Am 30.3.2011 fand im PALFINGER Service- und Democenter in Salzburg die diesjährige ordentliche Hauptversammlung der PALFINGER AG statt. Um 11 Uhr begrüßte der Aufsichtsratvorsitzende Dr. Alexander Doujak die rund 200 Aktionäre, Gäste und Medienvertreter, unter ihnen auch Elisabeth Mauritz von GSC Research.
Der Aufsichtsrat war mit Ausnahme von DI Alexander Exner vollzählig anwesend. Vertreten war auch der Vorstand, und zwar durch die Herren DI Herbert Ortner (Vorsitz), DI Martin Zehnder, Mag. Christoph Kaml und Ing. Wolfgang Pilz. Das Protokoll führte Notar Dr. Brix.
Bericht des AufsichtsratsErgänzend zu dem bereits im Geschäftsbericht veröffentlichten Bericht des Aufsichtsrat führte Dr. Doujak aus, dass er die Funktion des Aufsichtsratsvorsitzenden am 13.12.2010 übernommen hat. DI Exner hat zeitgleich sein Mandat als Aufsichtsratsvorsitzender niedergelegt.
Ferner wies Dr. Doujak darauf hin, dass insgesamt 333 Aktionäre fristgemäß Depotbestätigungen vorgelegt haben. Nach der Verkündung der Erstpräsenz im Rahmen der Hauptversammlung mit 25.662.807 Stück Aktien mit ebenso vielen Stimmrechten erteilte der Versammlungsleiter dem Vorstandsvorsitzenden das Wort.
Bericht des VorstandsZunächst erinnerte DI Ortner daran, dass im ersten Quartal 2009, also vor rund zwei Jahren, der Höhepunkt der Wirtschaftskrise erreicht war. Die Gesellschaft war jedoch auf den Einbruch gut vorbereitet. Sie ist hochprofitabel in die Krise gegangen und hat sehr schnell und effizient reagiert. Bereits im Jahre 2010 hat sich die Situation stabilisiert, und der Vorstand konnte zunehmend optimistisch in die Zukunft sehen.
Letztendlich zeigt das Geschäftsjahr 2010 ein Umsatzwachstum von 30 Prozent. Die EBITDA-Marge beträgt 9 Prozent und das EBIT ist von minus 5 Mio. Euro im Jahre 2009 auf plus 35 Mio. Euro im Jahre 2010 angestiegen.
Ein großes Thema während der Krisenzeit war natürlich das Kostenmanagement. Der Vorstand war aber nach Aussage von DI Ortner trotz der Wirtschaftskrise auch strategisch aktiv. So konnten trotz der anstehenden Probleme drei Akquisitionen getätigt werden. Neben einer Beteiligung an der Firma ETI Equipment Technology LLC mit Sitz in Oklahoma City (USA) ist die PALFINGER AG auch in einen neuen Bereich vorgedrungen, nämlich in den Bereich Marine und hier in die Produktpalette der schiffsmontierten Krane. Bei PALFINGER hat man sich während der Krisenzeiten also nicht nur mit dem eigenen Kostenmanagement befasst, sondern bereits in die Zukunft investiert.
Der Einstieg in den Marine-Bereich erfolgte durch die Beteiligung an zwei Unternehmen, vorrangig an der Ned-Deck Marine mit Sitz in den Niederlanden. Diese Gesellschaft ist führend bei der Fertigung von Kranen für Rettungsboote. Gerade der Bereich der Marine ist aus Sicht des Vorstands von PALFINGER zukunftsträchtig und profitabel.
Wie der Vorstandsvorsitzende weiter ausführte, stellen nach wie vor Innovation, Internationalisierung und Flexibilisierung die strategischen Säulen des Unternehmens dar. Daher ist auch für die Zukunft sowohl organisches als auch akquisitorisches Wachstum geplant. Insbesondere die Internationalisierung gerade in Richtung Russland, China und Indien soll verstärkt vorangetrieben werden, nachdem die Diversifizierung im Wesentlichen abgeschlossen ist. Derzeit werden ungefähr 30 Prozent des Umsatzes außerhalb Europas erzielt.
Im Anschluss an die Ausführungen des Vorstandsvorsitzenden wies DI Zehnder darauf hin, dass es das Ziel sein muss, die Flexibilität in allen Wertschöpfungsstufen zu erhöhen. Das Unternehmen muss die Möglichkeit haben, auf sämtliche Eventualitäten rasch zu reagieren. Dazu gehört insbesondere die Vereinbarung flexibler Arbeitszeitmodelle über den gesamten Konzern. Weiterhin muss die Fertigung spezifisch und auftragsbezogen gesteuert werden. Bei rund 25 Produktionsstandorten in verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichen rechtlichen Grundlagen stelle dies, so DI Zehnder, eine große Herausforderung für den Vorstand und die Mitarbeiter dar.
Danach gab Ing. Pilz in seinem Vortrag einen Überblick über die neue Organisationsstruktur innerhalb des Konzerns. So wird die Organisation in drei Segmente unterteilt, und zwar in die European Units, die Area Units und die Ventures. Unterteilt nach diesen Segmenten ergibt sich für das Jahr 2010 für den Bereich European Units ein Umsatzplus von 18,4 Prozent auf 479,2 Mio. Euro und für den Bereich Area Units ein Plus von 71,8 Prozent auf 172,6 Mio. Euro.
Das Ergebnis für den Bereich European Units hat sich im Vergleich zum Geschäftsjahr 2009 um 366 Prozent auf 52,7 Mio. Euro erhöht. Dies ist nach Aussage von Ing. Pilz letztendlich bedingt durch die Erholung des europäischen Markts insbesondere in Deutschland, Frankreich und Skandinavien, aber auch durch die Ergebnisverbesserungen aufgrund der umgesetzten Kosteneinsparungen.
Im Bereich Area Units hat sich das Ergebnis zwar um 25 Prozent verbessert, ist aber immer noch mit minus 7,6 Mio. Euro negativ. Negativ ist auch der Bereich Ventures; hier beträgt das Ergebnis minus 7,7 Mio. Euro. Diese negativen Ergebnisse sind bedingt durch die typischerweise entstehenden hohen Anlaufkosten in den neuen Geschäftsfeldern bzw. in den neu zu erschließenden Ländern.
In der weiteren Folge machte Mag. Kaml noch zusammenfassende Ausführungen zu der Finanzsituation im Geschäftsjahr 2010. Dabei stellte er noch einmal fest, dass sich sowohl Umsatz als auch Ergebnis deutlich positiv entwickelt haben, wobei das Ergebnis sogar überproportional gewachsen ist. Das Net Working Capital wurde deutlich von 133 auf 114 Mio.
Euro reduziert. Das Investitionsprogramm für die Jahre 2006 bis 2008 wurde erfolgreich abgeschlossen. Trotz der vorgenommenen Akquisitionen lag das Gearing (Verhältnis von Fremd- zu Eigenkapital) unter der 50-Prozent-Marke. Im gesamten Konzern wurde laut Mag. Kaml eine langfristige Finanzstruktur umgesetzt. Dies ist die Basis für eine stabile und nachhaltige Entwicklung des Konzerns. Der wesentliche Cashflow wurde aus dem Ergebnis generiert.
An der Aktionärsstruktur haben sich nur wenig Änderungen ergeben. So befinden sich 65 Prozent der Aktien im Besitz der Familie Palfinger, 5 Prozent im Besitz der Aviva plc. und 29 Prozent im Streubesitz. Gerade der hohe Anteil, der von der Familie Palfinger gehalten wird, ist aus Sicht des Vorstands die Voraussetzung für die nachhaltige Stabilität innerhalb des Unternehmens. Die Performance der Aktie hat sich in 2010 sehr gut gestaltet. So hat sich der Kurs um 84 Prozent erhöht und im Vergleich zum ATX sehr viel besser entwickelt.
Abschließend führte DI Ortner bezüglich des Geschäftsjahres 2011 noch aus, dass ein weiterer Marktausbau und ein weiteres Umsatzwachstum von geschätzten 20 Prozent geplant sind. Prognostiziert wird seitens des Vorstands darüber hinaus eine überproportionale Ergebnissteigerung auch für das Jahr 2011. Die grundsätzliche Stimmung des Vorstands ist - nach eigenen Angaben - optimistisch, wenn auch nicht euphorisch.
Allgemeine DiskussionIm Rahmen der Generaldebatte stellten insgesamt drei Aktionäre bzw. Aktionärsvertreter Fragen an die Verwaltung. Dabei zeigte sich Dr. Michael Knap von der IVA - Interessenverband für Anleger zunächst erfreut über die Stabilisierung des Unternehmens und stellte eine Vielzahl von Fragen, die durch den Vorstand spontan und sehr detailliert beantwortet wurden.
Demnach wurde die Umorganisation innerhalb des Konzerns nicht durch Unternehmensberater vorgegeben, sondern diese war die originäre Leistung des Vorstands. Der Vorstandsvertrag mit dem Vorstandsmitglied Mag. Kaml wurde beginnend mit dem 1.1.2011 um fünf Jahre verlängert. Die D&O-Versicherung wird durch die Chubb Insurance Company of Europe sichergestellt. Die Deckungssumme beträgt 10 Mio. Euro, wobei kein Selbstbehalt vereinbart wurde. Die jährlich zu zahlende Prämie beziffert sich auf 20 TEUR. Die sogenannte neue Markenarchitektur soll die Marke „PALFINGER“ stärken. Es ist jedoch nicht vorgesehen, Marken zu vernichten.
Die übernommene Ned-Deck Marine hat einen Standort in Vietnam und beschäftigt dort rund 65 Arbeitnehmer. Dieser Standort ist zu klein, um auch andere Fertigungen anlaufen zu lassen. Allerdings ist es mit diesem Standort möglich, die Vor- und Nachteile verschiedener asiatischer Länder miteinander zu vergleichen. Die damit generierten Ergebnisse sind laut Verwaltung interessant für die weiteren Entscheidungen zur Expansion innerhalb des asiatischen Bereichs.
Das Konzerneigenkapital wird den weiteren Angaben zufolge durch die negativen Auswirkungen aufgrund von Währungsdifferenzen belastet. Betroffen sind die Währungen der Länder Brasilien, USA, Kanada, Schweiz und Großbritannien. Beteiligungsabschreibungen waren nicht erforderlich. Die Gesellschaft führte regelmäßige Impairment-Tests durch, bei denen sich kein Abschreibungsbedarf zeigte, noch nicht einmal in den Jahren, die durch die Wirtschaftskrise belastet waren. Dies zeige, dass die Planungen des Vorstands sehr stabil aufgestellt werden.
Dr. Knap und der Vorstand bzw. der Aufsichtsratsvorsitzende verständigten sich dann darauf, dass die restlichen Fragen von Dr. Knap von diesem schriftlich gestellt und vom Vorstand bzw. Aufsichtsrat ebenso schriftlich beantwortet werden. Damit verzichtete Dr. Knap auf seinen mündlichen Vortrag und die mündliche Beantwortung.
Auf die entsprechende Frage eines weiteren Aktionärs führte der Aufsichtsratsvorsitzende aus, dass die Niederlegung des Aufsichtsratsvorsitzes durch DI Exner ein Teil des geplanten Generationswechsels im Aufsichtsrat war. Weiterhin teilte der Vorstand mit, dass die Gesellschaft mit der Beratergruppe Neuwaldegg seit 2010 nicht mehr in vertraglicher Beziehung steht. Bedingt war dies dadurch, dass sich DI Exner dafür entschieden hat, seinen Ruhestand anzutreten.
Schließlich führte der Vorstand auf Nachfrage des Aktionärs Berger aus, dass die PALFINGER AG bereits seit Jahren in Brasilien tätig ist und dort auch produziert. Damit können Währungsprobleme durch das sogenannte natural hedging verhindert werden. Die Währungsdifferenzen mit der Schweiz sind auch aus Sicht des Vorstands durchaus problematisch. Allerdings handelt es sich hier um ein Hochpreisland, mit dem auch weiterhin Geschäfte abgewickelt werden sollen.
Auch aus Sicht des Vorstands wird Indien weiter stark wachsen. Allerdings befindet sich hier der Aufbau der Produktion noch ganz am Anfang. Geplant ist jedoch, auch dort zu produzieren, um Währungsprobleme zu verhindern.
AbstimmungenNachdem sämtliche Fragen beantwortet waren, beendete der Aufsichtsratsvorsitzende die Debatte und gab die aktuelle Präsenz auf der Hauptversammlung bekannt. Das Grundkapital der Gesellschaft ist eingeteilt in 35.730.000 Stück Aktien mit ebenso vielen Stimmrechten. Die Gesellschaft hielt zum Zeitpunkt der Einberufung der Hauptversammlung 328.000 eigene Aktien. Hieraus standen ihr keine Rechte zu. Die Gesamtzahl der teilnahme- und stimmberechtigten Aktien betrug zum Zeitpunkt der Einberufung der Hauptversammlung 35.402.000, von denen bei der Abstimmung 25.668.910 Stückaktien und damit rund 71,84 Prozent des Grundkapitals vertreten waren.
Alle Tagesordnungspunkte wurden nahezu einstimmig bei wenigen Enthaltungen bzw. Neinstimmen im Sinne der Verwaltungsvorschläge verabschiedet.
Im Einzelnen abgestimmt wurde über die Verwendung des Bilanzgewinns zur Ausschüttung einer Dividende von 0,22 Euro je Aktie (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der Ernst & Young Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mbH, Salzburg, zum Abschlussprüfer und Konzernabschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2011 (TOP 5) sowie über die Wahl der Herren Dr. Alexander Doujak, Ing. Mag. Hannes Palfinger und Dr. Heinrich Dieter Kiener in den Aufsichtsrat (TOP 6).
FazitDie PALFINGER AG hat im Jahr 2010 die Talsohle der Finanz- und Wirtschaftskrise erfolgreich überwunden. Sie hat trotz effizienter Kosteneinsparungen expandiert und neue Geschäftsfelder erschlossen, ohne die eigentliche Stabilität zu verlieren. Dies zeigt eine große unternehmerische Leistung, die von allen Vorstandsmitgliedern sowie vom Aufsichtsrat und den Mitarbeitern gemeinsam getragen wurde.
Auch die weiteren Planungen in den Bereichen Innovation, Internationalisierung und Flexibilisierung sollten nicht nur den Vorstand, sondern auch die Aktionäre optimistisch stimmen.
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Veröffentlichungsdatum:
05.04.2011
-
13:58
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