Am 24. Oktober 2007 hat die Marseille-Kliniken AG ihre Zahlen für das am 30. Juni 2007 zu Ende gegangene Geschäftsjahr 2006/2007 bekannt gegeben und dabei von einer neuerlichen Steigerung von Umsatz- und Ergebnis berichtet. Insgesamt legten die Umsatzerlöse auf 214,8 Mio. EUR (Vorjahr: 210,4) Mio. EUR zu, das Ergebnis bereinigt nach DVFA/SG (IFRS) wuchs im Geschäftsjahr 2006/2007 auf 10,5 (Vorjahr: 9,3) Mio. EUR. Je Aktie entspricht dieses einem Ergebnisanstieg um 0,10 EUR auf 0,86 EUR (Vorjahr: 0,76 EUR). Das EBITDAR konnte von 58,0 Mio. EUR im Vorjahr auf 61,8 Mio. EUR und das EBIT auf 20,2 Mio. EUR (Vorjahr: 19,4 Mio. EUR) gesteigert werden. Ebenfalls eine Verbesserung ist beim bilanzierten Eigenkapital mit einem Anstieg auf 71,2 (Vorjahr: 66,8) Mio. EUR zu vermelden, dies entspricht einer Steigerung der Eigenkapitalquote von 23,0 nach zuvor 20,7 Prozent.
Als operativer Wachstumstreiber hat sich erneut das Kerngeschäftsfeld „Pflege“ erwiesen. Mit einer Bettenkapazität von 7.287 (Vorjahr: 7.134) zum Bilanzstichtag, verteilt auf 53 Einrichtungen konnte das Geschäftsvolumen auf 166,5 (Vorjahr: 162,7) Mio. EUR ausgeweitet werden. Bedingt durch die jüngste Sale-and-Lease-Back-Transaktion verringerte sich das Segmentergebnis (nach DVFA) einmalig um rund 0,5 Mio. EUR, 12,7 (Vorjahr: 12,5) Mio. EUR zu. Die Auslastung erreichte im Schnitt nach 91,6 Prozent im Vorjahr einen Wert von 92,8 Prozent. Im Konzern stieg damit die Gesamtkapazität auf 8.765 Betten. Die Konzernauslastung lag mit 89,7 Prozent über dem Niveau des Vorjahres von 88,2 Prozent.
Ebenfalls planmäßig gestaltete sich die Entwicklung in der Reha mit einem Rückgang der Bettenzahl von 1.569 im Vorjahr auf nunmehr 1.478 Betten verteilt auf insgesamt 10 Einrichtungen. Nach den Rückgängen in der Vergangenheit konnte die Auslastungsquote mit einem Anstieg auf 75,9 (Vorjahr: 74,2) Prozent wieder zulegen, die Segmentumsatzerlöse verbesserten sich auf 48,3 (Vorjahr: 47,7) Mio. EUR, bei einem infolge der besseren Auslastung gestiegenen DVFA/SG-Ergebnis (IFRS) von minus 2,2 (Vorjahr: - 3,6) Mio. EUR.
GSC Research nahm die Bekanntgabe der Eckdaten zum Anlass, mit dem Vorstandsvorsitzenden Axel Hölzer über die wesentlichen Entwicklungen des vergangenen Geschäftsjahres sowie die weiteren strategischen Überlegungen des Unternehmens zu sprechen. Das vorliegende Interview führte Alexander Langhorst.
Axel Hölzer (CEO): „Zielmarke von 12.000 Betten bis Ende 2008 hat weiterhin Bestand“
GSC Research: Die Entwicklung des abgelaufenen Geschäftsjahres bestätigt ja die im Markt seit längerem erwartete Fortsetzung des Wachstums im Segment Pflege und eine Reduzierung des Fehlbetrages in der Reha. Trotz weiterer Fortschritte auf der Umsatz- und Auslastungsseite musste dort erneut ein Verlust verkraftet werden.
Hölzer: Das ist leider richtig, dennoch sehen wir die Reha-Sparte, die uns zugegebenermaßen in den letzten Jahren wenig Freude bereitet hat, inzwischen auf dem richtigen Weg. Die eingeleiteten Maßnahmen zur Gesundung des vorhandenen Portfolios durch die Schließung bzw. Umwidmung nicht mehr wirtschaftlicher betreibbarer Kapazitäten und Standorte haben wir im vergangenen Geschäftsjahr weitgehend abgeschlossen und damit einen wichtigen Grundstein für die weiteren Schritte gelegt.
GSC Research: Die wie aussehen werden?
Hölzer: Der zweite wichtige Schritt ist die ebenfalls bereits eingeleitete „Bereinigung der Finanzierungsseite“ der Reha-Sparte in der Bilanz von Marseille-Kliniken. Vereinfacht gesagt wollen wir die Strategie der Sale-and-Lease-Back-Transaktionen hier weiter fortsetzen, um die Immobilien und deren Finanzierung aus der Bilanz zu bekommen. Bei den letzten beiden Sale-and-Lease-Back-Transaktionen waren auch jeweils Reha-Immobilien enthalten, so dass aktuell nur noch die Objekte der drei kleineren Kliniken im Bestand sind. Auch hier strebt Marseille-Klinken auf Sicht eine Trennung von den Immobilien an um im dritten Schritt einen Komplett- oder Teilverkauf der Reha-Sparte realisieren zu können.
GSC Research: Die Aktionäre und der Kapitalmarkt werden es sicherlich gerne hören, dass die Bemühungen zum Verkauf voranschreiten, es stellt sich jedoch die Frage inwieweit hier vernünftige Konditionen bei einem noch negativen Jahresergebnis erzielt werden sollen?
Hölzer: Ich kann diese Skepsis zwar nachvollziehen, teile diese aber nicht. Die im letzten Jahr abgeschlossene planmäßige Rückführung der Kapazitäten im Bereich Rehabilitation hat uns hier einen sehr wichtigen Schritt vorangebracht und dazu geführt, dass wir im ersten Quartal des laufenden Jahres die Auslastung in diesem Segment deutlich auf ca. 87% (Vorjahr: 76,7%) ausweiten konnten. Auch die aktuelle Belegungslage in den ersten Wochen des zweiten Quartals sieht gut aus, so dass wir in der jetzigen Aufstellung und den heutigen Kostenstrukturen im laufenden Jahr nicht mehr mit einem negativen Ergebnisbeitrag aus der Reha-Sparte rechnen.
GSC Research: Das hört sich vielversprechend an. Geht die Verbesserung der Bettenauslastung allein auf die Reduzierung der Bettenzahl zurück oder hilft die aktuelle Belebung am Arbeitsmarkt auch bei den psychosomatischen Indikationen?
Hölzer: Es ist eine Mischung aus den beiden von Ihnen geschilderten Effekten. Unsere somatischen Abteilungen laufen sehr gut mit stabilen Auslastungsquoten von über 90 Prozent, auch in der Psychosomatik liegen wir inzwischen deutlich über 80%. Hierbei ist jedoch neben dem verbesserten Arbeitsmarktumfeld und der damit einhergehenden wieder zunehmenden Nachfrage auch nach solchen Reha-Angeboten auch die Reduzierung der Bettenzahlen zu berücksichtigen.
GSC Research: Würden Sie aus heutiger Sicht bereits eine Prognose für den Bettenauslastungsgrad in der Reha für das Gesamtjahr 2007/2008 zutrauen?
Hölzer: Im Jahresschnitt rechnen wir mit einem Wert im Bereich von etwa 88 Prozent und somit einer deutlichen Verbesserung gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
GSC Research: Noch mal zurück zum Verkauf der Reha-Aktivitäten, wie schätzen Sie das Interesse am Markt für das Reha-Geschäftsmodell ein?
Hölzer: Grundsätzlich ist festzustellen, dass das Käuferinteresse für Rehakliniken in den vergangenen ein bis zwei Jahren deutlich besser geworden ist. Das der Kapitalmarkt Vertrauen in das Geschäftsmodell hat zeigt deutlich der Umstand, dass es für uns problemlos möglich gewesen ist, bei den letzten beiden Sale-and-Lease-Back-Transaktionen auch jeweils Reha-Immobilien bei Investoren zu platzieren, in der letzten Transaktion sogar mit einem Schwerpunkt bei den Reha-Objekten.
Bezogen auf die Verkaufschancen unseres Reha-Geschäfts bin ich ebenfalls positiv gestimmt, dass wir nach Erledigung unserer Hausaufgaben und mit Verlassen der Verlustzone hier zu einem erfolgreichen Abschluss kommen werden. Je nach Interesse am Markt kommt dabei sowohl ein Komplettverkauf als auch ein Verkauf der einzelnen Kliniken in Betracht.
GSC Research: Können Sie uns hierfür aus heutiger Sicht auch schon einen konkreten Zeithorizont nennen?
Hölzer: Bitte haben Sie Verständnis dafür dass dies zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht mit der nötigen Sicherheit möglich ist. Lassen Sie mich aber klar sagen, ohne unsere Bemühungen zum Verkauf damit in Frage zu stellen, dass wir hierbei keinen Zeitdruck verspüren, da wir in der jetzigen Struktur dieses Geschäftsbereiches kein Geld mehr verlieren, sondern eher noch einen zusätzlichen Ergebnisbeitrag bis zum Verkauf realisieren werden.
GSC Research: Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei den weiteren Bemühungen zum Verkauf. Lassen Sie uns auf das operativ bereits seit Jahren deutlich erfreulichere Geschäftsfeld Pflege zu sprechen kommen. Die Umsatz- und Ergebnisentwicklung ist hier ja erneut positiv verlaufen, wie sieht es mit der Belegungsquote der in den vergangenen Monaten neu ans Netz gekommenen Häuser aus?
Hölzer: Hier sind wir auf einem guten Weg, wie nicht zuletzt unsere auf 92,8 nach 91,6 Prozent verbesserte Belegungsquote belegt. Entscheidend ist sowohl bei den neuen Häusern aber auch den Bestandsobjekten das Thema Spezialisierung und Marketing und dabei die Umsetzung vor Ort. Auf diesem Gebiet können wir von unseren langjährigen Erfahrungen und der sehr zielgruppenorientierten Vorgehensweise profitieren. Zuletzt haben wir uns im Konzern mit einem Marketingdirektor verstärkt der zuvor für den französischen Hotelkonzern Accor das Marketing in Deutschland verantwortet.
GSC Research: Wie muss man sich die Umsetzung konkret vorstellen?
Hölzer: Beim Marketing profitieren wir heute, ähnlich wie auch in anderen Bereichen von der im Unternehmen seit vielen Jahren vorangetriebenen Standardisierung und Vereinheitlichung von Arbeitsabläufen. Hierdurch ist es möglich erprobte Abläufe und Strategien konzernweit anzuwenden und umzusetzen ohne das die Führung vor Ort für jede sich stellende Herausforderung erst zeitaufwändig eigene Lösungsansätze entwickeln muss. Zudem können wir mit zentral gesteuerten und zielgruppenorientierten Marketingmaßnahmen eine deutlich höhere Durchschlagskraft am Markt erzielen.
GSC Research: Das hört sich vielversprechend an, anhand welcher Parameter messen Sie den Erfolg dieser Strategie?
Hölzer: Am aussagekräftigsten ist unseres Erachtens der Vergleich mit dem Wettbewerb vor Ort, bei der Belegungsquote liegen wir mit unseren Häusern regelmäßig um 3 bis 4 Prozent besser als der Marktdurchschnitt.
GSC Research: Lassen Sie uns zurückkommen auf die neuen Häuser und die weitere Wachstumsstrategie des Unternehmens. Wie sieht hier die aktuelle Entwicklung aus?
Hölzer: Wir sind hier gut unterwegs, in den ersten Monaten des neuen Geschäftsjahres sind bereits 310 Betten neu ans Netz gegangen. Ebenfalls erfreulich hat sich auch die Auslastungsquote der Bestandseinrichtungen entwickelt, die im I. Quartal ebenfalls deutlich auf 93,7% (Vorjahr: 92,6%) gesteigert werden konnte. In den kommenden Monaten soll das Bettenwachstum in der Pflege weiter vorangetrieben werden.
GSC Research: In der Vergangenheit haben Sie beim Wachstum stets einen Mix aus organischen und anorganischem Wachstum, also Geschäftsausweitung durch Übernahme bereits bestehender Häuser propagiert, wie sehen hier die Planungen im laufenden Jahr aus?
Hölzer: Diese Strategie hat weiterhin Bestand, es liegt jedoch in der Natur der Sache, dass anorganische Wachstumsschritte über Zukäufe nur sehr schwer im Vorfeld planbar sind und überdies in erheblichem Maße von der Verfügbarkeit geeigneter Zielobjekte am Markt.
GSC Research: Stehen denn nicht nach wie vor eine Vielzahl von Einrichtungen zum Verkauf?
Hölzer: Das stimmt. Allerdings werden diese von den abgabewilligen Alteigentümern zu unattraktiven Konditionen angeboten, so dass sich ein Erwerb für uns nicht aufdrängt. Aus diesem Grunde haben wir uns auf diesem Sektor bisher sehr zurückhaltend verhalten, wir beobachten den Markt jedoch stets sehr genau.
GSC Research: Wo liegen nach Ihrer Vorstellung die Schwerpunkte der weiteren Expansion?
Hölzer: Wachsen wollen wir im Geschäftsjahr 2007/2008 vor allem im 2-Sterne-Segment sowie durch den Ausbau des Bereiches "Betreuten Wohnen".
GSC Research: Der Bereich „Betreutes Wohnen“ ist ein vergleichsweise neues Betätigungsfeld von Marseille-Kliniken, wo liegt der besondere Charme dieses Geschäftsmodell aus Sicht des Unternehmens?
Hölzer: Richtig, jedoch sind wir in Halle/Saale und Potsdam bereits seit einiger Zeit im „Betreuten Wohnen“ aktiv und halten dieses Modell für weiter ausbaufähig. Der Hauptunterschied zum klassischen Bett im Pflegeheim besteht darin, dass wir beim „Betreuten Wohnen“ mit der Immobilie als solcher nichts zu tun haben, hier existiert ein ganz normales Mietverhältnis zwischen Bewohner und Vermieter. Von Marseille-Kliniken werden dort lediglich ambulante Pflegeleistungen sowie weitere individuell zubuchbare Komponenten wie z.B. ein Hausmeisterservice angeboten.
Im Gegensatz zu einem klassischen Pflegeheim sind die Auflagen in Bezug auf die Immobilie und die starren Personalvorgaben, wie die Fachkraftquote sinnvoller Weise abgeschwächt. Angesichts der meist geringen Einstufung in Pflegestufen ist dies auch aus qualitativen Gesichtspunkten unproblematisch. Hierdurch lässt sich eine deutlich bessere EBIT-Marge, die dreifachen Wert aus dem stationären Bereich erreichen kann, bei zugleich geringerem finanziellen Risiko für den Betreiber sowie geringere Kosten für Pflegekassen, Sozialhilfeträger und aufzuwendender Eigenanteil der Pflegebedürftigen realisieren. Aus diesem Grunde halten wir dieses Modell für alle Beteiligten für sehr interessant und wollen dort erklärtermaßen auch weiter wachsen.
GSC Research: Lassen Sie uns zur Wachstumsstrategie und der erklärten Zielsetzung von 12.000 Betten bis zum Ende des Jahres 2008 zurückkommen. Welchen Mix aus Neueröffnungen und Zukäufen streben Sie zur Erreichung dieser Zielsetzung an?
Hölzer: Um es noch mal zu verdeutlichen, unser Ziel ist es bis Ende 2008 im Unternehmen über eine vertraglich gebundene Gesamtbettenkapazität von 12.000 Betten zu verfügen. An dieser Zielsetzung halten wir auch weiterhin fest, in der Zahl von 12.000 Betten sind jedoch die knapp 1.500 im Segment Reha mit enthalten.
Aktuell verfügen wir über 7.300 Betten in der Pflege, zuzüglich 300 die im laufenden Jahr bereits an den Start gegangen sind, von diesen insgesamt 7.6000 entfallen rund 880 Betten auf das „Betreute Wohnen“ bzw. die ambulante Pflege. Ferner haben wir schon etwas über 600 Betten vertraglich gebunden, so dass eine Differenz von 8.400 Betten auf 10.500 Betten übrig bleibt. Diese aktuell noch bestehende Lücke wird geschlossen werden durch weitere Pflegebetten, im Wesentlichen jedoch durch eine Ausweitung der Kapazitäten im Betreuten Wohnen.
GSC Research: Aus Investorensicht von besonderem Interesse ist natürlich auch die Frage nach der zu erwartenden Dividende für das vergangene Geschäftsjahr. Wie sehen hier die Planungen des Vorstandes aus?
Hölzer: Wie Sie ja wissen, Herr Langhorst, unterbreitet der Vorstand dem Aufsichtsrat einen Gewinnverwendungsbeschluss, der nach entsprechender Billigung durch das Kontrollgremium der Hauptversammlung zur Beschlussfassung vorgelegt wird. Der Vorschlag für die Hauptversammlung, welche am 04. Dezember 2007 in Berlin stattfinden wird, lautet auf 0,25 EUR je Aktie.
GSC Research: Dann lassen Sie es mich einmal anders formulieren…
Hölzer: (lacht)
GSC Research: …im vergangenen Jahr haben Sie den Anteilseignern eine Dividende von 0,40 EUR je Aktie ausgeschüttet, wobei sich dieser Betrag aus einer Basisdividende von 0,25 EUR je Anteilsschein und einem Bonus von 0,15 EUR für die Sale-and-Lease-Back-Transaktion zusammengesetzt hat. Wollen Sie auch künftig an der dieser Ausschüttung zugrundeliegenden Dividendenpolitik festhalten?
Hölzer: Ja. Grundsätzlich streben wir eine Ausschüttungsquote von gut 30 Prozent an. Angesichts der nach wie vor bestehenden erheblichen Wachstumspotentiale halte ich dies für einen vernünftigen Mittelweg bei der Gewinnverwendung.
GSC Research: Unter welchen Bedingungen können Sie sich in der Zukunft überhaupt eine Anhebung der Ausschüttungen vorstellen?
Hölzer: Bei der von uns angestrebten weiteren positiven Geschäftsentwicklung die natürlich auch mit entsprechenden Ergebnisverbesserungen einhergehen soll, ergibt sich ja automatisch Spielraum für eine Anhebung. Eine Erhöhung der Ausschüttungsquote insgesamt halte ich derzeit für eher unwahrscheinlich, da wir weiterhin noch erhebliches Wachstumspotential für das Unternehmen sehen und uns auch bei der Eigenkapitalquote noch weiter verbessern wollen.
GSC Research: Welche inzwischen erfreulicherweise bereits bei 23,0 nach zuvor 20,7 Prozent liegt.
Hölzer: Richtig. Unsere Zielsetzung ist hier jedoch eine Größenordnung von über 30 Prozent. Dann wird man sicherlich auch noch einmal die Ausschüttungsquote auf über 30% überdenken können.
GSC Research: Wie sehen die Planungen des Unternehmens für das laufende Geschäftsjahr aus?
Hölzer: Durch die zusätzlichen Kapazitäten in der Pflege sowie die insgesamt positive Belegungsentwicklung der Bestandsbetten in beiden Geschäftsbereichen rechnen wir mit einem deutlichen Umsatzwachstum auf 240 Mio. EUR sowie einem unbereinigten EBIT in Höhe von 24 Mio. EUR.
Aufgrund der Unternehmenssteuerreform können im Geschäftsjahr in der Vergangenheit gebildete latente Steuerrückstellungen in Höhe von 4,5 Mio. EUR erfolgswirksam aufgelöst werden, daher wird das Ergebnis nach Steuern mindestens 18 Mio. EUR betragen.
GSC Research: Abschließend noch eine Einschätzung zum aktuell in der Öffentlichkeit ja sehr stark diskutierten Qualitätsdefizit in der Altenpflege in Deutschland. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Hölzer: Wir begrüßen es sehr, dass die Frage der Qualität auch in der öffentlichen Wahrnehmung der Branche inzwischen eine größere Rolle einnimmt. Nur eine klare Nennung der Problembereiche und eine strikte Qualitätskontrolle kann hier zur Verbesserung der erbrachten Leistungen insgesamt führen.
Unser Unternehmen, die Marseille-Kliniken AG setzt ja bereits seit vielen Jahren bewusst auf Qualität und hat die erforderlichen IT-und organisatorischen Strukturen geschaffen, jederzeit einen Überblick über den Status auf diesem Gebiet zu besitzen und damit sehr frühzeitig auf mögliche Probleme reagieren zu können.
GSC Research: Könnten Sie uns bitte erläutern, wie man sich das konkret vorstellen kann?
Hölzer: Dank unserer leistungsfähigen und konzernweit implementierten IT, sowie der konzernweiten Standardisierung von Arbeitsabläufen können wir sämtliche Pflegevorgänge und sonstigen Ereignisse und Daten lückenlos protokollieren und analysieren. Die IT ermöglicht es uns, dass wir die Ergebnisse und Auswertungen sehr zeitnah erhalten und auch entsprechend schnell auf Problemfelder reagieren können.
Wir gehen aber bewusst noch einen Schritt weiter und nutzen die Qualitätsfrage auch als Chance die potenziellen Bewohner von unserer Qualität zu überzeugen. Erreicht wird dies über die Vergabe von sog. „Qualitätssiegeln“ an die einzelnen Häuser. Vor der Vergabe erfolgt ein entsprechendes Audit der Einrichtung analog zu den Prüfungen des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) im Rahmen der Heimüberwachung. Ebenfalls fließt hier das Ergebnis einer anonym erhobenen Angehörigenbefragung mit ein. Nur wenn in der Summe eine Gesamtquote besser als 2,0 (Schulnotensystem von 1-5) erzielt wird erhält das Haus auch das entsprechende Qualitätssiegel. Im Ergebnis versprechen wir uns davon einen klaren Wettbewerbsvorteil der nicht nur unseren Bewohnern sondern letztlich auch den Anteilseignern zu Gute kommt.
GSC Research: Wie sieht es in dieser Frage beim Wettbewerb aus?
Hölzer: Sie haben ja die entsprechenden Veröffentlichungen zu diesem Thema in der Presse verfolgen können. Es gibt sicherlich eine Reihe ebenfalls guter Anbieter im Markt, leider ist die Zahl der Einrichtungen mit Defiziten jedoch nach wie vor zu hoch.
GSC Research: Inwieweit könnte es sich belastend für Marseille-Kliniken auswirken, wenn Wettbewerber versuchen würden die Qualitätsstrategie des Unternehmens zu kopieren?
Hölzer: Grundsätzlich ist es möglich unsere Verfahren zu kopieren und auf andere Unternehmen der Branche zu übertragen. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass es nicht mit der Übertragung allein getan ist, sondern auch die Implementierung in dem jeweiligen Unternehmen umgesetzt werden muss und dass ist nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen.
GSC Research: Wie würden Sie den zeitlichen Vorsprung von Marseille-Kliniken auf diesem Gebiet beziffern?
Hölzer: Das ist eine schwierige Frage, gehen Sie aber mal davon aus, dass es mindestens eineinhalb bis zwei Jahre dauert so etwas einzuführen und reibungslos „zum Laufen“ zu bringen. Es geht ja nicht allein um IT-Systeme und Tools, sondern Sie müssen ja auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsprechend einarbeiten und von der Richtigkeit des eingeschlagenen Weges überzeugen.
GSC Research: Herr Hölzer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen weiterhin viel Erfolg.
Veröffentlichungsdatum:
25.10.2007
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Redakteur:
ala