Am 20. Juli 2006 fand in Hamburg die 24. ordentliche Hauptversammlung der Albis Leasing AG statt. Hierzu hatten sich trotz tropischer Temperaturen in der Hansestadt gegen 11 Uhr etwa 150 Aktionäre, Aktionärsvertreter, Gäste und Pressevertreter im Dorint Novotel eingefunden. Unter ihnen befand sich auch Mario-David Balda von GSC Research. Pünktlich um 11 Uhr begrüßte der Aufsichtsratsvorsitzende Eduard Unzeitig die Teilnehmer. Nach der zügigen Erledigung der Formalitäten übergab er dann das Wort an den Vorstand des Bereichs Leasing, Herrn Hans O. Mahn.
Bericht des Vorstands
Einleitend erläuterte Herr Mahn mit Blick auf die Unternehmensstruktur, dass in 2005 die Geschäftsbereiche Leasing und Fonds & Service betrieben wurden. Dabei war die Albis Leasing AG operativ erfolgreich, das Neugeschäft stieg um 5,0 Prozent, bei den Leasingverträgen betrug der Anstieg 5,5 Prozent. Mit ALBIS Securisation und DSK Leasing wurden zwei Neugründungen durchgeführt, die Expansion ins europäische Ausland wurde mit dem Kauf der österreichischen AutoBank AG begonnen. Beim "Sorgenkind" Budget haben die revidierten Pläne im ersten Halbjahr 2006 gehalten, und mit dem neuen Management soll Budget nun die Kurve bekommen und in die Erfolgsspur der anderen Geschäftsbereiche kommen.
Wie Herr Mahn weiter ausführte, wurden beim Börsengang der Finanzhaus Rothmann AG 11 Millionen Aktien zum Ausgabepreis von 1,55 EUR erfolgreich platziert, bei Albis liegen somit noch 81,67 Prozent. Als Hintergrund für die geplante Übernahme von Beteiligungen von Anlegern bei der OWL nannte Herr Mahn den Schutz des Assets der Finanzhaus Rothmann AG, schließlich sei OWL ein Teil der Geschichte von Albis, dem man sich stellen müsse.
Finanzvorstand Stefan Keinert erläuterte dann den Jahresabschluss 2005 im Detail. Demnach bilanziert der Albis-Konzern nun nach IFRS, und dieser konnte die Betriebsleistung um 40 Prozent auf 161,2 Mio. EUR steigern, das Konzern-Jahresergebnis betrug minus 38,1 Mio. EUR, die Anteile Dritter beliefen sich jedoch auf 38,5 Mio. EUR, so dass sich ein Konzerneigenanteil am Jahresergebnis von plus 0,4 Mio. EUR ergibt. In der AG fiel nach HGB ein Jahresüberschuss von 1,3 Mio. EUR an, aus dem der Hauptversammlung eine Dividende von 0,08 EUR je Aktie zur Ausschüttung vorgeschlagen wird.
Im Hinblick auf die Aktie merkte Herr Keinert an, dass diese zwischenzeitlich weiter bis auf 8 EUR hatte zulegen können, der Kurs dann im Herbst aber deutlich zurückgekommen ist. Aktuell konstatierte er daher "deutliches Potenzial nach oben".
Im weiteren Verlauf betonte der neue Vorstandskollege Gerhard Fischer, der dem Automobilbereich vorsteht, dass Albis mittlerweile ein zu 75 Prozent "automobillastiges" Unternehmen ist. In 2006 wird daher an der Zusammenfassung der konzernweiten Automobilaktivitäten gearbeitet. Verhandlungen über den Erwerb weiterer PKW-Leasinggesellschaften stehen auf der Agenda ebenso wie eine Mehrheitsbeteiligung an der DAH, einer der größten deutschen Automobilhandelsgruppen. Hiermit sollen die Wertschöpfungskette verlängert und eine Steigerung des Neugeschäfts erreicht werden. Der Marktanteil von derzeit 2,3 Prozent am Kfz-Leasing-Markt könnte somit weiter ausgeweitet werden.
Allgemeine Diskussion
Die Generaldebatte eröffnete Joachim Siemers von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), der zunächst feststellte, dass der Jahresüberschuss in der AG nur aufgrund von Steuerguthaben möglich wurde und dass sowohl Dividende als auch Aktienkurs zurückgingen. Dann wollte der SdK-Sprecher wissen, wieso die Abschreibung bei der Chorus bei Albis und nicht bei Rothmann anfällt und warum der Komplex OWL nicht auch eher ein Thema für das Finanzhaus Rothmann und nicht für die Albis darstellt. Details wünschte er sich auch zum Erwerb der AutoBank, der geplanten DAH-Übernahme, den Restrukturierungsmaßnahmen und Risiken bei Budget und den Folgen der OWL-Transaktionen.
Als zweiter Redner ergriff Dr. Springmann als Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) das Wort, der den Aktienkurs als enttäuschend, die operative Entwicklung aber als respektabel bezeichnete. Hinsichtlich der OWL-Übernahme sah er viel Aufklärungsbedarf, da ein Nutzen für die Aktionäre von Albis seines Erachtens nicht erkennbar ist. Wie bereits sein Vorredner lehnte auch er den geplanten Verzicht auf einen individualisierten Ausweis der Vorstandsbezüge kategorisch ab und interessierte sich ebenfalls für die Pläne mit der AutoBank.
Der OWL-Themenkomplex war auch bei den weiteren beiden Wortmeldungen von Aktionärsseite von großem Interesse. Gefragt wurde nach Risiken und Kosten und im Speziellen, ob für die bis zu 10 Mio. EUR, die für den Erwerb der OWL-Anteile bereitstehen, kein Gegenwert vorhanden ist.
Antworten
Nach Angaben des Vorstands ist Albis das Investment bei Chorus in 2000 eingegangen, seit dem fielen alle Erträge und Belastungen über den Ergebnisabführungsvertrag bei Albis an, und nur aufgrund der Zusammenführung der Bereiche Fonds & Service landete die Chorus bei Rothmann. Einen individualisierten Ausweis der Vorstandsbezüge lehnt die Unternehmensführung aus Datenschutzgründen weiterhin ab. Beim Autovermieter Budget wurden umfassende Kostensenkungen durchgeführt und 20 Prozent der Mitarbeiter abgebaut. Seit einem halben Jahr befindet sich das Unternehmen wieder im Plan, Risiken bestehen weiterhin hinsichtlich der Reputation und fehlender Ergebnisbeiträge.
Weitere Ausführungen der Geschäftsleitung betrafen die Übernahme der DAH, bei der es darum geht, Know-how im Autohandel ins Boot zu holen. Dabei wird eine 55-Prozent-Mehrheit angestrebt, das Fachwissen des ehemaligen Mehrheitseigners wird somit im Unternehmen bleiben. Bei der AutoBank wurde über zwölf Monate gekämpft, um diese "Perle" zu bekommen, jetzt steht die Integration im Vordergrund und keine vorschnelle Auslandsexpansion nur wegen der europaweit gültigen Vollbanklizenz.
Noch einmal wurde seitens des Vorstands betont, dass OWL ein Fall für die Albis Leasing AG ist, da 81 Prozent am Finanzhaus Rothmann gehalten werden und dieses mit 50 Mio. EUR in den Büchern steht. Zudem wurde das Produkt vor zehn Jahren platziert, daher könnten nicht jetzt die 19 Prozent neuen Aktionäre von Rothmann diese Verluste übernehmen, sondern Albis müsse als "weißer Ritter" auftreten. Hierzu ist der Erwerb der atypischen OWL-Beteiligungen in eine Zweckgesellschaft vorgesehen, um Risiken abzukapseln. Hinsichtlich der Verflechtung von Organen der Gesellschaften teilte der Vorstand mit, dass Organe der ALBIS Leasing AG keine Aktionäre der OWL seien, die Hauptaktionärin der OWL ist die EPC Holding.
Den weiteren Angaben der Verwaltung zufolge wurden seinerzeit 35 bis 36 Mio. EUR stille Beteiligungen platziert, davon sind noch 23 bis 24 Mio. EUR bei annähernd 3.000 Anlegern vorhanden. Mit Blick auf die erforderlichen Aufwandwendungen wurde dargelegt, dass es keinen einheitlichen Kaufpreis geben wird, vielmehr müssen Einzelverhandlungen mit allen OWL-Gesellschaftern geführt werden. Ob hierfür die 5 Mio. EUR reichen, sei nicht prognostizierbar, daher könnten im Bedarfsfall weitere 5 Mio. EUR an Finanzmitteln zugeführt werden. Da bei OWL kein Geld gestohlen, sondern "verdummt" worden sei, besteht nach Aussage des Vorstands keine Möglichkeit, Regress zu nehmen. Somit handle es sich hierbei um eine Investition in das Finanzhaus Rothmann und dessen guten Namen.
Abstimmungen
Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache wurde die Präsenz mit 11.121.896 Aktien oder 72,54 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Sämtliche Beschlussvorlagen wurden einstimmig oder mit überwältigenden Mehrheiten im Sinne der Verwaltungsvorschläge verabschiedet. Im Einzelnen waren dies die Verwendung des Bilanzgewinns (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der BDO Deutsche Warentreuhand AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Hamburg, zum Abschlussprüfer (TOP 5), der Verzicht auf eine Offenlegung der individualisierten Vorstandsbezüge (TOP 6) und die vieldiskutierte Übernahme von Beteiligungen von OWL-Anlegern (TOP 7).
Somit konnte der Versammlungsleiter die Hauptversammlung um 14:50 Uhr offiziell beenden.
Fazit
Zur Hauptversammlung der Albis Leasing AG selbst ist zu sagen, dass diese, wie bei Albis üblich, hervorragend organisiert war und dass die optimalen Rahmenbedingungen, die das Dorint Novotel bietet, dafür sorgten, dass trotz der großen Hitze eine sehr angenehme Arbeitsatmosphäre herrschte. Was den Geschäftsverlauf bei der Albis Leasing AG in 2005 betrifft, können wir uns hier den Worten des DSW-Sprechers anschließen, der dies mit "Aktienkurs enttäuschend, operative Entwicklung respektabel" treffend zusammenfasste. Für 2006 stehen nun die Restrukturierung bei Budget, die Integration der AutoBank und die Übernahme der DAH als zentrale Herausforderungen an, drei enorm bedeutende Themen, die dem Management zweifellos großen Arbeitseinsatz abverlangen werden.
In diesem Sinne begrüßen wir es auch, wenn das Dauerthema OWL jetzt endlich vom Tisch zu kommen scheint, auch wenn dieser Schlussstrich mit Kosten von bis zu 10 Mio. EUR kein billiger sein wird. Da bei einem Aktienkurs von aktuell 2,25 EUR bei weitem mehr die Risiken enthalten sind, die zweifellos vorhandenen Chancen aber offensichtlich fast gar nicht, raten wir, die Aktie und die Geschäftsentwicklung bei Albis sehr genau zu beobachten.
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