Am 28. Mai 2009 fand in Wessling die diesjährige ordentliche Hauptversammlung der Mensch und Maschine Software SE (MuM) statt. Im 25. Jahr des Bestehens konnte die Gesellschaft passend zum bevorstehenden Jubiläum erneut ein sehr gutes Ergebnis erwirtschaften. Rund 200 Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Thorsten Renner für GSC Research, hatten sich im Pfarrstadel eingefunden, um sich angesichts der allgemeinen Krise und im Zuge der Änderung des Geschäftsmodells über die weiteren Zukunftsaussichten der Gesellschaft zu informieren.
In diesem Jahr übernahm der stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende Norbert Kopp die Versammlungsleitung und übergab nach dem Verlesen der entsprechenden Formalien das Wort an den Verwaltungsratsvorsitzenden und geschäftsführenden Direktor wie auch Gründer und Großaktionär Adi Drotleff.
Bericht des geschäftsführenden Direktors
Aus aktuellem Anlass ging Herr Drotleff zu Beginn seiner Ausführungen zunächst auf das Geschäftsmodell der Gesellschaft ein. Demnach ist MuM ein führender Anbieter von CAD/CAM-Lösungen mit einem Marktanteil von rund 7 Prozent in Europa. Bereits seit 25 Jahren am Markt, im kommenden Monat kann das Jubiläum gefeiert werden, ist MuM mittlerweile der führende Großhändler in Europa für den CAD-Weltmarktführer Autodesk. Aber die Gesellschaft entwickelt auch eigene Software hauptsächlich unter den Marken OPEN MIND und DATAflor.
Das Geschäftsmodell basierte somit in den vergangenen Jahren auf den beiden Säulen MuM-Software und Distribution von Autodesk-Software. Mit der eigenen Software wurde in 2008 ein Umsatz von 25,2 Mio. Euro bei einem Rohertrag von 91 Prozent und einer EBIT-Marge von 15,7 Prozent erwirtschaftet. In der Distribution lag der Umsatz bei 196,5 Mio. Euro mit einem Rohertrag von 16,4 Prozent und einer EBIT-Marge von 3,1 Prozent. Der Verkauf der eigenen Software erfolgte dabei überwiegend über Direktvertrieb, während der Bereich Autodesk indirekt über Vertriebspartner abgewickelt wurde. Hier bezifferte Herr Drotleff den Anteil des Direktgeschäfts auf nicht einmal 1 Prozent.
Seit Jahresbeginn 2009 verfolgt man bei MuM nun aber ein Drei-Segment-Modell. Neu hinzugekommen ist nach Aussage von Herrn Drotleff das Systemhausgeschäft im deutschsprachigen Raum. Der Markteintritt erfolgt dabei über eine Marktoffensive und über Akquisitionen. Im laufenden Jahr sollen in diesem Segment bei einem Umsatz zwischen 40 und 50 Mio. Euro ein Rohertrag von etwa 35 Prozent und eine EBIT-Marge von bis zu 10 Prozent erzielt werden. Damit spielt der neue Bereich gleich von Beginn an eine wichtige Rolle. Laut Herrn Drotleff dürfte sich der Rohertrag jeweils zur Hälfte auf Dienstleistungen und den Verkauf von CAD-Software verteilen.
Im ersten Quartal 2009 erfolgte die Übernahme der wichtigsten Vertriebspartner in der DACH (Deutschland, Österreich und Schweiz)-Region. Hierbei handelte es sich um sechs Partner, wovon vier aus Deutschland stammten. Bis 30. Juni dieses Jahres dürfte die Partneranzahl auf neun steigen und zum Jahresende bei etwa zwölf liegen. Dabei erfolgt die Übernahme durch Aktientausch, die endgültige Bewertung wird aber erst in Abhängigkeit der Ergebnisse nach frühestens zwei Jahren vorgenommen. Zunächst erfolgt die Bewertung anhand des 6-fachen EBIT. In der Zukunft erwartete Herr Drotleff eine Aufteilung des Einkaufsvolumens zwischen Systemhaus und Distribution von 80:20.
Außerhalb der Region DACH sei derzeit kein Systemhausgeschäft geplant, betonte Herr Drotleff. MuM sei aber jederzeit auf eine mögliche Änderung des Autodesk-Vertriebsmodells eingestellt, diese Änderung hielt der Verwaltungsratsvorsitzenede allerdings für äußerst unwahrscheinlich. In der Vergangenheit war der Bereich Distribution beim Umsatz klar vorherrschend, beim Ergebnis lag der Anteil ebenfalls deutlich über 50 Prozent. In 2009 soll die Distribution immer noch knapp 70 Prozent des Umsatzes ausmachen, beim Ergebnis dürfte sich jedoch eine gleichmäßigere Verteilung zwischen Distribution, eigener Software und Systemhaus ergeben. Diese Entwicklung habe sich auch bereits in den Zahlen des ersten Quartals 2009 widergespiegelt, so Herr Drotleff.
Derzeit ist MuM in 16 Ländern Europas präsent, daneben bestehen noch Vertriebsniederlassungen in Japan, den USA und im asiatisch-pazifischen Raum. Die Mitarbeiterzahl wird im laufenden Jahr von 388 auf über 500 zulegen, was auf den Aufbau des Systemhausgeschäfts zurückzuführen ist, informierte Herr Drotleff. Vermutlich wird die Marke von 500 bereits zum 30. Juni oder aber zum 30. September erreicht. Das Unternehmen weist eine breite Branchenverteilung bei den Kunden auf. So entfallen 50 Prozent des Umsatzes auf den Bereich Maschinenbau und PLM, 25 Prozent auf Architektur und Bauwesen, 15 Prozent auf Garten- und Landschaftsbau und 10 Prozent auf den Bereich Elektrotechnik. Bei über 50.000 Endkunden hat die Gesellschaft weit mehr als 500.000 Arbeitsplätze installiert, und jedes Jahr kommen über 50.000 neu hinzu. Nach Aussage von Herrn Drotleff reicht das Preisgefüge des Produktportfolios dabei von 1.000 Euro bis über 100.000 Euro pro Arbeitsplatz.
Anschließend erläuterte der Verwaltungsratsvorsitzende anhand einiger praktischer Beispiele den Einsatz der Produkte von MuM. Im Bereich Elektrotechnik wird demnach AutoCAD escad eingesetzt, wobei diese Technologie Ende 2008 an Autodesk zu einem guten Preis verkauft werden konnte. Mit der CAM-Software der Tochter OPEN MIND werden spezielle Hochleistungsarbeitsplätze ausgestattet. Bei einer Preisspanne von 15.000 bis über 100.000 Euro pro Arbeitsplatz werden zwar nur knapp 10 Prozent des Umsatzes, aber über 30 Prozent des Rohertrags erwirtschaftet.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr stieg der Umsatz trotz Währungsbelastungen um 5 Prozent auf 223,1 Mio. Euro, ohne diesen Effekt lag der Zuwachs sogar bei 8 Prozent. Negativ wirkte sich hier vor allem die Entwicklung des britischen Pfunds aus. Seit 1997 verzeichnete MuM ein durchschnittliches Umsatzwachstum von jährlich 14 Prozent, und der Umsatz je Aktie hat sich in diesem Zeitraum auf 16,44 Euro mehr als verdoppelt. Nach einem Rekordquartal zu Beginn des Jahres 2008 zeigte sich zum Jahresende hin eine Abschwächung des Geschäfts, so dass die typische Saisonalität bei den Erlösen der jeweiligen Quartale nicht zu beobachten war. Statt dessen lag der Umsatz in den drei verbliebenen Quartalen auf etwa gleichem Niveau, berichtete Herr Drotleff.
Im ersten Quartal 2009 sanken die Erlöse um 28,4 Prozent auf knapp 48 Mio. Euro. Während sich der Bereich Software mit minus 5 Prozent noch gut hielt, verringerte sich der Umsatz im Bereich Distribution um 43,7 Prozent. Allerdings lag dies auch am neu geschaffenen Bereich Systemhaus, in dem fast 8 Mio. Euro Umsatz erzielt wurden. Außerhalb des DACH-Bereichs belief sich der Rückgang in der Distribution auf lediglich 27 Prozent, informierte der Verwaltungsratsvorsitzende.
Das Betriebsergebnis legte in 2008 ebenfalls um 4,6 Prozent auf 10,28 Mio. Euro zu, was einer unveränderten Rendite von 4,6 Prozent entspricht. Beim Jahresüberschuss kam es dagegen zu einem leichten Rückgang von 6,03 auf 5,76 Mio. Euro. Aus dem Gewinn je Aktie von 0,42 Euro sollen die Aktionäre erneut eine steuerfreie Dividende von 0,20 Euro erhalten.
Das erste Quartal 2009 brachte trotz des Umsatzrückgangs schwarze Zahlen. Das EBIT sank auf 1,44 Mio. Euro, und auch der Überschuss verminderte sich von 2,68 auf 0,77 Mio. Euro.
Anschließend kam Herr Drotleff auf einige Bilanzkennzahlen zu sprechen. Demnach verringerte sich die Nettobankverschuldung bei einer auf 84,99 Mio. Euro ausgeweiteten Bilanzsumme von 15,98 auf 11,16 Mio. Euro. Bedingt durch die Bilanzierung nach IFRS wurde die Bilanzsumme im ersten Quartal 2009 durch die getätigten Übernahmen auf 94,37 Mio. Euro aufgebläht. Trotz der Marktoffensive erhöhte sich die Verschuldung im ersten Quartal jedoch nur minimal auf 11,63 Mio. Euro, hier konnten die Maßnahmen fast vollständig aus dem operativen Cashflow finanziert werden. Angesichts eines Eigenkapitals von 26,4 Mio. Euro wies die Gesellschaft zum Jahresende eine Eigenkapitalquote von 31,1 Prozent aus.
Die Eigenkapitalrendite lag mit 21,8 Prozent in dem Bereich, den auch Herr Ackermann von der Deutschen Bank AG anstrebt, allerdings habe MuM diese Rendite nach Steuern erwirtschaftet, betonte Herr Drotleff. Nach den ersten drei Monaten sank die Eigenkapitalquote auf 28,9 Prozent, jedoch wurden die Sachkapitalerhöhungen im Zuge der Übernahmen nach IFRS noch nicht im Eigenkapital berücksichtigt. Inklusive dieser Aktivitäten wird sich die Quote auf 32,6 Prozent belaufen.
Keine großen Veränderungen zeigte die Aktionärsstruktur. Dem Free Float von 48,5 Prozent und den eigenen Aktien von 1,2 Prozent stehen die Aktien von CTO Werner Schwenkert mit 6,1 Prozent und seine eigenen Anteile von 44,2 Prozent gegenüber, führte Herr Drotleff aus. Seit Anfang 2006 habe er mehr als 800.000 Aktien für über 4 Mio. Euro zugekauft und damit mehr investiert, als ihm über Dividenden zugeflossen ist. Vor dem Hintergrund dieser Aktionärsstruktur sei MuM börsennotiert und eigentümergeführt, stellte der Verwaltungsratsvorsitzende klar.
In den letzten Jahren hat sich die MuM-Aktie zwar besser als der Markt entwickelt, meistens schwimmt der Kurs aber mit dem Markt. Aufgrund des zwischenzeitlich sehr niedrigen Kursniveaus im vergangenen Jahr hat die Gesellschaft ein Aktienrückkaufprogramm gestartet. Insgesamt glaubte Herr Drotleff aber noch nicht, dass die Aktienmärkte jetzt schon nachhaltig steigen werden.
Als vorrangige Ziele für das laufende Jahr nannte Herr Drotleff zumindest schwarze Zahlen und eine konstante Dividende. Kurzfristig steht dabei die Konzentration auf Kostenkontrolle und Cashflow im Blickpunkt. Auch bedingt durch die Umstellung auf das Systemhausgeschäft rechnete der Verwaltungsratsvorsitzende im zweiten Quartal noch einmal mit einer schwächeren Entwicklung. Ab dem dritten oder vierten Quartal könnte dann jedoch wieder Wachstum möglich sein.
Etwaige Wachstumstreiber könnten dabei die antizyklischen Investitionen im Bereich Maschinenbau/Elektrotechnik und die diversen Konjunkturprogramme darstellen. Außerdem sollte die Marktoffensive von MuM mehr Momentum entwickeln. So rechnete Herr Drotleff im laufenden Jahr mit einem Umsatz in der Größenordnung von 180 bis 220 Mio. Euro und einem EBIT, das sich in der Mitte zwischen Null und dem Vorjahresergebnis bewegen sollte. Mittel- und langfristig will man bei MuM aber wieder zu Wachstumsraten von 10 bis 15 Prozent per anno zurückkehren. Dann sollen auch wieder eine Steigerung der EBIT-Marge durch Skaleneffekte und höhere Margen im Systemhausgeschäft möglich sein, betonte Herr Drotleff zum Ende seiner Ausführungen.
Allgemeine Diskussion
Dr. Roland Klose meldete sich als Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu Wort und zeigte sich mit den erreichten Zahlen des vergangenen Jahres zufrieden, auch wenn die eigentlichen Ziele nicht ganz erfüllt wurden. Er bedauerte auch den Kursrückgang der Aktie, der seiner Meinung nach aber vor allem der Entwicklung des Gesamtmarkts geschuldet war. Positiv hob er dafür die voranschreitende Entschuldung und die Verbesserung der Bilanzrelationen hervor.
Nähere Auskünfte erbat Dr. Klose dann allerdings zum Engagement bei der creaTa Software GmbH, das jetzt zu Abschreibungen geführt hat. Wenn man kein Risiko eingeht, dann bieten sich auch keine Chancen, meinte Herr Drotleff. creaTa schien aber ein günstiges Engagement zu sein. Nach dem Einstieg wurden Ziele für das Erreichen des Break-even gesetzt, jedoch wurden diese Ziele nicht wie geplant erfüllt. Als Ende 2008 immer noch kein Land in Sicht war, hat man sich dazu entschlossen, „den Stecker zu ziehen“, denn schließlich sollte nicht noch gutes Geld dem schlechten hinterhergeworfen werden. Für das laufende Jahr erwartete Herr Drotleff aus dem Engagement bei creaTa keine weiteren Belastungen.
Informationsbedarf meldete Dr. Klose auch hinsichtlich der Umstellung des Geschäftsmodells an. Hierauf stellte Herr Drotleff zunächst einmal klar, dass die jetzige strategische Entscheidung zur Änderung des Geschäftsmodells überhaupt nichts mit dem Marktzustand zu tun hat, denn die Aktion hatte einen zeitlichen Vorlauf von fast zwei Jahren. Allerdings sei es angenehmer, die Änderung in einem Abschwung vorzunehmen. Mit dem Systemhausgeschäft kann MuM in diesem Bereich sowohl die Einzel- als auch die Großhandelsmarge zusammen einstreichen.
Wie der Verwaltungsratsvorsitzende weiter ausführte, ist MuM der größte Abnehmer von Autodesk und bekommt deshalb auch sehr gute Preise. Da die Kunden jetzt direkt beliefert werden, kann die Gesellschaft außerdem Service anbieten. Bei den übernommenen Partnern stammt etwa die Hälfte des Rohertrags aus den Dienstleistungen, somit sah Herr Drotleff auch keine Gefahr einer Überkapazität. In der jetzigen Phase sei im Gegensatz zu Boomzeiten zudem der Mitarbeiteraufbau leichter möglich, was der Verwaltungsvorsitzende als eine „Krisen-Dividende“ betrachtete.
Von mehreren Aktionären wurden die Auswirkungen der Übernahmen auf die Aktionärsstruktur und generell die Bezahlung der Übernahmen mit Aktien angesprochen. Nach Aussage von Herrn Drotleff werden die Übernahmen hauptsächlich mit Aktien aus dem genehmigten Kapital bezahlt, da dies in Deutschland auch vorgeschrieben ist, ansonsten hätte dies negative Folgen. In der Schweiz spielt dies dagegen kein Rolle, und in Österreich muss etwas Steuer entrichtet werden, weshalb hier bei Übernahmen neben Aktien auch ein Teil in Cash gezahlt wird, um die steuerlichen Belastungen tragen zu können.
Wenn MuM die eigenen Aktien sehr günstig einsammeln konnte, ist es natürlich sinnvoll, die Übernahmen mit eigenen Anteilen zu finanzieren. Insgesamt werde man bei den Übernahmen aber darauf achten, dass keinesfalls mehr als 10 Prozent neue Aktien ausgegeben werden, da sonst ein Prospekt zu erstellen wäre. Nach den neuesten Vorgaben nach IFRS muss der Kaufpreis nun aufgeteilt werden, wobei ein Teil abschreibbare Assets enthalten muss. Nur der verbleibende Rest des Kaufpreises wird dann als Goodwill bilanziert. Diese Assets werden über sieben Jahre abgeschrieben, so dass dies in etwa der früheren Amortisation entspricht. Dadurch weist MuM in den ersten sieben Jahren nach der Übernahme eine höhere Belastung durch Abschreibungen auf, die danach aber entfällt.
Weitere Fragen von Dr. Klose beschäftigten sich mit dem Anstieg der Vorräte in 2008 und der Schulden im laufenden Jahr. Zum Jahresende bekam MuM einige „Super-Angebote“, die man nicht ablehnen konnte, auch wenn dies temporär zu einem höheren Lagerbestand geführt hat, erklärte Herr Drotleff. Die gestiegenen Verbindlichkeiten sind ausschließlich auf die Marktoffensive zurückzuführen, da die Unternehmen gleich zu 100 Prozent bilanziert werden müssen. Allerdings könne man dann auch gleich 100 Prozent bei den Ergebnissen vereinnahmen, was Herr Drotleff für absoluten Blödsinn hielt.
Eine Frage beschäftigte sich noch mit Autodesk, wobei MuM laut Herrn Drotleff den ältesten und größten Partner darstellt. MuM ist bei Autodesk zwar eindeutig Kunde, aber gleichzeitig auch Dienstleister als Partner. Insgesamt stellt sich so eine gegenseitige Abhängigkeit dar. Wenn es Autodesk gut geht, dann gehe es MuM normalerweise auch immer gut, betonte der Verwaltungsratsvorsitzende.
Dr. Franz Wagner von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) lobte MuM für die hervorragende Entwicklung in den vergangenen Jahren. Der Aktionärssprecher erkundigte sich dann nach der Aufteilung des Free Floats und nach der Gesellschaftsform SE. Mit der KTP hat MuM nach Angabe von Herrn Drotleff lediglich noch einen Aktionär über der Grenze von 3 Prozent, der dem Free Float zuzurechnen ist. Ansonsten liegen der Gesellschaft keinerlei Meldungen vor. Der Verwaltungsratsvorsitzende zeigte sich mit dieser Aktionärsstruktur aber trotzdem sehr zufrieden.
MuM sei darüber hinaus gerne börsennotiert, wenn der Gesetzgeber aber bei den Regelungen so weitermacht, dass sich diese auch noch widersprechen, dann wäre es durchaus verständlich, wenn man bei einigen Unternehmen über einen Wechsel des Börsensegments nachdenkt. Für MuM sei dies aber derzeit kein Thema, man bleibe im Prime Standard, so der Verwaltungsratsvorsitzende. Der Kapitalmarkt hat die Umwandlung in eine SE hervorragend aufgenommen, auch wenn MuM die einzige SE mit einer monistischen Struktur ist. Aufgrund dieser Rechtsform bleibt MuM auch mitbestimmungsfrei, selbst wenn die Mitarbeiterzahl die Grenze von 500 übersteigt.
Sowohl Dr. Wagner als auch Aktionär Stauffenberg baten um Ausführungen zur zukünftigen Dividendenpolitik. Nach Aussage von Herrn Drotleff hat man sich relativ spät dazu entschieden, den Dividendenvorschlag von 0,25 Euro auf 0,20 Euro je Aktie zu senken. Dies eröffnet aber eher die Möglichkeit, im kommenden Jahr Kontinuität zu wahren. Sollte MuM einigermaßen gut durch die Krise kommen, dann könnten für 2009 durchaus auch einmal 100 Prozent des erzielten Gewinns ausgeschüttet werden. Da die Gesellschaft noch über gut 20 Mio. Euro auf dem steuerlichen Einlagekonto verfügt, kann die Dividende auch noch einige Jahre steuerfrei ausgeschüttet werden.
Herrn Stauffenberg interessierte dann, ob das Finanzergebnis des ersten Quartals 2009 auf das Gesamtjahr hochgerechnet werden kann, da er sich positiv überrascht zeigte. Vom Finanzergebnis von minus 0,3 Mio. Euro entfielen sogar noch 0,1 Mio. Euro auf die Minderheiten aus den Übernahmen, bereinigt wäre das Ergebnis somit noch besser ausgefallen, so Herr Drotleff. In Bezug auf das Zinsergebnis könne man die Zahl durchaus hochrechnen. Keine Aussage konnte er jedoch zu den Währungseffekten machen, obwohl sich diese im ersten Quartal gegeneinander aufhoben und somit in der Summe überhaupt kein Währungseffekt auftrat.
Etwas kritisch schätzte Herr Stauffenberg die Firmenwerte ein, da diese fast zwei Dritteln des Eigenkapitals entsprechen. Im Hinblick auf zurückgehende Ergebnisse wollte er wissen, ob möglicherweise Abschreibungsbedarf auf MuM zukommt. Die Firmenwerte betreffen eigentlich nur OEN MIND, und diese Firma ist hochprofitabel, so dass Herr Drotleff etwaige Abwertungen ausschloss.
Der Aktionär Ettel regte für die kommende Hauptversammlung wieder eine kurze Präsentation der Leistungsfähigkeit der Produkte von MuM anhand eines konkreten Beispiels an. Zudem bat der Aktionär um eine Aussage, was denn Herr Drotleff mit der ihm zufließenden Dividende anfangen wird. Die genauen Pläne ließ sich Herr Drotleff nicht entlocken, in Bezug auf den Kauf von MuM-Aktien wollte er sich derzeit jedoch zurückhalten, um jedweden Verdacht über Unregelmäßigkeiten zu vermeiden, da ja auch noch das Aktienrückkaufprogramm der Gesellschaft läuft.
Im weiteren Verlauf philosophierte der Aktionär Hellmerichs ein wenig über die Vergütung der Manager, die er im Gegensatz zu MuM meist für deutlich zu hoch hielt. In diesem Zusammenhang bat der Aktionär auch um Ausführungen hinsichtlich Optionen als Vergütungsinstrument. Optionen hielt Herr Drotleff für ein ausgezeichnetes Instrument, um eine langfristige Komponente in die Tätigkeit und Vergütung einfließen zu lassen. Allerdings kritisierte er die Regelungen in Deutschland, die hinsichtlich der Optionen verabschiedet wurden. In der Frage der Vergütung stimmte Herr Drotleff dem Aktionär zu, er sah auf den Chefposten zu viele angestellte Manager. Er dagegen bezeichnete sich als Unternehmer.
Bei der Vergütung unterscheide er zudem zwischen „bekommen“ und „verdienen“, was in vielen Unternehmen schon nicht mehr der Fall sei. Auch die angesprochene Vergütung der Verwaltungsratsmitglieder von 8 TEUR hielt Herr Drotleff für ausreichend, denn diese müssen lediglich viermal im Jahr zu einer Sitzung erscheinen. In vielen anderen Unternehmen sei hier das Maß ebenfalls vollständig verloren gegangen, zeigte sich der Verwaltungsratsvorsitzende überzeugt.
Dann regte Herr Hellmerichs an, den Mitarbeitern im Geschäftsbericht doch etwas mehr Platz einzuräumen. Die Mitarbeiter seien zwar wichtig, in den Geschäftsbericht nehme MuM aber nicht viel Poesie auf, meinte hierauf Herr Drotleff. Außerdem soll der Geschäftsbericht auch nicht die Firmenbroschüre ersetzen. Nicht ganz nachvollziehen konnte der Aktionär, wie in der SE eine wirksame Kontrolle stattfinden kann, wenn Herr Drotleff beiden Gremien vorsitzt. Dieser sah hier keinerlei Problem, die Form der SE sei vor allem auch aus Kostengründen gewählt worden. Bei MuM bestehen außerdem in der Ausgestaltung kaum Unterschiede, denn auch im klassischen Modell mit Vorstand und „unabhängigem“ Aufsichtsrat wäre laut Herrn Drotleff keine wirksame Kontrolle möglich, da er über eine Hauptversammlungsmehrheit verfügt und sich somit die Aufsichtsräte selbst wählen und auch wieder absetzen könnte.
Schließlich sprach Herr Hellmerichs noch die Nachfolgefrage im Unternehmen an. Nach Aussage von Herrn Drotleff besitzt MuM eine breite zweite Ebene, die auch an den Verwaltungsratssitzungen teilnimmt. Er halte bei der Frage der Nachfolge nichts vom „Prinz-Charles-Effekt“, also einen Kandidaten so lange aufzubauen, bis dieser versauert. Zudem habe er intern schon angekündigt, noch bis zum 50-jährigen Jubiläum von MuM aktiv zu bleiben, was Herr Drotleff aber dann doch nicht ganz so ernst verstanden wissen wollte.
Abstimmungen
Nach dem Ende der Debatte stellte Herr Kopp die Präsenz auf der Hauptversammlung fest. Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 13.589.208 Euro waren demnach 7.655.953 Euro entsprechend 56,34 Prozent vertreten. Die Beschlüsse wurden alle bei wenigen Gegenstimmen und Enthaltungen im Sinne der Verwaltung gefasst, lediglich bei TOP 5 waren rund 3 Prozent Gegenstimmen zu verzeichnen.
Im Einzelnen beschlossen wurden die Verwendung des Bilanzgewinns zur Ausschüttung einer Dividende von 0,20 Euro je Aktie(TOP 2), die Entlastung des Verwaltungsrats (TOP 3), die Wahl der AWT Horwath GmbH zum Abschlussprüfer und Konzernabschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2009 (TOP 4) und die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 5).
Fazit und eigene Meinung
Die Mensch und Maschine Software SE (MuM) hat für 2008, auch wenn die eigentlichen Ziele nicht erreicht wurden, noch sehr gute Zahlen veröffentlicht. So konnten sich die Aktionäre auch wieder über eine steuerfreie Dividende von 0,20 Euro je Aktie freuen. Im ersten Quartal des laufenden Jahres hat sich neben der Krise auch die Umstellung des Geschäftsmodells auf zukünftig drei Säulen bemerkbar gemacht. Hier musste MuM einen deutlichen Umsatz- und Ergebnisrückgang hinnehmen. Allerdings war das erste Quartal 2008 als Vergleichsmaßstab auch das erfolgreichste der Unternehmensgeschichte.
Auch das zweite Quartal 2009 dürfte sich noch einmal schwächer entwickeln. Ab dem dritten bestehen dann aber durchaus berechtigte Hoffnungen auf eine Belebung des Geschäfts. Trotzdem dürfte sich in diesem Jahr ein Umsatzrückgang in der Größenordnung von 10 Prozent zeigen. Dies wird sich auch auf der Ergebnisseite niederschlagen. Der Verwaltungsratsvorsitzende Adi Drotleff rechnet als wahrscheinlichstes Szenario mit einem EBIT von etwa 5 Mio. Euro. Damit wird das Ergebnis je Aktie nur noch knapp oberhalb von 0,20 Euro liegen. Herr Drotleff konnte sich aber gut vorstellen, trotzdem die Dividendenkontinuität von 0,20 Euro je Aktie zu wahren.
Angesichts der momentan schwierigen Umfeldbedingungen scheint das aktuelle Aktienkurspotenzial begrenzt, für die kommenden Jahre verspricht das neue Systemhausgeschäft jedoch steigende Margen und wieder deutlich höhere Gewinne.
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