WKN:
694570
ISIN:
DE0006945702
Straße, Haus-Nr.:
Lanzstraße 1,
D-21244 Buchholz i.d. Nordheide, Deutschland
Telefon:
+49 (4186) 8914 - 3333

Internet: http://www.loginet3.de

IR Ansprechpartner:
Frau Kirsten Diedrichsen
[email protected]
HV-Bericht PONAXIS AG - DPR-Prüfung riss tiefe Wunden in die Bilanz
Die PONAXIS AG hatte für den 22. September 2008 zu ihrer diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung ins Sofitel Hotel am Alten Wall in Hamburg eingeladen. Hierzu hatten sich rund 50 Aktionäre, Aktionärsvertreter und Gäste eingefunden, darunter auch Mario-David Balda von GSC Research. Der Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Stephan Schüller eröffnete die Hauptversammlung pünktlich um 11 Uhr mit der Erledigung der üblichen Formalitäten. Nach der Verlesung des kompletten Aufsichtsratsberichts übergab er dann das Wort an den Vorstand.


Bericht des Vorstands 

Vorstandsmitglied Andreas H. Demant entschuldigte zu Beginn den ungewöhnlich späten Zeitpunkt der Hauptversammlung, ein früherer Termin war jedoch wegen außergewöhnlicher Umstände nicht möglich. Nach seinen Worten war es für die PONAXIS AG ein Jahr mit zwei Gesichtern, der Geschäftsbericht fiel nach der Überprüfung und Fehlerfeststellung durch die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) deutlich umfangreicher aus. Problem hierbei war die Einbeziehung der Tochtergesellschaften in den Konzernabschluss, die nicht nach IFRS berichten. Wesentliche Sachkomplexe waren der Firmenwert der Intelis AG sowie Wertanpassungen bei den Beteiligungen Cargofresh und nanoresins. Die Bilanzberichtigung wurde jetzt vollumfänglich eingearbeitet, die Prüfung ist laut Herrn Demant damit abgeschlossen. 

Den weiteren Angaben zufolge entstanden hieraus für das Geschäftsjahr 2006 ein negatives EBITDA und ein Jahresfehlbetrag im Konzern von 9,1 Mio. Euro. Nach den durchgeführten Abschreibungen und Wertanpassungen äußerte der Vorstand die, wie er es ausdrückte, durchaus begründbare Auffassung, deutliche Bewertungsreserven im Konzernabschluss zu haben, die in den nächsten Jahren realisiert werden sollen. 

Nach der Erläuterung dieser komplexen Bilanzierungsproblematik, die gerade einer klassischen mittelständischen Beteiligungsholding wie der PONAXIS AG Schwierigkeiten bereitet, ging Herr Demant auf drei wesentliche Beteiligungen im Detail ein. Bei der Cargofresh AG konnte demnach durch die Übernahme der PT. MES Asia Pacific Kompetenz bei Fertigung und Montage eingekauft werden. Eine Studie vom Mai 2008 sah den Wert der Aktie bei 6,21 Euro und somit weit über den aktuellen Börsenkursen. 

Beim Feinkostgroßhändler RUNGIS express AG wurde die Beteiligungsquote im vierten Quartal 2007 auf 100 Prozent erhöht. In 2007 lagen der Umsatz bei 55,3 Mio. Euro und das EBT bei 0,5 Mio. Euro, für 2008 werden 67,5 Mio. Euro Umsatz und ein EBT von 1,2 Mio. Euro erwartet. Einen Unternehmenswert von rund 30 Mio. Euro sah Herr Demant als realistisch und angemessen an. Da RUNGIS mit einem extrem niedrigen Buchwert bilanziert ist, besteht alleine aus dieser Beteiligung bei einem Exit enormes Potenzial für die PONAXIS-Aktie. 

An der nanoresins AG, einem Entwickler und Hersteller von Nanopartikeln für eine breite Palette industrieller Anwendungen, hält PONAXIS aktuell 30,4 Prozent. Das Unternehmen verfügt dabei über internationale Vertriebspartnerschaften mit bereits 14 Vertretungen. 

Wie der Vorstand weiter ausführte, liegt der faire Wert der PONAXIS-Aktie Studien zufolge bei 0,83 Euro bis 2,30 Euro. „Mit 1,50 Euro bis 2,00 Euro fühlen wir uns nicht unwohl“, bekräftigte Herr Demant mit dem Ziel, weitere Potenziale herauszuarbeiten. Entsprechend unverständlich war ihm der aktuelle Börsenkurs bei 0,31 Euro, aber auch PONAXIS habe sich dem allgemeinen Börsentrend nicht widersetzen können, räumte er ein. 

Vorstandskollege Jochen Wittke erläuterte dann mit Blick auf das Zahlenwerk, dass im Zuge der Subprime-Krise auch die Finanzierungsstruktur des Konzerns neu gestaltet werden musste. Der HGB-Einzelabschluss war geprägt von der Verschlankung der Struktur. Die Gesamtleistung betrug in 2007 insgesamt 2,2 nach 2,6 Mio. Euro im Vorjahr, die Erträge aus Beteiligungen lagen bei 3,4 Mio. Euro. Das EBITDA stieg von 0,4 auf 2,3 Mio. Euro an, und der Jahresüberschuss erhöhte sich von 0,7 auf 1,6 Mio. Euro. Nach der Reduzierung der Bilanzsumme stieg die Eigenkapitalquote von 47 auf 74 Prozent. 

Der Halbjahresbericht 2008 wird, bedingt durch die DPR-Prüfung, erst im Oktober 2008 veröffentlicht werden, aber Herr Wittke zeigte sich sehr zuversichtlich, die gesteckten Ziele für das laufende Geschäftsjahr zu erreichen.


Allgemeine Diskussion 

Nach der Erläuterung einiger Tagesordnungspunkte konnte in die Generaldebatte eingetreten werden. In dieser forderte zunächst der Aktionär Wilm Müller die Ausschüttung einer Dividende anstelle des Vortrags des Bilanzgewinns auf neue Rechnung. 

Aktionärin Werner fragte dann nach den Verkaufspreisen der veräußerten Beteiligungen, den Gründen für die Einleitung der DPR-Prüfung, Planzahlen für 2008, Alleinstellungsmerkmalen der PONAXIS AG, den Gründen für die drei Zwischenholdings und der Aufschlüsselung der variablen und fixen Komponenten der Vorstandsvergütung. Die Verdoppelung der Aufsichtsratsbezüge sah Frau Werner als nicht angemessen an, eine Ansicht, der sich einige weitere Redner in der Folge anschlossen. 

Danach kritisierte der Anteilseigner Gerrit Bakker im Zuge der DPR-Prüfung ein völliges Versagen von Vorstand, Aufsichtsrat und Wirtschaftsprüfer. Seine Fragen betrafen die Gutachten zur Bewertung der Töchter, den Verkauf von Intelis-Aktien, die Liquiditätslage und die geringe Konzern-Eigenkapitalquote von 7 Prozent. Zudem wollte er wissen, ob ein Verkauf der Cargofresh-Anteile geplant ist, wer der Mitaktionär bei CCG ist und wie lange der Abschlussprüfer bereits für PONAXIS tätig ist. 

Der Aktionär Klaus Zapf interessierte sich dann für vorläufige Zahlen für das erste Halbjahr 2008, etwaige strafrechtliche Folgen der DPR-Prüfung und eine Meldung an die D&O-Versicherung. Weitere Fragen galten dem durchschnittlichen Zinssatz bei den 21,8 Mio. Euro Finanzverbindlichkeiten der PONAXIS AG, der Aufgabenverteilung im Vorstand, Zahlen der Cargofresh, den Gründen für den geplanten Aktienrückkauf und den Plänen für einen Kapitalschnitt. Außerdem bat er um eine Aufschlüsselung der Beratungskosten von über 1 Mio. Euro sowie um eine quartalsweise Liquiditätsrückschau seit dem 1.1.2007 bis zum 30.6.2008. 

Thomas Mariotti, Vorstandsvorsitzender der GSC Portfolio AG, wollte wissen, wieso sich der Vorstand entschieden hat, „14 Mio. Euro sich in Luft auflösen zu lassen“, anstatt einen Rechtsstreit mit der DPR anzustreben. Weitere Fragen betrafen die bereinigten operativen Ergebnisse für 2006 und 2007 ohne Berücksichtigung von Bewertungsveränderungen, die Werthaltigkeit der Forderung gegenüber dem Prinzen von Sachsen und geplante Beteiligungsverkäufe. Zudem erkundigte er sich nach Veränderungen in der Aktionärsstruktur, den Parametern der variablen Vergütung des Vorstands, nach weiteren Bewertungsreserven neben der aufgezeigten bei RUNGIS, den Ist- und Planzahlen für ilog, HPA und TecEquity, und schließlich wollte Herr Mariotto noch wissen, ob in 2008 ein Verlust in der AG anfallen wird.


Antworten 

Bei den veräußerten Beteiligungen sind nach Aussage des Vorstands keine Verluste angefallen. Zum Themenkomplex DPR-Prüfung erläuterte er, dass die DPR die Intelis AG als börsennotiertes Unternehmen im Losverfahren ausgewählt hat. Das Ergebnis dieser Prüfung führte dann zu einer anlassbezogenen Prüfung bei der PONAXIS AG. Als Anteilseigner habe PONAXIS bei der Erstellung des Konzernabschlusses keine Einflussmöglichkeiten auf die Unternehmen Cargofresh und nanoresins, die beide nicht nach IFRS berichten. Strafrechtliche Folgen der Prüfung verneinte der Vorstand, eine D&O-Versicherung spiele daher auch keine Rolle. Ein Rechtsstreit wäre nicht zielführend gewesen. 

Planzahlen für 2008 konnte die Verwaltung keine nennen, ebenso keine Halbjahreszahlen 2008 und Zahlen für die Töchterunternehmen, hier herrsche zudem Verschwiegenheitspflicht. Außerdem seien Exiterlöse und Beteiligungsverkäufe nicht planbar, und sofern in 2008 kein Exit bzw. sonstige betriebliche Erträge mehr anfallen, wird die AG einen Verlust für dieses Geschäftsjahr ausweisen müssen. 

Als Alleinstellungsmerkmale der PONAXIS nannte der Vorstand, dass das Unternehmen bereit ist, auch bei sehr kritischen Fällen wie beispielsweise bei RUNGIS oder bei sehr kleinen Losgrößen einzusteigen. Die drei Zwischenholdings haben den weiteren Angaben zufolge Haftungsgründe, zudem eröffnen diese die Möglichkeit zur gesonderten Veräußerung bzw. zur gesonderten Aufnahme von Partnern. 

Sämtliche Fragen zu den Vorstandsbezügen wurden nicht beantwortet, hier wurde auf den früheren HV-Beschluss zur Nichtveröffentlichung verwiesen. Bezüglich der erhöhten Aufsichtsratsvergütung wurde darauf verwiesen, dass die bisherige nicht marktüblich war. Die Bewertung der Töchter erfolgt durch den Vorstand mittels Impairment-Tests. Die Intelis-Aktien wurden zwischenzeitlich an Venturis zum Buchwert abgegeben und mittlerweile wieder zurückgenommen. 

Mit Blick auf die Liquiditätslage teilte der Vorstand mit, dass nach den im Zuge der Subprime-Krise zurückgezogenen Finanzierungszusagen eine alternative Finanzierungsstruktur vorbereitet werden musste. Ausleihungen an Töchter seien dabei üblich, um teuer verzinsliches Fremdkapital möglichst gering zu halten. Eine Liquiditätsrück- und Vorschau, wie vom Aktionär Zapf gefordert, konnte nicht geliefert werden. 

An Cargofresh hielt PONAXIS zum 31.12.2007 nach einer Umplatzierung von Anteilen anderer Gesellschafter nicht mehr die Mehrheit. Das Unternehmen erzielte in 2007 ein Ergebnis nach Steuern von 9,2 Mio. Euro. Als Mitaktionär bei CCG wurde eine Beteiligungsgesellschaft aus Bremen genannt, die Herrn Christian Helms zuzurechen sei. Der aktuelle Abschlussprüfer prüft PONAXIS seit vier oder fünf Jahren. 

Der durchschnittliche Zinssatz der 21,8 Mio. Euro Finanzverbindlichkeiten beträgt den weiteren Angaben zufolge rund 10 Prozent, die Aufgabenverteilung im Vorstand habe sich bewährt. Der geplante Aktienrückkauf sei ein reiner Vorratsbeschluss, aktuelle Pläne für einen Kapitalschnitt wurden verneint. Die Beratungskosten betrafen im Wesentlichen die Restrukturierung bei der Intelis AG mit rund 500 TEUR, in der PONAXIS AG fielen 194 TEUR an. 

Die Werthaltigkeit der Forderung gegenüber dem Prinzen von Sachsen wurde seitens der Verwaltung bekräftigt, von den ursprünglich geforderten 2,8 Mio. Euro seien 1,4 Mio. Euro durch Verwertung von Sicherheiten zurückgeführt worden, jetzt gebe es einen Rechtsstreit in der Schweiz, auch die Restforderung sei mit einer Grundschuld besichert. Alle börsennotierten und erfolgreich restrukturierten Beteiligungen kommen nach Angaben der Verwaltung für eine Veräußerung in Frage. 

Wie noch mitgeteilt wurde, hat es bei der Aktionärsstruktur eine wesentliche Veränderung gegeben, eine Fondsgesellschaft von Julius Bär ist nämlich mit etwas mehr als 11 Prozent eingestiegen. Hinsichtlich weiterer Bewertungsreserven wurde auf die Darstellung bei RUNGIS verwiesen, die Aufdeckung erfolge grundsätzlich erst bei der Veräußerung.


Abstimmungen 

Nachdem keine weiteren Wortmeldungen vorlagen, schritt der Aufsichtsratsvorsitzende zur Abstimmung. Vorher stellte er die Präsenz mit 8.696.428 der insgesamt 12.493.278 Stückaktien entsprechend 69,61 Prozent des Grundkapitals fest. Alle Beschlüsse wurden gemäß den Vorschlägen der Verwaltung mit deutlichen Mehrheiten zwischen 98,02 und 99,76 Prozent gefasst. 

Im Einzelnen abgestimmt wurde über den Vortrag des Bilanzgewinns auf neue Rechnung (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Ermächtigung zum Erwerb und zur Verwendung eigener Aktien (TOP 5), die Wahl der Gräwe & Partner GmbH zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2008 (TOP 6), die Vergütung des Aufsichtsrats (TOP 7) und die Wahl von Klaus Röpke in den Aufsichtsrat (TOP 8). 

Anschließend konnte Prof. Dr. Schüller die Hauptversammlung um 15:25 Uhr offiziell beenden und zu einem verspäteten Mittagessen laden.


Fazit 

Nachdem wir in den vergangenen beiden Jahren mit lobenden Worten die Hauptversammlungen der PONAXIS AG rekapitulieren konnten, sorgte diesmal ein sehr ereignisreiches Geschäftsjahr 2007 für gemischte Gefühle. Die Prüfung durch die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) verhagelte die 2006er Bilanz nachträglich und natürlich auch den Konzernabschluss 2007. Hier können wir die Kritik einiger Aktionäre, dass diese zahlenmäßigen Auswirkungen im Rahmen der Hauptversammlung deutlich detaillierter hätten aufgeschlüsselt werden sollen, durchaus nachvollziehen. Auch wenn es sich um eine sehr komplexe Materie handelt, angesichts der Auswirkungen auf den Aktienkurs wäre hier höchste Transparenz vonnöten gewesen. 

Entsprechend kontrovers fiel die Diskussion auf der diesjährigen Hauptversammlung aus. Hier wollen wir auch festhalten, dass die Beantwortung der umgangreichen Frageblöcke recht zügig und ohne exzessive Pausen erfolgte, so dass das Aktionärstreffen mit fünfeinhalb Stunden zeitlich noch im Rahmen blieb. 

Prognosen für die weitere Entwicklung des Unternehmens erweisen sich derzeit als extrem schwierig. Ein zentrales Thema ist sicherlich ein möglicher Exit bei der erfolgreich restrukturierten RUNGIS express AG. Wohl nur ein solcher zu einem attraktiven Verkaufspreis könnte dem Aktienkurs der PONAXIS AG kurzfristig auf die Beine helfen, da die beiden börsennotierten Beteiligungen an Cargofresh und Intelis derzeit kein kurzfristiges Potenzial aufweisen.


Kontaktadresse 

PONAXIS AG
Valentinskamp 88
D-20355 Hamburg 

Tel.: +49 (0) 40 / 309974 - 0
Fax: +49 (0) 40 / 309974 - 79 

E-Mail: [email protected]
Internet: http://www.ponaxis.de


Ansprechpartner Investor Relations 

Kirsten Diedrichsen 

Tel.: +49 (0) 40 / 309974 - 0
Fax: +49 (0) 40 / 309974 - 69
E-Mail: [email protected]

Veröffentlichungsdatum: 10.10.2008 - 18:59
Redakteur: mba
© 1998-2024 by GSC Research GmbH Impressum Datenschutz