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HV-Bericht Alexanderwerk AG - Der neue Vorstand scheint bei der Sanierung endlich Erfolg zu haben
Die Alexanderwerk AG hatte für den 19.11.2010 zur ordentlichen Hauptversammlung in das Schützenhaus nach Remscheid eingeladen. Nachdem das letzte Aktionärstreffen schon zwei Jahre zurücklag, stand mit den Jahren 2008 und 2009 die Vorlage zweier Jahresabschlüsse auf der Tagesordnung. Überdies musste der neue Vorstand mitteilen, dass nach den jahrelangen Verlusten mehr als die Hälfte des Grundkapitals aufgezehrt ist.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Franz-Bernd Daum eröffnete die Versammlung um 10 Uhr vor etwa 100 Aktionären und Gästen, darunter Matthias Wahler für GSC Research. Zunächst erläuterte er die Formalien und informierte dann über die Veränderungen in Vorstand und Aufsichtsrat. Ganz aktuell war die Meldung, dass das Aufsichtsratsmitglied Uwe Kohde sein Amt am 16.11.2010, also wenige Tage vor der Hauptversammlung, fristlos niedergelegt hat.

Auch im Vorstand gab es Veränderungen. Zunächst hat Ende Juli 2009 Maria-Elisabeth Ostermann-Müller ihr Amt niedergelegt, nachdem sie ihre Aufgabe im Finanzressort als beendet ansah. Am 6.10.2010 hat der Aufsichtsrat dann Ilkay Arici mit sofortiger Wirkung abberufen und seinen Anstellungsvertrag fristlos gekündigt. Seither ist der am 2.10.2010 berufene Jürgen Kullmann als Alleinvorstand für die Alexanderwerk AG tätig.

Nach diesen einleitenden Ausführungen erteilte Herr Daum dem Vorstand das Wort.


Bericht des Vorstands

Zunächst sprach Herr Kullmann einige Worte zu seiner Person. Demnach ist er seit 15 Jahren in Unternehmen tätig, die sich in der Krise befinden und saniert werden müssen, und er verfügt entsprechend über einige Erfahrung in diesem Geschäft. Als Erfolgsbeispiel führte er die Arnz Flott GmbH an, die er nach der Insolvenz wieder zurück in die Spur gebracht hat.

Einleitend machte der neue Vorstand dann einige Anmerkungen zur Aufstellung der Alexanderwerk AG, die in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen feiert. So ist das Unternehmen in zwei völlig unterschiedlichen Märkten aktiv. Zum einen ist es weltweit führend in der Produktion von Walzenpressen und Granulatoren für die Trockenkompaktierung und Granulierung zum Einsatz in der chemischen und pharmazeutischen Industrie. Dieses Geschäft steht für 65 Prozent der Umsätze, und der Auslandsanteil liegt mit nahezu 80 Prozent auf einem sehr hohen Niveau.

Außerdem produziert Alexanderwerk Nahrungsmittelmaschinen für den Einsatz in Großküchen und bei der Nahrungsmittelproduktion. Im Wesentlichen geht es hier um Kleinserien, die an kleine und mittlere Kunden vornehmlich in Deutschland ausgeliefert werden. Der Auslandsanteil liegt in diesem Geschäft lediglich bei 23 Prozent, und den Vertrieb übernimmt die Tochtergesellschaft AlexanderSolia Vertriebs GmbH.

Anschließend zeigte Herr Kullmann eine Grafik mit der Aktionärsstruktur. Von den insgesamt 1,8 Millionen Aktien befinden sich etwa 53 Prozent bei insgesamt sechs Investoren, die jeweils Beteiligungen zwischen 5 und 16 Prozent halten. Die größten sind die independent capital Unternehmensbeteiligungen AG und die IMPERA Total Return AG, 47 Prozent der Anteile befinden sich im Streubesitz.

Wie der neue Firmenchef dann aufzeigte, bewegten sich die Umsätze der Alexanderwerk AG in den vergangenen vier Jahren zwischen 11 und 15 Mio. Euro, und das Ergebnis war regelmäßig leicht negativ, was nicht zufrieden stellen kann. Bei der Alexanderwerk Inc., die den Vertrieb in den USA übernimmt, wertet er die Situation mit einem leicht negativen bis bestenfalls ausgeglichenen Ergebnis ebenfalls als unbefriedigend.

Die AlexanderSolia Vertriebs GmbH erwirtschaftete laut Herrn Kullmann in den vergangenen Jahren Umsätze zwischen 5 und 7 Mio. Euro. Das operative Ergebnis war dabei in 2006 und 2007 zumindest leicht positiv. In 2008 und 2009 belastete dann die Insolvenz der FoodTec GmbH mit insgesamt 2,7 Mio. Euro. Die FoodTec hatte die Alexanderwerk AG in 2007 aus der Insolvenz gekauft, die Restrukturierung konnte jedoch nicht erfolgreich umgesetzt werden.

Die Abschreibungen auf die FoodTec führten auch dazu, dass in der AG nun mehr als die Hälfte des Grundkapitals verloren ist. Nun sieht Herr Kullmann aber eine stabile Basis erreicht, von der aus die Gruppe wieder entwickelt werden kann. Seiner Einschätzung nach hatte die Restrukturierung in der Vergangenheit nicht tief genug geschnitten. Jetzt zeigen die von ihm in den letzten zwölf Monaten eingeleiteten Maßnahmen jedoch eine deutliche Wirkung.

Seine Zuversicht gründet der neue Vorstand zudem auf dem Auftragseingang, der in den ersten zehn Monaten 2010 deutlich über dem Vorjahreswert und auch über Plan liegt. Mit Stand Oktober 2010 summierten sich die Orders auf 16,4 (Vj.: 13,8) Mio. Euro, was einen Zuwachs von 19 Prozent bedeutet. Der Auftragsbestand errechnete sich zu diesem Stichtag mit 6,3 Mio. Euro.

Überdies sieht Herr Kullmann in den bearbeiteten Märkten großes Wachstumspotenzial. So ist die Trockenkompaktierung und -granulierung im Vergleich zur Feuchtgranulierung energieeffizienter und damit umweltschonender, was einen erheblichen Wettbewerbsvorteil bedeutet. Und die Marken „Alexanderwerk“ und „Solia“ verfügen, wie Befragungen von Kunden zeigen, bei diesen über einen hervorragenden Ruf.

„Als ich kam, stand ich vor einem Berg nicht abgearbeiteter Probleme“, fuhr der Vorstand fort. Als zentrale Herausforderung sah er an, die Kosten insgesamt stärker zu variabilisieren. Nachdem die Gesellschaft über keine Grundauslastung verfügt, steht bisher im ersten Halbjahr immer ein Verlust zu Buche, der in der zweiten Jahreshälfte hoffentlich ausgeglichen werden kann - dies sieht er als untragbare Situation an.

Herr Kullmann straffte zunächst den strategischen Einkauf, was einmalig eine Belastung von 200 TEUR bedeutete, nun aber jedes Jahr 400 TEUR an Einsparungen einbringt. Als wichtiges Thema nannte er die Reduzierung der Komplexität; 400 Lieferanten sind viel zu viel für ein Unternehmen von der Größe der Alexanderwerk AG.

Eine größere Baustelle war auch der Personalbereich. Längere Zeit hatte es dort regelmäßig Auseinandersetzungen mit dem Betriebsrat und der IG Metall gegeben, nachdem das Unternehmen aus dem Arbeitgeberverband ausgeschieden war. Dieser Streit ist nun beigelegt, was unter anderem durch Abfindungen in der Summe mit Belastungen in Höhe von 680 TEUR verbunden war. Dem stehen aber jährliche Einsparungen von 530 TEUR gegenüber.

Der Vertrieb wurde Herrn Kullmann zufolge massiv verstärkt. In der Vergangenheit war nach seiner Aussage zeitweise nur ein Mitarbeiter in diesem Bereich tätig, der das Marketing im Übrigen nur nebenbei machte, was der Vorstand für indiskutabel hält. „Wir haben eine starke Marke und müssen dies auch entsprechend kommunizieren“, nannte er seine Vorstellung.

Weiterhin wurde nach Aussage des Firmenschefs eine Servicegesellschaft gegründet, an der die AG nun nur noch mit 51 Prozent beteiligt ist. Der Teilverkauf war notwendig, da die Gesellschaft damals nicht durchfinanziert war und nur auf diesem Weg eine Zwischenfinanzierung dargestellt werden konnte. Ende Juli 2010 erhielt Alexanderwerk schließlich ein Bankdarlehen über 1,2 Mio. Euro, für das die Anteile an der AlexanderwerkService GmbH als Sicherheit dienen.

Als wichtiges Thema sieht Herr Kullmann darüber hinaus die Reduzierung der Maschinenvielfalt an. Soweit möglich sollen Gleichteile eingesetzt und Produktgruppen zusammengeführt werden, was in der Vergangenheit nicht in ausreichendem Maß umgesetzt wurde. Zusätzlich führte der neue Firmenchef in der Tochter AlexanderSolia wieder das Fleischereisortiment ein, das aus ihm unverständlichen Gründen aufgegeben worden war.

Zum Unverständnis des neuen Vorstands hat das frühere Management auch den Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) jahrelang vernachlässigt. Inzwischen wurden nun 17 Projekte neu aufgesetzt und Fördermittel beantragt, um einige notwendige Umstellungen vornehmen zu können. Außerdem will Herr Kullmann die Zusammenarbeit mit Fachhochschulen und Universitäten verstärken. Zunehmend will er das Unternehmen zum Systemanbieter entwickeln.

Nicht leicht fiel Herrn Kullmann die Entscheidung, die Tochtergesellschaft FoodTec zu schließen. Nachdem es über Jahre nicht gelungen war, diese Gesellschaft zu restrukturieren, und die zumeist altgedienten Mitarbeiter zu keinen Zugeständnissen bereit waren, blieb jedoch keine Wahl, als diese Gesellschaft in die Insolvenz zu schicken, um weitere Belastungen zu vermeiden. Derzeit laufen nach Aussage des Vorstands Verhandlungen, die Produktion auf einen externen Lieferanten zu übertragen.

Auf der folgenden Folie präsentierte Herr Kullmann dann die Umsatz- und Ergebnisziele für die kommenden Jahre. Bis 2015 sollen die Erlöse demnach über 18, 23,5 und 27,9 bis auf 33,2 Mio. Euro steigen. Ab 2011 soll dabei im Konzern eine Umsatzrendite von 8 bis 10 Prozent erzielt werden.

Wichtig war dem Vorstand der Hinweis, dass die Gesellschaft überlebt hat, obwohl keine Durchfinanzierung gegeben war, die Aktionäre keine Mittel zur Verfügung stellten und keine öffentliche Förderung zu erhalten war. Inzwischen konnte über Bürgschaften zumindest eine Verlängerung der Kreditlinien bis März 2011 erreicht werden. Bis dahin ist nun Zeit, eine gesicherte Finanzierung zu erlangen.

Wie Herr Kullmann abschließend betonte, war wegen der sehr knappen Finanzierung zweimal eine insolvenznahe Situation gegeben. Inzwischen sind die großen Baustellen aber abgehakt, der neu strukturierte Vertrieb zeigt sichtbare Erfolge, und der Auftragseingang zieht spürbar an. Mit Blick auf diese positiven Entwicklungen zeigte sich der Vorstand sehr optimistisch für die Zukunft der Gesellschaft.


Allgemeine Aussprache

In der Diskussion sprachen die Aktionäre Erhard Knipping und Thomas Mariotti sowie außerdem Udo Rüther, der wie in den Jahren zuvor einen anderen Aktionär vertrat. Alle drei zeigten sich dabei enttäuscht von der Geschäftsentwicklung der beiden Berichtsjahre und hatten weiterführende Informationen zu den Geschehnissen in diesem langen Zeitraum vermisst.

Die Planungsrechnung aus dem Vorstandsbericht, wonach die Sanierung gelungen ist und es jetzt wieder rasant aufwärts geht, kam Herrn Mariotti sehr bekannt vor. Ähnliches hatte er auf der letzten Hauptversammlung von den damaligen Verantwortlichen vernommen, und er zeigte sich entsprechend skeptisch. Dass mit Herrn Kullmann nun schon der sechste Vorstand das Ruder übernommen hat, förderte sein Vertrauen nicht.

Der Aufsichtsratsvorsitzende konnte diese Skepsis durchaus nachvollziehen. Das Problem war es nach seiner Aussage regelmäßig, dass die Alexanderwerk AG zwar die kleinste im Amtlichen Handel notierte Gesellschaft ist. Dennoch ist es damit erforderlich, dass der Vorstand nicht nur das operative Geschäft beherrscht, sondern auch über aktienrechtliche Erfahrung verfügt. Herr Daum zeigte sich überzeugt, mit Herrn Kullmann nun den richtigen Mann für diese Position gefunden zu haben.

Herr Rüther äußerte sich sehr enttäuscht, dass selbst die Kapitalerhöhungen der letzten Jahre keine Besserung gebracht haben. Im Gegenteil haben sich seiner Auffassung nach in den letzten acht Jahren keine nachhaltigen Perspektiven für die Gesellschaft ergeben. Er konnte nicht verstehen, warum bei Alexanderwerk die Trendwende einfach nicht gelingt.

Die Herren Knipping und Rüther sprachen zunächst einen Sachverhalt aus dem Jahr 2008 an, als ausweislich des Geschäftsberichts eine Anzahlung über 1,26 Mio. Euro fälschlicherweise als Materialaufwand verbucht worden war, was später korrigiert werden musste. Schon wegen der Größenordnung war ihnen völlig unverständlich, wie dies hatte geschehen können. Herr Rüther forderte, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

In der Folge fiel es Herrn Daum schwer, eine befriedigende Antwort auf diese berechtigte Frage zu finden. Seiner Erkenntnis nach ist die Falschbuchung letztlich auf die Einführung eines neuen EDV-Systems im Jahr 2007 zurückzuführen. Frau Ostermann-Müller hat den Abschlussprüfer bei ihrem Amtsantritt explizit gebeten, die Sachverhalte deshalb genau zu prüfen. Dennoch hat sich dieser Fehler eingeschlichen.

Verantwortlich sind letztlich der in 2007 amtierende Vorstand und der Buchhalter, der im Nachgang entlassen wurde. Gegen diesen leitete die Staatsanwaltschaft wegen anderer Dinge ohnehin ein Ermittlungsverfahren ein, welches aber nicht weiter verfolgt wird. Ein Schaden ist für Alexanderwerk aber auch nur durch die notwendige Korrektur des Jahresabschlusses entstanden, wenngleich dies natürlich sehr bedauerlich ist.

Das zentrale Thema sämtlicher Wortmeldungen war, wie sich die Herren der Verwaltung die Zukunft der Gesellschaft vorstellen. Herr Knipping sah diese Frage trotz der bisherigen Ausführungen des Vorstands als relevant an, nachdem im ersten Halbjahr 2010 wieder ein großer Verlust zu beklagen ist, das Eigenkapital im Konzern negativ ist und die Schulden das Vermögen übersteigen.

Wichtig schien Herrn Knipping auch die Frage, wie es mit dem negativen Eigenkapital weitergehen soll. Um einen Ausgleich über eine Kapitalerhöhung herbeizuführen, müsste ja zunächst ein Kapitalschnitt durchgeführt werden, und ein Ausgleich über Gewinne schien ihm in weiter Ferne zu liegen. In diesem Zusammenhang erkundigten sich alle Redner nach der Planung für das laufende und das kommende Jahr.

Wie Herr Kullmann hierauf mitteilte, soll in 2010 in der AG auf EBIT-Basis ein kleiner Gewinn von 26 TEUR erreicht werden. Insgesamt wird jedoch noch ein Fehlbetrag von 1,5 Mio. Euro im Abschluss stehen. Für das Jahr 2011 peilt der Vorstand auf Basis des EBIT einen Gewinn von 1,24 Mio. Euro an. Der operative Break-even liegt, wie er auf Nachfrage von Herrn Rüther ausführte, bei einem Umsatz von etwa 18 Mio. Euro, was dieses Jahr auf jeden Fall erreicht werden sollte.

Herr Daum zeigte sich nach wie vor überzeugt von den Perspektiven der Alexanderwerk AG, die nach seiner Auffassung über zwei hochinteressante Geschäftsfelder mit Wachstumsperspektiven verfügt. Derzeit laufen nach seiner Aussage in beiden Sparten Gespräche mit potenziellen Partnern, die sich strategisch beteiligen und das Geschäft finanziell stärken wollen. Die operativen Defizite sieht er als behoben an.

Nach Aussage des Vorstands wurden auch Überlegungen angestellt, Kapitalmaßnahmen auf die Tagesordnung zu setzen. Ein Kapitalschnitt wäre für die Aktionäre aber eine zu große Zumutung gewesen, und vor allem hätte für die anschließende Kapitalerhöhung ein fertiges Konzept vorgelegt werden müssen, das gerade erst festgezurrt wird. Eventuell soll für entsprechende Schritte im ersten Quartal 2011 eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen werden.

Regelrecht schockiert zeigte sich Herr Mariotti von den Rechts- und Beratungsaufwendungen, die sich allein in 2009 auf 1,2 Mio. Euro und in 2008 ebenfalls auf 0,7 Mio. Euro belaufen haben. Er verlangte eine nähere Aufschlüsselung dieser Kosten und der Empfänger dieser Zahlungen, die, wie Herr Rüther anmerkte, den Sprung in die Gewinnzone dauerhaft verhindern werden.

In seiner Antwort verlas Herr Kullmann eine umfangreiche Liste mit Dutzenden von Positionen. Zum größten Teil waren es hohe Sonderkosten, die zum Teil einmalig, zum Teil aber auch dauerhaft anfallen, beispielsweise für die Verpflichtung zur Bilanzierung nach IFRS. Der Aufsichtsratsvorsitzende gab dem Redner Recht, dass, solange sich diese Kosten nicht reduzieren, wohl kein Gewinn erzielt werden kann.

Den Erwerb der FoodTec GmbH im Jahr 2007 bewertete Herr Mariotti als schlimmste Entscheidung. Ihn interessierte nun, was dieses Abenteuer insgesamt gekostet hat. Wie Herr Kullmann daraufhin vorrechnete, hat dieses Unternehmen bis zur Insolvenz einen Verlust von 750 TEUR eingefahren, und außerdem mussten der Bilanzansatz von 450 TEUR und ein Darlehen über 2 Mio. Euro abgeschrieben werden.

Die übrigen Anteile an der Servicegesellschaft hält, wie der Vorstand auf Nachfrage von Herrn Mariotti mitteilte, Herr Teichelkamp persönlich. In diesem Zusammenhang betonte er noch einmal, dass diese Transaktion die einzige Möglichkeit darstellte, die Finanzierung der Gruppe sicherzustellen. Eine Rückkaufvereinbarung zu marktüblichen Konditionen wurde geschlossen.

Unverständlich war Herrn Rüther, warum der Vorstand plant, weitere Untergesellschaften zu gründen, die seiner Meinung nach nur wieder neue Kosten verursachen werden. Wie Herr Kullmann hierauf erklärte, steht dahinter ein strategischer Gedanke. Auf diese Weise wäre es vielleicht möglich, Investoren für den Vertrieb oder die Produktion zu finden, nachdem dies in der bisherigen Struktur nicht gelungen ist. Zumindest soll dieses Vorgehen entsprechend geprüft werden.

Sehr kritisch bewertete Herr Knipping wie auch schon vor zwei Jahren die enge Verbindung des Aufsichtsratsvorsitzenden Daum zur Gesellschaft. So hatte er von Beratungsleistungen und einem Leasingvertrag gelesen und bat um nähere Ausführungen. Bei dem Leasingvertrag handelte es sich Herrn Daum zufolge um ein reines Finanzierungsgeschäft, das in 2009 vertragsgemäß ausgelaufen ist. Die Maschine befindet sich nun im Eigentum der Gesellschaft.

Zugleich dankten Herr Knipping und Herr Mariotti dem Aufsichtsratsvorsitzenden und dem Vorstand für die Unterstützung durch die Gewährung von Bürgschaften. Deren Höhe wollte Herr Kullmann nicht genau beziffern, es handle sich jedoch um eine erhebliche Größenordnung.

Des Weiteren hinterfragten die Redner das Ausscheiden des Aufsichtsratsmitglieds Kohde wenige Tage vor der Hauptversammlung. Herr Mariotti vermutete größere Unstimmigkeiten, nachdem dieses Verhalten sehr unüblich ist und Herr Kohde ja auch noch einen der großen Aktionäre vertreten hat. Herr Rüther hielt weitere Informationen schon wegen der anstehenden Entlastung für zwingend.

„Der Rücktritt kam auch für uns überraschend“, entgegnete hierauf Herr Kullmann. Wie Herr Daum weiter ausführte, hat Herr Kohde an der planmäßigen Aufsichtsratssitzung am Dienstag noch teilgenommen. Im Nachgang ließ dieser ihm dann ein Schreiben zukommen, in dem er mit Verweis auf eine Interessenskollision seinen sofortigen Rücktritt erklärte. Weitere Informationen habe er auf seine Nachfrage hin nicht erhalten.

In die gleiche Richtung zielte die Frage von Herrn Rüther hinsichtlich der Gründe für die fristlose Kündigung von Herrn Arici. Um beurteilen zu können, ob die vorgeschlagene Vertagung seiner Entlastung die richtige Entscheidung ist, benötigte er weitere Informationen. Speziell interessierte ihn, ob Ansprüche gegen Herrn Arici geltend gemacht wurden.

Wie den Ausführungen des Aufsichtsratsvorsitzenden zu entnehmen war, gab es ein Problem mit der mangelnden Kommunikationsfähigkeit des ehemaligen Vorstands. So sträubte sich Herr Arici gegen die Bestellung eines neuen Vorstands und war nicht bereit, die Restrukturierung zu unterstützen. Überdies werden ihm Verstöße gegen das Wertpapierhandelsgesetz zur Last gelegt, und es gibt einen objektiv festgestellten Untreuetatbestand, weshalb die Kündigung auch vom Gericht bestätigt wurde.

Den vorgeschlagenen Wechsel des Abschlussprüfers begründete Herr Daum auf Nachfrage von Herrn Rüther mit zwei Sachverhalten. Erstens hat die Susat & Partner oHG die Zusage nicht eingehalten und durch den Einsatz eines Teams aus Hamburg regelmäßig hohe Reisekosten verursacht. Und zweitens hat Herr Kullmann bei seinem Amtsantritt auch an dieser Stelle um einen Neuanfang gebeten.

Regelrecht schockiert zeigte sich Herr Mariotti von Tagesordnungspunkt 7. „Die Gesellschaft steht kurz vor der Insolvenz, und Sie wollen eigene Aktien zurückkaufen“, monierte er und beantragte, diese Beschlussfassung abzusetzen. „Wir hängen nicht an diesem Tagesordnungspunkt“, entgegnete hierauf der Aufsichtsratsvorsitzende. Schaden kann der bis 2015 gültige Beschluss seiner Überlegung nach aber auch nicht, zumal aktuell ein Rückkauf mangels Kapitalrücklage ohnehin nicht möglich wäre.

Dass im Jahr 2009 keine Hauptversammlung stattgefunden hat, lag laut Herrn Daum daran, dass der Abschlussprüfer zunächst nicht bereit war, eine positive Fortführungsprognose zu bestätigen. Damit konnte der Jahresabschluss nicht festgestellt werden.

Schließlich hatte Herr Rüther vernommen, dass es innerhalb der Gremien Diskussionen um die Zukunft der Börsennotierung gibt, was Herr Daum grundsätzlich bestätigte. Zwar verfügt das Unternehmen über eine 125-jährige Historie, wenn die Gesellschaft allerdings so klein bleibt und der Kapitalmarkt ohnehin nicht genutzt werden kann, macht die Notierung langfristig keinen Sinn. Konkrete Überlegungen gibt es aber nicht, und über einen Wechsel in den Entry Standard wird nachgedacht.


Abstimmungen

Auf der Hauptversammlung waren 855.238 Aktien vertreten. Bei einem Grundkapital von 1,8 Mio. Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, entsprach dies einer Präsenzquote von 47,51 Prozent. Alle Beschlüsse wurden bei maximal 45.000 Gegenstimmen, mithin mit einer Mehrheit von mindestens 93,86 Prozent bei TOP 4, gefasst.

Im Einzelnen waren dies die Entlastung der Vorstandsmitglieder Jürgen Kullmann und Maria-Elisabeth Ostermann-Müller für die Geschäftsjahre 2008 und 2009 sowie die Vertagung der Entlastung des ehemaligen Vorstandsmitglieds Ilkay Arici (TOP 3), die Entlastung des Aufsichtsrats für die Geschäftsjahre 2008 und 2009 (TOP 4), die Wahl der AC Audit & Consult GmbH zum Abschlussprüfer und Konzernabschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2010 (TOP 5) sowie die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien und zu deren Verwendung einschließlich zur Einziehung erworbener eigener Aktien und Kapitalherabsetzung (TOP 7).

Weitere Punkte waren dann noch Satzungsänderungen zur Anpassung an das Gesetz zur Umsetzung der Aktionärsrechterichtlinie (ARUG) (TOP 8) und zur Anpassung des Unternehmensgegenstands (TOP 9).


Fazit

Wieder einmal ist bei der Alexanderwerk AG ein neuer Vorstand angetreten, um das sich seit Jahren in der Restrukturierung befindende Unternehmen wieder auf einen erfolgreichen Weg zu führen. Nach den vielen Misserfolgen der vergangenen Jahre ist absolut verständlich, dass die Aktionäre sich skeptisch zeigten und den Optimismus des nunmehrigen Alleinvorstands Jürgen Kullmann nicht so recht teilen wollten. Tatsächlich scheint die Sanierung aber endlich zu greifen und die Situation stabiler zu werden.

Dafür ist es auch allerhöchste Zeit. Nicht nur einmal ist das Remscheider Traditionsunternehmen in letzter Zeit wegen der angespannten Liquiditätslage nur knapp an der Insolvenz vorbeigeschrammt. Und nach der Abschreibung sämtlicher Vermögenswerte der Tochter FoodTec GmbH, die der Vorstand zur Vermeidung weiterer Verluste in die Insolvenz geschickt hat, ist nun auch mehr als die Hälfte des Grundkapitals verloren. Im Konzern ist das Eigenkapital sogar negativ.

Vorstand und Aufsichtsrat glauben jedoch an die Zukunft der Alexanderwerk AG und bürgen nun mit ihrem eigenen Vermögen für die gewährten Darlehen. Sie setzen auf den guten Markennamen und die deutlich anziehenden Auftragseingänge, die zusammen mit der günstigeren Kostenstruktur das Ergebnis endlich dauerhaft in die Gewinnzone bringen sollten.

Der Planung nach soll bereits in 2011 ein EBIT von 1,24 Mio. Euro erreicht werden. Bei einem Umsatz von voraussichtlich über 20 Mio. Euro ist dies sicherlich nicht unmöglich. Gelingt der Ergebnisswing, müsste der Aktienkurs sich endlich von seinen Tiefstständen lösen können. Bei insgesamt 1,8 Millionen Aktien ist das gesamte Unternehmen derzeit nur mit 1,5 Mio. Euro bewertet.


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Veröffentlichungsdatum: 27.11.2010 - 13:23
Redakteur: mwa
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