Am 8. Juli 2008 fand in München die zehnte ordentliche Hauptversammlung der U.C.A. AG statt. Knapp 100 Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Thorsten Renner für GSC Research, hatten sich bei sommerlichen Temperaturen im Forum am Deutschen Museum eingefunden, um sich über die weiteren Zukunftsaussichten der Gesellschaft zu informieren. Der Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Eder eröffnete die Hauptversammlung und übergab nach dem Verlesen der üblichen Formalien das Wort an den Vorstand Dr. Jürgen Steuer.
Bericht des VorstandsNach Aussage von Dr. Steuer befindet sich die U.C.A. nun schon seit einer Dekade am Kapitalmarkt. Passend zum Geschäftsmodell hielt er es für wichtig, dass sich kleine und mittlere Unternehmen über den Kapitalmarkt finanzieren können. Das vergangene Geschäftsjahr war vor allem durch externe Faktoren bestimmt, wobei sich die Zahl der Börsengänge um 39 Prozent auf nur noch 46 verringerte. Das erste Halbjahr 2008 brachte sogar nur noch acht Börsengänge.
Im Zuge der Marktturbulenzen wurden einige IPO’s abgesagt oder abgebrochen. Bei der anhaltenden Finanzkrise kamen insbesondere die Kurse der Small Caps unter die Räder. Sowohl die U.C.A. selbst, aber auch bei den börsennotierten Beteiligungen aovo Touristik, Deutsche Technologie Beteiligungen (DeTeBe) und InterCard befinden sich die Kurse ohne operativen Grund im Keller. Nach Ansicht von Dr. Steuer müssen die Aktionäre nun Geduld aufbringen, bis die Small Caps wiederentdeckt werden.
Im März 2007 konnte die Deutsche Technologie Beteiligungen AG (DeTeBe) in den Entry Standard eingeführt werden. Ende Dezember des letzten Jahres konnte diese 51 Prozent an der CAESAR Datasystem GmbH erwerben. Laut Dr. Steuer konnte Anfang Februar 2008 die Beteiligung an der Bautest GmbH veräußert werden. Die InterCard AG ist Marktführer für Kartensysteme für Hochschulen mit über 800.000 Studenten.
In der Web Holding wurden den weiteren Angaben zufolge sämtliche Beteiligungen mit internetbasiertem Geschäftsmodell gebündelt. Hierbei gelang im September 2007 der Verkauf der Anteile von Sevenal an den Konkurrenten YOC, während die aovo Touristik mit der Übernahme des Gruppenreiseveranstalters OTS ihre Marktposition ausbauen konnte. Vor Kurzem hat sich die U.C.A. auch komplett von der Beteiligung an der DATAPHARM Netsystems AG getrennt. Die aovo Touristik AG ist ein Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen im Bereich Touristik- und Freizeitindustrie. Im vergangenen Jahr steigerte diese Gesellschaft den Umsatz um 18 Prozent auf 23 Mio. Euro, so der Vorstand.
Bei COREST gelang im abgelaufenen Jahr die Komplettübernahme des Versandunternehmens Eurotops, und in 2008 erfolgte der Kauf der wesentlichen Assets von Perleberg aus der Insolvenzmasse. Aufgrund der schlechten Kursentwicklung der börsennotierten Beteiligungen hat man davon abgesehen, sich von Anteilen zu trennen. Auch zukünftig rechnete Dr. Steuer mit einem deutlich abgeschwächten Neuemissionsgeschäft, was ihn zurückhaltend stimmte. Allerdings will man bei der U.C.A. diese Zeit für neue Investitionen nutzen, betonte Dr. Steuer.
Die 82,6-prozentige Tochtergesellschaft DeTeBe schaffte in 2007 den Börsengang im Entry Standard. Dieses Unternehmen konnte in den letzten Jahren schon zwei Beteiligungen an die Börse führen und verzeichnete durch den Verkauf der Beteiligung an der Bautest GmbH einen erfolgreichen Start ins Jahr 2008. So lag das Ergebnis in den ersten sechs Monaten bei über 2 Mio. Euro. Auch die beiden börsennotierten Beteiligungen Plan Optik und InterCard entwickelten sich erfreulich, berichtete Dr. Steuer.
Im vergangenen Jahr beliefen sich die Umsatzerlöse und die sonstigen betrieblichen Erträge auf 3,74 Mio. Euro. Dem stand ein Aufwand aus Anteilsverkäufen von 2,17 Mio. Euro gegenüber, so dass sich ein Rohertrag von 1,57 Mio. Euro ergab. Des Weiteren fielen Abschreibungen auf Finanzanlagen in Höhe von 0,67 Mio. Euro an. Nach Berücksichtigung der Zinsen wies die Gesellschaft ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von minus 74 TEUR auf, informierte der Vorstand. Letztendlich stellte sich nach Steuern ein Verlust von 113 TEUR ein, weshalb die Gesellschaft für 2007 keine Dividende ausschütten will.
Zum Jahresende wies die U.C.A. eine Eigenkapitalquote von 84 Prozent aus. Wie Dr. Steuer weiter ausführte, waren in der Bilanz auch 2,5 Mio. Euro an langfristigen Verbindlichkeiten gegenüber der KfW aufgeführt. Bei einem Aktienkurs von 1,90 Euro beläuft sich die Marktkapitalisierung der Gesellschaft lediglich noch auf 13 Mio. Euro, nachdem sich der Aktienkurs gut gedrittelt hat. Zum Ende forderte Dr. Steuer die Aktionäre noch einmal auf, Geduld zu zeigen, bis sich die Situation für Small Caps wieder besser darstellt.
Allgemeine DiskussionHerr Merkel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) empfand den ersten Eindruck als ernüchternd und bemängelte, dass die DSW den Geschäftsbericht nicht erhalten hat. Dann stellte er fest, das der Wert des Portfolios mit 10 Mio. Euro und die zusätzlichen liquiden Mittel von 8,5 Mio. Euro deutlich über der Marktkapitalisierung liegen. Den Aktionärssprecher interessierte, wie das Ergebnis durch Kostenkontrolle verbessert werden soll. Laut Dr. Steuer gibt es hier keine speziellen Maßnahmen, sondern die Kostenkontrolle ist eine fortwährende Managementaufgabe. So ist geplant, die operativen Kosten im laufenden Jahr um 0,9 Mio. Euro zu senken.
Eine deutliche Verbesserung zeigte die Gesellschaft beim Ergebnis aus sonstigen Zinsen und ähnlichen Erträgen, weshalb Herr Merkel um nähere Ausführungen bat. Diese deutliche Verbesserung war auf die Zahlung der MicroVenture zurückzuführen, erläuterte der Vorstand. Er konnte aber noch nicht abschätzen, ob im laufenden Jahr mit einer ähnlichen Ausschüttung zu rechnen ist. Informationsbedarf meldete Herr Merkel bei den sonstigen betrieblichen Erträgen an, die nach Aussage von Dr. Steuer aus dem eigenen Asset Management stammten.
Des Weiteren erkundigte sich Herr Merkel nach den geplanten Investitionen im laufenden Jahr und wollte wissen, ob diese direkt oder über die Töchter getätigt werden sollen. Die Höhe der Investitionen ist natürlich davon abhängig, zu welchen Preisen Einkäufe getätigt werden können, meinte Dr. Steuer. Dabei wird auf der Ebene der U.C.A. verhandelt, aber auch auf der Ebene der Tochtergesellschaften, und derzeit wurden insgesamt drei Angebote abgegeben.
Frau Sander gratulierte dem Unternehmen zum 10-jährigen Börsenjubiläum. Die zuletzt veröffentlichte Studie von performaxx bescheinigt der Aktie, wie sie dann feststellte, eine massive Unterbewertung bei einem Potenzial von 120 Prozent. Aufgrund der ungünstigen Umstände wie Subprime-Krise und Ölpreisanstieg habe es vor allem die Nebenwerte überproportional zerrissen, meinte Frau Sander. Auch die Nichtausschüttung einer Dividende hielt sie aus kaufmännischer Sicht für vertretbar.
Nach Meinung von Frau Sander ist der Geschäftsbericht zwar recht anschaulich geworden, beinhaltet aber keine Informationen zur Aktie und kaum Informationen zu den Mitarbeitern. Nach Aussage von Vorstandsmitglied Dr. Joachim Kaske wird der Geschäftsbericht aus Kostengründen selbst geschrieben, man werde sich aber vom Vorbild DeTeBe leiten lassen und ihn im nächsten Jahr mit externer Hilfe erstellen. Innerhalb der Gruppe werden insgesamt 20 Mitarbeiter beschäftigt, denen das gesamte Jahr über eine große Wertschätzung entgegengebracht wird. Aber auch hier versprach Dr. Kaske, in den kommenden Geschäftsbericht mehr Informationen aufzunehmen.
Auskünfte erbat Frau Sander auch hinsichtlich der vorgeschlagenen Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien und der zukünftigen Dividendenpolitik. Den Angaben zufolge besitzt die Gesellschaft bisher 160.000 eigene Aktien, die Ermächtigung kann aber noch bis auf 662.000 Aktien ausgeweitet werden. Denkbar wäre dann ein erneuter Einzug der Aktien, einen Einsatz als Akquisitionswährung auf dem jetzigen Kursniveau schloss Dr. Kaske jedoch aus. Wenn es die operative Situation zulässt, dann wird die U.C.A. auch sofort wieder eine Dividende ausschütten. In den vergangenen vier Jahren hat die Gesellschaft immerhin rund 2 Euro je Aktie als Dividende ausgezahlt, und dies steuerfrei.
Auf die Frage von Frau Sander nach der größten Sorge erklärte Dr. Kaske, dies sei der Aktienkurs gewesen, der sich ohne Zutun katastrophal entwickelt habe. Er hoffte aber in der Zukunft wieder auf eine steigende Nachfrage nach Nebenwerten. Im Gegenzug sah er die größte Herausforderung darin, die Aktionäre davon zu überzeugen, dass die Beteiligungsgesellschaften in mehrjährigen Zyklen leben. Nun müssen die Aktionäre etwas Geduld aufbringen, nachdem die U.C.A.-Aktie in den vergangenen Jahren eine gute Performance aufweisen konnte.
Herr Stauffenberg hielt die Ausschüttung einer Dividende von 1,30 Euro im vergangenen Jahr für ein völliges Desaster und für komplett überzogen. Nach seiner Ansicht hätte die Gesellschaft besser im letzten Jahr und auch in 2008 eine Dividende von 0,50 Euro ausschütten sollen. Wie Dr. Kaske betonte, war damals die Erwartungshaltung des Kapitalmarkts noch komplett anders, und das Management war von der Dividende als richtiger Entscheidung überzeugt. Nicht ganz nachvollziehen konnte Herr Stauffenberg, weshalb die Gesellschaft aktuell auf dem niedrigen Niveau keine eigenen Aktien erwirbt. Wie Dr. Kaske berichtete, ist man bei der U.C.A. noch nicht überzeugt, dass am Finanzmarkt schon das Tal erreicht ist, und hat deshalb mit Rückkäufen gewartet. Außerdem wird man die vorhandenen Mittel voraussichtlich in neue Beteiligungen investieren, wenn sich hier gute Chancen bieten.
AbstimmungenVom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 7,91 Mio. Euro, eingeteilt in 6.620.000 Aktien, waren 3.888.188 Aktien entsprechend 58,73 Prozent vertreten. Die Beschlüsse wurden alle bei wenigen Gegenstimmen im Sinne der Verwaltung gefasst.
Im Einzelnen abgestimmt wurde über die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Wahl der Dr. Ebner, Dr. Stolz und Partner GmbH zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2008 (TOP 4), die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 5) und die Anpassung der Satzung an das Gesetz zur Unternehmensintegrität und Modernisierung des Anfechtungsrechts (UMAG) (TOP 6).
Fazit und eigene MeinungWie bei vielen Beteiligungsunternehmen blickt man auch bei der U.C.A. AG auf ein schwieriges Geschäftsjahr zurück. Nachdem im Vorjahr noch eine Rekorddividende ausgeschüttet worden war, mussten die Anteilseigner diesmal auf eine Ausschüttung verzichten. Zwar musste die Gesellschaft in 2007 nur einen kleinen Verlust ausweisen, den Aktienkurs hat es dagegen kräftig gebeutelt, und innerhalb eines Jahres hat das Papier zwei Drittel seines Werts verloren.
Allerdings befindet sich dieser Ausverkauf nun deutlich in der Übertreibungsphase, denn die U.C.A. weist gerade noch eine Marktkapitalisierung von 13 Mio. Euro auf bei liquiden Mitteln von 8,5 Mio. Euro. Auch bei der Tochtergesellschaft Deutsche Technologie Beteiligungen AG (DeTeBe) läuft das Geschäft derzeit sehr erfreulich, und diese Gesellschaft konnte im ersten Halbjahr durch den Verkauf einer Beteiligung bereits einen Gewinn von über 2 Mio. Euro verbuchen (siehe hierzu auch den HV-Bericht 2008 von GSC Research). Zudem befinden sich mit der Plan Optik AG und der InterCard AG interessante börsennotierte Beteiligungen im Portfolio.
Vor diesem Hintergrund sollten sich die Aktien der U.C.A. in den kommenden Monaten, speziell bei einem Aufhellen des Börsenklimas, überproportional erholen und deutlich höhere Kurse ansteuern.
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Veröffentlichungsdatum:
12.07.2008
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