Catalis SE, ein weltweiter Anbieter von technischen Outsourcing-Dienstleistungen für die Film-, Videospiel- und Telekommunikationsindustrie, gibt Änderungen an ihren Jahresabschlüssen bekannt.
Die DPR (Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung) wählt im Rahmen ihrer jährlichen Stichprobenprüfungen zufällig eine Anzahl börsennotierter Unternehmen aus, deren Jahresabschlüsse auf die Einhaltung der Rechnungslegungsvorschriften nach IFRS/IAS geprüft werden. Im Jahr 2008 wurde unter anderem die Catalis SE für eine Prüfung des Jahresabschlusses 2006 durch die DPR ausgewählt.
Als Ergebnis der Prüfung verlangt die DPR gewisse Änderungen im Zusammenhang mit der Bilanzierung von Akquisitionen und der Cashflow-Zuordnung. Das Catalis Management hat den Änderungen bezüglich der Cashflow-Zuordnung zugestimmt und folgt auch den Forderungen der DPR im Hinblick auf die Bilanzierung von Akquisitionen. Letzteres nicht unbedingt aufgrund völliger Übereinstimmung mit den Ansichten der DPR, sondern vor dem Hintergrund, weitere Verzögerungen bei der Veröffentlichung des Jahresabschlusses 2007 und der Quartalsberichte 2008 zu vermeiden.
Basierend auf dem Ergebnis der DPR-Prüfung nimmt Catalis darüber hinaus selbst weitere Änderungen im Bereich der Bilanzierung von Akquisitionen und Aktienoptionen vor, die in dieser Mitteilung dargestellt werden.
Alle beschriebenen Änderungen sind nicht zahlungswirksam und beeinträchtigen auch nicht die operative Entwicklung oder das weitere Wachstum der Gesellschaft.
Für den Jahresabschluss 2006 und die nachfolgenden Jahresabschlüsse ergeben sich die nachstehenden Änderungen.
Aktivierung der Kundenlisten PMTC und Kuju
Im Jahr 2006 und zu Beginn des Jahres 2007 hat die Catalis SE die Gesellschaften PMTC N.V. und Kuju plc erworben. Vor dem Hintergrund, dass beide Unternehmen im Dienstleistungsbereich tätig sind und daher kein umfangreiches Anlagevermögen besitzen, wurde der Großteil des Kaufpreises bei der Bilanzierung der Akquisitionen als Goodwill ausgewiesen. Obwohl die DRP dieses Vorgehen grundsätzlich befürwortet hat, verlangt sie, dass ein Teil des Kaufpreises den akquirierten Kundenlisten zugeordnet wird.
Das Catalis Management vertrat die Auffassung, dass in Ermangelung verlässlicher Bewertungsgrundsätze und vor dem Hintergrund, dass verschiedene IFRS-Kommentare deutliche Zweifel and der Zuverlässigkeit der Bewertung, Aktivierung und darauf folgender Abschreibung nicht vertraglich geregelter Kundenbeziehungen äußern, eine eigenständige Bilanzierung der Kundenlisten die Qualität und Transparenz bei der Bilanzierung der Akquisitionen nicht verbessert.
Im Gegensatz zum Goodwill, der regelmäßig einem Impairment Test unterzogen wird, muss der Wert der Kundenlisten gemäß IFRS mit der Zeit abgeschrieben werden.
Die von Catalis SE ermittelten Wertansätze für die Kundenlisten belaufen sich auf TEUR 68,7 für PMTC N.V. und auf TEUR 553,3 für Kuju plc. Dies führt in den Jahren 2006 – 2010 zu jährlichen Abschreibungen für die Kundenliste der PMTC N.V. in Höhe von TEUR 13,7. Die entsprechenden Abschreibungen für die Kundenlisten von Kuju plc in den Jahren 2007 – 2011 belaufen sich auf jährlich TEUR 110,7.
Bilanzierung von Akquisitionen
Transaktionskosten
Im Geschäftsjahr 2006 wurden bestimmte Zahlungen für Beratungsleistungen in Verbindung mit den Akquisitionen von PMTC N.V. und Kuju plc als Transaktionskosten in der Bilanz aktiviert. Die DPR verlangt, dass diese Zahlungen als Kosten in der Gewinn- und Verlustrechnung für das Geschäftsjahr 2006 ausgewiesen werden. Daraus ergibt sich ein einmaliger Effekt für die Gewinn- und Verlustrechung des Geschäftsjahres 2006 in Höhe von TEUR 205.
Bonusvereinbarung für das Kuju Management
Im Rahmen der Akquisition der Kuju plc wurde mit zwei Kuju Managern (Ian Baverstock und Jonathan Newth) eine Bonusvereinbarung getroffen, für den Fall dass bestimmte Erfolgsziele beim Vorsteuerergebnis 2007 und 2008 erreicht oder sogar übertroffen werden. Dadurch sollten die künftige Wertentwicklung der Gesellschaft und der unmittelbare Kaufpreis der Übernahme abgesichert werden.
Zum Zeitpunkt der Vereinbarung waren alle betroffenen Parteien davon überzeugt, dass die späteren Zahlungen an das Kuju Management (in Form von Aktien der Catalis SE), aufgrund der wesentlichen Bedeutung dieser Vereinbarung für den Erfolg der Gesamttransaktion, als Teil der Transaktionskosten zu verbuchen sei und damit direkt in der Bilanz den entsprechenden Goodwill erhöhen würde.
Im Gegensatz zu dieser ursprünglichen Absicht, lässt die vorhandene Dokumentation die Verbuchung dieser Zahlungen nur als Bonuszahlungen an das Management zu, die daher in der Gewinn- und Verlustrechnung zu erfassen sind.
Dies hat deutliche Auswirkungen auf die Gewinn- und Verlustrechnung der Jahre 2007 und 2008. Im Jahr 2007 beläuft sich der Effekt auf EUR 2,2 Mio. Für das Jahr 2008 wird mit einem Betrag in Höhe von EUR 1,5 Mio. gerechnet. Grundsätzlich sind die Auswirkungen dieser Bonusvereinbarung aber auf die Jahre 2007 und 2008 begrenzt.
Aufgrund möglicher Unterschiedsbeträge zwischen dem Jahresschlusskurs der Aktie (für Bilanzierungszwecke EUR 1,24) und dem tatsächlichen Ausgabepreis können sich entsprechende positive Effekte auf die Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2008 und 2009 ergeben.
Aktienoptionen
Bisher wurden gewährte Aktienoptionen aufgrund der Annahme einer geringen Volatilität nicht in der Gewinn- und Verlustrechnung / Bilanz der Gesellschaft erfasst. Gemäß IFRS müssen Aktienoptionen aber auf Basis eines Black Scholes oder Binomial-Modells bewertet und in der Gewinn- und Verlustrechnung erfasst werden. Basierend auf dem Binomial-Modell ergeben sich hieraus folgende Effekte für die Jahre 2006 – 2010: TEUR 38 in 2006, TEUR 203 in 2007, TEUR 137 in 2008, TEUR 67 in 2009 and TEUR 22 in 2010.
Gesamteffekt auf die Jahresabschlüsse
Die Auswirkungen der Bonusvereinbarung mit dem Kuju Management können als außerordentlicher Effekt bezeichnet werden. Vor Berücksichtigung dieses außerordentlichen Effektes ergeben sich für das Geschäftsjahr 2007 die folgenden (pro forma) Ergebnisse: Das EBIT beläuft sich auf TEUR 4.754 (anstatt TEUR 5.081), das Vorsteuerergebnis beträgt TEUR 3.820 und der Jahresüberschuss beträgt TEUR 3.840.
Hieraus lässt sich die folgende Entwicklung für das Ergebnis je Aktie ableiten:
EUR 0,08 in 2005, EUR 0,10 in 2006 and EUR 0,14 in 2007.
Dies bedeutet einen Anstieg des (pro forma) Ergebnisses je Aktie in 2007 um 49% bei einem durchschnittlichen jährlichen Zuwachs seit 2005 von 31%.
Unter Berücksichtigung des Verwässerungseffektes durch die an das Kuju Management auszugebenden Aktien bei der Ergebnisermittlung für 2007, stellt sich die Entwicklung des Ergebnisses je Aktie wie folgt dar: EUR 0,08 in 2005, EUR 0,10 in 2006 and EUR 0,13 in 2007. Das entspricht immer noch einer Verbesserung des Ergebnisses je Aktie in 2007 um 40%.
Insgesamt führt die Gesamtheit der beschriebenen Effekte auf die Gewinn- und Verlustrechnungen der Catalis SE zu den folgenden Änderungen der bereits veröffentlichen Zahlen:
Im Geschäftsjahr 2006 beträgt der Gesamteffekt TEUR 256,7 und reduziert damit das EBIT von TEUR 2.911 auf TEUR 2.654.
Im Geschäftsjahr 2007 beläuft sich der Gesamteffekt auf TEUR 2.501,2 und reduziert damit das EBIT von TEUR 5.081 auf TEUR 2.579,8.
Bezüglich der von Catalis SE ausgegebenen Guidance für das Geschäftsjahr 2008 mit einem EBIT von EUR 5,5 Mio. werden die notwendigen Anpassungen voraussichtlich zu einer Verringerung des EBIT um EUR 1,8 Mio. auf EUR 3,7 Mio. führen.
Ab dem Geschäftsjahr 2009 sind keine wesentlichen Auswirkungen auf das EBIT mehr zu erwarten.
Veröffentlichungsdatum:
28.07.2008
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10:32
Redakteur:
rpu