Zu ihrer siebten ordentlichen Hauptversammlung hatte die Essanelle Hair Group AG ihre Aktionäre für den 17. Juni 2008 in das Lindner Congress Hotel in Düsseldorf eingeladen. Rund 70 Aktionäre, Gäste und Vertreter der Presse, unter ihnen auch Investmentanalyst Klaus Kränzle von GSC Research, waren dieser Einladung gefolgt. Pünktlich um 10 Uhr eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende Fritz Kuhn die Versammlung. Nach der Abhandlung der üblichen Formalien informierte Herr Kuhn die Anwesenden über die der neuen Aktionärsstruktur angepasste Besetzung des Aufsichtsrats. Dann bat er die neuen Aufsichtsratsmitglieder, sich kurz vorzustellen, was diese auch gerne taten.
Zudem erläuterte Herr Kuhn noch einmal die jüngste Entwicklung. Nach dem Erreichen der 30-Prozent-Schwelle gab die von den Brüdern Klier dominierte Saxonia Holding das gesetzlich notwendige Pflichtangebot ab und kam im Februar 2008 auf einen Anteilsbesitz von circa 4,2 Millionen Aktien, was einer Anteilsquote von knapp 90 Prozent der Aktien bzw. Stimmrechte entspricht. Zudem verwies der Aufsichtsratsvorsitzende darauf, dass die vom Vorstandsvorsitzenden Achim Mansen benutzte Präsentation zeitnah auf der Website des Unternehmens (www.essanelle.de) eingestellt wird. Danach erteilte er diesem das Wort.
Bericht des Vorstands
Zu Beginn seiner Ausführungen über das Geschäftsjahr 2007 zeigte Herr Mansen den Anwesenden in Form eines Films die Markenwelt der Essanelle Hair Group. Danach stellte er seine beiden neuen Vorstandskollegen Dirk Wiethölter und Dieter Bonk vor, die in Zukunft für die Bereiche Personal und Vertrieb verantwortlich sind, während Herr Mansen den Vorstandvorsitz übernahm.
Nachfolgend skizzierte Herr Mansen kurz die Höhepunkte des abgelaufenen Geschäftsjahres 2007. Demnach erzielte Essanelle einen Umsatzzuwachs von 4,7 Prozent auf 123 (Vj.: 117,5) Mio. Euro. Damit wurde die selbst gesteckte Zielmarke von 5,0 Prozent nahezu erreicht. Der Umsatz wurde mit 7 Millionen Kundenbesuchen in 635 Salons von über 4.000 Mitarbeitern erwirtschaftet. Essanelle eröffnete im abgelaufenen Jahr 48 neue Salons, wobei hier der Schwerpunkt auf den innovativen Formaten Top Ten und HairExpress lag. Der Produktverkauf wuchs um 8,2 Prozent auf 19,6 Mio. Euro an, womit dieser knapp 16 Prozent zum Konzernumsatz beisteuerte.
Beim Vorsteuerergebnis gelang es den weiteren Angaben zufolge mit 5,4 (5,3) Mio. Euro, das hohe Niveau des Vorjahres noch zu steigern. Im Vorjahr war hier noch ein Einmaleffekt von 0,8 Mio. Euro aus dem Verkauf des Franchise-Konzepts mod´s hair enthalten. Diese gute Entwicklung haben nach Aussage von Herrn Mansen Vorstand und Aufsichtsrat dazu bewogen, der Hauptversammlung einen Dividendenvorschlag für das abgelaufene Geschäftsjahr in Höhe von 0,50 Euro je Anteilsschein zur späteren Abstimmung vorzulegen.
Hinter der beschriebenen Entwicklung verbargen sich laut Herrn Mansen durchaus sehr unterschiedliche Tendenzen. Relativ blieb zwar die klassische Vertriebslinie Essanelle mit einem Anteil von über der Hälfte am Konzernumsatz das größte Segment, büßte allerdings in absoluten Zahlen erneut 2,7 Prozent des Umsatzes ein und erlöste in 2007 insgesamt 67,5 (69,5) Mio. Euro. Auch die Luxusmarke Jürgen Tröndle musste einen Umsatzrückgang von 4,9 Prozent auf 4,5 (4,7) Mio. Euro hinnehmen. Die übrigen Vertriebslinien, die eine preissensible bzw. trendbewusste Kundschaft im Fokus haben, legten hingegen mit teilweise deutlichen Wachstumsraten zu.
Super Cut steigerte den Umsatz um 3,2 Prozent auf 19,6 (19,0) Mio. Euro. HairExpress legte mit 26,4 Prozent deutlich auf 22,2 (17,6) Mio. Euro zu, und Top Ten verdoppelte von einer niedrigen Ausgangsbasis aus den Umsatz auf 4,1 (1,9) Mio. Euro. Auch die Umsätze in den Beauty Hair Shops entwickelten sich, wie von Herrn Mansen bereits bei den Höhepunkten des Geschäftsjahres angesprochen, mit einem Zuwachs von 17,1 Prozent auf 5,0 (4,3) Mio. Euro sehr zur Freude des Managements.
Während die Anzahl der Salons in der etablierten Vertriebslinie Essanelle Ihr Friseur zurückging, wurde diese vor allem in den innovativen Konzepten HairExpress und Top Ten gesteigert.
Nach der Kommentierung der Entwicklung in den einzelnen Segmenten ging Herr Mansen im Folgenden auf die Ertragsentwicklung der Essanelle Group auf Konzernebene ein. Demnach bewegten sich EBITDA und EBIT mit 11,0 (10,6) bzw. 6,1 (6,1) auf Vorjahresniveau. Dieses Niveau wertete der Vorstandsvorsitzende angesichts des bereits angesprochenen Sonderertrags aus dem Verkauf der Franchise-Kette „mod´s hair“ als großen Erfolg. Auch der Gewinn vor Steuern bewegte sich mit 5,4 (5,3) Mio. Euro folgerichtig auf Vorjahresniveau. Außerordentlich erfreulich entwickelte sich seiner Meinung nach der Jahresüberschuss nach Steuern, der um fast 60 Prozent auf 4,6 (2,9) Mio. Euro deutlich zulegte. Zu seinem „Bedauern“ resultierten jedoch 1,4 Mio. Euro dieses Zuwachses aus einem einmaligen steuerlichen Sondereffekt im Zuge der Neubewertung latenter Steuerverpflichtungen, die sich aus vorrübergehenden Abweichungen zwischen der Handelsbilanz (IFRS)-Bilanz und der Steuerbilanz ergeben.
Nach den Ertragskennziffern kam Herr Mansen kurz auf einige Details der Bilanz zu sprechen. Die Eigenkapitalquote wird nach der Dividendenausschüttung von 53 auf 49 Prozent fallen, was er jedoch immer noch als ausreichend betrachtet. Die Zielmarke für das Unternehmen liegt hier bei ungefähr 50 Prozent. Die liquiden Mittel betragen nach seiner Angabe 11 Mio. Euro, wovon 2,3 Mio. Euro als Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr ausgeschüttet werden.
Im nächsten Punkt beschäftigte sich der Vorstandvorsitzende mit der weiteren Strategie des Unternehmens und dem Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr 2008. Dieses soll die Fortsetzung der Wachstumsstrategie mit der Eröffnung von neuen Salons vor allem in den neuen innovativen Vertriebslinien bringen. Der Umsatz soll in einer Bandbreite von 5 bis 10 Prozent bei einem überproportionalen Ertragsplus von mehr als 10 Prozent wachsen.
Danach erläuterte Herr Mansen die Gegebenheiten des Markts in Deutschland, der neben verschiedenen Ketten vor allem durch Einzelfilialisten geprägt ist. Die Essanelle Hair Group AG dagegen ist flächendeckend in Deutschland vertreten und beschäftigt über 4.000 Mitarbeiter in rund 600 Outlets. Die Wettbewerbsvorteile der Gruppe liegen dabei vor allem in der Abdeckung sämtlicher Kundengruppen, die in den letzten Jahren aber nicht nur anspruchsvoller, sondern vor allem preisbewusster geworden sind. Dabei setzt die Gruppe nicht nur auf eigene Salonkonzepte, sondern auch auf Partnerkonzepte, die über Shops in z.B. Einkaufszentren realisiert werden.
Im Bereich Marketing kann die Gruppe den weiteren Angaben von Herrn Mansen zufolge durch die Führung einer umfangreichen Kundendatenbank auf bestimmte Informationen der rund sieben Millionen Besucher der Salons jährlich zurückgreifen. Essanelle will zudem das Markenprofil schärfen und sich etwas höherwertiger am Markt positionieren. Ferner werden Optionen geprüft, das Geschäft auf das Gebiet Styling inklusive Nail-Design für die Damen auszuweiten. Hier befindet man sich bei Essanelle noch im Entscheidungsprozess. Falls das Unternehmen hier tätig werden sollte, würde dies nach Meinung von Herrn Mansen jedoch erst einmal nur im kleinen Rahmen als Testlauf geschehen.
Als nächsten Punkt umriss Herr Mansen die Mitarbeiterqualifizierung und die Unternehmenssteuerung als wichtige Triebfedern für den geschäftlichen Erfolg der Essanelle Hair Group. Hier strebt das Düsseldorfer Unternehmen im Rahmen seiner Personalsteuerung eine langfristige Bindung der Mitarbeiter durch vielfältige Schulungsmaßnahmen und Beteiligung am Geschäftserfolg an. Dieser wird durch eine zentrale Datenerfassung auf monatlicher Basis jederzeit mit den Planzahlen abgeglichen.
Zum Abschluss seines Vortrags kommentierte Herr Mansen kurz die Zahlen des ersten Quartals 2008, die an die hohen Vorjahreswerte anknüpfen konnten. Der Umsatz betrug demnach 2,4 (2,3) Mio. Euro bei einem operativen Ergebnis von 1,1 (1,1) Mio. Euro.
Allgemeine Aussprache
Vor Beginn der allgemeinen Aussprache stellte der Aufsichtsratsvorsitzende die Präsenz fest. Diese betrug nach seinen Ausführungen 4,174 Millionen Aktien, was einer Quote von knapp 92 Prozent entsprach. Insgesamt laufen knapp 4,6 Mio. Euro um, wobei die 60.000 eigene Aktien nicht dividendenberichtigt sind. Nach diesen formellen Worten erteilte Herr Kuhn dem neuen Großaktionär Herrn Klier das Wort, der für die von ihm und seinem Bruder kontrollierte Saxonia Holding sprach.
Zunächst stellte Herr Klier sich und sein Untenehmen kurz vor. Dabei beleuchtete er auch die Hintergründe des jahrzehntelangen Wettbewerbs seiner Friseurkette mit Essanelle. Als man sich bei Klier vor etlichen Jahren für eine deutschlandweite Expansion entschied, waren zahlreiche gute Standorte schon belegt, weshalb man den Expansionsschwerpunkt auf die SB-Warenhäuser legte, wo Essanelle nicht so stark vertreten war. So entwickelte sich im Laufe der Jahre ein „sportlicher“, aber fairer Konkurrenzkampf beider Unternehmen, der letztendlich beide Gesellschaften voranbrachte. Dieser fruchtbare Wettbewerb soll laut Herrn Klier auch in Zukunft ähnlich wie bei den Metro-Vertriebslinien Media Markt und Saturn beibehalten werden.
Dieses Vorgehen schließt nach Meinung von Herrn Klier jedoch nicht die Nutzung von Synergien aus. Der hohe Anteilsbesitz von 90 Prozent der Essanelle-Aktien war in diesem Umfang nicht geplant und ergab sich aus dem Börsenumfeld, in welches das Pflichtangebot Anfang 2007 hineingeriet. Abschließend betonte er die unternehmerische Unabhängigkeit beider Unternehmen, dankte dem Vorstand für die geleistete und seiner Meinung nach gute Arbeit und wünschte dem Management weiterhin alles Gute für die Zukunft.
Als nächster Redner meldete sich Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu Wort. Dieser erklärte, er habe die Ausführungen von Herrn Klier grundsätzlich positiv aufgenommen, da ihm dadurch einige Aspekte klarer geworden seien. Dennoch hatte er für sich noch Klärungsbedarf und einige Fragen, die er nachfolgend vortrug. Bei den Kosten der Börsennotierung läuft nach seinen Feststellungen eine Zahl von circa 400.000 Euro um, und er bat den Vorstand, diese Zahl kurz zu kommentieren. Zudem wollte er wissen, ob die noch vorhandene Börsennotierung ein „Systemfehler“ ist und ob denn mittelfristig ein Delisting geplant ist.
Die nächste Frage von Herrn Tüngler bezog sich auf mögliche Interessenkonflikte. Bildlich formulierte er es so, wer denn welchen „Hut“ im Aufsichtsrat aufhat. Nächster Punkt war eine mögliche Fusion zwischen Karstadt und Kaufhof, wobei der DSW-Vertreter wissen wollte, welches der beiden Untenehmen in diesem Falle mit dem neuen Konzern verhandeln würde.
Danach bezog sich Herr Tüngler auf die von Herrn Mansen angesprochene Revitalisierung der Kernmarke Essanelle. Hier wollte er wissen, wie sich der Aktionär dies konkret vorzustellen hat. Nächster Punkt seines umfangreichen Fragenkatalogs waren die strategischen Äußerungen von Herrn Mansen bezüglich der Ausweitung des Angebots auf verwandte Dienstleistungen im Bereich Beauty inklusive des Nail Designs (Maniküre/Pediküre) für die Damen. Seine nächste Frage betraf die Hintergründe des Aktienverkaufs der Vorstände.
Zudem bat der Aktionärsvertreter um genauere Details zum vorzeitigen Ausscheiden des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Uwe Grimminger, was das Unternehmen seinen Ausführungen zufolge circa 700.000 Euro gekostet hat, ohne dass diesen Kosten eine Gegenleistung seitens Herrn Grimminger gegenüberstand. Abschließend bat Herr Tüngler den Vorstand noch um die Schätzung einer normalisierten Steuerquote im Zuge der Änderungen durch die Unternehmenssteuerreform.
Nachdem Herr Klier direkt auf die die Börsennotierung betreffenden Fragen eingehen wollte, erteilte der Versammlungsleiter diesem das Wort. Herr Klier betonte dann nochmals, dass ein Squeeze-out derzeit für ihn kein Thema ist und dass er denkt, dass die „Börsennotierung durchaus Charme“ für ihn hat.
Als zweiter Redner trug dann Martin Strauch seine Fragen vor. Dieser erklärte zunächst, dass er Anteilsscheine des Aktionärs Christian Müller vertritt. Danach wollte er wissen, wie sich die EBITDA-Margen der einzelnen Marken seit 2005 entwickelt haben und wie hier die weitere Planung aussieht. Zudem bat er um Erläuterung der Einkaufsvereinbarungen und der Rabattsysteme der Beauty Shops. Abschließend erkundigte sich Herr Strauch nach den Beweggründen für das Halten der eigenen Aktien.
Antworten
Im Anschluss beantwortete Herr Mansen die gesammelten Fragen der Herren Tüngler und Strauch. Dabei ging er als Erstes auf die Aktienverkäufe von Vorstand und Aufsichtsrat ein. Zunächst hatten alle Beteiligten das Klier-Angebot als zu niedrig betrachtet. Im weiteren Verlauf seien er und seine Kollegen jedoch zu der Überzeugung gekommen, dass bei einer Beteiligungsquote von über 75 Prozent durch einen Großaktionär die Eigentumsverhältnisse losgelöst von der Verantwortung des Vorstands für das operative Geschäft sein sollten. Zudem sah Herr Mansen in dieser Konstellation verstärkte Anzeichen der Insiderproblematik. Diese Handlungsweise widerspreche in keiner Weise seiner Verbundenheit mit Essanelle, wie sein aktueller Fünfjahresvertrag belege.
Danach äußerte sich der Vorstandsvorsitzende zur weiteren Strategie von Essanelle im Bereich ergänzender Dienstleistungen. Den Bereich Beauty/Nageldesign habe man schon länger im Blickfeld. Jedoch sei man hier noch nicht über strategische Planspiele hinausgekommen, weil das Geschäft rund um die Fingernägel bislang von den Kundinnen als eigenständiges Handwerk wahrgenommen werde. Eine andere Überlegung betrifft die Beauty Hair Shops, wo sich Herr Mansen vorstellen kann, auch in die entsprechenden Abteilungen der Kaufhäuser zu gehen.
Zu den Synergien im Rahmen der neuen Konstellation im Aktionärskreis wollte sich der Vorstandsvorsitzende in Anbetracht eines nach wie vor vorhandenen Wettbewerbsverhältnisses nicht äußern. Der größte Kostenblock im Friseurgeschäft sind nach seiner Angabe die Personalkosten, wo er so gut wie keine Einsparungsmöglichkeiten sieht. Diese sind nach seinem Eindruck nur im Bereich Energie und Fuhrpark zu realisieren. Die Effekte dürfen sich hier nach Meinung von Herrn Mansen in Grenzen halten.
Die Frage nach der Vorgehensweise im Falle einer Fusion Kaufhof/Karstadt kommentierte Herr Mansen mit einer Priese Humor. Ihm sei davon nichts bekannt, und der Fragesteller scheine hier wohl einen Informationsvorsprung zu haben. Er tue sich schwer, die Auswirkungen einer möglichen, aber im Moment noch fiktiven Konstellation zu kommentieren. Diesbezüglich verwies auch der Vorstandsvorsitzende auf die Konstellation Media Markt und Saturn innerhalb des Metro-Konzerns, wo das Miteinander ja auch funktioniere.
Die Frage nach dem Charakter der Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr beantwortete Herr Mansen dahingehend, dass die Ausschüttung schon vor dem Pflichtangebot des neuen Großaktionärs geplant war und somit nicht durch diesen veranlasst worden ist. Er wolle an dieser Stelle zwar keine feste Ausschüttungsquote kommunizieren, fest stehe aber, dass es sich nicht um eine „Eintagsfliege“ handelt, sonder dass Essanelle eine nachhaltige aktionärsfreundliche Dividendenpolitik anstrebt.
Im Folgenden erläuterte Herr Mansen die Steuerthematik bei Essanelle. Im ersten Quartal 2008 hat die Steuerquote demnach 40 Prozent betragen. Leider hat die Unternehmenssteuerreform für Filialbetriebe nachteilige Wirkungen, da die Senkung des Körperschaftssteuersatzes von der zusätzlichen Belastung bei der Gewerbesteuer überkompensiert wird. Deshalb rechnet Herr Mansen in Zukunft im Gegensatz zu den meisten anderen Unternehmen in Deutschland mit einer leicht steigenden Steuerquote von ungefähr 41 Prozent.
Zu den von einem Fragesteller gewünschten näheren Ausführungen zur Investitionsplanung und deren Auswirkung auf die Liquidität von Essanelle äußerte sich Herr Mansen dahingehend, dass die Gesellschaft in ihrer Definition 11 Mio. Euro an liquiden Mitteln zum Bilanzstichtag Ende Dezember 2007 besessen hat. In der Bilanz werden nach IFRS-Definition 6,1 Mio. Euro ausgewiesen. In Zukunft sollen jährlich 6 bis 8 Mio. Euro in das Filialnetz investiert werden, wobei 2 Mio. Euro davon für Renovierungen bestehender Salons vorgesehen sind.
Zur Beantwortung der beiden nächsten Fragen übergab Herr Mansen das Wort vorrübergehend an den Aufsichtsratsvorsitzenden Kuhn. Dieser beantwortete die wörtlich so formulierte Frage, „wer denn im Aufsichtsrat welchen Hut aufhat“ mit der formalen Feststellung, dass jedes Aufsichtsratsmitglied gemäß den gesetzlichen Vorgaben nur dem Wohl der Essanelle Group verpflichtet ist und dass sich somit für ihn keine wie auch immer gearteten Interessenkonflikte im Zuge der neuen Aktionärsstruktur ergeben.
Im Hinblick auf das Ausscheiden des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Grimminger führte Herr Kuhn aus, dass hier nach Abwägung aller Fakten die beste Entscheidung im Sinne der Gesellschaft getroffen wurde. Die Ansprüche von Herrn Grimminger seien in ihrem Volumen für Essanelle überschaubar gewesen, und somit sei die Zahlung einer Abfindung und das Ausscheiden zweieinhalb Monate vor Vertragsende im Sinne des Unternehmens gewesen.
Nach der Beantwortung dieser den Aufsichtrat betreffenden Fragen fuhr der Vorstandsvorsitzende Mansen mit der Beantwortung der weiteren Fragen fort. Die Höhe des EBITDA für die einzelnen Sparten wollte er im Interesse der Gesellschaft aus Wettbewerbsgründen nicht preisgeben. Er teilte lediglich mit, dass es in allen Bereichen positiv aussieht und leichte Steigerungen erzielt wurden.
Bezüglich der weiteren strategischen Ausrichtung führte Herr Mansen aus, dass man sich in naher Zukunft wieder verstärkt auf die Kernmarke Essanelle Ihr Friseur konzentrieren will und dass die Umsatzverluste gestoppt werden sollen. Die Frage nach der Daseinsberechtigung der eigenen Aktien beantwortete Herr Mansen mit den Möglichkeiten, diese als Akquisitionswährung einsetzen zu können. Ohne dass aktuell konkrete Pläne bestünden, wolle man sich diese Option offen halten. Die Kundenstruktur, die ein Redner näher erläutert haben wollte, ist laut Herrn Mansen schwer zu quantifizieren. Zu weiteren Vertragsinhalten wollte er sich an dieser Stelle nicht äußern.
Weitere Diskussion
Als dritter Fragesteller meldete sich Herr Nachtigall zu Wort, der eigene Aktien vertrat. Dieser regte an, in Zukunft eine Mehrjahresübersicht des Geschäftsverlaufs abzudrucken. Insgesamt befand er die Ausführungen von Herrn Klier für glaubwürdig. Konkret wollte er wissen, wie denn das Anreizsystem im Produktverkauf in den Salons ausgestaltet ist. Sehr kritisch äußerte sich Herr Nachtigall zu den Hintergründen des Ausscheidens von Herrn Grimminger. In diesem Zusammenhang beantragte er die Einzelentlastung des Vorstands, da er Herrn Mansen nicht mit dieser Thematik belasten wollte.
Weiterhin interessierten Herrn Nachtigall erste Tendenzen des zweiten Quartals 2008. Zudem wollte er wissen, ob es möglich ist, dass die 60.000 eigenen Aktien zu Herrn Klier geraten könnten. Seine nächste Frage betraf die von einem anderen Redner schon geäußerte Thematik der Daseinsberichtigung der Börsennotierung vor dem Hintergrund der dort entstehenden Kosten.
Weiterhin führte der Redner aus, dass er auf eine E-Mail, mit der er den Geschäftsbericht anforderte, eine Auto-Reply-Mail des zuständigen Mitarbeiters von Haubrock erhalten hat, in der dieser über seine urlaubsbedingte Abwesenheit informierte. Dies empfand Herr Nachtigall im Vorfeld einer Hauptversammlung als höchst unprofessionell. Abschließend äußerte sich der Redner noch kritisch über die Vorstellung des neuen Aufsichtsratsmitglieds Rogowski. Herr Nachtigall sieht dieses Gremium nicht als „Ausbildungsplatz“. Diesen Eindruck hatte er aber im Rahmen der Ausführungen von Herrn Rogowski gewonnen.
Herr Mansen machte sich im Anschluss an die Ausführungen des dritten Fragestellers umgehend an die Beantwortung der Fragen. Dabei bejahte er die Feststellung, dass die Mitarbeiter Provisionen für den Produktverkauf erhalten. Die Idee einer Mehrjahresübersicht des Geschäftsverlaufs fand seine Zustimmung.
Die Panne in der Investor Relations-Arbeit bedauerte der Vorstandsvorsitzende. Haubrock bekomme hier ein kleines fixes Honorar, was für Essanelle günstiger sei, als einen eigenen Mitarbeiter für derartige Belange abzustellen. Die direkt zuzuordnenden Kosten der Börsennotierung betragen nach seiner Angabe circa 250.000 Euro, hinzu kämen noch die Kosten für den IFRS-Abschluss. Insgesamt sei keine Änderung in Umfang und Ausgestaltung der IR-Arbeit geplant. Im November 2008 werde man wieder am Eigenkapitalforum in Frankfurt teilnehmen.
Die 60.000 eigenen Aktien sollen, wie Herr Mansen betonte, nicht Herrn Klier angedient werden. Wie er schon ausgeführt habe, könnten diese bei der Übernahme einer kleinen Friseurkette als Akquisitionswährung eingesetzt werden.
Zur Frage nach aktuellen Tendenzen im laufenden zweiten Quartal äußerte sich Herr Mansen in die Richtung, dass das abgelaufene, nicht das aktuelle Geschäftsjahr das Thema der heutigen Veranstaltung ist. Er wollte an dieser Stelle nur sagen, dass sich die positiven Tendenzen aus dem ersten Quartal auch im April und Mai fortgesetzt haben. Mit diesen Worten beendete der Vorstandsvorsitzende die Beantwortung der Fragen und übergab das Wort wiederum an den Versammlungsleiter Kuhn.
Dieser äußerte sich noch einmal zur Personalie Grimminger. Nach seinen Worten hat sich Herr Grimminger nichts zu Schulden kommen lassen. Zudem seien alle getroffenen Regelungen im Sinne des Unternehmens Essanelle gewesen. Die beantragte Einzelentastung des Vorstands konnte Herr Kuhn nach eigenem Bekunden nicht automatisch anordnen, da der dies beantragende Aktionär nicht das dafür notwendige Quorum von 10 Prozent besitzt. Dies müsse die Hauptversammlung beschließen. Er halte eine derartige Vorgehensweise aus den geschilderten Gründen jedoch für nicht notwendig.
Auf die Kritik an der Eignung von Herrn Rogowski für ein Aufsichtsratsmandat entgegnete Herr Kuhn, er habe keinen Zweifel an dessen Expertise. Vielleicht seien die Äußerungen von Herrn Rogowski in Bezug auf die eigene Person ein wenig unglücklich beim Publikum angekommen, was zu dieser Irritation geführt haben dürfte. Der Versammlungsleiter stellte nunmehr fest, dass keine weiteren Wortmeldungen vorliegen und man somit zu den Abstimmungen schreiten könne.
Abstimmungen
Von den knapp 4,6 Millionen ausgegebenen Aktien waren 4.535.000 stimmberechtigt. Die Präsenzquote auf der diesjährigen Hauptversammlung betrug knapp 4,2 Millionen Aktien oder 92,2 Prozent. Die Abstimmung ergab in allen Punkten eine Zustimmung von mehr als 99,9 Prozent. Wegen der Eindeutigkeit verzichten wir an dieser Stelle auf eine genaue Aufteilung der übrigen Stimmen in Enthaltungen und Neinstimmen. Mit dieser hohen Zustimmungsrate hatte sich auch die von einem Aktionär beantragte Einzelentlastung des Vorstande unter TOP 3 als hinfällig erwiesen.
Im Einzelnen beschlossen wurden die Verwendung des Bilanzgewinns zur Ausschüttung einer Dividende von 0,50 Euro je Aktie (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der PwC Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zum Abschlussprüfer und Konzernabschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2008 (TOP 5), die Wahl von Herrn Tscherner in den Aufsichtsrat (TOP 6) sowie die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 7).
In seinen abschließenden Worten bedankte sich der Versammlungsleiter Herr Kuhn für das Kommen aller Aktionäre und für die angeregte Diskussion unter den Anwesenden, die die Verbundenheit der Aktionäre mit „ihrem“ Unternehmen unterstreiche. Die Hauptversammlung für das jetzt laufende Geschäftsjahr werde nach aller Voraussicht im Juni 2009 wieder in Düsseldorf an gleicher Stelle stattfinden.
Fazit und eigene Meinung
Im Mittelpunkt einer insgesamt harmonisch verlaufenden Hauptversammlung der Essanelle Hair Group AG stand der Auftritt des neuen Großaktionärs Saxonia Holding, vertreten durch Herrn Klier. Dieser bekannte sich eindeutig zur Essanelle Hair Group und zur vorhandenen Börsennotierung. Mit dem anschaulichen Vergleich zu den unter dem Dach des Metro-Konzerns operierenden Vertriebslinien Media Markt und Saturn gab Herr Klier zudem den Anwesenden ein anschauliches Beispiel, wie man sich in Zukunft den Marktauftritt der beiden Untenehmen Klier und Essanelle vorstellen sollte.
Das gute Zahlenwerk stand in Anbetracht der einschneidenden Veränderungen im Aktionärskreis seit der letzten Hauptversammlung in diesem Jahr ein wenig im Abseits, wenngleich die Dividendenzahlung von 0,50 Euro bei allen Aktionären positives Gehör fand. Auch kritische Anmerkungen gab es von Aktionärsseite, die hauptsächlich die Umstände beim Ausscheiden des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Uwe Grimminger betrafen.
Bei der Diskussion über die strategische Ausrichtung des Unternehmens standen insbesondere die beabsichtigte Stärkung der Kernmarke Essanelle - Ihr Friseur und die mögliche Ergänzung des Dienstleistungsspektrums um Beauty-Anwendungen und hier speziell um das Nagel-Design für die Damen im Mittelpunkt.
In jeglicher Sicht bleibt es interessant bei Essanelle. Positiv werten wir die Tatsache, das Herr Klier persönliche Worte an die Aktionäre fand, in denen er einige Hintergründe seines Engagements schilderte. Natürlich stellt sich bei einer Beteiligungsquote von 90 Prozent eines Großaktionärs immer die Frage nach einem Squeeze-out der freien Aktionäre. Wir hatten jedoch den Eindruck, dass dies aktuell keine sinnvolle Option für alle Beteiligen darstellt.
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