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DE0006046113
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Hemmelrather Weg 201,
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HV-Bericht Biofrontera AG - Gewinne sind frühestens ab 2014 zu erwarten

Am 10. Mai 2011 fand in Leverkusen die diesjährige ordentliche Hauptversammlung der Biofrontera AG statt. Rund 60 Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Thorsten Renner für GSC Research, hatten sich in der IHK Köln, Zweigstelle Leverkusen, eingefunden, um sich nach den diversen Kapitalerhöhungen über die weiteren Zukunftsaussichten der Gesellschaft zu informieren.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Baumann eröffnete die Hauptversammlung und entschuldigte zunächst einige Aufsichtsratskollegen, bei denen aus Kostengründen auf eine Teilnahme an der Hauptversammlung verzichtet wurde. Nach dem Verlesen der üblichen Formalien übergab Herr Baumann dann das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Hermann Lübbert.


Bericht des Vorstands

Zu Beginn seiner Ausführungen ging Prof. Dr. Lübbert auf die Highlights des vergangenen Jahres ein. Dazu zählte er die Einreichung des europäischen Zulassungsantrags für BF-200 ALA. Dieser Zulassungsantrag wurde dann erfolgreich validiert, und der erteilte Zwischenbescheid der Behörde enthielt keine größeren Einwände. Darüber hinaus hat die Gesellschaft die Herstellungs- und Einfuhrerlaubnis für Arzneimittel erhalten.

Bisher wurde BF-200 ALA noch nicht lizenziert, aber wie Prof. Dr. Lübbert ausführte, liegt das Produkt bei der Windhovers Information Inc. weltweit unter den Top 10 der zu verpartnernden Arzneimittelentwicklungen. Im abgelaufenen Jahr konnte auch eine Vertriebsvereinbarung in den arabischen Ländern für Belixos abgeschlossen werden. Auf der Kapitalseite erfolgte die Zusammenfassung aller Aktiengattungen von Biofrontera unter einer ISIN. In mehreren Schritten wurden im letzten Jahr 2,46 Millionen neue Aktien ausgegeben, berichtete Prof. Dr. Lübbert. Bei aktuell 10.855.846 Aktien beläuft sich der Free Float auf rund 70 Prozent.

Die Belixos-Creme ist bereits am Markt verfügbar und speziell gegen Juckreiz und Rötungen ausgelegt. Dagegen befindet sich BF-200 ALA im Zulassungsprozess für Aktinische Keratose. Bei BF-derm1 zur Behandlung von schwerer Nesselsucht konnte eine Phase II-Studie mit guten Ergebnissen durchgeführt werden, wie der Vorstandsvorsitzende mitteilte. Das Mittel BF-1 für die Migräneprophylaxe befindet sich dagegen erst in der Phase I.

Belixos wird seit September 2010 an Apotheken über den Großhandel vertrieben. Laut Prof. Dr. Lübbert erfolgte die erste Lieferung an arabische Länder im Oktober 2010. Das BF-200 ALA-Gel wurde mit photodynamischer Therapie in einer Zulassungsstudie getestet. Dabei wurde damit eine 96,4-prozentige Heilung erzielt. In einer zweiten Studie wurde es mit einem Konkurrenzprodukt verglichen, und hier konnte das Produkt von Biofrontera ein deutlich besseres Ergebnis erzielen.

Nach der Antragseinreichung im September 2010 muss die Gesellschaft bis Mai 2011 eine Vielzahl von Fragen beantworten. Eine zweite Fragerunde dürfte dann bis August dauern, so dass Prof. Dr. Lübbert mit einer ersten Beurteilung der Kommission im September 2011 rechnet. Deshalb geht er davon aus, das Produkt bereits im vierten Quartal in den deutschen Markt einführen zu können. Als weiteres Ziel im laufenden Jahr nannte der Vorstandsvorsitzende den Abschluss von Lizenz- und Vertriebsabkommen mit international tätigen Unternehmen. Hier befindet sich die Gesellschaft nach Aussage von Prof. Dr. Lübbert in recht weit fortgeschrittenen Gesprächen.

Den weiteren Angaben des Vorstandsvorsitzenden zufolge erwirtschaftete Biofrontera im letzten Jahr einen Umsatz von rund 400.000 Euro. Sollte das Medikament auf dem Markt verfügbar sein, dann werden deutlich höhere Umsätze angestrebt. Kaum verändert beliefen sich die allgemeinen Verwaltungs- und Betriebskosten auf 2,4 Mio. Euro. Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung lagen bei 3,9 Mio. Euro, allerdings waren hierin Zahlungen von 1,5 Mio. Euro an die ASAT AG enthalten, ansonsten wären die Aufwendungen gesunken. So wurde für 2010 ein deutlich höherer Verlust ausgewiesen. Zum Jahresende beliefen sich nach Angaben von Prof. Dr. Lübbert die liquiden Mittel auf 0,7 Mio. Euro. Im Februar des laufenden Jahres brachte eine Kapitalerhöhung um 880.000 Aktien einen Zufluss von 1,8 Mio. Euro.

Wie der Vorstandsvorsitzende informierte, liegen die Basiskosten bei monatlich rund 350.000 Euro. Wenn man nur die geplanten deutschen Umsätze berücksichtigt und internationale Einnahmen und Meilensteinzahlungen nicht berücksichtigt, benötigt das Unternehmen noch 6 Mio. Euro, um den Break-even zu erreichen. Darüber hinaus steht noch die Tilgung der Wandelanleihe über ausstehend 8,7 Mio. Euro an, die eventuell zu 120 Prozent im Juli 2012 zahlbar ist. Auch die Zahlung an die ASAT AG könnte sich auf bis zu 3 Mio. Euro belaufen. Die notwendigen Mittel sollen über die Ausgabe einer Options- und Wandelanleihe oder auch über eine Kapitalerhöhung aus genehmigtem Kapital generiert werden.

Mit vielen kleinen Kapitalerhöhungen habe sich Biofrontera im vergangenen Jahr über die Zeit gerettet, räumte Prof. Dr. Lübbert ein. Dafür sei die Entwicklung weiter erfolgreich vorangetrieben worden. Der Aktienkurs habe sich nun wieder auf 3 Euro verbessert, allerdings hielt der Vorstandsvorsitzende dies zum Ende seiner Ausführungen erst für den Anfang der Entwicklung.


Allgemeine Diskussion

Als erster Redner sprach Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) die vom Vorstandsvorsitzenden  erwähnte positive Geschäftsentwicklung an und bat um eine Aussage, was dies in Zahlen bedeutet und welche Summe die Gesellschaft insgesamt noch benötigt. Ohne die Berücksichtigung von Zahlungen von Partnern braucht die Gesellschaft laut Prof. Dr. Lübbert noch 6 Mio. Euro, um den Break-even zu erreichen. Mit der Ausübung einer Anleihe im Volumen von 25 Mio. Euro werden auch die Mittel für die Wandelanleihe abgedeckt. Außerdem ist die Gesellschaft dann auch für die Thematik ASAT gewappnet. Des Weiteren sind die 4,9 Mio. Euro Tauschangebot für die Optionsanleihe gesichert, und Biofrontera verfügt noch über einen kleinen Puffer. Sollte man die Anleihe über 25 Mio. Euro platziert bekommen, würde in den Jahren 2011 und 2012 keine weitere Kapitalerhöhung benötigt, so der Vorstandsvorsitzende.

Angesprochen auf den aktuellen Liquiditätsstand bezifferte Prof. Dr. Lübbert diesen auf 1,1 Mio. Euro. Vor der Zulassung muss die Gesellschaft also neues Kapital einwerben, und so soll die Anleihe auch zeitnah platziert werden. Mehrere Aktionäre erkundigten sich nach dem aktuellen Stand im Hinblick auf das Thema ASAT. Bei der Zulassung wäre eine Zahlung von 1,5 Mio. Euro fällig gewesen, die Lieferung war aber nicht so erfolgt, wie es hätte sein müssen, erklärte Prof. Dr. Lübbert. Dies wurde seitens ASAT auch eingeräumt, die strittigen Punkte sind in dieser Hinsicht ausgeräumt. ASAT wird sich vermutlich an Biofrontera beteiligen zu Kursen, die deutlich über dem aktuellen Börsenkurs liegen. Somit bahne sich für Biofrontera also eine gute Lösung an, betonte der Vorstandsvorsitzende.

Im weiteren Verlauf meinte Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung Institutionelle Privatanleger zunächst rhetorisch, wie lange die Aktionäre hier noch hungern und darben müssten. Kritisch wertete er das Fehlen einiger Aufsichtsräte. Anscheinend habe man die falschen Kandidaten gewählt, denn die Anreise aus Düsseldorf könne seiner Meinung nach kaum an den Kosten scheitern. Immerhin sei nun wieder ein Kandidat aus Wien vorgeschlagen worden. Herr Baumann versprach, er werde alles daran setzen, dass der Aufsichtsrat im kommenden Jahr komplett anwesend ist.

Erläuterungsbedarf meldete Herr Buhlmann im Hinblick auf den Zulassungsprozess, verbunden mit der Beantwortung der dabei gestellten Fragen an. Nach Auskunft von Prof. Dr. Lübbert sind die Fragen zum Teil sehr komplex, und man müsse dabei zurück in die klinischen Daten. Zudem müsse zur Beantwortung der Fragen häufig erst eine Programmierung für die entsprechenden Daten vorgenommen werden. Zahlreiche Fragen beschäftigten sich auch mit der Produktion, die außerhalb erfolgt. Für jede analytische Methode müsse darüber hinaus ein Validierungsprotokoll geschrieben werden, und hierbei müsse man sich seitens Biofrontera auch auf die Zulieferer verlassen.

Trotzdem zeigte sich Prof. Dr. Lübbert zuversichtlich, dass keine Verzögerungen eintreten werden. Bei der zentralisierten europäischen Zulassung könnte das Produkt theoretisch bereits am Tag nach der Zulassung am Markt eingeführt werden. In Deutschland sei dies auch möglich, dagegen seien in Frankreich erst Verhandlungen mit der Krankenkasse nötig, die sich über mehrere Monate hinziehen können.

Weitere Fragen von Herrn Buhlmann beschäftigten sich mit dem geplanten Umsatz, dem Geschäft in Arabien und dem Verfallsdatum der Produkte. Für das Jahr 2012 rechnet Prof. Dr. Lübbert in Deutschland mit einem Umsatz von 2,5 Mio. Euro und in 2013 mit 4,0 Mio. Euro, was er für sehr konservativ hält. Dies würde dann zu einem Break-even in 2013 führen. Das Geschäft in Arabien sei durchaus interessant, da die in Belixos enthaltene Heilpflanze bereits in der traditionellen arabischen Heilmedizin ihre Anwendung fand. Bisher gab es vier Bestellungen, von denen zwei ausgeliefert sind. Das Volumen bezifferte der Vorstandsvorsitzende auf jeweils 15.000 bis 30.000 Tuben. Wie dieser weiter informierte, dürfen im Hinblick auf das Verfallsdatum maximal 30 Monate Stabilität gewährleistet werden.

Ein Aktionär regte auch aus Kostengründen an, den Aufsichtsrat auf drei Mitglieder zu verkleinern. Laut Herrn Baumann wurde dieses Thema in diesem Gremium ebenfalls lange diskutiert. Allerdings sind im Aufsichtsrat bei Biofrontera Kompetenzen aus vielen Bereichen vonnöten, die über drei Personen kaum abzudecken sind, weshalb man sich für eine Beibehaltung der sechs Aufsichtsratsmitglieder entschieden hat.

Der Aktionär Lange bat um Angaben, wie die Vermarktung des Produkts überhaupt gelingen soll. Zu diesem Thema werde in Kürze eine Pressemeldung erscheinen, so Prof. Dr. Lübbert. Die Marktstrategie soll aber so aufgebaut werden, dass nicht nur Biofrontera, sondern auch der Arzt profitiert, da dieser sonst das Produkt nicht einsetzen würde. Derzeit verfügt die Gesellschaft über vier Personen im Außendienst, dieser soll dann zukünftig auf zehn Personen ausgedehnt werden.

Herr Buhlmann fand die monatlichen Kosten von 350.000 Euro als zu gering bemessen und erbat hierzu nähere Informationen. Prof. Dr. Lübbert räumte ein, dass in diesem Wert die Forschungs- und Entwicklungskosten nicht enthalten sind, auch die Finanzierungskosten zählte er nicht zu den erwähnten Basiskosten. Ergänzend fügte er hinzu, dass mit dem Umsatz Ende 2013 der Break-even erreicht wird, auf Jahresbasis aber wohl noch nicht. Auf die Frage, warum das Belixos-Gel noch nicht in den Markt eingeführt wurde, erklärte der Vorstandsvorsitzende, man habe seitens der Gesellschaft im letzten Jahr auf die Einführung verzichtet, da dies auch Kosten mit sich gebracht hätte, im laufenden Jahr soll jedoch die Markteinführung erfolgen.

Ein weiterer Aktionär erkundigte sich noch nach dem Selbstbehalt bei der D&O-Versicherung. Nach Auskunft von Prof. Dr. Lübbert besteht für den Vorstand ein Selbstbehalt, dagegen könne beim Aufsichtsrat darauf verzichtet werden.


Abstimmungen

Nach dem Ende der allgemeinen Aussprache gab Herr Baumann die Präsenz auf der Hauptversammlung bekannt. Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 10.855.486 Euro waren demnach 4.822.979 Euro entsprechend 44,43 Prozent vertreten. Die Beschlüsse wurden alle im Sinne der Verwaltung gefasst. Allerdings wurden bei der Entlastung des Aufsichtsrats und der Billigung des Systems zur Vorstandsvergütung rund 37 Prozent Gegenstimmen gezählt. Auch bei der Wahl des Aufsichtsrats wurden zwischen 14 und 37 Prozent Neinstimmen verzeichnet.

Im Einzelnen abgestimmt wurde über die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Wahl der Warth & Klein Grant Thornton AG zum Abschlussprüfer und Konzernabschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2011 (TOP 4), die Wahl der Herren Jürgen Baumann, Andreas Fritsch, Dr. Ulrich Granzer, von Frau Ulrike Kluge sowie der Herren Alfred Neimke und Prof. Dr. Dr. Bernd Wetzel in den Aufsichtsrat (TOP 5), die Billigung des Systems zur Vergütung der Vorstandsmitglieder (TOP 6), die Aufhebung des bestehenden und die Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals II mit der Möglichkeit zum Ausschluss des Bezugsrechts (TOP 7) und über die Ermächtigung zur Ausgabe von Options- und/oder Wandelanleihen mit der Möglichkeit zum Bezugsrechtsausschluss nebst Schaffung eines bedingten Kapitals IV (TOP 8).


Fazit und eigene Meinung

Die Biofrontera AG musste im abgelaufenen Geschäftsjahr einen höheren Verlust hinnehmen. Dafür wurden bei der Entwicklung weitere Fortschritte erzielt. Auf der Umsatzseite blieben die Einnahmen jedoch weiterhin gering. Die benötigten Mittel hat sich das Unternehmen über mehrere kleinere Kapitalerhöhungen beschafft. Auch für die Zukunft benötigt Biofrontera noch weitere Mittel, um den Break-even zu erreichen. Die Fortschritte bei der Forschung haben sich bereits im Aktienkurs niedergeschlagen. Sollten sich die Produkte wie geplant am Markt behaupten, bestehen noch deutliche Kurschancen, allerdings darf nicht übersehen werden, dass wohl vor 2014 keine schwarzen Zahlen zu erwarten sind. Dementsprechend verbleiben auch Risiken, was die weitere Zukunftsentwicklung betrifft.


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Veröffentlichungsdatum: 18.05.2011 - 14:17
Redakteur: tre
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