Die Petrotec AG blickt auf ein schwieriges erstes Quartal 2008 zurück. Der Umsatz blieb nach dem Wiederanfahren der Biodiesel-Anlage am Standort Oeding Anfang Januar technisch bedingt mit 15,7 Mio. EUR etwas hinter dem Vorjahresumsatz von 16,3 Mio. EUR zurück. Aufgrund von zu bildenden Drohverlustrückstellungen für Ende 2007 geschlossene Biodiesel-Kontrakte verbuchte Petrotec im ersten Quartal ein Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) von minus 6,1 Mio. EUR (Vorjahr: minus 0,7 Mio. EUR). Nach Abschreibungen errechnet sich für das Quartal ein EBIT-Ergebnis von minus 7,6 Mio. EUR (Vorjahr: minus 2,9 Mio. EUR). Das Periodenergebnis nach Steuern beläuft sich auf minus 7,4 Mio. EUR (Vorjahr: minus 3,2 Mio. EUR), das entspricht einem Ergebnis pro Aktie (EPS) von minus 0,71 EUR (Vorjahr: minus 0,30 EUR). Die liquiden Mittel belaufen sich zum Ende der Berichtsperiode auf 10,1 Mio. EUR. Derzeit haben sich diese auf knapp 13 Mio. EUR erhöht. Der Vorstand korrigiert die Jahresprognose 2008 auf einen Umsatz von 90 - 100 Mio. EUR (vorher: 100 - 110 Mio. EUR) und einen EBITDA-Verlust von rund 5 Mio. EUR (vorher: 'schwarze Null').
Eigensammlung des Rohstoffs Altspeisefett um 31% ausgebaut
Petrotec hat im ersten Quartal erfolgreich ihre Geschäfte im Ausbau der Eigenerfassung des Rohstoffs Altspeisefett über Beteiligungen, Kooperationen und den eigenen Vertrieb vorangetrieben. So hat das Unternehmen in Polen die Mehrheit an einer Entsorgungsgesellschaft für Altspeisefett erworben und mit einem Hamburger Unternehmen eine Entsorgungskooperation über die Sammlung von Altspeisefetten in Norddeutschland geschlossen. Die Eigensammlung steigerte Petrotec um 30,8% gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die Petrotec Tochter Vital Fettrecycling entsorgt inzwischen europaweit bei über 16.000 Gastronomiebetrieben und Lebensmittelproduzenten gebrauchtes Brat- und Frittierfett.
Biodiesel aus Altspeisefett bringt 77% CO2-Emissions-Verringerung
Der von Petrotec aus der veredelten Rohware Altspeisefett mit eigener Technologie hergestellte Biodiesel ist der mit Abstand klimafreundlichste und nachhaltigste produzierbare Biodiesel. Er wird aus einem Abfall gewonnen und steht nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion wie die pflanzlichen Frischöle. Ein CO2-Reduktions-Potenzial von mindestens 77% bestätigte die EU Kommission in ihrem Vorschlag für die EU Direktive 'zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen' dem Biodiesel aus Altspeisefett Ende Januar 2008. Damit ist der Beitrag zur CO2-Vermeidung eines Biodiesels auf Basis von Altspeisefett mehr als doppelt so hoch wie der eines Rapsöl basierten Biodiesels (36%).
Hohe Auslastung
Petrotec produzierte im Berichtsquartal knapp 15.800 t Biodiesel (17.100 t) und erreichte eine Auslastungsquote von 74% (82%). Der EBITDA-Verlust von 6,1 Mio. EUR ist neben den Drohverlustrückstellungen in Höhe von 4,6 Mio. EUR geprägt durch weiter auf hohem Niveau befindlichen Preisen für den Rohstoff Altspeisefett. Die Rückstellungen wurden gebildet für Biodiesel-Verkaufskontrakte, die vornehmlich im letzten Quartal 2007 für Zeiträume bis September 2008 zu Fixpreisen geschlossen wurden und aufgrund der gestiegenen Rohstoffkosten nur unter Verlusten erfüllt werden könnten.
Die Materialaufwandsquote hat sich im ersten Quartal mit 90% gegenüber der vergleichbaren Vorjahresquote von 93,5% leicht reduziert. Das liegt überwiegend daran, dass im Gegensatz zum Vorjahr keine Biodiesel-Handelsware für den B100 Absatz benötigt wurde. Durch die seit 1. Januar 2008 in Kraft befindliche erhöhte Energiesteuer auf den Biodiesel-Reinkraftstoff von 15 Cent/Liter ist der Absatzmarkt für B100 fast vollständig zum Erliegen gekommen. Petrotec hat weniger als 10% ihrer Produktion in den ersten drei Monaten 2008 an Spediteure absetzen können, im Vorjahr waren es noch 45%.
Mitarbeiter eingestellt
Petrotec hat für das weitere Wachstum und im Vorgriff auf die Inbetriebnahme der Biodiesel-Anlage im Tiefseehafen von Emden im Laufe des zweiten Quartals 2008, den europaweiten Ausbau der Eigenerfassung von Altspeisefett sowie der internationalen Verstärkung des Biodiesel-Vertriebs ihren Personalbestand auf 95 Mitarbeiter fast verdoppelt (Vorjahresquartal: 53 Mitarbeiter). So erhöhten sich auch die Personalkosten im Vergleich zum Vorjahr um 147% auf 1,4 Mio. EUR.
Vermögens- und Finanzlage
Die Eigenkapitalquote der Petrotec AG zum 31.März 2008 beträgt 57,3% (31. Dezember 2007: 63,6%), und die liquiden Mittel belaufen sich auf 10,1 Mio. EUR (31. Dezember 2007: 20,5 Mio. EUR). Petrotec weist zum Bilanzstichtag eine Bilanzsumme in Höhe von 77,0 Mio. EUR, das sind 4 Mio. EUR weniger als zum Bilanzstichtag 31. Dezember 2007. Petrotec investierte im ersten Quartal 1,6 Mio. EUR in den Bau der neuen Biodiesel-Anlage in Emden. Das Eigenkapital reduzierte sich insbesondere durch den Periodenverlust auf 44,1 Mio. EUR (31. Dezember 2007: 51,5 Mio. EUR). Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten beliefen sich zum Stichtag auf 18,1 Mio. EUR.
Ausblick: Drohverluste beeinflussen Jahresergebnis
Petrotec erwartet kurzfristig eine Lösung zur Fixierung der Drohverluste, für die im Berichtsquartal Rückstellungen gebildet worden sind. Das gibt Petrotec die Möglichkeit, das Biodiesel-Geschäft marktgerecht anhand der beiden Schlüsselgrößen Biodiesel-Preis und Preis Altspeisefett mit einem positiven Deckungsbeitrag zu betreiben. Auf der Absatzseite hat die Entwicklung der Rohölpreise auf bis über 120 US Dollar pro Barrel auch den Preis für Biodiesel der Qualität FAME 0 in den letzten Wochen auf ein Niveau von 850 bis 950 EUR pro Tonne nach oben gezogen. Auf der Einkaufsseite haben sich die Preise für behandelte Altspeisefette weiter erhöht. Insgesamt erlaubt die aktuelle Preisentwicklung von Biodiesel und Altspeisefett mit einem über die letzten Monate relativ stabilen Preisabstand eine auf EBITDA-Ebene positive Biodiesel-Produktion bei Abschluss von 'back-to-back' Geschäften. Auch die Produktion für den Absatz in den B100 Biodiesel-Markt ist auf dem derzeitigen Rohölpreisniveau rentabel.
Für das Geschäftsjahr 2008 korrigiert der Vorstand die Ende März 2008 abgegebene Jahresprognose aufgrund der wahrscheinlichen Realisierung der Drohverluste sowie des auf Jahressicht reduzierten Produktionsbeitrags der Biodiesel-Anlage in Emden auf einen Umsatz von rund 90 - 100 Mio. EUR (vorher: 100 - 110 Mio. EUR) und einen EBITDA-Verlust von rund 5 Mio. EUR (vorher: 'schwarze Null').
Veröffentlichungsdatum:
21.05.2008
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07:18
Redakteur:
rpu