Durch die jüngste Entwicklung beim Mobiltelefonhersteller BenQ und ein beschleunigtes Zurückgehen der Abrufe anderer Abnehmer, hat Balda im 3. Quartal einen signifikanten Einbruch erlitten. Der Balda-Konzern erreichte in den ersten neun Monaten 2006 einen Umsatz von 268,9 Mio. EUR (Vorjahr: 281,5 Mio. EUR), das sind 4,5% weniger als in der entsprechenden Vorjahresperiode. Im 3. Quartal erzielte der Spezialist für Kunststoffkomponenten für Mobiltelefone Umsätze von 82,6 Mio. EUR, 19,8% weniger als im Referenzzeitraum 2005 und 11,6% weniger als im 2. Quartal 2006.
Balda sieht sich deshalb gezwungen, das Umsatz- und Ergebnisziel für 2006 drastisch zu reduzieren. Von den Umsatzausfällen besonders betroffen ist die Produktion in Deutschland. Um weitere Belastungen zu verhindern, sollen die Werksanlagen in Herford (Nordrhein-Westfalen) und Oberlungwitz (Sachsen) sowie in Seelbach (Baden-Württemberg), die bisher zu großen Teilen durch BenQ und Nokia ausgelastet wurden, möglichst noch im Jahr 2006 veräußert werden, auch unter Inkaufnahme von Buchverlusten.
Die vorgenannten Effekte summieren sich für 2006 je nach Marktentwicklung und Fortgang der Verkaufsbemühungen auf 60 bis 65 Mio. EUR und lassen für 2006 einen Vorsteuerverlust erwarten, der bei 45 bis 50 Mio. EUR liegen wird. Dabei fällt für Abschreibungen von Goodwill und sonstige Abwertungen auf Anlagevermögen ein Buchverlust von rund 35 Mio. EUR an, der nicht Cash-relevant ist. Der Preisdruck auf die Zulieferer ist nach Unternehmensangaben derzeit so groß, dass der globale Markt für Mobiltelefone zwar im Volumen wächst, der Markt für Kunststoffkomponenten umsatzseitig aber eher schrumpft. Hintergrund ist, dass die Mobiltelefonhersteller verstärkt in Asien kaufen, was künftig noch mehr zunehmen wird. Darauf hat sich Balda mit neuen Fabriken in China bereits eingestellt, dass sich dieser Trend kurzfristig jedoch so extrem verstärkt, war den Angaben zufolge nicht zu erwarten.
Es ist nach Ansicht des Managements davon auszugehen, dass die BenQ-Insolvenz in Deutschland auch negative Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit weiterer BenQ Gesellschaften hat, die ebenfalls Balda-Kunden sind. Diese zusätzlichen Belastungen, insbesondere in Form von Wertberichtigungen auf Vorräte und Forderungen, mussten im 3. Quartal berücksichtigt werden. Daneben musste aufgrund der verschlechterten Aussichten der Goodwill auf die Standorte in Brasilien abgeschrieben werden. Durch die Abgabe der Produktionsanlagen in den drei Werken reduzieren sich die Produktionskapazitäten in Deutschland um gut 50%. Dadurch und durch die im Stammwerk erforderlichen Kapazitätsanpassungen wird sich die Zahl der deutschen Balda-Mitarbeiter von rund 1.600 auf etwa 600 reduzieren. Rund 750 dieser Arbeitsplätze sollen durch den Verkauf der Werke gesichert werden, in Bad Oeynhausen müssen 250 Arbeitsplätze sozialverträglich abgebaut werden. Davon betroffen sind zusätzlich rund 450 Mitarbeiter von Zeitarbeitsfirmen, die von Balda künftig nicht mehr beschäftigt werden können.
Vorstand und Betriebsrat prüfen derzeit alle Optionen diesen Abbau so sozialverträglich wie möglich zu gestalten. Aus heutiger Sicht soll das Geschäft mit den Marktführern unter den Mobiltelefonherstellern 2007 wieder wachsen und ertragsstärker als im laufenden Jahr sein. So startet im nächsten Jahr die Massenproduktion für Nokia in Asien, die den diesjährigen Rückgang der Nachfrage von BenQ in Asien überkompensieren soll. Die auch dadurch steigende Auslastung in Asien, Kostensenkungsmaßnahmen und ein neuer Kundenmix werden nach Meinung des Vorstandes zu einer Stärkung der operativen Ertragskraft führen.
Mit der konsequenten Umsetzung der Maßnahmen soll sichergestellt werden, dass das Jahr 2007 weitestgehend frei von Belastungen des Jahres 2006 ist, und der eingeschlagene Wachstumskurs fokussiert fortgesetzt werden kann, auch zur Sicherung der verbleibenden Arbeitsplätze. Das Kerngeschäft Kunststoffverarbeitung soll 2007 ohne die verkauften Werke einen Umsatz von 330 bis 350 Mio. EUR und einen Vorsteuergewinn (EBT) von 15 bis 20 Mio. EUR erwirtschaften. Im Bereich Touchscreen-Solutions wird für nächstes Jahr 2007 unverändert mit einem anteiligem Umsatz von 300 bis 350 Mio. EUR und einem Vorsteuergewinn (EBT) von 30 bis 35 Mio. EUR geplant. Insgesamt erwartet der Konzern Umsätze von 650 bis 700 Mio. EUR bei einem EBT von 50 bis 55 Mio. EUR. Durch die im laufenden Jahr in Asien geschaffenen zusätzlichen Kapazitäten wird die Steuerquote des Konzerns für das Jahr 2007 unter 20% liegen, daher erwartet der Konzern ein Ergebnis je Aktie von gut 0,70 Euro (bezogen auf 40,2 Millionen Aktien).
Veröffentlichungsdatum:
24.10.2006
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21:27
Redakteur:
rpu