Doch auch weiterhin liegt der Schwerpunkt von Das Werk im stark wachsenden Markt der digitalen Postproduktion (=Filmnachbearbeitung); in diesem Bereich wurden zuletzt ca. 86 Prozent der Umsätze erzielt. In diesem Geschäftsfeld versieht die Firma Bildmaterial nach der Produktion mit digitalen Effekten, korrigiert mögliche Fehler oder fügt vergessene Details ein, was wesentlich billiger als die Anberaumung neuer Drehtermine ist. In diesem Segment ist Das Werk eindeutiger Marktführer in Deutschland. Den größten Anteil am Umsatz dieser Sparte nehmen Werbeagenturen ein, bei denen sich verunglückte Spots verheerend auf das Kundenverhältnis auswirken könnten.
Besonders die Kundenliste ist dabei beeindruckend, von namhaften Werbeagenturen reichen die Referenzen über Fernsehsender wie ZDF, MTV und RTL bis hin zu Produzenten von Musikvideos wie beispielsweise Sony Music. Dabei stützt sich Das Werk auf eine breite Bsis von 300 Kunden, von denen die größten 10 die Hälfte des Umsatzes ausmachen; größere Abhängigkeiten bestehen hier also nicht.
Der Bereich Spielfilme erfährt erst durch die Fusion mit Road Movie vor wenigen Monaten echte Bedeutung; bislang produzierte Road Movie jährlich rund 12 Kinofilme, die auch international verwertbar sind. Allerdings handelt es sich dabei meist um die Produktionen von Nachwuchsregisseuren, so daß übermäßigen Kassenschlager nicht unbedingt zu erwarten sind. Interessant ist, daß Road Movie-Direktor Wim Wenders alle Rechte an seinem 70 Filme umfassenden Rechtebestand in die Gesellschaft mit einbringt, so daß in der Gesellschaft eine Reihe durchaus interessanter Lizenzen liegen.
Mit dem Erlös aus dem Börsengang will Das Werk die internationale Expansion voranbringen und die Zahl der produzierten Filme weiter erhöhen; sehr positiv fällt auf, daß alle ausgegebenen Aktien aus einer Kapitalerhöhung stammen, was für das Vertrauen des Management in eine erfolgreiche Entwiclung der Gesellschaft spricht. In Anbetracht von Wachstumsraten von über 40 Prozent im Durchschnitt der letzten Jahre sowie erwarteter Steigerungen im Bereich von mindestens 50 Prozent p.a. ist das auch kein Wunder.
Die Bewertung der Aktie ist schon zur Emission mit einem 2000er-KGV von fast 40 nicht mehr ganz billig; die hervorragenden Marktstellung des Unternehmens sowie die guten Zuwachsraten rechtfertigen aber auch Kurse von 30 Euro (=KGV ca. 55) problemlos. Engagements in Höhe der aktuellen Graumarktkurse bei rund 40 Euro dagegen erscheinen kurzfristig überzogen, sofern die Medien-Phantasie nicht auch bei Das Werk für explodierende Kurse sorgt.
Glückliche Zeichner sollten die Aktie darum langfristig halten; wer nicht zum Zuge kam, der sollte zunächst abwarten und bei Kursen im Bereich von 30 Euro gegebenenfalls Positionen aufbauen. Wie die meisten Medienwerte dürfte aber auch Das Werk zunächst zum Spielball der Spekulanten werden, so daß Kursprognosen nahezu unmöglich sind.