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HV-Bericht Carthago Capital AG - AIFM-Richtlinie stellt Geschäftsmodell in Frage
Zu ihrer ordentlichen Hauptversammlung über das Geschäftsjahr 2010 hatte die Carthago Capital AG für den 7. Februar 2011 in das Atlantic Hotel Airport Bremen eingeladen. Der Einladung, die im elektronischen Bundesanzeiger vom 3.1.2011 ordnungs- und fristgemäß veröffentlicht wurde, folgten rund 20 Teilnehmer, unter ihnen auch Alexander Ziller für GSC Research.

Pünktlich um 9 Uhr eröffnete der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Jörg-Christian Rehling das diesjährige Aktionärstreffen. Der Versammlungsleiter teilte nach der Begrüßung der Anwesenden mit, der Vorstand sei vollzählig anwesend, und die weiteren Aufsichtsratsmitglieder ließen sich entschuldigen. Nach der zügigen Erledigung der einleitenden Formalien übergab Herr Rehling dann das Wort an das Vorstandsmitglied Sam Winkel.


Bericht des Vorstands

Nach der allgemeinen Begrüßung im Namen des Vorstands verwies Herr Winkel auf den frühen Zeitpunkt der Hauptversammlung und hoffte vor dem Hintergrund der guten Verkehrsanbindungen des Bremer Flughafens, dass alle Teilnehmer den Weg zum Aktionärstreffen gut gefunden haben. Hiernach kündigte er an, im Laufe seines Vortrags auf die ambivalente und richtungsweisende Zeit für die Gesellschaft zu sprechen zu kommen und teilte den Vorstandsbericht in Marktentwicklung, Geschäftsverlauf, Carthago-Aktie, Jahresergebnis 2010 sowie Ausblick ein.

Ausgehend von den weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen skizzierte Herr Winkel zunächst einige Entwicklungen in Asien (robuste Importnachfrage steigert Welthandel), Europa (uneinheitliche Entwicklung, starkes Wachstum in Deutschland) sowie den USA (hohe Arbeitslosenquote und gestiegene Sparquote bremsen Wachstum) und betonte im Zusammenhang mit den Aktienmärkten die gestiegene Risikobetrachtung (Staatsinsolvenzen, Wechselkursrisiken, Inflations- und Deflationsszenarien).

Das Berichtsjahr habe im Zeichen der Konsolidierung des Wertpapierportfolios gestanden, bemerkte der Vorstand bezüglich des Geschäftsverlaufs und der Lage der Carthago Capital AG. Herr Winkel freute sich hierbei über die gewinnbringenden Investments in rohstofforientierte Wertpapiere, gab jedoch auch zu bedenken, dass im Bereich der Börsenmäntel auch in 2010 keine Verbesserung der Geschäftslage zu verzeichnen war. Die dadurch notwendige Reorganisation soll mittels fortgesetzter Kostenreduzierung bei gleichzeitiger Optimierung der Eigenkapitalstruktur realisiert werden und zu einer Erholung des Börsenkurses führen.

Nach kurzen Angaben zu zwei ehemaligen Insolvenzmänteln der Carthago Capital AG, wobei lediglich die Kapitalrückführung an das Aktionariat der Aureum Realwert AG erwähnenswert erscheint, kam Herr Winkel auf den Erwerb eigener Aktien in den Zeiträumen 1.9. bis 15.9. sowie 29.10. bis 15.11.2010 zu sprechen. Demnach kaufte die Gesellschaft nach entsprechendem Beschluss der Hauptversammlung zunächst 243.900 Stück zu 2,80 Euro je eigene Aktie und dann 219.510 Aktien zu einem Erwerbspreis von 2,30 Euro.

Durch die Verkaufserlöse bei den Wertpapieren in Höhe von mehr als 2 Mio. Euro bei gleichzeitigen Erwerbskosten von rund 1,9 Mio. Euro sowie durch die teilweise erheblichen Reduzierungen hinsichtlich des Personalaufwands, der sonstigen betrieblichen Aufwendungen und des Zinsaufwands aufgrund der nahezu vollständigen Rückführung der Verbindlichkeiten konnte nach dem Jahresfehlbetrag des Vorjahres in Höhe von 117.986,74 Euro im Berichtsjahr ein Jahresüberschuss von 122.778,44 Euro realisiert werden.

Hierbei verwies Herr Winkel auch auf die Abschreibungen, die von rund 140.00 Euro in 2009 auf weniger als 1.000 Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr sanken sowie auf die Verrechnung des Jahresüberschusses mit den zur Einziehung erworbenen eigenen Aktien, so dass sich ein ausgeglichenes Bilanzergebnis ergab.

Beim Ausblick auf die weitere Entwicklung der Carthago Capital AG musste der Vorstand dann ernüchternd konstatieren, dass sich Änderungen im regulatorischen Umfeld massiv auf das Geschäftsmodell der Gesellschaft auswirken werden. Bei seinem Exkurs zur AIFM-Richtlinie, die im November letzten Jahres verabschiedet und im Dezember 2010 veröffentlicht wurde, wies Herr Winkel darauf hin, dass die EU bei der Regulierung über das Ziel der Krisenprävention hinausgeschossen ist.

Dies liege vor allem an der Verwerfung der EU-weit angedachten Mindestschwellen, welche den organisatorischen Mehraufwand für kleine Beteiligungsgesellschaften nicht stemmbar machten. Die kritische Größe liege bei etwa 20 Mio. Euro, und die Carthago Capital AG bewege sich in einer Größenordnung von rund 2 Mio. Euro, verdeutlichte Herr Winkel die Problematik für die ganze Branche. Für die Gesellschaft bedeute dies, den Bestand nur noch bestmöglich zu verwalten, schlussfolgerte der Vorstand.

Abschließend rechnete Herr Winkel für das laufende Geschäftsjahr aufgrund der Maßnahmen zur nachhaltigen Kostenreduktion bei der Vorstandsvergütung (40 Prozent) und der Wirtschaftsprüfung (100 Prozent) sowie vor dem Hintergrund einer sich weiterhin in einer tiefgreifenden Krise befindenden Weltwirtschaft, deren Konjunkturimpulse rein kreditfinanziert sind, mit einem Ergebnis auf Vorjahresniveau.


Allgemeine Aussprache

Als erster Redner der nachfolgenden Generaldebatte meldete sich Wilm Diedrich Müller zu Wort. Der Aktionär verlas seinen Antrag auf Nichtentlastung des Vorstands für das Geschäftsjahr 2010, welchen er damit begründete, dass das Ausschütten einer Dividende nicht vorgeschlagen wurde. Zudem plädierte er aufgrund der stets gegebenen Zahlungsfähigkeit der Gesellschaft im Berichtsjahr für die Entlastung der Mitglieder des Aufsichtsrats.

Aktionär Schröder ärgerte sich anschließend über die katastrophale Kursentwicklung der Carthago-Aktie im Vergleich zum DAX und erkundigte sich ferner nach der beabsichtigten Kapitalherabsetzung (TOP 5) sowie der Festsetzung des Kurses in Höhe von 1,50 Euro je Aktie. Diesbezüglich verwies Herr Winkel auf einen entsprechenden Antrag der Advisia Holding AG, der sich am Börsenkurs orientiert und als Teilrückführung des Kapitals angesehen werden kann. Aus Kostengründen wurde die Abstimmung hierüber mit der ordentlichen Hauptversammlung der Carthago Capital AG zusammengelegt, was auch den frühen Termin des Aktionärstreffens in diesem Jahr erklärt. Bezüglich der Kursentwicklung bemerkte der Vorstand, dass das Börsenmantelsegment komplett am Boden liegt.

Zu den Bedenken und Anregungen von Wolfgang Einecke führte Herr Winkel dann aus, dass die Defizite bezüglich des Internetauftritts der Kostenreduktion beim Personalaufwand geschuldet sind, das Büro in Frankfurt in der Zwischenzeit bereits aufgelöst wurde und die Londoner Niederlassung nur noch als Durchgangsbüro mit bedarfsmäßiger Anmietung zur Verwaltung der Kundenstämme anzusehen ist. Schließlich soll der Rückkauf eigener Aktien wie bereits in der Vergangenheit den Kurs der Carthago-Aktie bei anhaltend hohem Druck schützen, wodurch auch der Antrag auf Kapitalherabsetzung nicht realitätsfern erscheine.

Herr Kusnitz fragte als nächster Redner angesichts der geschilderten Auswirkungen der AIFM-Richtlinie nach der Fortführung der Gesellschaft, woraufhin Herr Winkel darlegte, dass es bei den Beständen keinen Ramschverkauf geben soll und dass es diesbezüglich keine Ad-hoc-Auflösung geben wird, um bestmögliche Erträge zu generieren. Auf Nachfrage von Herrn Schröder versicherte der Vorstand, dass keine steuerlichen Lasten existieren und ferner keine Verpflichtung für die Veröffentlichung eines Anlagespiegels besteht.

Abschließend meldete sich noch Markus Böker zu Wort. In Beantwortung der Fragen des Aktionärs aus Hannover erklärte Herr Winkel, dass Rohstoffe in Form von Zertifikaten vorliegen, die Carthago Capital AG vom Geschäft mit Penny-Stocks nicht profitiert hat und dass darüber hinaus derzeit absolut keine Möglichkeiten bestehen, aus dem Börsenmantelbestand Nutzen zu ziehen, da das gesamte Segment darniederliegt.


Abstimmungen

Nach Beendigung der Generaldebatte konnte umgehend in die Abstimmungsvorgänge eingetreten werden. Der Versammlungsleiter stellte zuvor noch die Präsenz mit 310.924 der insgesamt 1.975.590 Aktien bzw. Stimmen entsprechend 15,74 Prozent des Grundkapitals in Höhe von 2.439.000 Euro fest. Allen Beschlussvorlagen wurde bei maximal 675 Gegenstimmen und 130 Enthaltungen (TOP 2) mit sehr großer Mehrheit zugestimmt.

Im Einzelnen beschlossen wurden die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 4) sowie die Ermächtigung zum Erwerb und zur Einziehung eigener Aktien und ordentliche Kapitalherabsetzung (TOP 5).

Pünktlich um 10 Uhr beendete Herr Rehling die diesjährige Hauptversammlung der Carthago Capital AG.


Fazit

Sorgte die letztjährige ordentliche Hauptversammlung der Carthago Capital AG ob der desaströsen Marktbedingungen noch für einiges Stirnrunzeln (vgl. hierzu den HV-Bericht von GSC Research), so legten sich nicht einmal ein halbes Jahr nach dem Aktionärstreffen nunmehr Sorgenfalten auf die Gesichter von Unternehmensführung und Aktionären. Grundlegend hierfür ist sicherlich die AIFM-Richtlinie, die nach ohnehin deutlich reduziertem Geschäftsumfang und gesunkener Ertragskraft in den Kerngeschäftsfeldern nunmehr das Geschäftsmodell der Gesellschaft gänzlich in Frage stellt.

Zwar gelang es dem Vorstand durch nachhaltige Strategie- und Strukturoptimierungen sowie durch die rasche Umsetzung der angekündigten Maßnahmen zur Kostenoptimierung, den Jahresfehlbetrag 2009 in einen Jahresüberschuss im abgelaufenen Geschäftsjahr zu verwandeln, jedoch führen die neuen regulatorischen Richtlinien dazu, dass sich der organisatorische Mehraufwand für eine Beteiligungsgesellschaft dieser Größenordnung nicht mehr rechnet. Zumindest kurzfristig bleiben da trotz solider wirtschaftlicher Basis nur die Verwaltung des Bestands, die Fortführung von Maßnahmen mit dem Ziel einer Erholung des Börsenkurses sowie der Wertpapierhandel.


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Veröffentlichungsdatum: 08.02.2011 - 14:15
Redakteur: azi
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