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HV-Bericht RATIONAL AG - Nach der Wirtschaftskrise wurde die Rekordjagd wieder aufgenommen
Am 11.5.2011 fand in der Messe Augsburg die 14. ordentliche Hauptversammlung der RATIONAL AG statt. Etwa 400 Aktionäre und Gäste hatten sich dort eingefunden, darunter Matthias Wahler für GSC Research, als der Firmengründer, Großaktionär und Aufsichtsratsvorsitzende Siegfried Meister die Versammlung um 10 Uhr eröffnete und alle Teilnehmer begrüßte.

Im Anschluss richtete der Oberbürgermeister der Stadt Landsberg am Lech einige Worte an die Hauptversammlung. Für ihn ist die RATIONAL AG der größte, finanzkräftigste und gleichzeitig florierendste Betrieb, der entsprechend eine sehr wichtige Stellung einnimmt. Im Anschluss erläuterte Herr Meister die Formalien und übergab dann das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Dr. Günter Blaschke.


Bericht des Vorstands

Wie Dr. Blaschke einleitend darlegte, war das Geschäft von RATIONAL im Jahr 2010 auf zwei Stoßrichtungen ausgerichtet. Zum einen waren dies die weiteren Investitionen in ausgewählte Zukunftsmärkte, allen voran die BRIC (Brasilien, Russland, Indien und China)-Staaten, die nach der Wirtschaftskrise wieder mit hohen Wachstumsraten glänzen. Und daneben nannte er die Weiterführung des risikoarmen Wachstums ohne große Investitionen in den etablierten Märkten.

Mit dieser Strategie ist nach der durch die Wirtschaftskrise bedingten Delle die Trendwende gelungen. Der Konzernumsatz erhöhte sich wieder um 11 Prozent auf den Rekordwert von 350 Mio. Euro, wozu insbesondere die BRIC-Staaten mit Zuwächsen zwischen 33 und 79 Prozent beigetragen haben. Das EBIT erhöhte sich dank der Effizienzsteigerungsmaßnahmen, einer fortgesetzten Kostendisziplin und positiver Währungseffekte überproportional um 17 Prozent auf 105,8 Mio. Euro.

Nach der krisenbedingten Zurückhaltung der vergangenen beiden Jahre, als nur eine Ausschüttung von 1 Euro bzw. 3,50 Euro je Aktie beschlossen wurde, um die finanzielle Unabhängigkeit auf jeden Fall zu wahren, soll die Dividende nun nach Aussage von Dr. Blaschke wieder deutlich angehoben werden. Mit einer Dividende von 5 Euro und einer einmaligen Sonderzahlung von zusätzlich 4 Euro je Aktie soll die einbehaltene Risikovorsorge nun quasi als Sonderzahlung wieder ausgeschüttet werden.

Im laufenden Jahr erwartet der Vorstandsvorsitzende eine Fortsetzung des Weltwirtschaftswachstums. Allerdings haben in letzter Zeit auch die Risiken zugenommen, was er unter anderem an den politischen Unruhen in Nordafrika, den steigenden Rohstoffpreisen und der Gefahr der Zahlungsunfähigkeit ganzer Staaten aufgezeigt sieht. In diesem Zusammenhang teilte Dr. Blaschke mit, dass RATIONAL von der Katastrophe in Japan nicht betroffen ist.

Auf die Strategie von RATIONAL hat dies indes keine Auswirkung. Weiterhin soll sich das Unternehmen als Spezialist für die thermische Speisenzubereitung durch die Übertragung von Wärmeenergie auf Lebensmittel aller Art ausschließlich auf dieses eine Geschäftsfeld und mit den Großküchen auch nur auf eine Zielgruppe konzentrieren. Nachdem damit ein menschliches Grundbedürfnis abgedeckt wird, sieht der Vorstandsvorsitzende das Unternehmen so auch für Krisenzeiten gut gerüstet.

„Wir verstehen uns nicht als Maschinenbauer, sondern als Unternehmen für die Köche“, erklärte Dr. Blascke die Philosophie. RATIONAL beschäftigt nach seinen Worten 250 Küchenmeister, die ein enormes Wissen über die Wünsche der Kunden gesammelt haben und nach immer besseren Lösungen suchen. Dabei werden sie von Physikern und Lebensmittelwissenschaftlern tatkräftig unterstützt.

Das oberste Ziel von RATIONAL ist laut Dr. Blaschke auch nicht die kurzfristige Gewinnmaximierung, sondern die Generierung des höchsten Kundennutzens bei einer attraktiven Preispositionierung. So wird das Kernprodukt SelfCooking Center (SCC) zum gleichen Preis wie Wettbewerbsprodukte am Markt angeboten, es weist aber weitaus bessere Möglichkeiten auf. Die Kundenzufriedenheit sieht der Vorstandsvorsitzende daran gut aufgezeigt, dass 84 Prozent der Kunden das SCC jederzeit weiterempfehlen würden.

Die strikte Spezialisierung des Geschäfts sieht Dr. Blaschke als Grundlage für den Erfolg. Nur deshalb verfügt RATIONAL weltweit über einen enormen und kontinuierlich wachsenden Know-how-Vorsprung und ist mit beiden Produkten, dem SCC und dem VarioCooking Center (VCC), mit großem Abstand Technologie- und Marktführer.

Wie der Firmenchef erklärte, macht das SCC komplizierte Voreinstellungen komplett überflüssig. Der Küchenmeister gibt dem Gerät lediglich das Ergebnis vor, und den Rest erledigt das SCC völlig eigenständig. Die fertigen Speisen weisen immer beste Qualität auf, und nach getaner Arbeit reinigt sich das Gerät auch noch von selbst.

Mit dieser Technologie macht das SCC laut Dr. Blascke 40 bis 50 Prozent aller herkömmlichen Geräte, die üblicherweise in einer Großküche zu finden sind, überflüssig. Die Anschaffung amortisiert sich in nur drei bis zwölf Monaten und stellt damit gerade in Krisenzeiten ein attraktives Kostensenkungsinstrument dar, mit dem auch noch die Speisenqualität gesteigert werden kann.

Ganz ähnlich sieht es beim VCC aus, mit dem beispielsweise Suppen und Pommes Frites zubereitet werden können und das damit Pfannen, Töpfe und die Friteuse ersetzt. Auch dieses Gerät erledigt die Aufgaben völlig eigenständig und spielt die Anschaffungskosten durchschnittlich in drei bis zwölf Monaten wieder herein. „Mit den Geräten von RATIONAL verdient der Kunde vom ersten Tag an Geld“, betonte der Vorstandsvorsitzende.

Mit beiden Geräten zusammen ist die Küche Dr. Blascke zufolge komplett ausgestattet. Erstmals ist es damit in vielen Küchen möglich, ein Menü für 100 Gäste in nur 50 Minuten zuzubereiten. Nach Umfragen ist RATIONAL in der Gastronomie und Hotellerie die bei Weitem präferierte Marke, und 97 Prozent der Nutzer stufen die Technologie als unverzichtbar ein. Diese hohe Kundenakzeptanz brachte RATIONAL inzwischen einen Weltmarktanteil von 54 Prozent ein, der damit fünfmal so groß ist wie der des nächsten Wettbewerbers.

Die Marktpreise konnten nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden auch in der Wirtschaftskrise stabil gehalten werden. Dies war möglich, weil die Geräte von RATIONAL praktisch über ein Alleinstellungsmerkmal verfügen und weil von den weltweit rund 2,5 Millionen adressierbaren Küchen beim SCC noch 95 Prozent und beim VCC sogar noch fast 100 Prozent als freies Marktpotenzial zur Verfügung stehen.

Sehr von Vorteil waren laut Dr. Blaschke in den vergangenen Jahren auch die hohe Flexibilität in der Produktion, die geringe Fixkostenbelastung und die niedrige Kapitalbindung. Bei RATIONAL wird ausschließlich fertigungsbezogen produziert, und die Materialversorgung erfolgt zu 100 Prozent nach dem Kanban-System, es gibt also keine überflüssigen Lagerbestände.

Wichtig war gerade in der Krise außerdem die flexible Arbeitszeit. Selbst im Jahr 2009 konnte Kurzarbeit so komplett vermieden werden. Als großen Pluspunkt wertet Dr. Blaschke außerdem die dezentrale Organisation nach dem Unternehmer-im-Unternehmen-Prinzip (UiU). Mit dieser Aufstellung sieht er RATIONAL für alle Krisen gut gerüstet, und er will die Stärken in den kommenden Jahren noch weiter ausbauen.

Im zweiten Teil des Vorstandsberichts ging CFO Erich Baumgärtner näher auf das Zahlenwerk des Berichtsjahres ein. Wie dieser darstellte, hat sich die Geschäftsentwicklung im vergangenen Jahr von Quartal zu Quartal verbessert, was im Gesamtjahr zu besagter Umsatzsteigerung um 11 Prozent auf 350 Mio. Euro führte, zu der alle Regionen weltweit beigetragen haben.

Im bereits gut erschlossenen deutschen Markt betrug der Zuwachs von einer schon hohen Basis aus 5 Prozent. Im restlichen Europa waren es 13 Prozent, und in den USA erreichte das Wachstum nach Aussage von Herrn Baumgärtner sogar 33 Prozent. Sehr positiv gestaltete sich, wie sein Kollege bereits dargelegt hatte, die Geschäftsentwicklung zudem in den asiatischen Ländern. Der Rückgang der Erlöse resultiert hier lediglich aus einer Verzerrung infolge eines Großauftrags im Vorjahr.

Die Herstellkostenquote konnte unter anderem durch positive Währungseffekte trotz steigender Rohstoffpreise auf 38 (Vj.: 39) Prozent reduziert werden. Die Vertriebskosten erhöhten sich proportional zum Umsatz, und der Aufwand für Forschung und Entwicklung (F&E) erreichte mit 13,5 (11,4) Mio. Euro wieder das Vorkrisenniveau. Die Verwaltungskosten erhöhten sich nur leicht auf 15,6 (15,1) Mio. Euro. Im Ergebnis verbesserte sich das EBIT um 21 Prozent auf 105,8 Mio. Euro, und die operative Marge erreichte mit 30,2 (28,8) Prozent ein neues Rekordniveau.

Wie der Finanzvorstand weiter ausführte, konnte der operative Cashflow trotz des schon hohen Vorjahreswerts auf 86,9 (83,2) Mio. Euro nochmals weiter gesteigert werden, da der Zuwachs des Working Capitals trotz des deutlich höheren Geschäftsvolumens auf 6 Prozent begrenzt werden konnte. Mit einer Eigenkapitalquote von 75,3 (71,4) Prozent ist das Unternehmen nach wie vor sehr solide finanziert, und die Rendite auf das eingesetzte Kapital errechnet sich trotz der hohen liquiden Mittel mit 34 Prozent, womit sie also weit über den kalkulatorischen Kapitalkosten von 9 Prozent liegt.

Der Cashbestand und das Bankguthaben summieren sich auf 163 (132) Mio. Euro und machen damit die Hälfte der Bilanzsumme von 306 (266) Mio. Euro aus. Die hohen liquiden Mittel wurden Herrn Baumgärtner zufolge als Krisenvorsorge aufgebaut, und selbst nach der Ausschüttung der Dividende von 9 Euro je Aktie, für die in der Summe 102 Mio. Euro aufgewendet werden, verbleibt noch ein solides Polster von über 60 Mio. Euro im Unternehmen.

Im ersten Quartal 2011 hat sich das Wachstum sogar noch beschleunigt. Auch wegen des noch schwachen Vergleichszeitraums erhöhten sich die Umsätze laut Finanzvorstand um 21 Prozent auf 88 Mio. Euro. Das EBIT kletterte um 20 Prozent auf 20,3 Mio. Euro, womit die Marge mit 23 Prozent in etwa auf Höhe des Vorjahres gehalten werden konnte. Für das laufende Jahr stellte er einen Umsatzanstieg von etwa 10 Prozent und eine weiterhin positive Ergebnisentwicklung in Aussicht.

Abschließend warf Herr Baumgärtner noch einen Blick auf die Aktie, die sich in den letzten zwölf Monaten mit einem Wertzuwachs von 60 Prozent besser als die Indizes entwickelt hat. Beim aktuellen Kurs von 180 Euro beträgt die Marktkapitalisierung nun mehr als 2 Milliarden Euro. In dem hohen KGV von 25 sieht der Finanzchef das große Vertrauen der Aktionäre in die weiteren Perspektiven der Gesellschaft dokumentiert.


Allgemeine Aussprache

Sowohl Katrin Meixensperger von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) als auch Sören Merkel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) beglückwünschten Vorstand und Aufsichtsrat zu dem höchst erfolgreichen Geschäftsjahr 2010. „Sie erwirtschaften eine Rendite, von der andere nur träumen können“, zollte Frau Meixensperger Anerkennung. Herr Merkel lobte insbesondere die überaus solide Bilanz, die nur minimale Firmenwerte aufweist und in der trotz der Bilanzierung nach IFRS keine F&E-Aufwendungen aktiviert werden. „Das schafft Vertrauen bei den Aktionären und bei den Kunden“, so seine Meinung.

Auch Herr Packeisen, der sich als Vertreter der Schweizer Fondsgesellschaft ADP Investment vorstellte, zeigte sich beeindruckt. Spätestens mit den Zahlen zum ersten Quartal 2011 müssten seiner Meinung nach die letzten Zweifler überzeugt sein, dass sich die Gesellschaft auf der Erfolgsspur befindet. Voll des Lobes war wie gewohnt auch Beate Sander.

Uneingeschränktes Lob erhielten die Herren der Verwaltung angesichts der deutlichen Anhebung der Dividende. Die beiden Aktionärsschützer freuten sich, dass die Gesellschaft damit ihrer Forderung aus dem vergangenen Jahr nachgekommen ist. Mehrfach kam in diesem Zusammenhang die Frage auf, mit welcher Dividendenpolitik die Aktionäre in den nächsten Jahren rechnen können.

Wie Finanzvorstand Baumgärtner in Erinnerung rief, hat RATIONAL bis 2008 immer 70 bis 80 Prozent des Nettogewinns an die Aktionäre ausgeschüttet. Erst in den Jahren 2009 und 2010 wurden die Zahlungen angesichts der Unsicherheiten im Zuge der Wirtschaftskrise reduziert. In Zukunft können die Aktionäre nun wieder mit einer attraktiven Dividende rechnen.

Weiterhin erkundigte sich Frau Meixensperger nach der Kundenstruktur. Sie befürchtete Abhängigkeiten von bestimmten Kundengruppen, die jedoch, wie ihr Vertriebsvorstand Reinhard Banasch versicherte, nicht gegeben sind. Der Vertrieb erfolgt ausschließlich über den Fachhandel, und mittlerweile verfügt RATIONAL weltweit über 3.000 Händler, von denen keiner mehr als 3 Prozent zum Umsatz beisteuert.

Die Frage der SdK-Sprecherin, in welchem Markt der Vorstand derzeit das größte Potenzial sieht, musste Herr Banasch differenziert beantworten. Zum einen werden natürlich die BRIC-Staaten einen großen Teil zu dem künftigen Wachstum beisteuern. Darüber hinaus sieht er aber auch gute Chancen in den etablierten Märkten, in denen derzeit ein gravierender Wandel in Richtung Out-of-Home-Verpflegung stattfindet. Auch Bäcker und Metzger bieten mittlerweile häufig Mittagessen an und benötigen entsprechende Geräte.

Weiterhin informierte Herr Banasch auf Nachfrage von Frau Meixensperger, dass zur Erschließung eines neuen Markts zunächst über einen Verkaufsleiter Multiplikatoren generiert werden. Im nächsten Schritt folgen eine Vertriebsniederlassung und die Gründung einer eigenen Tochtergesellschaft. In den BRIC-Staaten ist RATIONAL mit Ausnahme von Indien bereits überall mit einem eigenen Unternehmen vertreten, und in Indien ist die Gründung einer Niederlassung konkret geplant.

In diese Richtung ging auch die Frage von Herrn Merkel nach der derzeitigen Kapazitätsauslastung. Er konnte sich vorstellen, dass mit dem starken Wachstum in Nordamerika dort die Errichtung einer neuen Produktionsstätte sinnvoll sein könnte. Wie Technikvorstand Peter Wiedemann daraufhin darlegte, wurden im Jahr 2008 am Stammsitz in Landsberg am Lech Kapazitäten geschaffen, mit denen nochmals 50 Prozent mehr Geräte produziert werden können. Die Frage nach einer Produktionsverlagerung ins Ausland stellt sich deshalb derzeit nicht.

Der Anregung von Herrn Merkel, dass zur Erweiterung der Produktpalette vielleicht doch eine Akquisition sinnvoll sein könnte, erteilte Dr. Blaschke wie in den Vorjahren eine Absage. Nach seiner Überzeugung macht dies keinen Sinn, solange noch 95 Prozent des Marktvolumens nicht erschlossen sind und ausreichend Möglichkeiten bestehen, aus eigener Kraft weiter zu wachsen.

Auch dem Vorschlag eines Kleinaktionärs, zusätzlich kleinere Geräte für Hobbyköche anzubieten, erteilte der Vorstandsvorsitzende eine Absage. Diese Bitte werde zwar oft herangetragen, damit würde RATIONAL aber in ein völlig neues Geschäftsfeld eintreten, müsste viel investieren, Werbung schalten und völlig neue Strukturen schaffen. Er will die strikte Fokussierung auf das bewährte Geschäft beibehalten.

Ferner interessierte die SdK-Sprecherin, welche Entwicklungen bei RATIONAL in Zukunft noch zu erwarten sein könnten. „Das SCC kocht doch heute schon von selbst“, verdeutlichte sie ihr Anliegen. Bei diesem Thema hielt sich Herr Wiedemann erwartungsgemäß bedeckt. Als zentrale Herausforderung sieht er an, die Technologie- und Marktführerschaft von RATIONAL zu erhalten und vielleicht noch auszubauen.

Ein Thema der Aussprache waren außerdem die Währungsrisiken. Hier sah Frau Meixensperger durchaus eine Gefahr, nachdem die Herstellkosten ausschließlich in Euro anfallen, ein Drittel der Geräte aber außerhalb der Eurozone verkauft wird. Herr Packeisen hatte das Gefühl, dass sich die Eurostärke schon nachteilig ausgewirkt hat, nachdem der Gewinn im ersten Quartal weniger stark als der Umsatz gewachsen ist.

Wie Herr Baumgärtner hierzu ausführte, haben sich die Währungen in der Vergangenheit mal in die eine, mal in die andere Richtung entwickelt, womit sich die Effekte also weitgehend ausgeglichen haben. Grundsätzlich versucht er nun, die Risiken soweit möglich zu hedgen. Finanzielle Auswirkungen lassen sich aber nicht völlig vermeiden. Im ersten Quartal 2011 führten die Währungseffekte zu einer Ergebnisbelastung von 1 Mio. Euro.

In diesem Kontext kam auch die Frage nach den Risiken aus den steigenden Rohstoffpreisen auf, die Herr Wiedemann allerdings als nicht so dramatisch einschätzt. Natürlich besteht eine gewisse Abhängigkeit vom Preis für Edelstahl, der für die Produktion unverzichtbar ist. Selbst eine Verdoppelung des Nickelpreises würde die Geräte aber nur um 2 Prozent teurer machen.

Als einzigen Kritikpunkt griffen Herr Merkel und Herr Packeisen Tagesordnungspunkt 6 heraus, unter dem über den Verzicht auf die individualisierte Offenlegung der Vorstandsvergütung abgestimmt werden sollte. Im Zuge einer guten Corporate Governance konnten sie dies nicht nachvollziehen und kündigten an, diesen Beschlussvorschlag abzulehnen.

Wie auf vielen Hauptversammlungen sprachen außerdem zwei Vertreterinnen des Deutschen Juristinnenbundes. Diese übten wie gewohnt Kritik an der Überzahl der Männer in den beiden Gremien, stellten eine Reihe von Fragen zum Thema Diversity und forderten eine stärkere Einbindung weiblicher Führungskräfte.

Herr Packeisen wollte diesen Vortrag, den er schon oft gehört hatte, diesmal nicht unkommentiert lassen. Er empfand es als unerträglich, dass die Juristinnen die deutschen Hauptversammlungen mit dieser Kampagne überziehen und Vorstand und Aufsichtsrat mit Fragenkatalogen bombardieren, die letztlich zu nichts führen, sondern für die Unternehmen nur einen erheblichen Mehraufwand bedeuten.

Die Einführung einer Frauenquote wäre nach Überzeugung von Herrn Packeisen pures Gift für die freie Marktwirtschaft. Er empfände es als grotesk, wenn es nun bei einem erfolgreichen Unternehmen wie RATIONAL zwanghaft zu einer Umverteilung von Führungspositionen nach dem Quotenverfahren kommen würde. Der Vorstandsvorsitzende merkte zu dem Thema lediglich an, dass nicht das Geschlecht, sondern ausschließlich die fachliche Eignung bei der Besetzung von Positionen ausschlaggebend ist.


Abstimmungen

Vor dem Eintritt in die Abstimmungsvorgänge verkündete der Aufsichtsratsvorsitzende die Präsenz mit 9.977.415 Aktien entsprechend 87,75 Prozent. Alle Beschlüsse erhielten im Folgenden Mehrheiten weit über 99 Prozent. Die einzige Ausnahme war TOP 6, bei dem sich immerhin 1,52 Millionen Gegenstimmen ergaben. Gleichwohl war mit einer Zustimmungsquote von 84,68 Prozent die notwendige Dreiviertelmehrheit erreicht.

Im Einzelnen abgestimmt wurde über die Verwendung des Bilanzgewinns zur Ausschüttung einer Dividende von 5 Euro zuzüglich einer Sonderausschüttung von 4 Euro je Aktie (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der PricewaterhouseCoopers AG zum Abschlussprüfer und Konzernabschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2011 (TOP 5) sowie über die Befreiung von der Verpflichtung zur individualisierten Offenlegung der Vorstandsvergütungen (TOP 6).

Um 13:40 Uhr schloss Herr Meister die Versammlung und lud die Aktionäre zum Mittagessen, das selbstverständlich mit den eigenen Geräten zubereitet war.


Fazit

Im Geschäftsjahr 2010 konnte die RATIONAL AG nach der krisenbedingten Delle wieder an die Erfolge der Vergangenheit anknüpfen. Im ersten Quartal 2011 hat sich dieser Trend fortgesetzt - es gibt bei dieser Gesellschaft, wie auch die ruhige Diskussion zeigte, praktisch nichts zu kritisieren. Selbst der vorjährigen Forderung nach einer Anhebung der Dividende ist die Verwaltung mit der Rekordausschüttung von 9 Euro je Aktie nachgekommen, was angesichts der sehr soliden Bilanz ja auch kein Problem darstellt.

Nachdem noch immer 95 Prozent des Marktpotenzials nicht erschlossen sind und RATIONAL mit großem Abstand Technologie- und Marktführer im Geschäft mit der thermischen Speisenzubereitung ist, wird sich dieser Trend wohl weiter fortsetzen. Die Anleger sind davon ebenfalls überzeugt und billigen der Aktie seit jeher eine hohe Bewertung zu - selbst auf 2011er-Basis beträgt das KGV mehr als 20. Viel günstiger wird das Papier aber nicht zu bekommen sein. Die RATIONAL-Aktie ist schließlich genau das, was sich das Anlegerherz wünscht.


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Veröffentlichungsdatum: 17.05.2011 - 13:50
Redakteur: mwa
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