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HV-Bericht Francotyp-Postalia Holding AG - Hohe Abschreibungen drücken das Ergebnis erneut tief ins Minus
Am 1.7.2010 fand im Ludwig-Erhard-Haus in Berlin die diesjährige ordentliche Hauptversammlung der Francotyp-Postalia Holding AG (FP) statt. Vor dem Eingang hatte sich wie im Vorjahr eine Reihe von Mitarbeitern des Mail-Management-Anbieters versammelt, um ihrem Unmut über die Arbeitsbedingungen Ausdruck zu verleihen. Sie hatten Transparente gemalt und empfingen die rund 30 Aktionäre und Gäste, darunter Matthias Wahler für GSC Research, die sich in den Versammlungsraum begaben.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Michael Hoffmann eröffnete die Sitzung um 11 Uhr und erläuterte die Formalien. Schon dabei wurde er von Aktionär Manfred Klein unterbrochen, der sich lautstark über fehlende Tische, Blöcke und Stifte beschwerte. Zudem monierte er verschiedene Formalien und forderte den Notar Hans-Hermann Rösch auf, dies entsprechend zu Protokoll zu nehmen.

Danach informierte der Aufsichtsratsvorsitzende die Anwesenden über eine Veränderung im Aufsichtsrat. Demnach hat George Marton sein Amt zum Ende der letzten Hauptversammlung niedergelegt, aus formalen Gründen konnte damals aber noch kein Nachfolger gewählt werden. Am 12.8.2009 hat dann das Amtsgericht Neuruppin Dr. Claus Gerckens gerichtlich in das Kontrollgremium bestellt. Unter TOP 4 sollte dieser nun von der Hauptversammlung gewählt werden, was später ebenfalls Thema der Wortmeldung von Herrn Klein war.

Im Anschluss erteilte der Versammlungsleiter dem Vorstand das Wort.


Bericht des Vorstands

Das für die Bereiche Finanzen und Technik zuständige Vorstandsmitglied Hans Szymanski begann seine Ausführungen mit einem Verweis auf seine Rede anlässlich der letztjährigen Hauptversammlung, als er von einem unbefriedigenden Geschäftsjahr 2008 und einer angespannten Liquiditätslage berichten musste. Ihn freute sehr, dass er nun für 2009 trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine deutliche Verbesserung der Situation vermelden konnte.

Vor allem bei der Kostenstruktur gab es den Angaben von Herrn Szymanski zufolge erhebliches Optimierungspotenzial. Ende Juli 2009 konnten die Gespräche mit der Gewerkschaft hinsichtlich des Standortsicherungsvertrags am Stammsitz der FP in Birkenwerder abgeschlossen werden. Als Ausgleich für Kurzarbeit und Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld erhalten die Mitarbeiter dort nun eine Arbeitsplatzgarantie bis Juli 2011. Zugleich verzichteten auch die Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat auf einen Teil ihrer Bezüge.

Insgesamt summieren sich die Einsparungen aus diesem Vertrag laut Herrn Szymanski auf maximal 9 Mio. Euro, wovon 2,5 Mio. Euro bereits in 2009 realisiert werden konnten. Trotz aller Bemühungen ließ sich der Abbau von 80 Arbeitsplätzen aber nicht vermeiden. Die Personalkosten sanken dank dieser Maßnahmen bereits im vergangenen Jahr um 12 Prozent auf 48,4 Mio. Euro. Vor allem verschafft die Vereinbarung aber wertvolle Zeit, um das Konzept zur nachhaltigen Standortsicherung umzusetzen.

Der Umsatz reduzierte sich im Berichtszeitraum infolge der schwachen konjunkturellen Lage um 9,4 Prozent auf 129 Mio. Euro, womit das selbst gesteckte Ziel nicht erreicht wurde. Wichtig war dem Finanzchef jedoch der Hinweis, dass die wiederkehrenden Erlöse mit Verbrauchsmaterialien, Software und Service mit 95,5 (Vj.: 96,6) Mio. Euro nahezu konstant geblieben sind und drei Viertel des gesamten Umsatzvolumens ausmachen, worin er die Stärke des Geschäftsmodells aufgezeigt sieht.

Der Materialaufwand ermäßigte sich infolge der geringeren Umsätze und zudem aufgrund negativer Bestandsveränderungen durch die Optimierung des Working Capitals und weniger aktivierte Eigenleistungen auf 32,5 (43,3) Mio. Euro. Die Personalkosten konnten ebenfalls in besagter Höhe reduziert werden, womit sich das EBITDA trotz des geringeren Geschäftsvolumens um 13 Prozent auf 20,6 (18,2) Mio. Euro verbesserte. Bereinigt um die Restrukturierungskosten lag diese Kennzahl mit 22 Mio. Euro sogar auf Höhe der Prognose.

Eine erhebliche Belastung stellten nach Aussage von Herrn Szymanski allerdings die transaktionsbedingten Abschreibungen aus der Neubewertung der Vermögenswerte aus der Entstehung der FP-Gruppe im Jahr 2005 und aus dem Erwerb der freesort GmbH und der iab GmbH in 2006 dar. Vor allem wurden die mit erworbene Kundenlisten als Vermögenswert aktiviert und planmäßig abgeschrieben, woraus 2011 noch einmal eine Belastung von 3 Mio. Euro entstehen wird.

Dazu kam eine Abschreibung von 12,5 Mio. Euro auf den Firmenwert der freesort GmbH, nachdem der Geschäftsausbau bei dieser Gesellschaft langsamer vorangeht als ursprünglich geplant und die Planzahlen überarbeitet wurden. Dennoch sieht Herr Szymanski die Akquisition dieses Unternehmens nach wie vor als richtige Entscheidung an. Er hält diese Gesellschaft für einen wichtigen Bestandteil der Gruppe, auch wenn sich die Erwartungen noch nicht erfüllt haben.

Nur aufgrund dieser Sondereinflüsse hat sich das Jahresergebnis nach Aussage des Finanzchefs noch nicht verbessert. Im Gegenteil hat sich der Fehlbetrag im Konzern nochmals auf minus 16,6 (minus 14,5) Mio. Euro erhöht. Als Folge daraus ermäßigte sich das Eigenkapital auf 15,3 (31,9) Mio. Euro, und die Eigenkapitalquote sank auf 11,4 (19,1) Prozent. Herr Szymanski sieht dies nicht gerade als komfortable Situation an und will seine besondere Aufmerksamkeit darauf richten.

Andere Kennzahlen haben sich Herrn Szymanski zufolge hingegen verbessert. So konnte die Nettoverschuldung auf 41,1 (54,8) Mio. Euro zurückgeführt werden, was die Verhandlungsposition gegenüber den Banken bei den Gesprächen über die Verlängerung der Kredite stärkt. Zudem verringerte sich das Net Working Capital durch den Abbau der Vorräte und die Optimierung des Forderungsmanagements auf 20,1 (27,3) Mio. Euro, womit ein Viertel weniger Kapital gebunden ist. Die liquiden Mittel erhöhten sich damit deutlich auf 29,6 (21,9) Mio. Euro.

Der operative Cashflow verringerte sich leicht auf 17,5 (19,3) Mio. Euro. Durch die sehr fokussierten Investitionen verbesserte sich der Free Cashflow jedoch ganz erheblich auf 9,8 (3,5) Mio. Euro. Den damit gewonnenen finanziellen Handlungsspielraum will der Vorstand nun nutzen, um im laufenden Jahr einige Projekte ganz gezielt voranzutreiben und damit eine nachhaltig positive Geschäftsentwicklung der Gruppe zu gewährleisten.

So wird die FP nach Aussage von Herrn Szymanski eine neue Frankiermaschinengeneration auf den Markt bringen. Er beschrieb die Veränderung so, dass nicht mehr eine Maschine mit Software, sondern die Software mit einer Maschine verkauft wird. Für diese Innovation hat die Gesellschaft bereits eine Förderzusage des Landes Brandenburg erhalten. In diesem Zusammenhang erwähnte Herr Szymanski auch die neu gegründete Entwicklungsgesellschaft InovoLabs GmbH und die Übernahme des Frankiermaschinengeschäfts von Ricoh durch die schwedische Tochtergesellschaft.

Auch im ersten Quartal 2010 spürte die FP laut Herrn Szymanski noch die negativen Auswirkungen der weltwirtschaftlichen Lage. Der Umsatz sank insbesondere wegen der Schwäche in den USA um 1,8 Prozent auf 33,6 (34,2) Mio. Euro, während die deutsche Tochter mit einem Umsatzzuwachs um 7,2 Prozent einen positiven Trend aufwies. Der Rückgang der installierten Basis um etwa 9.000 auf knapp 260.000 Geräte ist nach Aussage des Vorstands im Wesentlichen auf einen statistischen Effekt zurückzuführen.

Das EBITDA verbesserte sich in den ersten drei Monaten trotz der rückläufigen Erlöse um 34 Prozent auf 7,1 Mio. Euro. Der Free Cashflow konnte sogar auf 5,0 (2,1) Mio. Euro mehr als verdoppelt werden, das Periodenergebnis liegt mit minus 0,7 (minus 2,0) Mio. Euro aber noch leicht im Minus, und auch die Eigenkapitalquote kann mit 11,1 Prozent noch nicht zufrieden stellen. Herr Szymanski sieht die Gesellschaft auch durchaus noch vor Herausforderungen. Hier verwies er insbesondere auf die noch immer sehr vorsichtige Investitionsneigung der Kunden.

Im Anschluss sprach Herr Szymanski noch einige Worte zur Trennung vom ehemaligen Vorstand Dr. Heinz-Dieter Sluma, dem die letztjährige Hauptversammlung das Vertrauen entzogen hat, wogegen sich dieser nach wie vor gerichtlich wehrt. Der Prozess wird im September fortgesetzt, der Vorstand sieht allerdings gute Chancen, dass sich die Gesellschaft in den wesentlichen Punkten erfolgreich verteidigen kann.

Wie Herr Szymanski mitteilte, hat das Gericht in einer vorläufigen Stellungnahme darauf hingewiesen, dass bereits im Februar 2009 eine wirksame Kündigung ausgesprochen worden war. Damit wäre es dann allerdings auch nicht mehr möglich gewesen, Dr. Sluma auf der letztjährigen Hauptversammlung das Vertrauen zu entziehen.

Abschließend informierte der Finanzchef die Anwesenden, dass die FP derzeit über 370.444 eigene Aktien verfügt. Diese Anteile möchte der Vorstand nun verwenden, um das unter TOP 8 vorgeschlagene Aktienoptionsprogramm zu bedienen. Auf diesem Weg sollen die Führungskräfte der Gruppe am wirtschaftlichen Erfolg beteiligt werden. Die erneute Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien unter TOP 6 sieht er als Vorratsbeschluss an.

An dieser Stelle übernahm CSO Andreas Drechsler mit einigen Ausführungen zur Zukunft des Postmarkts und zur Positionierung der FP-Gruppe in diesem Umfeld. Zunächst stellte er klar, dass der Geschäftsbrief nach seiner Überzeugung erhalten bleiben wird. Eine massive Verdrängung kann er nicht erkennen, und auch in dem Projekt „rechtssichere E-Mail“ sieht er noch keine große Gefahr. Den Trend beobachtet der Vorstand aber genau und versucht, die Entwicklungen im Produktportfolio zu antizipieren.

Im Übrigen sieht Herr Drechsler durch die Industrialisierung neuer Länder neue Märkte entstehen und das Briefvolumen von derzeit weltweit knapp 400 Milliarden Briefen eher weiter ansteigen, zumindest aber nicht nennenswert sinken. Als Beispiel nannte er Indien, wo sich der Postmarkt gerade in der Neuaufstellung befindet.

Weiter berichtete der CSO von den Veränderungen in der Frankiermethode, neuen Postverarbeitungslösungen und von einer wachsenden Nachfrage nach Serviceleistungen, die die Effizienz erhöhen. Dieser Trend kommt nach seiner Überzeugung der Francotyp-Postalia als Komplettanbieter für Mail-Management-Lösungen sowie Produkten und Serviceleistungen für den Briefversand in allen Größenordnungen und maßgeschneiderten Lösungen für den Kunden zugute.

In 2009 konnte das Unternehmen nach Einschätzung von Herrn Drechsler die Marktposition nicht nur halten, sondern teilweise sogar verbessern. Weltweit verfügt die FP nach seiner Aussage über einen Marktanteil von 9,9 Prozent und über eine Basis von rund 260.000 installierten Maschinen in mehr als 80 Ländern. In Deutschland ist das Unternehmen mit einem Marktanteil von 44 Prozent unangefochtener Marktführer, und in Skandinavien will der CSO die Marktstellung mit der Übernahme des Frankiermaschinengeschäfts von Ricoh verbessern.

Dass der eingeschlagene Weg stimmt, sieht Herr Drechsler am besten am Aktienkurs aufgezeigt, der sich vom Tiefststand wieder deutlich erholen konnte. Zufrieden ist er mit dem erreichten Niveau aber noch nicht. Zahlenmäßig geht er für das laufende Jahr von weiterem organischem Wachstum auf ein Umsatzniveau von 130 bis 135 Mio. Euro und von einem EBITDA zwischen 22 und 24 Mio. Euro aus.


Allgemeine Aussprache

Sowohl Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) als auch Dr. Malte Diesselhorst von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) erinnerten zu Beginn ihrer Ausführungen an den unerfreulichen Verlauf der letztjährigen Hauptversammlung. Mittelpunkt der Diskussion war damals das Ausscheiden von Vorstand Dr. Sluma gewesen, und dieses Thema ist, wie Herr Kunert dem Bericht des Vorstands entnommen hatte, noch immer nicht beendet.

Dem SdK-Sprecher missfiel, dass die Aktionäre die Hintergründe für die fristlose Kündigung und den Vertrauensentzug mangels Informationen nach wie vor nicht nachvollziehen können, und so fragte er nochmals explizit nach dem „wichtigen Grund“, der der Entscheidung des Aufsichtsrats zu Grunde gelegen hat. Herr Kunert und Dr. Diesselhorst sahen sich ohne weitere Informationen außerstande, den Vorschlag auf Nichtentlastung von Dr. Sluma zu beurteilen.

Dieses Thema betreffend wollte Prof. Dr. Hoffmann nicht zu sehr ins Detail gehen, nachdem der Prozess noch nicht abgeschlossen ist. Der Aufsichtsratsvorsitzende betonte jedoch nochmals, dass das Verfahren bisher durchweg im Sinne der Gesellschaft verläuft und dass das Gericht die Abberufung des ehemaligen Vorstands nach einem vorläufigen Beschluss als wirksam ansieht, womit dann aber kein Vertrauensentzug mehr möglich gewesen wäre. Im September dieses Jahres wird der Prozess fortgesetzt.

Bezüglich der Gründe für die Abberufung informierte der Aufsichtsratsvorsitzende, dass Dr. Sluma nach Auffassung der Verwaltung unternehmerische Maßnahmen ohne Zustimmung des Aufsichtsrats ergriffen und damit eindeutig gegen die Geschäftsordnung des Vorstands verstoßen hat. So hat er unter anderem diverse Beraterverträge genehmigt und vier Anstellungsverträge mit einem Volumen von über 150 TEUR geschlossen. Außerdem hat Dr. Sluma großvolumige Aufträge vergeben, ohne Alternativangebote einzuholen.

Aufgrund der Schwere dieser Verstöße hat der Aufsichtsrat beschlossen, den Vorstand sofort abzuberufen und seinen Vertrag zu kündigen. Das Gericht sieht diese Gründe nach dem vorläufigen Beschluss auch als absolut ausreichend an. Auf die anschließende Frage von Herrn Kunert fügte Prof. Dr. Hoffmann an, dass der Vertrag von Dr. Sluma ohnehin nur noch bis zum 31.12.2010 gelaufen wäre. Eine Rückstellung für Prozesskosten durfte unter den gegebenen Umständen nicht gebildet werden.

Aus der Tagesordnung griff Herr Kunert dann zunächst das vorgeschlagene Aktienoptionsprogramm heraus. Ebenso wie seinem Kollegen von der DSW missfiel ihm, dass nur der Vorstand und weitere Führungskräfte, nicht aber die übrigen Mitarbeiter davon profitieren sollen, zumal diese mit dem Standortsicherungsvertrag ohnehin schon erheblich zu der Restrukturierung beitragen mussten.

Wie Herr Szymanski hierauf ausführte, wurde eine breite Beteiligung der Mitarbeiter an diesem Programm durchaus diskutiert. Die Entscheidung fiel jedoch dagegen, da mit den Optionen gezielt die Arbeit derjenigen Beschäftigten honoriert werden soll, die Einfluss auf die Ergebnisgrößen nehmen können. Aktienoptionen wären nach seiner Einschätzung nicht das richtige Instrument für die Beteiligung der Mitarbeiter.

Ein weiteres Thema war die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien. Mit Blick auf die sehr geringe Eigenkapitalquote hatten Herr Kunert und Dr. Diesselhorst kein Verständnis für derartige Planungen. Die bisher sich im Besitz befindenden eigenen Anteile wurden, wie Herr Szymanski auf Nachfrage des SdK-Sprechers informierte, durchschnittlich zu 4,94 Euro erworben.

Die Frage von Herrn Kunert, ob noch Raum für weitere Kostensenkungsmaßnahmen besteht, beantwortete ebenfalls der Finanzvorstand. Nach seiner Analyse ist signifikantes Potenzial ohne strukturelle Veränderungen nun nur noch sehr eingeschränkt vorhanden. Ferner erklärte er auf Nachfrage des Aktionärsschützers, dass derzeit keine konkreten Pläne bezüglich einer Kapitalerhöhung bestehen. Gemeinsam mit dem Aufsichtsrat finden aber kontinuierlich Gespräche zu diesem Thema statt.

Dr. Diesselhorst listete dann nochmals die wenig erfreulichen Zahlen des Berichtsjahres auf. Den hohen Verlust bewertete er als katastrophal, auch wenn dieser vor allem auf die Abschreibungen zurückzuführen ist. Als regelrecht alarmierend sah er an, dass sich das Eigenkapital glatt halbiert hat, und auch der rückläufige operative Cashflow machte auf ihn keinen guten Eindruck. Ihn wunderte, dass der Aktienkurs dennoch so stark zugelegt hat.

Die Frage des Aktionärsschützers, ob nach der Zielverfehlung der Tochter freesort und der damit verbundenen Firmenwertabschreibung nun eine Strategieänderung geplant ist, verneinte der Finanzvorstand. Nach der aktuellen Planung wird die Entwicklung dieser Beteiligung lediglich etwas langsamer verlaufen als ursprünglich angenommen. Weitere Wertberichtigungen sind Herrn Szymanski zufolge derzeit weder bei dieser noch bei anderen Beteiligungen notwendig.

Den DSW-Vertreter interessierte dann, inwieweit der Standortsicherungsvertrag sich nachteilig auf die vom Land Brandenburg gewährten Fördermittel auswirken könnte. Dabei hatte er Bedenken, dass mit der Teilschließung von Betriebsstätten und der Entlassung von Mitarbeitern eine Rückzahlung drohen könnte.

Wie der Finanzvorstand hierauf klarstellte, wurden der Gesellschaft im Zusammenhang mit der Sanierung und der Standortsicherung keine Fördermittel gewährt. Unterstützt wurde auf diesem Weg lediglich die Entwicklung einer neuen Frankiermaschine, und die FP ist verpflichtet, die Ergebnisse in Birkenfelde zu verwerten und eine Arbeitsplatzgarantie über zwei Jahre zu geben, was über den Standortsicherungsvertrag gewährleistet ist.

Im Übrigen werden lediglich Überlegungen angestellt, eventuell einen Produktionsstandort im Ausland aufzubauen. Der Vorstand favorisiert jedoch den Verbleib in Birkenwerder zu optimierten Bedingungen. Zur Verdeutlichung fügte Herr Szymanski an, dass der Aufbau eines neuen Werks auf der „grünen Wiese“ beispielsweise in Bulgarien eine Einsparung von 300 bis 500 TEUR bedeuten würde.

Weitaus positiver fiel dann die Wortmeldung von Aktionär Kiefer aus. Dieser stellte sich als Privataktionär vor, der sich zusammen mit seiner Familie mit 2 Prozent an der FP AG beteiligt hat. Den hohen Verlust des Berichtsjahres sah er eben wegen der hohen Abschreibungen auf Firmenwerte und Kundenlisten, die nach seiner Rechnung 12,5 bzw. 8,6 Mio. Euro betragen haben, als wenig aussagekräftig an.

Die zentrale Frage von Herrn Kiefer lautete, inwieweit in den kommenden Jahren weitere Abschreibungen aus diesen Positionen zu erwarten sind. Bei Restwerten von 8,5 Mio. Euro für die Firmenwerte und 3,8 Mio. Euro für die Kundenlisten sah er das Risiko als überschaubar an. Nach seiner Überzeugung müsste sich daraus ein positiver Effekt von über 20 Mio. Euro auf das Ergebnis ergeben. „Spätestens ab 2011 wird die Gesellschaft ausschüttungsfähige Gewinne erwirtschaften“, zeigte sich der Aktionär überzeugt.

In seiner Antwort bestätigte Herr Szymanski, dass sich die transaktionsbedingten Abschreibungen in 2010 auf rund 7 Mio. Euro reduzieren und in 2011 nur noch etwa 3 Mio. Euro betragen werden. Ab 2012 fallen dann aus diesen Positionen überhaupt keine Abschreibungen mehr an. Insgesamt beliefen sich die immateriellen Vermögenswerte zum 31.12.2009 noch auf 19,1 (34,2) Mio. Euro. Davon entfielen noch 3,8 Mio. Euro auf die Kundenlisten, die bereits im laufenden Jahr voll abgeschrieben werden.

Weiterhin meldete sich Aktionär Manfred Klein zu Wort. Dieser beanstandete diverse Formalien, stellte einige Geschäftsordnungsanträge und forderte unter anderem die Vertagung der TOP 6 und 7. Sein Hauptthema waren jedoch die Mitarbeiter, die im Zuge der Maßnahmen erhebliche Zugeständnisse machen mussten, was er für inakzeptabel hielt, wenn sich der Vorstand und die Führungskräfte gleichzeitig ein Optionsprogramm gönnen.

Diesen Punkt sprach auch Aktionär Rudi Kruschel an. Er sah die Gesellschaft mit erheblichen Imageproblemen konfrontiert und entnahm den Demonstrationen der Mitarbeiter, dass im Betrieb ein desaströses Betriebsklima herrschen muss, was Herr Szymanski aber nicht bestätigen wollte. Seiner Kenntnis nach ist das Betriebsklima vor dem Hintergrund, dass auch der Vorstand und die Führungskräfte erhebliche Gehaltsverzichte geleistet haben, den Umständen entsprechend gut, und die Mitarbeiter sind loyal.

Um die Situation im Unternehmen zu entspannen, stellte Herr Klein einen Gegenantrag zur Wahl des Aufsichtsrats. Statt den bisher nur gerichtlich bestellten Dr. Gerckens im Amt zu bestätigen, schlug er vor, das Betriebsratsmitglied Wolfgang Lutz in das Gremium zu wählen. Dieser stellte sich den Anwesenden auf Bitten des Aufsichtsratsvorsitzenden im Anschluss persönlich vor. Er hat demnach schon öfter versucht, einen Posten im Aufsichtsrat zu erlangen, war bisher aber immer gescheitert.

Prof. Dr. Hoffmann bezeichnete es als durchaus zweckmäßig, einen Vertreter des Betriebsrats im Aufsichtsrat zu installieren, und kündigte an, über den Antrag abstimmen zu lassen. Herr Klein reagierte darauf höchst erfreut und zog alle seine Anträge zurück, woraufhin der Aufsichtsratsvorsitzende recht schnell zu den Abstimmungen überleiten konnte. Den Vorschlag von Herrn Kiefer auf eine Ausweitung des Aufsichtsrats auf sechs Personen wollte er überdenken.


Abstimmungen

Die Präsenz stellte Prof. Dr. Hoffmann vor dem Eintritt in die Abstimmungsvorgänge mit 10.824.913 Aktien entsprechend einem Anteil von 73,64 Prozent am Grundkapital fest. Alle Beschlüsse erhielten im Folgenden Mehrheiten von über 92 bis zu nahe 100 Prozent. Der Antrag von Herrn Klein, statt Dr. Gerckens das Betriebsratsmitglied Wolfgang Lutz in den Aufsichtsrat zu wählen, kam damit nicht mehr zur Abstimmung.

Im Einzelnen beschloss die Hauptversammlung die Entlastung der beiden amtierenden Vorstandsmitglieder und die Nichtentlastung von Dr. Heinz-Dieter Sluma (TOP 2), die Entlastung des Aufsichtsrats (TOP 3), die Wahl von Dr. Claus Gerckens in den Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der KPMG zum Abschlussprüfer und Konzernabschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2010 (TOP 5), die Ermächtigung zum Erwerb und zur Verwendung eigener Aktien (TOP 6), die Billigung des Systems zur Vergütung der Vorstandsmitglieder (TOP 7) und den Aktienoptionsplan 2010 nebst Schaffung eines bedingten Kapitals (TOP 8).

Nach etwa fünf Stunden war die Versammlung beendet.


Fazit

Für das Geschäftsjahr 2009 weist die Francotyp-Postalia Holding AG erneut ein tiefrotes Ergebnis aus. Dies resultiert allerdings einzig aus den hohen Abschreibungen auf Firmenwerte und Kundenlisten von in der Summe mehr als 20 Mio. Euro, während operativ durchaus Gewinne geschrieben wurden. Das EBITDA erhöhte sich sogar um 10 Prozent auf 20,6 Mio. Euro, und der Cashflow aus der betrieblichen Tätigkeit belief sich auf stattliche 17,5 Mio. Euro. Nachdem das Thema Abschreibungen weitgehend beendet ist, sollte damit zeitnah auch auf Basis des Jahresüberschusses der Vorstoß in die Gewinnzone gelingen. Und dafür wird es auch höchste Zeit, nachdem die Eigenkapitalquote inzwischen auf beängstigend niedrige 11 Prozent abgeschmolzen ist.

Bei dem Unternehmen gilt es allerdings, zusätzlich einige „Nebenkriegsschauplätze“ zu beachten. Zum einen sind die Streitigkeiten mit Ex-Vorstand Dr. Heinz-Dieter Sluma, dessen Vertrag fristlos gekündigt und dem auf der letztjährigen, sehr turbulenten Hauptversammlung zusätzlich das Vertrauen entzogen wurde, noch nicht beendet. Außerdem scheint es um das Betriebsklima nicht zum Besten zu stehen, nachdem die Mitarbeiter wieder vor dem Eingang protestierten.

Wohl mit Blick auf die operativ positive Ertragslage hat die Aktie in den letzten zwölf Monaten dennoch deutlich an Wert gewonnen. Setzt sich die positive Ertragsentwicklung fort, ist die Marktkapitalisierung von 35 Mio. Euro aber immer noch als günstig einzustufen.


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Veröffentlichungsdatum: 18.07.2010 - 16:21
Redakteur: mwa
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