Am Freitag, dem 22. August 2008, fand im Novotel Düsseldorf City-West die diesjährige ordentliche Hauptversammlung der Action Press Holding AG (AP) statt. Der Aufsichtsratsvorsitzende Udo Christochowitz eröffnete die Veranstaltung kurz nach 14 Uhr und begrüßte 50 Aktionäre und Gäste, darunter Stephan Berninger von GSC Research, und den Notar Dr. Lothar Hauschildt. Im Vorjahr waren noch etwa doppelt so viele Teilnehmer zu verzeichnen.
Seine Ausführungen begann Herr Christochowitz mit der Feststellung, dass zur vorliegenden Tagesordnung weder Gegenanträge noch Widersprüche eingegangen sind und dass der Konzernabschluss durch die Wisbert Treuhand GmbH mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen worden ist. Der Aufsichtrat blickt nach Aussage von Herrn Christochowitz auf ein arbeitsreiches Jahr zurück. Die Prozesse mit dem ehemaligen Vorstand Moritz Hunzinger konnten weitestgehend im Jahr 2007 abgeschlossen wurden, Details über die vereinbarten Vergleichssummen konnte er aber wegen bestehender Verschwiegenheitsvereinbarungen nicht nennen. Man könne aber dem Jahreabschluss 2007, in dem die Vergleichszahlungen komplett enthalten sind, entnehmen, dass die vereinbarten Zahlungen wirtschaftlich vertretbar sind.
Den weiteren Angaben zufolge war das Vertragsverhältnis mit Herrn Hunzinger in 2004 durch eine fristlose, später gerichtlich bestätigte Kündigung beendet worden. Die nunmehr nicht mehr bestehenden Prozessrisiken waren von nicht unerheblicher Höhe. Angesichts des Umstands, dass in zwei Instanzen Niederlagen hingenommen werden mussten, wurde nach Meinung von Herrn Christochowitz gut verhandelt. Noch offen ist eine von der AP gegen Herrn Hunzinger angestrengte Schadensersatzklage in Zusammenhang mit dem Verkauf der firmeneigenen Frankfurter Immobilie, in der dem ehemaligen Vorstand ein 30-jähriges Wohnrecht zusteht. Beim Verkauf dieser Immobilie musste die AP wegen dieses Nutzungsrechts eine Preisreduzierung von etwa 1,5 Mio. Euro in Kauf nehmen.
Der Streitwert liegt nach Aussage des Aufsichtsratsvorsitzenden insgesamt bei etwa 1,8 Mio. Euro, da es auch Unstimmigkeiten bezüglich der Nutzflächenberechnung und damit auch der Nebenkostenabrechnung gibt. Nachdem die AP auch hier bei den ersten beiden Instanzen nicht erfolgreich gewesen war, wurde das Verfahren jetzt vom BGH an das OLG Frankfurt zurückverwiesen. Nunmehr besteht laut Herrn Christochowitz wieder Hoffnung, dass das Verfahren doch noch positiv für die AP verlaufen könnte. Er interpretiere die Zurückverweisung dahingehend, dass die Forderungen dem Grunde nach bestätigt wurden, in welcher Höhe jedoch, sei völlig offen.
Nach diesen Ausführungen und der Erläuterung der üblichen Formalien übergab Herr Christochowitz dann das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Besim Gürmen.
Bericht des VorstandsHerr Gürmen bezeichnete das abgelaufene Geschäftsjahr als erfolgreich. Der gute Start auch ins Jahr 2008 hat nach seiner Aussage das Ziel, den Verlustvortrag im Einzelabschluss des Mutterunternehmens Action Press Holding AG bereits im Geschäftsjahr 2008 gänzlich abzubauen, in greifbare Nähe gerückt. So ist der Konzernumsatz in 2007 von 17,5 auf 18,6 Mio. Euro oder um 6 Prozent gestiegen. Das Ergebnis vor Steuern und Ergebnisanteilen Dritter belief sich auf 0,872 (Vj.: minus 0,228) Mio. Euro. Insgesamt wurde ein Konzern-Jahresüberschuss von 0,555 Mio. Euro nach einem Verlust von 0,406 Mio. Euro im Vorjahr erwirtschaftet, womit sich der Konzern-Bilanzverlust auf 4,6 Mio. Euro verringerte. Der operative Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit stieg von 1,042 auf 1,549 Mio. Euro.
Diese Zahlen beinhalten laut Herrn Gürmen bereits die Vergleichszahlungen an Herrn Hunzinger. Diese sind in der Position der sonstigen betrieblichen Aufwendungen verbucht, die auf 3,2 (2,3) Mio. Euro angestiegen sind. Die sonstigen betrieblichen Erträge erhöhten sich auf 0,704 (0,276) Mio. Euro und beinhalten Erträge aus der Auflösung von Rückstellungen von 618 TEUR nach zuvor 41 TEUR. Hierunter fielen insbesondere die Reduzierung des Pensionsanspruchs mit 0,369 Mio. Euro und die Beendigung der Rechtsstreitigkeiten mit Herrn Hunzinger mit 0,152 Mio. Euro. Das Finanzergebnis lag bei minus 0,141 nach zuvor minus 0,306 Mio. Euro.
Vorstandsmitglied Menno Smid ging dann detailliert auf die Zahlen der Tochtergesellschaft infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH (infas) ein. Diese erbringt Forschungs- und Beratungsleistungen für Unternehmen, Wissenschaft, Verwaltung auf Länder- und Bundesebene und für die Politik im Allgemeinen auf den Feldern Sozial-, Verkehrs-, Marketing und Gesundheitsforschung. Hierbei sind laut Herrn Smid fünf Punkte hervorzuheben. So konnte der absolute Gewinn im Rahmen der ordentlichen Geschäftstätigkeit um 0,125 Mio. Euro im Vorjahresvergleich gesteigert werden. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit belief sich relativ zur Gesamtleistung gesehen auf 8,4 Prozent. Dies ist nach Aussage des Vorstands auch im Branchenvergleich eine im Spitzenbereich angesiedelte Rendite.
Die Strategie des „In-Sourcing“ ist den weiteren Angaben zufolge zum Tragen gekommen, nur noch 45 Prozent der erbrachten Leistungen sind als Fremdleistung einzustufen. Der Umsatz blieb im Vorjahresvergleich mit 8,2 Mio. Euro in etwa konstant, was Herr Smid angesichts des projektbedingten Umsatzsprungs in 2006 als eine gute Entwicklung ansieht. Als Indikator für die gute Auftragslage zeigt sich ein äußerst positives Zinsergebnis. Schließlich wurde im ersten Halbjahr 2008 ein Umsatzplus von 40 Prozent erzielt. Als Ergebnis der veränderten Strukturen liegt das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit aber etwa auf Vorjahresniveau.
Als Prognose gab Herr Smid der Versammlung auf den Weg, dass man in 2008 und 2009 weiter mit Verbesserungen bei der Ertragslage rechnen kann. Die Auftragslage sei sehr gut, obwohl Verkaufsaktivitäten über Telefon durch andere Unternehmen entsprechenden seriösen Forschungsbemühungen ein schwieriges Umfeld bereiten und Akzeptanzprobleme bei den Haushalten schaffen.
Anschließend ging Herr Gürmen auf die Entwicklung im Geschäftsfeld Events & Incentives ein, verkörpert durch die Tochter MIT Event- und Incentive Management GmbH, Frankfurt. Nach einem schwachen Jahr 2006 hat das Jahr 2007 demnach einen erfreulichen Verlauf genommen. So stieg der Umsatz auf 2,292 (0,954) Mio. Euro, die Gesamtleistung auf 2,278 (1,008) Mio. Euro. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit lag bei 40 (minus 184) TEUR, der Jahresüberschuss bei 39 TEUR nach einem Verlust von 175 TEUR im Jahr zuvor.
Nach Aussage von Herrn Gürmen ist in 2008 ein Umsatzrückgang zu erwarten, nachdem der Umsatz zum Halbjahr bei 0,6 Mio. Euro lag, während es im Vorjahreszeitraum noch über 1 Mio. Euro waren. Nach einem Verlust zum Halbjahr von etwa 50 TEUR erwartet der Vorstandsvorsitzende aber zum Jahresende zumindest ein ausgeglichenes Ergebnis. Problematisch nannte er die Wettbewerbssituation, die aufgrund zunehmenden Kostenbewusstseins der die Projekte ausschreibenden Unternehmen schwieriger wird. In den Folgejahren erwartet er Umsatz und Ergebnis auf Vorjahresniveau.
Im Geschäftsfeld Foto, repräsentiert durch die Tochter Action Press GmbH & Co. KG, Hamburg, setzte sich laut Herrn Gürmen die verschärfte Wettbewerbssituation fort. So kündigten in 2007 zwei wichtige internationale Lieferanten die Zusammenarbeit auf. Zudem steht allgemein zu befürchten, dass die Zeitungen und Zeitschriften als wichtigste Kunden ihre Fotoetats weiter kürzen werden. Der Gesamtumsatz lag mit 8,3 Mio. Euro auf Vorjahresniveau. Der Jahresüberschuss sank trotz Zahlungen aus einem Vergleich und Abfindungszahlungen nur von 0,763 auf 0,738 Mio. Euro.
Chancen bestehen nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden in einer Ausweitung der Digitalisierung der Archivbestände, wo die Effizienz enorm gesteigert werden konnte. Ohne Personalaufbau konnte die Zahl der pro Tag digitalisierten Bilder von 1.300 auf 1.800 gesteigert werden. Da aktuelle Ereignisse für zusätzliche Aufträge für die Digitalisierung archivierter Aufnahmen sorgen, besteht aufgrund Fußball-EM und Olympiade die Erwartung auf verbesserte Umsatz- und Ergebniszahlen in 2008 und 2009.
Wie Herr Gürmen weiter ausführte, haben sich im Konzern insgesamt die positiven Entwicklungen des ersten Quartals bestätigt. Bereits am Tag der Hauptversammlung wurde der Gewinn des Gesamtjahres 2007 erreicht. Zum Halbjahr stieg der Umsatz auf 9,4 (8,7) Mio. Euro an, wobei insbesondere infas mit einem Plus von 1,5 Mio. Euro hierzu ausschlaggebend beitrug. Der Überschuss lag bei etwa 0,4 Mio. Euro. Aufgrund der weiterhin guten Auftragslage ist nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden ein gutes Jahr zu erwarten, der Verlustvortrag von 0,668 Mio. Euro sollte ausgeglichen werden können. Damit wäre dann in 2009 die Dividendenfähigkeit wieder hergestellt.
Der Aktienkurs entspricht nach Meinung von Herrn Gürmen nicht der positiven Geschäftsentwicklung. Die Eigenkapitalquote ist auf 38 Prozent gestiegen, und die AP bewegt sich in einem relativ konjunkturunabhängigen Geschäft. Weiterhin verfügt das Unternehmen mit der Effecten-Spiegel AG (ES) über einen zuverlässigen Großaktionär.
Herr Gürmen schloss seine Ausführungen mit Bemerkungen zu seiner eigenen Person. Nachdem sein in 2004 abgeschlossener 5-Jahres-Vertrag in 2009 ausläuft, betrachte er seine Aufgabe als erledigt. Daher werde er seine Tätigkeit zum April 2009 beenden. Dies kommentierte der Aufsichtsratsvorsitzende mit der Bemerkung, Herr Gürmen sei in 2004 in einer schwierigen Phase vom damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Hoffmann von außen in das Unternehmen hereingenommen worden. Er habe sich gut entwickelt, und man könne konstatieren, dass er heute das Unternehmen gut im Griff hat.
Abschließend ging Herr Christochowitz noch auf ein bei der Erstellung der Tagesordnung erfolgtes Missgeschick ein. So sei schlichtweg übersehen worden, die geplante Erhöhung der Aufsichtsratsvergütung in die Tagesordnung aufzunehmen. Man könnte dies aber eventuell durch einen entsprechenden Anhebungsvorschlag aus dem Kreis der Aktionäre zu heilen versuchen, ansonsten müsse man dies um ein Jahr aufschieben.
Allgemeine AusspracheAls erster Redner meldete sich der Aktionär König aus Frankfurt zu Wort. Dieser monierte, der Geschäftsbericht sei unvollständig, da nur der Einzelabschluss vorliege. Herr Christochowitz sagte daraufhin zu, dass der HGB-Abschluss im nächsten Jahr in den Geschäftsbericht aufgenommen wird. Kopien der Gewinn- und Verlustrechnung der aktuellen HGB-Bilanz wurden auf Verlangen ausgehändigt.
Herr Mark, der sich als Berater von Investoren vorstellte, hatte in den Ausführungen des Vorstands vermisst, wie es mit der AP weitergehen soll. Weiter monierte er, es sei sehr schwierig gewesen, Zahlenmaterial im Vorfeld der Hauptversammlung zu erhalten. Zudem vermisste er, dass man seitens AP die gute Entwicklung nach außen darstellt. Letztlich gehe es doch darum, dass eine Verdreifachung des Ergebnisses erreicht werden kann. Die Bürde der hohen Prozesskosten(rückstellungen) sei endlich von der AP genommen worden. Umso mehr äußerte Herr Mark sein Unverständnis darüber, dass sein vor drei Monaten eingereichter Fragenkatalog bislang unbeantwortet blieb und er nunmehr gezwungen ist, diesen bei der Hauptversammlung vorzutragen.
Im Wesentlichen interessierten Herrn Mark die Fragen, inwieweit der Beschluss zum Aktienrückkauf umgesetzt wurde, wie der Sachstand beim Darlehen der Effecten-Spiegel AG ist und wer über die verbleibenden 15 Prozent an infas verfügt. Ferner bat er um eine Präzisierung der Zahlen im Bereich Pensionsrückstellungen. Des Weiteren stellte er zahlreiche Detailfragen zu Bilanzunterpunkten und deren Berechnungsgrundlage. Irritiert zeigte sich Herr Mark, dass der Vorstand die Dividendenfähigkeit als Ziel postuliert. In Zeiten einer Abgeltungssteuer könne doch außer Holdinggesellschaften keiner mehr an Dividenden interessiert sein.
Wie der Vorstand in seiner Antwort darlegte, war ein Aktienrückkauf nicht möglich, weil rechtlich hierfür eine Rücklagenbildung in Höhe der erworbenen Aktien notwendig gewesen wäre. Da die Kapitalrücklagen hierfür nicht verwendet werden dürfen, habe hier kein Spielraum bestanden.
Die Pensionsrückstellungen sind den weiteren Angaben zufolge so hoch, weil dem ehemaligen Vorstand Hunzinger vertraglich entsprechende Zusicherungen gemacht worden waren. Trotz einer zwischenzeitlich erreichten Reduzierung dieser Ansprüche liegen die Rückstellungen nach IFRS bei 1,669 Mio. Euro, die Verzinsung beträgt 6 Prozent. Die Pensionsansprüche von Herrn Hunzinger werden fällig, sobald dieser das 65. Lebensjahr erreicht. Das Darlehen der Effecten-Spiegel AG zu 7,5 Prozent wird mit monatlich 25 TEUR getilgt, Sondertilgungen sind möglich und auch geplant. Die übrigen Anteile an infas gehören Menno Smid (10 Prozent) und Herr Dr. Zender (5 Prozent). Max Hunzinger hält 46,22% an der MIT.
In der Folge monierte Herr Mark, dass seitens der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft kein Vertreter vor Ort erschienen war, obwohl der Fragenkatalog in zahlreichen Punkten eben an diesen gerichtet war. Nachdem auch im Vorfeld keine Beantwortung dieser Fragen erfolgte, kündigte er an, gegen dessen erneute Beauftragung zu stimmen. Diesem Beispiel folgten dann später noch zahlreiche verärgerte Aktionäre.
Günther Friese als Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) erkundigte sich, ob Herr Gürmen vertraglich an eine Konkurrenzklausel bei seinem Weggang gebunden ist. Weiter wollte er wissen, ob nunmehr außer der Immobilienklage noch weitere konkrete Prozesse anstehen, und monierte, dass die Pensionsrückstellungen mehr als 10 Prozent des Umsatzes ausmachen. Außerdem fragte Herr Friese, warum die Hauptversammlung nicht von der eigenen Tochter MIT organisiert wurde und inwiefern Pläne bestehen, ins Ausland zu expandieren. Insgesamt lobte der DSW-Vertreter die Entwicklung der Gesellschaft und konstatierte, das Geschäftsmodell scheine zu funktionieren.
Der Aufsichtsratsvorsitzende verweigerte Angaben zur Nachfolge des Vorstandsvorsitzenden, und Herr Gürmen ergänzte, eine Konkurrenzklausel bestehe zwar nicht, er werde aber nicht mehr in dieser Branche arbeiten und könne ausschließen, der AP zu schaden. Weitere Klagen sind nach seiner Aussage nicht zu erwarten, entsprechende Rückstellungen folglich nicht vorzunehmen. Die Pensionsansprüche sind lediglich wegen der hohen Zusagen für Herrn Hunzinger so hoch, dieser hatte auch ein enorm hohes Gehalt bezogen. Immerhin konnte bei dessen Pensionsansprüchen aber eine Reduktion um 20 Prozent erreicht werden.
Die Zusatzfrage, ob infas unter dem Weggang von Moritz Hunzinger zu leiden hat, da nunmehr dessen Netzwerk fehlt, verneinte Herr Smid. Eher das Gegenteil sei der Fall. Eine Auslandsexpansion im Bereich des Fotogeschäfts ist nach seinen Worten durchaus geplant. Zwar bestehe das Problem, dass die deutschen Stars im Ausland weniger gefragt sind, als dies umgekehrt der Fall ist, dennoch sehe man Potenzial in Eigenproduktionen. Wie Herr Smid anfügte, ist die MIT in der Ausrichtung von Hauptversammlungen nicht erfahren.
Im weiteren Verlauf bat Helmut Nimsch um Auskunft über den Liquiditätsstand von infas und der action press GmbH, Hamburg. Die Beträge wurden mit 2,9 bzw. 0,743 Mio. Euro angegeben. Weiter bat Herr Nimsch um eine Erklärung des Vorstands, wie das Geschäft von infas aufgegliedert ist und inwiefern bei einer etwaigen Übernahme auch ähnliche Firmenwerte wie bei der GfK AG darstellbar wären. Wie Herr Smid hierauf erklärte, generiert infas rund 60 Prozent des Umsatzes im Bereich der Sozialforschung, wobei rund 90 Prozent der Aufträge von der öffentlichen Hand stammen. Der übrige Umsatz wird im Bereich der Marktforschung im engeren Sinne erzielt, wo die Auftraggeber überwiegend aus dem privaten Bereich kommen.
Den weiteren Angaben zufolge arbeitet infas in einem Nischenbereich und berät insbesondere Unternehmen, die eine komplexe Marktforschung in Auftrag geben. Die GfK erreicht etwa die Hälfte des Umsatzes durch das Auslandsgeschäft, insgesamt ist man überwiegend im engeren Consumer-Bereich tätig und arbeitet stark mit automatisierten Verfahren. Das Thema Fusionen findet mehr auf der internationalen Ebene statt, infas ist da eher kein Zielobjekt.
Frau Weidtmann, Vorstand des mit 41,1 Prozent beteiligten Großaktionärs Effecten-Spiegel AG, erklärte, sie vertrete 3,7 Millionen eigene Aktien und 76.900 ihr übertragene Stimmrechte. Zunächst wollte sie einen Beitrag zur Versachlichung der Debatte erbringen. Sie zeigte sich gestört von den zahlreichen Einzeldialogen der AP-Organmitglieder mit Einzelaktionären. (
Anm. des Verfassers: Hierbei hatte sie mehr als recht. Es wirkte in der Tat unprofessionell, wenn die einzelnen Fragesteller oft in ihren Frageblöcken mit Teilantworten unterbrochen wurden. Dadurch konnte der Eindruck entstehen, dass nicht alle Fragen beantwortet wurden.) Vor diesem Hintergrund meinte Frau Weidtmann, man hätte anfallende Fragen dann auch bereits im Vorfeld klären und diese schriftlich beantworten können.
Wie Frau Weidtmann weiter ausführte, ist die Effecten-Spiegel AG zu einem Zeitpunkt bei der AP eingestiegen, als deren Zahlungsfähigkeit nicht mehr gewährleistet war. Die Entwicklung sei also beachtlich, bedauerlich nannte sie jedoch, dass der Vorstand dies nicht kommuniziert. Bei der ES hege man ein Misstrauen, dass sich jemand an das Unternehmen heranpirscht. Angesichts des geringen Handelsvolumens in der Aktie seien bislang in dieser Hinsicht aber keine solchen Schritte erkennbar gewesen. Nach Aussage von Frau Weidtmann wird die ES nicht aus dem Engagement bei der AP aussteigen. Zwar sei in 2006 die Beteiligung von 49 auf 41 Prozent heruntergefahren worden, im letzten Jahr habe man aber keine einzige AP-Aktie bewegt.
Laut Frau Weidtmann ändern sich Strategien. So habe man seitens der ES zwar in 2006 noch die Kapitalerhöhung zu 1,90 Euro gezeichnet, weil man neben dem ES-Journal ein zweites Standbein in der Medienbranche festigen wollte, später fühlte man sich mit der hohen Anteilsquote aber etwas zu stark vertreten. Nach aktueller Sicht der Dinge wäre ein weiterer Abbau der Position wirtschaftlich jedoch nicht vertretbar, auch als Darlehensgeber habe die ES starke Interessen. Weiterhin sei man natürlich an einer Dividende interessiert.
Herr Münch nahm zu den Aussagen des Aufsichtratsvorsitzenden Stellung und regte an, den Beschluss über dessen Vergütung zu vertagen, der Zeitpunkt für einen unvoreingenommenen Beschluss sei derzeit nicht gegeben. Dem stimmte Herr Christochowitz zu und meinte, man könnte dann gegebenenfalls auch eine nachträgliche Erhöhung vorsehen. Hier widersprach ihm wiederum Herr Mark, der ihm riet, sich gegebenenfalls mit einer künftigen Erhöhung zufriedenzugeben.
In einer weiteren Wortmeldung lobte Herr Schürmann aus Gelsenkirchen das Unternehmen. Dieser meinte, die Richtung stimme, und man solle das Positive aus der Veranstaltung mitnehmen. Herrn Mark forderte er auf, sein Detailwissen zur Bilanz in eine Analyse einzubringen und diese gegebenenfalls im Effecten-Spiegel zu veröffentlichen. Dann wäre allen geholfen. Zwar zeigte sich auch Herr Schürmann über die Kommunikation und Außendarstellung des Vorstands verärgert, meinte aber auch, hier seien deutliche Verbesserungen festzustellen. Man müsse die Kirche im Dorf lassen, schließlich handle es sich bei der AP ja nicht um ein DAX-Unternehmen.
Abschließend erklärte Herr Mark, er sei es ja schon gewohnt, die Versäumnisse der AP-Organe bereinigen zu müssen, und verwies darauf, dass der Tagesordnungspunkt 4 zur Beschlussfassung über die Schaffung eines genehmigten Kapitals nicht korrekt formuliert ist. Eine Einräumung von Bezugsrechten an Aktionäre bei einer Sachkapitalerhöhung sei schlicht nicht möglich. Nach Rücksprache mit dem Notar schlug der Aufsichtsratsvorsitzende daraufhin vor, diesen Tagesordnungspunkt zu streichen, zumal es sich nur um einen Vorratsbeschluss handle.
AbstimmungenVor Eintritt in die Abstimmungen gab Herr Christochowitz die Präsenz auf der Hauptversammlung bekannt. Vom Grundkapital in Höhe von 9.000.0000 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, waren demnach 4.897.483 Aktien entsprechend 54,42 Prozent vertreten. Sämtliche Beschlussvorschläge der Verwaltung wurden mehrheitlich angenommen, wobei die Schaffung eines genehmigten Kapitals unter TOP 4 zurückgezogen und nicht zur Abstimmung gestellt wurde.
Im Einzelnen abgestimmt wurde über die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3) sowie über die Wahl der Wisbert Treuhand GmbH zum Abschlussprüfer und Konzernabschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2008 (TOP 5). Vorstand und Aufsichtsrat wurde einstimmig die Entlastung erteilt.
Die Versammlung endete nach knapp drei Stunden gegen 17 Uhr.
FazitGeschäftlich geht es weiterhin aufwärts bei der Action Press Holding AG (AP). Lediglich beim mit Abstand kleinsten Geschäftsfeld scheint ein nachhaltiges Überschreiten der Gewinnschwelle schwierig. Das zurückliegende Jahr war noch mit Sonderaufwendungen aus den Prozessen gegen den ehemaligen Vorstand Moritz Hunzinger belastet. Diese dürften bei etwa 1 Mio. Euro gelegen haben, im Gegenzug konnten Rückstellungen von 0,618 Mio. Euro aufgelöst werden.
Erst im laufenden Jahr, wenn den Prozessaufwendungen nur noch eine untergeordnete Bedeutung zukommen wird, lässt sich ein klarer Überblick über die reine Geschäftsentwicklung bei der AP gewinnen. Belastend wirken sich die hohen Pensionsrückstellungen von 1,9 Mio. Euro aus, die sich mit 6 Prozent pro Jahr verzinsen, zudem ist derzeit noch ein negatives Finanzergebnis von 0,141 Mio. Euro zu schultern. Der Konzerngewinn des vergangenen Jahres von 0,555 Mio. Euro, der in diesem Jahr auf mindestens 0,7 Mio. Euro ansteigen dürfte, zeigt jedoch, dass dies Lasten sind, die die Möglichkeiten des Unternehmens dauerhaft nicht zu stark beeinträchtigen. Es bleibt zu hoffen, dass es dem Unternehmen, das ein erfolgreiches Geschäftsmodell auf den Weg gebracht zu haben scheint, gelingt, auch im Bereich der Führungsorgane künftig einen professionelleren Eindruck zu hinterlassen.
Da der Großaktionär Effecten-Spiegel AG baldmöglichst, also vermutlich ab 2009, auf Dividendenausschüttungen drängen wird und von dessen Seite kaum weitere Verkäufe zu erwarten sind, könnten diese Entwicklungen auch den Aktienkurs unterstützen. Eine Aufgabe des künftigen Vorstandsvorsitzenden sollte dann auch darin gesehen werden, konkrete Prognosen für die künftige Geschäftsentwicklung zu kommunizieren. Die derzeitigen Aussagen, weiterhin positive Ergebnisse in 2008 und 2009 zu erwirtschaften und in 2008 den bestehenden Verlustvortrag im Einzelabschluss des Mutterunternehmens von 0,688 Mio. Euro gänzlich abbauen zu können, sind jedenfalls nicht der Stoff, aus dem große Phantasien für die Kursentwicklung erwachsen.
KontaktadresseAction Press Holding AG
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Veröffentlichungsdatum:
25.08.2008
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14:31
Redakteur:
sbe