Zu ihrer neunten ordentlichen Hauptversammlung seit dem Börsengang hatte die Essanelle Hair Group AG ihre Aktionäre für den 18.06.2010 in das Lindner Congress Hotel in Düsseldorf eingeladen. Rund 60 Aktionäre, Gäste und Pressevertreter, unter ihnen auch Klaus Kränzle von GSC Research, waren dieser Einladung gefolgt.
Pünktlich um 10 Uhr eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende Fritz Kuhn die Versammlung. Nach der Abhandlung der üblichen Formalien führte Herr Kuhn aus, dass es seit der letzten Hauptversammlung nur eine personelle Veränderung im Aufsichtsrat gegeben habe. Hier schied Frau Witt, der er an dieser Stelle für Ihr jahrelanges Wirken im Unternehmen dankte, wegen Erreichens der Altersgrenze aus. Als Vertreterin der Mitarbeiter wurde Frau Lohmüller neu in das Gremium berufen. Der Vorstand bestehend aus den Herren Achim Mansen (Vorsitz), Dieter Bonk (Vertrieb) und Dirk Wiethölter (Personal) sei hingegen unverändert geblieben. Hier sei der Vertrag von Herrn Mansen noch bis 2013, die Vereinbarungen mit den Herren Bonk und Wiethölter noch bis 2015 gültig.
Bericht des Aufsichtsrates
Herr Kuhn gab anschließend einen kurzen Überblick über die Tätigkeit des Aufsichtsrates im abgelaufenen Geschäftsjahr 2009. In der Berichtsperiode hatten vier Sitzungen stattgefunden, in denen strategische und operative Aspekte der Geschäftspolitik behandelt wurden. Insbesondere die Insolvenzen von Hertie und Arcandor bzw. Karstadt und die daraus resultierenden Herausforderungen für die Essanelle Hair Group AG waren Gegenstand der Gremiensitzungen.
Eine gute Nachricht für die Aktionäre konnte Herr Kuhn als Folge der durch eine anonyme Anzeige ausgelösten steuerlichen Ermittlungen vermelden. Die Anschuldigungen hätten sich im Wesentlichen als unhaltbar herausgestellt. Lediglich in einigen Detailfragen wären Defizite zu Tage getreten, die das Unternehmen jedoch inzwischen allesamt abgestellt hätte. Somit sei die Essanelle Hair Group auf der Lohnsteuerseite jetzt bis Ende 2009 geprüft und besitze somit eine verlässliche Planungsgrundlage für die nächsten Jahre. Nach diesen Erläuterungen übergab er das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Achim Mansen.
Bericht des Vorstands
Zu Beginn seiner Ausführungen zeigte Herr Mansen einen kurzen Film, der den Aktionären einen Überblick über die Markenwelt der Essanelle Hair Group gab. Nachfolgend skizzierte er die Höhepunkte des abgelaufenen Geschäftsjahres 2009. Hier musste das Unternehmen einen leichten Umsatzrückgang von 0,9 Prozent auf 128,0 (Vj. 129,2) Mio. Euro hinnehmen. Die Erlöse wurden mit rund 7 Mio. Kundenbesuchen in 673 (672) Salons mit über 4.200 (4.100) Mitarbeitern erwirtschaftet. Essanelle eröffnete im abgelaufenen Jahr 51 (54) neue Salons, wobei der Schwerpunkt bei „HairExpress“ mit 29 neuen Standorten lag. Der Produktverkauf behauptete sich mit 21,4 (21,2) Mio. Euro auf hohem Niveau und steigerte seinen Anteil am gesamten Konzernumsatz auf 16,7 (16,4) Prozent.
Auf der Ergebnisebene machten sich erwartungsgemäß die im Zuge der Tariferhöhungen in Nordrhein-Westfalen mit 70,8 (70,3) Mio. Euro nach wie vor sehr hohen Personalkosten negativ bemerkbar. Das operative Ergebnis (EBIT) bildete sich deshalb um knapp 15 Prozent auf 5,9 (7,0) Mio. Euro zurück. Beim Vorsteuerergebnis musste Essanelle einen Rückgang um 14 Prozent auf 5,5 (6,4) Mio. Euro hinnehmen.
Das Nachsteuerergebnis sank jedoch nur leicht auf 3,3 (3,6) Mio. Euro. Hier hatte ein steuerlicher Sondereffekt die Vorjahreszahl belastet. Dieser entfiel in 2009, so dass der Jahresüberschuss nach Steuern vergleichsweise stabil blieb. Das vor dem Hintergrund der schwierigen Wirtschaftslage vergleichsweise gute Abschneiden des Unternehmens hat Vorstand und Aufsichtsrat dazu bewogen, der Hauptversammlung einen unveränderten Dividendenvorschlag für das abgelaufene Geschäftsjahr in Höhe von 0,50 Euro je Anteilschein zur Abstimmung vorzulegen.
Anschließend ging Herr Mansen auf die operative Entwicklung von Essanelle im vergangenen Geschäftsjahr ein. Seiner Meinung nach zeigten sich gerade in der momentan schlechten Wirtschaftslage die Vorteile der vor einigen Jahren eingeleiteten Mehrmarkenstrategie. Diese breitere Aufstellung mache Essanelle zwar nicht immun, aber etwas unempfindlicher für konjunkturelle Schwankungen. So konnte man dadurch die durch die Hertie-Pleite bedingten Salon-Schließungen ausgleichen.
Bei Karstadt sei die Lage auch nach dem jüngsten Zuschlag für den Investor Berggruen weiterhin unsicher. Somit müsse man mit Neueröffnungen in den boomenden Formaten erst einmal die Schließungen, die vor allem die in den Kaufhäusern stark vertretene Stammmarke „essanelle Ihr Friseur“ beträfen, kompensieren. Er sei sich aber sicher, dass die Essanelle Hair Group in Zukunft wieder stärker wachsen werde. Die finanzielle Handlungsfähigkeit sei auch in der Krise gewährleistet. Mit dem operativen Cash Flow könne das Unternehmen laut Herrn Mansen die aktuelle Expansion stemmen.
Nachfolgend beleuchtete der Vorstandsvorsitzende das Abschneiden der unterschiedlichen Vertriebsformate. Hinter der auf Konzernebene vergleichsweise stabilen Entwicklung verbargen sich auch im Geschäftsjahr 2009 recht unterschiedliche Tendenzen. Die Stammmarke „essanelle Ihr Friseur“ litt trotz des Relaunches in Form einer wieder höheren Positionierung im Markt am meisten unter der Konjunkturlage und der Hertie-Insolvenz. Hier musste der Konzern einen Umsatzrückgang von 8,4 Prozent auf 63,3 (69,0) Mio. Euro hinnehmen.
Der überwiegende Teil der Umsatzverluste von „essanelle Ihr Friseur“ konnte durch das auf die preissensitive Kundschaft zielende Konzept „HairExpress“ ausgeglichen werden. Diese Sparte steigerte ihren Umsatz deutlich um 16,1 Prozent auf 32,1 (27,7) Mio. Euro. Sehr gut entwickelten sich auch die Friseurprodukte an Endverbraucher verkaufenden „Beauty Hair Shops“, die Ihren Beitrag zum Konzernumsatz um 10,6 Prozent auf 6,7 (6,0) Mio. Euro steigern konnten. Die auf die trendorientierte Kundschaft zielende Marke „Super Cut“ vermeldete mit 20,5 (20,6) Mio. Euro hingegen lediglich einen stagnierenden Umsatz. Die kleinste Marke „TOP TEN“ musste einen Umsatzrückgang um 8,5 Prozent auf 5,4 (5,9) Mio. Euro hinnehmen, was Herr Mansen mit einer strategischen Denkpause erklärte.
Nach den Ertragskennziffern ging er kurz auf einige Details der Bilanz ein. So konnte die Verschuldung um 2,4 auf 43,9 (46,3) Mio. Euro erneut leicht abgebaut werden. Er führte zudem aus, dass er in einer möglicherweise in Zukunft benötigten Fremdkapitalaufnahme aufgrund der soliden Bilanzstrukturen keine Probleme sähe.
Anschließend beschäftigte sich der Vorstandsvorsitzende mit der weiteren Strategie des Unternehmens und dem Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr 2010. Essanelle befindet sich in einem nach wie vor schrumpfenden Markt in einer guten Position. Während der durchschnittliche deutsche Friseursalon auf einen Umsatz von 90 bis 100 Tausend Euro kommt, generiert ein Essanelle-Salon Erlöse von ungefähr 200 Tausend Euro. Mit den verschiedenen Vertriebslinien sehe man sich auch weiterhin gut aufgestellt, der sehr heterogenen Nachfrage jeweils ein passendes Angebot gegenüberzustellen.
Wichtigster strategischer Schwerpunkt sei kurz- bis mittelfristig sicherlich die neue höherwertige Positionierung der Stammmarke „essanelle Ihr Friseur“. Zudem wird die Nobelmarke „Tröndle“ nicht mehr als eigenes Segment ausgewiesen. Deren Umsätze werden in der Segmentberichterstattung nun der Stammmarke zugeschlagen. Ein weiterer Punkt ist die noch stärkere Ausnutzung der Größenvorteile beim Produkteinkauf sowie die noch intensivere Verzahnung des Marketings der „Beauty Hair Shops“ und der Friseur-Salons der Essanelle Hair Group AG.
Als nächsten Punkt umriss Herr Mansen die Mitarbeiterqualifizierung und die Unternehmenssteuerung als wichtige Triebfedern für den geschäftlichen Erfolg. Hier strebt das Düsseldorfer Unternehmen im Rahmen seiner Personalsteuerung eine langfristige Bindung der Mitarbeiter durch vielfältige Schulungsmaßnahmen und Beteiligung am Geschäftserfolg an. Dieser werde durch eine zentrale Datenerfassung auf monatlicher Basis permanent mit den Planzahlen abgeglichen.
Schließlich kommentierte der Vorstandsvorsitzende kurz die Zahlen des ersten Quartals 2010, das insgesamt einen recht guten Jahresauftakt verkörperte. Der Umsatz stagnierte zwar mit 30,7 (Vj. 31,0) Mio. Euro. Das EBIT verbesserte sich jedoch aufgrund eines weiterhin stringenten Kostenmanagements leicht auf 0,4 (0,3) Mio. Euro und der Jahresüberschuss verdreifachte sich – allerdings auf niedriger Basis – auf 0,3 (0,1) Mio. Euro.
Zum Abschluss seiner Ausführungen äußerte sich Herr Mansen zum Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr 2010. Einleitend bemerkte er, dass derartige Prognosen in der momentan von starker Unsicherheit geprägten Konjunkturlage mit großer Ungenauigkeit behaftet seien. Im Gegensatz zu den Vorjahren gebe die Essanelle Hair Group daher in diesem Jahr keine exakte, sondern eine qualitative Prognose ab. Demnach wolle man die Wachstumsstrategie weiter fortführen. Von den geplanten 60 Neueröffnungen habe man bereits 46 Standorte unter Vertrag. Weiterhin ein Thema bleibe in dem schwierigen Umfeld natürlich ein stringentes Kostenmanagement, wo man sich auf die Bereiche Material und Saloneinrichtung konzentrieren wolle. In diesem Zusammenhang merkte Herr Mansen an, dass auch der Umzug der Düsseldorfer Konzernzentrale vom linksrheinischen Büroviertel Seestern in die Himmelgeister Straße im Stadtteil Bilk eine Kostenersparnis von circa 70 Tausend Euro erbracht hätte.
Nicht zuletzt wegen der momentan schwer vorhersagbaren Entwicklung des Konsumklimas und der weiteren Entwicklung der Kaufhäuser – hier speziell Karstadt, aber auch Galeria Kaufhof – tue sich das Unternehmen schwer, zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine exakte Prognose für 2010 zu nennen. Herr Mansen stellte den Aktionären jedoch ein nicht näher beziffertes „Umsatz- und Ertragswachstum“ in Aussicht.
Allgemeine Aussprache
Der Aufsichtsratsvorsitzende Fritz Kuhn dankte Herrn Mansen für seine Ausführungen und eröffnete die allgemeine Aussprache. Im Gegensatz zu den Vorjahren hielt sich der Diskussionsbedarf der Aktionäre in engen Grenzen. So gab es lediglich drei Wortmeldungen.
Herr Martin Strauch, der sowohl eigene als auch Anteilscheine des Aktionärs Christian Müller vertrat, hinterfragte, warum die Essanelle Hair Group AG die Möglichkeiten der Stimmrechtsabtretung aus seiner Sicht unnötig verkompliziert habe. Herr Mansen räumte ein, dass das entsprechende Gesetz in der Tat die Sache etwas umständlicher gemacht habe, man diesbezüglich aber an die Gesetzeslage gebunden sei und versucht habe, diese so unbürokratisch wie möglich umzusetzen. Er sehe keine Anhaltspunkte, dass dies nicht der Fall sei.
Die zweite Wortmeldung kam von Aktionär Wilm Müller, der dem Auditorium den Vorschlag unterbreitete, die Dividende der Essanelle Hair Group nicht in Euro, sondern in Aktien der Reederei Herbert Ekkenga AG auszuschütten. Zudem beantragte Herr Müller, die Entlastung des Aufsichtsrates nicht vorzunehmen. Als dritter Redner regte Herr Brakel an, dass sich das eher im oberen Konsumsegment positionierte Kaufhaus Oberpollinger in München doch sehr gut für ein Outlet der Essanelle-Luxusmarke „Tröndle“ eignen würde. Herr Mansen stimmte dieser Einschätzung grundsätzlich zu, ergänzte jedoch, dass der Essanelle-Vorstand diese Pläne aufgrund der ungewissen Zukunft von Karstadt zunächst auf Eis gelegt habe.
Abstimmungen
Nach der Beantwortung der Fragerunde schloss Herr Kuhn die Diskussion und stellte die Präsenz anhand des Teilnehmerverzeichnisses fest. Diese betrug nach seinen Ausführungen knapp über 4,2 Mio. Aktien, was einer Quote von etwas über 91,4 Prozent des Grundkapitals von knapp 4,6 Mio. Euro entsprach. Sämtliche Tagesordnungspunkte wurden mit nur wenigen Gegenstimmen und/oder Enthaltungen im Sinne der Verwaltungsvorschläge verabschiedet.
Im Einzelnen wurde abgestimmt über die Verwendung des Bilanzgewinns zur Ausschüttung einer Dividende von 0,50 Euro je Aktie (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der PricewaterhouseCoopers AG zum Abschlussprüfer und Konzernabschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2010 (TOP 5), Satzungsänderungen im Zusammenhang mit dem Gesetz zur Umsetzung der Aktionärsrichtlinie ARUG (TOP 6) und weitere Satzungsänderungen (TOP 7) sowie die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 8).
Nach etwas über zwei Stunden konnte Herr Kuhn die Veranstaltung kurz nach 12 Uhr schließen und lud die Aktionäre anschließend noch zu einem kleinen Imbiss in die Nachbarräume ein.
Fazit und eigene Meinung
Die Hauptversammlung der Essanelle Hair Group AG ging 2010 vergleichsweise zügig über die Bühne. Nach dem trotz der Wirtschaftskrise vergleichsweise guten Abschneiden des Unternehmens in 2009 hielt sich auch der Diskussionsbedarf der Aktionäre in Grenzen. Zudem startete Essanelle mit einem zufriedenstellenden ersten Quartal 2010 auch gut in das laufende Geschäftsjahr. Wohlwollend nahmen die Aktionäre auch den trotz des leichten Ergebnisrückgangs in 2009 mit 0,50 Euro unveränderten Dividendenvorschlag zur Kenntnis.
Bei der Prognose für das laufende Jahr tat sich das Management angesichts der fragilen Wirtschaftslage und der schwer einschätzbaren Situation bei Karstadt erwartungsgemäß schwer mit einer genauen Quantifizierung. Laut dem Vorstandsvorsitzenden Achim Mansen plant die Essanelle Hair Group hier weiter mit einem Umsatz- und Ergebniswachstum. Zudem wolle man in diesem Jahr rund 60 neue Salons eröffnen, von denen zum gegenwärtigen Zeitpunkt bereits 46 Standorte unter Vertrag seien.
Die Abstimmungsergebnisse zeigten – selbst unter Herausrechnung der Anteile des Großaktionärs – erneut einen breiten Rückhalt der Unternehmenspolitik bei den Aktionären.
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