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HV-Bericht Scherzer & Co. AG - "Die Finanzkrise ist auch in der Kölner Friesenstraße angekommen"
Zu ihrer diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung hatte die Scherzer & Co. AG ihre Anteilseigner für den 25. Mai 2009 wie bereits in den Vorjahren in das Renaissance Köln Hotel eingeladen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Hanno Marquardt begrüßte die rund 80 Aktionäre, Gäste und Vertreter der Presse, darunter Alexander Langhorst von GSC Research, und erteilte nach der Erledigung der üblichen einleitenden Hinweise und Formalien dem Alleinvorstand Dr. Georg Issels das Wort.


Bericht des Vorstands

Nach der Begrüßung der Teilnehmer führte Dr. Issels aus, dass hinter der Gesellschaft ein schwieriges Geschäftsjahr 2008 liegt und dass er die in den vergangenen Monaten an den Kapitalmärkten eingetretenen Entwicklungen in seiner bereits 20-jährigen Börsenerfahrung so noch nicht miterlebt hat. Die zunächst als Immobilienkreditkrise begonnene Entwicklung hat sich bereits im Jahr 2007 durch die Schieflage bei der IKB Bank auch auf Deutschland ausgewirkt, wichtige Ereignisse in 2008 waren dann im März der Notverkauf von Bear Stearns an J.P. Morgan Chase, die Übernahme der Kontrolle über Freddie Mac & Fanny Mae durch die US-Regierung Anfang September 2008 sowie der in dieser Weise wohl von niemandem für möglich gehaltene Kollaps der US-Investmentbank Lehmann Brothers am 15. September 2008.

Nur einen Tag später rettete die US-Regierung die weltgrößte Versicherung AIG mit 85 Milliarden Euro vor dem Zusammenbruch und kündigte am 19. September 2008 ein Bankenrettungspaket über 700 Milliarden US-Dollar an. Auch in Deutschland ergeben sich erhebliche Belastungen aus der Schieflage beim Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate AG, und schließlich gibt die Bundesregierung am 5. Oktober 2008 eine Komplettgarantie für private Einlagen bekannt.

Diesem sehr schwierigen Umfeld und den sich anschließend ergebenden erheblichen Verwerfungen am Kapitalmarkt konnte sich auch die Scherzer & Co. AG mit ihrem Wertpapierportfolio letztlich nicht entziehen und musste nach den Worten von Dr. Issels "Federn lassen". Entsprechend hat sich auch der Aktienkurs von Scherzer & Co. mit einem Rückgang auf 0,66 Euro nach zuvor 1,54 Euro sehr unerfreulich entwickelt, wie der Vorstand feststellte, und im Zuge dessen hat sich die Marktkapitalisierung von über 40 Mio. Euro in der Spitze auf unter 20 Mio. Euro zum Jahresende 2008 verringert. Inzwischen hat sich der Kurs wieder etwas erholt, und die Aktie notiert bei gut 0,85 Euro.

In diesem Zusammenhang ist es nach Angabe von Dr. Isssels auch nur ein schwacher Trost, dass sich die Aktienindizes insgesamt und auch die Beteiligungsvehikel anderer ausgesuchter Investoren in 2008 zum Teil deutlich negativ entwickelt haben. So hat die Berkshire Hathaway-Aktie von Starinvestor Warren Buffet um 28,6 Prozent an Wert verloren, die Deutsche Balaton AG büßte 48, 5 Prozent und die Shareholder Value Beteiligungen AG 51,7 Prozent an Wert im Jahresvergleich ein. Gemäß Statistik des BVI Bundesverbands Investment und Asset Management e.V. haben in 2008 die Nebenwerte-, Small- und Midcap-Fonds um die 38,8 Prozent an Wert verloren.

Das negative Kapitalmarktumfeld hat sich naturgemäß auch im Zahlenwerk der Scherzer & Co. AG niedergeschlagen. So drehte der Jahresüberschuss von 4,43 Mio. Euro in 2007 in einen Jahresverlust von 19,895 Mio. Euro im Berichtszeitraum. Dies entspricht einem Ergebnis je Aktie von minus 0,73 Euro nach zuvor plus 0,16 Euro. Konnten in 2007 noch positive Erträge in der Größenordnung von etwas über 7 Mio. Euro aus Wertpapierverkäufen erwirtschaftet werden, musste in 2008 ein Verlust von 3 Mio. Euro verkraftet werden.

Die sonstigen betrieblichen Erträge erhöhten sich nicht zuletzt dank vereinnahmter Stillhalterprämien aus Optionsgeschäften auf 1,48 (Vj.: 0,21) Mio. Euro. Positiv wirkten sich die in 2008 zugeflossenen erheblichen Dividendeneinnahmen aus, die mit 2 Mio. Euro deutlich über dem Vorjahresniveau von 0,87 Mio. Euro lagen. In der Position sonstige Zinsen und Erträge von 295 (20) TEUR sind auch Verzinsungen aus Abfindungen enthalten.

Deutliche Spuren in der Gewinn- und Verlustrechnung haben per Ende 2008 erforderlich gewordene Abschreibungen auf Wertpapiere hinterlassen. So waren bei den Abschreibungen auf Finanzanlagen nach Aussage von Dr. Issels in 2008 Wertminderungen von 18,6 (1,7) Mio. Euro zu verkraften. In Reaktion auf die Eintrübung des Umfelds wurde auch der Anteil der Fremdmittel zurückgefahren, so dass die Eigenkapitalquote mit 64,4 (66,6) Prozent fast konstant geblieben ist. Per Jahresende haben sich die Bankverbindlichkeiten auf 13,2 (21,2) Mio. Euro verringert und wurden in den ersten Monaten des Jahres 2009 weiter zurückgefahren.

Rückblickend auf das Geschäftsjahr 2008 und die eingetretene Entwicklung ist laut Dr. Issels festzustellen, dass auch vermeintlich sichere Investments wie z.B. Generali Deutschland Holding AG oder Wüstenrot & Württembergische im Preis deutlich fallen können. Auch niedrig bewertete Unternehmen wie freenet.de oder P&I Personal und Information AG konnten sich dem Kursverfall nicht entziehen. Ebenfalls belastend wirkte sich aus, dass die Ereignisse der vergangenen Monate auch die Geschäftsmodelle vieler Finanzwerte wie z.B. bei Allianz SE, Commerzbank AG oder Deutsche Postbank AG grundsätzlich in Frage stellen. Bezogen auf die Scherzer & Co. AG stellte der Vorstand fest, dass die Verwaltung das Ausmaß der Finanzkrise unterschätzt hat, auch schützt die Investition in günstige Werte nur bedingt vor Kursverlusten, und last but not least wurde in Finanzwerte deutlich zu früh investiert.

Als Konsequenz der Ereignisse in den vergangenen Monaten werden im Portfolio der Gesellschaft die bestehenden Investments erneut auf ihre Güte überprüft und gegebenenfalls reduziert oder gar komplett veräußert. Die Verbindlichkeiten des Unternehmens wurden weiter verringert. Ferner erhält bei Investitionen auch die Bonität der Mehrheitsgesellschafter einen deutlich höheren Stellenwert als in der Vergangenheit. Hierbei ist laut Vorstand insbesondere im aktuellen Umfeld die Frage von Bedeutung, ob und in welchem Umfang der Mehrheitsgesellschafter in der Lage ist, das Unternehmen auch in schwierigen Zeiten weiter durchzufinanzieren.

Neben den unerfreulichen Entwicklungen konnten in 2008 aber auch eine ganze Reihe von Projekten erfolgreich zum Abschluss gebracht werden, wie Dr. Issels erfreut feststellte. Dabei handelt es sich unter anderem um die im Rahmen des Unternehmensvertrags der Hauptaktionärin angedienten Stücke der Eurohypo AG, erfolgreiche Beendigungen von Engagements durch Squeeze-outs erfolgten bei Vattenfall Europe AG, bei Bank Austria AG, bei Bayrische HypoVereinsbank sowie bei Bayer Schering Pharma AG. Die Aktien der Kässbohrer Geländefahrzeug AG wurden im Rahmen des Unternehmensvertrags angedient.

Als Beispiel für ein in 2008 erfolgreich beendetes Projekt führte Dr. Issels die HypoVereinsbank AG an. Hier erfolgte am 15. September 2008 die Eintragung des Squeeze-outs im Handelsregister mit einem Abfindungskurs von 38,26 Euro. Der letzte an der Börse gezahlte Kurs lag bei 41,75 Euro. In den letzten Handelstagen hat die Scherzer & Co. AG ihre bestehende Beteiligung weiter aufgestockt und Aktien oberhalb des Abfindungspreises an der Börse erworben. Mit dieser Entscheidung wurden bewusst Andienungsverluste in Kauf genommen. Insgesamt wurden 450.000 Aktien der HVB zu einem Preis von 38,26 Euro im Squeeze-out veräußert, bezogen auf den letzten gehandelten Kurs wurden in die Nachbesserungsrechte insgesamt über 1,5 Mio. Euro investiert.

Das gesamte Nachbesserungsvolumen - berechnet wird dies aus angedienter Stückzahl multipliziert mit dem Andienungskurs - bei der Gesellschaft belief sich per Ende 2008 auf 65,1 Mio. Euro, in 2008 wurde ein Nachbesserungsvolumen von über 30 Mio. Euro generiert. Aktuell hat sich das Nachbesserungsvolumen durch den zwischenzeitlich ebenfalls vollzogenen Squeeze-out bei der Kölnischen Rückversicherungs-Gesellschaft AG auf 70,1 Mio. Euro erhöht. Für das bestehende Nachbesserungsvolumen wurden seitens der Gesellschaft bewusst Andienungsverluste in einer Größenordnung von mehr als 2,7 Mio. Euro in Kauf genommen, bilanziell werden sämtliche Nachbesserungsrechte mit 0 Euro erfasst, so Dr. Issels weiter.

Mit Blick auf das aktuell laufende Geschäftsjahr sieht die Unternehmensleitung die Gesellschaft insgesamt gut aufgestellt. Die Kernpositionen des Portfolios sind nach Verwaltungseinschätzung in ihren jeweiligen Märkten gut aufgestellt und sollten mehrheitlich auch gestärkt aus der Finanzkrise hervorgehen. Positiv zu werten sind ebenfalls die geringen Nettofinanzverbindlichkeiten , die noch bestehenden Kredite in Höhe von 8,3 Mio. Euro besitzen laut Vorstand Laufzeiten bis 2010 bzw. 2012, und diesen stehen Tagesgelder und ein Portfolio an Unternehmensanleihen gegenüber. Per Saldo belaufen sich die Nettofinanzschulden auf aktuell 1,8 Mio. Euro. Ferner nannte der Vorstand die geringen Bilanzansätze, die nach den in 2008 erfolgten Abschreibungen Spielraum für Wertaufholungen lassen. Ein weiterer Pluspunkt ist laut Dr. Issels das deutlich ausgebaute Nachbesserungsportfolio, welches ebenfalls nicht in der Bilanz erfasst wird.

Aktuell besteht das Kernportfolio der Scherzer & Co. AG - hierauf entfallen aktuell 61,2 Prozent des Gesamtvolumens - aus den Positionen Biotest AG St./Vz. (Kategorie Chance), freenet.de AG (Kategorie Chance), buch.de internetstores AG (Kategorie Sicherheit), RM Rheiner Management AG (Kategorie Sicherheit), Generali Deutschland Holding AG (Kategorie Sicherheit), P&I Personal und Informatik AG (Kategorie Chance), Dr. Hönle AG (Kategorie Chance), Württembergische Leben (Kategorie Sicherheit), ERGO Versicherungsgruppe AG (Kategorie Sicherheit) und W&W Wüstenrot & Württembergische AG (Kategorie Sicherheit).

Die in der Vergangenheit bestehende Finanzlastigkeit der Depotpositionen hat sich nach Vorstandsangabe durch die Squeeze-out-bedingten Veräußerungen von Bayrische HypoVereinsbank AG sowie jüngst der Kölnischen Rückversicherungs-Gesellschaft AG deutlich reduziert.

Abschließend gab Dr. Issels noch eine Vorausschau auf das Geschäftsjahr 2009. Dieses wird sich nach seiner Einschätzung an den für die Scherzer & Co. wichtigen Finanzmärkten weiterhin im Spannungsfeld zwischen Kurserholung und tiefer Rezession bewegen. Eine Prognose ist im aktuellen Umfeld nach seiner Einschätzung nicht möglich, insbesondere ist derzeit überhaupt nicht absehbar, inwieweit die auf den Weg gebrachten Konjunktur- und Rettungspakete für die Wirtschaft die erwartete Wirkung entfalten können.

Wenngleich die systemimmanenten Probleme des Finanzsystems deutlich reduziert zu sein scheinen, ist ein Ende des konjunkturellen Abschwungs weiterhin offen. Für die Scherzer & Co. AG bedeutet dies nach Aussage von Dr. Issels, dass die bestehenden Engagements weiterhin sehr eng begleitet werden, eine sehr vorsichtige Steuerung der Liquidität erfolgt und man bei Neuengagements eher zurückhaltend agieren wird. Angesichts der jüngsten Erholung an den Finanzmärkten bewegt sich die Gesellschaft beim Ergebnis nach Vorstandsangabe derzeit an der "Nulllinie", eine Prognose für das Gesamtjahr ist, wie bereits ausgeführt, zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch nicht möglich, so Dr. Issels zum Abschluss seiner Ausführungen.


Allgemeine Aussprache

Als erster Redner meldete sich Rechtsanwalt Thomas Hechtfischer, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), zu Wort und stellte fest, dass angesichts der erforderlich gewordenen Abschreibungen sowie des Kursrückgangs der Aktie um 57 Prozent die Finanzkrise auch in der Kölner Friesenstraße angekommen ist. Eine nähere Erklärung erbat er vom Vorstand zu den Gründen für den Verkauf der Aktien der Euler Hermes Kreditversicherungs AG, die im vergangenen Jahr noch als ein aussichtsreiches Investment hervorgehoben wurden.

Nach Angabe von Dr. Issels ist der Verwaltung der Verkauf dieser unter der Rubrik "Sicherheit" eingestuften Position schwergefallen. Als wesentlichen Grund für diesen Schritt nannte er den Umstand, dass ein Kreditversicherer wie Euler Hermes in der aktuellen Wirtschaftskrise und insbesondere, wenn diese noch länger andauern sollte, ein deutlich erhöhtes Risikoprofil aufweist und hier entsprechende negative Einflüsse im operativen Geschäft aus erforderlichen Versicherungsleistungen entstehen können. Der Verkauf erfolgte zu höheren als den aktuellen Börsenkursen, die Story und die erwartete komplette Übernahme durch den Allianz-Konzern ist nach Einschätzung des Vorstands jedoch weiterhin intakt.

Des Weiteren erkundigte sich Herr Hechtfischer nach den Gründen für den Verkauf der Positionen Commerzbank, Allianz sowie Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft und auch danach, ob dieser Verkauf möglicherweise auf Druck der finanzierenden Banken erfolgt ist. Der Ausstieg bei Commerzbank und Allianz erfolgte nach Angabe von Dr. Issels vor dem Hintergrund der Verwerfungen in der Banken- und Finanzwirtschaft sowie der bestehenden Unsicherheit, welche Risiken in diesen Unternehmen möglicherweise noch schlummern. Bei der Münchener Rück erfolgte lediglich ein Teilverkauf, hier ist die Scherzer & Co. laut Vorstand weiterhin noch beteiligt. Ein signifikanter Teil der Fremdmittelrückführung geht nach Aussage von Dr. Issels auf die Ausbuchung der HVB-Aktien im Zuge des Squeeze-outs im vergangenen September zurück.

Bezogen auf möglichen Druck von Bankenseite führte Dr. Issels aus, dass ein solcher nicht existierte, vielmehr seien bei Scherzer & Co. Anfragen von solchen eingegangen, die Interesse an einer Ausweitung der Geschäftsbeziehung bekundet haben. Der Vorstand wertet dies als klares Vertrauenssignal in das Unternehmen und dessen stets verfolgte offene und zeitnahe Informationspolitik.

Etwas unklar erschienen dem DSW-Vertreter auch die getroffenen Zuordnungen verschiedener Depotpositionen zu den Bereichen "Sicherheit" und "Chance". Das von Herrn Hechtfischer hinterfragte leichte Übergewicht zu Gunsten von "chancenorientierten" Anlagen resultiert laut Dr. Issels aus den Verschiebungen im Portfolio nach der Ausbuchung der HVB-Aktien im Rahmen des Squeeze-outs. In den letzten Monaten hat sich das Verhältnis zwischen beiden Kategorien mit 49 zu 51 Prozent fast wieder auf den angestrebten Zustand eingependelt.

Konkret befragt nach den Gründen für die Zuordnung der Unternehmen buch.de internetstores AG, RM Rheiner Management AG sowie Wüstenrot & Württembergische antwortete der Vorstand, dass bei buch.de neben der erfreulich weiter wachsenden Kasseposition und der operativ guten Entwicklung auch die im Vorjahr erfolgte leichte Anteilsaufstockung der Großaktionärin Douglas für die vorgenommene Umgliederung spricht. Im Fall der RM Rheiner Management AG hat die Verwaltung eine entsprechende Anregung der letztjährigen Hauptversammlung aufgegriffen, und angesichts der dort bestehenden Konzentration des Geschäfts auf das Thema Nachbesserungsrechte erscheine diese Maßnahme auch logisch, so Dr. Issels weiter.

Die Zuordnung der Aktien der Wüstenrot & Württembergische zu den "sicherheitsorientierten" Anlagen im Depot begründete Dr. Isssels mit der vom Vorstand des Unternehmens im jüngsten Quartalsbericht bekräftigten Erwartung, in 2009 eine Eigenkapitalverzinsung von 9 Prozent zu erreichen. Überdies notiert die Aktie unter Buchwert und profitiert von den aktuellen Verwerfungen an den Finanzmärkten durch eine gute Position im Bauspargeschäft, hier liegen die Zuwachsraten aktuell bei über 20 Prozent.

Positiv bewertete Herr Hechtfischer auch die vom Vorstand verfolgte Zielrichtung, bei bestehenden und künftigen Investments auch die Bonität des Großaktionärs viel mehr in die Betrachtungen und Überlegungen mit einzubeziehen. Auf die in diesem Zusammenhang gestellte Frage nach einer Einschätzung zum möglichen Squeeze-out bei der Generali Holding Deutschland antwortete Dr. Issels, dass er nicht zuletzt nach der jüngsten Hauptversammlung der Gesellschaft nach wie vor den Eindruck hat, dass die italienische Konzernmutter den Ausschluss der verbliebenen Minderheitsaktionäre weiterhin anstrebt. Hinsichtlich der Umsetzung eines solchen Schritts ist es nach Einschätzung von Dr. Issels jedoch eher eine Frage der Zeit als eine Frage der Bonität.

Die ebenfalls von Herrn Hechtfischer angesprochene Bonität der Biotest AG ist nach Vorstandsangabe nicht von der Familie und deren Holdinggesellschaft abhängig. Hier war in der Vergangenheit stets eine starke Nachfrage von institutionellen Investoren bei anstehenden Kapitalmaßnahmen vorhanden. Auch die Bonität der Familie ist nach Einschätzung von Dr. Issels sehr gut, wobei er daran erinnerte, dass die Familie als Hauptgesellschafterin dem Unternehmen auch in den Krisenzeiten mit Kapital zur Verfügung gestanden hat.

Aktionär Eberhard Knebel zeigte sich mit dem vorliegenden Zahlenwerk nicht sonderlich zufrieden und stellte in Anspielung auf die frühere Firmierung des Unternehmens fest, dass Scherzer & Co. "Porzellan zerschlagen" hat. Befragt nach möglichem weiterem Abschreibungsbedarf im Portfolio nach den ersten drei Monaten des laufenden Jahres antwortete Dr. Issels, dass aktuell und nach dem Kursanstieg der vergangenen Wochen Zuschreibungspotenzial besteht. Inwieweit diese Aussage jedoch auch für das ganze Jahr Gültigkeit hat, sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht zu sagen.

Befragt nach den größten Wertberichtigungspositionen im vorliegenden Jahresabschluss führte der Vorstand aus, dass es sich dabei um die Beteiligung an der freenet.de AG mit 3,7 Mio. Euro, die Commerzbank-Aktien mit 2,6 Mio. Euro sowie Pironet NDH mit 1,3 Mio. Euro handelt.

Im Zusammenhang mit der Fokussierung auf das Thema "Nachbesserungsrechte" wies Herr Knebel auf das Risiko hin, dass es möglicherweise in dem einen oder anderen Fall entgegen der entsprechenden Erwartung nicht zu der erhofften Nachbesserung kommt. Hier interessierte sich der Redner insbesondere auch für die Auswirkungen eines solchen Falls im Zahlenwerk der Scherzer & Co. AG. Dr. Issels stimmte der Einschätzung des Redners zu, dass eine Prognose über den Ausgang von Spruchstellenverfahren immer sehr schwierig ist und dass es schon häufiger vorkommt, dass in Verfahren, von denen man sich besonders viel verspricht, dann eher weniger herauskommt, während es in anderen Verfahren, die man eher "so mitlaufen hat", dann jedoch zu positiven Überraschungen kommt.

Diese Aussage gilt laut Vorstand auch für die HypoVereinsbank, mit einer Entscheidung über die Höhe einer möglichen Nachbesserung ist nach seiner Angabe erst in einigen Jahren zu rechnen. Konkrete Risiken in der Bilanz bestehen nicht, die Nachbesserungsrechte werden mit 0 Euro oder maximal einem Erinnerungswert von 1 Euro je Gattung angesetzt.

Ferner erkundigte sich Aktionär Knebel nach dem aktuellen Net Asset Value (NAV) der Scherzer & Co.-Aktie. Dr. Issels bat um Verständnis dafür, dass ein solcher NAV von der Gesellschaft nicht publiziert wird. Als Begründung wies er auf die bestehenden Schwierigkeiten bei der Berechnung eines solchen hin, da beispielsweise zu klären wäre, wie mögliche Nachbesserungsrechte zu bewerten sind oder aber bestehende Beteiligungen in meldepflichtiger Größenordnung. Bei Letzteren wäre ja sowohl ein Paketaufschlag ebenso wie ein Paketabschlag denkbar. Insoweit wäre jeder genannte NAV nach Aussage von Dr. Issels nur ein "Teil-"NAV.

Um die Anteilseigner über Veränderungen in der bestehenden Portfoliostruktur informiert zu halten, wird auf der Internetseite (www.scherzer-ag.de) eine monatlich aktualisierte Unternehmenspräsentation mit den Top 10-Portfoliowerten veröffentlicht. Diese zehn größten Positionen entsprechen etwa 60 Prozent des Gesamtbestands und ermöglichen bei Beobachtung von deren Kursen ein vergleichsweise gutes Gefühl für mögliche Wertveränderungen im Depot der Scherzer & Co. AG.

Die abschließende Frage von Herrn Knebel, warum die Gesellschaft bei der freenet.de AG investiert ist und nicht bei der ebenfalls in Köln ansässigen QSC AG beantwortete Dr. Issels dahingehend, dass sich der Vorstand bereits seit vielen Jahren mit dem Thema freenet.de und davor bereits mit der mobilcom AG beschäftigt hat und dort deutlich tiefer im Thema steckt, als dies bei der QSC AG der Fall ist.

Aktionär Kiel erkundigte sich dann noch nach möglichen negativen Auswirkungen eines aktuellen BFH-Urteils zur Frage der Steuerfreiheit bei Beteiligungsverkäufen in Kapitalgesellschaften. Wie Vorstand Dr. Issels in diesem Zusammenhang erklärte, wurde bei der Scherzer & Co. AG in den letzten Jahren noch keine Betriebsprüfung durchgeführt. Abschlussprüfer Harald Formhals führte auf Bitten des Vorstands unter anderem ergänzend aus, dass die Erträge aus dem Umlaufvermögen der Versteuerung bei der Scherzer & Co. AG unterliegen.


Abstimmungen

Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache um 12:35 Uhr wurde die Präsenz mit 7.730.161 Aktien oder 28,4 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Sämtliche Beschlussvorlagen der Verwaltung wurden einstimmig verabschiedet.

Im Einzelnen beschlossen wurden die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3) sowie die Wahl der Formhals Revisions- und Treuhand-GmbH zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2009 (TOP 4).


Fazit

Wie der Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in seinem Wortbeitrag sehr treffend formulierte, ist die Finanzkrise auch in der Kölner Friesenstraße angekommen. So haben sich die sicherlich in ihrer Heftigkeit nicht vorhersehbaren Entwicklungen des Jahres 2008 bei der Scherzer & Co. AG in entsprechendem Wertberichtigungsbedarf bei bestehenden Depotpositionen niedergeschlagen. Wie auch andere auf Value-Investments ausgerichtete Investoren in 2008 leidvoll erfahren haben, schützen bei derartigen Marktverwerfungen auch sehr günstige Bewertungen bzw. bestehende Übernahmephantasien nicht vor sinkenden Preisen der jeweiligen Aktien.

Positiv ist jedoch zu vermerken, dass sich derartige Qualitätsaktien in Phasen einer sicherlich wieder kommenden Erholung der Konjunktur und Finanzmärkte überproportional positiv entwickeln dürften und auf diese auch Potenzial für Zuschreibungen in der Bilanz von Scherzer & Co. vorhanden ist. Beim aktuellen Aktienkurs von 0,85 Euro dürfte die Aktie nach Einschätzung des Verfassers leicht unterhalb des NAV (Net Asset Value) notieren, wobei dabei noch nicht das mögliche Potenzial aus dem bestehenden Andienungsvolumen in einer Größenordnung von inzwischen über 70 Mio. Euro enthalten ist. Insbesondere an schwachen Börsentagen sollte sich die Aktie für den längerfristig orientierten Investor zum (Zu-)Kauf eignen.


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Hinweis: Der Autor besitzt Aktien der Gesellschaft.

Veröffentlichungsdatum: 28.05.2009 - 23:07
Redakteur: ala
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