Am 18. August 2008 fand in Remscheid die diesjährige ordentliche Hauptversammlung der HORUS AG statt. Gut 80 Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Thorsten Renner für GSC Research, hatten sich im Restaurant Schützenhaus eingefunden, um sich über die weiteren Zukunftsaussichten der Gesellschaft zu informieren, nachdem für das abgelaufene Jahr die Ausschüttung einer Rekorddividende von 0,47 Euro auf der Tagesordnung stand. Der Aufsichtsratsvorsitzende Martin Rubensdörffer eröffnete die Hauptversammlung und übergab nach dem Verlesen der üblichen Formalien das Wort an den Alleinvorstand Hans Rudi Küfner.
Bericht des VorstandsZunächst drückte Herr Küfner seine Freude über das zahlreiche Erscheinen der Aktionäre zur Hauptversammlung aus. Aber immerhin habe die Gesellschaft auch ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr hinter sich gebracht. Nach Aussage von Herrn Küfner erfolgte die Gründung des Unternehmens am 8. Mai 2000. In der Folgezeit wurden mehrere Kapitalerhöhungen durchgeführt, da HORUS auch immer recht gute Ergebnisse erwirtschaftete. Allerdings wurde die Gesellschaft am Markt nicht richtig wahrgenommen, so dass bei deutlichen Unterbewertungen auch Aktienrückkäufe durchgeführt wurden, wodurch sich das Grundkapital wieder auf 2,66 Mio. Euro reduzierte.
Um am Markt richtig entdeckt zu werden, müsste HORUS sicherlich eine Kapitalerhöhung durchführen, um die kritische Größe von 10 Mio. Euro Marktkapitalisierung zu erreichen. Wie Herr Küfner weiter ausführte, sind für viele Medien Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von unter 10 Mio. Euro nicht interessant. Somit ist es auch schwierig, effektive Investor Relations-Maßnahmen durchzuführen. Derzeit ist die Aktie im Freiverkehr in Frankfurt, München, Stuttgart, Berlin-Bremen und im XETRA-Handel gelistet, dort aber nur zur Kasse, da HORUS über keinen Designated Sponsor verfügt. Herr Küfner hielt hier die Kosten im Vergleich zum Nutzen für zu hoch und wollte die Mittel lieber sinnvoller einsetzen.
Zu den Geschäftsfeldern zählen nach Aussage des Vorstands die Unternehmensbeteiligung und -beratung, wobei die Beratung derzeit keine große Rolle spielt. Trotzdem befinden sich aktuell einige Dinge in der Pipeline, die zu Aufträgen führen könnten. Bei den Beteiligungen will man sich seitens der Gesellschaft operativ einbringen, nach Möglichkeit über einen Sitz im Aufsichtsrat. Das weitere Aktivitätsfeld von HORUS liegt im Bereich der Value-Investments, wie Herr Küfner erläuterte.
Im vergangenen Jahr erhöhte sich die Bilanzsumme von 3,9 auf 4,4 Mio. Euro. Die Anteile an verbundenen Unternehmen beliefen sich auf 1,463 Mio. Euro, wobei 1 Mio. Euro auf die 100-prozentige Tochtergesellschaft Weberhof AG und der Rest auf die NB Nebenwerte-Beteiligungen AG entfiel. Die Weberhof AG verfügt über ein kleines Immobilienportfolio, aus dem aber zwei Objekte in Remscheid und Wermelskirchen zum Verkauf stehen. Zum Jahresende wies HORUS Wertpapiere des Anlagevermögens in Höhe von 883.700 Euro aus. Dazu gehörten 253.778 Aktien der Rücker Immobilien AG, 162.500 Aktien der independent capital Unternehmensbeteiligungen AG und 31.500 Aktien der ARIMA Real Estate AG, die mittlerweile unter ALDEA Assekuranzmakler AG firmiert.
Zu den Wertpapieren des Umlaufvermögens zählten Aktien wie GERRY WEBER INTERNATIONAL, A.S. Création, GESCO, HELIO Biotech, Cytotools, DEMAG Cranes und Pironet NDH. Verkauft wurden dagegen die Aktien an Sparta, Cathago Capital Beteiligungen und Deutsche Balaton, teilte der Vorstand mit. Das Ergebnis verbesserte sich im letzten Jahr von 0,817 auf 1,33 Mio. Euro, und vor allem angesichts der vor der Tür stehenden Abgeltungssteuer soll die Dividende von 0,20 Euro auf 0,47 Euro angehoben werden. Laut Herrn Küfner beliefen sich die Abschreibungen auf Finanzanlagen und Wertpapiere des Umlaufvermögens auf rund 114 TEUR, wobei der Großteil auf Cytotools entfiel.
Im ersten Quartal des laufenden Jahres erzielte HORUS Erlöse aus den Verkäufen von Wertpapieren in Höhe von 105 TEUR, woraus realisierte Kursgewinne von 27 TEUR resultierten. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit lag bei 4.500 Euro. Dies sei zwar nicht berauschend, aber angesichts des Marktumfelds und der Entwicklung der Indizes doch in Ordnung, meinte Herr Küfner. Die Zahlen zum Halbjahr 2008 sollen in Kürze veröffentlicht werden, da ein Sachverhalt noch steuerlich zu klären ist. Von der Ergebnisseite her werde sich aber eine positive Entwicklung zeigen.
Die Rücker Immobilien AG wurde ebenfalls im Jahr 2000 gegründet und weist ein Bilanzvolumen von gut 26 Mio. Euro auf. Für das vergangene Jahr wurde eine Dividende von 0,06 Euro ausgeschüttet. Zudem hat die Gesellschaft Gratisaktien im Verhältnis 10:1 ausgegeben, was vom Markt aber kaum wahrgenommen wurde, bedauerte Herr Küfner. Hier wird die Gesellschaft mit anderen Immobilienunternehmen verglichen und in Sippenhaft genommen. Im Gegensatz zu den anderen Gesellschaften bilanziert die Rücker Immobilien AG aber weiterhin nach HGB. Der innere Wert liegt so deutlich über dem aktuellen Aktienkurs. Zum Halbjahr wies die Rücker Immobilien AG bei einem Umsatz von 3,6 Mio. Euro ein Ergebnis vor Steuern von 0,463 Mio. Euro aus.
Die Weberhof AG erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr Erlöse aus Verkauf von 189.500 Euro und aus Mieten von 364.500 Euro. Bei einem Umsatz von 554 TEUR lag der Fehlbetrag aufgrund der Abschreibungen bei 2.515 Euro, allerdings wurden hier erhebliche stille Reserven aufgebaut. Für die Zukunft sind die Bereinigung des Portfolios und die damit verbundene Konzentration auf den Weberhof geplant. Außerdem ist ein Listing im Freiverkehr vorgesehen, jedoch erst bei einer besseren Marktentwicklung. Das Projekt Weberhof umfasst zwei Wohngebäude mit 38 Wohneinheiten. Da es sich um sehr schöne Wohnungen handelt, weist der Weberhof eine 100-prozentige Vermietung auf. Da die NB Nebenwerte-Beteiligungen AG veräußert wurde, äußerte sich Herr Küfner hierzu nicht mehr.
Als neues Engagement nannte der Vorstand die Babylon Capital AG mit einem Grundkapital von 2,010 Mio. Euro. Im ersten Halbjahr 2008 erzielte diese Gesellschaft ein Ergebnis vor regulären Abschreibungen und Steuern von 364 TEUR. Dies beinhaltete auch das Ergebnis der 100-prozentigen Tochtergesellschaft Babylon Asset GmbH. Herr Küfner zeigte sich überzeugt, dass man mit dieser Beteiligung noch viel Freude haben wird.
Nach Aussage von Herrn Küfner befindet sich die HORUS-Aktie derzeit in einem Seitwärtstrend. Um mehr ins Blickfeld zu gelangen, habe er noch nicht die richtige Lösung gefunden. Schön wäre allerdings eine Kapitalerhöhung, um die Größe der Gesellschaft auszuweiten. Für das vergangene Jahr schlägt HORUS eine hohe Ausschüttung vor, da in diesem Jahr noch eine geringere Steuerbelastung anfällt, betonte der Vorstand.
Allgemeine DiskussionThomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) erkundigte sich nach der zukünftigen Entwicklung des Bereichs Unternehmensberatung. Der Vorstand wollte hier zunächst nur geringe Hoffnung verbreiten, auch wenn man sich dauernd in Gesprächen befindet. Die Mandate müssten sich aber auch lohnen. Auf die Frage nach dem Verkauf der Beteiligung an der independent capital AG erklärte Herr Küfner, dass dieser erfolgte, da HORUS Gewinne realisieren wollte und einen Aufschlag auf den NAV (Net Asset Value) bekommen hatte.
Interesse bekundete Herr Hechtfischer auch am Verkauf von Carthago und der Neuausrichtung der NB Nebenwerte-Beteiligungen AG. Auch wenn er die Personen bei Carthago sehr schätze, habe man sich in Erwartung sinkender Kurse von den Anteilen getrennt, erklärte hierauf Herr Küfner. Der Verkauf erfolgte bei 6 Euro, und heute steht die Aktie bei rund 4 Euro, was die Richtigkeit der Entscheidung bestätige. Die NB Nebenwerte-Beteiligungen AG wurde von HORUS börsenreif gemacht, um die Gesellschaft als Mantel zu verkaufen. Zunächst einmal musste das Portfolio bereinigt werden, und da sich auch die Preise für Mäntel rückläufig entwickeln, sollte der Aktionär aus der Transaktion nicht zu viel erwarten.
Erläuterungen verlangte der DSW-Vertreter dann zu den sonstigen betrieblichen Aufwendungen und den gestiegenen Löhnen. In den sonstigen Aufwendungen war laut Herrn Küfner vor allem die Drohverlustrückstellung im Zusammenhang mit der Abnahmeverpflichtung von Cytotools-Aktien enthalten. Ansonsten waren größere Posten der Aufwand für Rechtsberatung mit 36 TEUR und die Kosten für die Hauptversammlung mit 13.700 Euro. Aufgrund des guten Ergebnisses habe er eine Sonderzahlung von 60 TEUR erhalten, so dass sich die Vorstandsbezüge auf insgesamt rund 120 TEUR beliefen, berichtete der Vorstand.
Informationsbedarf meldete Herr Hechtfischer auch beim Erwerb der Beteiligung an der Babylon Capital AG an. Diese Beteiligung wurde am 10. Januar 2008 zu einem Kurs von 1,50 Euro erworben, was in etwa dem Cashbestand entsprach. Dabei wurde nach Ansicht von Herrn Küfner eine Immobilie erworben, die über ein sehr gutes Wertsteigerungspotenzial verfügt. Nicht ganz nachvollziehen konnte Herr Hechtfischer, wieso sich der Anteil an Rücker Immobilien verringert hat. Bei attraktiven Kursen trennt man sich nach Aussage von Herrn Küfner immer von einigen Stücken und kauft diese dann günstig wieder zurück, wenn sich die Möglichkeit ergibt.
Eberhard Knebel zeigte sich mit der vorgeschlagenen Dividendenausschüttung von 0,47 Euro sehr zufrieden. Angesichts der steuerlichen Gesetzgebung dürfte es zukünftig aber wieder geringere Ausschüttungen geben, mutmaßte der Aktionär. Deshalb bat er um eine Einschätzung zur künftigen Dividende oder aber auch zum Instrument Gratisaktien. Nach Aussage von Herrn Küfner sind Gratisaktien kein Thema, zumal die Gesellschaft hier auch nicht über große Spielräume verfügt. Zur künftigen Dividende wollte sich der Vorstand nicht äußern, da dies unseriös sei.
Danach erklärte Herr Salb, er sei erst durch die hohe Dividende auf die Gesellschaft aufmerksam geworden. In diesem Zusammenhang interessierte ihn, wie man überhaupt auf den Firmennamen HORUS gekommen ist. Laut Herrn Küfner war er bei der Namensgebung von einer Ägyptenreise inspiriert. Weitere Fragen des Aktionärs betrafen dann den hohen Kassenbestand zum Jahresende und den möglichen Erwerb eigener Aktien. Zunächst ist das Geld für den Erwerb der Beteiligung an der Babylon Capital AG abgeflossen, womit aber noch ausreichend Mittel verblieben. Allerdings sind die liquiden Mittel nach der Dividendenausschüttung dann deutlich reduziert, so Herr Küfner. Die Gesellschaft verfügt zwar noch über eine Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien, Pläne zur Ausnutzung bestehen derzeit aber nicht, zumal dies auch liquiditätsbelastend wäre.
Bezugnehmend auf die Abnahmeverpflichtung von Cytotools-Aktien erkundigte sich Herr Knipping, ob noch weitere Verpflichtungen bestehen. Laut Herrn Küfner handelte es sich dabei um ein absolut unübliches Geschäft. Allerdings hing die Verpflichtung auch mit dem Verkauf der ic-Beteiligung zusammen, der sonst gescheitert wäre. Über diese Verpflichtung hinaus bestehen jedoch keine weiteren, betonte der Vorstand.
Ein Aktionär wollte schließlich noch wissen, ob auch Pläne bestehen, sich an der Rücker Immobilien Portfolio AG zu beteiligen, was Herr Küfner verneinte. In dieser Aktie besteht zudem kaum Free Float, da sich wohl mindestens 95 Prozent der Aktien in festen Händen befinden. Herr Salb bat dann noch um die Angabe des NAV, den Herr Küfner aber nicht nennen wollte. Um ungestört agieren zu können, wolle man das Portfolio nicht offen legen.
AbstimmungenVom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 2.660.000 Euro waren 146.122 Euro entsprechend 5,5 Prozent vertreten. Sämtliche Beschlüsse wurden einstimmig oder bei wenigen Gegenstimmen im Sinne der Verwaltung gefasst. Im Einzelnen abgestimmt wurde über die Verwendung des Bilanzgewinns zur Ausschüttung einer Dividende von 0,47 Euro je Aktie (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Vergütung des Aufsichtsrats (TOP 5) und die Wahl der Morison AG zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2008 (TOP 6).
Fazit und eigene MeinungWie sich schon auf der letztjährigen Hauptversammlung (siehe hierzu auch den HV-Bericht 2007 von GSC Research) abgezeichnet hat, erzielte die HORUS AG in 2007 ein hervorragendes Ergebnis. Ebenfalls bewahrheitet hat sich die hohe Dividendenausschüttung, die mit 0,47 Euro je Aktie eine Rendite von über 15 Prozent bedeutete. Angesichts der drohenden Abgeltungssteuer ab dem kommenden Jahr erntete der Vorstand für die Rekorddividende auf der gut besuchten Hauptversammlung auch ausnahmslos positive Stimmen.
Der Start ins laufende Geschäftsjahr fiel angesichts des schwierigen Marktumfelds verhaltener aus. Für das zweite Quartal erwartete Herr Küfner aber schon wieder eine deutlich bessere Entwicklung. Sollte sich die Marktstimmung bessern, wird über ein Listing der Weberhof AG nachgedacht. Dies würde sicherlich auch dem Kurs der HORUS-Aktie wieder neuen Schub verleihen, erst recht, wenn sich auch noch die langfristigen Erwartungen in die neue Beteiligung Babylon Capital AG erfüllen sollten.
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Veröffentlichungsdatum:
23.08.2008
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Redakteur:
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