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HV-Bericht Jungheinrich AG - Stammaktionäre verzichten zum Wohle der Gesellschaft auf Dividende
Am 15. Juni 2010 fand um 10 Uhr wie gewohnt im Congress Centrum Hamburg (CCH) die diesjährige ordentliche Hauptversammlung der Jungheinrich AG statt. Hierzu hatten sich etwa 500 Aktionäre, Aktionärsvertreter sowie Gäste und Pressevertreter eingefunden, unter ihnen Mario-David Balda von GSC Research. Somit war die Hauptversammlung auch in diesem Jahr überdurchschnittlich gut besucht.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Peddinghaus eröffnete in seiner Funktion als Versammlungsleiter kurz nach 10 Uhr die Hauptversammlung mit der Vorstellung der Tagesordnung. Nach der zügigen Erledigung der Formalitäten übergab er dann das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Hans-Georg Frey.


Bericht des Vorstands

Einleitend konstatierte Herr Frey ein äußerst schwieriges Geschäftsjahr 2009. Dank der richtigen strategischen Weichenstellung konnte Jungheinrich aber gestärkt aus der Krise herauskommen, wie der Vorstandvorsitzende bekräftigte. Auf die massiven Umsatz- und Auftragseinbußen reagierte die Unternehmensführung mit der schnellen und konsequenten Umsetzung umfassender Anpassungs- und Restrukturierungsmaßnahmen. So konnte der operative Turnaround bereits nach acht Monaten geschafft werden.

Das Marktvolumen für Flurförderzeuge brach von 872.000 Einheiten in 2008 auf nur mehr 547.000 ein. Hiervon waren alle Regionen betroffen, vor allem aber die Kernmärkte in Europa mit nahezu einer Halbierung des Markts. Damit wurden selbst pessimistische Einschätzungen noch unterboten. Asien konnte sich dank China als erste Region wieder aus den Fängen der Krise befreien. Dies zeigt die Notwendigkeit, die bereits eingeleiteten Investitionsaktivitäten in diesem Land und in der Region Asien weiter zu verstärken und die Präsenz auszubauen.

Mit dem Zwei-Säulen-Prinzip, bestehend aus umfassenden Maßnahmen zur Anpassung der Kapazitäten an die schwache Marktnachfrage sowie drastischen Sparmaßnahmen zur Ertragsverbesserung und andererseits aus strategischen Weichenstellungen in Vertrieb und Technik, konnte das Unternehmen erfolgreich aus der Krise geführt werden. Wesentlich war hier nach Aussage von Herrn Frey auch die Absicherung der Unternehmensfinanzierung. Hierzu wurde ein Schuldscheindarlehen in Höhe von 100 Mio. Euro mit einer Laufzeit von fünf Jahren platziert. Somit verfügt Jungheinrich über eine solide Finanzsituation mit finanziellen Mitteln von 489 Mio. Euro.

Vertriebsseitig wurden die Logistiksysteme ausgebaut. In den USA, wo sich der Direktvertrieb als wenig aussichtsreich erwiesen hat, wurde das Geschäft Mitte 2009 neu ausgerichtet und eine Partnerschaft mit einer Mitsubishi-Tochter eingegangen. Massive Anpassungen waren auch im Mietgeschäft notwendig, hier wurde der Flottenbestand deutlich reduziert. Der Absatz von gebrauchten Staplern konnte 2009 trotz der Krise gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden. Bereits zum Ende des Jahres konnte wieder eine zufriedenstellende Auslastung der Mietflotte erreicht werden.

Wie der Vorstandsvorsitzende weiter berichtete, wurden die Forschungs- und Entwicklungskosten mit rund 39 Mio. Euro auf dem Niveau des Vorjahres gehalten. So konnten die Produktentwicklungsprozesse, beispielsweise beim Elektro-Doppelstockhubwagen vom Typ EJD 220, beschleunigt werden. Insgesamt kam Jungheinrich mit einem deutlich geringeren Rückgang als die Wettbewerber durch die Krise. Branchenbezogen konnten der dritte Platz gesichert und der Abstand zum größten Verfolger, Nacco aus den USA, entscheidend vergrößert werden.

In der Folge erläuterte CEO Frey das Zahlenwerk des Berichtsjahres. Der Auftragseingang verringerte sich demnach in 2009 um 23 Prozent auf 1,654 Milliarden Euro und der Konzernumsatz um 22 Prozent auf 1,677 Milliarden Euro. Der After-Sales-Service erwies sich mit einem Anteil von 35 Prozent am Gesamtumsatz einmal mehr als stabile Säule für das Unternehmen. Der Auftragsbestand zum 31.12.2009 sank um 14 Prozent auf 208 Mio. Euro.

Durch den Turnaround in der zweiten Jahreshälfte konnte operativ ein leicht positives EBIT von 8 Mio. Euro erzielt werden. Unter Einbeziehung von Einmalaufwendungen in Höhe von 80 Mio. Euro sank das EBIT allerdings auf minus 72 Mio. Euro. Diese Einmalaufwendungen beinhalteten das Maßnahmenpaket zur Kapazitätsanpassung und die Ablösung des bisherigen Händlervertriebsnetzes in Nordamerika, außerplanmäßige Abschreibungen auf aktivierte Entwicklungskosten und auf Beteiligungen sowie die Abwertung von Anlagevermögen.

Die Eigenkapitalquote sank Herrn Frey zufolge zwar von 29 auf 25 Prozent, was aber im deutschen Maschinen- und Anlagenbau nach wie vor einen guten Wert darstelle. Das Ergebnis vor Steuern fiel von plus 77 auf minus 55 Mio. Euro, und dieser negativen Ertragsentwicklung musste natürlich Rechnung getragen werden. Daher wird vorgeschlagen, die Dividende für die Stammaktien zu streichen und die Dividende je Vorzugsaktie auf den satzungsgemäßen Mindestbetrag von 12 Cent festzusetzen. Weit erfreulicher zeigte sich die Entwicklung der Jungheinrich-Aktie mit einem Kursplus von 48 Prozent im Börsenjahr 2009. Seit Jahresbeginn 2010 legte der Kurs um weitere 41 Prozent zu.

Der Verlauf der ersten Monate 2010 zeigt in die richtige Richtung und stimmte den Vorstandsvorsitzenden entsprechend zuversichtlich. Alle Märkte konnten wieder zulegen, wobei Asien mit 87 Prozent den stärksten Zuwachs verzeichnete. Die Umsatzerlöse nahmen zwar noch leicht um 2 Prozent ab, aber der Auftragseingang erhöhte sich um 8 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert. Basierend auf der Nachfragebelebung werden für das Gesamtjahr 2010 ein Umsatz von über 1,7 Milliarden Euro und ein operatives Ergebnis im unteren bis mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich erwartet.

Für das weltweite Marktvolumen erwartet das Management eine Steigerung auf zirka 630.000 bis 680.000 Flurförderzeuge, wobei die Regionen Asien und Lateinamerika deutlich stärker als die übrigen Märkte wachsen werden. Weiterhin muss Jungheinrich mit Kostensteigerungen und hohem Wettbewerbsdruck leben und diesen Rahmenbedingungen mit einer weiteren Effizienzsteigerung begegnen. Abschließend zeigte sich CEO Frey überzeugt davon, dass das Unternehmen die vor ihm liegenden Herausforderungen „mit Engagement, Schwung und Energie“ gut meistern wird.


Allgemeine Diskussion

Die Generaldebatte eröffnete Joachim Siemers von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Dieser stellte fest, der Vorstandsvorsitzende habe alles gesagt hat, was es zu sagen gibt. Lobenswert fand er den nach seinen Worten exzellent aufgemachten Geschäftsbericht sowie das schnelle und beherzte Eingreifen der Geschäftsleitung, was in einer Trendwende nach nur acht Monaten resultierte. Die Kürzung der Dividende auf die satzungsgemäße Mindesthöhe konnte der Aktionärsschützer akzeptieren, da der erfreuliche Kursverlauf der Aktie in 2009 und 2010 ein „kleines Trostpflaster“ brachte. Die Fragen von Herrn Siemers betrafen dann den Vertrieb und die Serviceorganisation in China sowie einheimische Konkurrenten dort, die Laufzeit des Vertrags mit der Mitsubishi-Tochter in den USA und einen möglichen Ausbau der Beteiligung an der ISA GmbH.

Dr. Dirk Unrau von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) schloss sich dem Lob seines Vorredners trotz der drastischen Rückgänge an. Dank der umfangreichen Ausführungen des Vorstandsvorsitzenden und des ausführlichen Geschäftsberichts konnte auch der DSW-Vertreter sich kurz fassen. So fragte dieser, ob schon wieder Personal aufgebaut werden muss und welches die wichtigsten Auslandsmärkte sind.


Antworten

Nach der Vorführung des diesjährigen Hauptversammlungsfilms wurden die gestellten Fragen beantwortet. So stellte CEO Frey zum Thema Asien klar, dass die Vertriebs- und Servicegesellschaft in Singapur den südostasiatischen Raum abdeckt, eine weitere Vertriebs- und Servicegesellschaft besteht in Thailand. In China hat Jungheinrich ebenfalls eine eigene Vertriebs- und Servicegesellschaft sowie ein eigenes Werk und ist Minderheitspartner in einem Joint Venture. Das Werk wird weiter ausgebaut ebenso wie die eigene Vertriebs- und Servicegesellschaft. Chinesische Anbieter exportieren nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden auch Fahrzeuge am unteren Rand des Qualitätsniveaus nach Europa, was auch für einen Premiumhersteller wie Jungheinrich eine große Herausforderung darstellt.

Der Vertrag mit der Mitsubishi-Tochter in den USA läuft den weiteren Angaben zufolge über zehn Jahre. Mit der ISA GmbH wurde schon vor der Beteiligung zusammengearbeitet, diese hat aber auch andere Kunden. Ein Ausbau der Beteiligung ist angedacht, aber derzeit nicht konkret. Da die Möglichkeit zur Kurzarbeit für zwei Jahre ausgeschöpft wurde, steht das Unternehmen personaltechnisch auf der sicheren Seite. Abschließend erklärte Herr Frey, dass sich die Kernmärkte des Unternehmens in Europa befinden und dass die Größenordnung beim Überseeanteil erhöht werden muss, speziell natürlich in Asien. Auch Lateinamerika und allen voran Brasilien steht im Fokus.


Abstimmungen

Nach dem Ende der kurzen Aussprache konnte Herr Peddinghaus zu den Abstimmungen überleiten. Die Präsenz auf der Hauptversammlung gab er zuvor mit allen 18.000.000 Stammaktien und mit 1.424.578 der insgesamt 16.000.000 Vorzugsaktien, also 8,9 Prozent bekannt. Alle Tagesordnungspunkte wurden ohne Gegenstimmen angenommen, auch Enthaltungen waren keine zu verzeichnen.

Im Einzelnen waren dies die Verwendung des Bilanzgewinns zur Ausschüttung einer Dividende von 0,12 Euro je Vorzugsaktie (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der Deloitte & Touche GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Hamburg, zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2010 (TOP 5), die Anpassung der Satzung an das Gesetz zur Umsetzung der Aktionärsrechterichtlinie /ARUG) (TOP 6) und weitere Satzungsänderung (TOP 7).

Die Hauptversammlung wurde um 12:50 Uhr offiziell beendet.


Fazit

Auch im schwierigen Geschäftsjahr 2009 hatte das Management der Jungheinrich AG mit einem extrem herausfordernden Umfeld zu kämpfen. Dass trotz des massiven Markt- und Umsatzeinbruchs der operative Turnaround innerhalb von nur acht Monaten gelang, ist ohne Zweifel als großer Erfolg zu werten. Bereits in 2010 soll Jungheinrich in die Gewinnzone zurückkehren, und die ersten Monate des neuen Geschäftsjahres stützen diese Prognose.

So verwundert es nicht, dass die Aktionärsschützer nicht mit lobenden Worten sparten, auch was den Dividendenverzicht der Stammaktionäre betraf. Wichtiger als die kleine Dividende für die Vorzugsaktionäre war aber sicherlich der Kursverlauf der Aktie seit der letzten Hauptversammlung. Hier nahm die Börse die kommende Erholung zu einem Teil schon vorweg, was zeigt, welches Vertrauen die Jungheinrich AG an der Börse genießt. Und dies nicht zu Unrecht, wie die letzten Jahre verdeutlicht haben.


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Veröffentlichungsdatum: 18.06.2010 - 09:56
Redakteur: mba
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