Am 20. August 2009 fand im Austria Center Vienna eine außerordentliche Hauptversammlung der Flughafen Wien AG statt. Um 11:10 Uhr begrüßte der Aufsichtsratsvorsitzende Johannes Coreth die rund 350 anwesenden Aktionäre, Gäste und Medienvertreter, unter ihnen Mag. Mario-David Balda von GSC Research. Nach der zügigen Abhandlung der üblichen Formalien übergab der Versammlungsleiter dann das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Mag. Herbert Kaufmann.
Statement des VorstandsWie Mag. Kaufmann feststellte, steht nach zehn Jahren Hauptversammlungen mit positiver Entwicklung heute wenig Erfreuliches an, nämlich ein Sonderprüfungsantrag zur Causa Skylink. Eine offene und transparente Prüfung des Skylink-Projekts wird dabei als notwendig angesehen. Der Vorstand begrüßt und unterstützt daher laut Mag. Kaufmann die Sonderprüfung, dem habe sich auch der Aufsichtsrat angeschlossen.
Für eine etwaige Prüfung durch den Rechnungshof fehlte die rechtliche Grundlage, da die Länder Wien und Niederösterreich nicht die Mehrheit an der Flughafen Wien AG halten. Der Vorstandsvorsitzende äußerte die Hoffnung, dass mit dem Prüfungsergebnis dann ein Schlussstrich unter die bisherige Diskussion gezogen werden kann und dass klar wird, welche Konsequenzen zu ziehen sind, damit danach der Fokus wieder auf die Zukunft des Unternehmens gelegt werden kann.
Allgemeine AusspracheNach der Verlesung des genauen Wortlauts des Sonderprüfungsantrags durch einen Vertreter des Antragstellers, der Flughafen Wien Mitarbeiterbeteiligung Privatstiftung, konnte in die Aussprache eingetreten werden. Diese eröffnete Dr. Rasinger vom Interessensverband für Anleger (IVA). Wie dieser konstatierte, sind die Halbjahresergebnisse nicht erfreulich, und die Dividende für das laufende Geschäftsjahr werde somit wohl bestenfalls 1,80 Euro erreichen. Als Aktionär der Flughafen Wien AG zeigte sich Dr. Rasinger aber über viele Jahre „sehr, sehr zufrieden“, daher treffe ihn das schiefgegangene Projekt Skylink besonders hart.
Bezüglich des Sonderprüfungsantrags bedankte sich Dr. Rasinger zwar bei der Mitarbeiterstiftung dafür, dass die Initiative ergriffen wurde, sah dies aber nicht als die beste Lösung an. Er hätte sich eine Prüfung durch den Rechnungshof gewünscht und wollte dies auch per Antrag durch die Hauptversammlung beschließen lassen. Dem vorgelegten Sonderanprüfungsantrag in dieser Form könne er nicht zustimmen, da der Prüfungsumfang nicht weit genug gehe. Speziell die Fragen zu den Wertansätzen von Skylink zum 31.12.2007, 31.12.2008 und 20.06.2009 waren Dr. Rasinger hier besonders wichtig, die Bilanzierung der „stranded costs“ von 250 Mio. Euro und die Buchwerte und Wertberichtigungen bei Skylink ebenso. Eine weitere Frage von Dr. Rasinger betraf die Art der Ausschreibung und die Findung des vorgeschlagenen Sonderprüfers LKC.
Mit Blick auf die Auswahl des Prüfers LKC teilte ein Vertreter der Mitarbeiterstiftung mit, dass dieser Vorschlag das Beste war, was seitens der Stiftung möglich war. Sowohl die „Big 4“ als auch kleinere Anbieter konnten nicht in die engere Auswahl genommen werden. Die großen vier Wirtschaftsprüfungsunternehmen weisen alle aufgrund ihrer Mandate keine volle Unbefangenheit auf, und die kleineren Kandidaten in Österreich konnten einen Auftrag dieses Volumens nicht bewältigen. Die LKC habe schließlich ein auch preislich sehr gutes Angebot vorgelegt und sei daher ausgewählt worden. Die Details des Prüfungsumfangs würden derzeit noch verhandelt, die Wertansätze und andere heute im Rahmen der Hauptversammlung thematisierten Komplexe seien sicherlich dabei.
Bezüglich der allgemeinen Fragen teilte der Versammlungsleiter mit, dass diese allesamt nicht beantwortet werden können, es seien nur Fragen zur heutigen Tagesordnung zulässig. Dies betraf die Fragen von Dr. Rasinger ebenso wie die folgenden von Dr. Nowak, der wissen wollte, wann der Aufsichtsrat über die exorbitante Kostenüberschreitung bei Skylink informiert worden ist. Auch Fragen, die im Rahmen der Sonderprüfung zur Klärung anstünden, wurden im Rahmen der Hauptversammlung nicht beantwortet, hierzu hatte sich die Unternehmensleitung vorab entsprechenden Rechtsrat eingeholt. Auch über den Antrag von Dr. Rasinger, den Rechnungshof als Sonderprüfer zu wählen, wurde nicht abgestimmt, da dies rechtlich nicht möglich sei, wie Rechtsgutachten bestätigt hätten.
Mit dieser Vorgehensweise zeigten sich einige Aktionäre nicht einverstanden. Anteilseigner Berger sparte hier nicht mit Kritik an der Abwicklung des Skylink-Projekts und der Verhinderung einer Prüfung durch den Rechnungshof. Er und andere wollten die Kosten der Prüfung vorab genannt bekommen, aber auch hier wurde darauf verwiesen, dass die Verhandlungen noch laufen und dass der genaue Prüfungsumfang erst nach der heutigen Hauptversammlung festgelegt wird. Ziel sei aber ein Betrag von unter einer Million Euro.
Nach Abschluss der Sonderprüfung sollen die Ergebnisse öffentlich zugänglich gemacht werden, und diese sollen dann auch bei der nächsten ordentlichen oder einer weiteren außerordentlichen Hauptversammlung präsentiert und diskutiert werden.
In der Folge wurden noch weitere Forderungen von Aktionärsseite erhoben, den Rechnungshof als Prüfer zuzulassen, denen aber nicht entsprochen wurde. Dr. Wenusch stellte ebenfalls noch einige Fragen zu von der Sonderprüfung zu behandelnden Themenkomplexen. Diese wurden vom Vorstandsvorsitzenden mit der bereits genannten Begründung nicht beantwortet, die Nichtbeantwortung wurde nach einer Unterbrechung dann auch noch per Aufsichtsratsbeschluss genehmigt.
AbstimmungenZu Beginn der Abstimmungen stellte der Versammlungsleiter fest, dass 155 Aktionäre mit 12.575.847 Stimmen vertreten waren. Die von der Flughafen Wien Mitarbeiterbeteiligung Privatstiftung beantragte Sonderprüfung zum Projekt Skylink gemäß §118 AktG wurde unter TOP 1 mit einer Mehrheit von 99,9 Prozent angenommen, gezählt wurden 8.359.110 Jastimmen, 8.722 Gegenstimmen und 4.208.015 Enthaltungen. Ein Ergänzungsantrag eines Aktionärs fand mit lediglich 19.530 Jastimmen keine Mehrheit. Diverse Widersprüche wurden zu Protokoll gegeben.
Unter TOP 2 wurden dann noch die Herren Dr. Christoph Herbst und KR Dr. Burkhard Hofer in den Aufsichtsrat gewählt. Die Zustimmungsquoten lagen bei 99,8 Prozent.
Danach endete diese außerordentliche Hauptversammlung um 15:20 Uhr.
FazitDie Flughafen Wien AG verzeichnete in den letzten Monaten höchst ereignisreiche Zeiten. Die Krisen des größten Kunden Austrian Airlines samt Übernahme durch die Deutsche Lufthansa und des Billigfliegers Sky Europe waren dabei in den Medien sehr präsent, noch bedeutender für das Unternehmen war aber sicherlich die Skylink-Problematik.
Dass die Vorgänge hier nun in einer Sonderprüfung beleuchtet werden sollen, ist zweifellos zu begrüßen. Ob die Ergebnisse hieraus nun bereits in einer weiteren außerordentlichen Hauptversammlung besprochen werden oder erst im Rahmen der nächsten ordentlichen Hauptversammlung, ist derzeit noch nicht klar. Der Prüfungszeitraum ist jedenfalls mit drei Monaten recht eng begrenzt, so dass hier noch im Kalenderjahr 2009 mit Ergebnissen zu rechnen ist.
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Veröffentlichungsdatum:
23.08.2009
-
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Redakteur:
mba