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Interview Dr. Olaf Holzkämper (Vorstandsmitglied der CeWe Color Holding AG) - „Nach der gelungenen Digitalisierung beginnt die CeWe-Story erst richtig!“
Nach einer umfassenden Restrukturierung und dem Wandel von der Analog- in Richtung der Digitalfotografie sowie einer turbulenten Hauptversammlung in 2007 scheint sich die Oldenburger CeWe Color Holding AG jetzt wieder in ruhigerem Fahrwasser zu befinden.

Vor diesem Hintergrund sprachen Alexander Langhorst und Investmentanalyst Klaus Kränzle von GSC Research mit dem für Finanzen und Controlling zuständigen Vorstandsmitglied Dr. Olaf Holzkämper über die Hintergründe des Geschäftsmodells, die beendete Restrukturierung und die weiteren Perspektiven des Unternehmens.

Dr. Olaf Holzkämper: „Nach der gelungenen Digitalisierung beginnt die CeWe-Story erst richtig!“

GSC Research: Dr. Holzkämper, CeWe Color hat nach einer umfassenden Restrukturierung jetzt deren Ende verkündet. Können Sie uns ein paar Worte zu den letzten hier notwendigen Maßnahmen sagen?

Dr. Olaf Holzkämper: Zur Einleitung möchte ich zunächst sagen, dass die Restrukturierung durch die technische Entwicklung, d.h. die Transformation von Analog- in die Digitalwelt, notwendig wurde. Dabei konnte die Gesamtzahl der Betriebe von 29 auf nunmehr 13 gesenkt werden. Die letzten beiden analog/digital-transformationsinduzierten Restrukturierungen waren die Reduktion des Standorts Paris auf eine rein administrative Funktion sowie die Restrukturierung des Standorts in Teplice (Tschechische Republik). Dies ist nun alles erfolgreich vollzogen worden.

GSC Research: Wie hoch waren insgesamt die Restrukturierungsaufwendungen, und wie lange hat der Konzernumbau letztendlich gedauert?

Dr. Olaf Holzkämper: Das Ergebnis der vergangenen fünf Jahre wurde dadurch mit jeweils durchschnittlich ungefähr 10 Mio. Euro belastet.

GSC Research: Wie ging der Konzernumbau genau vonstatten, Dr. Holzkämper? Ist CeWe Color während dieser Zeit auch einmal in die roten Zahlen gerutscht?

Dr. Olaf Holzkämper: Wir sind sehr stolz darauf, auch in der Analog/Digital-Transformation jedes Jahr mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen zu haben. Das Schicksal vieler kleinerer und größerer - teilweise sehr namhafter - Wettbewerber zeigt, dass dieser Erfolg nicht jedem Unternehmen unserer Branche beschieden war. Wir sind erfolgreich im digitalen Geschäft angekommen.

Dabei haben wir nicht „nur“ unser Stammgeschäft, das Fotofinishing, auf „Digital“ umgestellt und dazu vor allem das marktführende CEWE FOTOBUCH etabliert, vielmehr haben wir mit dem Digitaldruck, in dem auch der Großteil der CEWE FOTOBÜCHER produziert wird, eine neue Produktionstechnologie dazu gewonnen. Mit dieser neuen Kompetenz bauen wir nun das Geschäftsfeld des kommerziellen Digitaldrucks auf. Wir stellen also neben unser Geschäft des Fotofinishings zusätzlich das Geschäft des kommerziellen Digitaldrucks.

GSC Research: Kommen wir zum operativen Geschäft, Dr. Holzkämper. Ein Interview, ohne das „Vorzeigeprodukt“ CEWE FOTOBUCH zu besprechen, erscheint uns nahezu unmöglich. Was gibt es hier an Neuigkeiten?

Dr. Olaf Holzkämper (schmunzelt): Wir sind gerade in diesen Tagen dabei, eine neue Version der CEWE FOTOBUCH-Software fertig zu stellen. Diese wird dann - wie immer kostenlos - den Konsumenten zur Verfügung gestellt werden. Dort werden Sie zum einen Weiterentwicklungen finden, die das CEWE FOTOBUCH betreffen: z.B. weitere Formate (z.B. XXL-Bücher), Weiterentwicklung des Designassistenten und vereinfachte Wechsel zwischen den Formaten mit dem gleichen Seiten/Längenverhältnis. Zum anderen haben wir viele weitere Druckprodukte aufgenommen: neue Kalenderformate und -designs, Schulprodukte (Stundenplan, individualisierbare Schulhefte und Notizblöcke), personalisierbare Schreibprodukte (z.B. Notizbücher diverser Größen) und viele weitere Produktneuheiten.

GSC Research: Hat CeWe Color hier keine Angst vor Nachahmern, die der Erfolg dieser Produktgattung wahrscheinlich anzieht?

Dr. Olaf Holzkämper: Sie meinen beim CEWE FOTOBUCH? Wir stecken weiterhin viel Energie in die permanente Weiterentwicklung dieses Produkts und planen bereits jetzt die Features, die wir im nächsten Software-Release einarbeiten wollen. Wir sind also vor dem Markt und bewegen uns auch schnell weiter. Aber selbst die Imitation unserer Software scheint nicht ohne Tücken zu sein. Der Assistent, der für die Konsumenten ein CEWE FOTOBUCH in zeitlich logischer und graphisch ansprechender Art und Weise aus vielen hundert oder gar tausend Fotos automatisch in wenigen Minuten als Gestaltungsvorschlag erstellt, ist von uns bereits seit einigen Jahren am Markt. Wir haben bisher noch keine Nachahmungen gefunden, die diesen Qualitätsstand erreicht hätten.

GSC Research: Wie wollen Sie den Umsatz der CEWE FOTOBÜCHER trotz des bereits erreichten hohen Erlösniveaus weiter steigern? Hat CeWe Color hier spezielle Marketingkampagnen aufgelegt?

Dr. Olaf Holzkämper: Wir steigern von Jahr zu Jahr die Marketingaufwendungen. Aber auch die große Reihe der Testsiege trägt zu Bekanntheit und Konsumentenvertrauen bei. So haben wir beispielsweise soeben mit unserem Handelspartner Saturn (als einzigem teilnehmendem CEWE FOTOBUCH-Vermarkter) den Testsieg im Test der „Stiftung Warentest“ errungen. Auf diesen und die große Reihe weiterer Testsiege sind wir mächtig stolz.

GSC Research: Stichwort Weihnachtsgeschäft: Selbst viele Analysten hatten lange Zeit Probleme, die saisonale Umsatzverschiebung in das vierte Quartal zu glauben. Können Sie uns noch einmal erklären, warum das dritte Quartal nicht mehr das wichtigste ist, obwohl die Menschen immer noch hauptsächlich in dieser Zeit verreisen?

Dr. Olaf Holzkämper: Gerne. Traditionell ist ja das dritte Quartal das Urlaubsquartal. Früher wurden die Bilder nach der Rückkehr aus dem Urlaub sofort in Auftrag gegeben. Natürlich fahren die Menschen jetzt immer noch im dritten Quartal in den Haupturlaub. Die Bilder schauen sich die Konsumenten jedoch zunächst auf dem PC an und überlegen oftmals erst später, was mit den Bildern geschehen soll. Oft kommt den Konsumenten dann erst vor Weihnachten die Idee, Freunden oder der Familie ein CEWE FOTOBUCH als persönlichen Geschenkartikel zu bestellen. Daher ist der Zeitraum von Oktober bis Dezember für uns jetzt das stärkste Quartal. Dies war 2008 bereits erstmals eingetreten, und wir gehen davon aus, dass die relative Bedeutung des vierten Quartals weiterhin zunehmen wird.

GSC Research: Interessant. Gibt es neben dem CEWE FOTOBUCH noch andere Produkte, Dr. Holzkämper, bei denen CeWe Color vom Weihnachtsgeschäft profitiert?

Dr. Olaf Holzkämper: Ja. Alles, was unter dem Titel Geschenkartikel zu sehen ist. Neben dem CEWE FOTOBUCH sind dies noch viele andere Druckprodukte, gerade Kalender. Hinzu kommen die hochwertigen Wanddekorationsprodukte wie z.B. Fotoleinwände (aufgespannt auf einen echten Holzrahmen), Kaschierungen hinter Acrylglas oder auf Aluminiumverbundplatten. Daneben stehen Getränkeflaschen, Brotdosen, Tassen, etc. - alle als personalisierte Fotoartikel mit einem Foto oder einem anderen Design, individuell gestaltbar. Auch Fotogrußkarten spielen - weniger als Geschenkartikel, aber als Weihnachtsgrußkarten in der Vorweihnachtszeit - mittlerweile eine sehr große Rolle.

GSC Research: Damit wird allerdings auch das Geschäft zyklischer, d.h. die Nachfragespitze im vierten Quartal wird größer. Wie reagieren Sie auf diese Entwicklung?

Dr. Olaf Holzkämper: Zunächst einmal freuen wir uns über diesen Zuspruch durch die Konsumenten. Unsere Produkte scheinen den Geschmack zu treffen. Aber natürlich haben Sie Recht. Die Jahresphasen, in denen wir uns mit einer geringeren Nachfrage konfrontiert sehen, sollten auch mit weiteren Aufträgen gefüllt werden. Auch darauf zielt gerade unsere Erweiterungsrichtung in den kommerziellen Digitaldruck für Kunden aus der Wirtschaft. Diese Aufträge sind das ganze Jahr über zu erwarten. Im privaten Endverbrauchermarkt vergeben wir gerade für spezielle, meist nur im vierten Quartal nachgefragte Produkte wie z.B. Kalender, einige Aufträge an andere externe Druckereien. Dabei achten wir aber sehr genau auf die Einhaltung unserer Qualitätsstandards.

GSC Research: Mit der Akquisition der diron GmbH hat CeWe Color jetzt endlich das von vielen Analysten geforderte zweite Standbein geschaffen. Können Sie uns kurz aufzeigen, warum diese Akquisition trotz der überschaubaren Größe von diron eine große Bedeutung für die weitere Zukunft von CeWe Color hat?

Dr. Olaf Holzkämper: Bei der Akquisition von diron haben wir nicht auf die Übernahme von existierendem Geschäftsvolumen gezielt, sondern vielmehr vor allem Kompetenzen erworben. diron ist Softwaremarktführer im Bereich der Web-to-Print-Software, also dem Internet- oder Intranetzugang zu Druckkapazitäten. In Verbindung mit vielen anderen Druckereien hat diron als Softwaredienstleister solche Lösungen erfolgreich realisiert. Diese enorme Technologiekompetenz haben wir nun bei uns, um Web-to-Print-Lösungen im Bereich des Digitaldrucks aufzubauen. Dieser Markt befindet sich nach unserem Eindruck derzeit im Entwicklungsstadium. Wir sind mit dem Start dieses Geschäftsfelds also zur rechten Zeit am rechten Ort.

GSC Research: Kommen wir nun zu den aktuellen Zahlen, Dr. Holzkämper. Der erste Blick ergibt für uns den Eindruck, dass Sie bis jetzt vergleichsweise gut durch die Finanzkrise gekommen sind?

Dr. Olaf Holzkämper: Besonders freut uns der Umsatzanstieg von 32 Prozent im Internetgeschäft in Q2/2009. Mit einem so starken Wachstum dieses zukunftsentscheidenden Bereichs legen wir wieder einmal eine hohe Messlatte für alle Wettbewerber. Aufgrund einer Verminderung des Einzelhandelsumsatzes lag der Gesamtumsatz im Berichtsquartal bei 88,6 Mio. Euro und damit im Plan.

Das Ergebnis nach Steuern wurde in Q2/2009 um 9,2 Prozent von 1,4 auf 1,5 Mio. Euro gesteigert. Der saisonbedingt negative Free Cashflow konnte im gleichen Zeitraum um 1,8 Mio. Euro auf minus 6,6 Mio. Euro gestärkt werden. Im ersten Halbjahr konnte der Free Cashflow damit sogar um 5,1 Mio. Euro von minus 19,6 Mio. Euro im ersten Halbjahr des Vorjahres auf minus 14,5 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2009 gesteigert werden.

GSC Research: Kommen wir nach den thematischen Geschäftsgebieten zur geographischen Ausrichtung der CeWe Color Holding AG. Wo sind Sie vertreten, und welche Länder haben Sie als strategische Ziele im Geschäftsplan noch definiert, Dr. Holzkämper?

Dr. Olaf Holzkämper: Wir sind ein europäischer Player. Neben Deutschland sind wir in praktisch allen europäischen Märkten aktiv, von der iberischen Halbinsel bis Finnland und auch noch weiter nach Osteuropa. Internetbestellungen und Postauslieferungen sind in allen Ländern möglich. So haben wir auch bereits Aufträge aus vielen anderen Ländern verarbeitet. Eine Länderausweitung ist derzeit nicht geplant. Der weitere Aufbau des CEWE FOTOBUCH-Geschäfts in den aktuellen Kernländern, Wachstum aus anderen Fotofinishingprodukten (Fotokalender, Fotogrußkarten, individualisierte Schreibartikel etc.) sowie nicht zuletzt der Aufbau des kommerziellen Druckgeschäfts verlangen ungeteilte Aufmerksamkeit. Darauf wollen wir uns konzentrieren und diese lohnenden Stoßrichtungen weiter erfolgreich angehen.

GSC Research: Das operative Geschäft läuft demnach trotz der Finanzkrise sehr stabil, der Aktienkurs hat sich seit Herbst letzten Jahres verdoppelt, und die Kursziele der Analysten liegen unisono nur noch leicht über dem aktuellen Niveau des Aktienkurses in einer Bandbreite von 24 bis 26 Euro. Wie wollen Sie die Anleger dennoch motivieren, weiter in die CeWe Color-Aktie zu investieren?

Dr. Olaf Holzkämper: In Ihrer GSC-Meinung zum CeWe Color-Aktienwert - sowie auch bei praktisch allen anderen Analysten - ist das Geschäftsfeld des kommerziellen Digitaldrucks aus der Valuation durch einen hohen Abschlagsfaktor wegdiskontiert worden. Angesichts des frühen Stadiums dieses Geschäfts ist dies ein verständliches Verhalten. Wenn aber unsere diron-Initiative im Markt greift und der Konservativitätsgrund für den Abschlagsfaktor damit entfällt, würde dies - ceteris paribus - einen höheren Aktienwert rechtfertigen. Dies ist wohl die Phantasie, die viele Investoren derzeit dazu bewegt, die CeWe Color-Aktie auf ihre Watchlist zu setzen bzw. an schwächeren Tagen Stücke einzusammeln - so zumindest das Feedback, das wir von Investorenseite derzeit häufig erhalten. Zu Ihrer Frage also: Die Anleger scheinen von sich aus motiviert zu sein.

GSC Research: Das klingt gut. Gestatten Sie uns zwei Fragen zum Abschluss. Wie wird CeWe Color in 2009 und 2010 abschneiden, können Sie uns diesbezüglich einen groben Ausblick geben?

Dr. Olaf Holzkämper: Für 2009 fühlen wir uns auf dem richtigen Weg und sehen uns mit den bisher veröffentlichten Ergebnissen in unserer zu Beginn dieses Jahres veröffentlichten Planung für 2009 bestätigt. Der Umsatz in 2009 sollte sich demnach weiterhin in einem Korridor von etwa 420 bis 425 Mio. Euro bewegen, das Ergebnis vor Steuern schätzen wir nach wie vor auf 10 bis 15 Mio. Euro.

Für 2010 werden wir uns zu gegebener Zeit äußern. Bisher ist für 2010 noch keine Guidance bekannt gegeben worden. Allein haben wir den Anlegern bereits mitgeteilt, dass die Investitionen sich aller Voraussicht nach auch in 2010 ungefähr auf dem reduzierten Niveau von 2009 halten könnten. Dies bedeutet gegenüber 2008 immerhin eine Reduktion von etwa 22 Prozent - gegenüber den Vorjahren der Analog/Digital-Transformationsphase sogar oftmals eine noch stärkere Reduktion. Also wird dies - ceteris paribus - den Free Cashflow stärken.

GSC Research: Wo soll Ihrer Meinung nach CeWe Color in zehn Jahren stehen? Können Sie uns hier bitte an Ihren geschäftspolitischen Visionen teilhaben lassen?

Dr. Olaf Holzkämper: Zusätzlich zum Fotofinishinggeschäft bauen wir nun auch das Geschäft des kommerziellen Digitaldrucks auf. In beiden Geschäftsfeldern - vor allem im neu entstehenden Bereich des kommerziellen Digitaldrucks - ist mit neuen Marktentwicklungen zu rechnen. CeWe Color wird sich als Technologie- und Marktführer an der Weiterentwicklung dieser Märkte aktiv beteiligen.

GSC Research: Dr. Holzkämper, vielen Dank für das interessante Gespräch. Wir wünschen Ihnen persönlich und dem Unternehmen weiterhin viel Erfolg.

Veröffentlichungsdatum: 04.11.2009 - 11:09
Redakteur: ala
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