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HV-Bericht Scherzer & Co. AG - Rückkehr in die schwarzen Zahlen gelungen
Zu ihrer diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung hatte die Scherzer & Co. AG ihre Anteilseigner für den 17. Mai 2010 wie bereits in den Vorjahren in das Renaissance Köln Hotel eingeladen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Hanno Marquardt begrüßte die rund 80 Aktionäre, Gäste und Vertreter der Presse, darunter Alexander Langhorst von GSC Research, und erteilte nach der Erledigung der üblichen einleitenden Hinweise und Formalien dem Alleinvorstand Dr. Georg Issels das Wort.


Bericht des Vorstands

Nach der Begrüßung der Teilnehmer blickte Dr. Issels zunächst auf das Börsenjahr 2009 zurück, dass nach seiner Angabe letztlich nicht weniger turbulent verlaufen ist als das Jahr 2008. Nach anfänglichen weiteren Kursverlusten markierte der DAX Anfang März 2009 mit 3.588 Zählern seinen Tiefststand, im weiteren Jahresverlauf konnten die Märkte dann von den staatlichen Rettungspaketen und Konjunkturprogrammen profitieren und wieder deutlich zulegen.

Unter dem Strich schlossen alle wichtigen inländischen Indizes mit einem deutlichen Plus. So kletterte der DAX im Vergleich zu Ende 2008 um 23,9 Prozent, der MDAX verbesserte sich um 34,0 Prozent, der SDAX um 26,7 Prozent und der TecDAX sogar um 60,8 Prozent. Auch die wichtigen internationalen Indizes legten in Prozenten jeweils zweistellig zu.

Von dieser per Saldo positiven Entwicklung an den internationalen Finanzmärkten konnte im Berichtszeitraum auch die Scherzer & Co.-Aktie profitieren. So erhöhte sich laut Vorstand die Marktkapitalisierung per Ende 2009 auf 26,9 (Vj.: 17,9) Mio. Euro, der Schlusskurs lag bei 0,99 Euro nach 0,66 Euro zum Jahresende 2008. Aktuell bewegt sich der Aktienkurs im Bereich von 1,05 Euro.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat das Unternehmen ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von plus 5,99 (minus 19,89) Mio. Euro erwirtschaftet. Der Jahresüberschuss beläuft sich laut Dr. Issels auf 5,36 Mio. Euro nach einem Fehlbetrag von 19,89 Mio. Euro bzw. auf plus 0,20 (minus 0,73) Euro je Aktie. Das Ergebnis resultiert dabei nach Abzug der entsprechenden Aufwandspositionen vorwiegend aus Erträgen aus Wertpapierverkäufen in Höhe von 1,19 (3,06) Mio. Euro sowie aus sonstigen betrieblichen Erträgen in der Größenordnung von 6,44 (1,49) Mio. Euro. Bei Letzteren handelt es sich laut Dr. Issels vor allem um Wertaufholungen. Die vereinnahmten Dividendenerträge lagen bei 0,54 (2,00) Mio. Euro, sonstige Zinsen und ähnliche Erträge bei 210 (295) TEUR.

Die Bilanzsumme in Höhe von 40,89 (37,61) Mio. Euro setzt sich dabei in etwa gleichgewichtet aus Wertpapieren des Anlage- und des Umlaufvermögens mit 20,56 (23,25) bzw. 19,7 (11,84) Mio. Euro zusammen. Das Eigenkapital der Scherzer & Co. AG lag zum Bilanzstichtag bei 29,45 (24,1) Mio. Euro, die Bankverbindlichkeiten verminderten sich auf 10,59 (13,26) Mio. Euro. Damit verbesserte sich die Eigenkapitalquote des Unternehmens auf 72,02 nach 64,04 Prozent.

Rückblickend berichtete Dr. Issels den Anwesenden von einigen wichtigen Geschäftsvorfällen des Jahres 2009. Abweichend von der bisher auf den Aktienbereich ausgerichteten Anlagestrategie wurde aufgrund der attraktiven Risikoaufschläge die im Markt für Unternehmensanleihen bestehende Sondersituation genutzt und in Corporate Bonds investiert. Im Rahmen dieser Aktivitäten hat Scherzer & Co. mehr als 40 Emissionen erfolgreich gezeichnet. Die sich kontinuierlich verringernden Risikoaufschläge haben dabei zumeist innerhalb kurzer Zeit attraktive Kursgewinne beschert.

Investiert wurde in Emissionen internationaler Konzerne wie z.B. ACCOR S.A., ArcelorMittal S.A., BMW, Daimler, FIAT S.p.A., HeidelbergCement, Lanxess, Lufthansa, LVMH S.A., Metro, Renault, Volkswagen oder AB Volvo. Aus diesen Geschäften konnten in 2009 Kursgewinne von rund 600 TEUR sowie Zinserträge in Höhe von knapp 200 TEUR realisiert werden. Zum Jahresende konnten die Engagements bis auf geringe Bestände bereits weitgehend erfolgreich beendet werden.

Ferner konnte eine Reihe von Projekten im Berichtszeitraum erfolgreich abgeschlossen werden. Wie bereits in der vergangenen Hauptversammlung berichtet, wurde der Squeeze-out bei der Kölnischen Rückversicherungs-Gesellschaft AG vollzogen. Ebenfalls im Rahmen von Squeeze-outs wurden die Engagements bei ersol Solar Energy AG und AWD Holding AG beendet. Die Aktien der ALTANA AG wurden im Rahmen des Übernahmeangebots dem Großaktionär SKion GmbH angedient. Bei der Pironet NDH AG wurde die Position veräußert, da hier die Investitionskriterien laut Dr. Issels nicht mehr erfüllt waren.

Das Nachbesserungsvolumen der Scherzer & Co. AG erhöhte sich nach Aussage des Vorstands im Berichtszeitraum auf 72,1 Mio. Euro und ist aktuell unverändert. In 2009 ergab sich hier ein Zuwachs um rund 7 Mio. Euro, wovon mit 4,9 Mio. Euro der weitaus größte Anteil auf die Kölnische Rück entfiel. Bilanziell werden die Nachbesserungsrechte mit 0 Euro erfasst, so dass aus diesen Positionen letztlich nur positive Überraschungen, jedoch keinerlei Risiken zu erwarten sind.

Mit Blick auf die Entwicklung im aktuellen Geschäftsjahr berichtete der Vorstand, dass sich die Seitwärtsbewegung des Markts unter hoher Volatilität fortsetzt. Aktuell rücken insbesondere die Schuldenprobleme der Staaten wie z.B. in Griechenland sowie weiteren südeuropäischen Ländern in den Fokus des Interesses. Bei der Scherzer & Co. AG achtet man in diesem Umfeld weiterhin auf eine defensive Ausrichtung des Portfolios. Corporate Bonds erscheinen nach den stark gesunkenen Risikoprämien nach Vorstandsangabe nicht mehr attraktiv.

Im zweiten Teil seiner Ausführungen stellte Dr. Issels die zehn größten Depotpositionen vor, welche 57 Prozent des Gesamtportfolios repräsentieren. Bereits seit langer Zeit besteht die Position bei der Biotest AG. Dieses Unternehmen ist gut aufgestellt und nach Angabe von Dr. Issels auch operativ gut unterwegs. Durch den weitgehenden Abbau des Spreads zwischen Stamm- und Vorzugsaktien wurden die Vorzüge weitgehend in Stämme getauscht. Hierbei setzt man bei Scherzer & Co. auf eine Wiederbelebung der M&A (Mergers&Acquisitions)-Fantasie in dem Titel, zumal Wettbewerber an der Börse deutlich höher bewertet werden.

Die buch.de internetstores AG verfügt den weiteren Angaben zufolge über ein stabiles und relativ profitables Geschäftsmodell mit deutlich steigendem Umsatz und ist Profiteur des anhaltenden Trends in Richtung e-Commerce. Mit einer Nettoliquidität von mehr als 15 Mio. Euro ist das Unternehmen gut finanziert, im vergangenen Jahr hat DOUGLAS die Beteiligung um 24,7 Prozentpunkte auf 60,22 Prozent aufgestockt. Mittel- bis langfristig sei mit einer vollständigen Eingliederung zu rechnen, so Dr. Issels weiter.

Der Squeeze-out-Beschluss bei der D+S europe AG wurde im August 2009 gefasst, aktuell laufen allerdings noch verschiedene Anfechtungsklagen. Laut Gutachten werden 9,87 EUR Abfindung je Aktie gezahlt, der von Apax Partners bei der Übernahme zuvor gebotene Preis lag bei 13 Euro.

Vergleichsweise jung ist die Position Postbank im Portfolio. Hier besitzt die Deutsche Bank bereits knapp unter 30 Prozent der Aktien und kann spätestens Anfang 2012 über eine Pflichtwandelanleihe sowie getätigte Optionsgeschäfte die Aktienmehrheit erlangen. Der Pflichtwandelanleihe sowie den Optionsgeschäften liegen Transaktionspreise von über 40 Euro zu Grunde, die Aktie der Postbank notiert bei aktuellen Kursen von 24 Euro in der Nähe des Eigenkapitals. Auf Sicht erwartet Dr. Issels ein Pflichtangebot der Deutschen Bank, vermutlich ab dem vierten Quartal 2010. Ein Risiko besteht hier jedoch in einer nachhaltigen Verschlechterung des Umfelds.

Nachdem die freenet.de AG im vergangenen Jahr noch ein großes Sorgenkind war, haben die vom Management eingeleiteten Maßnahmen inzwischen gewirkt. Als größter netzunabhängiger Telekommunikationsanbieter profitiert die Gesellschaft von der Marktkonsolidierung unter den Mobilfunkprovidern. Erfreulicherweise konnte die Verschuldung deutlich gesenkt werden, und das Cashflow-Potenzial in der neuen Aufstellung ist sehr gut. Auch die noch bestehenden Verlustvorträge aus mobilcom-Zeiten sind äußerst werthaltig. Für 2009 wird eine Anlaufdividende von 0,20 Euro je Aktie ausgeschüttet, nächstes Jahr sollten nach Einschätzung von Dr. Issels 0,80 Euro bis 1,00 Euro möglich sein.

Bei der Generali Deutschland Holding AG geht das Warten auf den Squeeze-out nach Angabe von Dr. Issels weiter, die weitere Integration in den Konzernverbund und die im vergangenen Jahr erfolgte Umbenennung seien ein klares Zeichen hierfür. Die italienische Muttergesellschaft hält derzeit 93,02 Prozent der Aktien, die Scherzer & Co. AG hat im vergangenen Jahr bei schwachen Kursen nachgekauft. Aktuell liegt der Kurs bei 84 Euro, die letzte Abfindung betrug 98 Euro.

Die ebenfalls bereits seit einigen Jahren bestehende Position bei der Dr. Hönle AG profitiert von der Aufhellung des Branchen- und Konjunkturumfelds. Außer von der erfolgreichen Integration von Zukäufen profitiert das Unternehmen dabei auch von der signifikanten Absenkung der Gewinnschwelle und ist weitgehend schuldenfrei.

Nach dem Verkauf des Portalgeschäfts „web.de“ besteht das Vermögen der Kizoo AG weitgehend aus United Internet-Aktien und Liquidität. Der Netto-Cashbetrag je Aktie liegt bei 5,83 Euro, hinzu kommen 11,9 Millionen United Internet-Aktien, die je nach Kurs einen Wert je Aktie von weiteren rund 4 Euro darstellen. Seitens Scherzer & Co. setzt man hier auf die Nutzung eines von der Hauptversammlung beschlossenen Rückkaufangebots an die Aktionäre zu Kursen von bis zu 110 Prozent des durchschnittlichen Aktienkurses fünf bis acht Tage vor der Ankündigung.

Auf eine nähere Vorstellung der Beteiligung an der RM Rheiner Management AG, an der Scherzer & Co mit 25 Prozent beteiligt ist, verzichtete Dr. Issels. Mit dieser Gesellschaft besteht ein Kooperations- und Poolvertrag.

Als weitere Depotposition nannte der Vorstand den schweizerischen Softwareanbieter SAF AG, der ein hochinnovatives Softwaretool zur automatischen Prognose und Disposition von Warenströmen im Handel entwickelt. Die SAP Systems Integration AG hat im vergangenen Jahr ein Übernahmeangebot zu 11,50 Euro unterbreitet und ist mit 70,67 Prozent beteiligt. Da diese Beteiligung der SAP AG insbesondere im Handelssektor operativ sehr nützlich sein dürfte, ist eine Vollintegration mittelfristig sehr wahrscheinlich. Beim Unternehmen handelt es sich zwar um eine schweizerische Aktiengesellschaft, welche jedoch in Deutschland an der Börse notiert ist. Aktuell hält Scherzer & Co rund 2 Prozent des Grundkapitals.

Ferner ist Scherzer & Co. an der XING AG beteiligt. Dieses Unternehmen ist der größte Businessnetzwerkbetreiber Deutschlands mit rund 8,75 Millionen Nutzern. Im November 2009 hat sich Burda Digital mit 25,1 Prozent beteiligt und die Aktien für 36,50 Euro erworben. Das Unternehmen ist sehr solide finanziert und verfügt über liquide Mittel von 43 Mio. Euro oder rund 8,13 Euro je Aktie. Neue Segmente wie z.B. das E-Recruiting bieten laut Dr. Issels interessante Wachstumsoptionen.

Zum Abschluss wagte der Vorstand noch einen kurzen Blick in die Zukunft und auf den weiteren Verlauf im Geschäftsjahr 2010. Das wohl alles überragende Thema der nächsten Monate und Jahre dürfte nach Einschätzung von Dr. Issels eine mögliche Inflation sein. Angesichts der nach wie vor bestehenden Unsicherheiten sei jedoch eine Prognose für das laufende Jahr nicht in seriöser Weise möglich. Bei Scherzer & Co. setzt man daher weiterhin auf einen ausgewogenen und werthaltigen Portfoliomix, eine enge Begleitung der Kernpositionen sowie auf das Thema „Corporate Action“, das in jedem Umfeld interessante Chancen verspricht.

Wenngleich der Vorstand keine konkrete Ergebnisprognose für 2010 abgeben wollte, ist es erklärte Zielsetzung, durch nachhaltigen Vermögenszuwachs die Entwicklung der Gesellschaft zu sichern und voranzutreiben.


Allgemeine Aussprache

Als erster Redner meldete sich Rechtsanwalt Thomas Hechtfischer, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), zu Wort und fühlte sich bei einigen Engagements an die Anlagepolitik bei der Effecten-Spiegel AG erinnert, deren Hauptversammlung er am Freitag zuvor besucht habe. Besonders interessierte Herrn Hechtfischer die weitere Strategie bei Investitionen in Corporate Bonds.

Hierauf erwiderte Dr. Issels, dass man gelegentlich mit der Effecten-Spiegel AG spricht und sich dann bei dem einen oder anderen interessanten Titel auch als Investor trifft. Investments in Corporate Bonds waren in 2009 eine aussichtsreiche Gelegenheit, attraktive Renditen auch außerhalb des Aktienbereichs zu erzielen. Aktuell hat sich Scherzer & Co. allerdings weitgehend aus diesen Papieren verabschiedet. Sollten sich hier jedoch künftig wieder einmal Opportunitäten ergeben, werde man dort auch wieder aktiv, so der Vorstand.

Durchaus nachvollziehen konnte der DSW-Vertreter auch die Beendigung des Engagements bei der Pironet NDH AG, deren letzter Hauptversammlung er selbst ebenfalls beigewohnt hat. Hier interessierte sich Herr Hechtfischer auch für den Verlust aus diesem Investment. Bei dem genannten Unternehmen handelt es sich laut Dr. Issels um ein trauriges Kapitel, obwohl diese Gesellschaft einen starken Cash-Wert darstellte. Aus Sicht von Scherzer & Co. wurden seitens des Managements zwei Fehler begangen. So wurde zum einen Software erstellt und aktiviert, aber es wurden nicht rechtzeitig die Konsequenzen aus dem stockenden bis gar nicht stattfindenden Absatz derselben auf bilanzieller Seite gezogen.

Extrem sauer zeigte sich Dr. Issels jedoch über den zweiten Punkt, nämlich dass sich das Management von Pironet nicht gegen den Erwerb einer Beteiligung vom Großaktionär der Otto-Wolff-Gruppe zur Wehr gesetzt hat, welche seit vielen Jahren defizitär war und die trotz einer weiteren Kapitalzufuhr mit Geld der Pironet AG nach nicht einmal einem Jahr insolvent geworden ist. Die Höhe der realisierten Verluste in 2009 bezifferte Dr. Issels auf 524 TEUR zuzüglich der bereits in 2008 vorgenommenen Abschreibungen auf diese Position.

Des Weiteren interessierte sich der DSW-Geschäftsführer für die Gesamtrechnung des Engagements Commerzbank AG. Laut Vorstand war es rückblickend nicht richtig, im Jahre 2008 in Finanzwerten investiert gewesen zu sein. Unter dem Strich schlug diese Beteiligung in 2009 mit einem Verlust von 0,8 Mio. Euro zu Buche zuzüglich der bereits im Jahr 2008 vorgenommenen Abschreibungen im Umfang von 2,6 Mio. Euro. Die ebenfalls getätigte Investition bei der Aareal Bank AG hat sich hingegen sehr erfreulich entwickelt und konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr mit einem hohen Gewinn veräußert werden. Aktuell ist Scherzer & Co. nach Vorstandsangabe im Finanzsektor bei Generali Deutschland Holding, der Postbank sowie der Münchener Rück-Tochter ERGO Versicherungsgruppe AG beteiligt.

Noch nicht bekannt war Herrn Hechtfischer das Engagement in den Vorzugsaktien von MAN. Hier interessierten den Aktionärsschützer die Hintergründe, da die Hauptversammlung des Unternehmens Anfang April dieses Jahres in München keinerlei Erkenntnisse über die weiteren Überlegungen des Großaktionärs VW gebracht habe. Nach Angabe von Dr. Issels war die Aktie zum Erwerbszeitpunkt attraktiv bewertet, und ein Beweggrund war sicherlich auch die mögliche Integration in den VW-Konzern. Die zwischenzeitlich gute Aktienkursentwicklung wurde dazu genutzt, die Anteile mit Gewinn zu veräußern, und aktuell ist Scherzer & Co. lediglich noch in geringem Umfang engagiert.

Im Zusammenhang mit der im Vorjahr noch bestehenden hohen Gewichtung von Finanz- und Versicherungsaktien mit einem Portfolioanteil von über 30 Prozent erkundigte sich der DSW-Vertreter nach den Gründen für die Absenkung der Quote auf aktuell noch rund 13 Prozent. Der Rückgang geht nach Angabe von Dr. Issels vor allem auf den im Februar 2009 vollzogenen Squeeze-out bei der Kölnischen Rückversicherungs-Gesellschaft AG zurück. Aktuell bestehen Engagements bei Generali Deutschland und ERGO.

Befragt nach den Gründen für den Wiedereinstieg bei der Custodia Holding AG antwortete der Vorstand, dass dieser vor dem Hintergrund eines erheblich ausgeweiteten Abschlags auf den inneren Wert des Unternehmens erfolgt ist. Die Gesellschaft hat hier die Möglichkeit genutzt, außerbörslich ein größeres Paket zu erwerben. Angesichts des aktuell doch recht nervösen Umfelds sieht Dr. Issels auch die sich im Unternehmen befindenden fünf Tonnen Gold in physischer Form als gutes zusätzliches Investmentargument an.

Angesichts des bereits sehr langen Engagements bei der Dr. Hönle AG interessierte Herrn Hechtfischer, wie lange an dieser Beteiligung noch festgehalten werden soll. Mit der Entwicklung dieses Unternehmens zeigte sich Dr. Issels inzwischen durchaus zufrieden. Nach der dortigen Hauptversammlung habe er ein gutes Gefühl, und das Unternehmen sei auch wieder gut im Geschäft und profitiere von der aktuellen Nachfragebelebung. Die Integration der Zukäufe in der Vergangenheit ist gut gelungen, zudem konnte die Gewinnschwelle der Gesellschaft deutlich reduziert werden, so dass sich die aktuelle Konjunkturaufhellung überproportional positiv auswirken dürfte.

Nähere Erläuterungen erbat der Aktionärsschützer auch mit Blick auf das Andienungsvolumen von 72 Mio. Euro bei den Nachbesserungsrechten. Insbesondere interessierte sich Herr Hechtfischer dabei für eine Einschätzung zu möglichen Erträgen aus diesen. Dr. Issels erklärte hierzu, dass die Erhebungen zur Höhe der durchschnittlichen Nachbesserungen aus Spruchstellenverfahren in Bezug auf die zu Grunde liegende Datenbasis schon etwas älter sind. Vor diesem Hintergrund sei eine Schätzung zu einer möglichen Quote nur sehr schwer und nicht mit der nötigen Sicherheit möglich.

Gewisse Verzerrungen ergeben sich laut Vorstand auch daraus, dass es in der Vergangenheit einen Zeitraum gab, in dem bei Eintragung des Squeeze-out-Beschlusses zumeist ein Vergleich im Zuge von Anfechtungsprozessen geschlossen wurde und es zu einer Anhebung des Abfindungspreises gekommen ist. Dieser Betrag ist dann natürlich nicht mehr Ergebnis des Spruchstellenverfahrens. Bei den größten Positionen AXA Konzern sowie Bayer Schering Pharma hat die Verwaltung ein gutes Gefühl, bei den neueren Positionen wie z.B. Kölnische Rück sei eine Einschätzung zum jetzigen Zeitpunkt schwierig.

Im Zusammenhang mit der Beteiligung an der Kizoo AG zeigte sich Herr Hechtfischer irritiert darüber, dass die dortigen Aktionäre einem Aktienrückkaufprogramm mit einer Preisobergrenze von 110 Prozent des Börsenkurses zugestimmt haben. Einen solchen Beschlussvorschlag bewertete der Redner als Vernichtung von Aktionärsvermögen. Nach Angabe von Dr. Issels steht hinter dieser vorgesehenen Ermächtigung die Bestrebung der dortigen Großaktionäre, ihren quotalen Besitz am Unternehmen ohne Einsatz eigener liquider Mittel weiter aufzustocken. Angesichts eines Abschlags auf den inneren Wert von bis zu 40 Prozent bestehe ansonsten auch keine Chance, Aktien zurückkaufen zu können.

Angesprochen auf die aktuelle Entwicklung bei der independent capital AG führte der Vorstand aus, dass die Gesellschaft leider zu einem Pennystock verkommen ist und dass es das dort aktive neue Management bisher leider nicht verstanden hat, die Aktiengesellschaft zu entwickeln. Wenngleich hier in diese Richtung Druck ausgeübt wird, gibt es jedoch keine direkte Einflussmöglichkeit, denn in den Organen des Unternehmens ist Scherzer & Co. nicht repräsentiert.

Als nächster Redner meldete sich Herr Potthorski mit von ihm vertretenen rund 123.000 Aktien zu Wort und zeigte sich mit der Entwicklung des Unternehmens im Berichtsjahr durchaus zufrieden. Etwas kritisch bewertete er jedoch den trotz Reduktion für seinen Geschmack mit 10,5 Mio. Euro noch immer vergleichsweise hohen Fremdkapitaleinsatz. Laut Dr. Issels handelt es sich bei den aktuell noch in Anspruch genommenen Fremdmitteln um Festkredite, welche zur Finanzierung von Abfindungswerten und abfindungsähnlichen Werten genutzt werden. Die in der Vergangenheit erfolgte Inanspruchnahme wurde deutlich heruntergefahren.

Befragt von Herrn Potthorski nach der künftigen Dividendenpolitik der Scherzer & Co. AG antwortete der Vorstand, dass die Gesellschaft derzeit nicht dividendenfähig ist und dass diese Fragestellung erst mittelfristig relevant wird. Da das Unternehmen derzeit noch nicht das optimale Investitionsvolumen erreicht hat, steht der Vorstand einer Ausschüttung an die Anteilseigner eher zurückhaltend gegenüber. Die Frage der künftigen Dividendenpolitik soll aber noch einmal aufgegriffen werden, wenn die Dividendenfähigkeit erreicht ist.

Die Anregung von Herrn Potthorski, das Andienungsvolumen in der Kommunikation weiter aufzuschlüsseln und eine Liste zu veröffentlichen, aus der das jeweilige Volumen bei den einzelnen Positionen hervorgeht, fand Dr. Issels gut und sagte eine entsprechende Prüfung dieses Vorschlags zu.

Im weiteren Debattenverlauf meldeten sich auch noch die Aktionäre Zürn, Dr. Luxem und Böker zu Wort und erkundigten sich dabei unter anderem nach einer Vorstandseinschätzung zur möglichen Nachbesserung aus der Andienung der ALTANA-Aktien an den Großaktionär SKion. Wie Dr. Issels in seiner Antwort darlegte, glaubt er, dass SKion Wort hält, denn die Gesellschaft sowie die dahinterstehende Großaktionärin seien bislang noch nicht in negativer Weise aufgefallen. Vor diesem Hintergrund erschien die im vergangenen Jahr vorgenommene Andienung eine attraktive Möglichkeit zu sein.

Angesprochen auf die Zusammensetzung der Position des sonstigen Aufwands in einer Größenordnung von 530 TEUR erklärte der Vorstand, dass in dieser Position vor allem die fixe und variable Vergütung an die RM Rheiner Management AG enthalten ist. Darüber hinaus fallen darunter sehr viele weitere kleine und Kleinstpositionen, die sich unterhalb des Vorjahresniveaus bewegen.

Auf entsprechende Nachfrage von Herrn Böker nannte Dr. Issels den Einstandskurs der Position freenet.de mit rund 9,50 Euro je Aktie, bei der Postbank befindet sich derzeit die Position im Anlagevermögen im Aufbau, und die Kurse liegen dort momentan zwischen 23 und 24 Euro.


Abstimmungen

Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache um 12:55 Uhr wurde die Präsenz mit 9.375.649 Aktien oder 34,44 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Sämtliche Beschlussvorlagen der Verwaltung wurden einstimmig und ohne Enthaltungen verabschiedet.

Im Einzelnen beschlossen wurden die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Wahl der Formhals Revisions- und Treuhand GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft, Wipperfürth, zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2010 (TOP 4), Satzungsänderungen in Anpassung an das Gesetz zur Umsetzung der Aktionärsrechterichtlinie (ARUG) (TOP 5) sowie die Ermächtigung zum Erwerb und zur Verwendung eigener Aktien mit der Möglichkeit zum Bezugsrechtsausschluss (TOP 6).


Fazit

Nach den tiefroten Zahlen des Jahres 2008 ist die Scherzer & Co. AG im abgelaufenen Geschäftsjahr mit einem Jahresüberschuss von 5,3 Mio. Euro wieder in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Hierbei profitierte das verwaltete Portfolio natürlich von der deutlichen Erholung an den Börsen sowie von erfolgreichen Transaktionen im Bereich der Unternehmensanleihen. An diesem Punkt zeigt sich, dass Scherzer & Co. nicht allein auf Aktien fokussiert ist, sondern bei sich bietenden Opportunitäten auch flexibel in Unternehmensanleihen investiert. Da sich das Markt- und Renditeumfeld dort jedoch im Verlauf des Jahres 2009 deutlich normalisiert hat und die zeitweilig erzielbaren Überrenditen zurückgegangen sind, erfolgte zwischenzeitlich folgerichtig auch der weitgehende Rückzug aus diesem Sektor.

Die Strategie der Unternehmensführung, auf interessante Investments im Bereich der chancenorientierten wie auch der abfindungsnahen Unternehmen zu setzen, verspricht mittel- und langfristig weiterhin Erfolg. Beim aktuellen Aktienkurs von 1,05 Euro dürfte die Aktie nach Einschätzung des Verfassers etwa 15 Prozent unterhalb des NAV (Net Asset Value) notieren. Dabei ist das mögliche Potenzial aus dem bestehenden Andienungsvolumen in einer Größenordnung von inzwischen über 70 Mio. Euro noch nicht enthalten. Insbesondere an schwachen Börsentagen sollte sich die Aktie für den längerfristig orientierten Investor zum (Zu-)Kauf eignen.


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Hinweis: Der Autor besitzt Aktien der beschriebenen Gesellschaft.

Veröffentlichungsdatum: 22.05.2010 - 21:37
Redakteur: ala
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