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HV-Bericht Effecten-Spiegel AG - Aktie wird mit fast 50 Prozent Abschlag zum NAV gehandelt
Am 8.5.2009 fand in der Stadthalle in Düsseldorf die diesjährige ordentliche Hauptversammlung der Effecten-Spiegel AG statt. Rund 250 Aktionäre und Gäste hatten sich dort versammelt, darunter Matthias Wahler für GSC Research, um sich über die Entwicklung des Unternehmens zu informieren, dessen Geschäftstätigkeit sich zum einen auf die Verlagsaktivitäten, vor allem aber auf die Kapitalanlage auf eigene Rechnung stützt.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Udo Christochowitz eröffnete die Veranstaltung um 10:30 Uhr, erläuterte die Formalien und übergab das Wort im Anschluss an Alleinvorstand Marlis Weidtmann.


Bericht des Vorstands

„Finanzkrise“ war nach Einschätzung von Frau Weidtmann ganz klar das Wort des Jahres 2008. Der enormen Kreditblase und der daraus entstehenden Vermögensillusion folgten damit eine gigantische Vermögensvernichtung und das weltweite Umfallen von Banken. Ganz nach dem Motto von Warren Buffet, dass sich erst herausstellt, wer nackt ist, wenn die Flut geht, entpuppte sich die Wall Street praktisch als Nudistenstrand.

„Die Effecten-Spiegel AG konnte sich diesem Marktumfeld nicht völlig entziehen“, so Frau Weidtmann weiter. Als zentrale Aufgabe sah sie im vergangenen Jahr weniger die Mehrung des Vermögens als vielmehr dessen Erhalt an. Zunächst machte sie dann aber einige Angaben zum Verlagsgeschäft, das ebenfalls von der Finanzkrise betroffen war.

Insgesamt litt die Wirtschaftspresse demnach stark unter der Finanzkrise und hatte parallel zum Rückgang der Aktienanleger mit einem fortschreitenden Leserschwund zu kämpfen, denn wer keine Aktien mehr hat, braucht auch keine Börseninformationen. Mit „Geldidee“ und „Das Wertpapier“ wurden im vergangenen Jahr zwei Zeitschriften komplett eingestellt, das Verlagshaus Gruner + Jahr versucht mit der Zusammenlegung von Börse Online, Capital, Impulse und der FTD Kosten zu sparen, und auch die Verlagsgruppe Handelsblatt plant entsprechende Aktionen.

„Wer in diesem Umfeld bestehen will, braucht ein klares Profil und Glaubwürdigkeit“, betonte Frau Weidtmann. Beim Effecten-Spiegel, der nach wie vor komplett ohne Werbung erscheint, ist dies nach ihrer Überzeugung eindeutig gegeben. Die Erlöse blieben deshalb mit 3,4 Mio. Euro ebenso wie die Abonnentenzahlen auf einem stabilen Niveau, und der Verlag weist einen Überschuss von 0,304 Mio. Euro aus.

Mit dem kürzlich erfolgten Facelift, der Tradition und neue Frische vereint und für eine verbesserte Lesbarkeit sorgt, hofft Frau Weidtmann, nun noch neue Leser zu gewinnen. Sie sprach den Abonnenten ihren Dank aus, dass sie die erste Preiserhöhung seit zwölf Jahren mitgetragen haben. Letztlich erwartet sie in dem schlechten Marktumfeld aber bestenfalls stagnierende Abonnentenzahlen, weshalb Frau Weidtmann die Suche nach einem zweiten Standbein verstärkt fortsetzen will. Eine Möglichkeit sieht sie in der Ausweitung des Onlinebereichs.

Danach kam Frau Weidtmann zum Hauptgeschäft der Effecten-Spiegel AG, der Kapitalanlage auf eigene Rechnung. Die großen Beteiligungen in diesem Bereich sind die Verlag Blazek & Bergmann seit 1891 AG, die Action Press Holding AG und die 313music JWP AG. Insbesondere mit der Entwicklung der Action Press zeigte sie sich sehr zufrieden. Das Vorsteuerergebnis dieser Gruppe erhöhte sich um 24 Prozent und stieg erstmals seit dem Jahr 2000 wieder über 1 Mio. Euro. Der Bilanzverlust ist ausgeglichen, so dass künftige Gewinne ausgeschüttet werden können.

Weniger erfolgreich verlief das Geschäft bei 313music. Die zentrale Aufgabe des neuen Vorstands war im vergangenen Jahr das Überwinden des Liquiditätsengpasses durch Kosteneinsparung und Umstrukturierung. Die Effecten-Spiegel AG ist nach Aussage von Frau Weidtmann nicht mehr im Aufsichtsrat dieser Gesellschaft vertreten, verfügt aber nach wie vor über eine enge Beziehung zum Management. Für 2008 weist 313music noch einen hohen Fehlbetrag aus. Im ersten Quartal 2009 sollte das Ergebnis nach ihrer Einschätzung aber bereits ausgeglichen ausgefallen sein.

Wie Frau Weidtmann hier anfügte, hält die Effecten-Spiegel AG auch noch 14,34 Prozent an der IG Farben Liquis AG, die jedoch bereits im Vorjahr komplett abgeschrieben worden war. Bezüglich der Gründe verwies sie auf ihre Ausführungen auf der letzten Hauptversammlung (siehe hierzu auch den HV-Bericht 2008 von GSC Research). Weiterhin sieht sie bei dieser Gesellschaft die Möglichkeit, Schadenersatzansprüche gegen die UBS geltend zu machen; neue Ansatzpunkte haben sich aber nicht ergeben.

Mit dem Erfolg bei der Commerzbank AG von 1870, die überraschend doch noch an die Commerzbank AG verkauft werden konnte, sieht Frau Weidtmann jedoch aufgezeigt, dass sich manchmal ungeahnte Lösungsmöglichkeiten eröffnen. Obwohl sämtliche Anträge auf die Einberufung einer Hauptversammlung und auch die Klage auf Schadensersatz gegen die Commerzbank AG wegen unrechtmäßiger Aneignung erfolglos waren und die neue Commerzbank die Löschung durchsetzen konnte, erklärte sich das Institut nach zähen Verhandlungen bereit, allen Aktionären der Altbank auf Basis des Durchschnittskurses ein Kaufangebot zu 10,34 Euro je Aktie zu unterbreiten. „Heute wäre dies sicherlich nicht mehr möglich gewesen“, freute sich die Firmenchefin über den Erfolg.

In den Wertpapieren des Anlagevermögens in Höhe von 25 Mio. Euro stellt nach Angabe von Frau Weidtmann die Siemens AG mit einem Betrag von 5,9 Mio. Euro die größte Position dar. Mit dem Amtsantritt des Vorstandsvorsitzenden Peter Löscher sah sie hier großes Potenzial, nachdem die Kernsparten sich erfolgreich entwickeln und die Kasse gut gefüllt ist.

Das zweite große Engagement ist mit knapp 4 Mio. Euro die Porsche AG. Dieses baute Frau Weidtmann im Tausch gegen Aktien von VW auf, nachdem in deren Kurs schon viel Übernahmefantasie enthalten war. Porsche sieht sie nun als Langfristengagement an. Dass der Kurs dieser Aktie soweit heruntergeknüppelt wurde, kann sie nicht nachvollziehen. Frau Weidtmann hält es durchaus für möglich, dass die Familien Porsche und Piëch den Markt mit den jüngsten Diskussionen wieder einmal an der Nase herumgeführt haben. Porsche ist nach ihrer Überzeugung auf jeden Fall ein Konzern der Superlative mit einer immer noch zweistelligen operativen Rendite.

An der Hochtief AG ist die Effecten-Spiegel AG ebenfalls mit knapp 4 Mio. Euro beteiligt. Frau Weidtmann geht davon aus, dass dieser Baukonzern mit seiner starken Bilanz und den hohen Auftragseingängen die derzeitige Krise ohne größere Blessuren überstehen wird. Auf 2,4 Mio. Euro beläuft sich das Engagement in die K+S AG. Diese Aktie notiert im Moment unter Einstiegsniveau, was Frau Weidtmann aber nur darauf zurückführt, dass der Markt lange Zeit zu erfolgsverwöhnt war. Sie fühlt sich mit Blick auf die Rekordergebnisse und Dividenden sehr wohl mit K+S.

Bei dem IT-Unternehmen Ariba Inc. hat Frau Weidtmann wie angekündigt Gewinne mitgenommen, sich aber nicht wie ursprünglich geplant komplett zurückgezogen. Nachdem der Kundenstamm weiter wächst und im ersten Quartal 2009 auch der Turnaround gelungen ist, dürfte es nach ihrer Einschätzung nur eine Frage der Zeit sein, bis der Aktienkurs zu neuen Höhenflügen ansetzt. Deshalb hat Frau Weidtmann das Engagement sogar wieder etwas aufgestockt. Aus dem Nebenwertebereich erwähnte sie noch die Beteiligungen an RENK und Klöckner-Werke, die beide in ihren Nischenbereichen Marktführer sind.

Bei der HypoVereinsbank (HVB) ist die Effecten-Spiegel AG erst nach der Ankündigung des Squeeze-outs zu Kursen knapp über 40 Euro eingestiegen, weshalb mit der Einreichung zu 38,26 Euro zunächst ein Verlust von knapp 2 Mio. Euro realisiert wurde. Im Spruchstellenverfahren, bei dem die Effecten-Spiegel AG einer von mehr als 300 Antragsstellern ist, erwartet Frau Weidtmann aber eine hohe Nachbesserung, nachdem die Gesellschaft vom italienischen Großaktionär offenbar förmlich ausgeschlachtet wurde. Basierend auf den Schadensersatzforderungen, die einige Hedgefonds eingereicht haben, hält sie eine Nachzahlung von bis zu 20 Euro möglich. 5 Euro sollte es aber auf jeden Fall geben.

Dass die Kasse zum Bilanzstichtag mit 35,3 Mio. Euro prall gefüllt und damit nur die Hälfte des Vermögens investiert war, resultiert laut Frau Weidtmann aus der Durchführung des Squeeze-outs bei der HVB. Die Bilanzsumme beläuft sich auf 76,8 Mio. Euro. Mit einer Eigenkapitalquote von fast 97 Prozent und ohne Kredite hält die Firmenchefin die Effecten-Spiegel AG nach wie vor für sehr solide aufgestellt.

Wie Frau Weidtmann weiter mitteilte, hat sich die Effecten-Spiegel AG auch in das Thema Hyppo Real Estate (HRE) eingeschaltet und ein Gutachten in Auftrag gegeben zur Überprüfung der Rechtmäßigkeit der dortigen Vorgänge. Wie sie betonte, verfolgt man seitens der Effecten-Spiegel AG dabei keine Eigeninteressen, da diese keinen Schaden aus diesen Ereignissen erlitten hat. Es gehe dabei lediglich um die Rechte der Kleinaktionäre, und es gibt nach ihrer Einschätzung genügend Angriffspunkte.

Neu erworben hat die Effecten-Spiegel AG eine Beteiligung von 3,37 Prozent an der Equity Story AG, was Frau Weidtmann als hervorragendes strategisches Investment ansieht. Dieses Unternehmen ist nach ihrer Angabe Marktführer im Bereich der Online-Unternehmenskommunikation und verfügt mit der Tochtergesellschaft DGAP über eine echte Perle. Auch in Krisenzeiten erwartet sie bei diesem Unternehmen, das mit einer Eigenkapitalquote von 79 Prozent und liquiden Mitteln von 1,2 Mio. Euro über eine blitzsaubere Bilanz verfügt, gute Wachstumsperspektiven, und sie sieht zudem Synergieeffekte mit der Effecten-Spiegel AG.

Schrittweise hat Frau Weidtmann mit Blick auf deren Übernahme durch die Deutsche Bank AG in den letzten Monaten eine Beteiligung an der Postbank AG aufgebaut. Der Einstiegskurs liegt, wie sie betonte, unter dem heutigen Börsenkurs. Grundsätzlich ist sie im Moment dabei, den Aktienanteil wieder hochzufahren, sie will aber noch nicht voll investieren. Mit ihrer beträchtlichen Cashposition und ihrem langfristig ausgerichteten Depot mit soliden Werten hält Frau Weidtmann die Effecten-Spiegel AG gut aufgestellt.

Bei Rückschlägen will die Firmenchefin gegebenenfalls noch einmal neu investieren. Speziell sieht sie sich zurzeit nach interessanten Rohstoffwerten um. Gazprom befindet sich bereits länger im Depot, und es musste nach dem deutlichen Absturz dieser Aktie eine Abschreibung von 1,5 Mio. Euro vorgenommen werden. Fundamental hat sich bei der Gesellschaft aber nichts geändert, denn nach wie vor verfügt Gazprom über 25 Prozent der weltweiten Gasreserven und ist der größte Stromproduzent in Russland. Frau Weidtmann beurteilt die Bewertung dieser Aktie als äußerst günstig.

Da der Jahresfehlbetrag der Effecten-Spiegel AG von 371 TEUR überwiegend aus nicht realisierten Verlusten entstanden ist und die Gesellschaft im Übrigen über hohe liquide Mittel verfügt, hält es Frau Weidtmann für legitim, durch Entnahme aus den Gewinnrücklagen eine Dividende von 0,50 Euro je Aktie auszuschütten. Mehr hielte sie dagegen nicht für vertretbar. In diesem Zusammenhang stellte sie klar, dass die Vorzugsaktien keine zusätzliche Dividende erhalten, sondern lediglich über einen Nachzahlungsanspruch verfügen bzw. vorrangig bedient werden müssen.

Insgesamt sieht die Firmenchefin die Effecten-Spiegel AG wegen ihrer soliden Aufstellung und dank der Unabhängigkeit von Banken und Kreditgebern gerade in der jetzigen Zeit als starkes Investment an. Deshalb kann sie auch nicht recht nachvollziehen, dass die Börse dem Unternehmen derzeit nur eine Marktkapitalisierung von 40 Mio. Euro zubilligt, obwohl sich allein der Kassenbestand schon auf 35 Mio. Euro beläuft. Der Buchwert je Aktie errechnete sich bei einem Eigenkapital von 74,6 Mio. Euro zum Jahresende ohne Berücksichtigung des Verlagsgeschäfts mit 19,10 Euro.


Allgemeine Aussprache

Für die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sprach wie in den Vorjahren Thomas Hechtfischer. Dieser dankte Frau Weidtmann für ihre langen, aber nie langweiligen Ausführungen und für die Tatsache, dass sie das Wort „Finanzkrise“ in ihrer Rede nicht allzu oft in den Mund genommen hat, obwohl die Auswirkungen im Berichtszeitraum auch bei der Effecten-Spiegel AG spürbar waren.

Der kleine Jahresfehlbetrag ist, wie der DSW-Sprecher dem Jahresabschluss entnommen hatte, im Wesentlichen auf die Abschreibungen von 6,8 Mio. Euro zurückzuführen. Unschön fand er, dass die Hälfte dieses Betrags allein auf die Abwertung der eigenen Aktien entfällt, die aus heutiger Sicht viel zu teuer erworben wurden. Als interessant bezeichnete es Herr Hechtfischer, dass auf der Tagesordnung nun keine entsprechende Ermächtigung mehr vorgesehen ist, und er fragte nach dem Grund für diesen Sinneswandel.

Hierzu teilte Frau Weidtmann mit, dass die Gesellschaft bereits 9,98 Prozent des Grundkapitals aus den Käufen des Jahres 2007 hält, womit der maximale Rahmen von 10 Prozent nahezu ausgeschöpft ist. Bisher konnten diese Papiere noch nicht eingesetzt werden, und eine Einziehung hält die Firmenchefin ebenso wenig sinnvoll wie einen Verkauf über die Börse zu den Kursen weit unter Buchwert. Ein neuer Beschluss sei deshalb zurzeit nicht notwendig.

Weiter bat Herr Hechtfischer um eine Aufgliederung, auf welche Wertpapiere sich die übrigen Abschreibungen von 3,4 Mio. Euro verteilen. Laut Frau Weidtmann entfallen hiervon 1,5 Mio. Euro auf die Gazprom-Aktien, bei denen sie auf eine baldige Erholung hofft. Auf rund 1 Mio. Euro belief sich die Abschreibung bei den Anteilen an der Deutschen Bank AG, die diesen Rückstand aber fast schon wieder komplett aufgeholt hat. 0,97 Mio. Euro entfielen schließlich auf die Beteiligung an der 313music JWP AG.

Die Meinung von Frau Weidtmann, dass sich die 313music inzwischen recht erfreulich entwickelt, wollte Herr Hechtfischer nicht so recht teilen. „Ich habe den Eindruck, dass hier schon lange keine Musik mehr spielt“, lautete seine Aussage. Frau Weidtmann stimmte dem Aktionärsvertreter zu, dass sich diese Beteiligung natürlich nicht so entwickelt, wie dies ursprünglich beabsichtigt war. Ein Verkauf über die Börse sei aber unmöglich, ohne den Kurs ins Bodenlose fallen zu lassen. Ihre Hoffnung gehe dahin, dass sich diese Beteiligung einmal wie die Action Press AG entwickelt, die im Jahr 2002 noch kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stand. Sie überlege auch, wieder im Aufsichtsrat der 313msuic Platz zu nehmen, um das Geschäft enger begleiten zu können.

Als sehr mutig empfand Herr Hechtfischer die Einschätzung der Firmenchefin, dass bei der HVB eine Nachbesserung von bis zu 20 Euro pro Aktie zu erwarten sein könnte. Schon die im Geschäftsbericht genannten 5 bis 8 Euro hielt er für optimistisch. Die Effecten-Spiegel AG hat, wie Frau Weidtmann auf seine Nachfrage hin mitteilte, knapp 1 Million HVB-Aktien im Rahmen des Squeeze-outs eingereicht, womit zunächst ein Verlust von 2 Mio. Euro realisiert wurde. Einige zehntausend Anteile habe sie zuvor noch bei höheren Kursen über die Börse verkauft.

Bedenken äußerte der Aktionärsschützer betreffend die stillen Lasten, die ausweislich des Geschäftsberichts auf 10,7 Mio. Euro ganz erheblich angestiegen sind, während sich gleichzeitig die stillen Reserven auf 0,3 Mio. Euro reduziert haben. Wie ihm Frau Weidtmann hierzu erklärte, wurde bei einigen Aktienpositionen im Anlagevermögen auf eine Abschreibung verzichtet, nachdem die entsprechenden Unternehmen gut dastehen und sie zeitnah mit einer Wertaufholung rechnet. Darin, dass bis heute bereits 2,6 Mio. Euro aufgeholt sind, sieht sich Frau Weidtmann in ihrer Auffassung bestätigt.

Den Vorschlag, eine Dividende von 0,50 Euro zu zahlen, wertete Herr Hechtfischer als gute Nachricht, wenngleich dieser Betrag nicht verdient wurde. Nachdem die Bilanzrelationen gesund und die Rücklagen hoch sind, hielt er es aber für die richtige Entscheidung, die Gewinnrücklagen um diesen Betrag aufzulösen. Das gleiche Thema streifte die spätere Nachfrage von Prof. Dr. Ekkehard Wenger. Diesen interessierte, ob die Kapitalrücklage von stolzen 51,4 Mio. Euro komplett dem steuerlichen Einlagenkonto zuzurechnen ist, was Frau Weidtmann bestätigte.

Ebenso wie Kleinaktionär Zukunft bat Herr Hechtfischer um eine Aufsplittung der sonstigen betrieblichen Aufwendungen von 1,9 Mio. Euro. Die mit Abstand größte Position sind hier nach Angabe von Frau Weidtmann die Kosten für Fremdarbeiten. Da sie bisher nicht einmal über einen Assistenten verfüge, müsse sie bei der Erstellung des Effecten-Spiegels in erheblichem Umfang auf Zuarbeiten zurückgreifen. Eine große Position sind mit 0,6 Mio. Euro außerdem die Versandkosten.

Einige wenige Fragen betrafen dann das Verlagsgeschäft. Der DSW-Sprecher äußerte sich beeindruckt, dass in diesem Bereich in dem extrem schwierigen Umfeld des letzten Jahres trotz Werbeverzichts schwarze Zahlen geschrieben wurden. Etwas skeptisch zeigte sich Herr Hechtfischer allerdings betreffend die Pläne, den Onlinebereich auszubauen, nachdem alle anderen Verlage hier schon sehr aktiv sind. Größere Fortschritte konnte er in diesem Geschäft auch nicht erkennen. „Wir tasten uns hier langsam vor“, entgegnete Frau Weidtmann. Sehr positiv bewertet sie in diesem Kontext die Kooperation mit Equity Story, aus der sie viele Synergien erwartet, nachdem beide Unternehmen im gleichen Bereich tätig sind.

Letzterer Aussage stimmte Kleinaktionär Eberhard Knebel vorbehaltlos zu. Nach seiner Überzeugung hätte die Firmenchefin nichts Besseres tun können, als sich an dieser Gesellschaft zu beteiligen. Auch mit der Auswahl der übrigen Engagements zeigte er sich durchaus zufrieden. Als schmerzhaft empfand er lediglich die Misserfolge bei den vormaligen Hoffnungsträgern IG Farben Liquis und Commerzbank von 1870, von denen er sich einiges erhofft hatte.

Aktionär Salb aus Hamburg sah den Ausstieg aus letzterem Engagement hingegen als sehr gelungen an. Dass in Verhandlungen mit der neuen Commerzbank noch ein Preis von 10,34 Euro für das praktisch wertlose Papier erreicht werden konnte, wertete er als Meisterstück von Frau Weidtmann. Ein solches Ergebnis wäre, da war er sich sicher, im heutigen Umfeld nicht mehr möglich gewesen.

Sehr kritisch bewertete Herr Salb hingegen den sehr hohen Abstand zwischen Buchwert und Aktienkurs. Seiner Meinung nach ist dieser unschöne Zustand vor allem auf die mangelnde Transparenz der Gesellschaft zurückzuführen. Daher forderte er die Firmenchefin auf, die Einstiegskurse der verschiedenen Aktienpositionen zu nennen, was Frau Weidtmann ebenso wie ihr Vorgänger Bolko Hoffmann aber nicht tun wollte.

Zwar äußerte Frau Weidtmann Verständnis für den Wunsch der Aktionäre, möglichst viele Details zu erfahren, eine genaue Aufschlüsselung der Transaktionen würde ihrer Meinung nach aber der Flexibilität schaden. „Außerdem werden die Ansprüche der Aktionäre immer höher, je mehr Informationen sie erhalten“, fügte sie an. Die spätere Nachfrage von Prof. Dr. Wenger nach dem aktuellen NAV (Net Asset Value) beantwortete sie nach Rücksprache mit dem Back Office mit 17,27 Euro pro Aktie.

Gegen Ende der Debatte meldeten sich noch die beiden Münchner Rechtsanwälte Tino Sekera-Terplan und Dr. Stefan Carl zu Wort. Diese hinterfragten wie schon auf der letzten Hauptversammlung sehr kritisch die Aufstockung der Beteiligung an der Verlag Blazek & Bergmann seit 1891 AG im Jahr 2007. Herr Sekera-Terplan sah den Kaufpreis von 4 Mio. Euro, der an die Witwe des verstorbenen Bolko Hoffmann gezahlt wurde, angesichts der unzureichenden Ertragslage der Gesellschaft als nicht gerechtfertigt an.

Um mögliche Interessenskonflikte aufzudecken und überprüfen zu lassen, ob der Vorstand pflichtgemäß gehandelt hat und der Kaufpreis angemessen war, beantragte Herr Sekera-Terplan eine Sonderprüfung. Frau Weidtmann hielt diesen Antrag allerdings für unzulässig, da er nicht die Vorgänge aus dem Berichtsjahr betrifft. Sie informierte die Anwesenden, dass Herr Sekera-Terplan einen solchen Antrag bereits auf der letzten Hauptversammlung gestellt und nach dessen Ablehnung eine Auskunftsklage eingereicht hat. Sämtliche Ergebnisse wurden im Bundesanzeiger veröffentlicht. Das Verfahren ist damit ihrer Ansicht nach abgeschlossen, und sie konnte nicht erkennen, warum dieses Thema nun erneut aufgerollt werden sollte.

Mit Verweis auf die klare Aussage des Gerichts, dass die Verlesung des zu Grunde liegenden Gutachtens nicht erforderlich ist, wollte Frau Weidtmann auch die sehr detaillierten Fragen von Dr. Carl zu diesem Thema nicht beantworten. Sie informierte lediglich noch einmal, dass die Entscheidung für die Aufstockung der Beteiligung noch von Bolko Hoffmann getroffen worden war, der damit verhindern wollte, dass sich über diesen Umweg Investoren in die Effecten-Spiegel AG einkaufen. Schließlich hält Blazek & Bergmann 655.450 Stammaktien. Die Effecten-Spiegel AG wird, wie sie betonte, aber nicht beherrscht von dieser Gesellschaft.

Befragt nach der strategischen Bedeutung dieser Beteiligung informierte Frau Weidtmann, dass die Verlag Blazek & Bergmann seit 1891 AG nur über ein geringes Eigengeschäft verfügt und dass sie keine großen Gewinne erwartet. Man werde die strategische Ausrichtung sicherlich noch diskutieren müssen. Auf Nachfrage ergänzte sie, dass man sich über die Rückabwicklung dieser Transaktion durchaus schon Gedanken gemacht hat, dass sich bisher aber keinerlei Anknüpfungspunkte in diese Richtung ergeben haben.

Die beiden Münchner Aktionäre zeigten sich mit diesen Antworten nur bedingt zufrieden und gaben verschiedene Fragen als unbeantwortet und später noch Widerspruch zu den Beschlussfassungen zu Protokoll des Notars.


Abstimmungen

Vor dem Beginn der Abstimmungen gab der Aufsichtsratsvorsitzende die Präsenz mit 768.182 der insgesamt 2.000.000 Stamm- und 172.819 der 1.906.250 Vorzugsaktien bekannt. Von den stimmberechtigten Stämmen waren damit 38,40 Prozent vertreten, von den Vorzügen 9,07 Prozent. Alle Beschlüsse wurden im Folgenden mit großer Mehrheit gefasst.

Im Einzelnen abgestimmt wurde über die Verwendung des Bilanzgewinns zur Ausschüttung einer Dividende von 0,50 Euro für die Stamm- und auch für die Vorzugsaktien (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl von Dr. Klaus Hahn in den Aufsichtsrat als Ersatz für Joachim Meinke, der das Amt zur Vermeidung von Interessenskonflikten niedergelegt hat (TOP 5), die Festsetzung der Aufsichtsratsvergütung (TOP 6) und die Wahl der WISBERT Treuhand GmbH zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2009 (TOP 7).


Fazit

Die Effecten-Spiegel AG hat sich in dem miserablen Börsenumfeld des vergangenen Jahres achtbar geschlagen. Das Eigenkapital reduzierte sich lediglich um 4,0 auf 74,6 Mio. Euro oder 19,10 Euro je Aktie, und mit einem Cashbestand von 35 Mio. Euro und ohne Bankschulden ist das Unternehmen sehr solide aufgestellt. Auch das Verlagsgeschäft entwickelt sich robust und schreibt schwarze Zahlen, was in dem desaströsen Branchenumfeld unbedingt als Erfolg gewertet werden muss.

Umso mehr verwundert es, dass die Aktie im vergangenen Jahr ganz erheblich an Wert verloren hat. Aktuell notiert diese nur noch bei gut der Hälfte des NAV (Net Asset Value), der sich zum Tag der Hauptversammlung mit 17,27 Euro je Aktie errechnete. Schon allein der Cashbestand, der durch die Einreichung der HypoVereinsbank-Aktien im Rahmen des Squeeze-outs stark angeschwollen ist, deckt 80 Prozent der Marktkapitalisierung ab. Über die Effecten-Spiegel-Aktie bietet sich dem Anleger damit die interessante Möglichkeit, die sich im Depot befindenden Werte mit einem deutlichen Abschlag zu erwerben.


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Veröffentlichungsdatum: 14.05.2009 - 15:46
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