Am 22. Juli 2011 fand in München die achte ordentliche Hauptversammlung der RENERCO Renewable Energy Concepts AG statt. Rund 50 Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Thorsten Renner für GSC Research, hatten sich bei schlechtem Wetter im Convention Center der Computershare HV-Services AG eingefunden, um sich nach dem Rekordergebnis des letzten Jahres über die weiteren Zukunftsaussichten der Gesellschaft zu informieren.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Roland Schuler eröffnete die Hauptversammlung und übergab nach dem Verlesen der üblichen Formalien das Wort an den Vorstandssprecher Matthias Taft.
Bericht des VorstandsNach Aussage von Herrn Taft erscheint der Geschäftsbericht in neuem Design bei einer etwas moderneren Gestaltung. Als Meilenstein sah er jedoch das im Jahr 2010 mit 6,3 Mio. Euro nach Steuern beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte an. Des Weiteren gelangen die Inbetriebnahme und Veräußerung des Windparks in Frankreich und der Markteintritt in Großbritannien durch den Rahmenvertrag mit der RWE npower renewables.
Laut Herrn Taft wurden auch die Photovoltaikprojekte Neufahrn und Landsberg fertiggestellt. Angesichts der veränderten Förderung muss man sich seitens der Gesellschaft zukünftig auf Konversions- oder Dachflächen konzentrieren. Im Zuge des letzten Jahres wurde der Anteil an der Süddeutsche Geothermie-Projekte GmbH (SGG) auf 50 Prozent aufgestockt. Als weiteren Gesellschafter nannte Herr Taft die HOCHTIEF PPP Solutions GmbH. Letztendlich gelang auch noch die Fertigstellung der Dublettenbohrung in Dürrnhaar und Kirchstockach.
Gesamtwirtschaftlich zeigte sich im vergangenen Jahr nach Aussage des Vorstandssprechers eine gute Entwicklung, die jedoch auch zu steigenden Rohstoffpreisen führte. Der Anteil der erneuerbaren Energien legte im abgelaufenen Jahr weiter auf 9,4 Prozent zu. Die Windenergie blieb dabei weiterhin auf Wachstumskurs, während es im Bereich Photovoltaik zur Abschwächung des Wachstums aufgrund einer Absenkung der Einspeisevergütung kam. Dies hatte zur Folge, dass einige Projekte, obwohl bereits fertig entwickelt, auf Eis gelegt werden mussten.
In 2010 stammten rund 70 Prozent des Umsatzes aus dem Bereich Windenergie, so der Vorstandssprecher. Bezogen auf die Geschäftsbereiche steuerte die Projektentwicklung 93 Prozent zu den Umsätzen bei. Mit 51 Prozent der Erlöse lag der Schwerpunkt noch in Deutschland, die anderen Länder erreichten jedoch erstmals eine annähernde Gleichverteilung. Speziell in Großbritannien, Polen und Frankreich verfügt RENERCO über eine große Projektpipeline.
Die Delle im Windbereich im Jahr 2009 war laut Herrn Taft auch etwas der mangelnden Finanzkraft geschuldet. Allerdings sind die Finanzmittel seit dem Einstieg der BayWa AG gesichert, weshalb in 2010 wieder ein deutlicher Anstieg verzeichnet werden konnte. Mit der RWE npower renewable konnte für den Einstieg in Großbritannien ein namhafter Partner gewonnen werden. Nachdem der Vertrag Ende 2010 geschlossen wurde, befindet sich das erste Projekt bereits in der Umsetzung. Weitere Projekte sollen bis Mai 2012 fertiggestellt werden, da anschließend bis September aufgrund der Olympiade keine Schwertransporte möglich sind.
Nach den weiteren Worten des Vorstandssprechers befindet sich am Standort Gunzenhausen einer der größten Windparks in Bayern in der Entwicklung. Als weitere Projekte nannte er Kamionka in Polen, Voyennes in Frankreich sowie Everswinkel II und Selmsdorf II. Nachdem auch in Bayern die Energiewende eingeläutet wurde, gestaltet es sich jedoch nicht einfach, geeignete Standorte für Windräder zu finden, da die Winde im Landesinnern geringer ausfallen.
Im Bereich Photovoltaik war das Projektentwicklungsgeschäft rückläufig. Dagegen konnten nach den Worten von Herrn Taft im Modulhandel rund 5 Mio. Euro umgesetzt werden. Im laufenden Jahr wird man bei RENERCO verstärkt auf kleinere Projekte setzen. Insgesamt erwartet der Vorstandssprecher eine verhaltene Entwicklung. Nach seiner Aussage wurden im Bereich Geothermie Beratungsleistungen für Dritte erbracht. Allerdings erfolgten hier keine Projektentwicklungstätigkeiten außerhalb der SGG, so dass sich der Umsatz nur auf 0,24 Mio. Euro belief.
Aufgrund der Novellierung des Erneuerbare Energien-Gesetzes EEG kam es zu einer Erhöhung der Förderung von 19,6 auf 25,0 Cent je Kilowattstunde. Im ersten Halbjahr 2012 solle dann Dürrnhaar den Betrieb aufnehmen, teilte Herr Taft mit. Das identische Projekt Kirchstockach werde mit einem zeitlichen Versatz von acht Monaten realisiert werden. Den Vorteil dieser Projekte sieht Herr Taft in dem Umstand, dass sie Regelenergie liefern.
Laut Herrn Taft hat sich die Bilanzsumme im letzten Jahr deutlich erhöht, aber auch die sonstigen Kennzahlen haben sich positiv entwickelt. So lag die Gesamtleistung über dem Niveau von 2008, und der Gewinn erreichte den höchsten Wert der Unternehmensgeschichte. In der Gruppe sank der Umsatz von 56,2 auf 44,1 Mio. Euro. Die Gesamtleistung verbesserte sich dagegen kräftig von 53,9 auf 74,6 Mio. Euro, was vor allem im Aufbau von Vorräten begründet lag. Die hohen Vorräte seien dabei eine gute Indikation für steigende Umsätze im laufenden Jahr, betonte der Vorstandssprecher. Bei einem EBIT von 10,5 Mio. Euro stellte sich der Jahresüberschuss auf 6,3 Mio. Euro. Die Mitarbeiterzahl hat sich weiter auf 61 erhöht, zum aktuellen Zeitpunkt sind es sogar schon mehr als 75.
Wie Herr Taft weiter berichtete, kam es aufgrund der Ereignisse in Fukushima in Deutschland zu einem politischen Sinneswandel. Damit wird es auch in Bayern und Baden-Württemberg zu weiteren Projekten im Windbereich kommen. Der Bereich Photovoltaik sei weiterhin von schwierigen Rahmenbedingungen geprägt, der Vorstandssprecher brachte jedoch seine Hoffnung zum Ausdruck, im zweiten Halbjahr noch einige Projekte realisieren zu können.
Nach Meinung von Herrn Taft konnten die Weichen für weiteres Wachstum und die weitere Internationalisierung gestellt werden. In den unterschiedlichen Segmenten sollen durch differenzierte Strategien Erfolge verbucht werden. Darüber hinaus ist die Vertiefung der Markteintritte in den europäischen Kernmärkten vorgesehen. Wie der Vorstandssprecher weiter ausführte, strebt man bei RENERCO auch gezielte Akquisitionen von Projekten und eine Vertiefung der Wertschöpfungskette an. Entsprechend stelle sich die Umsatz- und Ergebniserwartung für 2011 positiv dar, betonte Herr Taft.
Auch wenn sich nicht viel Liquidität im Markt befinde, gehe es mit dem Aktienkurs doch langsam und stetig bergauf, so der Vorstandssprecher. Im Frühjahr 2011 wurde aus dem genehmigten Kapital eine Kapitalerhöhung erfolgreich durchgeführt. Mit den eingeworbenen Mitteln wurden zum Teil Darlehen zurückgeführt. Die Gesellschaft benötigt allerdings auch Mittel für die Realisierung des Windparks Kamionka in Höhe von 15 Mio. Euro und für weitere Großprojekte im Volumen von rund 24 Mio. Euro. Nach der Ausnutzung des bestehenden soll nun laut Herrn Taft ein neues genehmigtes Kapital geschaffen werden.
Am Standort München wurden eine Erweiterung in Angriff genommen und zusätzliche Räume angemietet. Abschließend betonte Herr Taft noch einmal, dass sich die Vorzeichen für das laufende Jahr sehr positiv darstellen.
Allgemeine DiskussionAls erster Redner erkundigte sich Dr. Westermayer nach dem Grund, weshalb die Projekte in Großbritannien mit der RWE npower renewable und nicht selbst entwickelt werden. Nach Auskunft von Herrn Taft hätte man bei einer Selbstentwicklung der Projekte eine Vorlaufzeit von fünf bis sechs Jahren, was als zu lange erachtet wurde, weshalb man sich für die Realisierung gemeinsam mit RWE entschieden hat. Der Aktionär thematisierte dann die weitere Entwicklung im Bereich Photovoltaik. Hierauf wiederholte der Vorstandssprecher noch einmal, dass sich die zukünftigen Projekte kleinteiliger darstellen werden, was auf die geänderten Förderungsbedingungen zurückzuführen sei.
Des Weiteren interessierten Dr. Westermayer die Schwerpunkte bei der Internationalisierung. Laut Herrn Taft liegen im Bereich Wind neben Deutschland die Schwerpunkte in Großbritannien, Polen und Frankreich. Andere Länder empfindet er als teilweise zu klein oder mit zu schwierigen Rahmenbedingungen versehen. Bei der Photovoltaik liegt der Schwerpunkt auf Deutschland und Italien, möglicherweise auch noch auf Spanien. Nicht ganz zufrieden war der Aktionär mit der vorgeschlagenen Dividende, denn hier hatte er mit einer Anhebung auf 3 Cent gerechnet.
Im weiteren Verlauf war Herr Mayer für die Zukunft der Gesellschaft sehr optimistisch gestimmt, etwas enttäuscht war aber auch er von der Höhe der vorgeschlagenen Dividende. Wie der Vorstandssprecher daraufhin ausführte, hat man sich bei der Gesellschaft für eine gleichbleibende Dividende entschieden, da RENERCO noch einen enormen Kapitalbedarf aufweist. Bei einigen Projekten im Ausland wird ein höherer Eigenkapitalanteil benötigt, weshalb sich der Vorstand für ein vorsichtiges Vorgehen entschieden hat.
Der Aktionär zeigte sich von der Vielzahl an Tochtergesellschaften überrascht und bat hierzu um nähere Ausführungen. Dies sei ein Bestandteil des Geschäftsmodells, so der Vorstandssprecher. Sobald ein Projekt geplant ist, werde auch immer eine Projektgesellschaft gegründet. In der Liste der Tochtergesellschaften seien so allerdings auch noch reine Vorratsgesellschaften enthalten.
Thematisiert wurden dann von einem Aktionär die technischen Risiken bei der Geothermie. Nach Auskunft von Herrn Taft ist das Risiko stets abhängig von der jeweiligen Region. Bei den Projekten von RENERCO gibt es große Mengen an Wasser, bei denen eine kleine Bohrung keinerlei Auswirkungen besitzt, wie der Vorstandssprecher betonte. Somit sei das Risiko äußerst gering. In anderen Regionen kamen die Bohrungen in Störzonen und lösten somit ein höheres Risiko aus. Außerdem werden teilweise andere Verfahren verwendet, bei denen Wasser unter großem Druck erst nach unten gepumpt wird.
Anschließend verlangte Herr Marg die Angabe der aktuellen Beteiligungshöhe der BayWa AG und eine Einschätzung zu einer möglichen Komplettübernahme. Hierauf bezifferte der Aufsichtsratsvorsitzende Schuler diese nach der Kapitalerhöhung auf 89 Prozent. Nach seiner Aussage schaut man sich bei der BayWa immer an, wie die Beteiligungen weiterentwickelt werden können. Derzeit sei ein Squeeze-out bei RENERCO konkret nicht geplant, stellt der Aufsichtsratsvorsitzende zudem klar.
Danach bat Herr Jäckel die Unternehmensführung, den Aktionären bei einer zukünftigen Kapitalerhöhung wieder ein Bezugsrecht einzuräumen. Aktuell bestehen laut Herrn Taft keine Planungen zur Ausnutzung des genehmigten Kapitals, bei einer Barkapitalerhöhung werde aber wieder ein Bezugsrecht eingeräumt werden. Kritisch wertete der Aktionär die Freiverkehrsnotiz der Aktie, da somit bei einem etwaigen Squeeze-out der Aktienkurs nicht die Wertuntergrenze darstelle. Deshalb regte er an, die Aktie in ein Marktsegment aufzunehmen, damit sie als börsennotiert im Sinne des Gesetzes gilt. Nach Angabe von Herrn Taft bemüht man sich bei RENERCO, den Aktionären umfassende Informationen zukommen zu lassen, ein Wechsel in ein reguliertes Segment sei jedoch nicht vorgesehen.
Informationsbedarf meldete dann Dr. Roth hinsichtlich der gesunkenen Umsatzrendite an. Laut Herrn Taft stellte die Umsatzrendite in 2009 eine absolute Ausnahme dar. In diesem Jahr waren neben außerordentlichen Verkaufseffekten auch die Kosten sehr niedrig. Anschließend dankte Dr. Roth für die guten Zahlen im vergangenen Jahr. Danach interessierte ihn, ob einige realisierte Projekte auch langfristig im Bestand gehalten werden sollen. Nach Aussage des Vorstandssprechers werden die Projekte eine Zeitlang betrieben, dann stehe jedoch ein Verkauf im Vordergrund. Wie Herr Taft weiter berichtete, soll RENERCO nicht als Stromproduzent tätig sein.
Anschließend erkundigte sich Patric Moritz als Vertreter der Allerthal-Werke nach den Konditionen des Gesellschafterdarlehens und nach sonstigen Dienstleistungen, die vom Großaktionär in Anspruch genommen wurden. Den aktuellen Zinssatz benannte der Vorstandssprecher hierauf mit 3,75 Prozent, wobei bereits zugesagt worden sei, das Darlehen um ein Jahr zu verlängern. Wie Herr Taft weiter mitteilte, gibt es keine Dienstleistungen des Großaktionärs, die ausgetauscht werden. Allerdings bestehen Einkaufsgemeinschaften, die vorteilhafte Konditionen bringen. Angesprochen von Herrn Moritz auf den Überbezug bei der Kapitalerhöhung berichtete Herr Taft von einer entsprechenden Repartierung, um die Gleichbehandlung der Aktionäre zu gewährleisten.
Zur Verbesserung der Informationslage regte Herr Müller die Einstellung der historischen Aktionärsbriefe auf der Homepage der Gesellschaft an. Ein weiterer Aktionär sprach dann noch die Möglichkeit von Geothermie-Projekten in Ungarn an. Laut Herrn Taft bietet sich dort eine Vielzahl sinnvoller Projekte an, allerdings seien die Rahmenbedingungen dabei auch äußerst kompliziert.
AbstimmungenVor dem Eintritt in die Abstimmungsvorgänge gab Herr Schuler die Präsenz auf der Hauptversammlung bekannt. Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 47.778.727 Euro waren demnach 44.186.855 Euro entsprechend 92,48 Prozent vertreten. Sämtliche Tagesordnungspunkte wurden bei wenigen Gegenstimmen und Enthaltungen im Sinne der Verwaltungsvorschläge verabschiedet.
Im Einzelnen beschlossen wurden die Verwendung des Bilanzgewinns zur Ausschüttung einer Dividende von 0,02 Euro je Aktie (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der Deloitte & Touche GmbH zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2011 (TOP 5), verschiedene Satzungsänderungen (TOP 6) und die Schaffung eines Genehmigten Kapitals mit der Möglichkeit zum Ausschluss des Bezugsrechts (TOP 7).
Fazit und eigene MeinungDie RENERCO Renewable Energy Concepts AG hat das vergangene Geschäftsjahr sehr erfolgreich abgeschlossen. Mit einem Jahresüberschuss von 6,3 Mio. Euro wurde das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte erwirtschaftet. Neben der allgemeinen Geschäftsbelebung nach der Wirtschaftskrise spielt hier auch der neue Großaktionär eine Rolle. Mit der BayWa AG als starkem Partner konnte man bei RENERCO Projekte angehen, die noch im Vorjahr aufgrund knapper Mittel ausgelassen werden mussten.
Auch wenn sich das Geschäftsfeld Photovoltaik nun etwas schwieriger darstellt, will man seitens der Gesellschaft mit der Konzentration auf kleinere Flächen weiterhin punkten. Ansonsten zeigte sich der Vorstand für den Geschäftsverlauf in 2011 sehr positiv gestimmt. Die hohe Gesamtleistung des Vorjahres lässt für das laufende Jahr eine weitere Umsatz- und Ergebnissteigerung erwarten. Angesichts der weiterhin intakten Zukunftsaussichten, verbunden mit dem starken Partner BayWa, bleibt die RENERCO-Aktie auch auf dem gestiegenen Kursniveau interessant.
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Veröffentlichungsdatum:
03.08.2011
-
11:30
Redakteur:
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