Privatanleger unter dem Namen „Effecten-Spiegel Deutschland“.

Die 7days music entertainment AG entwickelt sich nach der Neuausrichtung auch wieder erfolgreich. Das EBIT konnte in 2011 auf minus 1,3 (minus 2,5) Mio. Euro erheblich verbessert werden. Aus Gründen der kaufmännischen Vorsicht wurde aber nochmals eine Abschreibung auf die Beteiligung vorgenommen. Den Break-even peilt 7days für 2012 an. Die ersten vier Monate entwickelte sich das Geschäft mit einer Umsatzverdopplung und einem deutlich positiven EBIT von 208 TEUR im Plan.

Bei der Action Press AG haben die 2011er-Zahlen überzeugt. Der Umsatz stieg um 26 Prozent auf 22,4 Mio. und das Vorsteuerergebnis konnte um 67 Prozent auf 2 Mio. Euro ausgeweitet werden. Allerdings ist der Aufschwung derzeit noch allein von der Infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH getragen. Für das laufende Jahr rechnet Frau Weidtmann insgesamt mit einem Ergebnisanstieg und in 2013 wird nach ihrer Einschätzung endlich die Ausschüttung einer Dividende möglich sein.

Sehr zufrieden zeigte sich Frau Weidtmann mit der Beteiligung an der EquityStory AG, die ihre Hauptversammlung parallel zur Effecten-Spiegel AG abhielt. Für 2011 präsentierte dieses Unternehmen erneut Rekordzahlen und die Dividende wird auf 0,70 Euro angehoben. Das Ziel, zum europäischen Marktführer im Bereich der Online-Kommunikation aufzusteigen, hat der Vorstand fest im Blick. Schwächere Kurse will Frau Weidtmann nutzen, um die Beteiligung weiter aufzustocken.

Insgesamt ist eine Ausweitung des Beteiligungsgeschäfts aber nicht geplant. Nachdem die Börsenzyklen immer kürzer werden, erscheint es Frau Weidtmann sinnvoller, das Geschäft kurzfristiger auszurichten und die Investments verstärkt in Richtung Umlaufvermögen umzuschichten. Im vergangenen Jahr waren bereits 13 (Vj. 8) Prozent des Portfolios dieser Bilanzposition zugeordnet.

Zurückhaltend gab sich Frau Weidtmann beim Thema Rohstoffinvestments. Die Aktienkurse der Gold- und Silberminen blieben zuletzt weit hinter den Rohstoffpreisen zurück, und es ist ihrer Meinung nach schwer abzuschätzen, wie es in diesem Bereich hinsichtlich der Kostenstruktur weitergeht. Die Beteiligung an Barrick Gold hat sie deshalb mit einem kleinen Gewinn wieder abgegeben und auch von den Anglo-American-Aktien will sie sich wieder trennen.

Frau Weidtmann leitete dann zum Verlagsgeschäft über und verwies zunächst auf die Jubiläumsausgabe des Effecten-Spiegels, die jeder Abonnent zum 40jährigen Jubiläum der Publikation erhalten hat. Auf jedem Platz lag ein Exemplar zur Mitnahme aus. Die Ausgabe ist aufgebaut als eine Art Collage von 40 Jahren gelebter Börsengeschichte und erlaubt außerdem einen Blick hinter die Kulissen der Redaktion.

Mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Sparte ist Frau Weidtmann recht zufrieden. Zwar fällt es zunehmend schwer, das Verlagsgeschäft profitabel zu halten, zumal es sich komplett ohne Fremdwerbung finanziert. Dennoch konnte das Ergebnis in 2011 auf 310 (Vj. 3) TEUR deutlich gesteigert werden. Im Mittelpunkt steht nun die Gewinnung neuer Leser. Dafür werden auch die Ergebnisse der internen Leserbefragung genutzt. Der Effecten-Spiegel kann mittlerweile auch digital bezogen werden.

Im Anschluss informierte Frau Weidtmann über die aktuelle Entwicklung bei den Verfahren, in die die Effecten-Spiegel AG involviert ist. Zum einen ist dies die Klage gegen die Deutsche Bank, die ihrer Ansicht nach bei der Übernahme der Deutschen Postbank trickreich das nach dem Gesetz vorgesehene Pflichtangebot umgangen und damit die Minderheitsaktionäre übervorteilt hat. Dieser Prozess wird nach ihrer Einschätzung sicher nicht leicht werden. Es geht aber, wie sie betonte, um eine Grundsatzfrage, und sie hofft sehr, dass das OLG Köln sich dieser Verantwortung bewusst ist.

Beim zweiten großen Verfahren betreffend die Übernahme der Hypovereinsbank (HVB) durch die italienische UniCredit hat der BGH laut Frau Weidtmann die Abberufung von Dr. Heidel als besonderem Vertreter im August 2011 tatsächlich als rechtmäßig erklärt. Nun müsste die HVB selbst gegen ihre Muttergesellschaft klagen, was natürlich, das kann kaum überraschen, bisher nicht geschehen ist.

Positiv wertet sie hingegen die Bestellung zweier neuer Gutachter, die mit einer Bewertung des Osteuropageschäfts beauftragt worden sind. Ihre Ergebnisse werden in das von der Effecten-Spiegel AG angestrengte Spruchstellenverfahren einfließen. Frau Weidtmann ist überzeugt, dass sie bei objektiver Betrachtung der Gegebenheiten zu einem höheren Ergebnis als die UniCredit kommen müssen, was die Abfindung entsprechend erhöhen würde.

Frau Weidtmann kam dann zum Ausblick. Gerade in Zeiten, in denen es keine sicheren Häfen mehr gibt, spricht ihrer Überzeugung nach alles für ein Investment in Aktien. Bevorzugt werden sollten ertragsstarke Unternehmen mit einer soliden Bilanz, die auch die Schuldenkrise überdauern werden.

Dazu zählt sie auch die Effecten-Spiegel AG, die über Eigenmittel von fast 70 Mio. Euro verfügt und die mit einer Eigenkapitalquote von 96 Prozent sehr stabil aufgestellt ist. Sie sieht es deshalb als angemessen an, trotz eines nur kleinen Jahresüberschusses von 2 TEUR aus dem Bilanzgewinn des Vorjahres eine Dividende von 0,40 Euro auszuschütten.

Ein großes Thema war nach ihrer Aussage in den letzten Monaten die bevorstehende Schließung des First Quotation Boards durch die Deutsche Börse. Auch für das Second Quotation Board sollen die Bedingungen geändert werden. Es stellte sich damit die Frage, ob die Effecten-Spiegel-Aktie künftig im Entry Standard oder im Freiverkehr einer Regionalbörse gelistet werden soll. Nach eingehender Beratung haben sich Vorstand und Aufsichtsrat für letzteres entschieden. Dass die Aktie dann nicht mehr auf Xetra gehandelt wird, sieht Frau Weidtmann nicht als Nachteil.

"Das laufende Jahr ist mindestens ebenso spannend und herausfordernd wie das Jahr 2011", beendete Marlis Weidtmann ihre Ausführungen, da die Märkte auch weiterhin von dem Drama um Griechenland und Spanien, aber auch von der Nahostkrise, den amerikanischen Präsidentschaftswahlen sowie den "kleinen und großen unvorhersehbaren Katastrophen und politischen Clownerien" bewegt werden. Bei den Anlegern zählt derzeit der Vermögenserhalt, nicht die Rendite. Eindrucksvoll sieht sie dies daran aufgezeigt, dass der deutsche Staat sich mittlerweile zu einem Zinssatz von Null verschulden kann. Mit der Effecten-Spiegel AG will sie weiter auf Aktien setzen. Sie ist fest überzeugt, dass es wieder aufwärts geht und die Kernländer Europas eine finale Lösung für die Schuldenkrise finden müssen und werden. Frau Weidtmann will mit ruhiger Hand noch flexibler agieren als bisher.


Allgemeine Aussprache

Als erster sprach Rechtsanwalt Thomas Hechtfischer für die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW). Er dankte Frau Weidtmann für ihren gewohnt umfassenden Bericht. Am interessantesten hatte er die Anmerkungen zu den verschiedenen Depotpositionen empfunden. So konnte er ihre Sicht der Dinge nachverfolgen.

Zunächst erkundigte er sich, welche großen Positionen sich hinter den Abschreibungen von 2,2 Mio. Euro auf das Anlage- und 2,3 Mio. Euro auf das Umlaufvermögen verbergen. Interessant fand er zudem die Frage nach den stillen Lasten und stillen Reserven, deren Verhältnis sich nicht mehr so entspannt darstellt wie vor einem Jahr. Die stillen Reserven sind seither auf 2,2 (Vj. 8) Mio. Euro kräftig geschrumpft, während sich die Lasten auf 5,2 (2,5) Mio. Euro mehr als verdoppelt haben.

Wie Frau Weidtmann darlegte, waren im Anlagevermögen vor allem Abschreibungen auf RWE, SMA Solar und 7days vorzunehmen. Im Umlaufvermögen waren die größten Positionen Wacker Chemie mit mehr als 700 TEUR und Anglo American mit gut 400 TEUR. Außerdem wurden die Bestände an VW, BASF und Salzgitter wertberichtigt. Zum Teil konnte dies im ersten Quartal 2012 aber schon wieder aufgeholt werden. Die Beteiligung an Wacker Chemie hat Frau Weidtmann erst einmal veräußert.

Stille Lasten lagen zum Bilanzstichtag vor allem auf Siemens und Kali und Salz. Gegenüber dem Jahresende haben sich diese Werte sogar noch erhöht. Überraschend heftige Abschläge gab es auch bei SMA Solar zu verkraften. Bei Vossloh und Allianz haben sich die stillen Reserven im vergangenen Jahr in stille Lasten gewandelt.

Bei den größten Depotpositionen haben sich, wie Frau Weidtmann informierte, im vergangenen Jahr keine größeren Veränderungen ergeben. Ganz vorn steht Siemens mit einem Wert von über 6,1 Mio. Euro, gefolgt von K+S und SMA Solar mit 3,6 bzw. 3,3 Mio. Euro. Danach folgen Allianz und Brenntag mit 2,7 bzw. 2,4 Mio. Euro. Vossloh ist ebenfalls ein großer Wert und natürlich fallen auch die Beteiligungen wie EquityStory und 7days unter diese Position.

Die Entwicklung bei der Ariba-Beteiligung empfand Herr Hechtfischer schon fast als tragisch. Kaum ist der Effecten-Spiegel nach zehn Jahren geduldigen Wartens leicht über Einstandspreis ausgestiegen, kommt SAP und unterbreitet ein lukratives Übernahmeangebot.

Sehr erfreulich bewertete der DSW-Sprecher die Entwicklung bei der EquityStory AG. Auch von dem deutlich verbesserten Ergebnis im Verlagsgeschäft zeigte er sich beeindruckt. Er hält es für einen großen Erfolg, dass der Effecten-Spiegel in dem schwierigen Umfeld jedes Jahr mit Gewinn abschließt, obwohl auf Werbung nach wie vor konsequent verzichtet wird.

Als große Enttäuschung sah der DSW-Vertreter hingegen die Entwicklung bei der 7days music entertainment AG. Der Plan, den Umsatz in 2011 zu verdoppeln und ein positives Ergebnis zu erreichen, ist offensichtlich nicht aufgegangen. Er wollte wissen, wann bei dieser Beteiligung endlich schwarze Zahlen geschrieben werden.

Frau Weidtmann stimmte zu, dass die Entwicklung bei dieser Beteiligung bislang nicht zufrieden stellen kann. Die Ziele für 2011 wurden nicht erreicht. Die Zahlen des ersten Quartals 2012 stimmen sie jedoch zuversichtlich, dass das Unternehmen nach Abschluss der Restrukturierung im laufenden Jahr tatsächlich positiv abschließt. Sie verwies in diesem Zusammenhang auf die Action Press Holding AG, die sich vor Jahren in einer ähnlichen Ausgangssituation befand.

Ein weiteres Thema des DSW-Vertreters war die Klage des Effecten-Spiegel gegen die Deutsche Bank betreffend die Übernahme der Postbank AG. Ihn interessierte, ob Frau Weidtmann diesbezüglich immer noch so optimistisch ist wie vor einem Jahr und ob die Gerichte diese Einschätzung teilen.

Wie Frau Weidtmann erklärte, schöpft sie ihren Optimismus aus der Sachlage. Es handelt sich ihrer Meinung nach ganz eindeutig um einen Umgehungstatbestand. Zwar hat das Gericht diese Auffassung in erster Instanz nicht geteilt. Frau Weidtmann hofft aber, dass sich die nächste Instanz bewusst ist, dass es sich um ein wichtiges Musterverfahren handelt. Werden diese Vorgänge gerichtlich genehmigt, werden Pflichtangebote künftig regelmäßig umgangen werden. „Dann hätte man sich dieses Gesetz sparen können“, urteilte Frau Weidtmann.

Betreffend das Spruchstellenverfahren bei der HVB ist die Firmenchefin nach wie vor zuversichtlich. Sie sieht die Bestellung zweier Gutachter, die nun erneut die Werthaltigkeit des Osteuropa-Geschäfts des Kreditinstituts prüfen, als großen Erfolg. Geht alles mit rechten Dingen zu, müssten diese zu einer höheren Bewertung kommen, was sich positiv für die Zwangsabfindung der Aktionäre auswirken würde. Der Effecten-Spiegel hat fast 1 Million Aktien eingereicht.

Ferner hatte Herr Hechtfischer aus der letztjährigen Hauptversammlung mitgenommen, dass die Gesellschaft eine Klage gegen die UniCredit angestrengt hat. Im Kern ging es dabei um die Frage, wem die Gewinne zustehen, die zwischen dem Squeeze-Out-Beschluss bei der HVB und dem tatsächlichen Ausscheiden der freien Aktionäre anfallen. Er hatte hierzu im Vorstandsbericht Informationen vermisst.

Wie Frau Weidtmann informierte, gab es vor kurzem eine Entscheidung in einem ähnlich gelagerten Fall, nämlich der Ausgleichszahlung bei RWE DEA. Hier hat der BGH zu ihrer Überraschung negativ entschieden, was sie für falsch hält. Die Rechtsberater haben ihr aber danach geraten, dieses Verfahren nicht weiterzuverfolgen, da kaum mehr Erfolgsaussichten gegeben sind. Die Effecten-Spiegel AG hat die Klage daraufhin zurückgenommen.

Die im Geschäftsbericht erwähnte Betriebsprüfung ist, wie Frau Weidtmann auf Nachfrage von Herrn Hechtfischer darlegte, noch nicht abgeschlossen. Es gilt vor allem noch einen Sachverhalt die eigenen Anteile betreffend zu klären. So will der Prüfer, obwohl die eigenen Aktien nach dem BilMoG (Bilanzmodernisierungsgesetz) im Umlaufvermögen veranlagt werden müssen, die daraus resultierenden Verluste steuerlich nicht anerkennen.

Er besteht darauf, dass diese Anteile steuerlich so behandelt werden müssen, als wären sie im Anlagevermögen gebucht, was denklogisch nicht korrekt sein kann. Ihrer Ansicht nach wird die Vorgabe des Gesetzgebers so ausgehebelt. Egal, wie diese Diskussion ausgeht, ist damit aber kein Cashabfluss verbunden.

Ein weiteres Thema des DSW-Sprechers waren die eigenen Aktien. Insgesamt hält die Effecten-Spiegel AG 10 Prozent des Grundkapitals im eigenen Bestand und im vergangenen Jahr hatte Frau Weidtmann auf Anregung aus dem Aktionariat angekündigt, eine Sachausschüttung dieser Anteile prüfen zu lassen.

Frau Weidtmann bekräftigte, dass die Sachausschüttung nach wie vor eine Option ist. Allerdings wäre dies nach den derzeitigen Erkenntnissen steuerlich nicht so lukrativ, weshalb zunächst darauf verzichtet werden soll. Eingezogen werden die Aktien auf jeden Fall nicht.

Aktionär Eberhard Knebel wollte dies nicht gelten lassen. Seiner Einschätzung nach gibt es sicherlich eine steuerliche Konstruktion, mit der sich dieses Vorhaben umsetzen lassen müsste. Die vorgesehene Zahlung einer Dividende von 0,40 Euro aus der Substanz sah er jedenfalls nicht so gern. Ihn interessierte, wie die Verwaltung betreffend der Dividende verfahren will, wenn es auch in 2012 nicht so läuft wie geplant.

Wie Frau Weidtmann darlegte, schüttet die Gesellschaft mit der diesjährigen Dividende quasi das aus, was im vergangenen Jahr erwirtschaftet und einbehalten worden ist. Wenn dies die Gewinnsituation nicht zulässt, muss eventuell auch einmal auf eine Ausschüttung verzichtet werden. Gegebenenfalls würde dann die Ausgabe von Gratisaktien ein Thema werden.

Im Übrigen zollte Herr Knebel seine Hochachtung, mit welchem Nachdruck Frau Weidtmann beispielsweise bei der Postbank und der HVB ihre Aktionärsrechte verfolgt. Die Aktionäre quittierten dies mit Applaus. Außerdem unterbreitete Herr Knebel verschiedene Vorschläge die Investments betreffend. Insbesondere hielt er es für sinnvoll, die großen Beteiligungen weiter auszubauen.

Frau Weidtmann war von diesem Vorschlag nicht so begeistert. Im aktuellen Umfeld erscheint ihr eine sehr langfristig angelegte Strategie, wie sie die Effecten-Spiegel AG früher verfolgt hat, nicht mehr so sinnvoll. Lediglich die Beteiligung an EquityStory will sie weiter ausbauen, wenn sich eine günstige Gelegenheit ergibt. Weitere Angebote, die regelmäßig unterbreitet werden, will sie prüfen.

Für die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. (SdK) sprach im Folgenden Herr Hartmut Göddecke. Sein zentrales Thema war das Risikomanagement, zu dem Frau Weidtmann gerne einige weiterführende Anmerkungen machte. Zum einen darf ein Einzelinvestment nach ihrer Aussage maximal 10 Prozent des Eigenkapitals ausmachen. Außerdem arbeitet die Gesellschaft grundsätzlich ohne Kredite.

Ferner nutzt die Firmenchefin das Know-how der Mitarbeiter von GSC Research. Daneben versucht sie, das Risiko durch die Streuung der Investments über verschiedene Branchen zu verteilen, was leider nicht immer gelingt. Beispielsweise müsste unter normalen Umständen sich entweder RWE oder SMA Solar positiv entwickeln. Durch die chaotischen politischen Entscheidungen waren im vergangenen Jahr aber beide Firmen negativ beeinflusst.

Aktionär Hans-Jürgen Schweimanns bat Frau Weidtmann unter anderem um eine Bewertung der Vorgänge bei der GSC Portfolio AG. Hier stellte die Firmenchefin klar, dass die Effecten-Spiegel AG nicht an dieser Gesellschaft, sondern nur an der GSC Holding AG beteiligt ist, die über die Tochter GSC Research GmbH über Hauptversammlungen berichtet und Analysen veröffentlicht. Das dort gebündelte Know-how kann gewinnbringend genutzt werden.

Die Strategieänderung bei der GSC Portfolio AG, die nach dem Einstieg des neuen Großaktionärs sämtliche Nebenwerte veräußert hat und nur noch in Gold und Silber investiert, hatte sie mit Verwunderung zur Kenntnis genommen. Die Effecten-Spiegel AG ist davon aber nicht betroffen, und nach der geplanten Namensänderung wird es auch keine Verwechslungen mehr zwischen diesen beiden Unternehmen geben.

Abschließend hatte Aktionär Gottlob Stoll einige Anmerkungen. Er äußerte sich sehr unzufrieden mit der Performance der Effecten-Spiegel-Aktie, die in den letzten zwölf Monaten wieder erheblich an Wert verloren hat, was Frau Weidtmann nur unterstreichen konnte. Zum Teil resultiert dies nach ihrer Einschätzung auch aus Angriffen auf die Aktie über das Xetra-System. Sie hat dies bei der Handelsüberwachung gemeldet und eine Anzeige bei der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) eingereicht.


Abstimmungen

Vor Eintritt in die Abstimmungen gab Herr Christochowitz die Präsenz bekannt. Auf der Hauptversammlung waren 747.902 der insgesamt 2.000.000 Stamm- und 179.000 der 1.906.250 Vorzugsaktien vertreten. Bei den stimmberechtigten Stammaktien entsprach dies einer Quote von 37,91 Prozent.

Alle Beschlüsse wurden beim maximal 9.400 Gegenstimmen gefasst. Im Einzelnen waren dies die Dividende von 0,40 Euro (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Festsetzung der Aufsichtsratsvergütung mit 6.000 Euro für das einfache Mitglied (TOP 5) und die Wahl der Wisbert Treuhand GmbH zum Abschlussprüfer (TOP 6).

Nach exakt drei Stunden schloss der Aufsichtsratsvorsitzende die Versammlung um 13:30 Uhr.


Fazit


Die Effecten-Spiegel AG konnte sich dem schwierigen Börsenumfeld des vergangenen Jahres nicht entziehen. Auf verschiedene Depotpositionen mussten Abschreibungen vorgenommen werden und die stillen Reserven haben sich zum Teil in stille Lasten verwandelt. Immerhin konnte die AG einen kleinen Jahresüberschuss erzielen und die Aktionäre erhalten mit 0,40 Euro wieder eine attraktive Dividende. Damit schüttet das Unternehmen nun den Betrag aus, der vom Gewinn des vergangenen Jahres zunächst einbehalten worden ist.

Das Verlagsgeschäft entwickelte sich sehr erfolgreich. Nachdem in 2010 nur ein ausgeglichenes Ergebnis erwirtschaftet werden konnte, steht für 2011 ein Überschuss von 310 TEUR zu Buche. Dies ist in einem Umfeld, in dem viele Zeitschriften mit finanziellen Problemen zu kämpfen haben, durchaus als Erfolg zu werten. Allerdings spielen diese Aktivitäten für den Gesamterfolg nur eine untergeordnete Rolle.

Die Aktie hat in den letzten zwölf Monaten erheblich an Wert verloren. Zum einen ist dies natürlich der enttäuschenden Performance des Depots geschuldet. Zusätzlich gab es aber offenbar im Xetra-Handel regelrechte Angriffe auf die Aktie. Der Vorstand hat mittlerweile die Handelsüberwachung und die BaFin eingeschaltet. Der Kleinanleger könnte den unerfreulichen Kursrutsch indes auch als interessante Einstiegschance verstehen.


Kontaktadresse

Effecten-Spiegel AG
Tiergartenstraße 17
D-40237 Düsseldorf

Tel.: +49 (0) 211 / 683022
Fax: +49 (0) 211 / 6912998

E-Mail: [email protected]
Internet: http://www.effecten-spiegel.de


Veröffentlichungsdatum: 01.06.2012 - 10:18
Redakteur: mwa
© 1998-2024 by GSC Research GmbH Impressum Datenschutz