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HV-Bericht Varengold Wertpapierhandelsbank AG - Große Abweichung zwischen HGB- und IFRS-Ergebnis
Am 6. August 2008 fand in Hamburg die diesjährige ordentliche Hauptversammlung der Varengold Wertpapierhandelsbank AG statt. Als Veranstaltungsort war der Spiegelsaal des ELYSEE Hotels auf der Rothenbaumchaussee gewählt worden. Kurz nach 10 Uhr eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende Willi Müller die Hauptversammlung mit der Begrüßung der Teilnehmer, darunter auch Mario-David Balda für GSC Research. Nach der Verkündung der Formalien erteilte der Versammlungsleiter dem Vorstand das Wort.


Bericht des Vorstands

Vorstandsmitglied Yasin Sebastian Qureshi begann mit der Vorstellung der Varengold Wertpapierhandelsbank AG und verwies dabei auf die Unternehmensgründung im Jahre 1995 sowie auf die Zulassung als Kreditinstitut im Jahre 1998. Mit Blick auf die Expertise des Unternehmens teilte er mit, dass Varengold die einzige auf Hedgefonds und Managed Futures spezialisierte deutsche Wertpapierbank ist und auch der Betreiber des ersten Managed Futures-Portal.

Seit 2007 konnte nach Aussage von Herrn Qureshi ein Paradigmenwechsel an den Kapitalmärkten beobachtet werden. So wandelte sich das Anlegerverhalten auf institutioneller Seite hin zu opportunistischen Strategien mit aktivem Risikomanagement. Der Fonds HI Varengold CTA Hedge konnte dabei von Januar 2007 bis Juli 2008 mit seiner Performance sämtliche Wettbewerber in Deutschland deutlich schlagen.

Das zweite Geschäftsfeld des Unternehmens ist Vermögensverwaltung und Brokerage, wobei hier beides ineinander übergreift. Bei der Vermögensverwaltung nannte Herr Qureshi als Umsatz- und Ergebnisquellen Verwaltungsgebühren und Gewinnbeteiligungen, beim Brokerage sind es Transaktionsgebühren und Zinserträge. Dabei werden weltweit mehr als 7.000 Kunden betreut, und in beiden Bereichen sieht der Vorstand erhebliches Wachstumspotenzial.

Als Highlight des Jahres 2007 führte Herr Qureshi den Börsengang am 20.3.2007 an, der dem Unternehmen einen Emissionserlös in Höhe von 4,1 Mio. Euro brachte. Im Berichtszeitraum wurde auch ein Asset Deal mit dem Forex-Broker Finex Group eingegangen. Die „White Label“-Produkte, also Fonds für Finanzdienstleister, blieben hinter den Erwartungen zurück. Die Anpassung an die neue MiFID (Markets in Financial Instruments Directive) war sehr zeitaufwändig und kostete beim Unternehmen sehr viel Arbeitskraft. Hinzu kam auch eine 25,1-Prozent-Beteiligung an Trading Concept Managed Futures, die Kooperation mit der Green Energy Emissionshaus GmbH wurde hingegen eingestellt. Sehr positiv entwickelte sich die Beteiligung Hanseatic Brokerhouse Securities AG.

Anschließend kam der Vorstand auf die Kennzahlen des Berichtsjahres zu sprechen. Demnach betrug das EBT 1,27 Mio. Euro und der Jahresüberschuss 1,13 Mio. Euro. Der Free Cashflow erreichte 2,32 Mio. Euro, und das Eigenkapital stieg auf 6,07 Mio. Euro, was eine hohe Eigenkapitalquote von 84 Prozent bedeutete. Der ROE (Eigenkapitalrendite) vor Steuern lag bei 21,0 Prozent und die Cost/Income-Ratio bei 87,4 Prozent.

Da nach HGB vor allem wegen der Kosten des Börsengangs ein Jahresfehlbetrag in der AG von 430 TEUR anfiel, war trotz des Konzerngewinns nach IFRS keine Dividendenzahlung möglich. Die Umsatzentwicklung verzeichnete in 2007 nach den Worten von Herrn Qureshi einen deutlichen Sprung, erfreulicherweise blieben die allgemeinen Verwaltungskosten aber sehr konstant.

In seinem Ausblick konnte Herr Qureshi berichten, dass der Fonds HI Varengold CTA Hedge auch im ersten Halbjahr 2008 eine Rendite von 8,55 Prozent verzeichnen konnte. Das Fondsvolumen erhöhte sich dabei um 50 Prozent, wozu auch der Ausbau des Vertriebs einen Beitrag leistete. Dieser Ausbau soll auch fortgeführt werden, ebenso die Intensivierung der Investor Relations- und Public Relations-Aktivitäten.

Als strategische Ziele nannte Herr Qureshi die Steigerung des Unternehmenswerts und dynamisches Ertragswachstum unter Nutzung vorhandener Skaleneffekte. Die Aktienkursentwicklung war laut Vorstand nicht zufriedenstellend, hier sei Varengold zu Unrecht in den „Strudel Subprime“ geraten, obwohl „wir davon profitieren“. Herr Qureshi blickte optimistisch in die Zukunft und verwies abschließend auf die hervorragende Positionierung und die sehr guten Wachstumschancen des Unternehmens.


Allgemeine Aussprache

Die Diskussion eröffnete Dr. Steffen Kraus als Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Dieser konstatierte, dass sich die Zahlen gut anhören mit der von 52 auf 83 Prozent gestiegenen Eigenkapitalquote und dem Jahresüberschuss von 1,1 Mio. Euro. Bedauerlicherweise blieb von diesem Gewinn aber bei der Rechnungslegung nach HGB nichts übrig. Dann bemängelte er die Informationspolitik zum Thema Green Energy und forderte hier Aufklärung über die Abläufe. Weitere Fragen von Dr. Kraus betrafen die Aufwendungen für den Finex Asset Deal, konkrete Planzahlen und eventuelle Rechtsstreitigkeiten von besonderer Bedeutung.

Aktionär Zapf sah die Hauptversammlung als nichtig an, da am 27.6.2008 eingeladen wurde, das Testat des Wirtschaftsprüfers aber erst am 30.6.2008 erteilt wurde und die Feststellung durch den Aufsichtsrat am 3.7.2008 erfolgte. Demnach sei nicht form- und fristgerecht eingeladen worden, weshalb er Widerspruch zu allen Tagesordnungspunkten zu Protokoll gab. In diesem Zusammenhang wollte er auch wissen, wann die HGB-Bilanz aufgestellt wurde.

Als Nächster sprach Dr. Wülfing, der auf die Ad-hoc-Nachricht vom 30.4.2008 verwies, die einen positiven Geschäftsverlauf und einen Gewinn von 1,2 Mio. Euro indizierte, aber kein Wort zum HGB-Verlust enthielt. Seine Fragen betrafen die Aufsichtsratssitzungen, den Corporate Governance-Kodex, die Neubewertung von Hanseatic Brokerhouse und die Beteiligung an einer Handycommunity.


Antworten

Die Fragen beantwortete Vorstand Steffen Fix. Nach dessen Aussage wurde IFRS gewählt, um mit den anderen Unternehmen der Branche vergleichbar zu sein und auch um der Transparenz willen. Der HGB-Abschluss liege aus, der Verlust betrug die genannten 430 TEUR. Mit Green Energy wurde die Intention verfolgt, weitere Kundengruppen zu erschließen. Im Mai und Juni 2007 gab es erste kleinere gemeinsame Marketingaktivitäten, nach dem Beginn der öffentlichen Diskussion bei Green Energy wurden diese aber gestoppt. Etwaige Schadensansprüche wurden bisher nach Aussage von Herrn Fix weder geprüft noch geltend gemacht. Die Kunden der Finex wurden zu einem symbolischen Preis von einem Schweizer Franken übernommen, die Due Diligence kostete 200 TEUR.

Den weiteren Angaben zufolge wird der Gewinn im ersten Halbjahr 2008 nach HGB im unteren sechsstelligen Eurobereich liegen. Rechtsstreitigkeiten von besonderer Bedeutung wurden verneint. Der Rechtsanwalt des Unternehmens, Dr. Brender, sah die von Aktionär Zapf in den Raum gestellte Nichtigkeit aller Tagesordnungspunkte nicht.

Wie der Aufsichtsratsvorsitzenden mitteilte, wurden vier ordentliche und vier weitere Aufsichtsratssitzungen abgehalten. Als Termin der Sitzung, in der der HGB-Jahresabschluss durch den Aufsichtsrat gebilligt worden ist, nannte Herr Müller den 24.6.2008. Der HGB-Abschluss lag ab dem 27.6.2008 in den Geschäftsräumen zur Einsichtnahme auf.

Die Aussage in der Ad-hoc-Nachricht vom 30.4.2008 betraf den positiven Geschäftsverlauf in 2008 sowie das Umsatzwachstum in 2007. Verpflichtungen aus dem Corporate Governance-Kodex habe das Unternehmen keine. Die genannte Beteiligung ist nach Angaben der Verwaltung eine sehr kleine und steht nicht im Fokus, gehalten werden 8 Prozent, der Kaufpreis lag bei 25 TEUR. Bezüglich der Neubewertung von Hanseatic Brokerhouse wurde auf den in 2007 deutlich gestiegenen Gewinn als wesentlichem Kriterium verwiesen und auf die Darstellung im Geschäftsbericht.

In die Folge kam es noch zu einer weiteren kurzen Diskussion, in der Aktionär Zapf seinen Widerspruch zu TOP 5 zurückzog. Dieser insistierte allerdings, der HGB-Abschluss habe nicht ausgelegen, wobei die Verwaltung energisch widersprach. Dr. Wülfing gab dann noch Widerspruch zu allen Punkten außer TOP 4 und TOP 5 zu Protokoll.


Abstimmungen

Nach einer kurzen Unterbrechung konnte der Versammlungsleiter zu den Abstimmungen überleiten. Vertreten waren 60 Aktionäre mit 829.391 der insgesamt 1.332.338 ausgegebenen Aktien entsprechend einer Präsenz von 62,25 Prozent des Grundkapitals. Alle Tagesordnungspunkte wurden mit deutlichen Mehrheiten bei maximal 63.642 Gegenstimmen im Sinne der Verwaltungsvorschläge verabschiedet.

Im Einzelnen beschlossen wurden die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), eine Satzungsänderung betreffend den Unternehmensgegenstand (TOP 4), eine Satzungsänderung betreffend die Anzahl der Vorstandsmitglieder (TOP 5), die Wahl der Herren Prof. Peter Andree, Hans J. M. Manteuffel und Willi Müller in den Aufsichtsrat (TOP 6), die Vergütung des Aufsichtsrats (TOP 7) und die Wahl der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Niethammer, Posewang & Partner GmbH zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2008 (TOP 8).

Danach konnte der Versammlungsleiter die Hauptversammlung um 14:15 Uhr offiziell beenden.


Fazit

Die diesjährige Hauptversammlung der Varengold Wertpapierhandelsbank AG war sicherlich weder die erste noch die letzte, die sich an den unterschiedlichen Ergebnissen nach HGB und IFRS störte. Hier sind natürlich immer auch die Kosten aus Kapitalmaßnahmen ein wichtiger Faktor, der zu großen Differenzen führen kann. Insgesamt ist das negative HGB-Ergebnis in 2007 aber sicherlich nicht entscheidend für die Zukunft des Unternehmens, daher nahm dieses Thema wohl etwas zu breiten Raum in der Diskussion ein.

Die Kursentwicklung der Aktie war vielmehr erheblich von der Marktschwäche bei den Finanzdienstleistern geprägt. Kurioserweise sieht sich Varengold aber hier eher als Gewinner, da die Nachfrage nach alternativen Investments bei schwächelnden Aktienkursen naturgemäß ansteigt. Wenn die angestrebten Investor Relations- und Public Relations-Maßnahmen des Unternehmens hier Früchte tragen und das Geschäftsmodell dem Markt so vermittelt werden kann, wie es dem Vorstand in seinem Lagebericht auf der Hauptversammlung gelang, sollte sich hier neues Potenzial eröffnen.

Zur Organisation der Hauptversammlung ist zu sagen, dass die Abstimmungen in einer etwas eigenwilligen Variante des Stimmtafelverfahrens abgewickelt wurden. Dies führte zu enormen Verzögerungen, und so vergingen vom Ende der Generaldebatte bis zur offiziellen Beendigung der Hauptversammlung rund zwei Stunden.


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Veröffentlichungsdatum: 07.08.2008 - 08:56
Redakteur: mba
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