Die im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse notierte Balda AG erwirtschaftete in den ersten neun Monaten 2008 in ihren fortgeführten Geschäftsbereichen Umsatzerlöse in Höhe von 207,1 Millionen Euro (Vorjahr: 153,0 Millionen Euro). Das ist eine deutliche Steigerung um 54,1 Millionen Euro oder 35,4 Prozent. Der Konzern hat im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres mit einem Umsatzvolumen von 103,9 Millionen Euro sein bisher bestes Quartal im Jahr 2008 erzielt.
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von Januar bis September betrug 24,3 Millionen Euro (Vorjahr: 19,2 Millionen Euro). Aufgrund von Sondereffekten in Höhe von insgesamt 14,0 Millionen Euro verminderte sich das operative Konzernergebnis (EBIT) zum 30. September 2008 auf minus 5,0 Millionen Euro (Vorjahr: plus 8,0 Millionen Euro). Im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres verzeichnete der Konzern ein negatives EBIT von 0,6 Millionen Euro (Vorjahr: 2,6 Millionen Euro). Das Vorsteuerergebnis (EBT) belief sich in der Neunmonatsperiode auf minus 15,1 Millionen Euro (im Vorjahr: plus 0,7 Millionen Euro).
Umsatzentwicklung
Die Region Asien steigerte die Umsatzerlöse in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres auf 196,1 Millionen Euro (Vorjahr: 143,0 Millionen Euro). Das ist eine kräftige Zunahme um 53,1 Millionen Euro oder 37,2 Prozent. Die Region Asien steuerte mit 94,7 Prozent der Umsatzerlöse (Vorjahr: 93,5 Prozent) den größten Anteil zum Umsatzvolumen des Konzerns bei. Sowohl die Gesellschaften des Geschäftsbereichs Infocom als auch des Geschäftsbereichs Touchscreen trugen zum Wachstum bei.
Die Region Amerika blieb mit einem Umsatzvolumen von 10,1 Millionen Euro leicht hinter den Erlösen des Vorjahres in Höhe von 10,8 Millionen Euro zurück. Die Region Indien verzeichnete mit 1,6 Millionen Euro ein klares Plus gegenüber dem Vorjahr, als noch keine nennenswerten Umsätze anfielen. Die Region Europa betreibt in den fortgeführten Geschäftsbereichen kein umsatzwirksames Geschäft mehr.
Aufgrund der starken Umsatzzuwächse kletterte die Gesamtleistung gegenüber der Vorjahresperiode mit 163,4 Millionen Euro auf 218,7 Millionen Euro um 55,3 Millionen Euro oder 33,8 Prozent.
Die Materialaufwendungen im Konzern legten in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres kräftig auf 122,7 Millionen Euro zu (Vorjahr: 82,9 Millionen Euro). Das ist eine Steigerung um 39,8 Millionen Euro oder 48,1 Prozent. Ursache der überproportionalen Zunahme dieser Position ist einerseits der erhöhte Zukauf teurer Elektronikkomponenten und andererseits erhöhter Materialeinsatz beim Produktionsanlauf neuer Projekte im Geschäftsbereich Touchscreen.
Die Personalaufwendungen verzeichneten in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres mit 33,0 Millionen Euro (Vorjahr: 31,0 Millionen Euro) gegenüber dem Umsatzwachstum trotz der deutlichen Zunahme der Mitarbeiterzahlen auf insgesamt 12.214 Mitarbeiter (inklusive Leiharbeitnehmern, Auszubildenden und Aushilfen) einen unterproportionalen Anstieg.
Ergebnisentwicklung
Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verbuchte die Unternehmensgruppe von Januar bis September 24,3 Millionen Euro (Vorjahr: 19,2 Millionen Euro).
Die Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände lagen bei 29,4 Millionen Euro (Vorjahr: 11,2 Millionen Euro). Das ist eine Zunahme um 18,2 Millionen Euro. Die Erhöhung hat mehrere Ursachen. Aus Impairment-Abschreibungen, die aus der Überwachung der Werthaltigkeit langfristiger Vermögenswerte gemäß IFRS gemacht werden müssen, sind in allen Regionen Aufwendungen in Höhe von insgesamt 11,5 Millionen Euro angefallen. Daneben trugen stark gestiegene Investitionen in Asien, insbesondere für TPK und Balda Solutions Malaysia, sowie die Abschreibungen auf Kundenbeziehungen in Höhe von 7,2 Millionen Euro (Vorjahr: 3,4 Millionen Euro) zu dem Anstieg bei.
Aufgrund der Sondereffekte aus Wertberichtigungen auf Forderungen und aus Impairment-Aufwendungen in Höhe von insgesamt 14,0 Millionen Euro vermindert sich das operative Konzernergebnis (EBIT) zum 30. September 2008 auf minus 5,0 Millionen Euro (Vorjahr: plus 8,0 Millionen Euro). Im Vorjahr war das EBIT noch geprägt durch den Einmaleffekt aus dem Rückerwerb einer Optionsanleihe (6,8 Millionen Euro).
Unter Berücksichtigung der Steuern vom Einkommen und Ertrag sowie der Minderheitenanteile belief sich der Fehlbetrag für das Dreivierteljahr 2008 für die fortgeführten Geschäftsbereiche auf minus 17,2 Millionen Euro (Vorjahr: Neunmonatsüberschuss von 2,1 Millionen Euro).
Eigenkapital
Das Eigenkapital verzeichnete mit 131,0 Millionen Euro (31. Dezember 2007: 150,9 Millionen Euro) bedingt durch den Konzernfehlbetrag einen Rückgang von 19,9 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote stieg von 35,7 Prozent zum Vorjahresende aufgrund der verringerten Bilanzsumme von 348,7 Millionen Euro auf 37,6 Prozent.
Investitionen
Der Balda-Konzern investierte in seinen fortgeführten Geschäftsbereichen bis zum 30. September 2008 insgesamt 39,9 Millionen Euro (Vorjahr: 35,6 Millionen Euro). Das Investitionsvolumen fand hauptsächlich in den asiatischen Standorten der Unternehmensgruppe Verwendung. In den ersten beiden Quartalen des laufenden Geschäftsjahres standen Investitionen in Sachanlagevermögen und immaterielle Vermögensgegenstände in Höhe von 25,8 Millionen Euro zu Buche. Ein Großteil der im dritten Quartal investierten Mittel hing weiterhin mit dem Aufbau der Produktionskapazitäten an den chinesischen Standorten einschließlich TPK in Xiamen zusammen.
Ausblick
Der Erhalt der Ertragskraft des Infocom-Geschäfts in Asien und die Vergrößerung sowohl der Kundenbasis als auch des Umsatzvolumens wird von entscheidender Bedeutung für die weitere Entwicklung des Balda-Konzerns sein.
Die Gesellschaften in Brasilien sind unter strenger Beobachtung. Das Marktumfeld dürfte sich dort nachhaltig verschlechtert haben. Balda wird in dieser Region keine weiteren Mittel investieren. Die Situation in Indien ist weiterhin völlig unbefriedigend. Wenn es Balda nicht gelingt, in der Region Infocom-Umsätze in nennenswertem Umfang zu generieren, ist der Ausstieg aus diesem Markt eine in Betracht zu ziehende Option.
TPK ist ab dem vierten Quartal eine Finanzbeteiligung mit Blick auf einen etwaigen Börsengang, von dem Balda profitieren kann. Gleichzeitig können Balda und TPK personelle, technologische und projektbezogene Kooperationen zum gegenseitigen Nutzen aufbauen.
Auf der Grundlage einer gesicherten und unter den gegebenen Umständen günstigen Finanzierung, dem Verkauf von Balda Medical und der Immobilie in Bad Oeynhausen sowie einer zufrieden stellenden Lösung in Brasilien sieht der Balda-Konzern seine Zukunft im asiatischen Infocom-Markt. Wesentliche Teile der Verwaltung werden in diese Region verlagert, wobei Bad Oeynhausen Sitz der Holding bleiben wird. Nach vollständiger Aufarbeitung der Altlasten und abgeschlossener Restrukturierung sieht das Management die Zukunftsaussichten der Unternehmensgruppe verhalten positiv.
Für das Geschäftsjahr 2008 ist nach Unternehmensangaben die Umsatzzielsetzung nicht zu halten. Gründe sind der Verlust der quotalen Konsolidierung von TPK im vierten Quartal, die Umsatzrückstände in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres sowie die erwartete Abschwächung des Konsums im Zuge der weltweiten Verunsicherung als Folge der Finanzmarktkrise. Insgesamt rechnet das Management mit einem Jahresfehlbetrag in der Balda-Unternehmensgruppe.
Veröffentlichungsdatum:
29.10.2008
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07:55
Redakteur:
rpu