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HV-Bericht Flughafen Wien AG - Skylink-Prüfung dominiert die Hauptversammlung
Am 29. April 2010 fand im Austria Vienna Center in Wien die 21. ordentliche Hauptversammlung der Flughafen Wien AG statt. Rund 175 Aktionäre, Aktionärsvertreter und Medienvertreter, darunter auch Dorothee Schlosser für GSC Research, waren um 10 Uhr erschienen, um sich über die aktuelle Wirtschaftssituation des Flughafens und das weitere Vorgehen beim Bauvorhaben Skylink zu informieren.

Dem Kapitel Skylink widmen sich die österreichischen Medien seit dem Frühjahr des vergangenen Jahres in besonderem Maße, seit die ursprünglich prognostizierten Kosten des Bauvorhabens nicht mehr den tatsächlichen Anforderungen entsprechen. Anlässlich der Divergenzen in der Koordination und Ausführung des Bauvorhabens fand am 20. August 2009 eine außerordentliche Hauptversammlung statt, in der eine Sonderprüfung des Projekts Skylink beschlossen wurde, welche zunächst dem Sonderprüfer LKC Kemper - Czarske - v. Gronau - Berz, Grünwald bei München, übertragen wurde.

Diese konnte dann vorzeitig beendet werden aufgrund einer Änderung des Rechnungshofgesetzes, welches seit dem 20. Oktober 2009 in Kraft getreten ist. Seitdem ist die Prüfzuständigkeit des Rechnungshofes in der Angelegenheit Skylink unstrittig.

Gegen 10:10 Uhr eröffnete der neue Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Christoph Herbst die Hauptversammlung wie gewohnt mit einem Imagefilm über den Flughafen Wien. Danach stellte er Dr. Rupert Brix als beurkundenden Notar aus Wien vor und kam dann sogleich auf die am 23. Oktober 2009 begonnene Prüfung des Terminals Skylink durch den Rechnungshof zu sprechen. Bis zum 21. April 2010 hat der Flughafen Wien rund 44 Interviewtermine wahrgenommen, die von der internen Revision des Flughafens Wien begleitet worden sind. Der größte Teil der Anforderungsphase sei abgeschlossen, man warte nun auf den Rohbericht des Rechnungshofs, erklärte Dr. Herbst. Der Aufsichtsratsvorsitzende erteilte dann dem Rechtsexperten Prof. DDr. Waldemar Jud das Wort, der im Zeitraum von Mai bis Dezember 2009 ein Gutachten erstellt hat, welches sich mit der Prüfung eventueller Verstöße von Organverantwortlichen befasst hat.

Prof. DDr. Jud stellte klar, dass das Aktiengesetz hierzu nur knappe Ausführungen bereithält. In jedem Fall sind bisher aus seiner Sicht keine Anhaltspunkte für Pflichtwidrigkeiten des Vorstands zu erkennen. Auch aus Sicht des Rechnungshofs sei allein der Fehlschlag unternehmerischer Entscheidungen nicht schon an sich pflichtwidrig. Der Grazer Rechtsexperte führte weiterhin aus, dass den Vorstand keine Erfolgshaftung trifft und dass man bei der Beurteilung die ex-ante Sichtweise einnehmen muss.

In weiterer Folge kam dann Vorstandsmitglied Ernest Gabmann auf das Bauvorhaben Skylink zu sprechen. Die vieldiskutierte Frage, warum kein Generalunternehmer mit dem Projekt beauftragt wurde, beantwortete Herr Gabmann mit dem Wunsch des Managements, sich „regelungsoffen“ zu halten. Gerade aus behördlichen Vorgaben in Sicherheitsfragen resultierten oftmals Änderungserfordernisse. Zur Schadenshöhe, so Vorstand Gabmann, könne noch keine Auskunft gegeben werden, da der Schaden dem Grunde nach noch nicht feststehe.

Schließlich erteilte Dr. Herbst dem Vorstandssprecher Mag. Herbert Kaufmann das Wort.


Bericht des Vorstands

Im Folgenden erläuterte dann Mag. Kaufmann die Entwicklung des Unternehmens im abgelaufenen Geschäftsjahr. Die Wirtschafts- und Finanzkrise war demnach auch am Flughafen Wien nicht spurlos vorbeigezogen, wenngleich noch ein gutes Konzernergebnis nach Minderheiten von 73,4 (Vj.: 91,1) Mio. Euro erreicht werden konnte. Der Gesamtumsatz sank um 8,5 Prozent auf rund 500 Mio. Euro, wobei das Umsatzminus nach Aussage von Mag. Kaufmann parallel zur Entwicklung des Verkehrsaufkommens zu betrachten ist. Das EBITDA reduzierte sich um 17,6 Prozent auf 166,5 Mio. Euro. Der Vorstandssprecher kündigte dann noch an, dass der heutigen Hauptversammlung vorgeschlagen wird, eine Dividende von 2,10 Euro je Aktie entsprechend der internen Vorgabe des Managements, nämlich 60 Prozent des Net Profits, auszuschütten.

Das Passagieraufkommen lag den weiteren Angaben zufolge im Berichtsjahr mit 18,1 Millionen Passagieren leicht unter dem europäischen Durchschnitt. Langfristig wolle man, so der Vorstandssprecher, wieder mindestens 1 Prozent über dem europäischen Durchschnitt liegen. Diesbezüglich zeigte sich Mag. Kaufmann optimistisch für das Jahr 2010. In der Langzeitprognose wird für das Jahr 2020 ein Passagieraufkommen in Höhe von mindestens 26 bis maximal 36 Millionen Passagieren angepeilt.

Danach kam Mag. Kaufmann auf die Investitionen zu sprechen, die er bis ins Jahr 2014 mit 721 Mio. Euro bezifferte. Für das Jahr 2010 sind Investitionen von maximal 330,6 Mio. Euro geplant, wobei die Terminalerweiterung Skylink den Schwerpunkt bildet. Die bauliche Fertigstellung des Projekts Skylink soll im zweiten Halbjahr 2011 erfolgen, und die Inbetriebnahme ist für das erste Halbjahr 2012 vorgesehen. Erfreut zeigte sich der Vorstandssprecher, dass die Handlingverträge mit den Hauptkunden Lufthansa nach der Übernahme der Austrian Airlines, NIKI, Germanwings und Air Berlin bis 2012 verlängert worden sind.

Wie Mag. Kaufmann dann weiter ausführte, stellt der Flughafen Wien ein Hauptdrehkreuz für Osteuropa, den Mittleren und Nahen Osten dar, und er untermauerte dies durch die Catchment Area - das Einzugsgebiet des Flughafens Wien - die rund 14 Millionen Menschen umfasst. Bezüglich der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) der dritten Piste bemerkte der Vorstandssprecher, dass ein erstinstanzlicher Bescheid frühestens im ersten Halbjahr 2011 zu erwarten ist. Der Pistenausbau sei außerordentlich wichtig für den Flughafen Wien, um den Airlines - an dieser Stelle nannte er speziell die Lufthansa - zu signalisieren, dass zusätzliche Kapazitäten vorhanden sind.

Abschließend erwähnte Mag. Kaufmann dann noch die Entwicklung der Flughafenbeteiligungen. Während der Flughafen Kosice ein Minus von 40 Prozent bei den Passagierzahlen verzeichnen musste, belief sich der Rückgang beim Flughafen Friedrichshafen auf 11 Prozent, bei Malta auf rund 6 Prozent.

Vorstandsmitglied Ernest Gabmann kam dann auf den Terminalausbau Skylink zu sprechen. Während man noch vor der Hauptversammlung im vergangenen Jahr einen Budgetbeschluss von 657 Mio. Euro gefasst hatte, erstrecken sich die derzeitigen Kalkulationen für das Bauvorhaben auf rund 830 Mio. Euro, wobei hier ein deutliches Verbesserungspotenzial enthalten ist, wie Herr Gabmann betonte.

Danach ging Herr Gabmann auf die Ereignisse im ersten Quartal des Berichtsjahres ein, die einen maßgeblichen Einfluss auf die Erhöhung des benötigten Budgets hatten. Dabei nannte er neben geänderten Sicherheitsvorschriften bei den Schengen bzw. Non-Schengen-Abfertigungen Fehler, die aus der Komplexität des Bauvorhabens resultierten. So wurden Ausführung und Planung aufgrund schlechter Koordination sehr beeinträchtigt. Da keine koordinierten Pläne existierten, sah man sich drohenden Umbaumaßnahmen gegenüber.

Wie Herr Gabmann weiter ausführte, wurde mit einer Neuausrichtung des Projekts unter der Leitung von Dipl.-Ing. Norbert Steiner begonnen (siehe hierzu auch den HV-Bericht 2009 von GSC Research). Am 30. Juni 2009 wurde eine sofortige Bauunterbrechung veranlasst, um hohe Baustellengemeinkosten zu vermeiden. Beim Änderungsstopp wurde der aktuelle Bestand des Bauvorhabens berücksichtigt, um kostspieligen Umbauten auszuweichen. Die Bauunterbrechung war laut Herrn Gabmann unvermeidbar. Die Flughafen Wien AG veranlasste umgehend eine gerichtliche Beweissicherung.

Abschließend äußerte sich das Vorstandsmitglied Ing. Gerhard Schmid dann noch zu der rund 60-stündigen Unterbrechung des Flughafenverkehrs am Flughafen Wien wegen des Vulkanausbruchs in Island. Während sich der entgangene Umsatz im Zeitraum vom 16. bis zum 21. April auf 4,2 Mio. Euro beläuft, ergaben sich jedoch auch kostensenkende Effekte, da Wartungsarbeiten während der Flugsperre durchgeführt wurden.


Allgemeine Aussprache

Zunächst hatte Florian Beckermann vom österreichischen Interessenverband für Anleger (IVA) Fragen an den Aufsichtsrat. Nicht nachvollziehbar war für ihn, dass der Aufsichtsrat die Vorstandsmandate um fünf Jahre verlängert hat, obwohl auch eine Begrenzung auf zwei Jahre möglich gewesen wäre. Vor allem angesichts der noch ungeklärten Skylink-Prüfung hielt er das für unangemessen und kündigte an, dass der IVA für eine Nichtentlastung des Aufsichtsrats stimmen wird.

Hierzu erklärte Dr. Herbst, man habe im Aufsichtsrat sehr genau über die Mandatsverlängerung des Vorstands nachgedacht. Das Gutachten von Prof. DDr. Jud habe aber keinen Anlass gegeben, eine Weiterbestellung des Vorstands zu verhindern, so dass der Aufsichtsrat dem Vorstand das volle Vertrauen geschenkt habe. Volle Rückendeckung bekam der Vorstandssprecher Mag. Kaufmann ebenfalls vom Versammlungsleiter, als Fragen aus dem Publikum auftauchten, die Gerüchte über ein angebliches Ausscheiden von Mag. Kaufmann betrafen. Die Attacke des österreichischen Wirtschaftsmagazins „Frontal“ sei „eine Frechheit“, so Dr. Herbst wörtlich.

Des Weiteren kritisierte Herr Beckermann, dass das Rechtsgutachten von Prof. DDr. Jud nicht öffentlich zugänglich gemacht wird, und erkundigte sich nach den Kosten, die dieser mit 430.000 Euro bezifferte. Dr. Herbst verwies auf das Auskunftsrecht der Aktionäre während der Hauptversammlung und lehnte daher eine Veröffentlichung des Gutachtens auf der Homepage des Unternehmens ab. Der IVA-Sprecher regte außerdem an, die Bonifikationen des Vorstands an die Betriebstüchtigkeit des Skylink-Terminals zu koppeln, was der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Herbst ebenfalls begrüßte. 50 Prozent der Bonifikationen orientierten sich ausschließlich an der Betriebstüchtigkeit des neuen Terminals, die anderen 50 Prozent am wirtschaftlichen Ergebnis, wie Dr. Herbst weiter ausführte.

Die von Herrn Beckermann angefragten Forderungsausfälle durch den Konkurs der Airline SkyEurope bezifferte Mag. Kaufmann nicht genau, gab aber eine Range von 3,5 bis 4,0 Mio. Euro an. Es bestehe allerdings nur wenig Hoffnung auf Zahlungen aus der Insolvenzmasse von SkyEurope.

Eine weitere Meldung aus dem Publikum kam von Herrn Hoffmann mit der Stimmkarte 242, der Unvereinbarkeiten darin sah, dass die Corporate Governance-Evaluierung im Berichtsjahr und das Rechtsgutachten von der gleichen Person, nämlich Prof. DDr. Jud, erfolgt sind. Herr Hoffmann wollte mehrmals in Erfahrung bringen, ob dieser nach seiner Überprüfung eine Sorgfaltspflichtverletzung der Organe festgestellt hat. Prof. DDr. Jud verneinte dies und gab an, dass bis zum Ende des Begutachtungszeitraums, dem 7. Dezember 2009, keine Verletzung der Sorgfaltspflicht durch den Vorstand oder Aufsichtsrat zu erkennen war.

An dieser Stelle gab Herr Hoffmann Widerspruch zu Protokoll des Notars. Seine Frage zur Sorgfaltspflichtverletzung eines Vorstands- oder Aufsichtsratsmitglieds sei unbeantwortet geblieben. Er legte weiterhin Widerspruch zum Entlastungsbeschluss der Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder ein.


Abstimmungen

Vor dem Eintritt in die Abstimmungen gab der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Herbst die Präsenz mit 284 Aktionären bekannt, die 52.584.303 Stimmen entsprechend 74,21 Prozent des Grundkapitals vertraten. Alle Tagesordnungspunkte wurden dann mit Mehrheiten von über 99 Prozent beschlossen.

Im Einzelnen waren dies die Verteilung des im Jahresabschluss 2009 ausgewiesenen Bilanzgewinns und die Ausschüttung einer Dividende von 2,10 Euro je Aktie (TOP 2), die Entlastung des Vorstands Mag. Herbert Kaufmann (TOP 3a), die Entlastung des Vorstands Ing. Gerhard Schmid (TOP 3b), die Entlastung des Vorstands KR Ernest Gabmann (TOP 3c) sowie die Entlastung des Vorstands Mag. Christian Domany (TOP 3d), die Entlastung des Aufsichtsrats (TOP 4), die Aufsichtsratsvergütung (TOP 5), die Wahl der KPMG Austria GmbH zum Abschlussprüfer und Konzernabschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2010 (TOP 6) und verschiedene Satzungsänderungen (TOP 7).


Fazit

Die diesjährige Hauptversammlung der Flughafen Wien AG wurde ganz vom Thema Skylink-Prüfung beherrscht. Ausführliche Beiträge lieferte hierzu der Rechtsexperte Prof. DDr. Jud, der als Gutachter in der Skylink-Thematik ein etwaiges Organverschulden geprüft hatte, ein solches aber bis zum Ende des Begutachtungszeitpunkts, dem 7. Dezember 2009, nicht erkennen konnte. Der Gutachter kam stellenweise öfter zu Wort als der Vorstand, so dass der Bericht des Vorstandssprechers Mag. Herbert Kaufmann - dieser begann mit seinen Ausführungen erst 45 Minuten nach der Eröffnung der Hauptversammlung - durch viele Stellungnahmen des Rechtsexperten und Vorstandsmitglieds Ernest Gabmann etwas an den Rand gedrängt wurde.

Neben der seit Ende Oktober 2009 begonnen Prüfung des Skylink-Projekts durch den Österreichischen Rechnungshof finden Erhebungen der Staatsanwaltschaft sowie der Finanzmarktaufsicht statt, die derzeit noch nicht abgeschlossen sind. Beim Unternehmen Flughafen Wien AG ist man fest davon überzeugt, alle gesetzlichen Verpflichtungen zum Wohle der Gesellschaft erfüllt und den Verpflichtungen des Österreichischen Corporate Governance-Kodex entsprochen zu haben.

Lob bekam der neue Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Christoph Herbst von Seiten der Aktionäre. Erfreut wurde auch zur Kenntnis genommen, dass das Informationsbedürfnis der Aktionäre nicht behindert wurde und auch - offiziell nicht zulässige - Fragen, z.B. an den Wirtschaftsprüfer, ungehindert beantwortet wurden.


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Veröffentlichungsdatum: 03.05.2010 - 12:40
Redakteur: dsc
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