Nach den ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahres lag der Umsatz des Neschen Konzerns bei 91,7 Mio. Euro (Vorjahreswert 94,8 Mio. Euro). Währungsbereinigt lag der Umsatz damit in etwa auf Vorjahresniveau. Aufgrund des in der gesamten Branche überraschend schwachen Geschäftsverlaufs in den Sommermonaten konnte auch im dritten Quartal im Umsatz und Ergebnis nicht an den zufrieden stellenden Verlauf des ersten Quartals angeknüpft werden.
Während auf wichtigen europäischen Absatzmärkten Wachstum erzielt wurde, haben Umsatzrückgänge in den USA, UK und Asien insgesamt zu einem rückläufigen Umsatz geführt. In allen genannten Absatzregionen haben sich der starke Euro, der erst im September merkbar nachgab, sowie der weiterhin zunehmende Wettbewerbsdruck bemerkbar gemacht.
Nach dem positiven Verlauf des ersten Quartals zeichnete sich in den vergangenen beiden Quartalen bereits eine konjunkturbedingt geringere Nachfrage nach grafischen Produkten ab. Dies hat sich mit der Zuspitzung der Finanzkrise und deren Auswirkungen auf die Weltwirtschaft in den letzten Wochen noch verstärkt. Hiervon sind bei Neschen insbesondere die Absatzregionen USA und UK betroffen, in denen Neschen im Berichtszeitraum ca. 21% (Vorjahr 24 %) seiner Umsatzerlöse erzielt hat.
Der bis in das dritte Quartal hinein stark gestiegene Rohölpreis hat zu Preiserhöhungen in nahezu allen Rohstoffklassen geführt. Dennoch konnte durch Mixverschiebungen und Optimierungen im Einkauf die Rohertragsmarge nahezu auf dem Vorjahresniveau gehalten werden (44,3% im Vergleich zu 44,5 % im Vorjahr).
Der Personalaufwand stieg im Berichtszeitraum währungsbedingt nur um 0,3 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr (+ 1,6 %) und lag damit unterhalb der Tarif- steigerungen. Positiv wirkte sich hier unter anderem ein weiterer Personalabbau bei Neschen Americas Corp. aus.
Auch bei den Sachkosten setzte sich der positive Trend - teilweise auch währungsbedingt - im dritten Quartal fort. Sowohl gegenüber Vorjahr als auch gegenüber Budget lagen die Einsparungen kumuliert bei über 1 Mio. Euro in den ersten neun Monaten des Jahres.
Die Zinsaufwendungen per 30.9.2008 beliefen sich auf 5,6 Mio. Euro (Vorjahr 4,2 Mio. Euro). Die Erhöhung resultierte im Wesentlichen aus dem Wegfall des von dem vormaligen Bankenkonsortiums gewährten Sanierungszinssatzes und dem deutlichen Anstieg des Basiszinssatzes (EURIBOR).
Das Ergebnis nach Steuern lag kumuliert mit -3,7 Mio. Euro deutlich unter dem Vorjahreswert von -2,0 Mio. Euro. Während der Rückgang des Rohertrages in Höhe von 1,5 Mio. Euro durch Kostenreduzierungen vor allem im Sachkostenbereich kompensiert werden konnte, hat sich der um 1,4 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr gestiegene Zinsaufwand direkt auf das Unternehmensergebnis ausgewirkt.
Die Anzahl der Mitarbeiter hat sich per 30. September auf 549 leicht reduziert (Vorjahresquartal 562). Dieser Rückgang ist im Wesentlichen auf Personalanpassungen in den USA zurückzuführen.
Für das verbleibende Quartal erwartet die Gesellschaft wechselkursbereinigt einen Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres, sofern der grafische Markt aufgrund der zunehmenden weltweiten Rezessionsängste nicht weiter nachgibt. Aus heutiger Sicht muss davon ausgegangen werden, dass die Gesellschaft das bereinigte EBIT des Vorjahres nicht erreichen und ein Verlust nicht zu vermeiden sein wird.
Die Zielsetzung, im laufenden Geschäftsjahr Wachstum zu erzielen, kann nicht mehr aufrecht erhalten werden. Dies liegt zum einen daran, dass sich die Markteinführung neuer Produkte verzögert hat, zum anderen an der starken Abschwächung der weltweiten konjunkturellen Lage, die sich erfahrungsgemäß stark auf die Werbewirtschaft und damit auch auf den grafischen Markt auswirkt. Hiervon ist derzeit insbesondere auch der Absatz von Maschinen betroffen, da Kunden zunehmend ihre geplanten Investitionen von den Banken nicht finanziert bekommen.
Technischer Abschluss wesentlicher EntwicklungsprojekteIn den letzten Wochen konnten einige der für die künftige Entwicklung der Gesellschaft wichtigen Entwicklungsprojekte technisch abgeschlossen werden.
Für den Geschäftsbereich Documents wurde in den letzten Wochen die Buchentsäuerungsanlage fertig gestellt und nach Bückeburg ausgeliefert. Derzeit erfolgen die letzten programmtechnischen Änderungen in der Steuereinheit, um dann mit dem Einfahren der Anlage zu beginnen. Eine Vorab-Präsentation auf dem Deutschen Archivtag in Erfurt löste bei der Fachwelt eine sehr positive Resonanz aus. Aufgrund der sehr hohen Komplexität dieser weltweit einzigartigen Anlage hat sich die Entwicklung deutlich verzögert, sodass im laufenden Geschäftsjahr keine Umsatzerlöse mehr für die Durchführung der Entsäuerung von Büchern und gebundenen Archivalien erzielt werden können. Für das kommende Jahr rechnet die Gesellschaft nach erfolgreicher Anlaufphase mit einer Auslastung im Ein-Schicht-Betrieb. Erste Kundenvereinbarungen hierfür liegen vor.
Im Bereich der Buchschutzfolien wurden kosten- und damit auch preisgünstigere Alternativprodukte entwickelt, um in Exportregionen wie Osteuropa, Asien und Südamerika zu den dortigen Preisniveaus anbieten zu können.
Der Geschäftsbereich Technical Coatings konnte die Entwicklung der hochglänzenden Möbelfolien erfolgreich abschließen. Bedeutende Key-Account- Kunden haben das Produkt freigegeben und werden die lackierten Folien ab Februar 2009 im Rahmen der Vorstellung der neuen Kollektionen in der Möbelindustrie vermarkten.
Weiterhin konnten optisch klare Klebstoff-Beschichtungen für Fensterscheibenfolien entwickelt werden. Auch von diesem Produkt erwartet die Gesellschaft ab 2009 einen deutlichen Umsatzbeitrag.
Der Geschäftsbereich Graphics hat im dritten Quartal mit der Vermarktung von neuen Oberflächenschutzfolien mit verbesserten Lösungsmittelklebstoffen begonnen. In den letzten Wochen konnten erste Händler für diese Produktserie gewonnen werden.
Die Vermarktung der neu entwickelten Inkjet-Beschichtungen ist ebenfalls im September angelaufen. Die neuen Beschichtungen erlauben einheitliche Druckereinstellungen und einen niedrigeren Tintenverbrauch. Damit sind deutliche Produkt-, Handhabungs- und Kostenvorteile für die Druckbetriebe gegeben. Neschen verspricht sich von dieser Entwicklung eine deutliche verbesserte Marktposition im Segment Inkjet-Medien und damit eine Ausweitung des Händlernetzes. Es ist geplant, dass bis zum Jahresende alle Inkjet- Materialien auf den neuen Beschichtungstyp umgestellt werden.
Für einen international führenden OEM-Kunden wurden nach dem erfolgten Vertragsabschluß im 2.Quartal 2009 in den letzten Wochen mit den ersten Auslieferungen begonnen. Für das kommende Geschäftsjahr erwarten wir mit diesem Kunden einen Umsatz im niedrigen siebenstelligen Bereich. Neschen liefert hier eine komplette Serie an bedruckbaren Medien für ein neues Tintenstrahl- Druckverfahren.
AusblickDie Gesellschaft geht davon aus, dass sich die Nachfrage nach selbstklebenden Schutz- und Aufziehfolien, die innerhalb des Geschäftsbereiches "Graphics" einen wesentlichen Umsatzträger darstellen, kontinuierlich verringern wird. Dies ist eine Folge der technischen Weiterentwicklung in der digitalen Drucktechnologie. Auf der anderen Seite wird weiterhin mit Wachstum im Bereich der bedruckbaren Medien gerechnet.
Die seit mehreren Jahren vorangetriebenen Entwicklungen, die in den letzten Wochen technisch abgeschlossen werden konnten, gehen nun in die aktive Vermarktung. Auf dieser Basis können im Geschäftsbereich "Technical Coatings" neue Marktsegmente (u.a. die Möbelindustrie) erschlossen und im Bereich "Graphics" Marktanteile in verschiedenen Produktsegmenten erhöht werden. Erste geringe Umsätze hieraus erwartet die Gesellschaft zwar noch im laufenden Geschäftsjahr, signifikante Erlöse werden sich aber erst ab 2009 einstellen nach erfolgreichem Abschluss der Testphasen bei den Kunden und der Markteinführungsphase.
Die Gesellschaft rechnet für die nächsten Monate mit einem rezessiven Marktumfeld in den wesentlichen Absatzregionen und damit mit schärferen Wettbewerbsbedingungen und nachlassender Nachfrage. In einem rezessiven Umfeld werden von nahezu allen Unternehmen die Werbebudgets reduziert mit direkter Auswirkung auf die Nachfrage nach Neschen-Produkten. Wachstum wird aus diesem Grund nur über eine Verdrängungsstrategie möglich sein. Hierauf hat sich Neschen eingestellt. In Ergänzung zu der bestehenden Unternehmensstrategie als Nischenanbieter hat die Gesellschaft in den letzten Wochen verstärkt Neugeschäft in Volumenprodukten mit relativ geringen Margen akquiriert. Niedrigere Rohstoff- Einkaufspreise und Produktoptimierungen haben die Wettbewerbsfähigkeit für diese Produkte erhöht. Neschen erwartet hieraus neben einer verbesserten Auslastung der Beschichtungsanlagen auch eine verstärkte Marktpräsenz und damit neue Vermarktungschancen für die angestammten Neschen-Produkte.
Die weitere wirtschaftliche Entwicklung wird davon abhängen, inwieweit die neuen Produkte erfolgreich vom Markt angenommen werden. Vor dem Hintergrund des hohen Innovationsgrades der Neuentwicklungen, der ersten Erfolge im Volumengeschäft sowie des OEM-Geschäftes blickt der Vorstand verhalten optimistisch in die Zukunft.
Wesentliche Ereignisse im BerichtszeitraumIm dritten Quartal 2008 erfolgten folgende Änderungen bei der Besetzung der Organe der Neschen AG: Herr Dr. Norbert Dieterich, der seit dem 24. April 2008 interimistisch dem Vorstand angehörte, wurde mit Wirkung zum 1. August 2008 zum ordentlichen Vorstandsmitglied berufen und verantwortet die Bereiche F&E, Produktion, Supply Chain, IT und Personal. Herr Professor Dr. Wolfgang Greife, Professor an der Fachhochschule Hannover für Maschinenbau und Bioverfahrenstechnik, wurde nach der interimistischen Berufung zum ordentlichen Mitglied des Aufsichtsrates der Neschen AG
bestellt.
Der Antrag auf Sonderprüfung, gestellt von der Vermögensverwaltung Goldschmidt (VVG), Essen, vor dem Landgericht in Hannover wurde zu Gunsten der Neschen AG entschieden und abgewiesen. Die VVG hat gegen diesen Beschluss Beschwerde beim Oberlandesgericht Celle eingelegt. Hier wird der Antrag auf Sonderprüfung in zweiter Instanz verhandelt. Das weitere Verfahren, das der Aktionär Dr. Wilhelm Helms, Hannover, aufgrund aus seiner Sicht formeller Mängel bzgl. des Berichts des Aufsichtsrats in dem Geschäftsbericht des Jahres 2007 angestrengt hat, wurde mit Urteil vom 20. Mai 2008 erstinstanzlich in vollem Umfang abgewiesen. Derzeit liegt eine Berufungsklage von Herrn Dr. Helms beim Oberlandesgericht in Celle vor. Der weitere Verlauf des Verfahrens ist aktuell nicht absehbar.
Weitere wesentliche Ereignisse, wie z.B. Änderungen in der Konzernstruktur, haben sich im Berichtszeitraum nicht ergeben.
Veröffentlichungsdatum:
12.11.2008
-
13:35
Redakteur:
rpu