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Event-Bericht Silicon Sensor International AG - Sondereffekte drücken das Ergebnis einmalig tief ins Minus

Am 30. März 2009 präsentierte die Silicon Sensor International AG (SIS) im Rahmen einer Pressekonferenz den Jahresabschluss 2008. Wenige Tage vor dem Umzug in das neue Firmengebäude fand diese Veranstaltung letztmals in den Geschäftsräumen in der Charlottenstraße in Berlin statt. Ab 11 Uhr stand der Vorstandssprecher Dr. Hans-Georg Giering dort Rede und Antwort. Für GSC Research nahm Matthias Wahler an der Veranstaltung teil.


Bericht des Vorstands

Einleitend machte Dr. Giering einige allgemeine Angaben zum Geschäft des Berliner Unternehmens. Die Silicon-Sensor-Gruppe produziert demnach in erster Linie optische und nichtoptische High-Quality-Sensoren, mit denen sich unterschiedlichste Strahlungen messen lassen und die in einer Vielzahl unterschiedlicher Endprodukte Anwendung finden. Daneben fertigt die SIS Hybridschaltungen und Anwendungen der Mikroelektronik für ein breites Anwendungsspektrum. Auf dem Gebiet der kundenspezifischen Sensoren für höchste Ansprüche nimmt das Unternehmen weltweit eine führende Position ein.

Im Geschäftsjahr 2008 steigerte der Sensorspezialist den Umsatz rein organisch um 4 Prozent auf 38,5 Mio. Euro und erreichte damit die Planung von knapp 40 Mio. Euro. Mit diesem Zuwachs zeigte sich Dr. Giering durchaus zufrieden. Schließlich muss dabei berücksichtigt werden, dass die Produktion während des Umzugs in das neue Firmengebäude von September bis November 2008 nahezu drei Monate komplett stillgestanden hat.

Das EBIT ermäßigte sich indes vor Sondereinflüssen um ein Viertel auf 5 (Vj.: 6,6) Mio. Euro, woraus sich eine Marge von noch 13 (17,8) Prozent errechnet. Vor allem die weit hinter der Planung liegende Entwicklung der Tochter Microelectronic Packaging Dresden GmbH (MDP) verhinderte eine Wiederholung des deutlich besseren Vorjahresergebnisses. Ursächlich waren hier vor allem die geringeren Umsätze mit dem Kunden Infineon Technologies AG. Das Ergebnis der Silicon Sensor GmbH entwickelte sich bedingt durch die Belastungen aus dem Umzug ebenfalls rückläufig, während die LEWICKI microelectronics GmbH das schon hohe Vorjahresergebnis noch einmal übertreffen konnte.

Die unbefriedigende Entwicklung der MDP nahm der Vorstand zum Anlass, die auf diese Tochter entfallenden Firmenwerte komplett abzuschreiben. Dies führte zu einer Sonderbelastung von rund 15 Mio. Euro, die das EBIT mit minus 10,9 (plus 6,2) Mio. Euro tief ins Minus drückte. Der noch verbleibende Goodwill von 1,8 Mio. Euro entfällt nun komplett auf die LEWICKI GmbH, deren Wert diesen Betrag ausweislich des Impairment-Tests erheblich übersteigt. Das Jahresergebnis verschlechterte sich aufgrund der nicht cashwirksamen Abschreibung von plus 3,9 auf minus 11,3 Mio. Euro oder minus 2,90 Euro je Aktie nach plus 1,03 Euro im Jahr zuvor.

Wie Dr. Giering anhand einer Grafik aufzeigte, ist der langfristige Wachstumstrend voll intakt. Eine konkrete Aussage, wie sich das laufende Jahr entwickeln wird, wagte er angesichts des unsicheren Umfelds jedoch nicht. Auf jeden Fall sollten die Erlöse in einer Bandbreite zwischen 32 und 43 Mio. Euro liegen. Die für 2010 ursprünglich angepeilten 50 Mio. Euro hält der Vorstandssprecher nach wie vor für erreichbar. Konkret bestätigen wollte er die Zielgröße mit Blick auf das zunehmend unsichere Marktumfeld aber lieber nicht.

Abhängig ist der Erfolg der SIS, wie Dr. Giering im weiteren Verlauf erklärte, vor allem vom Verhalten der Kunden. Zumeist unterschreiben diese feste Rahmenverträge, die über eine Laufzeit von drei bis fünf Jahren die Abnahme einer festen Produktionsmenge vorsehen. Dieses Vorgehen ist für beide Seiten sinnvoll, da bei der Fertigung eine enorm hohe Skalierbarkeit gegeben ist und die Kostenvorteile, die bei der Produktion einer größeren Menge entstehen, so zum Teil an den Kunden weitergegeben werden können.

Der Nachteil dieser Vereinbarung zeigt sich jedoch in der momentanen Situation, da sich kaum abschätzen lässt, wann genau die Kunden, die zum Teil mit eigenen Problemen zu kämpfen haben, die georderten Mengen abrufen. Im ersten Quartal 2009 beobachtete Dr. Giering bereits eine Reihe von Auftragsverschiebungen und zum Teil komplette Einkaufsstopps, bisher aber alle mit dem Hinweis versehen, dass die geplanten Mengen noch in diesem Jahr abgerufen werden sollen.

Sicherheitshalber hat der Vorstand aber schon im September 2008 eine Reihe von Kostensenkungsmaßnahmen eingeleitet. Seit kurzem umfassen diese nun auch die Kurzarbeit in Dresden. Auf betriebsbedingte Kündigungen soll laut Dr. Giering weiterhin verzichtet werden, da ab Ende 2009 wieder mit deutlich anziehen Umsätzen gerechnet wird. Selbst für den Worst Case eines Umsatzeinbruchs von 25 Prozent zeigte sich der Vorstandssprecher dank dieser Maßnahmen aber optimistisch, noch ein positives operatives Ergebnis erzielen zu können. Je nachdem, wie sich das Geschäftvolumen letztlich entwickeln wird, sieht er das EBIT in diesem Jahr in einer Bandbreite zwischen 1 und 6 Mio. Euro.

Im Folgenden präsentierte Dr. Giering einige Bilder des neuen Firmengebäudes. Nachdem die Idee für dieses Projekt bereits in 2002 erstmals erörtert wurde, zog sich der Grundstückskauf doch noch vier Jahre hin. Behördliche Auflagen verzögerten dann die Baugenehmigung, von deren Erteilung im November 2007 bis zur Fertigstellung des neuen Sensorwerks im Oktober 2008 vergingen aber nur noch elf Monate. 16 Mio. Euro ließ sich die SIS das neue Gebäude kosten, das nun auf absehbare Zeit ausreichend Platz für das weitere Wachstum bietet.

Im laufenden Jahr stehen auch noch einige strukturelle Veränderungen an. So will Dr. Giering die Gruppenstruktur, in der die AG bislang nur als Holding für die Tochtergesellschaften fungiert, neu ordnen. Dabei plant er die Umgestaltung der AG in eine Industrieholding, in der auch das bisher auf verschiedene Tochtergesellschaften verteilte Geschäft mit den optischen Sensoren einbezogen sein wird und die die gesamte Wertschöpfungskette bei der Herstellung intelligenter Sensoren abdecken soll.

Wie Dr. Giering auf entsprechende Nachfrage ausführte, erwartet er daraus zum einen eine organisatorische Vereinfachung innerhalb der Gruppe. Zudem verspricht er sich gegenüber den Kunden ein besseres Auftreten, da bisher immer die jeweilige Tochter, aber auch die AG in die Verhandlungen einbezogen werden mussten. Diese Umstrukturierung soll ebenfalls in diesem Jahr umgesetzt werden.

Ein zentraler Bestandteil der Strategie für 2009 ist laut Dr. Giering außerdem die Intensivierung der Vertriebsaktivitäten. Bisher war Silicon Sensor in diesem Bereich praktisch nicht aktiv. Da die Zahl der Anbieter im Sensormarkt recht überschaubar ist, kamen die Kunden von selbst und orderten die gewünschten Produkte. Künftig will der Vorstand neben den Bauelementen außerdem verstärkt Convenience-Leistungen anbieten.

Schon mit der bestehenden Produktpalette sieht der Vorstand damit für die nächsten Jahre ganz erhebliches Wachstumspotenzial. Rein organisch sieht er ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 15 Prozent als realistisch an, womit der Umsatz im Jahr 2015 die Marke von 100 Mio. Euro durchstoßen müsste. Hinzu kommen eventuell noch die Chancen, die sich aus einer Erweiterung der Produktpalette ergeben könnten.

Marktseitig sieht Dr. Giering diesbezüglich keine Beschränkungen. Insgesamt schätzt er das Marktvolumen für Photosensoren, Drucksensoren und Kamerasysteme weltweit auf 4,8 Milliarden Euro, wovon die SIS bisher nur einige eng begrenzte Nischen abdeckt. Durch einen aktiven Vertrieb und ein entsprechend angepasstes Vorgehen will der Vorstandssprecher von dem großen Kuchen für Silicon Sensor künftig deutlich mehr abschneiden. Grundsätzlich sollte dies, wie er verdeutlichte, kein Problem darstellen. Schon das jährliche Marktwachstum von 8 Prozent oder in absoluten Zahlen knapp 400 Mio. Euro übersteigt das Umsatzvolumen von Silicon Sensor um den Faktor 10.


Allgemeine Aussprache

Auf Bitten eines Teilnehmers machte Dr. Giering einige detailliertere Angaben zum Jahresabschluss und begann dabei mit der Gewinn- und Verlustrechung. Der wesentliche Unterschied gegenüber dem Vorjahr sind nach seinen Worten in dieser Aufstellung die auf 17,7 (2,9) Mio. Euro wesentlich erhöhten Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte, die das Betriebsergebnis trotz der operativen Erfolge tief ins Minus drückten.

Im Personalaufwand von 14,7 (13,8) Mio. Euro ist laut Dr. Giering eine Abfindung von 0,7 Mio. Euro an das im September 2008 abberufene Vorstandsmitglied Dr. Bernd Kriegel enthalten. Bereinigt darum stieg diese Position unterproportional zum Umsatz. Die sonstigen betrieblichen Erträge von 1,6 (2) Mio. Euro bestehen nach Angabe des Vorstandssprechers im Wesentlichen aus den Fördermitteln, die im vergangenen Jahr etwas geringer ausfielen. Im Rahmen des Neubauprojekts erhält die Gesellschaft insgesamt eine Unterstützung in Höhe von 4 Mio. Euro.

Dass die Gesellschaft operativ nach wie vor gesund dasteht, sieht Dr. Giering gut am Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit aufgezeigt, der für den Berichtszeitrum mit 2,6 (3,9) Mio. Euro deutlich positiv ausfällt. Auch hier bat er die umzugsbedingte Produktionsunterbrechung von September bis November des letzten Jahres zu berücksichtigen, mit der sich dieser Rückgang nochmals relativiert. Überdies gilt es zu beachten, dass in dieser Rechnung aufgrund einer Nachzahlung aus einer Betriebsprüfung mit 4,1 (0,7) Mio. Euro erheblich höhere Ertragssteuern enthalten sind.

Auf der Aktivseite der Bilanz wirkte sich zum einen das Neubauprojekt aus, durch das sich die Sachanlagen auf 27,3 (14,3) Mio. Euro nahezu verdoppelten und die liquiden Mittel im Gegenzug auf 4,6 (10,2) Mio. Euro reduzierten. Zudem verminderten sich die immateriellen Vermögenswerte sowie die Geschäfts- und Firmenwerte durch die vorgenommenen Abschreibungen auf die MDP auf 2,4 (17) Mio. Euro. Zum größten Teil entfallen diese Werte nun auf die ertragsstarke LEWICKI GmbH.

Das Eigenkapital reduzierte sich durch die Abschreibungen auf 22,4 (34,2) Mio. Euro. Die Eigenkapitalquote errechnet sich bei einer Bilanzsumme von 52,8 (57) Mio. Euro aber immer noch mit 43 nach zuvor 60 Prozent, was Dr. Giering als recht solide ansieht. Zur Finanzierung des Neubaus weitete der Vorstand die langfristigen Darlehen zu günstigen Konditionen auf 12,9 (7,5) Mio. Euro aus.

Zu den Gerüchten, wonach Investoren an der Übernahme der sich bis vor kurzem zu 100 Prozent im Free Float befindenden Silicon Sensor AG interessiert sind, konnte Dr. Giering nichts Konkretes sagen. Angesichts der Marktkapitalisierung von nur noch 20 Mio. Euro für das operativ deutlich profitable Unternehmen schien ihm dies aber durchaus denkbar. Bereinigt um die Sondereffekte hält er die SIS für sehr attraktiv bewertet.

Bekannt ist nach Aussage des Vorstandssprechers, dass Daniel Hopp über seine Beteiligungsgesellschaft DAH in den letzten Monaten über die Börse und im Zuge der Kapitalerhöhung zu 4,80 Euro mehr als 10 Prozent der Anteile erworben hat. Nach eigenem Bekunden will dieser langfristig engagiert bleiben und an der Entwicklung des Unternehmens teilhaben.

Abschließend informierte Dr. Giering die Anwesenden, dass die Hauptversammlung am 9. Juni 2009 stattfinden wird. Die Ausschüttung einer Dividende ist aufgrund des Verlustausweises nicht vorgesehen. Im kommenden Jahr soll es dann, natürlich abhängig vom erzielten Ergebnis, wieder eine Ausschüttung geben.


Fazit

Für 2008 weist die Silicon Sensor AG (SIS) ein tiefrotes Ergebnis aus. Ursächlich hierfür ist allerdings nur die komplette Wertberichtigung des Goodwills der Tochter Microelectronic Packaging Dresden GmbH (MDP), die sich schlechter als erwartet entwickelt hat. Der Vorstand scheint diesbezüglich allerdings sehr großzügig vorgegangen zu sein und die Gunst der Stunde genutzt zu haben, um der Gefahr weiterer Abschreibungen vorzubeugen. Die Bilanz ist nun weitgehend frei von immateriellen Vermögenswerten und steht auf einer sehr soliden Basis.

Rein operativ schreibt das Berliner Unternehmen weiterhin solide schwarze Zahlen. Zwar lassen sich die Aussichten kurzfristig nur schwer einschätzen, profitabel wird die SIS aber sicherlich bleiben, nachdem der Vorstand die Kosten in den letzten Monaten deutlich zurückgefahren hat. Mittel- und langfristig verfügt der Sensorspezialist über enorme Wachstumschancen. Durch verstärkte Vertriebsaktivitäten will der Vorstand künftig erheblich mehr von dem enormen Marktvolumen abdecken und damit Umsatz und Ergebnis deutlich steigern.

Mit einer Marktkapitalisierung von nur noch 20 Mio. Euro ist das Unternehmen damit sehr attraktiv bewertet. Allein in den Bau des neuen Firmengebäudes wurden schließlich schon 16 Mio. Euro investiert, und selbst nach den rigorosen Abschreibungen übersteigt das Eigenkapital mit 22,4 Mio. Euro noch die Börsenbewertung. Diese positive Einschätzung scheint auch der bekannte Investor Daniel Hopp zu teilen, der in den letzten Monaten eine Beteiligung von mehr als 10 Prozent aufgebaut hat und der offenbar noch weiter aufstocken will.


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Veröffentlichungsdatum: 01.04.2009 - 09:47
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