Drucken HV-Bericht CEWE COLOR Holding AG

Zu ihrer diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung hatte die CEWE COLOR Holding AG ihre Anteilseigner für den 18. Mai 2011 wie bereits in der Vergangenheit in das Parkhotel in Bremen eingeladen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Hubert Rothärmel begrüßte die rund 500 Aktionäre, Gäste und Vertreter der Presse, darunter Alexander Langhorst von GSC Research, und erteilte nach der Erledigung der üblichen einleitenden Hinweise und Formalien dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Rolf Hollander das Wort zur Erläuterung des Jahresabschlusses 2010 und der weiteren Aussichten für das laufende Geschäftsjahr.


Bericht des Vorstands

Nach der Begrüßung des Auditoriums stellte Dr. Hollander mit Blick auf das abgelaufene Geschäftsjahr 2010 fest, dass dieses kein ganz schlechtes Jahr für CeWe COLOR war, und er erinnerte in diesem Zusammenhang an den in den vergangenen Jahren zu bewältigenden schwierigen Transformationsprozess von der analogen zur digitalen Fotographie, bei dem auch schwierige Entscheidungen zu treffen waren. Neben der Transformation wurde auch viel Energie auf die Entwicklung neuer und zukunftsfähiger Produkte verwendet.

Mit Blick auf das Geschäftsmodell von Europas größtem Fotofinisher berichtete der Vorstandsvorsitzende, dass die Gesellschaft mit einem Onlinebestellanteil von 75 Prozent über die angebundenen Websites der Handelspartner inzwischen das Hauptgeschäftsvolumen über das Internet generiert. Durch das ausgesprochen erfolgreiche Produkt CeWe Fotobuch ist CeWe COLOR inzwischen auch zu einem Markenartikelhersteller geworden und ist mit diesem Produkt auch Marktführer. Neben den klassischen Fotos und dem CeWe Fotobuch ist das Unternehmen Spezialist für die industrielle Fertigung personalisierter Fotoprodukte. Der Vertrieb erfolgt dabei ausschließlich über europaweit 45.000 Handelspartner, ein eigenes B2C-Geschäft betreibt CeWe COLOR nicht.

Neben dem Fotofinishinggeschäft ist CeWe COLOR nach Aussage von Dr. Hollander mit dem unter dem Markennamen viaprinto aktiven Digitaldruckgeschäft die größte europäische Vierfarbdigitaldruckerei. Mit zwölf Produktionsstandorten und insgesamt rund 2.700 Mitarbeitern ist CeWe COLOR in 24 Ländern aktiv und beliefert damit insgesamt gut 45.000 Handelspartner. Ferner verfügt das Unternehmen über 191 eigene Geschäfte in Norwegen und Osteuropa und ist mit einem Umsatzvolumen von zuletzt 447 Mio. Euro der führende Fotodienstleister in Europa.

Vor der Erläuterung der aktuellen Entwicklung im abgelaufenen Geschäftsjahr blickte Dr. Hollander noch kurz auf den Wandel von der analogen zur digitalen Fotographie im vergangenen Jahrzehnt zurück. Demnach haben seit dem Jahre 1997 bis 2009 digitale Kameras die analogen Geräte fast vollständig verdrängt, wodurch auch der klassische Markt der Fotoentwicklung praktisch verschwunden ist. Deutlich wird dies beim Blick auf die Zahl der verkauften analogen Filme, welche sich von 191 Millionen in 2000 auf 18 Millionen Stück in 2010 um 91 Prozent vermindert hat.

Entsprechend der rückläufigen Mengentwicklung war auch CeWe COLOR gezwungen, die eigenen Kapazitäten entsprechend zu vermindern. So sank die Zahl der Betriebe seit 2004 von 23 auf jetzt 12, die Zahl der Mitarbeiter ist von 3.829 auf 2.681 zurückgegangen. Der Rückgang der analogen Fotographie hat sich bei CeWe COLOR auch auf der Volumenseite ausgewirkt. So sank die Zahl der Fotos insgesamt von 3,5 Milliarden Stück in 2004 auf aktuell rund 2,5 Milliarden Stück, wobei in diesen Werten jeweils die Fotos vom Film und die digitalen Fotos enthalten sind. Letztere machen inzwischen einen Anteil von 2,1 Milliarden der insgesamt 2,5 Milliarden Stück aus.

Bei CeWe COLOR wurden laut Dr. Hollander die vorhandenen Kapazitäten rechtzeitig der Marktentwicklung angepasst. Zudem wurde frühzeitig damit begonnen, Innovationen voranzutreiben, es wurde in neue Technologien investiert, die Vertriebswege wurden angepasst (vor allem Online), und es wurden neue Produkte wie z.B. das CeWe Fotobuch entwickelt. Als weitere Punkte nannte Dr. Hollander den Aufbau einer Marke und den Start des neuen Geschäftsfelds Online-Druckservice. Möglich war dieser Prozess nicht zuletzt dank der soliden Finanzierungsstruktur der Gesellschaft, wie der Vorstandsvorsitzende feststellte.

Auch im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte das Unternehmen wieder mit einer ganzen Reihe von Produktneuheiten aufwarten. Mit dem CeWe Fotobuch XXL Panorama mit Hardcover und dem CeWe Fotobuch Compact Panorama ist nach Einschätzung von Dr. Hollander eine attraktive Sortimentserweiterung unter Ausschöpfung der Marktpotenziale im oberen und unteren Segment gelungen. Weitere Neuheiten sind das CeWe Fotobuch mit Hochglanzveredelung, Fotos smart gebunden, Fotogrußkarten, Menükarten, Tischkarten, neue Formate bei den Fotokalendern, neue Formate im Posterdruck sowie eine Vielzahl von Designs und Stilarten für die verschiedenen Produktgruppen.

Zur Unterstützung der Vermarktung der eigenen Produkte wurden in 2010 insgesamt rund 28 Mio. Euro für Werbemaßnahmen aufgewandt. Neben Printkampagnen und TV-Werbung insbesondere für das CeWe Fotobuch bildete die Bewerbung von CeWe COLOR-Produkten in vielen Handelsgeschäften und der Auftritt auf der Branchenmesse Photokina den Schwerpunkt der Marketingaktivitäten.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2010 konnte man bei CeWe COLOR nach Aussage von Dr. Hollander die selbst gesteckten Ziele erreichen. So entwickelte sich die Zahl der Fotos von Filmen erwartungsgemäß rückläufig auf 368 (Vj.: 558) Millionen Stück, diese bewegte sich aber oberhalb der ursprünglich erwarteten 350-Millionen-Marke. Die Zahl der Digitalfotos (inklusive CeWe Fotobuch) erhöhte sich auf 2,13 (2,04) Milliarden Stück und übertraf damit die erwartete Zielmarke von 2,1 Milliarden Stück. Insgesamt ging die Zahl der Fotos von 2,594 auf 2,497 Milliarden zurück, ein Rückgang um 3,8 Prozent im Jahresvergleich.

Da sich der Produktmix jedoch hin zu höherwertigen und höhermargigen Produkten verschiebt, ist der Rückgang nach Einschätzung von Dr. Hollander nicht besorgniserregend, sondern ein richtiger Schritt auf dem Weg „von Masse zu Klasse“. Diese Tendenz wird bei der Wertigkeit der Fotos deutlich, die sich in 2010 um 10,4 Prozent auf 13,46 (12,09) Cent je Bild erhöhte. Besonders deutlich war der Anstieg im vierten Quartal mit einem Zuwachs um 18,5 Prozent auf 16,4 (13,85) Cent je Bild.

Nach wie vor sehr dynamisch entwickelt sich der Absatz der CeWe Fotobücher. Hier konnten in 2010 insgesamt 4,33 (3,66) Millionen Stück abgesetzt werden, was einem Zuwachs um 19 Prozent entspricht.

Die Umsatzerlöse kletterten den weiteren Angaben zufolge um 9 Prozent auf 446,8 (409,8) Mio. Euro, wovon 110,8 (93,5) Mio. Euro auf die Einzelhandelsaktivitäten entfielen, die damit um 18,5 Prozent wachsen konnten. 336 (316,3) Mio. Euro steuerte das Fotofinishing bei. Dort lag die Zuwachsrate im Jahresvergleich bei 6,2 Prozent. Die bereits seit einigen Jahren zu beobachtende Saisonverschiebung vom dritten ins vierte Quartal hat sich auch in 2010 weiter fortgesetzt. Mit einem Umsatzanteil von 34 (31) Prozent ist das vierte Quartal inzwischen das wichtigste Geschäftsquartal von CeWe COLOR. Noch deutlicher wird die Entwicklung bei einer Betrachtung der Ergebnisbeiträge der einzelnen Quartale. So erwirtschaftet das Unternehmen im vierten Quartal nach Aussage von Dr. Hollander inzwischen 72 (56) Prozent des EBITs eines Geschäftsjahres.

Im weiteren Verlauf der Vorstandsausführungen erläuterte Finanzvorstand Dr. Olaf Holzkämper weitere Unternehmenskennzahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr. Demnach konnte bei einem EBITDA von 65,9 (55,9) Mio. Euro und einem EBIT von 28,2 (18,7) Mio. Euro ein Ergebnis vor Steuern von 26,4 nach zuvor 16,8 Mio. Euro erwirtschaftet werden. Unter dem Strich hat CeWe COLOR damit 13,7 nach zuvor 6,7 Mio. Euro verdient, was einem Ergebnis je Aktie von 2,02 (1,00) Euro entspricht. Die Aktionäre sollen in Form einer von 1,05 Euro auf 1,25 Euro angehobenen Dividende am Unternehmenserfolg beteiligt werden.

Sehr positiv wertete Dr. Holzkämper auch die Entwicklung des Free Cashflows. Dieser erhöhte sich auf 53,0 (36,5) Mio. Euro und wäre eigentlich noch um weitere 10 Mio. Euro höher ausgefallen. Infolge der Anlage von 10 Mio. Euro für einen Zeitraum von mehr als drei Monaten wird dieser Betrag jedoch nicht mit zum Free Cashflow hinzugerechnet. Mit einer Eigenkapitalquote von 42,0 (41,6) Prozent ist die Gesellschaft nach Aussage des Finanzvorstands weiterhin sehr gut finanziert und bilanziell sehr solide aufgestellt. Die Kennzahl ROCE (Return on Capital Employed) verbesserte sich auf 17,8 (11,7) Prozent.

Die erfreuliche operative Entwicklung wirkte sich auch auf den Kurs der CeWe COLOR-Aktie aus, der in 2010 besser performte als MDAX und SDAX. Ebenfalls positiv entwickelte sich das durchschnittliche tägliche Handelsvolumen mit inzwischen im Schnitt 19.927 nach zuvor 11.109 Aktien. Auch von den Analysten wird die CeWe COLOR-Aktie laut Dr. Holzkämper positiv beurteilt. So wird von insgesamt neun Häusern achtmal das Votum „Kaufen“ und einmal das Votum „Halten“ ausgegeben, das durchschnittliche Kursziel wird im Bereich von 40 Euro gesehen.

Im Anschluss stellte der Technikvorstand Dr. Reiner Fageth dem Auditorium anhand von zwei Livepräsentationen die Weiterentwicklung der Bestellwege im Fotofinishing und die neue Software HPS 4.7 vor. Zudem gab er einen Überblick über das Angebotsspektrum des unter viaprinto.de firmierenden Digitaldruckbereichs. Ebenfalls neu sind Software Apps für das iPhone, die erstmals auf der Photokina vorgestellt wurden. Für das sogenannte Onsite Printing, also Sofortdrucke von mobilen Endgeräten, konnten neben iPhones jetzt auch Blackberrys eingebunden werden. Schon heute stammen 20 Prozent der Sofortdrucke am Point-of-Sale von mobilen Endgeräten, in der Zukunft wird hier mit weiteren Steigerungsraten gerechnet. Weiter ausgeweitet wurde auch die Präsenz von CeWe COLOR im Internet, wobei das Unternehmen nicht nur auf dem eigenen Onlineangebot unter www.cewe-fotobuch.de, sondern auch in sozialen Netzwerken wie Facebook aktiv ist.

Mit dem Start in das laufende Geschäftsjahr zeigte sich der Vorstandsvorsitzende insgesamt zufrieden. Im traditionell schwachen Auftaktquartal kletterten die Umsatzerlöse um 6,5 Prozent auf 89,5 Mio. Euro, das EBIT verbesserte sich um 2,6 Mio. Euro auf minus 5,2 Mio. Euro. Dies entspricht einem Nachsteuerergebnis von minus 5,7 Mio. Euro. Neben dem Wegfall der Restrukturierungsaufwendungen trugen auch weitere operative Verbesserungen zur Ergebnisverbesserung bei.

Für das Gesamtjahr 2011 erwartet Dr. Hollander auf der Grundlage eines weiter wachsenden Geschäfts bei den CeWe Fotobüchern ein Umsatzwachstum auf bis zu 460 Mio. Euro (Zielkorridor: 447 bis 460 Mio. Euro) sowie ein EBIT-Wachstum um bis zu 10 Prozent auf 28 bis 31 Mio. Euro. Der Jahresüberschuss soll in einer Bandbreite zwischen 16 und 19 Mio. Euro um bis zu 39 Prozent zulegen, was einem Ergebnis je Aktie in einer Range zwischen 2,36 Euro und 2,80 Euro entspricht.


Allgemeine Aussprache

Als erster Redner meldete sich Christian Retkowski von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) zu Wort und lobte das Management für den erfolgreichen Restrukturierungs- und Transformationsprozess von der analogen zur digitalen Fotographie in den vergangenen Jahren sowie für den aus seiner Sicht ausgesprochen informativen Geschäftsbericht des Unternehmens. Im Zusammenhang mit etwaigen Risiken aus Forderungsausfällen erkundigte sich der Aktionärsschützer nach den im Berichtsjahr entstandenen Abschreibungen. Nach Auskunft von Finanzvorstand Dr. Holzkämper haben sich diese im Berichtsjahr auf eine überschaubare Quote von 0,56 Prozent des gesamten Forderungsvolumens aus Lieferungen und Leistungen beschränkt.

Mit Blick auf die bereits im Berichtsjahr deutlich ausgeweiteten Marketingaktivitäten interessierte sich der SdK-Sprecher für die Planungen für das laufende Geschäftsjahr auf diesem Gebiet. Nach Angabe von Dr. Hollander werden sich die Marketingaufwendungen auch im Geschäftsjahr 2011 in etwa auf dem Level des Vorjahres mit rund 28 Mio. Euro bewegen. Von dem Gesamtvolumen entfiel in 2010 deutlich weniger als ein Drittel auf die Werbekampagnen im TV und in verschiedenen Printprodukten. Der weit überwiegende Teil fließt in Werbe- und Marketingmaßnahmen bei den Handelspartnern am Point-of-Sale, welche für CeWe COLOR eine sehr hohe Bedeutung haben, sowie in die Präsenz auf Messen.

Auf die ergänzende Frage von Herrn Retkowski nach den Hintergründen des überproportionalen Anstiegs beim Verwaltungsaufwand erläuterte Dr. Holzkämper, dass im Berichtsjahr der Marketing- und Logistikaufwand sogar im Jahresvergleich reduziert werden konnte. Im Vorjahr ergab sich jedoch eine Sondersituation durch erhaltene Erstattungen für eingeflogenes Papier, welche im Berichtsjahr nicht mehr vereinnahmt wurden, woraus sich dann der vom Redner geschilderte Effekt ergeben hat.

Des Weiteren interessierte sich Herr Retkowski für den Anstieg der kurzfristigen Verschuldung, welche sich inklusive der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen von 73,2 auf 82,6 Mio. Euro überproportional erhöht hat. In diesem Kontext verwies Dr. Holzkämper auf die sehr konservative und weitgehend auf die Wahrung der Fristenkongruenz ausgerichtete Finanzierungsstruktur des Unternehmens. So werden die langfristigen Vermögenswerte in der Bilanz durch die Eigenkapitalposition abgedeckt.

Auf die Frage nach der erwarteten Margenentwicklung bei den Fotobüchern und bei viaprinto bat der Vorstandsvorsitzende um Verständnis, dass er hierzu aus Wettbewerbsgründen grundsätzlich keine Auskunft erteilen kann. Angesprochen vom SdK-Sprecher auf die erwartete weitere Entwicklung insbesondere bei den klassischen Fotos und dem Fotobuch führte Dr. Hollander aus, dass sich hier der bereits seit einigen Jahren zu beobachtende Trend weg vom 9x13 Bild hin zu den neuen Produkten fortsetzen wird. Hierdurch wird sich auch der Trend einer insgesamt eher rückläufigen Entwicklung bei der Zahl der Gesamtbilder weiter fortsetzen.

Da es sich jedoch um einen Trend handelt, der unter dem Begriff „Klasse statt Masse“ zusammengefasst werden kann, zeigte sich der Vorstandschef zuversichtlich, den Rückgang bei den Fotos hierdurch ausgleichen zu können. Der Umstand, dass über 50 Prozent des Umsatzes mit Produkten erzielt wird, die jünger als fünf Jahre sind, spricht nach seiner Einschätzung ebenfalls hierfür. Zudem verfügt CeWe COLOR auch über eine Pipeline mit neuen Produktideen.

In Bezug auf die Präsenz auf den europäischen Märkten wollte der Aktionärsschützer wissen, warum CeWe COLOR in Südeuropa und Großbritannien nicht aktiv ist. Nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden ist das Unternehmen in Großbritannien mit einer Produktions- und Vertriebsniederlassung präsent und auch ganz gut unterwegs, wie Dr. Hollander konstatierte. Der spanische Markt wird über den Standort im französischen Montpellier bearbeitet, Italien von Freiburg und München aus. Weitere Märkte will man seitens der Gesellschaft derzeit jedoch nicht bearbeiten, da man sich nicht verzetteln möchte. Vor weiterer Expansion besitzt man auch einen gewissen Respekt, wie der Vorstandschef freimütig einräumte, der mit Blick auf Märkte wie China erklärte, dass man sich nicht alles zutraue. Auch wenn man die Augen überall habe und die Entwicklungen in den relevanten Märkten sehr genau beobachte, sei CeWe COLOR eben keine Weltfirma.

Angesprochen auf mögliche Akquisitionsüberlegungen antwortete Dr. Hollander, man habe bei CEWE COLOR bereits in der Vergangenheit eher dazu tendiert, das Geschäft selbst auf- und auszubauen. Auf diesem Weg standen Akquisitionen nie im Vordergrund, die Übernahme eines großen Wettbewerbers kommt nach seiner Aussage nicht in Frage. Wenn man auf der Akquisitionsseite aktiv wird, werden definitiv keine Investments in sogenanntes old Business getätigt.

Abschließend interessierte sich Herr Retkowski noch für die geplante Ausschüttungsquote für das jetzt laufende Geschäftsjahr 2011. Eine Aussage hierzu ist nach Vorstandsangabe erst möglich, wenn das Jahresergebnis bekannt ist und der Vorstand dem Aufsichtsrat einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet hat. Grundsätzlich soll jedoch dem Stil treugeblieben werden, an die Anteilseigner eine „nennenswerte Dividende“ mit einer Rendite zwischen 3 und 5 Prozent ausschütten.

Auch Dr. Peer Koch von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zeigte sich mit dem vorgelegten Zahlenwerk des Geschäftsjahres 2010 und der sehr erfreulichen Geschäftsentwicklung sehr zufrieden. In diesem Kontext erinnerte er auch an den erheblichen technologischen Umbruch, der in den vergangenen Jahren vom Unternehmen zu meistern war. Vor dem Hintergrund der erfreulichen Zuwachsraten im Geschäft erkundigte sich Dr. Koch auch nach möglichem Investitionsbedarf in die Errichtung oder Ausweitung bestehender Standorte.

Mit dem derzeit bestehenden Netzwerk an Niederlassungen und Produktionsstandorten sieht Dr. Hollander die Gesellschaft gut aufgestellt, mehr Betriebe sind nach seiner Angabe nicht erforderlich. An einigen Standorten bestehen überdies noch Flächenkapazitäten, die für mögliche Erweiterungsmaßnahmen genutzt werden könnten.

Im Zusammenhang mit dem anhaltend hohen Erfolg des CeWe Fotobuchs am Markt interessierte sich der DSW-Vertreter für die Entwicklung des Marktanteils in den vergangenen Jahren und für die Erwartung im laufenden Geschäftsjahr. Auf Basis von vorliegenden Informationen aus der Branche bewegte sich der Marktanteil von CeWe COLOR bei Fotobüchern im Jahre 2008 bei 23 Prozent, in 2009 bei 25 Prozent und im abgelaufenen Geschäftsjahr bei knapp unter 30 Prozent. Mit diesen Werten ist die Gesellschaft klarer Marktführer in diesem Geschäft, der Marktanteil in Deutschland bewegt sich nach Vorstandseinschätzung bei knapp 40 Prozent.

Befragt nach dem Anteil von Währungs- und Energiepreiseffekten auf der Ergebnisseite antwortete Finanzchef Dr. Holzkämper, dass durch die Energiepreise keine signifikanten Effekte auf der Ergebnisseite zu verzeichnen sind. Ebenfalls sehr überschaubar sind die Auswirkungen von Fremdwährungseffekten in der Bilanz, da den Fremdwährungsumsatzerlösen von umgerechnet 12,4 Mio. Euro entsprechende Kostenpositionen in den jeweiligen Fremdwährungen gegenüberstehen. Angesprochen auf mögliche Überlegungen zum Wechsel des Wirtschaftsprüfers antwortete der Vorstandsvorsitzende, dass diese Fragestellung aktuell kein Thema darstellt.

Im weiteren Debattenverlauf meldeten sich dann noch die Aktionäre Dr. Lachmann und Wilm Diedrich Müller zu Wort. Dabei interessierte sich Dr. Lachmann im Zuge seiner verschiedenen Fragestellungen für die aktuelle Entwicklung im Bereich Digitaldruck. Hierzu antwortete Dr. Hollander, dass mit dirion eine Softwarefirma übernommen wurde und dass diese Akquisition mit viel Arbeit verbunden war. Mit den unter viaprinto gestarteten Aktivitäten wurde nach seiner Überzeugung aber das richtige Modell entwickelt und gefunden, das jetzt weiter ausgebaut werden soll. Der große Vorteil gegenüber anderen Anbietern ist, dass man auch für sehr kleine Auflagen von unter 100 Exemplaren Digitaldruck anbieten kann, für alle Auflagengrößen bis zu 1.000 Stück ist viaprinto ein sehr interessantes Thema.

Wie vom Aktionär vermutet, bestätigte Dr. Hollander, dass auch die diesjährige Einladung zur Hauptversammlung über viaprinto gedruckt wurde. Angesichts der interessanten Angebote rechnet der Vorstandsvorsitzende mit einer weiteren Belebung der Nachfrage und damit auch einer entsprechenden Umsatzausweitung der Digitaldruckaktivitäten.


Abstimmungen

Nach der Beendigung der allgemeinen Aussprache um 12:55 Uhr wurde die Präsenz mit 4.719.712 Aktien oder 63,953 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Sämtliche Beschlussvorlagen der Verwaltung wurden mit sehr großer Mehrheit bei zumeist nur wenigen tausend Gegenstimmen und/oder Enthaltungen verabschiedet.

Im Einzelnen beschlossen wurden die Verwendung des Bilanzgewinns zur Ausschüttung einer Dividende von 1,25 Euro je Aktie (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der COMMERZIAL TREUHAND Gesellschaft mit beschränkter Haftung Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft, Oldenburg, zum Abschlussprüfer und Konzernabschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2011 (TOP 5) sowie verschiedene Satzungsänderungen (TOP 6).


Fazit

Die CEWE COLOR Holding AG ist weiterhin gut am Markt unterwegs und profitiert dabei nicht zuletzt vom anhaltenden Erfolg des Flagship-Produkts CeWe Fotobuch. Hier ist die Gesellschaft klarer Marktführer und kommt im Kernmarkt Deutschland sogar auf einen Marktanteil von annähernd 40 Prozent. Die ständige Weiterentwicklung dieses Produkts und einer Vielzahl weiterer Produkte sollte auch in den kommenden Jahren dazu beitragen, die eher rückläufige Entwicklung bei den Bilderzahlen durch den Absatz entsprechend hochwertigerer und margenattraktiverer Produkte wie z.B. das CeWe Fotobuch zu kompensieren. Neben einer Steigerung der Wertigkeit je Bild - diese war bereits in den vergangenen Jahren zu beobachten - wirkt sich auf der Ergebnisseite auch der Abschluss der jahrelangen Transformation vom analogen zum digitalen Geschäft in 2010 erstmals richtig aus und führt auch gleich zu einer Verdoppelung des Ergebnisses je Aktie von 1,00 Euro auf 2,02 Euro.

Gemäß der unternehmenseigenen Prognose soll das Ergebnis je Aktie in 2011 auf 2,36 Euro bis 2,80 Euro zulegen, woraus sich auf Basis des aktuellen Aktienkurses von 33,40 Euro ein 2011er KGV zwischen 14,1 und 11,9 ergibt. Die Dividendenrendite auf Basis der zuletzt gezahlten Dividende von 1,25 Euro je Aktie beläuft sich auf immerhin 3,75 Prozent und besitzt auf Sicht durchaus noch gewissen Spielraum nach oben. Insbesondere an schwächeren Tagen ist die CeWe COLOR-Aktie weiterhin einen Blick für den längerfristig orientierten Anleger wert, das Kurspotenzial bewegt sich, ein Erreichen der oberen Prognosewerte unterstellt, im oberen 30 Euro-Bereich.


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Veröffentlichungsdatum: 27.05.2011 - 15:09
Redakteur: ala