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HV-Bericht vwd Vereinigte Wirtschaftsdienste AG - Auswirkungen der Finanzmarktkrise fallen recht differenziert aus
Auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2008 kann man bei der Frankfurter vwd Vereinigte Wirtschaftsdienste AG zurückblicken. Dieses Unternehmen ist ein führender Informations-, Kommunikations- und Technologiedienstleister für das Wertpapiergeschäft. Umso spannender war daher die Frage, wie sich die aktuelle Finanzmarktkrise auf die Geschäftstätigkeit und Perspektiven der Gesellschaft auswirkt. Entsprechend hatte sich neben rund 20 weiteren Teilnehmern auch Hans-Hermann Mindermann für GSC Research in den Räumen der Deutschen Nationalbibliothek eingefunden, um aus erster Hand Informationen zu erhalten.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Nieding eröffnete die Veranstaltung pünktlich um 10:30 Uhr und erläuterte neben den üblichen Formalien den Vergütungsbericht, ehe er dem Vorstandsvorsitzenden Edmund J. Keferstein das Wort erteilte.


Bericht des Vorstands

Nach einer kurzen Einleitung ging Herr Keferstein näher auf das Geschäftsmodell der Gesellschaft ein. Als Alleinstellungsmerkmal stellte er dabei die Fokussierung auf das Segment Retail Banking, Private Banking und Wealth Management heraus, in dem die vwd umfassende Dienstleistungen und Produkte anbietet. „Wir sind überall dort, wo ein Finanzdienstleister im Wertpapiergeschäft den Anleger, sei er institutionell oder privat, berät und informiert“, lautete seine Zusammenfassung dieses Abschnitts.

Dabei berät die vwd den weiteren Angaben zufolge inzwischen neben rund 3.200 Firmenkunden und Institutionellen auch über 12.500 Privatkunden. Über die vwd können mit einer Schaltung bereits bis zu 28 Millionen Leser am Tag in Tageszeitungen und Wirtschaftsmedien erreicht werden. Beeindruckend ist auch die Zahl der Page Impressions auf den von der Gruppe betriebenen Internet-Seiten, die bei über 250 Millionen pro Monat liegt. Teil der Leistungen der Gruppe sind über 3 Milliarden Aktienkurs-updates pro Tag zu über 3,7 Millionen Wertpapieren.

Auch die Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr können sich sehen lassen. Zum besseren Verständnis der Entwicklung erläuterte Herr Keferstein vorab die für die Gesellschaft wesentlichen Ereignisse des abgelaufenen Geschäftsjahrs. Dazu zählt vor allem der Erwerb der Tijd Gruppe, die in den Niederlanden und Belgien Marktführer bei der Erstellung von Print-Tableaus und Internet-Websites für Medien ist und zudem Tageschlusskurse für diverse Finanzmarktanwendungen liefert.

Ausgebaut wurde nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden die Zusammenarbeit mit der DZ BANK AG, wobei in diesem Kontext Anfang 2009 ein langfristiger Vertrag zur Informationsversorgung des genossenschaftlichen Finanzverbunds geschlossen wurde. Das Umsatzvolumen liegt bei rund 40 Mio. Euro bei einer Laufzeit von zehn Jahren. Für die vwd ist dies der größte Auftrag in der inzwischen 60-jährigen Geschichte. Bereits im laufenden Geschäftsjahr wird mit einem positiven Ergebnisbeitrag hieraus gerechnet.

Neu ist auch eine strategische Partnerschaft mit der Credit Suisse zur gemeinsamen Vermarktung von Portfoliomanagement-Lösungen, die speziell auf die unabhängigen Vermögensverwalter zugeschnitten sind. Zudem wurde die Marktpräsenz in der Schweiz mit dem Erwerb eines 40-prozentigen Anteils an der PortfolioNet AG ausgebaut und der Anteil an der market maker Software AG durch die Einbringung der zuvor noch ausstehenden Anteile an dieser Gesellschaft im Wege einer Sachkapitalerhöhung auf 100 Prozent aufgestockt. Die Kapitalerhöhung führte dabei laut Herrn Keferstein zu einer Aufstockung des gezeichneten Kapitals um 1,1 auf 25,8 Mio. Euro und eröffnete zudem die Möglichkeit, Schlüsselmitarbeiter des übernommenen Unternehmens als Aktionäre zu gewinnen.

Wie der Vorstandsvorsitzende weiter ausführte, sind die Auswirkungen der Finanzmarktkrise auf die vwd differenziert zu betrachten. Beispielsweise hat sich der Bedarf an zuverlässigen und schnellen Marktinformationen in weiten Teilen des Bankgeschäfts ausgeweitet, während der Abbau von Arbeitsplätzen im Investmentbanking für die in diesem Arbeitsgebiet kaum aktive vwd nur marginale Auswirkungen hatte. Spürbar wurde die Krise hingegen in der Online-Werbung und bei Kommunikationsdienstleistungen, und ebenso wird der Bereich Fonds Services voraussichtlich unter den bereits erfolgten sowie voraussichtlich weiteren Fondsschließungen leiden.

Mit einem Wachstum um 12,7 Prozent auf 73,4 Mio. Euro konnte die vwd in 2008 erneut einen Rekordwert erreichen, wobei allerdings das organische Wachstum schwächer als im Vorjahr ausfiel. 6,1 Mio. Euro des Umsatzanstiegs entfielen den Angaben von Herrn Keferstein zufolge auf erstkonsolidierte Gesellschaften. Während die transaktionsbasierten Geschäftsmodelle von der hohen Volatilität an den Börsen profitierten, kam es im Bereich der Online-Werbung zu einem Umsatzrückgang um 23,5 Prozent.

Das EBITDA wurde sogar um 51,9 Prozent auf 10,9 Mio. Euro ausgebaut. Belastet wurde es durch den Integrationsaufwand für die vwd information solutions AG in der Schweiz, die sich aber aus aktueller Sicht im laufenden Jahr deutlich reduzieren werden. Anlaufaufwendungen mussten zudem im Kontext des Projekts mit der DZ BANK verkraftet werden. Dennoch gelang die Steigerung des EBIT um 56,6 Prozent auf 8,3 Mio. Euro und des Konzernergebnisses sogar um 95,7 Prozent auf 4,4 Mio. Euro oder 0,14 Euro je Aktie. Bei einem Vergleich mit dem Vorjahreswert ist nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden allerdings zu beachten, dass dieses auch Aufwendungen für eine verschobene Kapitalerhöhung und die Kosten eines Vergleichs enthielt.

Im weiteren Verlauf erklärte Herr Keferstein, dass die Strategie bei der vwd neben organischem Wachstum auch künftig Akquisitionen vorsieht. Weitere wesentliche Akquisitionen können dabei in Zukunft auch Kapitalmaßnahmen erforderlich machen, denn die Unternehmensführung möchte nach dem endgültigen Abbau der Verlustvorträge eine „angemessene Dividendenpolitik einführen“, so dass entsprechend die Möglichkeit zur Innenfinanzierung begrenzt wird.

Für die 40-prozentige Beteiligung an der PortfolioNet AG hat die vwd 3,2 Mio. CHF bezahlt. Diese Gesellschaft ist im Wachstumsmarkt Business Process Outsourcing im Finanzdienstleistungssektor etabliert und eröffnet Interessenten die Möglichkeit, ein modernes Portfoliomanagement-System zu nutzen, ohne sich um den damit verbundenen technischen Betrieb kümmern zu müssen. Diese Aufgabenstellung wird vielmehr von der Gesellschaft als Dienstleister übernommen, womit das bisherige Produktspektrum der vwd in der Schweiz ergänzt wird und zudem die Vertriebskanäle ausgebaut werden. Im März 2009 wurde ferner eine Vereinbarung zum Erwerb von 51 Prozent der Anteile an der European Derivatives Group getroffen. Diese Unternehmensgruppe befasst sich vor allem mit Ratings für strukturierte Finanzprodukte.

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet man bei der vwd nach Aussage von Herrn Keferstein noch keine Belebung des Online-Werbemarkts und ein Anhalten der Konzentrationstendenzen in der Fondsbranche. Während sich dies negativ auf die Ertragslage auswirken wird, werden die anderen Aktivitäten der vwd-Gruppe voraussichtlich vom hohen Kostenbewusstsein der Banken profitieren. Positive Effekte werden zudem aus den Akquisitionen und durch das Heben von Kostensynergien erwartet, so dass insgesamt ein profitables Wachstum und ein Ausbau der Marktanteilsposition erreichbar sein sollten. Angesichts des schwierigen Marktumfelds fiel dem Vorstandsvorsitzenden eine konkrete Prognose allerdings schwer.

Abschließend nahm Herr Keferstein noch Stellung zur Aktie, ehe die allgemeine Diskussion eröffnet wurde.


Allgemeine Aussprache

Als einziger Redner meldete sich Dr. Schlüchter von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu Wort. Das Ergebnis 2008 hatte diesem außerordentlich gut gefallen. Anders sah es hingegen mit dem Geschäftsbericht aus, den er als mühsam zu lesen empfunden hatte. Fragen stellte der DSW-Vertreter dann zu den Zielsetzungen beim Erwerb einer Beteiligung an der European Derivatives Group, die im Zertifikate-Rating tätig ist. Weitere Fragen betrafen insbesondere den Großauftrag durch die DZ BANK, das Kundenrisiko und diverse Detailfragen zu Angaben im Jahresabschluss.

Die Beantwortung der an den Vorstand gerichteten Fragen übernahm Herr Keferstein. Eine vom Fragesteller angeregte künftige Einteilung von Zertifikaten anhand der mit diesen vom Emittenten verfolgten Zielsetzungen hinsichtlich der Unterlegung bei den Rating-Angaben ist nach seiner Einschätzung nicht sinnvoll, da die vwd eher selten die Möglichkeit hat, diese Details in Erfahrung zu bringen. Die dahinter wohl eigentlich liegende Fragestellung nach der Sicherheit der Erfüllung für den Inhaber eines Zertifikates ist hingegen Kern der Rating-Leistung.

Von wesentlicher Bedeutung ist dabei den weiteren Ausführungen des Vorstandsvorsitzenden zufolge die Qualität des Emittenten, deren Veränderung gegebenenfalls in Anpassungen der Ratings zum Ausdruck gelangt. Damit leistet die vwd laut Herrn Keferstein einen Beitrag zur Transparenz, indem nachvollziehbare Informationen angeboten werden. Zudem kann die vwd künftig dieses Know-how auch auf andere Asset-Klassen übertragen und einen Zusatznutzen erzielen.

Im Zusammenhang mit dem Projekt mit der DZ BANK AG wurde keine projektbezogene Ertragsrechnung offengelegt. Grundsätzlich gilt aber, dass die Umsätze aus diesem Projekt in den kommenden Jahren stufenweise ansteigen werden. In 2008 entfiel auf die Zusammenarbeit mit der DZ BANK ein Umsatz von rund 1,8 Mio. Euro, während der Anteil des nächst größeren Einzelkunden nicht über 1 Mio. Euro lag. Das Projekt mit der DZ BANK ist damit für die vwd bedeutend, aber zugleich liegt eine breite Risikostreuung hinsichtlich der Kundenstruktur vor. Forderungsausfälle bewegten sich in 2008 im Promillebereich, wie weiter zu erfahren war.


Abstimmungen

Vor dem Beginn der Abstimmungen gab der Aufsichtsratsvorsitzende die Präsenz auf der Hauptversammlung bekannt. Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 24.624.577 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, waren demnach 24.862.165 Aktien entsprechend 96,54 Prozent vertreten. Die Abstimmung erfolgte im Subtraktionsverfahren. Sämtliche Tagesordnungspunkte wurden einstimmig im Sinne der Verwaltungsvorschläge verabschiedet.

Im Einzelnen abgestimmt wurde über die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Wahl von Dr. Rainer Marquart in den Aufsichtsrat (TOP 4), die Schaffung eines genehmigten Kapitals 2009 nebst entsprechender Satzungsänderung (TOP 5), die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien und zu deren Verwendung einschließlich der Ermächtigung zur Einziehung erworbener eigener Aktien und zur Kapitalherabsetzung (TOP 6) sowie über die Wahl der Stüttgen & Haeb AG zum Abschlussprüfer und Konzernabschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2009 (TOP 7).

Die Versammlung endete kurz nach 13 Uhr.


Fazit und eigene Meinung

Diese Hauptversammlung der vwd Vereinigte Wirtschaftsdienste AG war eine runde Sache. Erfreuliche Ergebnisse im abgelaufenen und ein positiver Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr sollten einen näheren Blick auf die Aktie wert sein.


Nachtrag

Am Nachmittag des gleichen Tages gab die Gesellschaft per Ad-hoc-Meldung bekannt, dass die Beteiligung an der PortfolioNet AG durch Ausübung einer Kaufoption von 40 auf 100 Prozent aufgestockt wurde. Der Kaufpreis betrug 8,1 Mio. CHF.


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Veröffentlichungsdatum: 12.05.2009 - 09:15
Redakteur: hmi
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