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HV-Bericht PSI AG - Exportstrategie weiterhin erfolgreich
Für den 25. April 2008 hatte die Berliner PSI AG zu ihrer diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung in das Ludwig-Erhard-Haus in die Fasanenstraße eingeladen. Pünktlich um 10 Uhr eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende Christian Brunke die Hauptversammlung, indem er alle anwesenden Aktionäre und Vertreter der Presse, darunter auch Mathias Türk von GSC Research, herzlich begrüßte und die üblichen Formalien in angenehm kurzer Form erläuterte.

Schon um 10:10 Uhr stellte der Versammlungsleiter die einzelnen Tagesordnungspunkte kurz vor, wobei er insbesondere auf den Tagesordnungspunkt 5 hinwies, der die Neuwahl der Aufsichtsratsmitglieder zum Inhalt hatte. Neben den von der Verwaltung vorgeschlagenen Kandidaten hatte auch eine Großaktionär, der Fond Energy Innovation Portfolio, welcher mit 5,2 Prozent an der Gesellschaft beteiligt ist, einen Kandidaten für den Aufsichtsrat vorgeschlagen. Zwar begrüßte Herr Brunke diesen Wahlvorschlag im Sinne einer gewollten Aktionärsdemokratie ausdrücklich, räumte jedoch ein, dass die Verwaltung der Gesellschaft die Wahl der eigenen Kandidaten vorziehen würde.

Beim Tagesordnungspunkte 6, der die Ermächtigung zum Erwerb und zur Verwendung eigener Aktien vorsah, bat Herr Brunke um Zustimmung, da dies ein Instrument gegen eine feindliche Übernahme der Gesellschaft darstelle und somit sehr wichtig sei.

Mit diesen Worten übergab der Aufsichtsratsvorsitzende das Wort an das Vorstandsmitglied Dr. Schrimpf.


Bericht des Vorstands

Auch Dr. Schrimpf begrüßte alle Anwesenden in gewohnt gut gelaunter Stimmung und stellte zunächst einmal, wie auch im letzten Jahr, die drei Sparten der Gesellschaft vor. Demnach konzentriert sich die Gesellschaft auf die Entwicklung von Softwareprodukten für Energieversorger, die Industrie und Infrastrukturbetreiber. Wichtige Kunden sind etwa die Stromerzeuger RWE und E.ON, für die die Gesellschaft im Bereich Hochspannung tätig ist. Im Bereich der Stromversorgung ist die Deutsche Bahn AG ein Großkunde der PSI.

Mit Malaysia und Tschechien konnte für den Aufbau der dortigen Stromnetze ein bedeutender Schritt in Richtung des erfolgreichen Exports der Produkte der PSI unternommen werden. Bei den Gaskunden konnte der Vorstand vermelden, alle fünf Töchter von Gazprom mit einer Steuerungssoftware zu versorgen. Neu im Bereich Energie ist für die Gesellschaft nach Aussage von Dr. Schrimpf der Einstieg in die Rohstoffförderung. So konnte ein Pilotprojekt im Ruhrgebiet erfolgreich abgeschlossen werden. Zukünftig soll es möglich sein, durch ein Leitsystem den Abbau von Steinkohle im gesamten Ruhrgebiet zu steuern. Durch die Erhöhung der Energiepreise sei nämlich, so der Vorstand weiter, plötzlich der Abbau von Steinkohle wieder interessant geworden.

Erste Erfolge in diesem neuen Bereich konnten auch auf einer in China stattfindenden Branchenmesse vorgestellt werden.

Als sehr interessant bezeichnete Dr. Schrimpf auch die Stahlindustrie. Hier stünden vor allem die Länder Russland und Kanada im Fokus der Gesellschaft. Selbstverständlich sei die PSI auch in China präsent und habe schon Verträge mit allen fünf großen Stahlherstellern Chinas abgeschlossen. Im Bereich der Logistik widmet sich die Gesellschaft vor allem Steuerungssystemen für Flughäfen. Auch das Thema Air Cargo ist nach Angabe des Vorstands zunehmend erfolgversprechend.

Nach diesen einführenden Worten wandte sich der Vorstand den Kennzahlen für das Jahr 2007 zu. Demnach konnte im Berichtsjahr in allen Bereichen ein positives Bild gezeichnet werden. So stieg der Auftragseingang auf 132 Mio. Euro an. Der Umsatz erhöhte sich auf 123, 2 Mio. Euro, obwohl durch den Verkauf zweier Teilbereiche auch Umsatz verkauft wurde.

Zu der Umsatzentwicklung trugen der Bereich Energie- und Produktionsmanagement mit jeweils circa 50 Mio. Euro bei. Im Bereich des Infrastrukturmanagements konnte ein Umsatz von 20 Mio. Euro generiert werden. Das Betriebsergebnis erhöhte sich von 1,0 Mio. auf 3, 8 Mio. Euro. Dabei konnte das Ergebnis vor Steuern wiederum von minus 0,3 auf plus 2,7 Mio. Euro vervielfacht werden. Das Konzern-Jahresergebnis stieg auf 1,7 Mio. Euro an. Sehr erfreut zeigte sich der Vorstand über den hohen Cashbestand, der sich inzwischen auf über 20 Mio. Euro beläuft. Dies, so Dr. Schrimpf weiter, sei insbesondere für die Bonität sehr von Vorteil und solle zukünftig als Sockel dienen, der es ermöglicht, finanziell flexibler zu sein. Ein kleiner Teil soll jedoch auch als Kriegskasse für Übernahmen zur Verfügung stehen.

Zum Thema Desinvestment teilte der Vorstand mit, dass die Teilgesellschaften „Riser“ und „eitco“ erfolgreich veräußert werden konnten. Der dafür erzielte Preis betrug 0,8 Mio. Euro.

Zusammenfassend stellte der Vorstand erfreut fest, dass die Ziele, die er auf der letzten Hauptversammlung (siehe hierzu auch den HV-Bericht 2007 von GSC Research) vorgegeben hatte, durch die Gesellschaft erfolgreich erreicht worden sind. Insbesondere die verstärkten Aktivitäten in Russland und der Markteintritt in die russische Stahlproduktion sowie die chinesischen Aluminiumsproduktion versprächen auch in Zukunft große Wachstumschancen. Die Vergangenheit, in der die Gesellschaft über 15 Jahre hinweg Verluste geschrieben hat, sei nun endgültig vorbei.

Im Folgenden ging Dr. Schrimpf auf die mittelfristige Strategie der PSI bis zum Jahr 2012 ein. Aufzuholen sei die in der Vergangenheit verschlafene Öffnung der Gesellschaft für die Globalisierung, die vor allem im Osten durch die Systemwechsel, die in Russland und China stattgefunden haben, zwei Milliarden Menschen in kapitalistische Systeme geführt hat. Dies skizziere den zukünftigen regionalen Fokus, da hier auch die wichtigste Kundschaft im Bereich Energie zuhause ist. Zukünftig wird die Gesellschaft sich noch mehr auf die drei Hauptgeschäftsbereiche konzentrieren und gleichzeitig die Internationalisierung kräftig vorantreiben.

Diese Strategie soll die PSI AG zukünftig zu einem internationalen Softwarehaus mit zweistelligem EBIT-Wachstum umformen. Ziel ist es weiterhin, in Mitteleuropa Marktführer zu werden und unter die Top 3 in Asien zu gelangen. Das Exportgeschäft soll auf 50 Prozent des Umsatzes anwachsen. Wenn auch ein Großteil des Geschäfts im Ausland stattfindet, soll der Firmensitz nach Aussage von Dr. Schrimpf in Deutschland bleiben, um das Risiko, insbesondere in Schwellenländern, zu minimieren. Dazu ist jeweils keine große Bindung von Kapital in den einzelnen Ländern geplant. Die Mitarbeiterzahl soll im Zuge des Wachstums auf 1.600 ansteigen. Ziel ist es auch, ein so genannter „Pure Player“ oder eine „Single Plattform Company“ zu werden. Der Umsatz kann so nach Aussage des Vorstands auf 200 Mio. Euro gesteigert werden.

Der Weg dorthin soll den weiteren Angaben zufolge hauptsächlich durch Wachstum im Ausland beschritten werden. Sehr zufrieden bezeichnete der Vorstand Polen als die Werkbank des Unternehmens. Auch die Plattformenkonvergenz ist ein Mittel, um erhebliche Synergien zu heben. Bislang hat jeder Bereich etliche Plattformen, auf denen Software entwickelt wird. Durch die Zusammenlegung erhofft sich der Vorstand eine Einsparung um bis zu 6 Mio. Euro. Insgesamt bezifferte der Vorstand den Finanzbedarf für diese Strategie auf 60 Mio. Euro. Durch die geplanten Übernahmen, von Verwaltungsseite werden etwa vier Transaktionen erwartet, wovon zwei unmittelbar anstehen, sollen die Marktpositionen in den adressierten Geschäftsfeldern weiter ausgebaut werden. Konkret verspricht sich der Vorstand durch die geplanten Akquisitionen vor allem die weitere Verstärkung der beiden wichtigen Segmente Stahl und Strom.

Zum Schluss seines Vortrags ging der Vorstand noch auf zwei große Chancen ein, die sich der Gesellschaft momentan bieten. Dies ist zum einen die Chance in Russland auf einen neuen Großkunden im Bereich der Stromerzeugung. Mit diesem Unternehmen hat die PSI schon ein Pilotprojekt durchgeführt, welches sehr erfolgreich verlaufen ist. Dabei handelt es sich um das Unternehmen U. E. S. welches 600.000 Mitarbeiter beschäftigt und in naher Zukunft 92 Leitsysteme für die Stromversorgung und den Aufbau eines leistungsfähigen Netzes benötigt.

Eine zweite erhebliche Chance leitete der Vorstand aus der sich anbahnenden Zusammenarbeit mit den französischen Elektrizitätswerken ab. Hier sollen im Großraum Paris ebenfalls neue Leitsysteme für die Stromversorgung der Region hergestellt werden.

Für das zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres gab der Vorstand noch bekannt, dass das Erreichen eines EBITs von deutlich über 1 Mio. Euro und eines Auftragseingangs von über 30 Mio. Euro als realistisch anzusehen ist. Mit diesen Worten dankte er den Zuhörern und beendete hiermit seine Ausführungen, so dass der Aufsichtsratsvorsitzende um 11:50 Uhr die Generaldebatte eröffnen konnte.


Allgemeine Aussprache

Als erster Redner meldete sich Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) zu Wort. Dieser dankte dem Vorstand für seinen sehr ausführlichen Bericht und zeigte sich insgesamt recht zufrieden mit der Entwicklung der Gesellschaft. Insbesondere unter Berücksichtigung der sehr schwierigen Vergangenheit, die die Gesellschaft nun jedoch überwunden habe, zeigte er sich sehr beeindruckt von der Leistung des Vorstands. Leider lässt sich dies nach den Worten von Herrn Kunert nicht am Aktienkurs der Gesellschaft ablesen.

In Bezug auf das zur Abstimmung stehende Aktienrückkaufprogramm zeigte sich Herr Kunert gespalten, da das Geld einerseits besser für das zukünftige Wachstum der Gesellschaft Verwendung finden könnte und anderseits die Gesellschaft vor einer feindlichen Übernahme geschützt werden müsse.

Kritik übte der Aktionärsschützer an der Tatsache, dass kein AG-Abschluss in dem ausgeteilten Geschäftsbericht zu finden war. Zudem fehlte ihm die geographische Aufschlüsselung der Umsätze und Erträge. Hier regte er eine genauere Dokumentation für die Zukunft an. Zudem mahnte Herr Kunert, dass den höheren Chancen eines Engagements in den Schwellenländern auch ein höheres Risiko gegenübersteht. In diesem Zusammenhang wollte er vom Vorstand wissen, wie dieser das Risiko insbesondere in China und Russland einschätzt. Bezüglich der Risiken interessierte ihn insbesondere, ob es in den genannten Ländern Zahlungsausfälle gibt und wie das Währungsrisiko unter Kontrolle gebracht werden soll.

Im Zusammenhang mit den vom Vorstand angesprochenen Akquisitionen wollte Herrn Kunert abschließend wissen, ob diese im Inland oder Ausland getätigt werden sollen.

Auch Dr. Malte Diesselhorst von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) war voll des Lobes für die Entwicklung der Gesellschaft. Er zeigte sich überzeugt, dass die eingeschlagene Strategie des Vorstands richtig ist. Als problematisch bezeichnete der DSW-Vertreter die teils noch alten Strukturen der Gesellschaft, die noch nicht vollständig überwunden werden konnten. Mit Blick auf die vom Vorstand vorgestellten Ziele meinte er, dass diese als erreichbar anzusehen sind. Dennoch stellte er die Frage in den Raum, ob man sich bei der PSI nicht ehrgeizigere Ziele stecken muss, um im Wettbewerb mit Gesellschaften, die teils deutlich höhere Renditen aufweisen, bestehen zu können.

In Bezug auf die verkauften Töchter wollte Dr. Diesselhorst wissen, ob diese Verträge abgewickelt sind oder ob sich noch Restrisiken aus diesen ergeben. Zu den Töchtern merkte er des Weiteren an, dass die große Anzahl zu einer gewissen Intransparenz führt. Näheres wollte er auch zu den Risiken der Exportstrategie wissen. Angesichts deren guten finanziellen Situation der Gesellschaft interessierte sich der Redner auch für die zukünftige Dividendenpolitik. Zwar zeigte er Verständnis dafür, dass ein Wachstumsunternehmen in der jetzigen Situation noch keine Dividende ausschütten kann, er wünschte jedoch, eine solche in näherer Zukunft zu sehen.

Seine Wortmeldung beendete Dr. Diesselhorst mit der Bitte, von den Kandidaten für den Aufsichtsrat mehr über ihre strategischen Ziele für die Gesellschaft zu hören. Dass von einem Aktionär ein weiterer Kandidat zur Wahl gestellt wurde, begrüßte der Redner ausdrücklich und zeigte sich gespannt, was die Kandidaten noch von sich erzählen würden.


Antworten

Zwar teilte Dr. Schrimpf die Meinung von Herrn Kunert, dass der Aktienkursverlauf enttäuschend für alle Beteiligten war, er zeigte sich aber überzeugt, dass sich die Kursentwicklung mittelfristig den guten Ergebnissen anpassen wird. Nach der Bekanntgabe der Zahlen für das erste Quartal sei der Kurs zum Glück auch wieder nach oben gekommen. Im Hinblick auf die gut ausfallenden Zahlen für das nächste Quartal gab sich der Vorstand zuversichtlich. In Bezug auf das Aktienrückkaufprogramm stellte er klar, dass dies nur ein Baustein unter vielen gegen feindliche Übernahmen sein kann.

Im vergangenen Geschäftsjahr hat der Vorstand seinen Worten zufolge mehr als zehn Gespräche mit Investoren geführt, die sich alle sehr interessiert an der Gesellschaft zeigten. Angesichts der historischen Entwicklung und des geballten Know-hows der Gesellschaft kommt für ihn eine Übernahme jedoch nicht in Betracht. Auch in punkto Dividendenpolitik zeigte sich der Vorstand klar positioniert. So muss zunächst einmal die Dividendenfähigkeit erreicht werden. Vorerst ist dies aus juristischen Gründen nicht möglich, mittel- bis langfristig jedoch ist die Ausschüttung einer Dividende geplant. Der Zeitpunkt ist allerdings noch nicht konkretisierbar.

Nochmals um Geduld bat Sr. Schrimpf hinsichtlich der Dauer des Umbaus der Gesellschaft, insbesondere die Umstellung der Plattformen sei sehr teuer und brauche Zeit, da die Gesellschaft sich diesen Umbau mit Pilotprojekten, bei denen die Partner auch finanziell mit im Boot sind, zum Teil bezahlen lässt. Umso erfreuter zeigte sich der Vorstand über die Tatsache, dass so viele Fonds diese langfristige Strategie unterstützen. Die angesprochene Transparenz bei den Tochtergesellschaften ist nach den Worten von Dr. Schrimpf gegeben. Durch die Töchter können steuerliche Vorteile aufgrund der geringen Umsätze voll ausgeschöpft werden. Die Anregung von Herr Kunert, den Geschäftsbericht ausführlicher zu gestalten, nahm der Vorstand dankend an. Auch den AG-Abschluss werde man zukünftig liefern.

Von der Exportstrategie zeigte sich der Vorstand abermals sehr überzeugt, wobei er insbesondere die geringen Risiken als Vorteil darstellte. So wird immer nur relativ wenig Kapital im jeweiligen Schwellenland gebunden, ein kleines Büro mit einheimischen, günstigen Mitarbeitern habe sich hier sehr bewährt. Die besonderen Risiken, die sich aus dieser Strategie über das normale geschäftliche Risiko hinaus ergeben, liegen zum einen in den längeren Zahlungszielen begründet, die im Ausland üblich sind, zum anderen in der zum Teil für Investoren politisch instabilen Lage. So kann in China beispielsweise ein etwaiges Embargo für erhebliche Beeinträchtigungen sorgen. Für Russland gelte allerdings, dass die Schuldner eine vorzügliche Zahlungsmoral aufweisen. Leider ist dies nach Aussage von Dr. Schrimpf in Ostasien nicht immer der Fall.

Zahlungsausfälle dagegen sind, so der Vorstand weiter, bisher noch nicht zu beklagen. Sehr zufrieden zeigte er sich auch mit von Osteuropa. Hier ergebe sich ein ausgezeichnetes Chance/Risikoprofil, weshalb man dort auch verstärkt Kapital einsetzen könne.

Zu den Strategieüberlegungen der zur Wahl vorgeschlagenen Aufsichtsratskandidaten nahm nun noch Herr Brunke Stellung. So liegt es seiner Meinung nach in der Natur der Sache, dass alle vorgeschlagenen Aufsichtsratskandidaten die bisherige Strategie weiterhin unterstützen. Dabei betonte er nochmals, dass er auf eine faire Diskussion diesbezüglich hofft. Sodann stellte er die Kandidaten, die bis jetzt noch nicht im Aufsichtsrat vertreten waren, nämlich die Herren Bernd Haus und Wilfried Götze, kurz vor.


Weitere Diskussion

In einer weiteren Wortmeldung erläuterte nun Herr Helfrich die Überlegungen, die ihn und seinen Fonds Energy Innovation Portfolio zur Aufstellung eines eigenen Kandidaten bewogen haben. Der Fonds hält demnach 5,2 Prozent an der Gesellschaft und ist ein langfristig ausgerichteter Investor, der seit 2002 in der PSI investiert ist. Maßgeblich beeinflusst wurde der Fonds bis Ende 2007 von der MVV Energie AG. Diese Bande sind laut Herrn Helfrich nun jedoch gelöst worden, so dass der Fonds völlig unabhängig von irgendwelchen Großinvestoren agieren könne.

Auch weiterhin ist eine langfristige Beteiligung an der PSI AG geplant. In dieser Phase des Wachstums wünschte sich jedoch Herr Helfrich einen Aufsichtsrat, der mehr Erfahrung in der Akquisition und in Wachstumsphasen an der Spitze von Unternehmen mitbringt. Kein zur Wahl vorgeschlagener Aufsichtsratskandidat habe einschlägige Erfahrungen in Sachen Expansion, und hier sei ein Topkandidat unerlässlich. Die Kritik richte sich also, so der Redner weiter, nicht gegen die Strategie, die Rendite der Gesellschaft oder den Vorstand, sondern lediglich gegen die Zusammensetzung des Aufsichtsrats nach dem Ausscheiden des jetzigen Vorsitzenden Christian Brunke, dem er an dieser Stelle nochmals ausdrücklich dankte.

Im Folgenden stellte sich dann der Kandidat des Fonds, Dr. Peter Grafoner vor, indem dieser über seine langjährige Erfahrung in der Industrie und in der Softwareentwicklung erzählte, die insbesondere zu Beginn seiner Karriere als Ingenieur von großer Bedeutung war. Zu den Höhepunkten seiner Karriere zählte die Tätigkeit als Vorstand bei Mannesmann VDO und bei Linde. Momentan ist Dr. Grafoner mit einer Beratungsfirma selbstständig und ist Mitglied in neun verschiedenen Aufsichts- und Beiräten bei in- und ausländischen Gesellschaften.

Die nächsten beiden Redner darunter ein Vertreter der zahlreich organisierten Mitarbeiteraktionäre, deren Pool eine lange Tradition in der PSI AG hat, sowie ein Berliner Privataktionär lobten beide den Vorstand und betonten, dass dieser immer auch die Interessen der Mitarbeiter berücksichtigt. Enttäuscht zeigten sich die Redner jedoch, dass die jungen Mitarbeiter zunehmend das Interesse an der Gesellschaft und ihrer Aktionärskultur verloren haben. Vor allem der Privataktionär hatte beim Vortrag des Vorstands das Thema der erneuerbaren Energien vermisst, die seines Erachtens auch für die PSI sehr viel Potenzial bieten. Der zweite Redner hob sodann die Wichtigkeit der Vereinheitlichung der Plattformen hervor. Hier müssten sicherlich auch die Mitarbeiter ein Umdenken beginnen.

Als letzter Redner meldete sich Herr Klein aus Saarbrücken zu Wort. Dieser machte sich zunächst alle Anträge der übrigen Redner zu eigen. Dann dankte er dem Vorstand und dem Aufsichtsrat, die seiner Meinung nach hervorragende Arbeit geleistet haben, und teilte sodann mit, er werde sich in seinem Redebeitrag auf das wesentliche Thema dieser Hauptversammlung konzentrieren. Dies ist seinen Worten zufolge die Kampfabstimmung zwischen den Kandidaten für den Aufsichtsrat. Dabei appellierte er an alle Anwesenden sehr eindringlich, gegen den Kandidaten des Fonds zu stimmen. Dieser wolle nur seinen Einfluss über die 5,2 Prozent der Beteiligung hinaus vergrößern, und niemand wisse, wer hinter diesem Fonds steht.

Nach Ansicht von Herr Klein hat sich der Aufsichtsrat bewährt und sollte nicht durch Kandidaten von außen gestört werden. Die Tatsache, dass Dr. Grafoner in weiteren neun Aufsichtsräten oder vergleichbaren Gremien tätig ist, nannte er eine Unverschämtheit. Seiner Meinung nach ist es einem Menschen nicht möglich, gleichzeitig so viele Tätigkeiten gewissenhaft und zum Wohle der Gesellschaften auszuführen, und eine Kandidatur mache daher für ihn überhaupt keinen Sinn.

Im Weiteren stellte Herr Klein dann unzählige Fragen an den Kandidaten Dr. Grafoner selbst, die jedoch später trotz dessen Bereitschaft nicht beantwortet wurden, da der Versammlungsleiter dies ablehnte und den Beteiligten nahe legte, diese Dinge privat zu besprechen, da sie nicht die Gesellschaft als solche beträfen.

Bei der Durchsicht der Satzung war Herrn Klein noch aufgefallen, dass eine Regelung über die Anwesenheitspflicht der Aufsichtsräte fehlt. Deshalb wollte er wissen, ob alle Aufsichtsräte im abgelaufenen Jahr bei den Sitzungen anwesend waren. Abschließend erkundigte er sich, ob für die handelnden Organe der Gesellschaft eine D&O-Versicherung abgeschlossen wurde und ob diese auch grobe Fahrlässigkeit mit einschließt.


Weitere Antworten

Zunächst wandte sich Dr. Schrimpf der Beantwortung der Fragen der Mitarbeiteraktionäre zu, indem er versprach, auf der nächsten Hauptversammlung das Thema regenerative Energien stärker in den Fokus seines Vortrags zu stellen. Gleichzeitig wies er jedoch darauf hin, dass die Regelungsnotwendigkeit bei Projekten dieser Energiesparte relativ gering ist. Lediglich aus der durch die Einspeisung in die vorhandenen Netze entstehenden Schwankung des Stromangebots entstehen für die großen Versorger Notwendigkeiten zur Beachtung dieser Probleme im Bereich der Steuerungssoftware. Das Thema für sich genommen ist jedoch nicht in dem Umfange wichtig, wie dies zunächst erscheint. Mit Bedauern stellte auch Dr. Schrimpf fest, dass jüngere Mitarbeiter nicht in dem Umfang im Mitarbeiterpool engagiert sind.

Mit der Beantwortung der Fragen von Herrn Klein und mit einem eindringlichen Appell an alle Kleinaktionäre, im Sinne der Verwaltung abzustimmen, endete die allgemeine Aussprache, und Herr Brunke dankte allen Rednern und zeigte sich erfreut über die faire Diskussion der Beteiligten.


Abstimmungen

Vor Eintritt in die Abstimmungsvorgänge stellte Herr Brunke die Präsenz mit 5.295.553 von 12.112.870 Stimmaktien entsprechend 43,72 Prozent des Grundkapitals fest. Sodann gab er bekannt, zunächst werde über die Tagesordnungspunkte 2 bis 4 und 6 abgestimmt. Anschließend sollte über den Kandidaten Dr. Peter Grafoner mit dem Stimmbogen 5 abgestimmt werden und danach über die vom bestehenden Aufsichtsrat vorgeschlagenen Kandidaten.

Sämtliche Beschlüsse wurden dann mit überwältigender Mehrheit im Sinne der Verwaltungsvorschläge gefasst.  Im Einzelnen abgestimmt wurde über die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3) und über die Wahl der Ernst & Young AG zum Abschlussprüfer und Konzernabschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2008 (TOP 4).

Der Kandidat Dr. Peter Grafoner konnte nicht die erforderliche Mehrheit von 50 Prozent der anwesenden Aktionäre erreichen. In den Aufsichtsrat wurden als Vertreter der Aktionäre dann die Herren Bernd Haus, Wilfried Götze, Karsten Trippel sowie Prof. Dr. Rolf Windmöller gewählt (TOP 5). Letzter Punkt war die Ermächtigung zum Erwerb und zur Verwendung eigener Aktien mit der Möglichkeit des Bezugsrechtsausschlusses (TOP 6).


Fazit und eigene Meinung

Diese Hauptversammlung der PSI AG hinterließ einen sehr guten Eindruck auf die anwesenden Aktionäre und Vertreter der Presse. Leider konnten sich die guten Ergebnisse der Vergangenheit noch nicht ausreichend im Aktienkurs widerspiegeln. Deutlich trat auf der Hauptversammlung auch hervor, dass offenbar institutionelle Investoren ein Auge auf die Gesellschaft geworfen haben. Wenn die mittelfristigen Zukunftspläne auch nur annähernd erfüllt werden können, was durchaus möglich erscheint, wäre die Gesellschaft deutlich unterbewertet. Ein Einstieg an schwachen Tagen könnte ein durchaus lohnendes Investment darstellen.

Risiken bestehen freilich darin, dass die Gesellschaft den Fokus auch auf Schwellenländer legt, deren staatliche Eingriffe zum Teil nicht ganz berechenbar sind. Insbesondere in China ist die weitere Entwicklung nicht ohne politische Risiken zu sehen.


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Veröffentlichungsdatum: 02.05.2008 - 17:55
Redakteur: mtr
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