In einem weiterhin schwachen wirtschaftlichen Umfeld war die Geschäftsentwicklung des Verbund-Konzerns in den Quartalen 1-2/2010 durch sinkende Ergebnisse und Cashflows gekennzeichnet. Faktoren dafür waren insbesondere ein deutlich gesunkenes Wasserdargebot für die Stromerzeugung aus Wasserkraft, eine weiterhin niedrige Stromnachfrage sowie gesunkene Absatzpreise. In den vergangenen Wochen stiegen jedoch sowohl die Stromnachfrage als auch die Strompreise auf den Spot- und den Terminmärkten wieder an. Wir werten das als erste Anzeichen für eine Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und erwarten eine positive Geschäftsentwicklung für die Quartale 3-4/2010.
Der Verbund, Österreichs führendes Elektrizitätsunternehmen, präsentiert daher für die Quartale 1-2/2010 ein rückläufiges Ergebnis. Der Ausblick für das Gesamtjahr 2010 wird jedoch bestätigt. Im Vergleich zum Q1-2/2009 fielen die Umsatzerlöse um 5,1% auf 1.582,0 Mio. EUR, das Operative Ergebnis sank um 28,4% auf 382,3 Mio. EUR und das Konzernergebnis reduzierte sich um 41,6% auf 210,3 Mio. EUR. Die steuerungsrelevanten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen entwickelten sich wie folgt: Die EBIT-Marge sank von 32,0% auf 24,2%, das Gearing erhöhte sich von 103,7% auf 159,2% und der operative Cashflow fiel von 540,1 Mio. EUR auf 420,9 Mio. EUR. Der Economic Value Added, die für den Verbund-Konzern steuerungsrelevante Kennzahl für die Wertschaffung, sank um 209,2 Mio. EUR auf 33,1 Mio. EUR.
Unterdurchschnittliche Wasserführung und niedrige Absatzpreise belasten Ergebnis
Besonders negativ auf das Halbjahresergebnis wirkte sich die stark unterdurchschnittliche Wasserführung der Flüsse aus. Der Erzeugungskoeffizient lag im ersten Halbjahr 2010 mit 0,92 um 8% unter dem vieljährigen Durchschnitt und um 15%-Punkte unter dem Vorjahreswert. Dies führte zu einer deutlichen Reduktion der Stromerzeugung aus Laufkraftwerken. Auch die Erzeugung der Jahresspeicherkraftwerke reduzierte sich aufgrund der wesentlich geringeren Zuflüsse gegenüber dem Vorjahr um rund 11%. Der Rückgang der Verbund-Stromerzeugung aus Wasserkraft konnte jedoch durch den im August des Vorjahres getätigten Erwerb bayerischer Innkraftwerke deutlich eingegrenzt werden. Sie sank im Vergleich zum Vorjahr um 7,6% auf 12.497 GWh. Die thermische Erzeugung nahm hingegen im Vergleich zum Vorjahr um 55,3% auf 1.830 GWh zu. Dieser Anstieg ist im Wesentlichen mit den anteiligen Verbund-Mengen des POWEO-Kraftwerks Pont-sur-Sambre (Frankreich) begründet, welches Ende September 2009 in Betrieb ging. Neben der schwachen Wasserführung waren insbesondere die niedrigeren Absatzpreise verantwortlich für die negative Entwicklung der Halbjahresergebnisse. Während die Spotmarktpreise weitgehend stabil blieben, sanken die kontrahierten Terminmarktpreise deutlich.
Maßnahmen zur Optimierung der Kapitalstruktur sowie zur Ergebnisverbesserung
Aufgrund der unverändert schwierigen Rahmenbedingungen setzt der Verbund auch weiterhin stark auf Konzentration, Einsparungen und Effizienzsteigerung. Intensiv wird an weiteren Maßnahmen zur Optimierung der Kapitalstruktur sowie zur Ergebnisverbesserung gearbeitet. Ein erstes Ergebnis ist der bereits im Zwischenbericht 1/2010 angekündigte Beschluss zu einer 50-%-Beteiligung der EVN AG am albanischen Wasserkraftwerk Ashta. Darüber hinaus konnte im Juni 2010 eine erste Beteiligungstranche an den im August 2009 erworbenen Innkraftwerken verkauft werden: Nach langen intensiven Vorarbeiten und Verhandlungen haben die 17 Gesellschafter der Innkraft Bayern GmbH&Co. KG einen Anteil von 3,46% erworben. Über die Abgabe weiterer Beteiligungstranchen wird verhandelt.
Kapitalerhöhung geplant
Der Aufsichtsrat hat den Vorstand am 30. Juni ermächtigt, vorbehaltlich der erforderlichen Beschlüsse seitens des Hauptaktionärs der Republik Österreich, zur Schaffung von genehmigtem Kapital zu einer außerordentlichen Hauptversammlung einzuladen. Mit Zustimmung der Hauptversammlung zu dieser Maßnahme würde die Möglichkeit einer Kapitalerhöhung geschaffen, die dem Unternehmen zusätzliche Flexibilität bei der Umsetzung des langfristigen Investitionsplans unter gleichzeitiger Sicherung einer soliden Kapitalstruktur und eines soliden Ratings gebe. Die Kapitalerhöhung von rund 1 Mrd. EUR ist - in Abhängigkeit vom Marktumfeld - frühestens für das Quartal 4/2010 geplant.
Ausblick
Trotz des deutlichen Rückganges im Operativen Ergebnis und im Konzernergebnis im Halbjahr bestätigt der Verbund die Ergebnisprognose und erwartet für das Gesamtjahr 2010 einen Rückgang im Operativen Ergebnis und im Konzernergebnis von etwa 25% gegenüber 2009. Voraussetzungen dafür sind eine durchschnittliche Wasserführung im zweiten Halbjahr 2010 sowie eine weitere Stabilisierung der Großhandelspreise. Die Dividende wird sich an einer Ausschüttungsquote von 45 bis 50% orientieren.
Veröffentlichungsdatum:
27.07.2010
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09:13
Redakteur:
rpu