Die Syzygy AG hatte für den 30.6.2006 zu ihrer ordentlichen Hauptversammlung in die Deutsche Bibliothek nach Frankfurt am Main eingeladen. 95 Aktionäre und Gäste, darunter Sabine Philipp von GSC Research, waren der Einladung gefolgt, um sich über die neuesten Entwicklungen innerhalb der Gesellschaft zu informieren. Da der Aufsichtsratsvorsitzende Michael Mädel verhindert war, übernahm Aufsichtsratsmitglied Wilfried Beeck die Versammlungsleitung und eröffnete kurz nach 11 Uhr die Veranstaltung. Als Notar fungierte Dr. Karl-Heinz Schmiegelt. Nach der Erledigung der üblichen Formalien und Hinweise erteilte Herr Beeck dem Vorstand das Wort.
Bericht des Vorstands
Wie Technikvorstand Frank Wolfram einleitend erklärte, kommen die Kunden der Syzygy aus den verschiedensten Branchen; Schwerpunkte bilden dabei die Bereiche Automobil, Telekommunikation und Finanzen. In 2005 konnten drei namhafte Großkunden wie die Deutsche Bank, die Henkel-Gruppe mit Pritt und die Business-School in Lausanne hinzugewonnen werden.
Das Kerngeschäft der Syzygy ist nach Angaben des Vorstands die Gestaltung und Realisierung von Internetanwendungen. Dazu gehören die Informationsarchitektur, das User Interface Design, die Online-Redaktion, die Entwicklung und das Managed Hosting. Als zweiten Geschäftsbereich nannte Herr Wolfram das Online Marketing. Dieser wurde im letzten Jahr vorgestellt und soll nun wachsen. Dieser neue Bereich umfasst Kampagnenplanung und Media-Einkauf, Online-Werbung, E-Mail-Marketing wie z.B. Newsletter, Suchmaschinen-Optimierung, Suchmaschinen Marketing und Affiliate-Marketing. Im dritten Bereich schließlich, Usability & Web Analytics, werden Internetanwendungen auf ihre Gebrauchstauglichkeit geprüft. In diesen Bereich fallen Usability Testing & Beratung, d.h. es wird geprüft, ob jemand, der z.B. einen Blumenstrauß bei Fleurop bestellen möchte, diesen tatsächlich ohne Schwierigkeiten ordern kann. Aber auch Web Analytics und Integriertes Kampagnenreporting gehören dazu, d.h. die Syzygy überprüft, wie viele User die Seite besuchen.
Anschließend kam Herr Wolfram zu einigen herausragenden Projekten wie der Kampagne zum neuen Sprinter von Mercedes-Benz. Diese fand in 25 Märkten und in mehr als 30 Sprachen statt. Dabei konnten sich potenzielle Käufer über das Fahrzeug informieren und die Adresse für eine Probefahrt hinterlassen. Ein weiteres Projekt war das db-markets Portal der Deutschen Bank für mittelständische Unternehmer. Dort finden sich Echtzeit-Finanzmarktdaten, Analysen & News, Produktinformationen, Tools und eine Schnittstelle zum Handelssystem eTrade. Früher haben Banken viel Geld ins Internet gesteckt, dann aber, wie es Herr Wolfram ausdrückte, "den Stecker gezogen". Nun kommen sie mit gewachsener Reife zurück. Bei O2 betreut Syzygy die zentrale E-Businessplattform, wobei 75 Prozent aller Geschäftsprozesse zwischen O2 und den Handelspartnern hierüber abgewickelt werden.
An dieser Stelle übernahm der Vorstandsvorsitzende Marco Seiler die weiteren Ausführungen und verkündete stolz, dass die Syzygy die angepeilten Ziele schon zum dritten Mal in Folge erreicht hat. Dies waren ein leichtes Umsatzwachstum, ein Konzernergebnis auf dem Vorjahresniveau, das Streben nach einer höheren Dividende und die Investition in einen neuen Geschäftsbereich. Der Umsatz stieg von 15,651 auf 16,692 Mio. EUR, das Konzernergebnis lag bei 2,966 nach 2,855 Mio. EUR im Vorjahr. Als Dividende werden der Hauptversammlung 0,24 EUR nach 0,22 EUR in 2005 vorgeschlagen. Laut Herrn Seiler gibt es vier börsennotierte Firmen, mit denen die Syzygy verglichen werden kann, wobei keine von diesen eine Dividende ausschüttet.
Wie der Vorstandsvorsitzende noch ausführte, wurde in den Bereich Online Marketing investiert. In 2007 soll dieser Geschäftsbereich dann einen zweistelligen Umsatzanteil in der Gruppe erwirtschaften.
Anschließend erläuterte Finance Director Erwin Greiner die Kennzahlen der Gewinn- und Verlustrechnung. Aufgrund eines Geschäftsführerwechsels in Großbritannien gab es dort einen leichten Rückgang des Geschäfts, in Deutschland hat sich dieses aber sehr gut entwickelt. Dabei stieg das EBIT mit 13,8 Prozent auf 1,197 Mio. EUR viel stärker als die Umsätze mit 6,7 Prozent auf 16,692 Mio. EUR, weil die Effizienz im operativen Bereich gesteigert werden konnte. Das Finanzergebnis entwickelte sich um 4,8 Prozent auf 3,330 Mio. EUR leicht rückläufig, weil die Liquidität aufgrund der Dividendenzahlung und des Aktienrückkaufprogramms zurückgegangen war. Das Ergebnis pro Aktie erhöhte sich um 4,2 Prozent auf 0,25 EUR.
Im Rahmen des Aktienrückkaufprogramms wurden 344.240 Aktien oder 2,85 Prozent des Grundkapitals zu einem Durchschnittskurs von 4,66 EUR zurückgekauft. Der Aufwand hierfür belief sich auf insgesamt 1,603 Mio. EUR.
Danach übernahm wieder Herr Seiler das Wort und erklärte, dass die Syzygy im ersten Quartal 2006 einen sehr guten Start hingelegt hat. So wurden die Umsatzerlöse im Vergleich zum Vorjahresquartal um 20,7 Prozent auf 4,589 Mio. EUR gesteigert, und das EBIT legte um 40,4 Prozent auf 323 TEUR zu. Für 2006 erwartet der Vorstandsvorsitzende ein zweistelliges Umsatzwachstum und ein zweistelliges Wachstum des operativen Ergebnisses.
Wie Herr Seiler abschließend ausführte, wird der Hauptversammlung zusätzlich zur Dividende eine Sonderausschüttung von 1,50 EUR pro Aktie vorgeschlagen. Nach seiner Aussage arbeitet die Gesellschaft nun seit 16 Monaten profitabel, und die kompletten finanziellen Ressourcen werden für die weitere Wachstumsstrategie nicht benötigt. Der aktuelle Cashbestand beträgt 46 Mio. EUR, und nach der Sonderausschüttung von 18 Mio. EUR verbleiben immer noch 28 Mio. EUR.
Allgemeine Aussprache
Alexander Elsmann von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. (SdK) kritisierte zunächst, wie auch eine Reihe weiterer Redner, dass das Jahresergebnis bei der Syzygy zum größten Teil aus den Kapitalanlagen stammt und nur zu einem Viertel aus dem operativen Geschäft. Dann interessierte er sich für die geplanten Akquisitionen, wobei er wissen wollte, ob es sich um einen großen oder mehrere kleine Käufe handelt, ob man noch in 2006 mit irgendetwas rechnen kann und in welchen Geschäftsfeldern diese erfolgen sollen.
Nach Angaben der Verwaltung liegen die angepeilten Akquisitionen zwischen 5 und 20 Mio. EUR, es handelt sich also um nicht ganz so kleine Unternehmen. Ob man in 2006 etwas in dieser Richtung erwarten kann, hänge nicht nur von der Syzygy ab. So müsse der Preis stimmen, und man müsse auch die Menschen der übernommenen Firmen für sich einnehmen können. Den weiteren Ausführungen zufolge sind Akquisitionen auch im Geschäftsfeld Online Marketing interessant.
Im Hinblick auf die Ermächtigung zur Erhöhung des Grundkapitals unter TOP 6 erklärte der SdK-Sprecher, eine Erhöhung um 50 Prozent sei seines Erachtens zu viel, 25 Prozent hätten es auch getan. Des Weiteren kritisierte er die geplante Einschränkung des Rede- und Fragerechts unter TOP 9. Abschließend lobte Herr Elsmann jedoch, dass der Corporate Governance-Kodex bei der Syzygy AG eingehalten wird.
Als nächster Redner wollte Andreas Müller von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW) wissen, ob die liquiden Mittel von 28 Mio. EUR für Akquisitionen ausreichen. Hierauf meinte Herr Seiler, dass die drei Akquisitionskandidaten in 2005/2006 zwischen 5 und 20 Mio. EUR lagen und dass ja auch noch die Möglichkeit besteht, Aktien auszugeben. Die Frage, ob sich der Komplettservice der Gesellschaft für Kunden bewährt, konnte Herr Seiler nicht nur mit Ja beantworten, vielmehr sei dies auch ein Grund, warum Kunden die Syzygy auswählen. Großkunden sind nach seiner Aussage keine weggefallen.
Weiter war dem DSW-Vertreter aufgefallen, dass 110.000 Optionen verfallen sind, und so wollte er wissen, ob dies mit den Kündigungen in Großbritannien zusammenhängt, was Herr Greiner bejahte. Am Ende erkundigte sich Herr Müller noch, ob bei den Aufsichtratssitzungen Mitglieder mehr als zweimal gefehlt haben, was von Herrn Beeck verneint wurde.
Der Aktionär Alfred Weidenauer hatte vier Gegenanträge gestellt. So war er zum einen gegen die Entlastung des Vorstands, und zum anderen lehnte er die Sonderausschüttung von 1,50 EUR ab und verlangte statt dessen eine Ausschüttung von 3,00 EUR pro Aktie. Zur Begründung führte er an, der Vorstand sei unfähig, etwas mit dem Geld anzufangen, außerdem habe die Aktie seit dem Börsengang so viel an Wert verloren, dass dies auch eine Art Wiedergutmachung wäre. Wie Herr Seiler daraufhin erklärte, wäre es fatal, 3,00 EUR auszuschütten, da der Gesellschaft im Falle einer Akquisition dann keine Barmittel mehr zur Verfügung stehen würden. Bei den Akquisitionen geht das Management nach seiner Aussage etwas konservativ und sehr wählerisch vor und bedenkt auch immer die Risiken. Dass der Kurs eingebrochen ist, habe vor allem mit dem Börsencrash im Jahr 2000 zusammengehangen.
Des Weiteren kritisierte Herr Weidenauer, dass sich Großaktionäre zurückgezogen haben, und er warf die Frage auf, wann sich WPP verabschieden wird. Daraufhin betonte Herr Greiner, die Verkäufe von EsNet hätten nichts mit Vertrauensverlust zu tun gehabt, sondern damit, dass sich der Aktionär auf sein Kerngeschäft Immobilien konzentrieren wollte. Immerhin sei dieser Großaktionär zehn Jahre lang engagiert gewesen. Von einem Ausstieg von WPP sei ihm nichts bekannt, ergänzte Herr Beeck.
Den Vorwurf von Herrn Weidenauer, er habe 50.000 Aktien verkauft, wies Herr Seiler zurück, vielmehr habe er 24.500 Stück verkauft und wieder gekauft. Als Herr Weidenauer auf eine Börsenzeitung verwies, die seine Aussage belegte, erklärte Herr Seiler, diese Informationen seien falsch. Die Behauptung, im Geschäftsbericht sei eine absichtlich falsche Skalierung grafischer Darstellungen verwendet worden, um zu vertuschen, dass das Finanzergebnis höher als das operative Ergebnis ist, wies Herr Seiler zurück und warf Herrn Weidenauer aufgrund seines sehr emotionalen Tonfalls und anderer unsachlicher Kommentare Populismus vor.
Abstimmungen
Die Präsenz wurde mit 3.276.186 Aktien entsprechend 27,17 Prozent vom Grundkapital festgestellt, die Abstimmungen erfolgten im Subtraktionsverfahren. Alle Tagesordnungspunkte wurden dann mit großen Mehrheiten von über 96 Prozent im Sinne der Verwaltung verabschiedet.
Im Einzelnen abgestimmt wurde über die Verwendung des Bilanzgewinns (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Beschlussfassung über eine Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln mit nachfolgender Kapitalherabsetzung sowie Herabsetzung des bedingten Kapitals (TOP 5), eine Satzungsänderung, das genehmigte Kapital betreffend (TOP 6), die Erneuerung der Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 7), Satzungsänderungen in Anpassung an das Gesetz zur Unternehmensintegrität und Modernisierung des Anfechtungsrechts (UMAG) (TOP 8 und 9) sowie die Wahl der BDO Deutsche Warentreuhand Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Frankfurt/Main, zum Abschlussprüfer (TOP 10).
Fazit und eigene Meinung
Der Bereich Online Marketing stellt bei der Syzygy AG eine vielversprechende Möglichkeit dar, mehr Wachstum aus dem operativen Geschäft zu generieren. Internetwerbung gewinnt immer stärker an Bedeutung, vor allem da dieses Medium viel stärker genutzt wird. Heute ist es viel selbstverständlicher, Online-Angebote zu nutzen, und zwar nicht nur, weil dies inzwischen ein Teil des Lebens geworden ist, sondern auch wegen der schnelleren Übertragungsraten. Dass die Syzygy ihren Kunden Komplettangebote mit Beratung, Gestaltung sowie technischer Umsetzung bieten kann, bedeutet einen zusätzlichen Vorteil.
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