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Neuemission Schnigge - Wohl so ziemlich jeder Neuemissions-Jäger ken
Wohl so ziemlich jeder Neuemissions-Jäger kennt Schnigge schon, allerdings weniger als Aktie, sondern vielmehr als bekannten Indikator der berühmten "Gaumarktkurse" im Handel per Erscheinen, die schon im Vorfeld einer Emission einiges über den voraussichtlichen Erfolg bei der Erstnotiz aussagen. In diesem Segment hat sich Schnigge als eindeutiger Marktführer etabliert.

Jetzt geht der Makler selbst an die Börse; ab morgen können interessierte Anleger bei Interesse zu 41 Euro ihre Kaufwünsche abgeben, wobei in diesem Fall ausnahmsweise nicht schon an den Graumarktkursen abzulesen ist, ob die Zeichnung lohnt. Trotz des schlechten Umfeldes erscheint die Zeichnung jedoch schon aufgrund des niedrigen KGVs von nur gut 11 für das laufende Jahr interessant; angesichts der bislang hervorragenden Entwicklung des Unternehmens und der weiterhin guten Aussichten dürfte diese Bewertung keinesfalls als zu hoch gelten.

So konnte Schnigge den Umsatz allein von 1996 bis 1998 mehr als verdreifachen; der Jahresüberschuß verzehnfachte sich in diesem Zeitraum sogar. Auch im laufenden Jahr wird erneut eine deutliche Steigerung erwartet, wobei die anvisierten 30 Prozent Umsatzplus angesichts des Neuemissionsbooms kein besonders Problem darstellen sollten. Auch der anvisierte Jahresüberschuß von 9 Mio. Euro dürfte mühelos übertroffen werden, da schon in den ersten 5 Monaten mehr als die Hälfte davon erreicht worden war; die Bewertung sollte damit de facto noch etwas günstiger ausfallen, als sie ohehin schon ist.

Mit dem vollständig dem Unternehmen zufließenden Erlös sollen die bestehenden Geschäftsfelder weiter ausgebaut werden sowie das Neuemissionsgeschäft neu aufgebaut werden, wofür die notwendige Lizenz schon vorhanden ist. Auch in der Vermögensverwaltung und dem phantasieträchtigen Internethandel will Schnigge aktiv werden. Als strategischen Vorteil kann das Unternehmen dabei neben den guten Beziehungen zur AHAG und "einer Müncher Direktbank" vor allem auf die hohe Bekanntheit des Namens bauen.

Die Aussichten des Unternehmens legen somit trotz der schwachen Börsenphase, von der Finanzdienstleister wie immer überdurchschnittlich betroffen sind, eine Zeichnung der Aktie nahe. Allerdings ist aus unserer Sicht zu bedenken, daß trotz der günstigen Bewertung mit einem KGV von vermutlich unter 10 für 1999 und schätzungsweise 6 bis 7 für 2000 andere Titel der Branche noch einmal erheblich günstiger sind. Als Beispiel sei dabei auf Valora verwiesen, die allein auf Basis der Gewinne im ersten Halbjahr 1999 bereits ein KGV von unter 7 aufweisen.

Die Schnigge-Aktie dürfte somit wie alle Titel der Branche damit zu kämpfen haben, daß Finanzdienstleister in schwachen Börsenphasen zu unglaublichen Spottpreisen gehandelt werden, ohne daß die fundamentalen Aussichten sich in annähernd ähnlichem Maße verschlechtert hätten. Die Zeichnung ist darum nur für spekulative Investoren interessant; als längerfristige Anlage sollte man Schnigge zwar im Auge behalten, wir favorisieren jedoch derzeit andere, noch günstiger bewertete Titel.



Veröffentlichungsdatum: 06.08.1999 - 04:00
Redakteur: bf
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