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HV-Bericht PALFINGER AG - Die Zeiten sind hart
Am Mittwoch, dem 25. März 2009, fand im PALFINGER Service- und Democenter in Bergheim bei Salzburg die diesjährige ordentliche Hauptversammlung der PALFINGER AG statt. Rund 200 Aktionäre, Gäste und Pressevertreter, unter ihnen auch Roland Pumberger von GSC Research, hatten sich eingefunden, um sich über aktuelle Geschehnisse im Konzern zu informieren. Pünktlich um 11 Uhr eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende DI Alexander Exner die Versammlung und erteilte nach der Regelung einiger Formalien dem Vorstandsvorsitzenden DI Herbert Ortner das Wort.


Bericht des Vorstands

Seine Rede eröffnete DI Ortner nicht mit einem Rückblick auf die Ereignisse des abgelaufenen Geschäftsjahres 2008, sondern er gab zunächst erste Indikationen bezüglich des Geschäftsjahres 2009. Dazu meinte er, PALFINGER als Frühzykliker habe den globalen Wirtschaftsabschwung als eines der ersten Unternehmen zu spüren bekommen und kämpfe aktuell mit deutlich rückläufigen Auftragseingängen. Jedoch geht DI Ortner davon aus, dass PALFINGER deshalb auch eines der ersten Unternehmen sein wird, das gestärkt aus der Krise hervorgehen wird. Schon seit Ende 2007 habe man sich auf diese vorbereitet und entsprechende Maßnahmen eingeleitet, die nach Einschätzung des Vorstandsvorsitzenden über kurz oder lang fruchten sollten.

Nach diesem kurzen Vorgriff auf das laufende Geschäftsjahr 2009 gab DI Ortner einen Überblick über die Zahlen des Geschäftsjahres 2008. Dieses verlief für den Konzern sehr zwiespältig. Während im ersten Halbjahr noch ein zweistelliges organisches Wachstum erzielt werden konnte, waren im zweiten Halbjahr die Auswirkungen des sich eintrübenden wirtschaftlichen Umfelds deutlich spürbar. Die starke Ausgangsposition und die getätigten Akquisitionen ermöglichten dennoch ein Umsatzwachstum von 14,3 Prozent auf 794,8 (Vj.: 695,6) Mio. Euro. Was die Ergebnisentwicklung anbelangt, so konnte das zweite Halbjahr 2008 nicht mehr an die noch erfreulichen Ergebnisse des ersten anschließen.

Insgesamt fiel das EBIT den weiteren Angaben zufolge um knapp 31 Prozent auf 99,6 (69,1) Mio. Euro. Dazu trugen die Bilanzierungsvorschriften bei Akquisitionen und die geänderte Gewichtung der Produkte innerhalb des Konzerns - vom Kran hin zu den hydraulischen Systemen - ebenso bei wie der Rückgang des europäischen Krangeschäfts im zweiten Halbjahr. Niedergeschlagen hat sich dies auch beim Konzernergebnis, das in 2008 um knapp 41 Prozent auf 43,9 (74,0) Mio. Euro rückläufig war entsprechend einem Ergebnis je Aktie von 1,24 Euro nach zuvor 2,09 Euro. Die Mitarbeiteranzahl legte im Jahresdurchschnitt um 20 Prozent auf 4.628 (3.860) Personen zu.

Nach Angabe von DI Ortner ist kontrolliertes und profitables Wachstum, und zwar sowohl organisch als auch durch Akquisitionen, nach wie vor das oberste Ziel im PALFINGER-Konzern. So will man mit jeder Produktgruppe die Nr. 1 bis 3 am Markt sein und erwartet dabei positive Ergebnisbeiträge aller Produktgruppen. Während man bei PALFINGER beabsichtigt, die Abhängigkeit von der Baubranche künftig zu reduzieren, sollen Marktchancen vor allem in Russland, Osteuropa, Südamerika und Asien genutzt werden. Zudem soll der Fokus in Zukunft verstärkt auf Zukunftsprojekte wie das Segment VENTURES und auf Service gelegt werden.

Bezüglich der strategischen Highlights im Geschäftsjahr 2008 führte DI Ortner das Ende des dreijährigen Investitionsprogramms über 80 Mio. Euro sowie getätigte Kapazitätserweiterungen, Prozess- und Qualitätsverbesserungen an. Daneben konnten der Standort in Shenzen in China ausgebaut und erste Hakengeräte ausgeliefert werden. 2008 galt es auch, die Kapazitäten an die Marktsituation zu adaptieren und hier insbesondere den Personalstamm anzupassen.

Das abgelaufene Geschäftsjahr stand aber auch im Zeichen dreier Akquisitionen. So wurde nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden mit der deutschen MBB-Gruppe ein führender Hersteller von Ladebordwänden übernommen. Mit der Übernahme der WUMAG ELEVANT-Gruppe gelang die Vervollständigung des bisherigen Hubarbeitsbühnen-Portfolios. Und mit der Akquisition von Omaha Standard, einem Spezialisten für Lkw-Aufbauten und Pickup-Ladebordwände ist PALFINGER nun auch in Nordamerika verstärkt präsent und kann dadurch auch das Währungsrisiko besser eingrenzen. Alle drei Übernahmen lieferten im Geschäftsjahr zusammen einen Umsatzbeitrag von 94,4 Mio. Euro.

Nach den Ausführungen DI Ortner übernahm Produktionsvorstand DI Martin Zehnder das Wort und informierte das Publikum zunächst über das PALFINGER Headquarter in Bergheim sowie über die weltweit 22 Fertigungs- und Montagestandorte. Nach einer detaillierten Übersicht über das zwischen 2006 und 2008 durchgeführte Investitionsprogramm berichtete der Vorstand über aktuelle Maßnahmen zur Wertschöpfung. So betreibt das Unternehmen aktuell Insourcing von Komponentenfertigung sowie Auftragsfertigung für Dritte. Des Weiteren kündigte DI Zehnder eine Fortsetzung der Qualitätsoffensive sowie eine weitere Reduktion von Fixkosten und Capital Employed an.

Hierauf übernahm der Marketingvorstand Ing. Wolfgang Pilz das Wort und berichtete über die Segmentkennzahlen des Jahres 2008. Dabei zeigte sich, dass umsatzseitig das Segment Krane mit 500,9 (510,1) Mio. Euro einen Rückgang um 1,8 Prozent erfuhr. Mit einem Plus von 58,5 Prozent auf 293,9 (185,5) Mio. Euro konnte hingegen das Segment Hydraulische Systeme & Services deutlich zulegen.

Weniger erfreulich war die Ertragsentwicklung beider Segmente. Während das Kransegment ein Minus beim EBIT von 17 Prozent auf 83,0 (100,0) Mio. Euro verzeichnete, rutschte das Segment Hydraulische Systeme & Services mit minus 11,6 nach plus 1,3 Mio. Euro sogar in den negativen Bereich ab. Das neue Segment VENTURES generierte im Berichtszeitraum keine Umsätze und belastete das EBIT mit minus 2,4 (minus 1,7) Mio. Euro.

Nach den Ausführungen von Ing. Pilz informierte der neue Finanzvorstand Mag. Christoph Kaml die Anwesenden noch detaillierter über das Zahlenwerk des Geschäftsjahres 2008. Dabei betonte er insbesondere die nach wie vor solide Finanzierung des Konzerns mit einer Eigenkapitalquote von 48,5 Prozent. Zwar sei das Gearing (Verhältnis von Fremd- zu Eigenkapital) auf einen Wert von 53,8 Prozent gestiegen, dies sei aber in erster Linie auf die getätigten Akquisitionen zurückzuführen.

Der Return on Capital Employed (ROCE) ist eine Finanzkennzahl, die beschreibt, wie effektiv und profitabel eine Unternehmung mit ihrem eingesetzten Kapital umgeht. Der ROCE gibt also an, wie effizient ein Unternehmen sein Kapital für die Gewinnerwirtschaftung einsetzt. Lag dieser Wert in den vergangen Jahren bei PALFINGER stets bei rund 25 Prozent, so konnte im Geschäftsjahr 2008 im sich eintrübenden Umfeld lediglich ein Wert von 13,1 Prozent erzielt werden. Der Free Cashflow belief sich im Geschäftsjahr 2008 auf minus 39,5 nach minus 23,2 Mio. Euro im Jahr zuvor.

Nach den Erklärungen von Mag. Kaml ergriff erneut DI Ortner das Wort und erläuterte die Ziele der Konzernführung im laufenden Geschäftsjahr 2009. Diesbezüglich meinte er, aus heutiger Sicht sei kein fundierter Ausblick mit belastbaren Zahlen möglich. Die derzeit nicht vorhandene Liquidität bei den Kunden sei aber sehr hemmend für den Auftragseingang. Zwar befänden sich Konjunkturpakete im Bereich Infrastruktur in Planung, bis zu deren Umsetzung werde aber noch einige Zeit vergehen, so DI Ortner.

Dennoch sieht der Vorstandsvorsitzende bei der PALFINGER AG Wettbewerbsvorteile aufgrund der ausgereiften Produktpalette sowie durch das gute Servicenetzwerk, und er geht davon aus, dass das Salzburger Traditionsunternehmen gestärkt aus der Krise hervorgehen kann.


Allgemeine Aussprache

Als erster Redner meldete sich Dr. Freilinger zu Wort. Dieser wollte eine Einschätzung des PALFINGER-Vorstands zum russischen Markt. Nach Meinung von Ing. Pilz ist der russische Markt interessant und bietet ein unglaubliches Potenzial. Allerdings greife auch dort die Krise um sich, und die Kreditklemme führe auch dort zu rückläufigen Auftragseingängen. Weitere Probleme sind nach Ansicht des Vorstands zusätzlich der an den Tag gelegte Protektionismus des Staats sowie das Befinden des Staatshaushalts.

Die nächste Frage kam von Herrn Stolz, der sich nach dem Zukunftsmarkt Afrika erkundigte. Nach Aussage von Ing. Pilz hat man bei PALFINGER diesen Markt im Auge, und das Unternehmen ist bereits in Angola, Nigeria und insbesondere in Südafrika präsent. Allerdings seien die dort sich im Aufbau befindenden Verkaufszentralen wesentlich kleiner als jene in Europa.

Als nächster Redner meldete sich Dr. Knap aus Wien, Vizepräsident der IVA, zu Wort. Dieser empfand den Zeitpunkt für den Wechsel vom früheren Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Anzengruber auf den jetzigen Vorstandsvorsitzenden DI Herbert Ortner in einer schwierigen Zeit als unglücklich und leitete daraus auch Fehleinschätzungen wie das Aufblähen des Stahllagers zu aus heutiger Sicht überhöhten Preisen ab. Hierauf entgegnete der Aufsichtsratsvorsitzende DI Exner, die Führung in der PALFINGER AG sei sehr teamorientiert, und folglich stelle auch ein Auswechseln von Personen kein Problem dar.

Bezüglich des prall gefüllten Stahllagers meinte der Vorstandsvorsitzende, dies sei zu einer Zeit aufgefüllt worden, als der Rohstoff noch sehr knapp war. Aus heutiger Sicht sei dies eine Fehlentscheidung gewesen, allerdings sei man im Nachhinein immer klüger. Auf Basis des aktuellen Verbrauchsniveaus rechnet DI Ortner erst für das zweite Halbjahr 2009 damit, dass Stahl wieder zugekauft werden muss, und dies dann zu günstigeren Preisen.

Eine weitere Frage von Dr. Knap zielte auf das Geschäft in Frankreich ab, das ja nach wie vor negative Ergebnisbeiträge abliefert. Wie Ing. Pilz in seiner Antwort ausführte, hat PALFINGER in diesem Land seit vielen Jahren Probleme und agiert bislang mit der Auswahl des Managements glücklos. Bei PALFINGER setze man nun auf ein neues Managementteam mit einem Österreicher an der Spitze, und man habe jüngst auch bereits einige Erfolge erzielt. Die aktuelle Krise wird nach Meinung von Ing. Pilz der Erzielung eines positiven Ergebnisbeitrags in diesem Jahr aber entgegenwirken.

Zum Thema Firmenwertabschreibungen wollte Dr. Knap dann wissen, ob solche im Geschäftsjahr 2009 drohen könnten oder ob man nicht schon im Geschäftsjahr 2008 Abschreibungen hätte vornehmen müssen. Dazu meinte der Vorstandsvorsitzende, dass stets Impairment-Überlegungen angestellt werden, zum heutigen Zeitpunkt könne man dazu aber nichts sagen.

Die nächste Frage von Dr. Knap zielte auf das Thema Unternehmensfinanzierung ab. Diesbezüglich wollte er wissen, ob man bei PALFINGER die Begebung einer Unternehmensanleihe plant. Nach Aussage von DI Ortner will das Management die Wirtschaftskrise für Akquisitionen nutzen und plant aus diesem Grund ein Schuldscheindarlehen im Volumen von 50 bis 80 Mio. Euro, um im Laufe des Jahres etwaige Übernahmen stemmen zu können.

Die nächsten Fragen an das Vorstandsgremium kamen von Herrn Melhard. Dieser interessierte sich zunächst für die exakte Aktionärsstruktur des Unternehmens. Nach Aussage von DI Ortner befinden sich rund 66 Prozent der Aktien in den Händen der Familie Palfinger. Die restlichen 34 Prozent sind breit gestreut, wobei kein institutioneller Investor einen Anteil von mehr als 3 Prozent aufweist.

Eine weitere Frage von Herrn Melhard zielte auf den Schutz vor Plagiaten in China ab. Dazu meinte Ing. Pilz, dass es alleine nicht ausreicht, ein Produkt nachzubauen. Zwar versuche man von Seiten der PALFINGER AG, stets einen technischen Vorsprung von einem halben bis zu einem Jahr zu halten, viel wichtiger seien jedoch ein guter Service und das von PALFINGER aufgebaute und betreute Netzwerk rund um den Globus. Dies könne nicht so einfach kopiert werden. Grundsätzlich sei aber auch er Realist genug, um sagen zu können, dass es einen umfassenden Schutz gegen Plagiate nicht gibt.

Die letzte Frage von Herrn Melhard galt dem Thema Konjunkturpakete seitens der Regierung. Nach Meinung von DI Ortner werden diese mit Sicherheit helfen, dennoch sei es zeitlich noch nicht absehbar, wann diese ihre gewünschte Wirkung entfalten können. Diesbezüglich könnte nach Einschätzung des Vorstandsvorsitzenden noch einige Zeit vergehen. Zusätzlich sei er sich in diesem Zusammenhang auch etwas unsicher im Hinblick auf die grundsätzliche Handlungsfähigkeit der Regierung.


Abstimmungen

Vor Beginn der Abstimmungen gab der Aufsichtsratsvorsitzende die Präsenz auf der Hauptversammlung bekannt. Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 37.135.000 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, waren demnach 67,8 Prozent vertreten. Alle Beschlüsse wurden nachfolgend jeweils ohne Gegenstimmen und Enthaltungen gefasst.

Im Einzelnen abgestimmt wurde über die Verwendung des Bilanzgewinns zur Ausschüttung einer Dividende von 0,39 Euro je dividendenberechtigter Aktie(TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der Ernst & Young Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mbH zum Abschlussprüfer und Konzernabschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2008 (TOP 5) sowie über die Wiederwahl von DI Alexander Exner und Ing. Hubert Palfinger in den Aufsichtsrat (TOP 6).

Weitere Punkte waren verschiedene Satzungsänderungen (TOP 7) sowie die Einrichtung eines Aktienoptionsplans und die Einräumung von Aktienoptionen nach diesem Aktienoptionsplan an den Aufsichtsratsvorsitzenden DI Alexander Exner (40.000 Stück), an das Aufsichtsratsmitglied Dr. Alexander Doujak (30.000 Stück) sowie an die Vorstandsmitglieder DI Herbert Ortner (80.000 Stück), Ing. Wolfgang Pilz (50.000 Stück) und DI Martin Zehnder (50.000 Stück) (TOP 8).


Fazit und eigene Meinung

Bei einem aktuellen Kurs von 9,50 Euro wird die PALFINGER AG auf Basis des abgelaufenen Geschäftsjahres 2008 mit einem KGV von knapp 8 bewertet. Die Frage aber ist, zu welchen Ergebnissen das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr 2009 fähig sein wird. Dies steht zum aktuellen Zeitpunkt in den Sternen. Mit deutlich rückläufigen Zahlen ist vor dem Hintergrund der um sich greifenden Wirtschaftskrise aber in jedem Fall zu rechnen.

In Anbetracht der erlangten Marktposition und der nach wie vor vorhandenen Wachstumschancen erscheint die Aktie des Unternehmens durchaus interessant. Dennoch ist die Situation aktuell derart prekär, dass Anleger im Laufe des Jahres durchaus noch mit unangenehmen Nachrichten konfrontiert werden können. Abwarten dürfte daher in Zeiten wie diesen kein schlechtes Rezept sein.


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Veröffentlichungsdatum: 27.03.2009 - 20:20
Redakteur: Lektor
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