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HV-Bericht leasing.99 AG - Turbulente Hauptversammlung lässt viele Fragen offen
Im Hotel Mohren auf der Bodenseeinsel Reichenau fand am 27.8.2008 die diesjährige ordentliche Hauptversammlung der leasing.99 AG statt, zu der sich 30 Aktionäre, Aktionärsvertreter und Gäste eingefunden hatten, unter ihnen auch Reinhard Hock für GSC Research. In den letzten Wochen war das Unternehmen in die negativen Schlagzeilen geraten, da Anfang August 2008 die Geschäftsräume von der Staatsanwaltschaft durchsucht wurden.

Um 10 Uhr eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Wolfgang Münch die Veranstaltung und begrüßte alle anwesenden Personen sowie den Notar Dr. Sieß. Dann stellte er fest, dass bei der Gesellschaft keine Gegenanträge eingegangen waren. Auf das Fehlen der beiden anderen Aufsichtsratsmitglieder Rolf Dommann und Paul Ray ging er dagegen zunächst überhaupt nicht ein.

Nach der Abhandlung der üblichen Formalitäten übergab der Versammlungsleiter dann das Wort an den Alleinvorstand Norbert Bozon.


Bericht des Vorstands

Auch Herr Bozon begrüßte alle erschienenen Personen und sprach dann von einem erneut erfolgreichen Geschäftsjahr, in dem der Umsatz um 48 Prozent auf 8,5 Mio. Euro und das EBITDA um 25 Prozent auf 4,2 Mio. Euro gesteigert werden konnten. Allerdings verminderte sich der Jahresüberschuss um 78 Prozent auf 0,193 Mio. Euro. Obwohl sich die Aktienzahl durch Rückkäufe auf 674.209 verringerte, sank der Nettogewinn je Aktie um 72 Prozent.

Bevor er näher auf die Aktienkursentwicklung einging, bezeichnete Herr Bozon die diesjährige Hauptversammlung als etwas Besonderes, da er im Laufe seiner Rede einen Kurswechsel in der Geschäftspolitik ankündigen werde. Mit Blick auf den Aktienkurs meinte der Vorstand, dass dieser auf dem Niveau von 5,69 Euro kaum Sinn macht, da dies lediglich noch einem Börsenwert von 3,8 Mio. Euro entspricht. Der Substanzwert zum 31.12.2007 habe dagegen bei über 30 Euro je Aktie gelegen, also über fünfmal höher.

Die Ursachen hierfür sah Herr Bozon zum einen in der zurzeit herrschenden Finanzmarktkrise, in der sich die Anleger vom Aktienmarkt abwenden und risikolosere Investments bevorzugen. Die Nebenwerte wurden von dieser Entwicklung besonders hart getroffen. Im speziellen Fall der leasing.99 AG wurde die negative Kursentwicklung jedoch nicht nur alleine vom Markt hervorgerufen, sondern war vor allem „das Ergebnis einer mafiös organisierten Bande von Kursmanipulateuren, die durch Leerverkäufe und intensive Medienarbeit Nutzen aus Kursrückgängen ziehen.“

In diesem Zusammenhang verwies Herr Bozon auf die Hauptversammlung im Jahre 2005 (siehe hierzu auch den HV-Bericht von GSC Research), auf der er bereits darauf hingewiesen hatte, dass das Unternehmen „von einer Gruppe organisiert operierender, krimineller Day-Trader und Händler mit einer Short-Attacke angegriffen“ wurde. Dadurch solle der Ruf der Gesellschaft zerstört werden.

Wie Herr Bozon dann den Anwesenden erklärte, besuchen drei untereinander bekannte Personen alljährlich mit jeweils einer Aktie die Hauptversammlung des Unternehmens, um den Aktionärsvertreter zu beeinflussen und unter den Gästen Stimmung gegen die Gesellschaft zu machen. Diese drei Personen haben laut Vorstand auch in einem bekannten Internetforum in über 2.000 Postings gezielt gegen die leasing.99 AG Stimmung gemacht, um finanziell davon zu profitieren. "Nichts macht Privatanleger kaufwütiger als steigende Kurse" analysierte Herr Bozon das Kaufverhalten der Privatanleger, aber jetzt herrsche die Stimmung "Der Kurs geht runter, also muss ja etwas faul sein."

Anschließend ging Herr Bozon auf den Fall Wirecard/Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK)/Straub ein, in den sich die leasing.99 AG eingeklinkt habe, und zu diesem Zweck hatte der Vorstand extra Artikel aus verschiedenen Finanzmagazinen kopieren und an die Aktionäre verteilen lassen.

Im Anschluss daran kam Herr Bozon noch einmal auf das Börsenlisting der leasing.99-Aktie im Juni 2004 zu sprechen und berichtete stolz, dass es trotz damaliger IPO-Flaute gelungen ist, innerhalb von zwölf Monaten das Eigenkapital von 0,75 auf über 15,5 Mio. Euro zu erhöhen. Trotzdem war die Idee, sich zuerst Kapital über die Börse zu beschaffen und dann mit dem Geschäftsaufbau zu beginnen „ein gefundenes Fressen für ein Netzwerk von Marktmanipulateuren à la SdK, die durch Short-Verkäufe und nachfolgende, mutmaßlich abgestimmte und organisierte Medienkampagnen ihren finanziellen Vorteil suchten.“ Diese Leute wollten nach Meinung des Vorstands nur den Aufbau des Unternehmens behindern und die Aktionäre schädigen. Dass die Gesellschaft inzwischen über ein erstklassiges Bankenrating und über Kreditlinien von etwa 30 Mio. Euro verfügt, beweise aber, dass das Bild, das die Manipulateure von der Gesellschaft zeichnen wollen, nichts mit der Realität zu tun hat.

Dann erklärte Herr Bozon stolz, dass die leasing.99 AG mit dem unkonventionellen Approach damals unwissentlich ein Trendsetter war. Mittlerweile gehen immer mehr Unternehmenshüllen, sogenannte SPACs, die nur mit liquiden Mitteln ausgestattet sind, an die Börse, um danach erst operativ tätig zu werden. Dieser Trend kommt nach Aussage des Vorstands aus den USA und hat nun auch Deutschland erreicht, wie er anhand eines Artikels über den SPAC „Germany 1“ aus einem Fachmagazin darlegte. Im Gegensatz zu den SPACs haben die Anleger mit leasing.99-Aktien damals aber keine Wundertüte erworben, da bereits im Emissionsprospekt erklärt wurde, was das Unternehmen mit dem Geld vorhat, so der Vorstand weiter.

Auf das eigentliche Geschäft eingehend bemerkte Herr Bozon, dass es im Nachhinein richtig war, nur Restwertverträge mit Andienungsrecht anzubieten und keine Kilometerverträge, da viele Leasingunternehmen mit dieser Art von Verträgen viel Geld verloren haben, weil sich die Preise für Gebrauchtwagen negativ entwickelt haben. Außerdem sind inzwischen viele Banken nicht mehr dazu bereit, Kilometerverträge zu refinanzieren.

In der Retrospektive betrachtet könne er sagen, dass man bei der leasing.99 AG als absolutem Newcomer sehr viel richtig gemacht hat, so Herr Bozon. Allerdings räumte er ein, dass auch Fehler gemacht wurden, da man die Marktmacht und die Hartnäckigkeit der Kursmanipulateure unterschätzt und zu früh mit dem Rückkauf eigener Aktien begonnen habe. Des Weiteren war die Kundenauswahl auch nicht immer ganz glücklich, da man dem einen oder anderen Betrüger aufgesessen sei.

Da das Geschäftsmodell Leasing für die Börse jedoch eher langweilig und die Bilanz eines Leasingunternehmens nicht einfach zu verstehen ist, wurde nach Aussage des Vorstands ein Kurswechsel in der Geschäftspolitik initiiert. So wird die Gesellschaft künftig keine Leasingverträge mehr selbst akquirieren und verwalten, da dies mit einem sehr hohen Aufwand verbunden ist, sondern sich auf die Vermittlung von Leasingverträgen und Bankfinanzierungen spezialisieren. Im eigentlichen Leasinggeschäft will man sich seitens des Unternehmens nur noch auf hochprofitable Nischenmärkte und erstklassige Kunden konzentrieren, die nichts mehr mit Autos zu tun haben. Außerdem soll der erfolgreich etablierte Autohandel kräftig ausgebaut werden, da hier jedes Geschäft sofort einen positiven Deckungsbeitrag bringt.

Nachfolgend nannte Herr Bozon die Vorteile dieses Strategiewechsels für die Gesellschaft. So können zum einen Kosten gespart werden, die Bilanz wird verständlicher, alle Abschlüsse führen sofort zu einem positiven Deckungsbeitrag, es können mehr Kunden angelockt werden und der Erfolg am Markt ist leichter skalierbar. In diesem Zusammenhang äußerte der Vorstand die Hoffnung, dass dieser Strategiewechsel an der Börse entsprechend honoriert wird, wollte aber im Gegenzug keine Prognosen oder Zahlen nennen. Der eingeschlagene Weg sei jedoch richtig, da heute bereits über ein Viertel von allen in Deutschland verkauften Baufinanzierungen nicht mehr von der kreditgebenden Bank selbst verkauft werden.

Zum Ende seiner Ausführungen bedankte sich Herr Bozon bei seinen motivierten Mitarbeitern und den treuen Aktionären, die zuletzt arg gebeutelt wurden, und wiederholte nochmals, der aktuelle Aktienkurs habe nichts mit der Realität zu tun.

Bevor der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Münch zur Generaldebatte überleitete, wies er die anwesenden Personen darauf hin, dass „einer der Manipulateure mir einer Aktie hier sitzt. Es ist der vollbärtige Mann mit dem orangefarbenen Hemd dort!“ Der vom Aufsichtsratsvorsitzenden mit dieser Äußerung gesuchte Dialog mit dem betroffenen Aktionär konnte allerdings auf diese Weise nicht gefunden werden.


Allgemeine Aussprache

Als erste Rednerin brachte Beate Sander aus Ulm ihre Verbundenheit zum Unternehmen zum Ausdruck, indem sie erklärte, Freunde müsse man in schwierigen Zeiten unterstützen. Die Aktienkursentwicklung empfand sie als Trauerspiel, was aber auch an der allgemein schwierigen Marktsituation liege, die insbesondere die Small Caps hart treffe. Trotz der schlechten Kursentwicklung kreise ja nicht der Pleitegeier über der leasing.99 AG, und sie habe auch nicht das Gefühl, dass das Unternehmen unseriös ist.

Vom Vorstand wollte Frau Sander dann wissen, wie der Ausblick für das Unternehmen ist. Hierauf erklärte Herr Bozon, dass die Gesellschaft kaum Wettbewerber hat, dass er aber vorsichtig ist und keine konkreten Zahlen nennen möchte, da dies von den Marktmanipulateuren nur wieder zum Anlass genommen würde, um negative Stimmung gegen das Unternehmen zu machen.

Danach fragte Frau Sander nach der bittersten Erfahrung bzw. der größten Sorge, die die Verwaltung hat. Der Vorstand nannte daraufhin die schlechte Kursentwicklung, die durch Manipulation herbeigeführt worden sei. Laut Herrn Bozon ist die Gesellschaft aber machtlos und hat fast keine Chance gegen diese Leute. Das Unternehmen hat zwar die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und die Staatsanwaltschaft benachrichtigt und Namen weitergegeben, Erfolg habe man aber lediglich mit einigen Abmahnungen gehabt.

„Gruppen wie die SdK sind die Guten, wir sind die Idioten“ stellte Herr Bozon hierzu fest. „Das ist fast, wie wenn sie zur Polizei gehen und den Papst verklagen wollen. Aber diese Leute werden noch Spaß mit uns haben und am Ende die Zeche bezahlen“, echauffierte er sich weiter. Eine andere bittere Erfahrung war nach Aussage des Vorstands, dass man von einer kriminellen Autovermietung hereingelegt wurde, dies betreffe aber nur die Tochtergesellschaft autoportal.99 AG, und es seien bereits entsprechende Vorkehrungen getroffen worden.

Nächster Redner auf dieser Hauptversammlung war Rainer Schad von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Dieser bemerkte zunächst, dass es zwar richtig ist, dass Herr Straub als Vorstand der SdK zur Rechenschaft gezogen wird, stellte aber auch klar, dass deswegen nicht alle Vorstände den „mafiösen Strukturen“ zugehörig sind. An den Aufsichtsratsvorsitzenden gewandt sprach er von schlechtem Stil, einzelne Aktionäre anzusprechen, und bemängelte den Aufsichtsratbericht, der seiner Meinung nach die Vorgaben nicht erfüllt.

Im weiteren Verlauf kritisierte Herr Schad, dass Aktien erst teuer an Kleinaktionäre verkauft wurden und dann für teures Geld zurückgekauft werden. Dafür habe man den Vorstand nicht engagiert, dass er sich als Aktienhändler betätigt, da dies nicht seine ureigenste Aufgabe sei. Enttäuscht zeigte sich der Aktionärsschützer auch vom begrenzten Erfolg im eigentlichen Geschäft. Außerdem rügte er die Einladung zur Hauptversammlung, in der die Vollmachtsregelung nicht vorhanden war, den mangelhaften Geschäftsbericht, die schlechte Aktienkursentwicklung, den Umstand, dass keine Halbjahreszahlen genannt und keine Prognosen abgegeben wurden.

Als Nächstes wollte Herr Schad wissen, wie hoch die Bezüge für den Vorstand sind. Nach Angabe von Herrn Bozon lagen diese ursprünglich bei 6.800 Euro pro Monat, mittlerweile sind es aber nur noch 1.800 Euro netto. Die monatliche Gehaltssumme in der Gesellschaft liegt bei etwa 30 TEUR.

Anschließend erkundigte sich der DSW-Vertreter nach der Aktionärsstruktur und wollte wissen, wie hoch die Kosten für die Hauptversammlung sind. Der Vorstand teilte daraufhin mit, dass es keine meldepflichtigen Einzelaktionäre gibt außer der Steiner Treuhand AG, hinter der sich etwa ein Dutzend Personen verbergen. Herr Bozon selbst hält Aktien, die Stückzahl nannte er aber nicht. Die Hauptversammlung sei erheblich günstiger als im vergangenen Jahr, als sich die Kosten auf circa 43 TEUR beliefen, da in diesem Jahr auf keinen externen Dienstleister zurückgegriffen wird.

Zum Schluss wollte der DSW-Vertreter noch wissen, wie die Zahlen der Tochter autoportal.99 AG ausgefallen sind. Hierauf nannte Herr Bozon einen Umsatz von 7,6 Mio. Euro und ein Ergebnis von minus 1,8 Mio. Euro.

Der dritte Redner war Rechtsanwalt Allmendinger, der nach eigenen Angaben etwa 30 Personen vertrat, die von zwei inzwischen insolventen Geschäftspartnern der leasing.99 AG bzw. der autoportal.99 AG betrogen worden sind. Bei diesen beiden Geschäftspartnern handelt es sich zum einen um die EU-CarZentrale GmbH (ECZ) aus Tettnang und zum anderen um die Pforzheimer Euro-Car Pool GmbH (ECP). Die ECZ verkaufte Autos zu sehr günstigen Konditionen über ein Mietkaufmodell über das Internet. Inzwischen hat sich aber herausgestellt, dass es sich dabei um ein Schneeballsystem gehandelt hat, weswegen gegen den Initiator nun auch staatsanwaltschaftlich ermittelt wird. Da die leasing.99 AG bzw. die autoportal.99 AG Vertragspartner der ECP war und an diese geliefert hat, wurden Anfang August 2008 die Geschäftsräume durchsucht. Insgesamt geht es dabei um 363 Verträge, was in etwa 40 Prozent der autoportal.99-Umsätze entspricht.

Zwischen den Herren Allmendinger und Bozon folgte dann ein längeres Wortgefecht, welches für Außenstehende nicht immer leicht zu verstehen war, da die Diskussion zum Teil sehr stark ins Detail ging. Im Kern ging es darum, dass der Anwalt der Gesellschaft vorwarf, die geschädigten Kunden nun massiv einzuschüchtern und unter Druck zu setzen mit der Aufforderung, den PKW an autoportal.99 zurückzugeben oder den kompletten Kaufpreis dafür zu bezahlen. Dieser Aufforderung kamen bislang auch einige Fahrzeughalter nach, da leasing.99 bzw. die Tochtergesellschaft diesen ansonsten Unterschlagung unterstellt. Außerdem wusste man bei leasing.99 bzw. autoportal.99 anscheinend gar nicht, dass die Fahrzeuge von der ECP an die ECZ weitergereicht worden sind.

Herr Bozon versicherte den Anwesenden: „Wir haben uns nicht das Geringste zu Schulden kommen lassen, da wir die Leute gar nicht kannten. Fakt ist, es gibt gar nichts, wir sind völlig aus der Nummer raus.“ Herr Allmendinger warf der Verwaltung vor, juristische Halbwahrheiten zu verbreiten, und wunderte sich, dass zu diesen Vorfällen keine Pressemitteilung herausgegeben wurde. Zudem forderte er, dass man den Entlastungsbeschluss vertagen sollte. Daraufhin erklärte Dr. Münch, dass man sich in Zukunft seine Geschäftspartner eben besser ansehen müsse, und außerdem sei man heutzutage in Deutschland nie sicher vor Hausdurchsuchungen, wobei er in diesem Zusammenhang auf Durchsuchungen bei viel größeren Unternehmen verwies.

Nach dieser Diskussion erkundigte sich Herr Schad, warum zu diesem ganzen Sachverhalt keinerlei Anmerkungen im Geschäftsbericht zu finden sind. Hierauf erwiderte Herr Bozon, dass seitens der Gesellschaft erhebliche Rückstellungen gebildet wurden. Man wolle aber nicht die Fantasie der Marktmanipulateure anheizen, da man ja nichts Illegales getan habe. Der Risikobericht sei Teil des Lageberichts, den die leasing.99 AG nicht erstellen muss.

Schließlich bat Herr Schad noch darum, dass sich die beiden wiederzuwählenden Aufsichtsratsmitglieder doch vorstellen sollten, und er wollte wissen, wo diese überhaupt sind. Daraufhin erklärte Dr. Münch, dass Herr Dommann verhindert ist und dass sich Herr Ray vermutlich auf seiner Segelyacht irgendwo auf einem der Weltmeere befindet. Herr Schad bat dann um Einzelwahl, da er niemanden wählen wollte, der nicht anwesend ist.


Abstimmungen

Vor Beginn der Abstimmungen gab Dr. Münch die Präsenz auf der Hauptversammlung bekannt. Vom Grundkapital in Höhe von 11.050.000 Euro, eingeteilt in 850.000 Stückaktien, waren demnach 261.087 Aktien entsprechend 30,72 Prozent vertreten. Alle Tagesordnungspunkte wurden mit einer Mehrheit von über 99 Prozent verabschiedet, lediglich bei der Einzelabstimmung über die Entlastung der Aufsichtsräte waren bei den nicht anwesenden Mitgliedern Rolf Dommann und Paul Ray etwa 7.000 Gegenstimmen bzw. Enthaltungen zu verzeichnen.

Im Einzelnen beschlossen wurden der Vortrag des Bilanzverlusts auf neue Rechnung (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wiederwahl der Herren Dr. Wolfgang Münch, Rolf Dommann und Paul Ray in den Aufsichtsrat und die Wahl von Dipl.-Kfm. Andreas Haupt zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2008 (TOP 5).

Die Versammlung konnte gegen 13:30 Uhr geschlossen werden.


Fazit

Erneut gelang es bei der leasing.99 AG nicht, aus dem eigentlichen operativen Geschäft ein positives Jahresergebnis zu erzielen. Ohne den erneuten Verkauf von Aktien der Tochtergesellschaft autoportal.99 AG, bei dem ein außerordentlicher Ertrag von knapp 2,4 Mio. Euro generiert werden konnte, wäre ein deutlicher Jahresfehlbetrag von über 2 Mio. Euro angefallen. In diesem Zusammenhang ist es verwunderlich, dass sich diesbezüglich keiner der anwesenden Aktionäre und auch nicht der DSW-Vertreter zu Wort gemeldet hat. Entweder schenkt man der Verwaltung hier blindes Vertrauen oder es herrscht inzwischen einfach nur noch tiefe Resignation.

Bezeichnend für die Lage und Entwicklung der Gesellschaft ist auch, dass wieder einmal ein Kurswechsel in der Geschäftspolitik vollzogen wird. Brüstete man sich auf der Hauptversammlung 2005 noch damit, dass man die einzige Leasinggesellschaft ist, die sich ausschließlich über Eigenkapital finanziert, schwenkte man einige Zeit später dann doch auf den üblichen Mix aus Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung um. In Zukunft will das Management dagegen nur noch Leasing- bzw. Finanzierungsverträge vermitteln, da das eigentliche Leasinggeschäft zu viel Verwaltungsaufwand erfordert.

Man darf heute schon auf künftige Hauptversammlungen gespannt sein, um zu erfahren, ob ein erneuter „Strategiewechsel“ angedacht ist. Auch in diesem Zusammenhang ist es unverständlich, dass sich aus den Reihen der leidgeprüften Aktionäre kaum Widerstand regt, sondern alles abgenickt wird.

Als Monolog des Vorstands muss man dagegen das ständige Herumreiten auf den angeblichen Short-Attacken gegen die leasing.99-Aktie ansehen. Konnte dies vor drei Jahren noch einigermaßen glaubhaft vermittelt und plausibilisiert werden, so wirken diese Anschuldigungen inzwischen irgendwie lächerlich. Das allgemeine Marktumfeld ist nun einmal seit über einem Jahr sehr angeschlagen, und selbst die Aktienkurse vieler Unternehmen, bei denen es fundamental stimmt, sind kräftig gefallen.

Ebenso bezeichnend ist es für das Unternehmen, dass der Aufsichtsratsvorsitzende einen einzelnen Aktionär auf der Hauptversammlung bloßstellt, es aber nicht für nötig befindet, von sich aus zu erklären, warum zwei Drittel der Aufsichtsratsmitglieder nicht anwesend sind.

Die Auswirkungen aus dem Fall EU-CarZentrale GmbH (ECZ) bzw. Euro-Car Pool GmbH (ECP) auf die Gesellschaft können seriöserweise noch nicht in ihrer ganzen Tragweite abgeschätzt werden, auch wenn die leasing.99 AG laut eigenen Aussagen in dieser Sache über eine blütenweiße Weste verfügt. Die Diskussion und die Wortgefechte zwischen der Verwaltung der Gesellschaft und Rechtsanwalt Allmendinger haben beim neutralen Beobachter jedenfalls einen ziemlich konfusen Eindruck hinterlassen.

Von einer Anlageempfehlung zu den Aktien dieses Unternehmens soll an dieser Stelle abgesehen werden, und jeder möge sich selbst seine Meinung dazu bilden.


Kontaktadresse

leasing.99 AG
Obere Rheinstraße 43
D-78479 Reichenau

Tel.: +49 (0) 7534 / 995 - 163
Fax: +49 (0) 7534 / 995 - 168

E-Mail: [email protected]
Internet: http://www.leasing99.de

Veröffentlichungsdatum: 31.08.2008 - 12:28
Redakteur: rho
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