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HV-Bericht PfandFinanz Holding AG - Die Planungen klingen überaus ambitioniert
Für den 19.11.2007 hatte die Pfandfinanz Holding AG zu ihrer ersten öffentlichen Hauptversammlung in das Konferenzzentrum der Hanns-Seidel-Stiftung nach München eingeladen. Gegründet wurde das Unternehmen erst im Mai 2006, und seit dem 22.12.2006 ist die Aktie im Freiverkehr der Börse Frankfurt gelistet. Vorgelegt wurde der Jahresabschluss für das Rumpfgeschäftsjahr 2006.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Harald Gründel eröffnete die Versammlung kurz nach 13 Uhr. Erschienen waren etwa ein Dutzend Aktionären und als Gast Matthias Wahler von GSC Research. Zudem war eine Schulklasse aus einem Münchner Gymnasium anwesend. Nach der Abhandlung der Formalien verlas der Versammlungsleiter zunächst den ausführlichen Aufsichtsratsbericht, der trotz des kurzen Geschäftsjahres drei Seiten umfasste, und übergab das Wort dann an den Alleinvorstand Marco Thurow.


Bericht des Vorstands

Nach Angabe von Herrn Thurow war das Rumpfgeschäftsjahr 2006 vor allem geprägt von der Aufnahme der operativen Geschäftstätigkeit und dem Listing der Aktie im Freiverkehr. Das Grundkapital wurde im Rahmen von zwei Kapitalerhöhungen von 50 TEUR bis zum Bilanzstichtag auf 1 Mio. EUR erhöht. Nach einer weiteren Kapitalerhöhung im September dieses Jahres steht das Grundkapital nun bei 1,5 Mio. EUR.

Bereinigt um die Weihnachtszeit bestand das Geschäftsjahr, wie der Vorstand fortfuhr, operativ betrachtet nur aus rund zehn Wochen. In dieser Zeit wurden parallel zur Positionierung des Unternehmens am Markt zwölf Fahrzeuge „abgewickelt“ und damit ein Umsatz von 4.052 EUR erzielt. Obwohl die Kostenstruktur möglichst schlank gehalten wurde, überstiegen die Aufwendungen die Erlöse, und so wird ein Fehlbetrag von 141 TEUR ausgewiesen. Ausschlaggebend waren insbesondere die sonstigen betrieblichen Aufwendungen von 129 TEUR, in denen insbesondere die Kosten der Gründung, der Kapitalerhöhungen und des Listings enthalten sind.

Als Erfolgsfaktoren für die Pfandfinanz AG sieht Herr Thurow die schlanke Kostenstruktur durch den Einsatz moderner Kommunikationstechnologien an, verbunden mit dem innovativen Geschäftsmodell. Die Pfandfinanz AG soll außerhalb der „Schmuddelecke“ als frisches, dynamisches und sympathisches Unternehmen positioniert werden und sich damit positiv von anderen Firmen der Branche abgrenzen.

Das Geschäft orientiert sich dabei nach Aussage des Vorstands eng an den Kundenbedürfnissen. Angeboten wird zum einen das klassische Pfandleihegeschäft, bei dem das Fahrzeug bewertet und bis zu 80 Prozent seines Werts beliehen wird. Daneben kann der Kunde sein Fahrzeug auch verkaufen und erhält ein zeitlich befristetes Rücktrittssrecht. Da das Risiko hier höher ist, erfolgt eine Beleihung nur bis zu 60 Prozent. Und als dritte Option wird speziell Geschäftskunden die Möglichkeit geboten, nach Wertfeststellung durch ein Gutachten Maschinen oder Anlagen zu verkaufen und diese dann zurückzumieten.

Das Jahr 2007 ist nach Aussage von Herrn Thurow positiv angelaufen, allerdings in einem starken Wettbewerbsumfeld. Als umso wichtiger sieht er es an, den Kunden innovative Möglichkeiten zur Schaffung von schneller Liquidität anzubieten. Bei der Evaluierung neuer Möglichkeiten wurde die Car2Cash AG entdeckt, die das Angebot der Pfandfinanz AG gut ergänzt und deren Anteile inzwischen komplett übernommen wurden.

Die Car2Cash AG steht nun innerhalb der Gruppe für die zweite Möglichkeit, die den Kunden angeboten wird. Sie erwirbt Kraftfahrzeuge gegen Bargeld und gewährt dem Verkäufer ein zeitlich befristetes, entgeltliches Rücktrittssrecht. Der große Vorteil ist dabei laut Herrn Thurow, dass der Kunde als Mieter weiterhin frei über das Fahrzeug verfügen und dieses nutzen kann, was bei normalen Pfandleihegeschäften nicht zulässig ist. Ein weiteres Plus insbesondere für Geschäftskunden ist die gegenüber der Pfandleihe in diesem Fall gegebene Vorsteuerabzugsfähigkeit.

Mit diesem Geschäftsansatz verfügt die Car2Cash AG nach Aussage des Vorstands über eine Art Alleinstellungsmerkmal in der Branche. 60 bis 70 Prozent der Kunden entscheiden sich inzwischen für diese zweite Option, womit die Erwartungen weit übertroffen wurden. Ein Risiko für dieses Geschäftsmodell stellt nach Aussage von Herrn Thurow jedoch eine Unterlassungsklage des Verbands des deutschen Pfandleihgewerbes dar. Diese wurde aber bereits in zweiter Instanz zurückgewiesen, und der Vorstand zeigte sich zuversichtlich, dass das Urteil weiterhin Bestand hat.

Mit der Fortentwicklung der Car2Cash AG erwartet Herr Thurow eine rasante Entwicklung für die Pfandfinanz-Gruppe. Regional soll das Geschäft zunächst vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz vorangetrieben werden. Für das laufende Jahr erwartet er noch einmal einen Fehlbetrag von 53.600 EUR, bis zum Jahr 2008 sollen sich die kumulierten Umsätze aus dem normalen Pfandleihegeschäft und der Car2Cash AG nach seiner Darstellung aber bereits auf 778 TEUR belaufen, und dabei soll ein ein Jahresüberschuss von 430 TEUR erzielt werden.


Allgemeine Aussprache

Vor Eintritt in die Diskussion verlas der Aufsichtsratsvorsitzende zunächst die Tagesordnung und bat den Vorstand, auch seinen Bericht zu den Kapitalmaßnahmen vorzutragen, was einige Zeit in Anspruch nahm. Da zudem die Sitzung zur Beantwortung der Fragen jeweils für längere Zeit unterbrochen wurde, zog sich die Aussprache trotz überschaubaren Inhalts über mehr als zwei Stunden hin.

Die erste Wortmeldung kam von Frau Brendel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Diese bezeichnete das Rumpfgeschäftsjahr als kurz, aber aufgrund des Börsengangs auch ereignisreich und fragte zunächst nach den Kosten für den IPO, die der Vorstand mit etwa 120 TEUR bezifferte.

Dass die Aktie nach einem kurzen Ausschlag nach oben im Frühjahr bis heute deutlich unter den Ausgabekurs abgerutscht ist, gefiel Herrn Thurow ebenso wenig wie Frau Brendel. Als Grund konnte er sich lediglich vorstellen, dass man seitens der Gesellschaft aufgrund des fehlenden Prospekts bisher nur wenig werblich tätig war und vor dem Hintergrund des schwebenden Prozesses auch von Veröffentlichungen weitgehend abgesehen hat.

Daran anknüpfend erkundigte sich die Sprecherin der DSW nach dem Stand der Unterlassungsklage und bat den Vorstand um eine Einschätzung bezüglich der Erfolgsaussichten. Nach Auskunft von Herrn Thurow fiel die ausführliche Urteilsbegründung des OLG München in der zweiten Instanz überaus positiv aus. Man gehe bei der Gesellschaft deshalb davon aus, dass auch die Berufung der Gegenseite abgewiesen wird.

Mehr Informationen erbat sich Frau Brendel dann bezüglich der übernommenen Car2Cash AG, die ihrer Einschätzung nach nun das Aushängeschild der Gruppe darstellt. Dabei fragte sie insbesondere nach dem Kaufpreis und den letzten Umsatz- und Ergebniszahlen und wollte zudem wissen, ob die neue Tochtergesellschaft nur im Münchner Raum oder auch darüber hinaus tätig ist. In diesem Zusammenhang fragte sie auch nach, ob der Erwerb weiterer Unternehmen geplant ist.

Den Kaufpreis bezifferte der Vorstand mit 225 TEUR, der in zwei Raten bezahlt wurde. Der Umsatz belief sich im Geschäftsjahr 2006 auf rund 680 TEUR, und aufgrund der Vorlaufkosten und verschiedener Marketingmaßnahmen wurde noch ein negatives Ergebnis von mehr als 100 TEUR erzielt. Gegründet wurde die Car2Cash AG, wie Herr Thurow auf Nachfrage weiter ausführte, im Jahr 2005, der Markteintritt fand aber im Wesentlichen in 2006 statt, und hier fielen auch die wesentlichen Aufwendungen für die Ingangsetzung an.

Wie den weiteren Ausführungen von Herrn Thurow zu entnehmen war, ist die Car2Cash AG zurzeit vorwiegend im Münchner Raum aktiv, bietet ihre Dienstleistungen über das Internet aber auch in anderen Regionen an. Die Eröffnung von Niederlassungen ist dagegen nach seiner Angabe nicht geplant. Dass der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit künftig auf die Tochter gelegt wird, wollte er so nicht bestätigen. Grundsätzlich sollen beide Gesellschaften vorangetrieben und in Deutschland möglichst flächendeckend aufgestellt werden, während man sich in Österreich und der Schweiz zunächst auf jeweils einen Standpunkt konzentrieren will.

Weitere Zukäufe sind laut Herrn Thurow derzeit nicht konkret geplant. Grundsätzlich kommt es nach seiner Aussage aber durchaus in Betracht, dass weitere Tochtergesellschaften erworben werden. In den kommenden Jahren werden jedoch, wie er bestätigte, mehr als zwei Drittel der Umsätze auf die Car2Cash AG entfallen.

Nicht recht nachvollziehen konnte Frau Brendel ebenso wie Kleinaktionär Jännicke die Beweggründe für den Kauf von 25.000 Aktien an der Ethanex Energy Inc., der im Bericht des Aufsichtsrats explizit aufgeführt war. Insbesondere interessierte die beiden, welches Ergebnis mit diesem Engagement erzielt wurde. Nach Auskunft von Herrn Thurow wurden diese Aktien inzwischen mit Verlust veräußert, der jedoch durch einen Kurssicherungsvertrag egalisiert wurde.

Das Geschäftsmodell der Pfandfinanz AG sah Frau Brendel grundsätzlich als interessant an, eine Aussage über dessen Tragfähigkeit wagte sie aber noch nicht. Für eine Beurteilung wollte sie auf die nächste Hauptversammlung warten, die, wie sie anmerkte, dann vielleicht auch innerhalb der gesetzlichen Frist stattfinden wird. Ihre abschließende Frage nach der Aktionärsstruktur wollte der Vorstand nicht beantworten. Dies ist nach seiner Aussage nicht Gegenstand der Hauptversammlung.

Einige weitere Fragen kamen von zwei Kleinaktionären. So erkundigte sich Herr Jännicke nach mehr Details zu den einzelnen Pfandvorgängen wie der durchschnittlichen Größe und der Dauer, der Quote der Fahrzeuge, die auch wieder ausgelöst werden, und der Zahl der bisher insgesamt abgewickelten Vorgänge. Wie Herr Thurow in seiner Antwort darlegte, schwankt die Größe der einzelnen Vorgänge sehr stark, weshalb die Nennung einer durchschnittlichen Zahl nicht sinnvoll wäre. Insgesamt wurden bis heute ohne Car2Cash 35 Vorgänge abgeschlossen, von denen fünf mit der Versteigerung des Fahrzeugs endeten. Die Dauer der Vorgänge beträgt in der Regel zwischen vier Wochen und sechs Monaten und wird dem Einzelfall angepasst.

Aktionär Zitzmann wollte Näheres zur Expansionspolitik erfahren. Dabei konnte er sich sowohl die Errichtung eigener Niederlassungen als auch eine Art Franchising-System vorstellen. Nach Auskunft von Herrn Thurow steht noch nicht fest, wie die Expansion im Detail umgesetzt werden soll. Zudem interessierte den Aktionär, ob das Geschäft auf neue Sparten ausgeweitet werden soll. Hier erinnerte der Vorstand daran, dass bereits heute neben den Fahrzeugen auch Maschinen und Anlagen angenommen werden, bei denen die Anforderungen jedoch weit umfangreicher sind.


Abstimmungen

Die Präsenz wurde von Herrn Gründel mit 645.404 Aktien oder 43,03 Prozent des Grundkapitals bekannt gegeben, das sich seit der letzten Kapitalerhöhung auf 1,5 Mio. EUR beläuft. Alle Beschlüsse wurden mit großer Mehrheit gefasst.

Im Einzelnen waren dies die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Wahl der AVENTAS GmbH zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr (TOP 4), die Wiederwahl der Herren Harald Gründel, Christoph Weller und Andreas Freiherr von Zobel in den Aufsichtsrat (TOP 5), die Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals (TOP 6) und die Ermächtigung zur Ausgabe von Genussscheinen und/oder Wandelgenussscheinen (TOP 7).

Nach etwas mehr als drei Stunden war die erste öffentliche Hauptversammlung der Gesellschaft beendet.


Fazit

Bei der Pfandfinanz Holding AG werden große Pläne verfolgt. Insbesondere nach der Übernahme der Car2Cash AG will der Vorstand den Pfandleihemarkt aufrollen und meint über einen großen Vorsprung zu verfügen. Inwieweit es tatsächlich gelingt, mit dem kleinen Unternehmen gegen die Großen der Branche anzukommen, bleibt abzuwarten. Die Planzahlen für 2008, wonach bei einem Umsatz von 778 TEUR ein Gewinn von stolzen 430 TEUR erwirtschaftet werden soll, klingen mit Blick auf das bisher sehr überschaubare Geschäftsvolumen jedenfalls überaus optimistisch.


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Veröffentlichungsdatum: 24.11.2007 - 11:03
Redakteur: mwa
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