Für den 12. März 2009 hatte die Rücker Immobilien AG mit Sitz in Remscheid zu einer außerordentlichen Hauptversammlung in die Klosterkirche in Remscheid-Lennep eingeladen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Heinz-Diether Heithecker begrüßte die 15 Aktionäre und Gäste, darunter Klaus Kränzle von GSC Research. Danach erteilte er nach der Erledigung der üblichen einleitenden Hinweise und Formalien dem Vorstandsmitglied Hans Martin Lambotte das Wort.
Bericht des VorstandsNach der Begrüßung der Teilnehmer informierte Herr Lambotte die Anwesenden über die Beweggründe für die Einberufung dieser außerordentlichen Hauptversammlung. Die Tagesordnung umfasste demzufolge auch nur den Tagesordnungspunkt „Ermächtigung zum Rückkauf eigener Aktien". Demnach soll der Vorstand ermächtigt werden, bis zum 31.5.2010 mit Zustimmung des Aufsichtsrats eigene Aktien der Gesellschaft in Höhe von maximal 10 Prozent des derzeitigen Grundkapitals zu erwerben. Der Erwerb darf nur über die Börse oder über ein an die Aktionäre gerichtetes öffentliches Kaufangebot erfolgen.
Wie bei derartigen Transaktionen üblich, beschrieb Herr Lambotte nachfolgend die Regularien für den Aktienrückkauf. Der Kaufpreis darf demnach bei einem Erwerb über die Börse den durchschnittlichen Schlusskurs der Rücker-Aktie an den jeweils fünf vorangegangenen Börsentagen um nicht mehr als 10 Prozent über- bzw. unterschreiten. Bei einem öffentlichen Kaufangebot darf der Angebotspreis den durchschnittlichen Börsenschlusskurs der Rücker-Aktie an den zehn der Veröffentlichung vorangegangenen Börsentagen um nicht mehr als 20 Prozent über- bzw. unterschreiten.
Der Vorstand soll nach Aussage von Herrn Lambotte zudem ermächtigt werden, die zurückgekauften Aktien mit Zustimmung des Aufsichtsrats, aber ohne weitere Beschlussfassung einer Hauptversammlung, einzuziehen und gegebenenfalls unter Ausschluss eines Bezugsrechts als Akquisitionswährung bei Unternehmenstransaktionen der Rücker Immobilien AG zu verwenden.
Die geschilderte Maßnahme begründete Herr Lambotte mit dem seines Erachtens unzureichenden Aktienkurs. Hier werde die solide und weiterhin nach HGB bilanzierende Rücker Immobilien AG in „Sippenhaft" mit anderen, eher „offensiv" bilanzierenden Unternehmen aus der Immobilienwirtschaft genommen. Zudem spiele natürlich im Zuge der Finanzkrise das allgemein schwierige Umfeld für Immobilienaktien eine Rolle. Wie Herr Lambotte anfügte, hofft er, dass dieses Aktienrückkaufprogramm eine Initialzündung für den Aktienkurs darstellt und somit nach einer Bodenbildung für eine Umkehr des schon einige Monate zu verzeichnenden Abwärtstrends sorgen wird.
Im Anschluss an die Ausführungen des Vorstands informierte Hans-Rudi Küfner als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender die Anwesenden über den Gegenantrag des Aktionärs Ernesto Calvo Tovar, der vorsah, den Aktienrückkauf nicht durchzuführen. Nach eigenem Bekunden heißt Herr Küfner die vorgeschlagene Maßnahme im Sinne der Aktionäre gut, und er hoffte, dass man im Gespräch eine einvernehmliche Lösung erzielen und die Bedenken des Gegenantragstellers vielleicht ausräumen kann.
Allgemeine AusspracheAls erster Aktionär meldete sich Herr Calvo Tovar zu Wort und begründete seinen im Vorfeld der Hauptversammlung eingereichten Gegenantrag. So zweifelte er, ob die vorgeschlagenen Maßnahmen tatsächlich geeignet wären, dem Aktienkurs auf die Sprünge zu helfen. Seine Recherchen hätten ergeben, dass die Rücker Immobilien AG zwar bei denjenigen Marktbeobachtern, die sie kennen, einen guten Ruf genießt, insgesamt sei das Unternehmen aber vergleichsweise unbekannt. Daher regte er an, die Investor Relations-Arbeit zu intensivieren.
Der zweite Themenkomplex, den Herr Calvo Tovar ansprach, betraf die aus seiner Sicht fehlende Nachhaltigkeitsstrategie, mit der man vielleicht das Unternehmen offensiver in der Öffentlichkeit vermarkten könnte. Hier fragte er, ob der Vorstand schon einmal den Einsatz von Photovoltaikeinrichtungen auf den Dächern von Rücker-Immobilien diskutiert hat.
Wie Vorstand Lambotte in seiner Antwort darlegte, sieht er die Investor Relations-Strategie im Verhältnis zur Größe der Rücker Immobilien AG weiterhin als adäquat an. Das Unternehmen besuche im Jahr im Schnitt zwei bis drei Analystenkonferenzen. Zudem begleite GSC Research das Untenehmen aufmerksam und veröffentliche regelmäßige Research-Notes. Insgesamt sehe er hier keinen weiteren Handlungsbedarf.
Zur Frage des Einsatzes von Photovoltaik haben sich Vorstand und Aufsichtrat nach Aussage von Herrn Lambotte intensiv Gedanken gemacht. In Anbetracht eines meist längeren Investitionshorizonts bei derartigen Einrichtungen von durchaus 20 Jahren habe man aber derartige Installationen bei Immobilien des Handelsbestands verworfen. Hier hätten sich laut Herrn Lambotte zu viele rechtliche Risiken im Falle eines Verkaufs der so bestückten Gebäude für die Rücker Immobilen AG aufgetürmt.
Die nachfolgenden Eingaben mehrerer Aktionäre bezogen sich auf die Frage der finanziellen Handlungsfähigkeit der Rücker Immobilien AG nach dem Aktienrückkauf. Diesbezügliche Bedenken zerstreute Herr Lambotte mit der klaren Aussage, dass die finanzielle Handlungsfähigkeit des Unternehmens in keiner Weise durch den zur Beschlussfassung anstehenden Aktienrückkauf eingeschränkt wird.
AbstimmungDer Aufsichtsratsvorsitzende Heithecker stellte die Präsenz vor der Abstimmung mit 1.428.992 von 3.890.786 Stimmen entsprechend 37 Prozent des Grundkapitals fest. Der einzige Tagesordnungspunkt, nämlich die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien, wurde mit 1.396.747 Ja-Stimmen bei 32.245 Enthaltungen beschlossen. Gegenstimmen waren keine zu verzeichnen, da Herr Calvo Tovar offensichtlich mit den Erklärungen von Vorstand und Aufsichtsrat zufrieden war.
Nach dem festgestellten Abstimmungsergebnis sei auch eine Abstimmung über den Gegenantrag von Herrn Calvo Tovar hinfällig, erklärte Herr Heithecker und schloss die Versammlung.
FazitNach einer vergleichsweise kurzen und harmonischen Hauptversammlung hat jetzt die Rücker Immobilien AG hat mit dem Aktienrückkauf ein Instrument in die Hand bekommen, das unter Umständen für eine Trendwende beim Börsenkurs der Rücker-Aktie sorgen kann. Eine Garantie für eine Erholung des Kurses stellen derartige Maßnahmen jedoch nie dar. Wichtig ist aus unserer Sicht jedoch, dass die Rücker Immobilien AG ein Zeichen am Kapitalmarkt gesetzt hat, dass man seitens der Gesellschaft den aktuellen Börsenkurs als unzureichend empfindet.
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Veröffentlichungsdatum:
13.03.2009
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20:36
Redakteur:
ala